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Geldpolitik III I. Institutionelle und theoretische Grundlagen 1 ...

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<strong>Geldpolitik</strong> <strong>III</strong><br />

I. <strong>Institutionelle</strong> <strong>und</strong> <strong>theoretische</strong> Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1. Theorie <strong>und</strong> Praxis des Devisenhandels<br />

1.1 Gr<strong>und</strong>legende Definitionen <strong>und</strong> Konzepte<br />

a) Devisen/Devisenhandel<br />

Devisen sind Sichtguthaben, die auf fremde Währung lauten;<br />

Devisenhandel ist also ein Austausch von Sichtguthaben, die auf unterschiedliche<br />

Währungen lauten.<br />

Konkretes Beispiel: Die Deutsche Bank kauft am Devisenmarkt Dollar gegen Euro von<br />

der Commerzbank. Das bedeutet,<br />

• die Deutsche Bank muss der Commerzbank ein Euro-Guthaben z.B. bei LZB Hessen<br />

einräumen,<br />

• die Commerzbank muss der Deutschen Bank ein Dollar-Guthaben z.B. bei der<br />

Citibank in New York einräumen.<br />

b) Preisnotiz/Mengennotiz des Wechselkurses<br />

Bei der Preisnotiz wird der Wechselkurs in Einheiten der heimischen Währung pro eine<br />

Einheit der Fremdwährung ausgedrückt. Dies ist die in den meisten Lehrbüchern übliche<br />

Darstellungsweise des Wechselkurses (in Symbolen meist S oder e). Wir werden sie<br />

deshalb auch in dieser Vorlesung durchgängig so verwenden. Früher war die Preisnotiz in<br />

Deutschland auch am Devisenmarkt üblich: z.B. 2,14 DM/Dollar.


Bei der Mengennotiz wird der Wechselkurs in Einheiten der fremden Währung für eine<br />

Einheit der heimischen Währung ausgedrückt. Diese Darstellungsweise wird heute für den<br />

Wechselkurs des Euro verwendet: z.B. 0,89 Dollar /€.<br />

Wichtig: Bei Mengennotiz führt eine Aufwertung dazu, dass der Wert des Wechselkurses<br />

steigt, bei Preisnotiz ist es umgekehrt. Der Wert des Wechselkurses sinkt bei einer<br />

Aufwertung, z.B. von 2,14 DM/$ auf 2,10 DM/&$.<br />

c) Kassakurs/Terminkurs/Swapsatz<br />

Beim Devisenkassa-Handel wird heute ein Kurs für den Austausch von Devisen<br />

vereinbart, die Lieferung muss zwei Arbeitstage nach Abschluss der Transaktion erfolgen.<br />

Dies war früher aus zahlungstechnischen Gründen nicht schneller möglich; derzeit wird<br />

jedoch eine Umstellung auf sofortige Lieferung vorbereitet (Continous Linked<br />

Settlement). Der dafür vereinbarte Kurs wird als Kassakurs oder Spot-Rate bezeichnet.<br />

Beim Devisentermin-Handel wird heute ein Kurs vereinbart, der für eine Lieferung in der<br />

Zukunft (d.h für mehr als zwei Tage nach Abschluss des Geschäfts) gilt. Standardisierte<br />

Laufzeiten sind vor allem ein Monat <strong>und</strong> drei Monate; es können aber auch andere<br />

Laufzeiten individuell vereinbart werden („broken dates). Der Terminkurs wird englisch<br />

als Forward-Rate bezeichnet.<br />

Die Differenz zwischen dem Kassakurs <strong>und</strong> dem Terminkurs bezeichnet man als<br />

Swapsatz. Liegt der Terminkurs über dem Kassakurs spricht man von einem Aufschlag<br />

(Agio), liegt er darunter von einem Abschlag. Bei der Preisnotiz bedeutet ein Aufschlag,<br />

dass sich für die heimische Währung per Termin eine Abwertung ergibt, bei der<br />

Mengennotiz ist das Gegenteil der Fall. Der Swapsatz spielt vor allem bei den<br />

sogenannten Swapgeschäften eine Rolle. Diese stellen eine Kombination aus einem<br />

Kassa- <strong>und</strong> einem Termingeschäft dar. Ihre Ratio wird im folgenden noch ausführlicher<br />

erklärt werden.<br />

d) Cross-Rates


Im Devisenhandel spielt der US-Dollar die Rolle einer „vehicle currency“. Er ist damit<br />

also das „Zahlungsmittel“ <strong>und</strong> auch die Rechnungseinheit für den Handel zwischen allen<br />

anderen Devisen. Konkret bedeutet das, dass eine japanische Bank, die Schweizer<br />

Franken gegen Yen kaufen möchte, diese Transaktion aufsplittet in einen Tausch von Yen<br />

in Dollar <strong>und</strong> dann von Dollar in Schweizer Franken. Diese indirekte Transaktion, bei der<br />

der Dollar als „vehicle currency“ fungiert hat zwei Vorteile. Zum einen sind der<br />

JPY/Dollar- <strong>und</strong> der CHF/Dollar-Markt erheblich liquider als es ein JPY/CHF-Markt<br />

wäre. Damit sind die Handelsspannen geringer, was für die Käufer <strong>und</strong> Verkäufer<br />

vorteilhafter ist (siehe dazu noch ausführlicher die Darstellung zum Handel). Außerdem<br />

hat die Verwendung des Dollar als Rechnungseinheit den Vorteil, dass Arbitrage-<br />

Operationen entfallen, die bei einem direkten Handel zwischen allen Währungen möglich<br />

wären. Dies verdeutlicht die folgende Matrix, die eine Welt mit vier Währungen <strong>und</strong> vier<br />

Devisenhandelsplätzen abbildet.<br />

New York London Tokio Zürich<br />

USD - GBP/USD JPY/USD CHF/USD<br />

GBP USD/GBP - JPY/GBP CHF/GBP<br />

JPY USD/JPY GBP/JPY - CHF/JPY<br />

CHF USD/CHF GBP/CHF JPY/CHF -<br />

Bei einem direkten Handel zwischen den vier Währungen wären zwölf Kursrelationen<br />

möglich; allgemein bei n-Währungen mit n Handelsplätzen gäbe es n(n-1)<br />

Kursrelationen. Würden alle Kursrelationen individuell ausgehandelt, könnte ständig ein<br />

