August/September 2001 - Der Fels
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DER FELS GmbH B 4215<br />
PVSt/Entgeld bezahlt/DPAG<br />
<strong>Fels</strong>-Verlag, Auslieferung<br />
Postfach 11 16<br />
86912 Kaufering<br />
Bernhard Lehner<br />
– ein jugendlicher Zeuge des Gottvertrauens<br />
„Lasset die Kleinen zu mir kommen,<br />
denn ihrer ist das Himmelreich!“<br />
Wer kennt nicht diese schönen<br />
Worte Christi, die uns im<br />
Matthäusevangelium überliefert<br />
sind? Christus hatte die Kinder besonders<br />
gern, vielleicht auch deshalb,<br />
weil sie noch keine große<br />
Schuld auf sich geladen haben und<br />
auch, weil sie einen besonderen<br />
Schutz brauchen.<br />
Ein Kind, das Gott besonders<br />
liebte, war auch Bernhard Lehner.<br />
Er ist am 4. Januar 1930 im niederbayerischen<br />
Herrngiersdorf geboren.<br />
Seine Eltern waren der Schreinermeister<br />
Wolfgang Lehner und<br />
seine Frau Anna Lehner. Wie alle<br />
Kinder dieser Gegend kam er mit<br />
sechs Jahren in die Dorfschule.<br />
Bernhard war von Anfang an ein<br />
gewissenhafter Schüler. Als besonderer<br />
Wesenszug von ihm wird seine<br />
Freundlichkeit berichtet, mit der<br />
er Kindern und Erwachsenen stets<br />
begegnete. Sein Pfarrer sagte über<br />
ihn: „Von allen Ministranten war<br />
Bernhard der andächtigste. Er betrachtete<br />
den Ministrantendienst<br />
wirklich als Engelsdienst.“<br />
In dem kleinen Buben erwachte<br />
bald der Gedanke, Priester zu werden.<br />
Manche versuchten, ihn davon<br />
wieder abzubringen, weil unter dem<br />
damaligen Nationalsozialismus die<br />
Kirche verfolgt wurde. „Wenn du<br />
Pfarrer wirst“, sagten sie, „dann<br />
wirst du auch verhaftet und geköpft<br />
wie so viele Pfarrer heutzutage.“<br />
Bernhards Antwort war klar: „Dann<br />
macht es nichts, wenn ich auch dabei<br />
bin.“<br />
1941 kam Bernhard nach Regensburg<br />
ins Knabenseminar Obermünster,<br />
von wo aus er täglich ins<br />
Alte Gymnasium ging. Bei den Prüfungen<br />
wollte er im Gegensatz zu<br />
manch anderen nicht schwindeln.<br />
„Lieber eine schlechte Note als<br />
spicken“, sagte er. Bernhard war ein<br />
Bernhard wollte seine Freude am<br />
Glauben weitergeben: „Wenn ich<br />
einmal Priester bin, will ich dorthin<br />
gehen, wo die Leute gar keinen<br />
Glauben haben.“<br />
fröhlicher Schüler, der gern Fußball<br />
spielte und Schlittschuh lief. Ein<br />
Klassenkamerad erzählte: „Im<br />
Handball war er der beste Stürmer.“<br />
Auch sein religiöses Leben war vorbildlich.<br />
Er ging alle 14 Tage zur<br />
Beichte und täglich zur hl. Kommunion.<br />
In diesen Kriegsjahren hatte<br />
es die staatliche Hitlerjugend natürlich<br />
auf die jungen Seminaristen abgesehen.<br />
Diese wurden „dienstver-<br />
pflichtet“ und bei nasskaltem Wetter<br />
zu Geländeübungen an die Donau<br />
befohlen. Das löste bei Bernhard<br />
eine todbringende Krankheit<br />
aus. Die Ärzte stellten septische<br />
Diphterie fest und schickten ihn auf<br />
eine Isolierstation ins Krankenhaus.<br />
Dort träumte er einmal vom „Wahnsinn“.<br />
Auf die Frage der Krankenschwester,<br />
was er damit meine, antwortete<br />
er: „Das wissen Sie nicht,<br />
Schwester. Das ist der Hitler.“ Bernhard<br />
sagte auch einen Fliegerangriff<br />
auf Regensburg voraus, der<br />
dann tatsächlich wie angekündigt<br />
ablief. Die Schmerzen, die Schluckund<br />
Atmungsbeschwerden nahmen<br />
schließlich zu. Er sah einen Sinn<br />
darin, diese Leiden bewusst anzunehmen<br />
und aufzuopfern. Bernhard<br />
versuchte seine Mutter zu trösten:<br />
„Ich gehe zum Heiland in den Himmel.<br />
Da dürft ihr dann nicht weinen.“<br />
Am 24. Januar 1944 starb er.<br />
An sein Grab kamen bald viele Besucher<br />
zum Gebet. Sie sahen in seiner<br />
Bereitschaft, den Tod anzunehmen,<br />
ein vorbildhaftes Sterben.<br />
1952 eröffnete Erzbischof Buchberger<br />
von Regensburg den Seligsprechungsprozess<br />
für Bernhard<br />
Lehner, da viele Beter in ihm einen<br />
Fürsprecher im Himmel sahen.<br />
Während erwachsene Vorbilder<br />
immer einen langen Lebenskampf<br />
bestehen müssen, verhält es sich bei<br />
Kindern anders. Ihre guten Werke<br />
bestehen eher aus Akten guten Willens:<br />
sich in einem kindlichen<br />
Urvertrauen ganz Gott hinzugeben.<br />
Auf diese Weise können sie schon<br />
als Kinder zum Heroismus gelangen<br />
und lernen, die Last und die<br />
Freude ihres kurzen Lebens zu meistern.<br />
Eduard Werner<br />
272 DER FELS 8-9/<strong>2001</strong>