23.11.2013 Aufrufe

Rassismus Report 2010 - Zara

Rassismus Report 2010 - Zara

Rassismus Report 2010 - Zara

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Rassistische Vorfälle · Öffentlicher Raum<br />

Kinder wohl keine Zeit nehme, ihnen nicht einmal das<br />

Geld für den Bus und den Eintritt ins Freibad gäbe,<br />

weshalb die Mutter mit den Kindern dazu gezwungen<br />

sei, in den Park zu gehen. „Mit einer Österreicherin<br />

könnte man das nicht machen, die würde sich sowas<br />

nicht gefallen lassen“, schlussfolgert einer der beiden<br />

Männer. Exkursen darüber, dass die Frau ja gar nicht<br />

wisse, was mit ihren vier Söhnen auf sie zukomme, folgen<br />

diese Aussagen: „De Hund, wenn de groß sind, de<br />

dreschen alle ihre Mütter.“, „Vom Mann bekommt sie<br />

eh nur so wenig Geld, dass sie dann tagtäglich bei Lidl<br />

und Hofer nach billigen Angeboten suchen muss, um<br />

die Kinder zu ernähren und das nur, damit er einen<br />

BMW fahren kann.“, „Wo ist eigentlich der Mann? Der<br />

hat ja sicher einen 1.000-Euro-Job und hat längst frei,<br />

sicher was Besseres zu tun, die haben ja alle mehrere<br />

Frauen.“, „Möchte mal wissen, wie sich der so viele Kinder<br />

überhaupt leisten kann.“ Die Unterhaltung führen<br />

die beiden Männer sehr laut, so dass auch die Kinder<br />

und ihre Mutter das Gespräch zumindest teilweise<br />

mit anhören müssen. „Schau, jetzt schaut's sogar her<br />

zu uns, ich glaub die versteht Deutsch“, bemerkt dies<br />

einer der Männer. Als die Mutter die Männer kurz anspricht,<br />

ihr Verhalten „unpassend und asozial“ nennt<br />

und auf die eingekühlte Flasche mit Kräuterschnaps<br />

hinweist, geben sich die Männer zuerst verwundert:<br />

„Die spricht ja sogar Deutsch!“ Dann werden sie aggressiver:<br />

„Hast du das gehört? Die nennt uns asozial!?“<br />

Die Frau verlässt daraufhin mit ihren Kindern den<br />

Ort.<br />

Herr I. berichtet weiter, dass ihm die Frau mit ihren<br />

Kindern wenig später in diesem Park begegnet. Die<br />

Frau und der älteste Sohn sind völlig schockiert von<br />

den fremdenfeindlichen Aussagen ihnen gegenüber.<br />

Sie sei eine „Österreicherin“, die den muslimischen<br />

Glauben angenommen habe, und habe bei einem<br />

solchen Verhalten wirklich Angst um die Sicherheit<br />

ihrer Kinder.<br />

Herr I. bittet ZARA, den Vorfall zu dokumentieren.<br />

11<br />

Frau M. verbringt im Juni mit ihrer Tochter<br />

einen Sommernachmittag an einem Bachufer<br />

in der Nähe von Baden in Niederösterreich. Als<br />

sie über den Weg, der sowohl von FußgängerInnen<br />

als auch RadfahrerInnen benutzt werden darf, zurück<br />

zum Parkplatz gehen, werden sie von einer von einer<br />

Radfahrerin überholt, weshalb Frau M. ihre Tochter<br />

auf Kroatisch dazu auffordert, ihr zur Sicherheit die<br />

Hand zu geben. Als die Radfahrerin dies hört, sagt sie<br />

zu Frau M.: „Du blöde, dreckige, ausländische Gurk’n!<br />

Willst, dass ich Dir das Kind überfahre? Das ist ein<br />

Radweg!“. Frau M. fragt die Radfahrerin, wo denn angeschrieben<br />

sei, dass FußgängerInnen hier nicht gehen<br />

dürfen. Sie erhält weitere Beleidigungen, unter<br />

anderem „Du Drecksfremde, du sollst mir was sagen?<br />

Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist!“ zur<br />

