Gesamtes Dok - Steiermärkischer Gemeindebund - Steiermark
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STEUERN & FINANZEN<br />
auf die Mitteilungen der Bezirkshauptmannschaft<br />
verlässt.<br />
Weiters werden bei den Erhebungen<br />
der Bezirkshauptmannschaft oder der<br />
Polizei immer wieder tatsächlich aufgestellte,<br />
aber gerade „nicht angesteckte“<br />
Geräte (ohne entsprechende Rechtsgrundlage)<br />
keines weiteren Blickes gewürdigt,<br />
als ob diese Geräte gar nicht<br />
existieren würden – und zwar betrifft<br />
dies Unterhaltungsspielapparate wie<br />
auch Geldspielapparate.<br />
Der Bürgermeister als Abgabenbehörde<br />
und Überwachungsbehörde hat aber<br />
auch im vorbeschriebenen Fall von<br />
einem gehaltenen und lustbarkeitsabgabepflichtigen<br />
Gerät auszugehen, welches<br />
zudem entfernt werden kann, wenn<br />
es ohne Bewilligung aufgestellt sein<br />
sollte – und zwar vollkommen unabhängig<br />
davon, wann und wie oft oder ab<br />
welcher Tageszeit das Gerät ans Stromnetz<br />
angeschlossen ist. Darüber hinaus<br />
hat der Bürgermeister die rechtswidrige<br />
Aufstellung dieses Gerätes bei der Bezirkshauptmannschaft<br />
anzuzeigen.<br />
Unterhaltungsspielapparate werden fast<br />
zu 100 % als Schau-, Scherz-, Spiel- und<br />
Geschicklichkeitsapparat, sonstiger mechanischer<br />
Spielapparat, Spielautomat,<br />
Schießapparat, Kegelautomat, TV-Spielapparat,<br />
Fußball- und Hockeyautomat<br />
o. ä. (§ 4 Abs. 5 Z. 1 LAG) deklariert,<br />
was einer monatlichen Lustbarkeitsabgabebelastung<br />
von nur € 20,00 entspricht.<br />
Praktisch nie (!) wird ein solches Gerät<br />
als Spielapparat und Spielautomat, welcher<br />
„optisch oder akustisch aggressive<br />
Handlungen, wie insbesondere Verletzungen<br />
oder Tötung oder Kampfhandlungen<br />
gegen Ziele“ darstellt, deklariert,<br />
denn dieser ist nach § 4 Abs. 5 Z. 1 LAG<br />
mit einer monatlichen Pauschalabgabe<br />
je Apparat und begonnenem Kalendermonat<br />
von € 700,00 belastet (wenn die<br />
Gemeinde unsere Musterverordnung beschlossen<br />
hat).<br />
Dass es wiederholt (man möchte fast<br />
sagen „grundsätzlich“) zur vorgenannten<br />
„Fehleinschätzung“ kommt,<br />
wird immer wieder damit begründet,<br />
das Gerät sei von der Landesregierung<br />
bewilligt und man verfüge für<br />
dieses Gerät bzw. für die installierten<br />
Spiele über eine Bestätigung (in der<br />
Regel ein Gutachten eines beeidigten<br />
Sachverständigen), wonach das Gerät<br />
rechtlich einwandfrei erlaubt sei und<br />
der Betrieb des Apparates keine verrohende<br />
Auswirkung ausübe. Auch wenn<br />
letztere Aussage vollkommen zutrifft<br />
und es damit als bestätigt gelten kann,<br />
dass es sich nicht um einen überhaupt<br />
„verbotenen Spielapparat“ im Sinne des<br />
§ 16a VeranstaltungsG (Spielapparate,<br />
die eine verrohende Wirkung ausüben,<br />
insbesondere wenn die Verletzung oder<br />
Tötung von Menschen oder wenn kriegerische<br />
Handlungen dargestellt werden)<br />
handelt, ist damit keinesfalls die<br />
Aussage verbunden, dass das (erlaubte)<br />
Gerät nicht der höheren Besteuerung<br />
im LAG unterliegen könnte – denn der<br />
Gesetzgeber kann auch bei der Lustbarkeitsabgabe<br />
nur von der Besteuerung<br />
erlaubter Geräte ausgehen, deren Betrieb<br />
zwar nicht verrohend wirkt, jedoch<br />
die Darstellung optisch oder akustisch<br />
aggressiver Handlungen beinhaltet (monatlicher<br />
Steuerbetrag: € 700,00).<br />
Die Konfrontation der Aufsteller mit<br />
dem neuen monatlichen Abgabenbetrag<br />
(natürlich rückwirkend ab Aufstellungsbeginn)<br />
löst immer wieder (zumindest<br />
scheinbare) Bestürzung aus und wird<br />
die Darstellung optisch oder akustisch<br />
aggressiver Handlungen im Nachhinein<br />
sehr oft bestritten und werden fast ebenso<br />
häufig die entsprechenden Spiele sofort<br />
deaktiviert: Aus diesem Grund werden<br />
bei unseren Erhebungen auch entsprechend<br />
detaillierte Niederschriften<br />
angefertigt, welche neben der genauen<br />
Geräteart, Gerätebezeichnung, Gerätenummer,<br />
Gutachtensnummer, Bewilligungsdauer,<br />
Einwurfhöhe usw. unter<br />
anderem auch die maßgeblichen Namen<br />
der Spiele und deren Spielanleitungen<br />
und Vorgänge (aus Vereinfachungs- und<br />
Beweisgründen ergänzend fotografisch<br />
festgehalten) festhalten.<br />
Je weniger Kontrollen und Maßnahmen<br />
in einer Gemeinde hinsichtlich<br />
lustbarkeitsabgabepflichtiger Apparate<br />
und deren Typologie durchgeführt werden,<br />
desto „weniger genau“ läuft die<br />
Verwaltung der Lustbarkeitsabgabe, beginnend<br />
mit unvollständigen und/oder<br />
verspäteten Aufstellungsanzeigen und<br />
Abgabenerklärungen bis hin zu effektiven<br />
Abgabenausfällen. Gemeinden mit<br />
entsprechend ungenauen (oder gar fehlenden)<br />
Kontrollen scheinen sich unter<br />
den Aufstellern fallweise sogar als „gute<br />
Aufstellungsorte“ zu etablieren bzw.<br />
herum zu sprechen.<br />
Exkurs: Geldspielapparate in der<br />
Praxis<br />
Unterhaltungsspielapparat (TV-Tischgerät) mit Spielen, welche optisch oder akustisch<br />
aggressive Handlungen darstellen<br />
Bei unseren Erhebungen stellen wir<br />
immer wieder fest, dass sich Aufsteller<br />
bei den anzeige- und abgabepflichtigen<br />
Geldspielapparaten, wenn auch nicht<br />
mehr als sechs Geldspielapparate (ausgenommen<br />
in ausdrücklich als solchen<br />
bewilligten „Spielstuben“) aufgestellt<br />
werden dürfen, bei der Anzeige der<br />
aufgestellten Geräte immer wieder „verzählen“<br />
– in welche Richtung, braucht<br />
an dieser Stelle wohl nicht näher erklärt<br />
zu werden.<br />
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Steirische Gemeindenachrichten 4/08 5