Anreiz für Arbitrage-Transaktionen geschaffen werden. Dies ergibt sich daraus, dass es<br />

z.B. für den direkten Handel JPY/CHF immer auch die indirekte Transaktion über den<br />

Dollar gibt. Ein Gleichgewicht besteht aber nur dann, wenn die beiden Kurse für die<br />

indirekte Transaktion dem Kurs für die direkte Transaktion entsprechen:<br />

(USD/CHF)/(USD/JPY)=JPY/CHF<br />

Die gesamte Problematik wird dadurch verhindert, dass nur ein Handel über den Dollar<br />

vorgenommen wird. Es werden durch den Handel also nur die drei Kursrelationen in der<br />

ersten Spalte <strong>und</strong> die drei Relationen in der ersten Zeile bestimmt. Die verbleibenden<br />

sechs Relationen werden dann rein rechnerisch ermittelt. Diese rechnerisch ermittelten


Kurse bezeichnet man als „cross rates“. Die „cross rate“ für den JPY/CHF-Kurs wird also<br />

wie schon dargestellt errechnet:<br />

Cross rate JPY/CHF =(USD/CHF)/(USD/JPY)<br />

e) effektiver <strong>und</strong> realer Wechselkurs (in der Statistik)<br />

Beim effektiven Wechselkurs handelt es sich um einen Index, der es ermöglicht, die<br />

Entwicklung des Wertes einer Währung (in der Mengennotiz) gegenüber mehreren<br />

Währungen abzubilden. Es handelt sich dabei um ein gewogenes geometrisches Mittel,<br />

bei dem die einzelnen Währungen in der Regel mit Aussenhandelsanteilen gewichtet<br />

werden. Die Formel für den effektiven Wechselkurs des Euro lautet wie folgt:<br />

NEWK t = Π (e t j,€) wj<br />

Dabei handelt es sich bei e um den Wert eines Index für die individuellen Wechselkurse<br />

zum Zeitpunkt t gegenüber einer Basisperiode. w ist der Anteil des Aussenhandels mit<br />

einem bestimmten Land am gesamten Aussenhandel. 1<br />

In statistischen Darstellungen wird beim realen effektiven Wechselkurs wird die<br />

gewogene Wechselkursentwicklung mit der relativen Veränderung der inländischen <strong>und</strong><br />

der ausländischen Preisentwicklung multipliziert:<br />

REWK t = Π [e t j,€ (d t €/d t j)] wj<br />

Bei d handelt es sich um einen Preisindex für das Inland bzw. das Ausland. Wir werden<br />

sehen, dass der reale Wechselkurs in Lehrbuchdarstellungen genau umgekehrt dargestellt<br />

wird, da dort nicht die Mengen, sondern die Preisnotiz verwendet wird.<br />

1 Ausführlich hierzu: EZB-Bulletin April 2000.


f) offene Positionen<br />

Man spricht von einer offenen Position, wenn ein Marktteilnehmer in einer bestimmten<br />

Fremdwährung<br />

• über mehr Verbindlichkeiten als Forderungen („short position“), oder<br />

• über mehr Forderungen als Verbindlichkeiten („long position“)<br />

verfügt. In beiden Fällen ist sein Vermögen einem Wechselkursänderungsrisiko<br />

ausgesetzt. Banken sind deshalb verpflichtet ihre offenen Positionen eng zu begrenzen.<br />

(Gr<strong>und</strong>satz I des B<strong>und</strong>esaufsichtsamtes für das Kreditwesen).<br />

1.2 Devisenhandel<br />

Wir werden zunächst den Devisen-Kassahandel dann den Devisen-Terminhandel sowie<br />

die Swapgeschäfte darstellen.<br />

1.2.1 Devisen-Kassa-Markt<br />

Charakteristisch für den Devisenhandel ist die Handelsorganisation nach dem „market<br />

maker Prinzip“. Dieses unterscheidet sich gr<strong>und</strong>legend von den ansonsten bekannten<br />

Organisationsformen eines Marktes wie z.B.<br />

• dem Wochenmarkt mit einem festen Preis <strong>und</strong> variablen Menge<br />

• der Auktion mit einer vorgegebenen Menge <strong>und</strong> einem variablen Preis (z.B. bei<br />

Sothebys)<br />

• der Aktien-Börse. Hier versucht der Makler versucht einen Ausgleich zwischen den<br />

aggregierten individuellen Angebots- <strong>und</strong> Nachfrageplänen zu erreichen, so dass ein<br />

maximaler Umsatz möglich ist (Lehrbuch-Modell der Mikro; Walrasianischer<br />

Auktionator).<br />

Bei einem Market-maker handelt es sich um einen Marktteilnehmer, der jederzeit bereit<br />

sind, ein Gut A gegen ein Gut B sowohl kaufen wie auch zu verkaufen <strong>und</strong> dafür<br />

jederzeit einen Ankaufs- <strong>und</strong> Verkaufskurs zu nennen, ohne zu wissen ob der Anfragende


potentieller Käufer oder Verkäufer ist. Im Prinzip hat der Market maker auch keine<br />

quantitative Grenze für seine Bereitschaft zum Ankauf <strong>und</strong> Verkauf.<br />

Am Devisenmarkt fungieren die großen Banken als market maker. Sie sind also bereit<br />

immer einen Ankaufs- <strong>und</strong> einen Verkaufskurs für Währungen zu nennen („stellen“).<br />

Wichtig ist dabei, dass an einem bestimmten Markt immer eine Währung als „Base<br />

currency“ gilt, während die anderen als „counter currency“ gelten. In Frankfurt ist der<br />

Euro immer die Base currency. Im Verhältnis Euro/Dollar ist der Dollar dann die Counter<br />

currency.<br />

Der Market-maker nennt immer gleichzeitig einen Ankaufskurs <strong>und</strong> einen Verkaufskurs,<br />

„bid-offer spread“ , zu dem er die base currency ankauft (bid) bzw. verkauft (offer).<br />

Konkret:<br />

• Bid: 0,8250 Dollar pro Euro (1,2121 Euro/Dollar)<br />

• Offer: 0,8270 Dollar pro Euro (1,2091 Euro/Dollar)<br />

Zu 0,8250 kauft der Market maker also Euro gegen Dollar an (er verkauft also Dollar) ,<br />

d.h. der K<strong>und</strong>e verkauft Euro gegen Dollar.<br />

Zu 0,8270 verkauft der MM Euro gegen Dollar, d.h. der K<strong>und</strong>e kauft Euro gegen Dollar.<br />

Der Anrufende kauft die „ counter currency“ zum bid-Kurs der ihm vom Market maker<br />

genannt wird <strong>und</strong> verkauft sie zum Offer-Kurs, der ihm vom market maker genannt wird.<br />

Schauen wir uns eine typische Transaktion einmal näher an:<br />

• Der Euro/USD Kurs liege bei 0,8460 Dollar für einen Euro.<br />

• Die Bank A ruft Bank B an.<br />

• Bank A fragt Bank B nach ihrem Kurs für „Kasse Euro/Dollar“, ohne zu sagen ob sie<br />

potentieller Käufer oder Verkäufer ist.


