Gutachten als Download - Expertenkommission Forschung und ...
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84<br />
EFI GUTACHTEN<br />
2013<br />
B 2–5<br />
Deutschland konzentrieren sich ausländische FuE-<br />
Aktivitäten auf den Süden <strong>und</strong> Südwesten (vgl. Abbildung<br />
7), ähnlich wie auch die deutschen Patentanmeldungen.<br />
268 Die Analyse der Determinanten ausländischer<br />
FuE-Aktivität in Deutschland 269 zeigt, dass<br />
auch hier die bestehende Industriestruktur eine wichtige<br />
Rolle spielt. Somit sind, wie auch im Ländervergleich,<br />
intra- <strong>und</strong> interindustrielle Spillover-Effekte<br />
wichtig bei der Standortentscheidung von Unternehmen.<br />
Auch die Bedeutung des Wissenschaftssystems<br />
wird in der regionalen Analyse bestätigt. Außerdem<br />
wurden die öffentliche Bildungs- <strong>und</strong> Wissenschaftsstruktur<br />
<strong>und</strong> die sektorspezifische Humankapitalausstattung<br />
in den Regionen <strong>als</strong> bedeutende Entscheidungskriterien<br />
identifiziert.<br />
Wissensflüsse in internationalen<br />
FuE-Netzwerken<br />
Die zunehmende Bedeutung technologischer Motive<br />
für die internationale Standortwahl von FuE-Tätigkeiten<br />
macht deutlich, dass MNU durch den Aufbau<br />
von internationalen FuE-Standorten Zugang zu<br />
neuem Wissen gewinnen können. Erste empirische<br />
Untersuchungen befassen sich mit den Auswirkungen<br />
ausländischer FuE-Engagements auf Produktivität<br />
<strong>und</strong> Innovationstätigkeit heimischer Unternehmen,<br />
die durch Technologietransfers innerhalb eines<br />
MNU oder durch Wissensspillover in die heimische<br />
Wirtschaft entstehen können.<br />
Studien zu deutschen <strong>und</strong> britischen Unternehmen 270<br />
zeigen, dass Konzerne, die eine stärkere FuE-Verflechtung<br />
mit den USA aufweisen (gemessen am Anteil<br />
der Patentanmeldungen mit Erfindern mit Wohnsitz<br />
in den USA), im Vergleich zu weniger gut vernetzten<br />
Konkurrenten überproportional vom amerikanischen<br />
FuE-Wachstum profitieren. Diese Wissensspillover<br />
von FuE-Auslandsinvestitionen hin zu heimischen<br />
Konzernen resultieren für britische Konzerne in einer<br />
durchschnittlich um 5 Prozent <strong>und</strong> für deutsche<br />
Unternehmen in einer um 15 Prozent höheren Produktivität.<br />
271 Dabei ist anzunehmen, dass nur ein Teil<br />
der möglichen Wissensspillover durch die Patentstatistiken<br />
erfasst werden kann. Darüber hinaus wird<br />
für deutsche Unternehmen deutlich gemacht, dass<br />
enge Kooperationen mit amerikanischen Unternehmen,<br />
die in gemeinsamen Patentanmeldungen resultieren,<br />
einen zusätzlichen positiven Effekt auf die<br />
heimische Produktivität haben.<br />
Ein Rückfluss von technologischem Wissen aus der<br />
ausländischen FuE-Tätigkeit kann sich darüber hinaus<br />
auch über die Unternehmensgrenzen hinweg auf die<br />
heimische Wirtschaft auswirken, wenn Wissensspillover<br />
hin zu lokalen Unternehmen stattfinden (interfirm<br />
reverse technology transfer). Erste empirische<br />
Studien belegen, dass auch die heimische Wirtschaft<br />
durch Wissensspillover von multinationalen Unternehmen<br />
mit ausländischen FuE-Tätigkeiten profitieren<br />
kann. 272 Eine Untersuchung europäischer MNU 273<br />
weist für Unternehmen in den Sektoren Chemie <strong>und</strong><br />
Pharmazie anhand von Patentzitationen internationale<br />
Wissensflüsse von ausländischer FuE-Tätigkeit<br />
multinationaler Konzerne in den USA hin zu heimischen<br />
Unternehmen in Europa nach. Es zeigt sich,<br />
dass eine gute Einbindung der MNU im Heimatland,<br />
d. h. eine enge Beziehung zu Lieferanten, K<strong>und</strong>en,<br />
Wettbewerbern <strong>und</strong> heimischen Universitäten, Investitionen<br />
in gr<strong>und</strong>lagenbasierte FuE begünstigen kann,<br />
<strong>und</strong> dass diese Spillover-Effekte umso höher ausfallen,<br />
je größer die Unterschiede in der technologischen<br />
Entwicklung zwischen dem Heimatland <strong>und</strong><br />
den USA sind.<br />
Die empirische Evidenz aus einzelnen Länderuntersuchungen<br />
deutet an, dass die internationale Verlagerung<br />
von FuE-Tätigkeiten unter bestimmen Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> in bestimmten Branchen sowohl<br />
MNU im Heimatland <strong>als</strong> auch den lokalen Unternehmen<br />
in Form von Wissensspillover zugute kommen<br />
kann. Ausländische FuE-Tätigkeiten stellen eine<br />
Möglichkeit dar, heimische Konzerne, aber auch<br />
lokale Unternehmen an Wissen im Ausland teilhaben<br />
zu lassen. Generell ist zu erwarten, dass mögliche<br />
Spillover-Effekte aus dem Wissenstransfer von<br />
ausländischer FuE aus technologisch fortschrittlichen<br />
Ländern wie den USA mit am höchsten ausfallen.<br />
Neue Herausforderungen für die<br />
<strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> Innovationspolitik<br />
der B<strong>und</strong>esregierung<br />
Die Globalisierung von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Innovation<br />
zwingt dazu, die Reichweite nationaler <strong>und</strong> europäischer<br />
Innovationspolitik neu zu überdenken. Die<br />
Betrachtung der Entwicklung internationaler FuE-<br />
Standorte hat gezeigt, dass es zu einer immer stärkeren<br />
internationalen Arbeitsteilung kommt. Unternehmen<br />
sind bei der Wahl ihrer FuE-Standorte sehr<br />
mobil <strong>und</strong> wählen bewusst Standorte, an denen sie<br />
B 2– 6