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missio Aachen

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Es existierte also ein Christentum ausländischer Prägung, das die Kirche durch<br />

Missionen unterstützte.<br />

Während 1219 der heilige Franziskus nach Ägypten aufbrach, begaben sich<br />

seine Söhne 1224/25 nach Marokko, wo sie den Märtyrertod starben. Sie waren<br />

kurzzeitig auch in Tunesien präsent und ab 1628 dauerhaft in Libyen. In der Altstadt<br />

von Tripolis wurden 1645 mit Erlaubnis des Sultans von Konstantinopel<br />

die Kirche der „Heiligen Maria der Engel” und 1858 in Bengasi die Kirche der<br />

„Unbefleckten Jungfrau” gegründet.<br />

Im Jahre 1641 wurde die erste römisch-katholische Verwaltungsbehörde eingerichtet.<br />

Seit 1943 besteht das römisch-katholische Vikariat von Tripolis und<br />

seit 1927 das Vikariat von Bengasi.<br />

Mit der Revolution von 1969 und der Vertreibung der Italiener (1970) verlor<br />

die Kirche ihre rein italienische Identität. Heute ist die Kirche in Libyen wirklich<br />

international-katholisch, sie wird von Koreanern, Philippinern, Polen, Gruppen<br />

von Maltesern, Italienern, Franzosen, Sudanesen und Vertretern aus anderen<br />

Regionen der Subsahara-Region getragen. Vor kurzem wurden den Christen<br />

zwei Orte für die Praktizierung ihres Glaubens zugesprochen: einer in Tripolis<br />

und ein anderer in Bengasi. Gegenwärtig hat die Kirche in Libyen ein wirklich<br />

katholisch-internationales Gesicht.<br />

Aber ebenso bieten die Verkündigung des Glaubens an Gott und Mohammed, seinen<br />

Propheten, sowie die Aufforderung zum Gebet dem Christen die Möglichkeit,<br />

seinen eigenen Glauben und seine Identität zu überdenken. So entsteht ein<br />

echter Dialog auf verschiedenen Ebenen, so entwickelt sich eine soziale und wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Unsere Präsenz innerhalb der muslimischen Kultur bedeutet Engagement und<br />

Verantwortung für unsere eigene Identität, ohne dass wir sie einer anderen<br />

Identität entgegenstellen. Wir wollen die positiven Aspekte hervorheben, um<br />

Brücken zu bauen und einen Dialog der Liebe zu führen.<br />

Konflikt und Kohabitation<br />

Der Mittelmeerraum mit seinen kulturellen und religiösen sowohl christlich-römischen<br />

als auch griechisch-orthodoxen und muslimischen Prägungen war von<br />

jeher ein Schauplatz von Konflikten, aber auch von Begegnungen und gemeinsamen<br />

Aktionen. Libyen als der Ort, an dem der Mittelmeerraum mit Afrika<br />

zusammentrifft, spiegelt diese Gemeinsamkeit und das Miteinander verschiedener<br />

Rassen, Kulturen und Religionen wider. Schon in der Vergangenheit existierte, was<br />

heute von seinem Revolutionsführer als neue Identität aufgegriffen wird: treues<br />

Befolgen des islamischen Glaubens und gleichzeitig Öffnung und Dialog, mit dem<br />

Stolz auf die eigenen beduinischen Wurzeln.<br />

In diesem sozialen und politischen Umfeld ist kein Platz für religiösen Fundamentalismus,<br />

auch wenn es angesichts des politischen Fundamentalismus des<br />

Westens in der Behandlung der Rechte der Palästinenser und der Araber im Allgemeinen<br />

gewisse Ressentiments gibt.<br />

Wer aus dem laizistischen Westen nach Libyen kommt, mag erstaunt darüber<br />

sein, wie der Tagesablauf von den Rufen zum Gebet bestimmt wird, die von den<br />

Minaretten der zahlreichen Moscheen des Landes ertönen.

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