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13 Vahram Soghomonyan<br />

men Industrialisierung und entwickelten sich zu wichtigen Ballungszentren. Die armenische<br />

Bourgeoisie engagierte sich demzufolge vor allem außerhalb Ostarmeniens, in den<br />

Handels- und Industriezentren des Südkaukasus, d.h. in Tiflis, Baku und Batumi. Laut Statistik<br />

handelte es sich am Ende des 19. Jahrhunderts bei 62 Prozent der Handels- und Industrieunternehmen<br />

von Tiflis um armenisches Kapital, das auch für 66 Prozent des Umsatzes<br />

des Bankensektors verantwortlich war. In der Ölindustrie von Baku dominierte es<br />

seit ihrer Gründung ebenfalls. Im Jahre 1879 gehörten ihm 155 der insgesamt 295 Ölbohrungen<br />

von Baku. Sonlit waren Anfang des 20. Jahrhunderts die drei Länder des Südkau<br />

kasus wirtschaftlich deutlich mit einander verflochten.<br />

Auch politisch hatten die drei Staaten des Südkaukasus ihre gegenseitigen Beziehungen<br />

in einem einheitlichen Vertragsrahmen gestaltet. Vor der Unabhängigkeitserklärung<br />

15 im Jahre 1918 existierte ein südkaukasischer Seim (Regierungsrat), und<br />

in den ersten Jahren nach der Gründung der Sowjetunion bildeten die drei Republiken<br />

eine gemeinsame Konföderation.<br />

2.2. Gesellschaftspolitische Entwicklung<br />

Armenien blieb der einzige Nachfolgerstaat der Sowjetunion, in dem die ehemalige KP­<br />

Nomenklatur nicht wieder zur Macht zurückkehren konnte. Nach der Unabhängigkeitserklärung<br />

war die politische Elite des Landes durch die 1988 entstandene Karabach­<br />

Bewegung geprägt (Luchterhand 1998). Diese anfangs durch ökologische Protestaktionen<br />

16 initiierte politische Strömung von Intellektuellen transformierte sich jedoch bald in<br />

eine - für die Perestrojka-Zeit präzedenzlose - demokratische Bewegung mit der Forderung<br />

nach der Wiedervereinigung von Armenien und Berg-Karabach. Zusamnlen mit<br />

den nachfolgenden Massenprotesten in den baltischen Staaten und in Georgien trug sie<br />

zudem zum Zusammenbruch des Sowjetreichs bei. "In Georgien und Armenien berief man<br />

sich auf demokratische Elemente in der eigenen Geschichte, besonders auf die kurze<br />

Periode staatlicher Unabhängigkeit zwischen 1918 und 1921, in der unter äußerst<br />

schwierigen Kriegs- und Nachkriegsbedingungen demokratische Strukturen aufgebaut<br />

14 Das Christentum wurde im 4. Jh. n. Chr. als staatliche Religion in Armenien (301) und in Georgien (337) angenom­<br />

men. <br />

15 Die Unabhängigkeit der ersten armenischen, georgischen und aserbaidschanischen Republiken dauerte nur zwei Jahre <br />

und wurde 1920 durch den Einmarsch der russischen Kommunisten unterbrochen.

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