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Kreuz und Quer Ausgabe 03/2013

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Sonderserie – Wegearbeit im SGV (Teil 4)<br />

Bitte Wanderwege markieren!<br />

Bitte selbstverständlich gerne?<br />

Fotos: SGV<br />

Für Gelegenheits-Waldbesucher, vereinslose Hobby-Wanderer <strong>und</strong> Spaziergänger sind die kleinen Zeichen an den Bäumen entweder<br />

selbstverständlich, durchaus nützlich oder vielleicht auch unerklärlich. Dass sie jedoch von großem Nutzen für die Allgemeinheit sind,<br />

scheint irgendwie unbestritten. Aber erhalten die Frauen <strong>und</strong> Männer, die sich Jahr für Jahr die Wegemarkierungsarbeiten „antun“<br />

dafür eigentlich auch die nötige Aufmerksamkeit, die richtige Anerkennung <strong>und</strong> gegebenenfalls auch die wie auch immer geartete<br />

Entlohnung ihrer Arbeit. Ein vorläufiges Bilanz-Gespräch mit dem Haupt-Fachreferenten für Wege Hubert Prange:<br />

Herr Prange, für viele ist Wegemarkierung in<br />

der Tat selbstverständlich. Wer weiß überhaupt,<br />

dass sie nahezu ausschließlich in den Händen<br />

des SGV liegt?<br />

H.P.: Wenn man sich in der Wandereröffentlichkeit<br />

so umhört, stellt sich gerade die Wegemarkierungsarbeit<br />

in einem verzerrten Bild dar. Dieses<br />

belegt auch die „Gr<strong>und</strong>lagenuntersuchung<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsmarkt Wandern 2010“,<br />

welche vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie in Auftrag gegeben wurde.<br />