• Bank B nennt ihren Kurs: 60 zu 62. Sie nennt nur die Pips, da die big figure (0,84..)<br />

beiden bekannt ist. Sie ist also bereit zu 0,8260 Euro anzukaufen <strong>und</strong> zu 0,8462 Euro<br />

zu verkaufen.<br />

• Bank A sagt: OK ich kaufe 5 Millionen zu 62, d.h sie kauft 5 Millionen Euro von<br />

Bank B<br />

• Bank B: OK, ich gebe ihnen 5 zu 62. Wo wollen Sie die Euro.<br />

• Bank A: Zur Landeszentralbank Heesen. Wo wollen Sie die Dollar.<br />

• Bank B: Zur Chase (Chase Manhatten. N.Y.)<br />

Diese Organisation des Devisenmarktes kann man als ein typisches Beispiel für die<br />

Gestaltung von Institutionen durch die „unsichtbare Hand“ des Eigeninteresses aller am<br />

Markt Beteiligten ansehen. Es handelt sich dabei um ein international allgemein<br />

anerkanntes <strong>und</strong> als optimal betrachtetes Regelwerk, das ohne jegliche staatliche<br />

Einflussnahme entstanden ist. Solche Prozesse sind Gegenstand der Neuen<br />

Institutionenökonomik..<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> des Regelwerks steht die Liquidität des Marktes, d.h. die Möglichkeit<br />

selbst grosse Summen in kurzer Zeit ohne Preisabschläge weitergeben zu können. Der<br />

Bedarf hieraus resultiert aus den starken Wechselkurs-Schwankungen, die sich auch auf<br />

sehr kurze Sicht am Devisenmarkt ergeben können.<br />

Die Liquidität des Marktes wird durch das Zusammenspiel der folgenden Regeln<br />

gesichert:<br />

a) Der Anfragende lässt offen, ob er kaufen oder verkaufen will. Wenn der Market maker<br />

wüßte, dass Bank A Euro kaufen will, sie aber keine Dollar ankaufen will, könnte sie eine<br />

Spanne nennen, die Geschäft für A uninteressant werden ließe. Zum Beispiel 0,8570 zu<br />

0,8572. Durch Offenhalten des konkreten Kauf- bzw. Verkaufsinteresses ist diese Politik<br />

nicht möglich, da Bank A sofort zum Kurs von 0,8570 Euro verkaufen würde.


) Der Market maker muß eine enge Spanne nennen. Wenn er nicht handeln will, könnte<br />

er sich durch eine sehr breite Soanne z.B. 0,8200 zu 0,8600 vor Ankäufen oder Verkäufen<br />

schützen. Doch dann würde er in Zukunft nicht mehr kontaktiert werden. Dies hätte zur<br />

Folge, dass er die wichtige Information über die am Markt vorherrschenden Order-flows<br />

nicht mehr erhielte. Deshalb muss der MM enge Spanne stellen, um im Geschäft bleiben<br />

zu können.<br />

c) Die Lieferung der Devisen erfolgt erst in 2 Tagen. D.h. es kann nie eine Situation<br />

eintreten, in der ein Market maker illiquide ist, weil sein aktuelles Guthaben in Euro oder<br />

Dollar zu gering ist.<br />

Diese spezifischen Handelsregeln sind nun eine wichtige Erklärung für das hohe<br />

Handelsvolumen am Devisenmarkt, das sich derzeit auf r<strong>und</strong> 1200 Mrd. Dollar pro Tag<br />

beläuft..<br />

a) Ein von außen in das System kommender Betrag an Dollar kann sehr häufig zwischen<br />

den Market makern umgeschlagen werden („heiße Kartoffeleffekt“), bis er zu einem MM<br />

kommt, der dafür auch einen definitiven Nachfrager findet.<br />

b) Die Market maker können eigenständig Spekulation innerhalb eines Tages betreiben,<br />

ohne dafür über Devisenbestände zu verfügen. Entscheidend, ist dass es ihnen gelingt, ihre<br />

offenen Positionen bis zum Abend wieder zu schließen.<br />

Diese Handelsregeln sind auch eine Erklärung dafür, dass Wechselkursbewegungen in der<br />

Regel sehr wenig von makroökonomischen Faktoren bestimmt werden.<br />

a) Diese sehr kurzfristigen (intra-Tages) Transaktionen reduzieren Einfluss von Zinsen<br />

auf den Wechselkurs auf Null.<br />

b) Die sehr geringen Entscheidungszeiten bedingen einfache Entscheidungsregeln für die<br />

Devisenhändler (Heuristiken), bei den die Komplexität der Makroökonomie auf<br />

wenige Daten reduziert wird, die von allen Teilnehmern verwendet werden (Framing).<br />

Wir werden das bei der Diskussion der „behavioral finance“ noch ausführlicher<br />

diskutieren.


