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August/September 2001 - Der Fels

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Die Liebe Gottes zeigt den Wert<br />

des Menschen<br />

Nach dieser Lesung haben wir dann<br />

den Abschnitt Joh 3,16-19 als Evangelium<br />

gehört. Es beginnt mit den<br />

Worten: „So sehr hat Gott die Welt<br />

geliebt, dass er seinen eingeborenen<br />

Sohn hingab, damit jeder, der an ihn<br />

glaubt, nicht verloren gehe, sondern<br />

ewiges Leben habe.“ Die Größe der<br />

Liebe Gottes zeigt sich also in der<br />

Hingabe des eigenen Sohnes.<br />

Paulus denkt genauso, wenn er<br />

den Römern (8,32) schreibt: Gott<br />

hat „seinen eigenen Sohn nicht geschont,<br />

sondern ihn für uns hingegeben,<br />

wie sollte er mit ihm uns<br />

nicht alles schenken?“ S. Kierkegaard<br />

bemerkt dazu: „Er, der Abrahams<br />

Erstgeborenen verschonte ...,<br />

er verschonte nicht seinen<br />

eingeborenen Sohn.“ 2 Bedenken<br />

wir einmal diese Erzählung von der<br />

Opferung Isaaks: Wenn ein Katechet<br />

im Religionsunterricht auf diese<br />

Glaubensprobe Abrahams zu<br />

sprechen kommt, zittert sein Herz:<br />

Welches Bild werden die Kinder<br />

von einem Gott bekommen, der solches<br />

von einem Vater verlangt? Wie<br />

froh ist der Katechet dann darüber,<br />

dass schließlich doch Isaaks Leben<br />

geschont wurde! Was Gott von<br />

Abraham nicht verlangt hat, hat er<br />

von sich verlangt.<br />

Was bedeutet nun die Hingabe<br />

des eigenen Sohnes für uns? Sie besagt<br />

einmal den Wert jedes Menschen,<br />

jedes Einzelnen, bei Gott. <strong>Der</strong><br />

Wert misst sich am Preis, den Gott<br />

für uns zu zahlen bereit war. Paulus<br />

spricht deshalb vom „teuren Preis“,<br />

um den wir erkauft wurden (vgl. 1<br />

Kor 6,29; 7,23), und der erste Petrusbrief<br />

(1,18f) gibt zu bedenken, dass<br />

wir „nicht mit vergänglichen Dingen,<br />

mit Silber und Gold losgekauft“<br />

wurden ..., „sondern mit dem kostbaren<br />

Blut Christi als eines untadeligen<br />

und makellosen Lammes“. <strong>Der</strong><br />

Preis, den Gott mit dem kostbaren<br />

Blut des Lammes gezahlt hat, hebt<br />

also den Wert jedes Menschen, vom<br />

eben gezeugten Embryo bis zum<br />

Sterbenden, hervor.<br />

Wenn Gott für uns seinen Sohn<br />

hingegeben hat, wird er uns, wie<br />

Paulus sagt, „alles schenken“. Dieses<br />

„alles“ schließt auch das ewige<br />

Leben ein. Wenn uns hie und da<br />

der Zweifel annagt, ob es ein Leben<br />

nach dem Tod gibt, hilft es,<br />

diese Liebe Gottes zu bedenken.<br />

<strong>Der</strong> hl. <strong>August</strong>in schließt von dieser<br />

Liebe auf das Geschenk des<br />

ewigen Lebens. Er schreibt 3 :<br />

„Schon ist es mehr, was er getan,<br />

als was er verhieß. Was tat er? Er<br />

starb für dich. Was versprach er?<br />

Dass du lebst mit ihm. Unglaubhafter<br />

ist es, dass der Ewige<br />

starb, als dass der Sterbende ewig<br />

lebe. Schon halten wir das Unwahrscheinlichere.<br />

Starb für die<br />

Menschen ein Gott, wie sollte der<br />

Mensch nicht leben mit Gott?“ Vor<br />

die Frage gestellt, was wahrscheinlicher<br />

ist, nämlich die Hingabe des<br />

Sohnes für uns oder unser ewiges<br />

Leben, antwortet <strong>August</strong>in wie jeder<br />

vernünftige Mensch: Dass Gott<br />

sein Einziges und Liebstes hingibt,<br />

ist unwahrscheinlicher. Wer aber<br />

daran glaubt, an das Unwahrscheinliche,<br />

dass Gott ihn so liebt,<br />

für den steht fest, dass ein so Liebender<br />

