JAHRGANG 43 HEFT 6 NOVErviBER/OEZEMBER 1992
JAHRGANG 43 HEFT 6 NOVErviBER/OEZEMBER 1992
JAHRGANG 43 HEFT 6 NOVErviBER/OEZEMBER 1992
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Zum Titelbild: Gerd Rollke<br />
Phalaenopsis labucensis SM(8)/D.O.G. <strong>1992</strong> <br />
Die Suche nach dem 8eweis eines gultigen Namens. <br />
Haben Sie schon einmal eine derartige Phalaenopsis<br />
kultiviert, gesehen oder bewerten mussen? Hand aufs<br />
Herz, wuBten viele von uns uber Aussehen oder Abgrenzung<br />
Bescheid, wenn sie nicht hier und in unseren<br />
letzten Heften ein wenig daruber informiert worden<br />
wiiren?<br />
Oem Artenschutz unterliegen derartige Pflanzen lediglich<br />
wie jede handelsubliche Hybride, also konnen sie<br />
doch eigentlich so selten gar nicht sein. Doch wie sich<br />
verhalten, kommt solch eine Pflanze zur Vorstellung?<br />
Versuchen Sie sich als Bewertungsrichter einmal so<br />
ganz kurzfristig sachkundig zu machen! Sie werden<br />
nur Unterlagen oder Beschreibungen daruber in einer<br />
sehr umfangreichen Bibliothek oder gar nicht finden.<br />
Zumindest mussen Sie genau wissen, wo daruber geschrieben<br />
steht.<br />
1m SANDER, sonst eigentlich zu allen Auskunften fUr<br />
die Bewertung bereit, wird obiger Name uberhaupt<br />
nicht erwiihnt, also zum Zuchten wurde sie bisher<br />
noch nicht verwandt, als Synonym nicht angefuhrt.<br />
Von dem Problem Phalaenopsis und Paraphalaenopsis<br />
wie im letzten Heft auf der Frageseite beschrieben,<br />
ganz zu schweigen.<br />
Bezuglich Bewertung und der erreichten Medaille, ist<br />
sicherlich der Pflanze und den Preisrichtern nichts vorzuwerfen,<br />
sie ist bestimmt eine Silbermedaille wert.<br />
Zweifellos sind ihr in Form, GroBe und Haltung keine<br />
Negativ-Punkte anzukreiden, wenn wir von den bekannten<br />
Arten ausgehen. Die allerdings mussen wir in<br />
solch einem Faile unter hiesiger Kultur zu Grunde legen.<br />
Andererseits, wenn sie nicht alltiiglich ist und so<br />
unbekannt wie in diesem Faile, verdient sie es auch,<br />
hervorgehoben zu werden. Ja sie ist doch geradezu<br />
fur die Dokumentation und Nachzucht priidestiniert,<br />
was sich auch immer spiiter als richtiger Name oder<br />
Synonym herausstellen mag.<br />
Der Bewertungsrichter muB allerdings vor Ort und sofort<br />
entscheiden, hiiufig kann er sich erst hinterher<br />
uber Einzelheiten sachkundig machen.<br />
Der Name aber wird nicht nur allgemein benotigt, sondern<br />
grundsiitzlich ist nur mit einem gultigen Namen<br />
ein Zertifikat auszustellen. Das allerdings mochte jeder<br />
Vorsteller zur Bestiitigung des errungenen Preises<br />
auch haben.<br />
Unterschiede zu anderen Phalaenopsis sind auch im<br />
Bild deutlich sichtbar und offenkundig. Der MaBstab<br />
zu den gemeinhin bekannten Arten und Hybriden ist<br />
also nicht anzulegen.<br />
Die ublichen Phalaenopsis-Bliitter sind bei diesen<br />
Pflanzen rundlich, mit etwas groBeren Zwischenriiumen<br />
und zum Teil aufrechter angebracht, auf jeden<br />
Fall mit den gemeinhin bekannten Phalaenopsis kaum<br />
zu verwechseln.<br />
Die Pflege dieser PhaJaenopsis-Gruppe ist nicht einfach.<br />
Diese Artell wachsen in ihren Heimatliindern,<br />
wohl ausschlieBlich Borneo, auf ganz bestimmten<br />
Biiumen immer in der Niihe von Flussen, also unbedingt<br />
im stiindig sehr feuchtwarmen Klima. Eine zu<br />
tiefe Nachtabsenkung ist deshalb auch nicht von Vorteil.<br />
Derlei Angaben konnten sicherlich selbst noch vor der<br />
Bewertung erfragt werden. Doch sie sind ja meistens<br />
bekannt und stellen nicht das Problem dar. Sich daruber<br />
hinaus noch mehr, etwa wie in diesem Faile mit<br />
der Systematik zu beschiiftigen, ist eigentlich weder<br />
die Aufgabe noch der Wunsch der Bewertungsrichter.<br />
Der Vorsteller hat ganz sicher wiederum nur sein Bestes<br />
gegeben. Die Pflanze ist laut "Die Orchidee" ordentlich<br />
benamt, hervorragend kultiviert und er hat<br />
Weg und Muhen nicht gescheut, um dies aller Offentlichkeit<br />
auch auBerhalb einer Ausstellung zu zeigen<br />
und der Gesellschaft Dokumentations-Material zu liefern.<br />
Er hat dafur noch einen Obulus entrichtet und<br />
somit bewiesen, wie sehr ihm die Ziele unserer Gesellschaft,<br />
niimlich die Forderung der Orchideenkunde im<br />
Sinne des Erhaltes aller Orchideen, vor jeglichem Eigennutz,<br />
am Herzen liegen.<br />
Die Bewertung ist erfolgt, wir kommen zur Publikation,<br />
die Bilder sollen ja zum Vorteil aller Mitglieder und der<br />
Repriisentation unseres Standards vor aller Welt gezeigt<br />
werden. Jeder Name wird also auch aus diesem<br />
Grunde weitestgehend mit den Unterlagen verglichen.<br />
Das neue EDV-RHS Orchid Information System ist eine<br />
Erleichterung, doch manchmal geht es, wie in diesem<br />
Faile, selbst mit den modernsten Mitteln ganz einfach<br />
nicht weiter.<br />
Zu diesen Pflanzen waren einige Abhandlungen bekannt,<br />
doch wurden dabei nur laycockii, denevii und<br />
serpentilingua erwiihnt. Bei uns wurde im vorigen Heft<br />
ebenfalls auf diese Arten hingewiesen. Es konnte damit<br />
alles gekliirt sein. Aber im "neuen Schlechter" wird<br />
von einer Paraphalaenopsis lukubensis Shim, Lamb &<br />
Chan als viertem Teil dieser Gattung berichtet und<br />
nichts von labucensis.<br />
Was nun? Fur die Bewertung durfte hier die ihr ubertragene<br />
Aufgabe enden. Fest steht, die Art ist auBerordentlich<br />
selten und besonders erhaltenswert, sie<br />
wurde ausgezeichnet und dokumentiert. Die Verpflichtung<br />
zur Erhaltung, die genaue Bestimmung des gUltigen<br />
Namens, alles dies konnen nur weitere logische<br />
Foigen der entstandenen Vorgaben sein. Um aile diese<br />
Aufgaben zu erfullen , haben wir uns zu einer groBen<br />
und leistungstahigen Gesellschaft zusammengeschlossen.<br />
In diesem Sinne Dank fUr <strong>1992</strong> und alles<br />
Gute 1993.<br />
Die Orchidee <strong>43</strong> (6), <strong>1992</strong> 253