Kubas ökonomische Entwicklung und das US-amerikanische ...
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die Angehörigen der gebildeten <strong>und</strong> wohlhabenden „weißen“ Oberschicht. Was<br />
innerhalb <strong>Kubas</strong> in Folge des brain drain als Abwanderung gebildeter <strong>und</strong> qualifizierter<br />
Arbeitskräfte spürbar wurde, führte auf der anderen Seite des Golf von Mexiko zu einer<br />
Akkumulation politischer Macht in der Funktion einer ausgelagerten Opposition gegen<br />
<strong>das</strong> Herrschaftsregime Fidel Castros. Dass die Personengruppe der Emigranten ein<br />
starkes persönliches Interesse am Sturz Fidel Castros hat, ist nicht verw<strong>und</strong>erlich.<br />
Haben die Exilkubaner bei ihrer Emigration aus Kuba doch meist alles zurück lassen<br />
müssen: Familienmitglieder <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, persönliche Wertgegenstände <strong>und</strong> in vielen<br />
Fällen umfangreichen Gr<strong>und</strong>besitz.<br />
Die Mehrheit der Exilkubaner blieb auf Anti-Castro-Kurs, wobei die Mittel zur<br />
Durchsetzung politischer Interessen durchaus variierten: Neben zahllosen Sabotage-<br />
Akten, Bombenattentaten auf Exilkubaner, die mit dem Castro-Regime sympathisierten<br />
<strong>und</strong> terroristischen Anschlägen (wie etwa dem Attentat auf ein kubanisches Flugzeug<br />
1976 in Barbados, bei welchem 73 Menschen ums Leben kamen), bildet vor allem die<br />
Machtausübung im politischen System der <strong>US</strong>A den wesentlichen Bestandteil<br />
exilkubanischer Politik. Durch die Übernahme der <strong>amerikanische</strong>n Staatsbürgerschaft zu<br />
Cuban-Americans geworden <strong>und</strong> mit aktivem <strong>und</strong> passivem Wahlrecht in den <strong>US</strong>A<br />
ausgestattet, bildet die Gemeinde der Exilkubaner mit ihren politischen<br />
Lobbyorganisationen wie der Cuban-American National Fo<strong>und</strong>ation (CANF), welche als<br />
größte exilkubanische Vereinigung 10 Gelder <strong>und</strong> Personalentscheidungen steuert,<br />
Gesetzesvorlagen schreibt, Anwälte finanziert <strong>und</strong> f<strong>und</strong>-raising für den Wahlkampf von<br />
Abgeordneten <strong>und</strong> Senatoren betreibt, eine ernstzunehmende Einflussgröße <strong>US</strong><strong>amerikanische</strong>r<br />
Kubapolitik. Dies machte sich besonders bemerkbar, als nach dem<br />
Zusammenbruch des Ostblocks 1989 der Sturz Fidel Castros ausblieb <strong>und</strong> es vor allem<br />
die exilkubanische Gemeinde war, die eine Verschärfung des <strong>US</strong>-Embargos gegen<br />
Kuba forderte 11<br />
1.3. Das Torricelli-Gesetz<br />
So kann es letzten Endes auch als Ergebnis jahrelanger exilkubanischer Lobbyarbeit<br />
verstanden werden, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> bereits seit 1962 bestehende Wirtschaftsembargo der<br />
<strong>US</strong>A gegen Kuba zu Beginn der 90er Jahre in Form des Torricelli-Gesetzes verschärft<br />
wurde. Nach dem demokratischen Abgeordneten Robert Torricelli benannt, wurde <strong>das</strong><br />
Torricelli-Gesetz, offiziell „Cuban Democracy Act“, sowohl von George Bush als auch<br />
von seinem Herausforderer Bill Clinton befürwortet <strong>und</strong> 1992 vom <strong>US</strong>-Kongress<br />
verabschiedet.<br />
Oberstes Ziel des Gesetzes war es, nach dem Zusammenbruch des RGW eine<br />
regionale Reintegration <strong>Kubas</strong> zu verhindern <strong>und</strong> dadurch <strong>das</strong> Regime Castros zu<br />
schwächen bzw. zu stürzen. Dies sollte mittels verschiedener Strategien erfolgen. Zum<br />
einen dient die Erweiterung des Bannstrahls der <strong>US</strong>-Sanktionen über die<br />
Landesgrenzen hinaus auch auf Auslandsniederlassungen <strong>US</strong>-<strong>amerikanische</strong>r<br />
Unternehmen die Wirkung des <strong>US</strong>-Embargos. So durften nun z.B. Coca-Cola-Firmen in<br />
Mexiko keine Handelsbeziehungen mehr zu Kuba aufnehmen. Angesichts der Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s <strong>US</strong>-Unternehmen über ihre Auslandsniederlassungen im Jahre 1991 noch Handel<br />
für geschätzte 718 Mio <strong>US</strong>$ trieben, bedeutet <strong>das</strong> Torricelli-Gesetz auch für viele <strong>US</strong><strong>amerikanische</strong><br />
Unternehmen den Verslust von Absatzmärkten <strong>und</strong> in Folge dessen<br />
beträchtliche Umsatzeinbußen. 12 Weitere Restriktionen des Torricelli-Gesetzes betreffen<br />
in Kuba vor Anker gegangene Schiffe, welche nun innerhalb von sechs Monaten keinen<br />
10 WWW.CANFNET.ORG<br />
11 HOFFMANN 2001:165<br />
12 HOFFMANN 2001:166<br />
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