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45 Vahram Soghomonyan<br />
die Europäische Union selbst aus einer Reihe von Gesichtspunkten an Bedeutung gewinnen.<br />
Hegemoniale Bestrebungen kommen hier zwar nicht so deutlich, wie im Falle von<br />
Osteuropa zum Ausdruck, doch im Südkaukasus existiert eine entscheidende geopolitische<br />
Dimension, die sich in wirtschaftsstrategischen Vorteilen für die Europäische Union<br />
niederschlagen könnte.<br />
Der Südkaukasus ist nicht nur energiepolitisch von Interesse, sondern stellt auch<br />
einen alternativen Zugangsweg nach Zentralasien und Südostasien dar. Die Wiederbelebung<br />
der mit den EU-Mitteln geförderten "alten Seidenstraße" könnte auf dem eurasischen<br />
Kontinent einen neuen Wirtschaftsraum schaffen. Ähnliche Projekte wurden auch in der<br />
Vergangenheit von den Europäern geplant und verwirklicht. Sie gehören zu den strategischen<br />
Zielsetzungen der EU-Ostpolitik. Mit dieser Option bekommt der europäische Binnenmarkt<br />
zusätzliche Expansionsmöglichkeiten. Damit versucht die EU die eigene Position<br />
innerhalb der Triade zu stärken. Von besonderer Bedeutung ist die Verbindung zu den<br />
Märkten des Iran, Indiens und Chinas.<br />
Die Voraussetzung "für die erfolgreiche Ausdehnung des Binnenmarktes ist die Realisierung<br />
der Idee eines gen1einsamen Marktes bzw. einer Freihandelzone der Südkaukasus-Staaten.<br />
Diese wurde auch von1 deutschen Außenn~linister Fischer in Form einer Zollunion<br />
79 ins Gespräch gebracht. Die Europäische Union unterstützt bereits eine gemeinsame<br />
regionale Energiepolitik und Projekte im Bereich der Infrastruktur. Wie der gesamte<br />
osteuropäische Raum, so ist auch der Südkaukasus stark von den europäischen Direktinvestitionen<br />
abhängig.<br />
79 " ... Da klingt die Botschaft an alle an, die in den letzten Monaten die Bedeutung des Außenministers im Kabinett<br />
Schröder gemindert sehen: weil der Kanzler sich jetzt, seines Parteivorsitzes ledig, stärker um die vermeintlich 'wichti-<br />
Felder der Außenpolitik selbst kUmmere, weil seit dem deutsch-amerikanischen Wieder-Vertragen auf höchster<br />
Ebene die Gesprächsverbindung der beiden Außenminister an Bedeutung verloren habe. Fischer sucht im Kaukasus den<br />
Gegenbeweis anzutreten. Als Lockmittel seines EU-Nachbarschaftsprogramms stellt der deutsche Außenminister vor<br />
den Botschaftern die Idee eines gemeinsamen Marktes der Südkaukasus-Staaten vor, 'oder vielleicht eine Zollunion'. Er<br />
denkt an gemeinsame regionale Energiepolitik, an den gemeinsamen Ausbau der Verkehrswege und der Infrastruktur"<br />
("Fischer-Reise:Zupfen am kaukasischen Knoten" Johannes Leithäuser, F AZ, 24. April 2004, Nr. 96/ Seite 6).