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ich lebe nicht allein zusammen - GEW

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ESSAY / GESELLSCHAFT<br />

• Ich höre jetzt auf, inhaltl<strong>ich</strong>e Vorgaben nur zu erledigen, sondern<br />

bemühe m<strong>ich</strong> stets darum, meinen Schülerinnen und Schülern eine<br />

wirkl<strong>ich</strong>e Aneignung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu<br />

ermögl<strong>ich</strong>en (Ermögl<strong>ich</strong>ungsdidaktisches Credo).<br />

• Ich habe erkannt, dass <strong>ich</strong> als Lehrer nur erzieherisch wirksam<br />

sein kann, wenn <strong>ich</strong> mit den Schülerinnen und Schülern wirkl<strong>ich</strong> in<br />

Beziehung trete und die eigenen Bilder, mit denen <strong>ich</strong> sie identifiziere,<br />

auflöse und loslasse. Erziehung geschieht durch Beziehung und nur<br />

durch Beziehung (erzieherisches Credo).<br />

Deshalb schwöre <strong>ich</strong>,<br />

• stets die mir anvertrauten Menschen als Fremde zu respektieren<br />

und ihnen in dem Bewusstsein zu begegnen, dass meine Beobachtung<br />

von ihnen nur das zu erkennen vermag, was meine Beobachtung zu<br />

erkennen vermag,<br />

• sie niemals zu kränken oder zu entmutigen, sondern einzig und<br />

<strong>allein</strong> (auch und gerade bei den von mir als „schwierig“ empfundenen<br />

Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en) nach Wegen zu suchen, auf denen sie<br />

ihre Selbstwirksamkeit erfahren und spüren können,<br />

• stets die Verständigung mit den mir anvertrauten Menschen zu<br />

suchen und dafür zu sorgen, dass sie s<strong>ich</strong> mit den gesellschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Erwartungen (von Lehrplan und Curriculum) auseinandersetzen<br />

und ihr Eigenes gestalten können,<br />

• den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild für Fehlertoleranz,<br />

Menschl<strong>ich</strong>keit, wertschätzenden Umgang und Solidarität zu sein<br />

und ihnen durch meine gelebte Zuwendung zu zeigen, dass jeder<br />

Mensch über spezifische Potenziale verfügt, die es zu entdecken und<br />

zu entfalten gilt,<br />

• m<strong>ich</strong> in der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen um die<br />

Beschreitung neuer didaktischer und erzieherischer Wege zu bemühen<br />

und die professionelle Selbstreflexion im Team zu stärken sowie die<br />

Entwicklung unserer Schule zu einem Ort der Kompetenzentwicklung<br />

und der menschl<strong>ich</strong>en Reifung zu fördern.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R.: Selbstcoaching - Oder: Führen mit Gefühl. Mit einem Methoden-ABC.<br />

Wiesbaden 2008 (im Druck)-<br />

Arnold, R.: Aberglaube Disziplin. Heidelberg 2007.<br />

Arnz, S.: Wenn Schulen kippen und Ordnungen <strong>zusammen</strong>brechen. In: Pädagogik,<br />

1/2007, S.30-33.<br />

Bueb, B.: Lob der Disziplin. Eine Streitschrift. 8. Auflage. Berlin 2006.<br />

Eggebrecht, P.: Rütli tanzt - ein Geschenk bewegt die Schule. In: blz - Die Mitgliederzeitschrift<br />

der <strong>GEW</strong> Berlin, 7/8 (2006) (www.gew-berlin.de/blz/6063.htm).<br />

Fischer, W.: Sokrates pädagogisch. Würzburg 2004.<br />

Frisch, M.: Tagebuch 1946-1949. Frankfurt 1985.<br />

Grell, J.: Techniken des Lehrerverhaltens. Weinheim und Basel 1995.<br />

Jaeger, H.: Komplexe Systeme. Eine Schule der Bescheidenheit. In: Kursbuch 98: Chaos.<br />

Berlin 1989, S.149-163.<br />

Luhmann, N.: Einführung in die Systemtheorie. Hrsg. von Baecker, D. Heidelberg<br />

2002.<br />

Luhmann, N.: Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt<br />

1984.<br />

Horster, D.: Niklas Luhmann. München 1997.<br />

Pick, B.: Kopfschüsse. Wer PISA n<strong>ich</strong>t versteht, muss mit RÜTLI rechnen. Hamburg<br />

