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Til Schweiger Til Schweiger - Gießener Allgemeine

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CDS VOR GERICHT<br />

The Wörld Is Yours<br />

»We are Motörhead and we play Rock’n’Roll« – mit dieser Ankündigung<br />

beginnt und endet jedes Motörhead-Konzert seit<br />

35 Jahren. Wenn man sich sonst schon in diesem Leben auf<br />

nichts mehr verlassen kann, so bleibt die Band die einzige Konstante.<br />

Seit nunmehr 35 Jahren veröffentlichen Lemmy Kilmister,<br />

Philip Campbell und Mikkey Dee Musikalben. Das neue Album<br />

ist das 20. einer unvergleichlichen Karriere zwischen Livetouren,<br />

MOTÖRHEAD<br />

Musikaufnahmen und Alkohol- und<br />

Drogenexzessen. Insofern ist es ein<br />

Wunder, dass der mittlerweile 65-jährige<br />

Kilmister noch immer am Leben<br />

ist und uns seine Lebensphilosophie<br />

»Rock’n’Roll music is my religion,<br />

I'll do it till the day I die« entgegenröcheln<br />

kann. Als Singen kann man<br />

das, was er macht, nämlich nicht mehr<br />

bezeichnen. Auch die neue Platte hält<br />

sich nicht mit pseudointellektuellen<br />

Texten auf, sondern kommt mit einfühlsamen<br />

Titeln wie »Bye bye bitch« und »Born to loose« direkt<br />

zur Sache. Die Musik steht dabei nicht nach. Harter, direkter<br />

Gitarrensound, der zwischen Metal und Punk angesiedelt ist –<br />

Motörhead-Stil eben. Es gibt keine langsamen Songs, keine<br />

»Powerballaden«, stattdessen: Voll auf die Zwölf. Über Kritiker, die<br />

behaupten, dass Motörhead immer den gleichen Song spielen,<br />

kann Kilmister nur lächeln. Auch in 20 Jahren wird es noch heißen:<br />

»We are Motörhead and we play Rock’n’Roll.« §§§<br />

BLACK EYED PEAS<br />

The Beginning<br />

Mit »The Beginning« legt die Hitfabrik<br />

Black Eyed Peas nur ein Jahr nach dem<br />

Megaseller »The E.N.D.« bereits ihr<br />

sechstes Album vor. Man könnte meinen,<br />

dass die Band vor Kreativität überschäumt<br />

und deswegen bereits nach so<br />

kurzer Zeit die Musikwelt mit 15 weiteren<br />

»Perlen« beglücken will, doch es<br />

sieht eher so aus, als wolle man die Kuh – ja, Sie liebe Käufer – bestmöglich<br />

melken. Ermutigt von dem Erfolg auf den Dancefloors dieser<br />

Welt, legen die Black Eyed Peas eine Platte vor, die offensichtlich aus<br />

Ausschussware der letzten Studiosessions besteht. Grauenhafte Kirmes-Disco-Songs<br />

der ganz üblen Sorte, die schon an der Grenze zur<br />

Körperverletzung wandeln. Die eintönigen, kalten, metallischen Discostampfer<br />

nerven bereits nach kurzer Zeit. Insbesondere der exzessive<br />

Einsatz von Vocoder- und Auto-Tune, der über 70 Prozent der<br />

Platte zur Verfremdung der Gesangsstimmen verwendet wird, macht<br />

dieses Album einfach unerträglich. Meist wird eine eingängige, allseits<br />

bekannte Melodie oder ein Refrainsample mit einem Beat unterlegt<br />

und schon ist die Hitsingle fertig. Dummerweise ist das mit der ersten<br />

Single »The Time« sogar gelungen, die unaufhaltsam an die Spitze der<br />

deutschen Singlecharts schoss. Hier wurde ein Sample aus dem 80er-<br />

Jahre-Hit »Dirty Dancing« genommen, mit Beats unterlegt und fertig.<br />

Traurig ist, dass die Black Eyed Peas damit auch noch Erfolg haben,<br />

denn jetzt ist wohl damit zu rechnen, dass sie uns in kurzer Zeit mit<br />

einem weiteren unsäglichen Album quälen. §<br />

BRUNO MARS<br />

Doo-Wops & Hooligans<br />

Bruno wer? Ein Name, mit dem man bis vor Kurzem nichts anfangen konnte, ist nach zwei Top-Ten-Singles sowie<br />

einem Album, das von null auf Position eins der Charts schoss, aktuell jedoch in aller Munde. Bruno Mars. Dabei<br />

ist der 25-jährige aus Hawaii stammende Singer und Songwriter kein Unbekannter in der Szene. Allerdings trat er<br />

bisher eher als Songwriter für andere Künstler in Erscheinung. So stammt sowohl »Waving Flag« (K’Naan) als auch<br />

»Billionaire« (Travic Mc Coy) aus seiner Feder. Eine Reihe weiterer Songs, z.B. der Top-Ten-Hit »Fuck You« von Cee Lo<br />

Green, sind ebenfalls von Mars produziert oder geschrieben. Mit »Doo-Wops & Hooligans« legt er nun ein eigenes<br />

Debütalbum vor, das der Nummer-eins-Single »Just the way you are« folgt. Die durch diese unglaublich eingängige<br />

Soul-Pop-Nummer geweckten Erwartungen an den Longplayer werden nicht enttäuscht. Das Album ist sehr abwechslungsreich und spannend<br />

geworden und besticht durch die unglaublich warme Stimme von Mars. Diese erinnert zuweilen an Michael Jackson, um dann den Stil und die<br />

Eleganz der Soulgrößen der 60er wiederzubeleben. Die Musik wechselt zwischen Soul-Pop, Funk und Reggae und nimmt uns mit nach Hawaii.<br />

Die Stimmung ist so positiv, dass man schon an den Sommer denken muss. Beim Hören dieses Albums geht die Sonne auf. §§§<br />

Er ist Rechtsanwalt – Schwerpunkt Insolvenzrecht – und geübt im Einschätzen<br />

unterschiedlicher Sachverhalte. In seiner Freizeit legt er seit über 20 Jahren als<br />

DJ auf und sorgt bei Veranstaltungen aller Art für musikalische Unterhaltung.<br />

Seine Leidenschaft für die Musik ist groß, der CD-Kauf- und -Sammel-Zwang<br />

stark ausgeprägt. Wer also könnte CDs vor Gericht besser vertreten als der<br />

42-jährige Tim Schneider aus Gießen. Unser Musik- und Paragraphen-Experte.<br />

Bewertung:<br />

§: Verurteilung (Wegsperren oder gleich in die Schrottpresse)<br />

§§: Freispruch aus Mangel an Beweisen (Ins Regal damit, in die hinterste Ecke)<br />

§§§: Einstellung des Verfahrens (Kaufen und bei Gelegenheit hören)<br />

§§§§: Freispruch (Ab in den CD-Player und abspielen lassen)<br />

2/2011 streifzug 9

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