Vortrag zur Unterrichtsentwicklung - Pädagogische Hochschule ...

Unterrichtsentwicklung durch kooperatives Lernen
Dr. Stefanie Schnebel
Die bereits erwähnte Forschergruppe um Dann und Diegritz fand heraus, dass ein
Merkmal effektiver Gruppenarbeit darin besteht, dass die Schüler nach dem Arbeitsauftrag
wenig desorientiert sind und zügig mit der Arbeit beginnen 7 . Dieses Merkmal
lässt sich im Unterricht unmittelbar durch Lehrer, Schüler oder Beobachter evaluieren.
Zeigt die Evaluation ein hohes Maß an Desorientierung, so weiß die Lehrkraft
anhand der zugrundeliegenden theoretischen schulpädagogisch-didaktischen Einbettung,
dass das Maß der Desorientierung zum einen mit der Klarheit, Strukturiertheit
und Darbietung des Arbeitsauftrages zusammenhängt und zum anderen damit, ob
sich die Lehrkraft vergewissert hat, dass die Schüler den Arbeitsauftrag verstanden
haben. Überprüft die Lehrkraft anhand des Evaluationsergebnisses diese
Komponenten kann sie unmittelbare Folgerungen für ihr zukünftiges Handeln
ableiten, z.B. auf mehr Präzision im Arbeitsauftrag achten.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass eine solche Evaluation den Beteiligten ermöglicht,
Rückmeldung über Unterricht auf einem theoretischen Hintergrund zu reflektieren
und durch Evaluation sowohl das eigene unterrichtliche Handeln als auch die
Qualität des Unterrichtes weiterzuentwickeln.
Ein zweites Prozessmoment spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Ausgehend von den
Erkenntnissen Diethelm Wahls (1994; 2002) muss davon ausgegangen werden, dass
die Arbeit an subjektiven Theorien intensiver Lernprozesse bedarf. Dazu sind Unterstützungssysteme
notwendig. Aus diesem Grund spielen neben schulpädagogischdidaktischen
Elementen Teamarbeit und externe Beratung eine wichtige Rolle.
Durch Arbeit in Kleingruppen und Tandems und durch coaching werden die Lehrkräfte
darin unterstützt, Veränderungsprozesse im Unterricht in Gang zu setzen und ihre
Erfahrungen im Tandem und in der Gruppe zu reflektieren. Die Aufgabe des externen
Beraters besteht darin, theoretisches Input im Sinne schulpädagogisch-didaktischer
Fundierung zu leisten und die Lehrkräfte bei Fragen und Problemen zu beraten.
Aus den genannten Überlegungen heraus entwickelte ich ein Modell zu Unterrichtsentwicklung
durch kooperatives Lernen. Um es nochmals deutlich zu machen: Kooperatives
Lernen steht hierbei exemplarisch für neue Lernformen, alternativ wären
auch Projektunterricht oder andere didaktisch begründete Formen denkbar.
Mein Modell möchte ich abschließend kurz vorstellen und mit einigen Ergebnissen
der begleitenden Pilotstudie kommentieren.
7 Dann, Diegritz, Rosenbusch 1999, 120
6
pdf: tfa 07’2005