August/September 2001 - Der Fels
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Sei besiegelt durch die Gabe Gottes,<br />
den Heiligen Geist<br />
Einige Grundgedanken zur Praxis der Firmpastoral, Schluß<br />
Von Klaus Nebel<br />
3. Ein drittes Element könnte<br />
man betiteln mit dem Begriff „Kirche<br />
erleben“. Die Jugendlichen<br />
sollen die Vielfältigkeit kirchlichen<br />
Lebens wahrnehmen, sollen erkennen<br />
können, welche Früchte aus<br />
Glaube und Gebet hervorgehen.<br />
Das kann geschehen, indem kirchliche<br />
Einrichtungen und Institutionen<br />
besucht werden, in denen bestenfalls<br />
die Firmlinge sogar sinnvoll<br />
tätig sein können. Hierbei<br />
kommt es aber weniger darauf an,<br />
viele verschiedene Einrichtungen<br />
anzugehen, als vielmehr dort einem<br />
konkreten Glaubenszeugnis<br />
zu begegnen, also mit Menschen<br />
ins Gespräch zu kommen, die aus<br />
der Motivation des Glaubens heraus<br />
ihren Dienst tun oder ihrer persönlichen<br />
Berufung folgen. Dabei<br />
ist der Besuch von kirchlichen<br />
Gremien oder Behörden für die Jugendlichen<br />
wenig interessant und<br />
hilfreich. Ein Besuch in einem Kloster,<br />
einer geistlichen Gemeinschaft<br />
oder etwa im Priesterseminar<br />
der Diözese, in einem katholischen<br />
Krankenhaus oder einer<br />
anderen sozial-caritativen Einrichtung<br />
könnte den Horizont der Jugendlichen<br />
wirklich erweitern und<br />
fordert sie eher heraus. Außerdem<br />
kann als Beispiel das Leben bestimmter<br />
Heiliger im Firmunterricht<br />
dargestellt werden.<br />
4. Firmpastoral muss wirklich<br />
Seelsorge im engeren Sinne sein.<br />
Dieses vierte und letzte Element ist<br />
entscheidend und gibt der Firmpastoral<br />
erst Farbe und Gesicht.<br />
Firmvorbereitung darf nicht bloß<br />
eine pastorale Veranstaltung sein.<br />
Es gilt, jeden einzelnen Firmling<br />
persönlich ernst zu nehmen. Deshalb<br />
ist es wichtig, dass die Seelsorger<br />
und Katecheten eine Beziehung<br />
zu den Einzelnen aufbauen<br />
und bereit sind, sich für jeden einzusetzen.<br />
Dadurch baut jeder<br />
Firmling auch eine eigene Beziehung<br />
zur Kirche auf. Eine persönliche<br />
Begleitung der Firmlinge sollte<br />
in der Konzeption der Firmpastoral<br />
schon strukturell verankert sein.<br />
Einzelgespräche etwa sind als Bestandteil<br />
der Firmvorbereitung<br />
unerlässlich und können außerdem<br />
auch den Empfang des Bußsakramentes<br />
vorbereiten. <strong>Der</strong> einzelne<br />
Jugendliche soll erkennen können,<br />
dass sein eigenes Leben in den Augen<br />
Gottes und der Kirche einen<br />
unendlichen Wert hat. Er muss mit<br />
seinen Freuden und Sorgen und allem,<br />
was ihn beschäftigt, bei der<br />
Kirche „landen“ können. Dadurch<br />
wird der Firmkurs auch elastisch<br />
genug, um den Jugendlichen mit<br />
ihren oft sehr unterschiedlichen Interessen<br />
und Lebenssituationen<br />
und ihren verschiedenen Bildungsgraden<br />
gerecht zu werden. Sollen<br />
Märtyrer und Streiter für Christus<br />
aus der Kraft der heiligen Firmung.<br />
Nikolaus Groß, Bergmann,<br />
Gewerkschaftssekretär, redakteuer<br />
der „Kettler-Wacht“. *30.9.1898,<br />
hingerichtet am 23.1.1945<br />
die Jugendlichen, durch den Empfang<br />
der Firmung gestärkt, Zeugnis<br />
für den Glauben geben, dann müssen<br />
sie zuerst bei den Seelsorgern<br />
und Katecheten diesem Zeugnis<br />
begegnen können. Ein solcher Einsatz<br />
erfordert freilich ein ausgeprägtes<br />
Interesse am Leben der<br />
einzelnen Jugendlichen und ein<br />
entsprechend großes Engagement,<br />
einen langen Atem, ein hohes Maß<br />
an Barmherzigkeit und sehr viel<br />
Geduld. An diesem Engagement<br />
für den Einzelnen wird sich zeigen,<br />
wie viel Wert uns der Glaube der<br />
Jugendlichen ist!<br />
Es gilt nun, diese Elemente in einem<br />
geeigneten Konzept von<br />
Firmpastoral zu verwirklichen. Dabei<br />
wird es freilich das Konzept<br />
nicht geben. Doch sollen hier einige<br />
Anregungen gegeben sein, bevor<br />
noch auf die inhaltliche Struktur<br />
der Katechese einzugehen ist.<br />
Zu den Vorbereitungen eines<br />
Firmkurses gehört u. a. die Bildung<br />
einer Gruppe motivierter Katecheten,<br />
die durch ihr Beispiel in Wort<br />
und Praxis Zeugen für den Glauben<br />
der Kirche sind. Wenn möglich,<br />
können auch Firmlinge aus<br />
vergangenen Jahren bei der Firmvorbereitung<br />
mitwirken und ihrerseits<br />
ein Zeugnis geben. Die<br />
Katechetengruppe wird vom Seelsorger<br />
inhaltlich und geistlich während<br />
des gesamten Firmkurses begleitet.<br />
In gemeinsamen Treffen<br />
wird jeweils der Inhalt der Katechese<br />
und die weitere Planung des<br />
Kurses besprochen und das Gebet<br />
für die Firmlinge gepflegt. Es sollte<br />
dafür Sorge getragen werden, dass<br />
auch die ganze Gemeinde sich am<br />
Gebet für die Jugendlichen, die<br />
sich auf die Firmung vorbereiten,<br />
beteiligt.<br />
Außerdem sollte überlegt werden,<br />
wie man die Jugendlichen für<br />
DER FELS 8-9/<strong>2001</strong> 251