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Volltext Prokla 2

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Der Durchschnittsarbeitslohn der Klasse der Lohnarbeiter war, neben dem<br />

auBeren, historisch-kulturellen Element, dem Umfang der notwendigen Lebensbedurfnisse<br />

und den Bildungskosten, zunachst von dem zur Reproduktion<br />

der Arbeitskraft notwendigen Quantum Arbeit bestimmt. Die Regulierung<br />

der Bewegung des Arbeitslohns und der Lage der Lohnarbeiter zeigte<br />

sich als immanentes Moment der Kapitalakkumulation - sei es als Resultat<br />

seiner beschleunigten Ausdehnung, die den Arbeitslohn in dem MaBe steigen<br />

lassen konnte, wie er noch genugend unbezahlte Arbeit oder Profitmasse<br />

fUr die Akkumulationsbedurfnisse des Kapitals belieB oder - sei es<br />

als Resultat des in der Ausdehnung des Kapitals sich entwickelnden Wechsels<br />

seiner Zusammensetzung und seines sinkenden Verwertungsgrades,<br />

die die Lage der Lohnarbeiter und die Lohnbewegung als widerspruchliche<br />

bestimmten und in der vermittels des Grads der industriellen Reservearmee<br />

eine entsprechende Tendenz des Arbeitslohns zum Sinken eingeschlossen<br />

war. Unter Einbeziehung weiterer Momente zeigte sich, daB die im Verhaltnis<br />

von Kapital und Lohnarbeit und im Kapitalwachstum eingeschlossenen<br />

Grenzen und Tendenzen des Arbeitslohns, des relativen Arbeitslohn und<br />

der Lage der Lohnarbeiter in der Wirklichkeit noch modifiziert werden<br />

k6nnen.<br />

Innerhalb dieser so gezogenen Grenzen und Tendenzen kann aber die faktische<br />

H6he des Arbeitslohns und der relative Arbeitslohn durch das "Krafteverhaltnis<br />

der Kampfenden" bestimmt werden: "Das Lohngesetz ist also<br />

nicht derart, daB es eine unbewegliche starre Linie z6ge, innerhalb gewisser<br />

Grenzen ist es keineswegs unerbittlich. Jederzeit (groBe Depressionen<br />

ausgenommen) gibt es in jedem Erwerbszweig einen gewissen Spielraum,<br />

innerhalb dessen die Lohnh6he durch die Ergebnisse des Kampfes zwischen<br />

beiden miteinander kampfenden Parteien verandert werden kann" (MEW<br />

19, S. 252)·<br />

Dies ~st auch das richtige Moment i,n der "Machttheorie" der Verteilung sowie in der<br />

Theorie von der politischen Bestimmung des Arbeitslohns, d,ie von den Gewerkschaften<br />

und Sozialdemokraten seit den 20er Jahren vertreten wird, die zwa-r in<br />

richti.ger Weise im Verhalt,nis von ArbeHslohn und Profit ein soziales Verhaltni,s<br />

sehen; diese Theorien sind jedoch wie,derum insofern falsch, ai,s die Grenzen und<br />

Tendenzen der Bewegung des Arbeitslohn,s und der Veranderung des relativen Arbeitslohns<br />

innerhalb des Verhaltnisses von Lohnarbeit und Kapital und dem Kapitalwachstum<br />

nicht gesehen werden. Demit ist die Illusion verbunden, daB die kapitalistischen<br />

Schranken des Antens der Arbeiter am ei,genen Produkt durch Veranderung<br />

der Machtverhaltnisse ,innerhalb der kapitalistischen Produktion aufgehoben werden<br />

konnten.<br />

Andererseits ist die durch den 6konomischen und gewerkschaftlichen<br />

Kampf erfolgende faktische Festsetzung der Lohnh6he nicht nur m6glich,<br />

sondern geradezu notwendig, da ja gerade umgekehrt eine allgemeine<br />

Tendenz zur Lohnsenkung besteht, besonders in Krisen und Tiefpunkten<br />

des industriellen Zyklus, und uberdies die standige Entwertung der Arbeitskraft<br />

und die Steigerung der Intensitat der Arbeit in gleichem MaBe Lohnerh6hungen<br />

erforderlich macht, damit uberhaupt der Wert der Arbeitskraft<br />

erhalten bleibt. Erst durch den okonomischen und gewerkschaftlichen<br />

Kampf kann erreicht werden, daB der historische Lebensstandard und der<br />

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