August/September 2001 - Der Fels
August/September 2001 - Der Fels
August/September 2001 - Der Fels
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wahre Liebe wartet<br />
„Verherrlicht Gott in eurem Leib“<br />
Von Mathias von Gersdorff<br />
D<br />
der Tatsache der Eingliederung in<br />
Christus in bezug auf den Leib ist. Es<br />
eixistiert somit eine innere Verbindung<br />
zwischen der Tugend der<br />
Keuschheit und der Demut. Die Demut,<br />
die den menschlichen Geist<br />
dem göttlichen Willen übergibt,<br />
schafft die psychologischen Voraussetzungen,<br />
damit jemand überhaupt<br />
bereit ist, seinen Leib dem Gesetz<br />
Gottes zu unterwerfen. Die Keuschheit<br />
schafft wieder die Voraussetzuner<br />
nachstehende Text ist das einleitende Statement<br />
zu dem mutigen und vielbeachteten Forum<br />
„Wahre Liebe wartet“ beim Kongress Freude am<br />
Glauben“ in Fulda. Mathias von Gersdorff wurde<br />
1964 in Santiago de Chile geboren. Seit 1994 leitet er<br />
die Aktion „Kinder in Gefahr“ gegen Pornographie,<br />
Gewaltverherrlichung und Blasphemie in den Medien.<br />
Freizügigkeit in allen Bereichen zu<br />
einem Dogma erhoben wurde.<br />
Die katholische Sexualmoral zeigt<br />
jedoch den Weg zu einer glücklichen<br />
Sexualität, wo der Geschlechtsakt<br />
für menschliche Fortpflanzung<br />
offen ist und gezeugte<br />
Kinder im geeigneten sozialen Umfeld,<br />
also der Ehe bzw. der christlichen<br />
Familie aufwachsen. Daraus ergibt<br />
sich das Gebot des Abschlusses<br />
einer gültigen Ehe für den moralisch<br />
legitimierten Geschlechtsakt.<br />
Dies ist der institutionelle Rahmen<br />
und die Grundlage für das Gelingen<br />
einer glücklichen Partnerschaft. Ich<br />
möchte hier aber einen anderen<br />
Grund vertiefen, der – so meine ich –<br />
insbesondere für Jugendliche und<br />
junge Erwachsene, die sich in einem<br />
feindlichen sozialen Umfeld für die<br />
Nachfolge Christi entschieden haben,<br />
von Interesse ist.<br />
<strong>Der</strong> heilige Apostel Paulus sah die<br />
Übung der Keuschheit als eine Konsequenz<br />
unserer Eingliederung in<br />
den mystischen Leib Christi. Dies<br />
schreibt er in seinem ersten Brief an<br />
die Korinther: „Denn wie der Leib<br />
eine Einheit ist, doch viele Glieder<br />
hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich<br />
es viele sind, einen einzigen<br />
Leib bilden: So ist es auch mit Christus“<br />
(1 Kor 12,12). Durch die Taufe<br />
wurden wir in mystischer Weise<br />
Christus eingegliedert. Unser Leben<br />
findet durch die Taufe innerhalb dieses<br />
mystischen Leibes statt, auch<br />
wenn wir weiterhin Sünder bleiben.<br />
So gesehen ist ein christliches Leben,<br />
das die Perfektion anstrebt, ein Leben<br />
hin zu einer immer vollkommeneren<br />
Verbindung mit eben diesem<br />
Leib, so dass unser Leben von Christus<br />
her motiviert und geleitet wird<br />
mit Dem wir mystisch verbunden<br />
sind und der immerwährend mit seiner<br />
Gnade versucht, uns mit sich<br />
vollkommener zu vereinigen.<br />
Dies betrifft nicht nur unsere Seele,<br />
sondern auch unseren Körper, der<br />
durch die Taufe ein Tempel des Hl.<br />
Geistes geworden ist. In der Taufe<br />
übergeben wir uns Gott mit Leib und<br />
Seele, so dass wir unseren Körper<br />
nicht mehr dem Gesetz des Fleisches,<br />
sondern dem Gesetz des Geistes<br />
unterordnen müssen. Paulus<br />
schreibt: „Ihr gehört nicht euch<br />
selbst; denn um einen teuren Preis<br />
seid ihr erkauft worden. Verherrlicht<br />
also Gott in eurem Leib!“ (1 Kor<br />
19,20).<br />
„<strong>Der</strong> Glaube ist die freie, unter<br />
dem Einfluss der göttlichen Gnade<br />
geleistete Zustimmung zu der von<br />
Gott gegebenen Offenbarung“ (Albert<br />
Lang, Fundamentaltheologe,<br />
München 1962): Wenn ein Mensch<br />
den Glauben annimmt, leistet er einen<br />
Willensakt, durch den er sich<br />
Christus als ganzer Mensch – mit<br />
Leib und Seele – Christus hingibt,<br />
auch wenn die Vollkommenheit dieser<br />
Hingabe möglicherweise erst<br />
nach einem mehr oder weniger langen<br />
Prozess erreicht wird. Dieser<br />
Christ möchte nach dem Willen Gottes<br />
leben.<br />
Für den Körper geschieht dies<br />
durch die Übung der Tugend der<br />
Keuschheit, die die Anerkennung<br />
gen für die Durchlässigkeit und Aufnahmefähigkeit<br />
für Gott. Hieraus erklärt<br />
sich auch das große Unverständnis<br />
vieler junger Menschen für<br />
das, was ein Leben mit Gott betrifft.<br />
Doch bedenkt man die Früchte, die<br />
ein Leben mit Gott und eines ohne<br />
Gott hervorbringt – das eine mit<br />
Gott: Früchte der Freude, Zuversicht<br />
und Persönlichkeitsentfaltung; das<br />
ohne Gott schließlich Überdruss,<br />
Orientierungslosigkeit und Entpersönlichung<br />
- , lohnt es sich, das eigene<br />
Leben derart zu gestalten, dass<br />
die Keuschheit überhaupt möglich<br />
wird: Freunde sorgfältig aussuchen;<br />
nur teilweise gewissen Freizeitbeschäftigungen<br />
wie Kino oder Fernsehen<br />
nachgehen; auf andere Aktivitäten<br />
verzichten wie den Besuch von<br />
Diskotheken und derartigem. Vor allem<br />
aber gehört ein intensives und<br />
regelmäßiges Gebetsleben dazu,<br />
denn ohne dieses wird man nicht die<br />
notwendigen Gnaden erhalten können,<br />
die man für ein keusches Leben<br />
braucht – an erster Stelle stehen hier<br />
DER FELS 8-9/<strong>2001</strong> 237