1.2.2 Devisen-Terminmarkt<br />

Die Kursbildung am Devisentermin-Markt ergibt sich aus der Kursbildung am<br />

Kassamarkt. Dabei sind alternative Herleitungen möglich:<br />

• über die Arbitrage, die auf einen Ausgleich der sicheren Renditen bei der Anlage in<br />

unterschiedlichen Währungen hinwirkt,<br />

• über die Spekulation, die auf einen Ausgleich der erwarteten Renditen bei der<br />

Anlage in unterschiedlichen Währungen hinwirkt.<br />

a) Herleitung über die Arbitrage<br />

Hierbei wird davon ausgegangen, dass ein Anleger z.B. für die Frist von einem Jahr einen<br />

Betrag von X Euro zur Verfügung hat. Er kann diesen nun in Euro anlegen <strong>und</strong> erhält<br />

damit am Ende des Jahres einen Betrag von X (1+i € ). Alternativ kann er diesen Betrag nun<br />

unmittelbar zum Kassakurs in Dollar umtauschen. Bei Verwendung der Preisnotiz erhält<br />

er dann einen Dollargegenwert von X/S. Wiederum kann er den Betrag für ein Jahr<br />

anlegen. Er erhält dann am Ende einen Gegenwert von X/S(1+i $ ). Da er kein<br />

Wechselkursrisiko eingehen möchte muss er diese offene Position schließen, indem er den<br />

in einem Jahr ihm zufließenden Dollar-Gegenwert schon heute per Termin wieder gegen<br />

Euro verkauft. Er erhält dann also eine Euro-Gegenwert von [(X/S)(1+i $ )] F.<br />

Dabei Alternativen sicher sind, muss es zu einem Ausgleich der Renditen kommen.<br />

Gleichsetzen der beiden Gegenwerte nach einem Jahr ergibt<br />

X (1+i € )= [(X/S)(1+i $ )] F.<br />

Dies läßt sich umformen in<br />

(1+i € )= [S(1+i $ )] F<br />

<strong>und</strong><br />

(1+i € )/(1+i $ ) = S/F<br />

Durch Subtraktion von 1 auf beiden Seiten erhält man<br />

(i € – i $ )/(1+i $ )= (F–S)/S<br />

Für kleine Werte von i $ kann man das Ganze vereinfachen zu:


(i € – i $ ) ≈ (F–S)/S.<br />

Der Terminkurs wird durch die Arbitrage als bestimmt durch den Kassakurs <strong>und</strong> die<br />

Zinsdifferenz zwischen den betreffenden Währungen:<br />

F = S + S(i € – i $ ).<br />

Liegt der inländische Zins über (unter) dem ausländischen weist der Terminkurs eine<br />

Abwertung (Aufwertung) gegenüber dem Kassakurs auf.<br />

b) Herleitung über die Spekulation<br />

Diese Herleitung des Terminkurses ist im Prinzip identisch mit der Herleitung über die<br />

Spekulation. Sie unterscheidet sich aber dadurch, dass der Anleger jetzt bereit ist ein<br />

Währungsrisiko einzugehen. Bei der Alternativanlage in Dollar verzichtet er also darauf,<br />

eine Absicherung des ihm in einem Jahr zufließenden Dollarbetrages vorzunehmen. Beim<br />

Vergleich der Rendite beider Anlagen muss er daher anstelle des Terminkurses den von<br />

ihm per ein Jahr erwarteten Kassakurs S e einsetzen.<br />

Gleichsetzen der beiden Gegenwerte nach einem Jahr ergibt dann<br />

X (1+i € )= [(X/S)(1+i $ )] S e .<br />

Wobei jetzt der wichtige Unterschied besteht, dass der Gegenwert auf der linken Seite<br />

sicher <strong>und</strong> auf der rechten Seite unsicher ist. Die Gleichsetzung gilt also nur für Anleger,<br />

die dem Risiko neutral gegenüber stehen.<br />

Dies läßt sich wieder umformen in<br />

(1+i € )= [S(1+i $ )] S e<br />

<strong>und</strong><br />

(1+i € )/(1+i $ )=S e /S.<br />

Durch Subtraktion von 1 auf beiden Seiten erhält man wiederum<br />

(i € – i $ )/(1+i $ )= (S e – S)/S<br />

Für kleine Werte von i $ kann man das Ganze vereinfachen zu:<br />

(i € – i $ ) ≈ (S e –S)/S.


Bei Verwendung des natürlichen Logarithmus von S (lnS=s) kann man die rechte Seite<br />

auch schreiben als ∆s e .<br />

Die rechte Seite dieser Gleichung muss nun identisch sein mit der rechten Seite der<br />

entsprechenden Gleichung für den Terminkurs. Wir erhalten also<br />

(S e –S)/S≈ (i € – i $ ) ≈ (F–S)/S<br />

bzw.<br />

(S e –S)/S≈ (i € – i $ ) ≈ (F–S)/S.<br />

Daraus ergibt sich für den Terminkurs<br />

F = S e .<br />

Er ist also identisch mit dem für ein Jahr erwarteten Kassakurs.<br />

Die beiden Herleitungen für den Terminkurs führen somit zu zwei sehr unterschiedlichen<br />

Sichtweisen zu den Bestimmungsgründen des Terminkurses.<br />

• Nach der Arbitrage-Logik ergibt sich der Terminkurs aus den Zinsdifferenzen, die<br />

zwischen zwei Währungen bestehen.<br />

• Aus der Spekulations-Logik wird der Terminkurs von den<br />

Wechselkursänderungserwartungen der Marktteilnehmer bestimmt<br />

c) Funktionen des Terminmarktes<br />

Wir haben damit bereits die wichtigste Funktion des Terminmarktes kennengelernt. er<br />

dient dazu, zukünftige Zuflüsse oder Abflüssen von Zahlungen in fremder Währungen<br />

gegen mögliche Kursschwankungen abzusichern. Dies ist natürlich vor allem für<br />

Importeure <strong>und</strong> Exporteure von Interesse, da sie ohne Kurssicherung eine offene Position<br />

in einer Fremdwährung eingehen. Die kurssichernde Funktion des Terminmarktes ist aber<br />

auch im Finanzbereich von Bedeutung. Dabei kommt es häufig zu „Swap-Geschäften“,<br />

die Kombination von einem Kassa- <strong>und</strong> einem Termingeschäft beinhalten.


Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden. Die Deutsche Bank möchte einen Dollar-<br />

Kredit an DaimlerChrysler vergeben, ohne dabei ein Wechselkurs-Risiko einzugehen. Sie<br />

muss dazu<br />

• per Kasse Euro in Dollar tauschen, damit der Kredit in Dollar ausbezahlt werden kann,<br />

• per Termin, den erwarteten Dollar-Rückzahlungsbetrag gegen Euro verkaufen, um die<br />

offene Position wieder zu schließen.<br />

Denkbar ist auch, den Terminmarkt für rein spekulative Geschäfte zu nutzen, indem eine<br />

bestimmte Währung per Termin kauft oder verkauft. In der Regel wird hierfür jedoch der<br />

Kassamarkt verwendet, da er sehr viel liquider ist. Es wäre beispielsweise relativ<br />

aufwendig eine noch für 234 Tage laufende Termintransaktion zu verkaufen als<br />

Kassadollar.<br />

1.3 Gründe für die hohen Devisenhandelsumsätze<br />

Aus der bisherigen Darstellung können wir verschiede Gründe erkennen, die dafür<br />

verantwortlich sind, dass die täglichen Devisenhandelsumsätze ein so hohes Volumen<br />

aufweisen.<br />

• Die Verwendung des Dollar als „vehicle currency“ führt zu einer Verdopplung aller<br />

Transkationen.<br />

• Das Market-maker Prinzip führt zu einer Vervielfachung von Transaktionen.<br />

• Die Swapgeschäfte bedeuten ebenfalls eine Verdopplung des Umsatzes.<br />

• Schließlich ist auch die Praxis der Banken zu erwähnen, dass sie ein Termingeschäft<br />

in der Regel unmittelbar durch ein Kassageschäft absichern. Sie können damit das<br />

Wechselkurs-Risiko unmittelbar ausschalten.<br />

1.4 Tobin-Tax<br />

Gr<strong>und</strong>idee: Spekulation hat nachteilige Auswirkungen auf die betroffenen<br />

Volkswirtschaften, entspricht also einem externen Effekt. Deshalb ist es zulässig,<br />

spekulative Transaktionen mit einer Steuer zu belegen. Bei hohem Umsatzvolumen der<br />

Devisenmärkte (ca. 1200Mrd pro Tag) ergibt sich dann selbst bei geringem Steuersatz


(z.B. 0,1 %) ein hohes Aufkommen, das dann zur Unterstützung von Ländern in der<br />

Dritten Welt eingesetzt werden kann.<br />

Problem:<br />

• Ein großer Teil der Devisenhandelsumsätze ist nicht spekulativer Natur, sondern durch<br />

die spezifische Organisation des Marktes bedingt. Besteuerung der<br />

Devisenhandelstransaktionen führt zu Ausweichen des Marktes auf weniger liquide<br />

Organisationsformen (z.B. tägliches Clearing zwischen den Banken eines<br />

Handelsplatzes) <strong>und</strong> vermindert so Liquidität des Marktes.<br />

• Bei hohen Wechselkursänderungswerwartungen (siehe Gleichung) helfen geringe<br />

Steuersätze nahezu nichts, um Spekulanten abzuschrecken.<br />

2. Zinsparitäentheorie<br />

Wichtiger Theoriebaustein für alle Modelle, die die <strong>Geldpolitik</strong> bei festen wie bei<br />

flexiblen Wechselkursen in offenen Volkswirtschaften beschreiben. Schafft Verbindung<br />

zwischen erwarteten Wechselkursänderungen, dem inländischen <strong>und</strong> dem ausländischen<br />

Zinsniveau.<br />

Basisgleichungen wurden unter 1.2.2 bereits hergeleitet:<br />

2.1 Gedeckte Zinsparitätentheorie:<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich immer erfüllt aufgr<strong>und</strong> der Ermittlung des Terminkurses über die<br />

Zinsdifferenz. Ansonsten würde es auch zu Arbitrage-Prozessen kommen.<br />

Beispiel (Daten per ein Jahr):<br />

KK-Euro 0,91 $,<br />

TK-Euro 0,91 $<br />

i€= 3,6 %<br />

i$ = 2,4 %


Zinsdifferenz: 1,2 % für Euro, d.h. Euro müsste um 1,2 % gegen Dollar per Termin<br />

abwerten. Tatsächlich werte Euro per Termin aber nicht ab. Welche Arbitrage-Prozesse<br />

wären denkbar?<br />

Kreditaufnahme in Dollar (z.B. 1000$), Umtausch per Kasse in Euro (1123,60 €), Anlage<br />

in Euro (1123,59 € zu 3,6 % geben nach einem Jahr 1164,04 €) <strong>und</strong> Rückkauf per Termin<br />

zu 0,89 geben 1036 Dollar. Anlage in den USA hätte nur 1024 Dollar gebracht.<br />

Abweichungen von der CIP sind nur möglich, wenn Beschränkungen für den kurzfristigen<br />

Kapitalverkehr bestehen, die die beschriebenen Transaktionen unmöglich machen.<br />

Ansonsten sind Abweichungen nur durch Fehler in der statistsichen Erhebung möglich.<br />

2.2 Ungedeckte Zinsparitätentheorie:<br />

In der Praxis häufig nicht erfüllt. Sehr häufig sind selbst die Vorzeichen falsch. Konkret:<br />

Land mit einem höheren Zinsniveau wertet gegen Land mit einem niedrigeren Zinsniveau<br />

ab. Beispiel hierfür. Euro/Dollar in der Phase von Januar 1999 bis Juni 2001. Trotz eines<br />

höheren Zinsniveaus wertete der Dollar massiv gegenüber dem Euro auf.<br />

Sehr viele empirische Beispiele für diese Anomalie der UIP (Daten für emerging markets,<br />

Yen)<br />

Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass die UIP gut passt. Zum Beispiel in der Relation<br />

zwischen der DKR <strong>und</strong> dem Euro. Zinsdifferenz ist nahe Null, Wechselkursänderung ist<br />

auch nahe Null.<br />

2.2.1 Risikoprämien<br />

Eine mögliche Erklärung für die Abweichungen sind Risikoprämien. Konkret bedeutet<br />

das, dass ein Anleger auch dann nicht in eine fremde Währung geht, wenn eine<br />

Abweichung von der UIP besteht, die dort Anlage attraktiv machen würde.<br />

Beispiel:<br />

KK-Euro: 0,91 $,<br />

erwarteter Kassakurs des Euro: 0,86 $


i€= 3,6 %<br />

i$ = 2,4 %<br />

Anlage in den Dollar würde bringen für 1000 Euro: Umtausch per Kasse in Dollar: 910 $,<br />

Anlage zu 2,4 % ergeben 931,84 Dollar, Verkauf in einem Jahr zum erwarteten Kassakurs<br />

würden 1081 € bringen <strong>und</strong> damit deutlich mehr als eine Anlage in Euro.<br />

