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Adelbert von Chamisso - Leben und Werk im Bild - Bernd Lehmann

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In seiner Schlemihl-Dichtung verarbeitet <strong>Chamisso</strong> eine Stelle seines zu spät gekommenen<br />

Kapitels, das er für die beabsichtigte Fortsetzung des <strong>von</strong> Bernhardi, Fouqué,<br />

Neumann <strong>und</strong> Varnhagen verfaßten satirischen Gemeinschaftsromans Die Versuche<br />

<strong>und</strong> Hindernisse Karls, eine Geschichte aus der gegenwärtigen Zeit schrieb (<strong>und</strong> verwarf).<br />

Hier entfaltet er das Thema des Doppelgängers in einer virtuos gestalteten Begegnung<br />

mit dem eigenen Ich. Der durch das sogenannte „Doppelroman“-Projekt Hoppelpoppel<br />

oder Das Herz in Jean Pauls Flegeljahre <strong>und</strong> <strong>von</strong> Goethes Wilhelm Meisters<br />

Lehrjahre angeregte Roman bildet eine Art parodistisches Anti-Erziehungsmodell. Der<br />

erste Teil erschien 1808 ohne Angabe der Verfasser bei Riemer in Berlin <strong>und</strong> Leipzig.<br />

Versuche, in einem zweiten Band das Exper<strong>im</strong>ent zu Ende zu führen, sind nach 1809<br />

belegt. Das Vorhaben, das nie vollendet wurde, hieß Der Roman des Freiherrn <strong>von</strong><br />

Vieren (1815). An diesem Quadrupelroman war <strong>Chamisso</strong> mit Kapiteln <strong>und</strong> Entwürfen<br />

maßgeblich beteiligt. Überliefert sind lediglich einige Kapitelanfänge <strong>von</strong> ihm, Fouqué<br />

<strong>und</strong> Contessa.<br />

<strong>Bernd</strong> <strong>Lehmann</strong>: Fouqué 31 x 24,4 cm, 90 Exemplare<br />

<strong>Lehmann</strong>s Einzelporträt des Barons Friedrich de la Motte Fouqué, den <strong>Chamisso</strong> <strong>im</strong><br />

Juli 1806 bei Hameln kennenlernte, ist angelehnt an einen Stich <strong>von</strong> Friedrich Fleischmann<br />

nach einer Zeichnung <strong>von</strong> Wilhelm Hensel. Seine Haltung ist kontrolliert, sein<br />

wacher Blick nach vorn gerichtet - als würde er die Augen des Betrachters suchen.<br />

<strong>Chamisso</strong> selbst durfte vor den Blicken des Fre<strong>und</strong>es seine Augen schließen <strong>und</strong> seine<br />

Seele öffnen. So schrieb er am 17. November 1810 Fouqué die melancholisch-lebensmüden<br />

Zeilen: "Das <strong>Leben</strong> gibt mir nichts, gönnt mir aber ein Großes, die müßigste,<br />

ungestörteste Ruhe. - Das <strong>Leben</strong> hat mich eine Zeit lang geschaukelt, ich habe manches<br />

gesehen, gefühlt, erfahren, nun hat mich die Flut auf diesem Ufer einstweilen zurückgelassen,<br />

<strong>und</strong> bis etwa die Ebbe mich wieder weggespült, genieß‘ ich des Schlafes<br />

<strong>und</strong> der Träume [...]."<br />

____________________________________________________<br />

19 Vgl. Alfred Estermann: Dichterkreise/Koproduktionen. In: Ulfert Ricklefs: Fischer Lexikon Literatur. Bd.<br />

1. Frankfurt a. M. 1996, S. 375-396.<br />

20 In: Peter Lahnstein: <strong>Adelbert</strong> <strong>von</strong> <strong>Chamisso</strong>. Der Preuße aus Frankreich. Frankfurt a. M., Berlin

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