23.11.2013 Aufrufe

Rassismus Report 2010 - Zara

Rassismus Report 2010 - Zara

Rassismus Report 2010 - Zara

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Alle Menschenrechte für Alle · <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung im Fokus der Menschenrechtsprüfung<br />

Alle Menschenrechte für Alle<br />

Universal Periodic Review (UPR)<br />

Drei Viertel der ÖsterreicherInnen wünschen sich eine bessere Verankerung der Menschenrechte. Befragt nach den<br />

„schützenswerten“ Gruppen stellt sich allerdings heraus, dass diese Rechte ethnischen Minderheiten, Asylsuchenden<br />

und Homosexuellen laut einer Studie der Karmasin Motivforschung 1 am wenigsten zugestanden werden – eine<br />

Haltung, die auch die Rechtssituation wiederspiegelt. Unterschiedliche Aufenthaltsberechtigungen beispielsweise<br />

schließen bestimmte Personengruppen von der Teilnahme am politischen und gesellschaftlichen Leben aus. Für<br />

diese Personengruppen gelten eigene Gesetze, die deren Aktions- und Partizipationsradius einschränkt. Dadurch<br />

besteht eine erhebliche, gesetzlich fundierte Schieflage, deren Beseitigung ZARA – Zivilcourage und Anti-<strong>Rassismus</strong><br />

Arbeit ganz oben auf die Liste seiner Forderungen im Zuge der universellen Menschenrechtsprüfung (engl.:<br />

Universal Periodic Review➞ Infobox: Universelle Menschenrechtsprüfung) gestellt hat.<br />

1<br />

Studie: Menschenrechte<br />

in Österreich, Karmasin<br />

Motivforschung, <strong>2010</strong><br />

2<br />

European Union Agency<br />

for Fundamental Rights,<br />

<strong>2010</strong>, Data in Focus <strong>Report</strong><br />

No 3 – Rights Awareness<br />

and Equality Bodies, European<br />

Union Minorities and<br />

Discrimination Survey.<br />

<strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung im Fokus<br />

der Menschenrechtsprüfung<br />

Ende Jänner 2011 hat sich Österreich erstmals der<br />

universellen Menschenrechtsprüfung durch den Menschenrechtsrat<br />

der Vereinten Nationen unterzogen.<br />

Die Delegierten der Mitgliedstaaten hatten sich bereits<br />

im Vorfeld der Anhörung in Genf über die Situation in<br />

Österreich informiert. Sowohl die Regierung als auch<br />

die Zivilgesellschaft waren aufgefordert, ihre eigenen<br />

Analysen über den Umsetzungsstand der Menschenrechtskonvention<br />

und weiterer internationaler Abkommen<br />

zu übermitteln.<br />

Die Anhörung verlief dementsprechend wenig<br />

überraschend: <strong>Rassismus</strong> und Verhetzung, auch in<br />

Politik und Medien, Diskriminierungen von Nicht-<br />

Staatsangehörigen sowie deren systematischer gesellschaftlicher<br />

Ausschluss waren Dauerbrenner bei<br />

der Anhörung in Genf. Nahezu die Hälfte aller Empfehlungen,<br />

die im Anschluss an die Anhörung von den<br />

Delegierten der Länder weitergegebenen wurden,<br />

beziehen sich auf <strong>Rassismus</strong>, Diskriminierung sowie<br />

den Schutz ethnischer, religiöser und sprachlicher<br />

Minderheiten.<br />

Vor allem die Berichte der NGOs, die so wie der<br />

Staatenbericht lange vor der Anhörung ans UN-<br />

Hochkommissariat für Menschenrechte geschickt<br />

wurden, hatten die Mängel an Österreichs nationaler<br />

Menschenrechtspolitik bereits ausführlich moniert.<br />

Der ZARA–Bericht, der sowohl als separater Bericht an<br />

den Menschenrechtsrat ging als auch in den gemeinsamen<br />

Bericht der Initiative menschenrechte.jetzt. (➞<br />

Infobox: menschenrechte.jetzt.) einfloss, verweist vor<br />

allem auf strukturell verankerten <strong>Rassismus</strong>, unzureichenden<br />

rechtlichen Diskriminierungsschutz und den<br />

fehlenden politischen Willen zur Bekämpfung rassistischer<br />

Diskriminierungen.<br />

ZARA bemängelt vor allem unterschiedliche<br />

Rechtsgrundlagen für Nicht-ÖsterreicherInnen, deren<br />

Aufenthaltstitel über ihre politischen und gesellschaftlichen<br />

Partizipationsmöglichkeiten entscheiden und<br />

damit ihre Gleichstellung verhindern. So haben beispielsweise<br />

MigrantInnen aus Nicht-EU-Staaten nicht<br />

einmal auf kommunaler Ebene ein Stimmrecht – eine<br />

dementsprechende Klage wurde im Jahr 2004 mit der<br />

Begründung vom Verfassungsgericht abgewiesen,<br />

ein solches Recht würde das „Verfassungsprinzip der<br />

Homogenität verletzen“. Eine komplizierte und sich<br />

ständig ändernde Gesetzeslage im Beschäftigungsbereich<br />

macht den Lebensalltag für diesen Teil der<br />

österreichischen Bevölkerung nicht leichter, zumal<br />

selbst offene Diskriminierungen bei der Arbeits-und<br />

Wohnungsvergabe schwer zu bekämpfen sind. Das<br />

trägt dazu bei, die Trennung der Gesellschaft in „wir“<br />

und die „anderen“ zu manifestieren.<br />

Die von ZARA dokumentierten Fälle zeigen auf,<br />

dass Menschen mit dunklerer Hautfarbe oder „fremdländisch“<br />

klingenden Namen bei der Jobvergabe diskriminiert<br />

werden. In Österreich ist die Einführung<br />

anonymisierter Bewerbungen, wie sie in anderen Ländern<br />

bereits forciert werden, noch kein Thema. Dementsprechend<br />

interessierten sich bei der Anhörung<br />

in Genf einige Länder, darunter Frankreich, für die<br />

Bestimmungen im Arbeitsrecht. Obwohl im Arbeitsbereich<br />

zusätzlich zur ethnischen Zugehörigkeit auch<br />

andere Diskriminierungsgründe rechtlich geschützt<br />

sind und Opfer von Benachteiligungen sich dementsprechend<br />

auf dem Rechtsweg wehren könnten, sind<br />

unangefochtene Benachteiligungen an der Tagesordnung.<br />

Laut einer Studie der EU-Menschenrechtsagentur<br />

2 wissen 70% der Angehörigen von ethnischen<br />

Minderheiten in Österreich nicht über die geltende<br />

Gleichbehandlungsgesetzgebung Bescheid.<br />

Eine weitere Forderung, die jetzt auch von den Vereinten<br />

Nationen als Empfehlung an Österreich weitergegeben<br />

wurde, betrifft Anti-<strong>Rassismus</strong>-Maßnahmen;<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!