Adelbert von Chamisso - Leben und Werk im Bild - Bernd Lehmann
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Kunstgriff gelungen. Denn in ihm spiegeln sich zugleich die melancholischen Züge<br />
des Dichters. So ist die Hieroglyphe des H<strong>und</strong>es in mehreren astrologischen Quellen<br />
als typisches Saturntier erwähnt <strong>und</strong> kehrt in Fausts Pudel wieder. Nach Ansicht <strong>von</strong><br />
Raymond Klibansky, Erwin Panofsky <strong>und</strong> Fritz Saxl sei er begabter <strong>und</strong> feinfühliger<br />
als andere Tiere. Auch sei er sehr ernster Natur <strong>und</strong> könne dem Irrsinn leicht anhe<strong>im</strong>fallen.<br />
Wie tiefsinnige Denker neige er dazu, „stets auf der Jagd zu sein, die Dinge aufzuspüren<br />
<strong>und</strong> beständig einer Sache nachzuhängen.“ <strong>Lehmann</strong> bezieht sich in seinem<br />
<strong>Bild</strong> auf einen Passus aus dem letzten Kapitel der Schlemihl-Dichtung: "Wie ich längs<br />
der syrischen Küste den Weg, auf dem ich mich zum letzten Mal vom Hause entfernt<br />
hatte, zurücklegte, sah ich meinen armen Figaro entgegen kommen. Dieser vortreffliche<br />
Pudel [!] schien seinem Herrn [...] nachgehen zu wollen. [...] Er sprang bellend an<br />
mich mit tausend rührenden Äußerungen seiner unschuldigen ausgelassenen Freude.<br />
Ich nahm ihn unter den Arm [...] <strong>und</strong> brachte ihn [...] nach Hause."<br />
„Figaro“ war der Name <strong>von</strong> <strong>Chamisso</strong>s Pudel während der Leutnantszeit. Traditionell<br />
hieß der Lieblingsh<strong>und</strong> der <strong>Chamisso</strong>-Familie ebenfalls "Figaro". Hippolyte besaß drei<br />
H<strong>und</strong>e, der vom Sohn Félix am häufigsten gezeichnete war allerdings Figaro. Das Motiv<br />
des Wiedersehens in der Schlemihl-Dichtung scheint<br />
____________________________________________<br />
5 Vgl. Franz Boll: Sternglaube <strong>und</strong> Sterndeutung. Die Geschichte <strong>und</strong> das Wesen der Astrologie. Hg. <strong>von</strong> W.<br />
G<strong>und</strong>el. 4. Auflage. Leipzig, Berlin 1931 [1919], S. 114.<br />
6 Raymond Klibansky/Erwin Panofsky/Fritz Saxl: Saturn <strong>und</strong> Melancholie. Studien zur geschichte der<br />
Naturphilosophie <strong>und</strong> Medizin, der Religion <strong>und</strong> der Kunst. Übersetzt <strong>von</strong> Christa Buschendorf. Frankfurt a.<br />
M. 1992 {1964], S. 455. Zur traditionellen Verknüpfung des H<strong>und</strong>es mit der Melancholie vgl. Erwin Panofsky:<br />
Die Kulmination des Kupferstiches: Albrecht Dürers „Melencolia I“. In: Lutz Walther: Melancholie.<br />
Leipzig 1999, S. 86-106. Hier: S. 88.<br />
7 <strong>Adelbert</strong> <strong>von</strong> <strong>Chamisso</strong>: Sämtliche <strong>Werk</strong>e in zwei Bänden. Hg. <strong>von</strong> Werner Feudel <strong>und</strong> Christel Laufer. Bd.<br />
2., S. 77 f.<br />
8 Vgl. <strong>Chamisso</strong>s Briefe an Varnhagen <strong>und</strong> Neumann vom 6.11., 16.11. <strong>und</strong> 4.12.1805. In: <strong>Adelbert</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Chamisso</strong>s <strong>Werk</strong>e. Besorgt <strong>von</strong> Friedrich Palm. 6 Bde. 5. vermehrte [<strong>und</strong> berichtigte] Auflage. Bd. V. Berlin<br />
1864, S. 101, 104 <strong>und</strong> 111; René Riegel: Correspondance d' Adalbert de <strong>Chamisso</strong>. Fragments inédits.<br />
(Lettres de <strong>Chamisso</strong>, Louis de la Foye, Helmina de Chézy, Varnhagen <strong>von</strong> Ense, Wilhelm Neumann, J. A.<br />
W. Neander) suivis de Das stille Julchen pa Helmina de Chézy. Paris 1934, S. 104.<br />
9 Briefliche Mitteilung Dorothea <strong>von</strong> <strong>Chamisso</strong>s (4.2.1999).