2007.<br />

von Schlippe, A./ Schweitzer, J.: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung.<br />

Göttingen 2002.<br />

GESELLSCHAFT<br />

Sozialstudien im Fußballstadion<br />

NACHWUCHS AUF DEN RÄNGEN<br />

Dass elterl<strong>ich</strong>e Interessen die kindl<strong>ich</strong>e Entwicklung ganz<br />

entscheidend prägen, ist eine Binsenweisheit. Positiv wie<br />

negativ. Sport, zumal aktiver, ist in vielerlei Hins<strong>ich</strong>t von<br />

immenser Bedeutung. „In einem gesunden Körper ein<br />

gesunder Geist“, die antike Weisheit hat nach wie vor<br />

Gültigkeit und bewahrheitet s<strong>ich</strong> immer wieder: Entgegen<br />

dem Klischee von den vergeistigten „Oberschülern“ und<br />

den durchtrainierten „Volksschülern“ beweist die praktische<br />

Erfahrung den Zusammenhang von Bildungsniveau<br />

und sportl<strong>ich</strong>en Aktivitäten. (So kommt es n<strong>ich</strong>t von<br />

ungefähr, dass viele Fußballprofis höhere Bildungsabschlüsse<br />

haben.)<br />

Die Betonung liegt auf „Aktivitäten“. Wenn Eltern ihre<br />

Kinder gle<strong>ich</strong> nach der Geburt zum Mitglied in ihrem<br />

Lieblingsverein machen, ist das witzig, sagt aber noch<br />

gar n<strong>ich</strong>ts darüber aus, ob diese später mal übergew<strong>ich</strong>tig<br />

auf den Rängen stehen oder rank und schlank auf dem<br />

Spielfeld laufen. Gar n<strong>ich</strong>t witzig übrigens, wenn die<br />

Fußballbegeisterung absurde Ausmaße annimmt. S<strong>ich</strong> als<br />

werdender Vater vom Stadionssprecher über die Geburt<br />

seines Kindes informieren zu lassen - wie anderswo schon<br />

erlebt, beim FSV Oggersheim aber Gott sei Dank noch<br />

n<strong>ich</strong>t -, lässt die Massen zwar grölen, ist aber nur durch<br />

und durch peinl<strong>ich</strong> für den solchermaßen kurzzeitig in<br />

den Mittelpunkt Gerückten.<br />

Auch im Ludwigshafener Südweststadion kann man den<br />

Fußballnachmittag als Familienevent mit Mama, Papa<br />

und Kids im entsprechenden Outfit beobachten. Sieht<br />

putzig aus und verbindet die Generationen, aber kleineren<br />

Kindern wird n<strong>ich</strong>t wirkl<strong>ich</strong> ein Gefallen damit getan: Die<br />

toben näml<strong>ich</strong> naturgemäß lieber selbst durch die Gegend,<br />

als das Geschehen auf dem Rasen passiv zu verfolgen. Es<br />

spr<strong>ich</strong>t für die Fußballfreunde, dass sie das manchmal<br />

doch recht nervige Gewusele geduldig ertragen.<br />

Auch Jugendl<strong>ich</strong>e interessiert häufig anderes als das<br />

sportl<strong>ich</strong>e Geschehen. Partystimmung mit re<strong>ich</strong>l<strong>ich</strong><br />

Alkoholzufuhr und folgl<strong>ich</strong> wenig Durchblick bezügl<strong>ich</strong><br />

des sportl<strong>ich</strong>en Geschehens ist im Fanblock teilweise eher<br />

angesagt als konzentrierte Spielbeobachtung. In der Provinz<br />

zum Glück noch n<strong>ich</strong>t angekommen ist, was in den<br />

großen Arenen schon gar n<strong>ich</strong>t mehr auffällt: Transparente<br />

bzw. Schilder junger weibl<strong>ich</strong>er Fans mit eindeutigen<br />

Offerten: „Scholli, <strong>ich</strong> will ein Kind von Dir!“, hieß es<br />

früher noch einigermaßen dezent. „Schweini, f... m<strong>ich</strong>“,<br />

wird heutzutage unverblümt angeboten...<br />

gh<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 3 / 2008<br />

25

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