Januar '09 - Stadt Weingarten

100 Jahre Neue Musik
Was nun? Von Dieter Lohr
„Ich bin überzeugt, dass nichts als Rauch in den
Köpfen dieser Komponisten ist, die sich in ihrer
Selbstverliebtheit anmaßen, die guten alten Regeln,
die von so vielen Theoretikern und hervorragenden
Musikern aufgestellt wurden, zu verderben, zu beschädigen
und zu ruinieren“, schrieb im Jahr1598
der italienische Musiktheoretiker, Komponist und
Schriftsteller Giovanni Artusi (1540 –1613). Mit
„diesen Komponisten“ war vor allem Claudio Monteverdi
gemeint, der nach der überbordenden Polyphonie
der Renaissance in seinen Opern die Einstimmigkeit
einführte und somit jenes Zeitalter
begründete, das die Kritiker nach dem portugiesischen
Wort barrueco („schiefrunde Perle“) bezeichneten,
aus dem dann der Begriff Barock wurde.
Dass man mit dieser schrägen Musik heute Millionenumsätze
mit Millionenpublikum macht, hätte
sich wohl kaum einer jener Zeitgenossen erträumt.
Leicht hatte sie es also noch nie, die zeitgenössische
Kunst, die Sehnsucht nach der guten alten Zeit
war dem breiten Publikum schon immer wichtiger
als die Erkundung des Neuen. Deshalb gab es in der
abendländischen Musikgeschichte schon verschiedene
Epochen, die den Namen Neue Musik erhalten
und beibehalten haben, z.B. die „ars nova“ des 14.
Jahrhunderts. Wahrscheinlich wird der Begriff „Neue
Musik“ für die Musik der letzten100 Jahre auch beibehalten,
denn seit der Aufführung von Schönbergs
zweitem Streichquartett im Jahr1908, die viele als
Beginn der Neuen Musik ansehen, hat man keinen
anderen übergreifenden Begriff gefunden oder eingeführt,
auch wenn die Werke von Anton Webern
und Arvo Pärt oder Steve Reich und Helmut Lachenmann
außer klingenden Tönen nichts gemeinsam
haben. Es sind immer wieder rührige Privatpersonen,
Vereinigungen, Orchester oder Dirigenten, die
für die Neue Musik eine Lanze brechen, auch wenn
der Streit unter ihnen, was nun wirkliche Neue Musik
ist, fast obligatorisch ist. Der Monat Januar bietet
dem Publikum unserer Region mehrfach Gelegenheit,
die Neue Musik in allen ihren Facetten kennen
zu lernen. Das Münchener Kammerorchester spielt
in seinem Konzert am 14. Januar um 20 Uhr im
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stadtgespräch
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