ich lebe nicht allein zusammen - GEW
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HOCHSCHULEN<br />
VERSETZUNG GEFÄHRDET<br />
Reform des Mainzer Lehramtsstudiums steht auf der Kippe<br />
Bei der Akkreditierung der neuen bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />
Studiengänge an der Uni Mainz, die das pädagogische Begleitstudium<br />
für angehende LehrerInnen ablösen sollen, sind<br />
erhebl<strong>ich</strong>e Schwierigkeiten aufgetreten. Die zuständige Akkreditierungskommission<br />
hat das Verfahren ausgesetzt.<br />
Demzufolge bleibt der Uni maximal ein Jahr Zeit, um<br />
das Konzept für die bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>en Studiengänge<br />
zu überarbeiten und erneut vorzulegen. Wird<br />
diese Frist versäumt, so ist das Akkreditierungsverfahren<br />
gescheitert. Bei der Einführung der neuen, zweistufigen<br />
Studienstruktur mit den Abschlüssen Bachelor und Master<br />
soll die Akkreditierung gewährleisten, dass strukturelle<br />
und qualitative Standards eingehalten werden. Dabei<br />
überprüft eine Gruppe von GutachterInnen die geplanten<br />
Studiengänge anhand fachl<strong>ich</strong>er Ges<strong>ich</strong>tspunkte und<br />
fächerübergreifender Vorgaben.<br />
Konzeptionelle Mängel<br />
Das für die Aussetzung des Verfahrens maßgebl<strong>ich</strong>e<br />
Gutachten enthält erschreckende Feststellungen: Das<br />
vorgesehene Studienangebot kann von den beteiligten<br />
Instituten mit den vorhandenen Ressourcen überhaupt<br />
n<strong>ich</strong>t bereitgestellt werden. Zudem ist von eklatanten<br />
Mängeln in der Konzeption die Rede: Sowohl für die<br />
Beratung der Studierenden als auch für die Abs<strong>ich</strong>erung<br />
qualitativer Standards mangele es an überzeugenden Konzepten.<br />
Zu den Prüfungen stellt das Gutachten fest: „Die<br />
vorgesehenen Leistungsanforderungen stehen häufig mit<br />
den Zielen und den Inhalten der Lehrangebote in keinem<br />
erkennbaren Zusammenhang.“<br />
Nach Einschätzung der GutachterInnen ist die Vernetzung<br />
psychologischer, pädagogischer und soziologischer<br />
Elemente n<strong>ich</strong>t gelungen. Die Konzeption kommt offenbar<br />
über eine bloße Aneinanderreihung der Studieninhalte<br />
n<strong>ich</strong>t hinaus und verfehlt das Ziel, eine vernetzte, an<br />
den übergeordneten Bildungszielen des bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />
Studiums orientierte Gesamtkonzeption für<br />
die neuen Studiengänge zu entwickeln. Auch für eine<br />
Verbindung der bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>en Angebote mit<br />
den Schulpraktika und den fachdidaktischen Angeboten<br />
- also mit der Ausbildung der Lehramtsstudierenden zur<br />
Vermittlung der Inhalte ihrer künftigen Unterr<strong>ich</strong>tsfächer<br />
- fehlen überzeugende Konzepte.<br />
Die Mögl<strong>ich</strong>keit einer berufl<strong>ich</strong>en Neuorientierung nach<br />
Abschluss des Bachelor-Studiums ist kaum gegeben: Der<br />
Eintritt in das Berufs<strong>lebe</strong>n stellt nach dem Erwerb dieses<br />
definitionsgemäß berufsqualifizierenden Abschlusses<br />
keine realistische Perspektive dar. Auch die Bedingungen<br />
für einen Übertritt in das Masterstudium anderer Fächer<br />
sind äußerst ungünstig. In dem Gutachten wird deshalb<br />
gefordert, die Mögl<strong>ich</strong>keiten für den Übergang in andere<br />
Studiengänge zu verbessern, wenn Studierende das Ziel<br />
aufgeben, den Beruf als LehrerIn auszuüben.<br />
Unzure<strong>ich</strong>ende Ausstattung<br />
Mit den vorgesehenen Proseminaren im Bachelorstudiengang,<br />
die für eine Gruppengröße von 60 Studierenden<br />
konzipiert sind, und mit dem ausschließl<strong>ich</strong>en Angebot<br />
von Pfl<strong>ich</strong>tveranstaltungen ohne die Mögl<strong>ich</strong>keit einer<br />
individuellen Schwerpunktbildung sind die Voraussetzungen<br />
für einen akzeptablen Studienverlauf denkbar<br />
ungünstig. Der zentrale Kritikpunkt der GutachterInnen<br />
ist jedoch, dass die zur Verfügung stehenden personellen<br />
Ressourcen n<strong>ich</strong>t einmal ausre<strong>ich</strong>en, um einen so konzipierten<br />
Studiengang durchzuführen.<br />
Auch die Ausstattung mit Räumen und die technische<br />
Ausstattung entsprechen n<strong>ich</strong>t den Erfordernissen.<br />
Das Gutachten „kommt zu der Einschätzung, dass zur<br />
Durchführung des Studiengangs n<strong>ich</strong>t genügend viele<br />
und genügend große Räume zur Verfügung stehen. Dies<br />
verhindert die Durchführbarkeit des Studiengangs und<br />
muss dringend verändert werden.“<br />
Die Einführung neuer bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>er<br />
Studiengänge ist ein zentrales Element der Reform<br />
der LehrerInnenbildung in Rheinland-Pfalz. Daher ist<br />
davon auszugehen, dass die bisherigen Ergebnisse des<br />
Akkreditierungsverfahrens und dessen weiterer Verlauf<br />
im Bildungsministerium mit großer Aufmerksamkeit zur<br />
Kenntnis genommen werden.<br />
Mittlerweile deutet s<strong>ich</strong> an, dass die an der Gestaltung des<br />
bildungswissenschaftl<strong>ich</strong>en Studiums beteiligten wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />
Einr<strong>ich</strong>tungen mit zusätzl<strong>ich</strong>en Landesmitteln<br />
in die Lage versetzt werden, ein angemessenes Studienangebot<br />
einzur<strong>ich</strong>ten. Dieses soll den ambitionierten<br />
und in fachl<strong>ich</strong>en Kreisen weithin unumstrittenen Zielen<br />
der Reform der LehrerInnenbildung Rechnung tragen.<br />
Gunther Heinisch<br />
Klassenfahrten nach Berlin<br />
(incl. Transfer, Unterkunft, Programmgestaltung nach Absprache).<br />
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<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 3 / 2008<br />
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