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Ein Drittel sind Studenten oder Migranten aus der Subsahara-Region; sie kommen<br />

hierher zum Studium und versuchen mit allen Mitteln, nach Europa zu<br />

gelangen. Sie bleiben vier bis fünf Jahre und stehen im permanenten Kontakt<br />

mit den Marokkanern an den Universitäten und in ihrem Lebensbereich, den<br />

Wohnheimen oder Wohnquartieren. Manchmal wohnen sie mit muslimischen<br />

Gefährten aus der Subsahara-Region zusammen. Auch wenn es ihnen gelingt,<br />

im Land gute Freunde zu finden, fällt es ihnen doch gerade am Anfang schwer,<br />

von schwarzer Hautfarbe und gleichzeitig Christ zu sein. Die Christen sind<br />

eine Minderheit innerhalb der in Marokko lebenden Subsahara-Migranten. Darüber<br />

hinaus sind die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in ihren Herkunftsländern<br />

nicht dieselben, wie hier in Marokko. Manchmal bedarf es einer<br />

echten Umstellung und Anpassung der Mentalitäten.<br />

Zu unserer Gemeinde gehören auch einige Frauen aus islamisch-christlichen<br />

Ehen, da ihnen die weitere Ausübung ihrer Religion offiziell gestattet ist. Es gibt<br />

viele dieser Frauen in Marokko, und wir begleiten einige von ihnen. Im Gegensatz<br />

dazu müssen Christen, die eine Marokkanerin heiraten wollen, zum Islam konvertieren.<br />

In beiden Fällen sind die Kinder obligatorisch Muslime.<br />

Insgesamt umfasst diese christliche Gemeinschaft zwischen 60 und 80 Nationalitäten.<br />

In den Diensten der Kirche in diesem Land stehen 2 Erzbischöfe, 79 Priester und Ordensgeistliche<br />

und 278 Ordensschwestern. Wir haben lediglich vier zu Kardinälen ernannte<br />

Priester (älter als 72 Jahre), alle anderen gehören entweder zu „fidei donum” oder sind<br />

Ordensbrüder. All unsere Pastoralreferenten sind „Leihgaben”, die uns die Gesamtkirche<br />

für ein paar Jahre zur Verfügung gestellt hat. Die 360 hauptamtlichen Mitarbeiter kommen<br />

aus 26 verschiedenen Ländern Europas, Afrikas, Amerikas und Asiens. Wir können<br />

nicht mehr sagen, dass das Christentum ein Erbe der französischen oder spanischen Kolonialherrschaft<br />

ist. Priester und Ordensschwestern, die aus der Subsahara-Region kommen,<br />

und arabische Ordensschwestern sprechen für sich selbst. Auf unserer Nordafrikanischen<br />

Bischofskonferenz (CERNA) sind wir 9 Bischöfe mit 7 verschiedenen Nationalitäten, zu<br />

denen auch Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko gehören.<br />

Im Sinne dieser Beziehung prägten unsere Kirche folgende Ereignisse:<br />

1) Am 30. Dezember 1983 schrieb seine Majestät Hassan II. einen Brief an seine<br />

Heiligkeit Papst Johannes Paul II., um einen rechtlichen Status zwischen dem<br />

Königreich Marokko und der katholischen Kirche in Marokko herzustellen.<br />

2) Am 19. August 1985 fand ein Treffen zwischen dem Papst und den Christen<br />

von Casablanca statt, auf dem er ihnen sagte: „Das Werk der Erfüllung<br />

wird sich fortsetzen, oder vielleicht abbrechen. Doch was immer bleibt, ist<br />

der Beweis der Liebe, den ihr geben konntet im Namen Christi.” Vor 80.000<br />

jungen Muslimen und in Anwesenheit des Königs sagte er unter anderem:<br />

„Die Menschheit bildet eine Ganzheit, und jede Gruppe hat ihre Rolle zu<br />

spielen. Man muss die Werte der verschiedenen Völker und Kulturen anerkennen.<br />

Die Welt ist wie ein lebender Organismus, jeder hat von den anderen<br />

etwas zu erhalten und hat ihnen etwas zu geben.”<br />

3) Am 16. September 2001 gab es angesichts der Ereignisse des 11. September<br />

eine große vom König initiierte interreligiöse Zeremonie zu Ehren Gottes „in<br />

der großen Petrus-Kathedrale von Rabat”.<br />

4) Am 20. Dezember 2001 wurde in Brüssel die Absicht eines interkulturellen und<br />

interreligiösen Treffens im Jahr 2002 in Marokko bekannt gegeben. „Das Königreich<br />

Marokko, Hort des Dialogs und der Begegnung, schätzt sich glücklich, 2002<br />

Gastgeber einer erweiterten Konferenz zu Fragen des interreligiösen und interkulturellen<br />

Dialogs zu sein, um die begonnenen Aktionen fortzusetzen und das<br />

Einvernehmen, den Frieden und den Dialog zu vertiefen und zu festigen. Dieses<br />

Treffen soll durch die Ausarbeitung einer Charta der Ethik zwischen den<br />

monotheistischen Religionen seinen krönenden Abschluss finden. Die Charta<br />

soll die gemeinsamen Werte unserer Religionen in der Praxis verankern und<br />

dem Streben unserer Völker, welchen Glaubens sie auch sein mögen, angemessen<br />

sein, um eine Zukunft zu schaffen, die von Sicherheit, Frieden und Zuversicht<br />

geprägt ist für die ganze ungeteilte Menschlichkeit.”<br />

All diese offiziellen Reden sprechen von Marokko als einem toleranten Land; das<br />

stimmt auch für uns Christen - wir sind keine Kirche der Stille, und unsere Kathedrale<br />

steht ohne irgendwelche Probleme im Stadtzentrum von Rabat. Doch<br />

man darf Toleranz und religiöse Freiheit nicht miteinander verwechseln. Ein<br />

Marokkaner beispielsweise hat nicht das Recht zu konvertieren.<br />

Wir möchten eine Kirche der Begegnung und der Freiwilligkeit sein, ein Zeichen<br />

der Zuneigung Gottes zu allen Menschen. Daran erinnerte uns der Papst,<br />

der bei einem Besuch ad limina sagte: „Im Grunde verwirklicht ihr mit eurem<br />

Leben, was das Konzil von der Kirche sagt. Sie ist ein Sakrament, ein Zeichen,<br />

und man verlangt von einem Zeichen nicht, dass es sich vermehre.”<br />

Wir sind eine Kirche, die von der Internationalität zur Universalität gelangen<br />

will, vom Unterschied zur Gemeinsamkeit.<br />

Unsere Begegnungen mit muslimischen Gläubigen, die auf ihre Weise nach<br />

Gott suchen, helfen uns, Christus wahrzunehmen, der sich uns und der Welt<br />

weiter offenbart.<br />

2. Die Menschenrechte in unserem Land<br />

Aus Respekt gegenüber unserem Gastland fällt es mir schwer, darüber zu sprechen.<br />

Es ist unbestreitbar, dass es in Bezug auf die Menschenrechte eine Entwicklung<br />

gegeben hat, und dass „Marokko versucht, die Werte des Islam mit den Wer-

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