Hier ist u.a. auch die Pflege <strong>und</strong> der Unterhalt<br />

der Wanderwege untersucht worden. Die vor<br />

Ort-Befragung von Wanderern, also der aktiven<br />

Nutzer des Wegesystems, über die Einschätzung<br />

der Zuständigkeiten der Wanderwegearbeit, hat<br />

folgendes bemerkenswertes Ergebnis gegeben<br />

(Mehrfachnennungen waren möglich): 55 % Gemeinde<br />

bzw. Landkreise, 26 % Wandervereine,<br />

23 % Forstverwaltung, 17 % Tourismusverband,<br />

10 % Naturparke, 30 % sonstige Institutionen<br />

bzw. Behörden.<br />

Dieses, von der Sachlage total verdrehte Ergebnis,<br />

zeigt sehr deutlich, dass unsere, schon<br />

seit Gründungszeiten an ehrenamtlich durchgeführten<br />

Arbeiten von Pflege <strong>und</strong> Markierung<br />

der Wanderwege sowie Kontrolle, Wartung <strong>und</strong><br />

Beseitigung von Vandalismusschäden an Ruhebänken,<br />

Schutzunterständen, Sitzgruppen,<br />

Wegweisern <strong>und</strong> vielen anderen Tätigkeiten von<br />

der Wandereröffentlichkeit in nur beschränktem<br />

Ausmaß, jedoch als selbstverständlich wahrgenommen<br />

werden.<br />

Hubert<br />

Prange<br />

Hauptfachreferent für Wege<br />

Gerhart-Hauptmann-Weg 8, 59759 Arnsberg<br />

Tel.: (02932) 3 29 22<br />

E-Mail: wege@sgv.de / hubert.prange@freenet.de<br />

Der Nutzen der Markierung ist aber noch an<br />

anderer Stelle von Bedeutung?<br />

Genau, durch gezielte Wanderer-Lenkung (86 %<br />

verlassen sich auf eine gute Wegemarkierung)<br />

ist Wanderwegearbeit zwangsläufig auch Naturschutzarbeit.<br />

Besonders schützenwerte Pflanzenarten werden<br />

in ihrer Ursprungsart erhalten <strong>und</strong> nicht zerstört.<br />

Den Wildbeständen werden ungestörte Rückzugsgebiete<br />

ermöglicht.<br />

Aber mit der tatsächlichen Anerkennung der<br />

Leistung ist es wohl nicht so weit her.<br />

Auch wenn ich mich hier wiederhole (sh. K&Q<br />

Nr. 4/2012 /Seite 10), wer weiß denn schon<br />

in der Wandereröffentlichkeit, dass alleine wir<br />

vom SGV in NRW ein Wanderwegenetz von<br />

38.000 km betreuen? Für einen ordnungsgemäßen<br />

Ablauf rd. 1.000 ehrenamtlich Wegemarkierer<br />

im SGV-Gebiet tätig sind? Die jedes<br />

Jahr rd. 21.500 ehrenamtliche St<strong>und</strong>en leisten?<br />

Weitesgehends zum Nulltarif! Ich will hier in<br />

keinster Weise die besonders lobenswerte ehrenamtliche<br />

Wanderwegemarkierungsarbeit in<br />

Frage stellen. Es kann <strong>und</strong> darf aber auch nicht<br />

sein, dass ehrenamtliche Wanderwegemarkierungsarbeit<br />

nur durch das Dazutun von eigenen,<br />

finanziellen Mitteln durchgeführt werden kann.<br />

Unsere ehrenamtliche Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Tragfähigkeit muss in einer harmonisierende<br />

Balance stehen. Als Basis dient<br />

die seit dem 01.04.2012 gültige SGV-Gebühren-<br />

<strong>und</strong> Preisliste. Hier muss die Solidarität<br />

zum SGV-Hauptverein verpflichtend sein. Nur so<br />

wird der SGV in der Öffentlichkeit als Gesamtheit<br />

wahrgenommen.<br />

Gibt es denn nicht jetzt auch Ansätze, die zu<br />

einer Sensibilisierung der Öffentlichkeit führen<br />

könnten?<br />

Es gibt Hoffnung. Unterstützung zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

erhalten wir besonders im Jahr <strong>2013</strong><br />

durch die vom Deutschen Wanderverband im<br />

Zuge der Aktion Ehrenamt medial aufgearbeitete<br />

Kampagne „Zeichen setzen – 130 Jahre<br />

engagierte Wegezeichner für Wanderwege“.<br />

Der Deutsche Wanderverband <strong>und</strong> der SGV-<br />

Hauptverein halten für interessierte SGV-Ortsabteilungen,<br />

teils kostenlos oder maximal zum<br />

Selbstkostenpreis, ein reichhaltiges Angebot an<br />

Materialien zur Kampagne bereit. Preisgelder in<br />

der Gesamtheit von 6.000 € stehen aus der zeitlich<br />

befristeten Wettbewerbaktion „Gesichter der<br />

Wegearbeit“ bereit. Die Preisverleihung erfolgt<br />

im September d.J. auf der Messe „Tour-Natur“<br />

in Düsseldorf.<br />

Besonders schützenwerte Pflanzenarten werden<br />

in ihrer Ursprungsart erhalten <strong>und</strong> nicht zerstört.<br />

Den Wildbeständen werden ungestörte Rückzugsgebiete<br />

ermöglicht.<br />

Darf die Qualität der SGV-Wanderwegearbeit<br />

unter der oft mangelnden öffentlichen Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung leiden?<br />

Auf keinen Fall. Wir müssen auch in Zukunft an<br />

uns selber den Anspruch stellen, Wanderwegemarkierungsarbeit<br />

nur nach den festgeschriebenen<br />

SGV-Qualitätskriterien durchzuführen.<br />

Hierzu bietet die SGV-Wanderakademie eine<br />

ganztägige (meistens Samstag) Unterweisung<br />

mit extra geschultem Personal an. Jede interessierte<br />

Wanderfre<strong>und</strong>in bzw. jeder interessierte<br />

Wanderfre<strong>und</strong> ist herzlich zum Mitmachen eingeladen.<br />

Nur dadurch kann die Nachhaltigkeit<br />

der sachgerechten Wegemarkierung sichergestellt<br />

werden.<br />

Wie kann die Zukunft einer qualifizierten SGV-<br />

Wanderwegearbeit sichergestellt werden?<br />

Soviel steht fest, es bringt nichts, in der Vergangenheit<br />

zu leben oder irgendwelchen Träumen<br />

hinterherzurennen. Die Zukunft der gesamten<br />

Wanderwegearbeit können wir im SGV nur<br />

gemeinsam gestalten. Die Notwendigkeit der<br />

zum Teil sehr engmaschigen Wanderwegeführung<br />

sollten wir selbstkritisch hinterfragen. Der<br />

Gr<strong>und</strong>satz „Qualität vor Quantität“ ist hierbei<br />

der unvoreingenommene Wegbegleiter. Die Wandereröffentlichkeit<br />

sowie alle, die von unserer<br />

qualifizierten Wanderwegarbeit Nutzen ziehen,<br />

sind durch gezielte Gespräche <strong>und</strong> Medienarbeit<br />

mit einzubeziehen..<br />

Denn nur, wer die die Notwendigkeit von in<br />

intakten Wanderwegen in der Öffentlichkeit herstellt,<br />

wird auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen.<br />

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