Studie Spice Smoke Sence Co - Bundesministerium für Gesundheit
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c) die Nicht-Nachweisbarkeit der Wirkstoffe im menschlichen Körper.<br />
Punkt c) ist dabei nochmals insofern zu unterteilen, als unterschiedliche Motive <strong>für</strong> das Bemühen<br />
verantwortlich sein können, keine nachweisbaren Drogen bzw. Abbauprodukte im<br />
Körper zu haben (s. 8.2.5.3.3).<br />
8.2.5.3.1 Erlaubtheit<br />
Der bloße Umstand, dass es sich um ein legales Produkt handelt, wurde nur selten angesprochen.<br />
Ein Befragter aus der Pilotstudie (Sven, 25) gab im Verlauf des Interviews an,<br />
dass „die Legalität“ ihn „verleitet“ habe: „rein, dass man das legal kaufen kann.“ Im Zusammenspiel<br />
damit, dass er durch einen Teilzeitjob in einem Headshop ohnehin mit den Produkten<br />
in Berührung kam, senkte die Legalität offenbar die Hemmschwelle zum Ausprobieren.<br />
Im Übrigen war er der einzige, der über einen provokativen Umgang mit Räuchermischungen<br />
gegenüber Polizisten berichtete: „Man kann es sogar legal konsumieren. Mich selbst hat die<br />
Polizei schon am Hauptbahnhof angehalten, und gefragt: ‚Was rauchen Sie hier nen Joint?’<br />
Und ich: ‚Ich rauch’ keinen Joint’. Hab denen die Tüte gezeigt: ‚laufen Sie weiter’“ (Sven, 25;<br />
vgl. auch: Werse/ Müller 2009: 33).<br />
Bei den übrigen Befragten gibt es hingegen nur vereinzelt Äußerungen, die darauf hindeuten,<br />
dass sie sich grundsätzlich sicherer vor der Strafverfolgung fühlen, wenn sie <strong>Spice</strong>-<br />
Produkte statt Cannabis konsumieren: „Hauptsache, einen ‚Turn', der legal ist“ (Franz, 30) –<br />
„Es ging mir um Legalität, um den einfachen Beschaffungsweg“ (Andreas 2, 21). Ein anderer<br />
Konsument verwendete die Legalität offenbar <strong>für</strong> eine besondere subjektive Rationalisierungs-<br />
bzw. Neutralisierungstechnik (vgl. Sykes/ Matza 1968), die seinen Konsum vor seinem<br />
Umfeld rechtfertigen sollte: „Ich hab mir immer gesagt, wenn's jetzt in Anführungszeichen<br />
legal ist, und ich kann das Zeug frei kaufen... dann kann's so schlimm nicht sein, und<br />
es darf sich auch mehr oder weniger keiner da<strong>für</strong> interessieren, weil es ist ja so, als würde<br />
ich mir ne Flasche Bier kaufen an der Tankstelle. Ich hab das eigentlich immer so gesehen,<br />
dass es halt legal ist und... ja, dass sich dann eigentlich keiner drüber aufzuregen hat. Ob<br />
das jetzt die Polizei ist, oder ob's meine Mutter ist, oder ob's meine Freundin ist.“ (Foncho,<br />
22). Mit einer derartigen Konstruktion bleibt dieser Interviewpartner indes ein Einzelfall. Zuweilen<br />
wurde sogar explizit darauf hingewiesen, dass der legale Status an sich, u.a. vor dem<br />
Hintergrund des anderweitigen (illegalen) Drogenkonsums, kein Argument <strong>für</strong> den Gebrauch<br />
gewesen sei: „Ob es verboten ist oder nicht, ist mir im Endeffekt sowieso scheißegal. Hab<br />
ich kein Problem mit.“ (Björn Bork, 32) – „(I: Dass es legal war, war das <strong>für</strong> Dich ein Argument?)<br />
In dem Augenblick nicht, in dem Augenblick fand ich es halt einfach nur toll, da ich<br />
wegen meinen Drogen sowieso jetzt nicht so auf legal oder illegal geguckt habe, war es mir<br />
auch egal so, legal oder illegal.“ (Peter, 33) – „(I: Wie wichtig war <strong>für</strong> dich, dass das ein legaler<br />
Stoff ist, den du da konsumierst?) Der wesentliche Ausschlag. Also nicht, weil ich so gerne<br />
legal bin, aber, weil man dann halt ne Verlässlichkeit hat, so... also dass man da nicht<br />
so... Vorräte so ordern muss oder so irgendwie... sondern einfach so da hingehen kann theoretisch“<br />
(Lilith, 24). Das letztgenannte Zitat verweist darauf, dass im Hinblick auf den rechtlichen<br />
Status die Verfügbarkeit im Vergleich mit der Erlaubtheit das weitaus wichtigere Argument<br />
zu sein scheint.