Für einen risikoscheuen Anleger besteht bei der Dollar-Anlage jedoch ein Risiko über<br />

seine Vermögensposition in Euro nach einem Jahr. Denkbar wäre nämlich auch, dass der<br />

Euro massiv aufwertet, z.B. auf 1 €. Dann würde die Dollar-Anlage einen Verlust von<br />

1036 € – 931,84 € = 104,16 € bedeuten.<br />

In der Preisnotiz wird daher die UIP-Gleichung häufig um eine Risikoprämie ergänzt:<br />

(i € – i $ ) = ∆s e + α<br />

In der Empirie stellt sich dann jedoch das Problem, dass die Risikoprämien zum einen<br />

sehr hoch <strong>und</strong> zum anderen sehr volatil ausfüllen müssten. Besonders problematsich ist<br />

dabei, dass auch das Vorzeichen der Risikoprämie variiert. Zudem hat man sich beim<br />

Konstrukt der Risikoprämie zu fragen, ob es überhaupt in einem 2-Länder Kontext<br />

sinnvoll anzuwenden ist. So hätte man für Anfang 1999 argumentieren können, dass die<br />

Euro-Länder eine Abwertung des Euro (∆s e < 0) erwartet haben, aber aus Risikoscheu<br />

eine hohe Risikoprämie einkalkulierten. Diese hätte für eine Anlage in Euro gesprochen.<br />

Für die Anleger in den Vereinigten Staaten müsste aber bei gleicher Einschätzung der<br />

Kursentwicklung die Risikoprämie gegen den Euro sprechen.<br />

2.2.2 Alternative Erklärung der Anomalie<br />

Ein alternativer Erklärungsansatz für diese Anomalie geht von der Beobachtung, dass es<br />

für die Gültigkeit der UIP offensichtlich einen großen Unterschied macht, ob man sich in<br />

einem System flexibler oder fester Wechselkurse bewegt. Dazu ist es zunächst wichtig,<br />

dass sich die <strong>Geldpolitik</strong> in diesen beiden Regimes in der Regel erheblich unterscheidet.


Bei flexiblen Kursen versuchen die Notenbanken eine weitgehend an nationalen<br />

Erfordernissen ausgerichtete Zinspolitik zu betreiben, wie wir sie in der Vorlesung<br />

<strong>Geldpolitik</strong> kennengelernt haben. Der Wechselkurs findet dabei in der Regel keine<br />

besondere Beachtung. Dementsprechend sind die Wechselkurse gr<strong>und</strong>sätzlich sehr volatil<br />

<strong>und</strong> schwer prognostizierbar.<br />

Bei festen Wechselkursen ist die gesamte <strong>Geldpolitik</strong> stark an der <strong>Geldpolitik</strong> eines<br />

„Ankerlandes“ (USA, Euroland) ausgerichtet. Die Zinspolitik wird also immer unter<br />

Berücksichtigung ihrer Auswirkungen auf den Devisenmarkt <strong>und</strong> den Wechselkurs<br />

geführt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind die Wechselkurse zumindest kurzfristig (d.h auf<br />

Zeiträume bis zu etwa einem Jahr) sehr viel stabiler <strong>und</strong> besser vorhersehbar.<br />

Wir werden die Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der <strong>Geldpolitik</strong> bei festen <strong>und</strong> flexiblen<br />

Kursen in den folgenden Kapiteln noch sehr viel intensiver diskutieren. Zum Verständnis<br />

der UIP-Anomalie genügt es, die folgende Unterscheide zu kennnen.<br />

flexible Kurse<br />

feste Kurse<br />

Kassakurs endogen exogen<br />

Zinsen im Inland exogen endogen<br />

Zinsen im Ausland exogen exogen (Ankerland)<br />

Zinsdifferenz exogen endogen<br />

Terminkurs endogen endogen<br />

Unsicherheit über ∆s e hoch Kurzfristig: oft gering<br />

Auswirkungen von<br />

Änderungen der Erwartungen<br />

über ∆s e<br />

Parallele Bewegungen von<br />

Termin- <strong>und</strong> Kassakurs<br />

Veränderungen der<br />

Zinsdifferenz <strong>und</strong> des<br />

Terminkurses<br />

Terminkurs reflektiert Zinsdifferenzen (academics‘<br />

view)<br />

Wechselkursänderungserwartngen<br />

Zeithorizont des<br />

Devisenmarktes<br />

sehr kurzfristig<br />

kurz- <strong>und</strong> langfristig<br />

Für die schlechte Performance der UIP bei flexiblen Wechselkurses ist also vor allem die<br />

hohe Unsicherheit über die künftige Kursentwicklung auch auf sehr kurze Fristen (Tage


zw. Monate) verantwortlich. Bei täglichen Schwankungen der Wechselkurse von oft<br />

±1% (<strong>und</strong> mehr) spielt eine Zinsdifferenz von 2 bis 3 Prozentpunkten per annum<br />

(entspricht einer Differenz von 0,005 bzw. 0,008 Prozentpunkten pro Tag) keine<br />

eigenständige Rolle für die Anlageentscheidung kurzfristig orientierter Investoren. Bei der<br />

Spekulation der „market-maker“, die – wie erwähnt – in der Form des „day-trading“<br />

erfolgt, müssen Zinsen überhaupt nicht berücksichtigt werden.<br />

Umgekehrt können die Anleger bei festen Wechselkursen in der Regel davon ausgehen,<br />

dass eine Notenbank für die nächsten Monate bestrebt, ein angekündigtes Kursziel zu<br />

halten. Zumindest für diese Frist muss dann auch die Zinsdifferenz dieser Erwartung<br />