Antwort. Die Radfahrerin fährt schließlich, weiterhin<br />

schimpfend und schreiend, davon. ZARA dokumentiert<br />

den Vorfall.<br />

12<br />

Im Juni meldet Frau P. über das Web-Kontaktformular<br />

folgenden Vorfall an ZARA:<br />

„Wo: kongressbad, 1160 wien<br />

Wer war beteiligt: ca. 10-12 türkischstämmige<br />

männer<br />

Was ist geschehen: meine 2 neffen, 7 und 10 jahre<br />

alt wurden aus einem becken im kongressbad gejagt<br />

mit den worten - dieses becken ist nur für türken, keine<br />

österreicher erlaubt. weil die beiden nicht sofort<br />

gingen, wurden sie von einigen der türkischstämmigen<br />

jungen männer mehrmals untergetaucht und<br />

weggeschubst.“<br />

ZARA dokumentiert den Vorfall, kann jedoch Frau<br />

P. keine weitere Beratung zukommen lassen, da sie<br />

keine Kontaktdaten angibt.<br />

13<br />

Frau Q. wurde in Chile geboren, lebt aber<br />

schon seit vielen Jahren in Österreich und ist<br />

österreichische Staatsbürgerin. Sie arbeitet als Heimhilfe<br />

in Wien. Mitte April befindet sie sich auf dem Weg<br />

zur Arbeit. Auf dem Gehsteig nähern sich ihr zwei Männer.<br />

Einer der beiden rempelt Frau Q. an. Frau Q. will<br />

den Mann zur Rede stellen und fragt ihn, warum er sie<br />

gestoßen habe. Der Mann erwidert, dass Frau Q. „die<br />

Fresse halten“ solle, und schlägt ihr mit der flachen<br />

Hand so fest ins Gesicht, dass ihre Brille verrutscht und<br />

sie eine schmerzhafte Prellung davonträgt. Daraufhin<br />

wendet sich der Täter von ihr ab und will weitergehen.<br />

Frau Q. fordert ihn jedoch auf, stehen zu bleiben und<br />

auf die Polizei zu warten, die sie aufgrund der Attacke<br />

verständigen möchte. Der Mann attackiert Frau Q.<br />

erneut und versetzt ihr einen Faustschlag ins Gesicht;<br />

Frau Q. fällt zu Boden.<br />

Der Täter lässt von Frau Q. ab und geht mit seinem<br />

Begleiter fort, der die ganze Zeit tatenlos daneben<br />

steht und zusieht. Frau Q. rappelt sich von der Straße<br />

auf und ruft den Polizeinotruf an, während sie dem Täter<br />

und seinem Begleiter in einigem Abstand folgt. Als<br />

der Täter dann in eine nahe gelegene Bankfiliale geht,<br />

wird er von der rasch eintreffenden Polizei gestellt,<br />

welche eine Identitätsfeststellung durchführt. Frau<br />

Q. macht unmittelbar darauf bei der nächsten Polizeiinspektion<br />

ihre Aussage zu dem Vorfall. Am nächsten<br />

Tag lässt sie sich auch noch von einem Amtsarzt untersuchen,<br />

der mehrere Blutergüsse feststellt.<br />

Nach einigen Monaten erhält Frau Q. eine Benachrichtigung<br />

von der Staatsanwaltschaft, dass das Verfahren<br />

gegen den Täter eingestellt wurde, da diesem<br />

mehrere Straftaten vorgeworfen werden und diese<br />

Tat für die Höhe der zu erwartenden Strafe nicht mehr<br />

relevant sei. Ein solches Vorgehen ist seit der Strafprozessnovelle<br />

2008 möglich. ZARA verfasst für Frau Q.<br />

einen Fortsetzungsantrag (➞ Glossar) an die Staatsanwaltschaft.<br />

Zu Redaktionsschluss gibt es keine<br />

Rückmeldung mehr von Frau Q.<br />

14<br />

Frau C. ist Österreicherin und seit sechs Jahren<br />

mit einem Senegalesen verheiratet, der<br />

seit 18 Jahren in Österreich lebt. Als sie im Februar mit<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!