Rassismus Report 2010 - Zara
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cyber hate · The Love-Hate-Net – Ergebnisse der INACH Konferenz<br />
Derzeit übernimmt eine Vielzahl zivilgesellschaftlicher<br />
Einrichtungen Aufgaben, die aufgrund der lückenhaften<br />
Gesetzgebung und vieler nicht rechtlich bindender<br />
internationaler Übereinkommen von staatlichen<br />
Einrichtungen nicht ausgeführt werden (können). Zu<br />
diesen Aufgaben zählen unter anderem die Bewusstseinsbildung<br />
unter Jugendlichen aber auch unter VertreterInnen<br />
der Exekutive, die Initiierung von Multistakeholderdialogen,<br />
um neue Strategien im Umgang<br />
mit den Phänomenen <strong>Rassismus</strong> und Hass im Internet<br />
zu entwickeln, sowie Monitoring und Einzelfallarbeit.<br />
Dabei ist das Monitoring von sozialen Netzwerken<br />
besonders zeitaufwändig. Viele Ressourcen fließen in<br />
den Kampf um die Beseitigung von verhetzenden Inhalten<br />
im Cyberspace. Gleichzeitig müssen Personen<br />
oder Gruppen, gegen die gehetzt wird und die über<br />
das Internet immer wieder zu Opfern gemacht werden,<br />
gestützt werden.<br />
weisenden Urteile können abschreckende Wirkung<br />
entfalten und zusätzlich zur Bewusstseinsbildung<br />
beitragen. Zusätzlich gehören die Phänomene <strong>Rassismus</strong><br />
und Verhetzung im virtuellen Raum auf die politische<br />
Agenda, damit internationale Empfehlungen<br />
von Europarat, der Organisation für Sicherheit und<br />
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und deren Büro für<br />
demokratische Einrichtungen und Menschenrechte<br />
(ODIHR) von den nationalen Regierungen umgesetzt<br />
werden und es zu einem Austausch von good practice<br />
Beispielen kommt.<br />
Es ist die rechtliche Verpflichtung nationaler<br />
und internationaler Politiken Strategien gegen<br />
Verhetzung, <strong>Rassismus</strong> und Rechtsextremismus<br />
zu entwickeln und einzusetzen.<br />
Ulrich Dovermann<br />
Unsere Erfahrungen mit diesen Fällen haben<br />
dazu geführt, dass wir drei Lücken innerhalb<br />
der Verantwortlichkeit des Staates zur Bekämpfung<br />
von Verhetzung und <strong>Rassismus</strong> im Netz<br />
ausfindig gemacht haben: Strukturen um die<br />
Aufmerksamkeit gegenüber rassistischen Inhalten<br />
speziell in sozialen Netzwerken zu erhöhen,<br />
Beobachtungsstellen zur Bekämpfung von cyber<br />
hate und effektive Gesetze.<br />
Barbara Liegl<br />
Die internationale Zusammenarbeit der INACH-Mitglieder<br />
macht es möglich, strategisch gegen cyber<br />
hate vorzugehen, indem sie strategisch wichtige Fälle<br />
identifizieren und diese gezielt für die Durchführung<br />
von Musterprozessen nützen. Die mit dieser Form einer<br />
strategischen Klagsführung erzielbaren richtungs-<br />
Solange cyber hate (➞ Glossar) rechtlich nicht ausreichend<br />
verfolgt werden kann, sind weiterhin zivilgesellschaftliche<br />
Organisationen gefragt, die beobachten,<br />
dokumentieren und mit Aufklärungs- und<br />
Bildungsmaßnahmen daran arbeiten, dass Jugendliche<br />
nicht unvorbereitet rassistischen Inhalten und<br />
Symbolen im Internet begegnen und in der Lage sind,<br />
dieser ausgrenzenden und menschenverachtenden<br />
Propaganda zu widerstehen. <strong>Rassismus</strong>, so Ulrich Dovermann<br />
von der deutschen Bundeszentrale für politische<br />
Bildung, sei schließlich kein Problem der Schule,<br />
sondern eines, das dorthin mitgebracht werde. Peer<br />
education könne auch hier eine Schlüsselrolle spielen,<br />
ist der Rechtsextremismusexperte überzeugt. In Kombination<br />
mit Medienbildung könnte das ein erfolgreiches<br />
Modell sein, junge Menschen vor fremdenfeindlicher<br />
Gesinnung und rassistischem Aktionismus zu<br />
warnen und zu bewahren.<br />
Philippe Schmidt<br />
Vorsitzender von INACH,<br />
Vize präsident der Internationalen<br />
Liga gegen <strong>Rassismus</strong><br />
und Antisemitismus<br />
LICRA, Paris<br />
Daniel Milo<br />
Berater für die Bekämpfung<br />
von <strong>Rassismus</strong>, Xenophobie<br />
und Diskriminierung, Büro<br />
für demokratische Einrichtungen<br />
und Menschenrechte<br />
der Organisation für<br />
Sicherheit und Zusammenarbeit<br />
in Europa ODIHR<br />
Axel Maireder<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Publizistik,<br />
Universität Wien<br />
Ronald Eissens<br />
Leiter der Meldestelle für<br />
Diskriminierung im Internet,<br />
Amsterdam, Geberaldirektor<br />
Magenta Foundation<br />
Barbara Liegl<br />
Geschäftsführerin<br />
von ZARA, Wien<br />
Ulrich Dovermann<br />
Leiter des Fachbereiches<br />
„Extremismus“ in der Bundeszentrale<br />
für politische<br />
Bildung, Bonn<br />
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