(eventuell zuzüglich einer Risikoprämie entsprechen). Ist dies nicht der Fall, wird es für<br />

die Anleger interessant, die Zinsdifferenz für spekulative Transaktionen auszunützen. Ein<br />

gutes Beispiel hierfür sind die Jahre von 1993 bis 1996, in denen viele asiatische Länder<br />

sehr viel höhere Zinsen als die USA aufweisen <strong>und</strong> dabei gleichzeitig die Politik eines<br />

nahezu stabilen Wechselkurses gegenüber dem Dollar verfolgten. Das Ergebnis waren<br />

massive kurzfristige Zuflüsse, die den Keim für die spätere Krise mit hohen Abflüssen<br />

legte.<br />

2.3 Zusammenfassung<br />

Im Rahmen der Währungstheorie erfüllt die ZPT eine doppelte Funktion. In einem Zum<br />

einen kann man sie dazu verwenden,<br />

3. Kaufkraftparitätentheorie<br />

è Basis: Arbitrage auf Gütermärkten<br />

è Law of one price, wenn<br />

- Transportkosten = 0<br />

- Keine Zölle, NTB<br />

- Handelbare Güter ( + Services)<br />

è ppp -> Übertragung auf Preisniveaus<br />

a) absolute PPP<br />

Verbrauchergeldparität:


S<br />

D<br />

∑ X gP<br />

=<br />

∑X gP<br />

D €<br />

D $<br />

bzw.<br />

S<br />

US<br />

X<br />

gP<br />

∑ =<br />

∑ X gP<br />

US €<br />

US $<br />

è Vereinfacht:<br />

P<br />

S=<br />

P*<br />

è bei Zöllen, Transportkosten<br />

P<br />

S=Θ<br />

*<br />

P<br />

è absolute PPP: Wechselkurse nach großen Schocks (Krieg) wieder fixieren [Cassel],<br />

sonst nur für Auslandszulagen<br />

b) relative PPP<br />

è erste Ableitung der absoluten PPP<br />

∆ s =π−π<br />

*<br />

è bei festen Kursen<br />

∆ s=<br />

0<br />

π=π<br />

*<br />

⇒ inländische Inflationsrate entspricht der des Auslandes<br />

è Import von Stabilität<br />

• Currency Boards<br />

• gängige Interpretation des EWS I<br />

è bei flexiblen Kursen<br />

∆s≠<br />

0<br />

ab) Wechselkurs wird von Inflationsdifferenzen bestimmt<br />

è ursprüngliche Philosophie flexibler Wechselkurse<br />

bb) Inflationsunterschiede werden von Wechselkurs bestimmt<br />

è<br />

è<br />

Argentinien<br />

Japan<br />

è Erfahrungen: relative PPP wird in der Realität oft massiv verletzt<br />

è Indikator: realer Wechselkurs


Absolute Version<br />

P*<br />

Q = S , bei PPP Q = 1<br />

P<br />

relative Version<br />

∆ q =π * +∆s−π, bei PPP: ∆ q = 0<br />

è Anhaltende Abweichungen (Misalignment)<br />

Ursache:<br />

è Indizes enthalten nicht-handelbare Güter<br />

Wichtigste Indizes<br />

• Verbraucherpreise<br />

• Großhandelspreise<br />

• Durchschnittswerte der Exporte<br />

• Lohnstückkosten<br />

Abweichung bei Lohnstückkosten am Größten<br />

è Unternehmen nehmen Preisdifferenzierung zwischen den einzelnen nationalen<br />

Märkten vor ( ⇒ pricing-to-market, PTM).<br />

Gr<strong>und</strong>: Versuch, Marktanteile bei schwankendem Wechselkurs zu erhalten; Profitmarge<br />

als Puffer bei Wechselkurs-Instabilität;<br />

Problem: wenn Wechselkurse Trends aufweisen ⇒ Profite ↓<br />

Konsequenz des PTM ⇒ Veränderung des realen <strong>und</strong> des nominalen Wechselkurs<br />

verlaufen weitgehend parallel;<br />

è realer Wechselkurs als Indikator für Wettbewerbsfähigkeit (WBF)


Diskussion über Konzept der WBF eines Landes<br />

è Krugmann: Unsicher, nur unternehmen sind wettbewerbsfähig<br />

è Berthold: Allokation<br />

è Hier: nationale WBF wird von Faktoren bestimmt, die alle Unternehmen eines Landes<br />

in gleicher Weise beeinflussen<br />

2 Güter-Welt<br />

P < P gS P > P g S<br />

* *<br />

1 1 2 2<br />

P<br />

P<br />

< S <<br />

1 2<br />

* *<br />

1<br />

P2<br />

P<br />

è Ricardo: P<br />

= wa g<br />

a = St<strong>und</strong>en pro Outputeinheit<br />

w = Lohnsatz<br />

P<br />

= a g w<br />

1 1<br />

a Sw g a<br />

a w a<br />

*<br />

1 2<br />

< <<br />

* *<br />

1 2<br />

≈ realer Wechselkurs auf Lohnkostenbasis<br />

Ursachen für dauerhafte Abweichungen von PPP<br />

è Land wertet dauerhaft real auf, ohne dass dadurch seine WBF beeinträchtigt wird<br />

è Ricardo-Samuelson-Balassa-Effekt<br />

è Ursache:<br />

Inland hat bei handelbaren Gütern größere Produktivitätsfortschritte als Ausland<br />

- Annahme:<br />

• Löhne der nicht-handelbaren Güter werden vom Bereich der handelbaren Güter<br />