ihn nicht wegwerfen wird<br />

wie ein Paar alte Schuhe, dass Gott<br />

ihn nicht fallen lassen wird. So besagt<br />

die Hingabe des Sohnes den<br />

hohen Wert des Menschen und seine<br />

ewige Berufung. „<strong>Der</strong> seines eigenen<br />

Sohnes nicht schonte, sondern<br />

ihn für uns alle hingab, wie<br />

sollte er nicht auch mit ihm uns alles<br />

schenken?“<br />

Die irdische Liturgie: Teilnahme<br />

an der himmlischen<br />

Rufen wir uns die himmlische Liturgie<br />

von der Offenbarung des Johannes<br />

in Erinnerung. Zuerst sind<br />

es die vier Wesen und die vierundzwanzig<br />

Ältesten, dann die unzählige<br />

Schar der Engel und schließlich<br />

jedes Geschöpf im Himmel<br />

und auf der Erde, die dem, der auf<br />

dem Thron sitzt, und dem Lamm,<br />

das tot-lebend, „wie geschlachtet“<br />

ist, ein neues Lied singen, Ehre,<br />

Lobpreis und Herrlichkeit darbringen<br />

und anbeten. Das „Lamm, wie<br />

geschlachtet“, hat gesiegt; ihm gebührt<br />

Dank.<br />

Wir feiern jetzt Eucharistie, die<br />

Danksagung. In der Mitte dieser<br />

Feier steht die Hingabe: Das ist<br />

mein Leib, der für euch hingegeben<br />

wird - das ist mein (kostbares)<br />

Blut, das für euch vergossen wird.<br />

Weil Gott, der seinen Sohn hingegeben<br />

hat, uns „alles“ schenkt,<br />

danken wir, aber nicht schlappherzig,<br />

indem wir, Rosinenpflückern<br />

gleich, für das eine danken,<br />

für das andere aber nicht.<br />

Vielmehr beginnen wir die Präfation<br />

mit den Worten „In Wahrheit<br />

ist es würdig und recht, dir, Herr,<br />

heiliger Vater ... immer und überall<br />

zu danken“. Und dann folgt die<br />

Begründung: wegen dessen, was<br />

du in Jesus Christus getan hast. Die<br />

Präfation schließt dann immer ungefähr<br />

mit folgenden Worten: Wir<br />

singen mit den Engeln und Erzengeln<br />

und den Scharen des himmlischen<br />

Heeres den Hochgesang von<br />

deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig,<br />

heilig, heilig. Unsere Liturgie<br />

stimmt also in die Anbetung der<br />

Engel ein. Feiern wir die Eucharistie<br />

so, dass wir kein Misston im<br />

Gesang der Engel sind, dass die<br />

Engel gern bei uns sind und wir sie<br />

nicht vertreiben.<br />

Zeigt uns der Vater in der Wandlung<br />

seinen hingegebenen Sohn,<br />

so verweisen nach der Wandlung<br />

wir den Vater auf den Sohn, der<br />

auch unser Bruder ist, und bitten<br />

Gott: Schau hin auf die Gabe deiner<br />

Kirche. Sie stellt dir das Lamm<br />

vor Augen, das geopfert wurde. In<br />

Hinblick auf den Sohn möge der<br />

Vater seiner Kirche beistehen. Unsere<br />

Anbetung des Vaters wird<br />

noch dadurch verstärkt, weil sie<br />

mit und durch den Sohn geschenkt<br />

ist. <strong>Der</strong> Priester nimmt<br />

Christus in der Gestalt von Brot<br />

und Wein und spricht: „Durch ihn<br />

und mit ihm und in ihm wird dir<br />

Gott ... alle Herrlichkeit und<br />

Ehre.“ Und wie die vier Lebewesen<br />

im Himmel antwortet die ganze<br />

Gemeinde mit Amen. - So<br />

bricht in der Eucharistie die Ewigkeit<br />

in die Zeit ein und will sie erfassen<br />

und erheben.<br />

Die eucharistische Anbetung<br />

Die Eucharistie ist in ihrem Kern<br />

Anbetung und Einstimmen in die<br />

Anbetung des Himmels, sie ist<br />

Dank dafür, dass Gott uns grundsätzlich<br />

schon alles geschenkt hat.<br />

Doch verdichtet sich gleichsam<br />

230 DER FELS 8-9/<strong>2001</strong>

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