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23 Vahram Soghomonyan<br />
3.1.Die europäische Alternative zur US-amerikanischen Geostrategie und zum Konzept<br />
des "Liberalen Imperiums" Russland<br />
Sicherlich wäre es verfrüht davon auszugehen, dass sich in der EU bereits ein gemeinsames<br />
Interesse herausgebildet hat, das europäische Hegemonialprojekt (Bieling/ Steinhilber<br />
2000) in Richtung Südkaukasus zu erweitern. Die wirtschaftliche Basis der Region<br />
ist im Vergleich zu den osteuropäischen Ländern deutlich schwächer entwickelt und stellt<br />
einen relativ kleinen Markt dar. Allerdings ruft das Engagement des transnationalen Kapitals<br />
in milliardenschweren Erdöl- bzw. Erdgasprojekten im Südkaukasus und die Option<br />
eines diversifizierten Zugangs zu den wachsenden asiatischen Märkten eine Stärkung der<br />
wirtschaftsstrategischen Komponente der europäischen Außenpolitik hervor.<br />
Im Unterschied zu der EU setzt die USA die Hebel der neoliberalen Wirtschaftspolitik<br />
durchaus sehr zweckmäßig ein, um die Interessen der Pipelinekonsortien und deren<br />
Routen zu bestimmen. Der amerikanische Staat gewährt staatliche Garantien für die<br />
Erdölkonzerne und kümmert sich um die ausreichende Teilnahme von internationalen<br />
Kreditanstalten bei der Finanzierung der jeweiligen Projekte. 37 Washington vermeidet mit<br />
allen Mitteln den Erdöltransport über den Iran, obwohl in diesem Fall die Transportkosten<br />
deutlich niedriger sein würden. Dagegen bemüht sich die EU darin, die Reformansätze in<br />
Iran zu unterstützen und das Land in die regionale Zusammenarbeit einzubinden, zum<br />
Beispiel durch die Teilnahme an den EU-Projekten TRACECA und INOGATE. 38 In bestimmter<br />
Hinsicht sind diese Projekte die europäischen Alternativen zur US-Geopolitik und<br />
sind auf die Schaffung von Abhängigkeiten der südkaukasischen Länder von Europa<br />
gezielt. Die EU verfolgt ihre außenpolitischen Ziele im Südkaukasus fast ausschließlich<br />
Mittels ökonomischen Drucks. Zu diesem Punkt schreibt Detlev Wolter (1999): "Die EU<br />
sollte verstärkt ihre Rolle als Ordnungsmacht ohne Dominanzanspruch ausbauen und ihre<br />
komparativen Vorteile gegenüber den anderen Akteuren wie geographische und kulturelle<br />
Nähe, Energie- und Infrastrukturinteressen und vertraglich begründete Partnerschaft mit<br />
37 Die kaspische Region wurde von der US-Regierung zum exklusiven Interessenraum der USA erklärt. <br />
38 "Transport Corridor Europe Caucasus Asia": Das Programm soll die Seidenstraße als alte Handelsroute wieder bele<br />
ben und den freien Warenaustausch zwischen dem europäischen und asiatischen Kontinent ermöglichen. Das Projekt ist <br />
1993 nach der Öffnung der Grenzen in Osteuropa von der Europäischen Union und acht Unterzeichnerstaaten ins Leben <br />
gerufen worden. TRACECA-Mitgliedsstaaten sind: Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, Georgien, Kasachstan, Kir<br />
gistan, Moldavien, Rumänien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, lJkraine und Usbekistan. Im Jahre 2003 testete der