bestimmt<br />

• Löhne bei handelbaren Gütern werden von Produktivitätsanstieg betimmt<br />

• bei handelbaren Gütern gilt relative PPP<br />

• bei nicht-handelbaren Güter identische Produktivitätätsentwicklung


Zahlenbeispiel<br />

ˆm = 6<br />

T<br />

ˆm = 2<br />

*<br />

T<br />

mˆ<br />

= mˆ<br />

= 1<br />

N<br />

∆ w = 6<br />

∆ =<br />

*<br />

N<br />

*<br />

w 2<br />

π = 0<br />

T<br />

π = 0<br />

*<br />

t<br />

π = 5<br />

N<br />

π = 1<br />

*<br />

N<br />

bei Anteil von<br />

π<br />

T<br />

<strong>und</strong> π<br />

N<br />

von jeweils 50 %<br />

π= 2,5<br />

*<br />

π =<br />

0,5<br />

bei festem Wechselkurs ∆ s=<br />

0<br />

∆ q =− 2% p.a.<br />

Implikation des RSB-Effekts<br />

è Osterweiterung<br />

è können Länder das Inflationskriterium erfüllen ( ± 1,5 % )<br />

è wie wirkt sich das auf Inflationsziel der EZB aus<br />

4. Theorien zur Determination flexibler Wechselkurse<br />

4.1. Monetärer Ansatz bei flexiblen Preisen<br />

è Annahmen:<br />

- PPP<br />

- UIP } kurzfristig wie langfristig<br />

- Notenbank verfolgt eine Politik der Geldmengensteuerung<br />

- völlig flexible Preise<br />

Geldnachfrage<br />

d<br />

i<br />

M PY η −λ<br />

= g g e<br />

Geldangebot:<br />

a<br />

M<br />

= M


Gleichgewicht am Geldmarkt :m = p+ηy−λ<br />

i<br />

Ausland<br />

m = p +ηy −λi<br />

* * * *<br />

* *<br />

( η=η ; λ=λ )<br />

* * * *<br />

m− m = p− p +η(y−y) −λ(i−<br />

i)<br />

da PPP gilt:<br />

*<br />

s= p − p<br />

* * *<br />

s= m −m −η(y− y) +λ(i−<br />

i)<br />

e *<br />

da UIP ( ∆ s = i− i ) gilt<br />

Annahme:<br />

* * e<br />

s= m −m −η(y− y) +λ∆ ( s)<br />

e e *e<br />

s =π−π = mµ − mµ *<br />

* *<br />

y= y,y = y<br />

* *<br />

s= m −m −η(y− y) +λ(mµ − m) µ *<br />

è<br />

è<br />

⇒<br />

Wechselkurs ist ein rein monetäres Phänomen („price of two monies“)<br />

Erhöhung der inländischen Geldmenge (m↑) ⇒ in inländisches Preisniveau<br />

steigt unmittelbar ⇒ heimische Währung wertet sich ab<br />

allerdings: bei Wachstumsanstieg im Inland kommt es zu Aufwertung<br />

Problem des monetären Ansatzes<br />

è<br />

è<br />

è<br />

è<br />

Notenbanken steuern Geldmenge nicht → Anstieg des Einkommens hat keinen<br />

Einfluss auf Wechselkurs<br />

UIP gilt nicht<br />

PPP gilt nicht,<br />

d.h. Preise sind nicht flexibel<br />

4.2 Monetäre Ansätze bei Preisrigiditäten (overshooting)<br />

è UIP gilt<br />

è PPP gilt kurzfristig nicht<br />

e<br />

è ∆ s = k(s− s) k > 0<br />

s = langfristiger durch PPP bestimmter Kurs


Geldmarktgleichgewicht<br />

m = p+ηy−λi<br />

*<br />

i− i = k(s −s) (UIP)<br />

*<br />

m = p+ηy −λ(k s− s + i)<br />

Kurzfristiges Geldmarktgleichgewicht [ ]<br />

è langfristiges Gleichgewicht<br />

p = p s=<br />

s<br />

m = p+ηy−λ i bzw. i=<br />

i<br />

* *<br />

m = p+ηy−λi<br />

è in kurzfristiges Geldmarktgleichgewicht eingesetzt<br />

* *<br />

p+ηy−λ i = p+ηy −λ(k s− s + i)<br />

( )<br />

1<br />

s= s+ p−p<br />

λk<br />

è langfristig:<br />

e<br />

dm = ds = dp<br />

⎡<br />

⎣<br />

Ausweitung der Geldmenge um 10%<br />

è 10% Abwertung, Anstieg des Preisniveaus um 10%<br />

è kuzrzfristig:<br />

z.B. völlig starre Preise<br />

dp = 0<br />

λ> 0, k><br />

0<br />

⎤<br />

⎦<br />

è Abwertung des Kassakurses stärker als Abwertung des langfristigen Kurses<br />

ds><br />

ds<br />

Logik:<br />

Geldmenge im Inland wird ausgeweitet; Preise bleiben kurzfristig starr; inländischer Zins<br />

↓ (Geldmarktgleichgewicht).<br />

bei konstantem i*<br />

è Aufwertungserwartung für Inlandswährung<br />

è Abwertung unmittelbar<br />

GRAFIK<br />

4.3 Bestimmung des Wechselkurses über News<br />

è Wechselkurs wird bei effizienten Märkten durch Informationen über künftige<br />

Entwicklung relevanter F<strong>und</strong>amentalfaktoren bestimmt<br />

è Welche F<strong>und</strong>amentalfaktoren?<br />

è Beispiel Monetärer Ansatz


* * e<br />

( t t ) ( t t ) ( t+<br />

1 t)<br />

s= m −m −η y − y +λ s −s<br />

14444244443<br />

Z t<br />

F<strong>und</strong>amentalfaktoren in der Gegenwart<br />

(1 +λ )s = Z +λ s<br />

t<br />

t<br />

e<br />

( t+<br />

1)<br />

1 λ<br />

st<br />

= Zt<br />

+ s<br />

1+λ 1+λ<br />

e<br />

( t1 + )<br />

è wie wird s e gebildet?<br />

è rationale Erwartungen, d.h. unter Verwendung der hier gegebenen Modellstrukur<br />

(modellkonsistente Erwartungen)<br />

1 λ<br />

s = Z + s<br />

1+λ 1+λ<br />

e e e<br />

t+ 1 t1 +<br />

t+<br />

2<br />

usw.<br />

∞<br />

n<br />

e 1 1 ⎛ 1 ⎞<br />

t<br />

=<br />

t<br />

+ ∑ ⎜ ⎟ t n<br />

1+λ 1+λ n=<br />

11+λ<br />

s Z E Z<br />

⎝ ⎠<br />

News-Ansatz<br />

( + )<br />

1 1 ⎛ λ ⎞<br />

E s = E Z + E Z<br />

1+λ 1+λ ∑⎜ 1+λ<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

( ) ( ) ( )<br />

t−1 t t−1 t t− 1 t+<br />

n<br />

1 1 λ<br />

st − Et− 1( st) = ( Zt − E<br />

t− 1(Z t) ) +<br />

⎛ ⎞<br />

∑ ⎡Et( Zt+ n) −Et− 1( Zt+<br />

n)<br />

⎤<br />

1+λ 1+λ ⎜<br />

1+λ<br />

⎟ ⎣ ⎦<br />

⎝ ⎠<br />

Wechselkurs-Änderungen bestimmen auch<br />

- unerwartete Veränderung der F<strong>und</strong>amentalfaktoren in t<br />

- neue Einschätzung der zukünftigen F<strong>und</strong>amentalfaktoren<br />

n<br />

n

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