Kinder- und Jugendarmut in Frankfurt - Frankfurter Jugendring
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Tab. 3:<br />
K<strong>in</strong>dspezifische<br />
Lebenslagen der <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />
im Alter von sechs <strong>und</strong><br />
zehn Jahren<br />
Quellen: „Armut im Vorschulalter<br />
1999“. „Armut<br />
im späten Gr<strong>und</strong>schulalter<br />
2003/04. Eigene<br />
Zusammenstellung.<br />
Ausdruck der Mangellage bei den 10-Jährigen ist zum Beispiel, ke<strong>in</strong><br />
eigenes Zimmer zu haben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schränkungen bei der Kleidung<br />
<strong>und</strong>/oder beim Spielzeug h<strong>in</strong>nehmen zu müssen. Große Differenzen<br />
zwischen „arm“ <strong>und</strong> „nicht arm“ s<strong>in</strong>d ebenso im kulturellen Bereich<br />
festzustellen. Arme Mädchen <strong>und</strong> Jungen haben weitaus weniger allgeme<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> altersgemäße Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsmöglichkeiten, zum<br />
Beispiel durch Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft, Teilnahme an freiwilligen Kursen<br />
<strong>in</strong>ner- <strong>und</strong> außerhalb der Schule. Ebenfalls <strong>in</strong> der sozialen Lebenslage<br />
greifen beträchtliche Unterschiede: Arme erhalten nicht nur e<strong>in</strong>en<br />
begrenzten Raum zur sozialen Integration, ihnen wird zugleich die<br />
Möglichkeit zum breiten Erwerb sozialer Kompetenzen vorenthalten.<br />
Entsprechend zeigen sich erste Ansätze sozialer Devianz (d.h. abweichendem<br />
Verhalten, z.B. Straftaten).Dennoch: In den AWO-ISS-Studien<br />
s<strong>in</strong>d zwischen 85 % <strong>und</strong> 95 % der Mädchen <strong>und</strong> Jungen, je nach<br />
Fragestellungen, nicht sozial auffällig. Das gilt auch für arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong>.<br />
Gleichwohl ist der Trend e<strong>in</strong>deutig: Arme <strong>und</strong> nicht-arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />
erfahren e<strong>in</strong>en vollkommen unterschiedlichen <strong>und</strong> immer weiter ause<strong>in</strong>ander<br />
gehenden Entwicklungsverlauf, wobei für erstere der „Fahrstuhl“<br />
eher nach unten <strong>und</strong> für letztere eher nach oben geht. Je früher<br />
<strong>und</strong> je länger e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Armutserfahrungen macht, desto gravierender<br />
s<strong>in</strong>d die Folgen für se<strong>in</strong>e Lebenssituation heute <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Zukunftschancen<br />
morgen. Das Spektrum, aber auch die zum Teil gegenläufige<br />
Verteilung der Lebenslagetypen zeigt sich im Vorschulalter genauso<br />
wie im späten Gr<strong>und</strong>schulalter (vgl. Tab. 2). Die Spreizung zwischen<br />
Wohlergehen <strong>und</strong> multipler Deprivation s<strong>in</strong>d Ergebnis von Sozialisationsprozessen<br />
<strong>und</strong> -bed<strong>in</strong>gungen ab Geburt, sie bilden zugleich die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für den weiteren k<strong>in</strong>dlichen Entwicklungsprozess.<br />
Lebenslagetyp 6 Jahre (1999) (N = 893) 10 Jahre (2003/04) (N = 500)<br />
Arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong> Nicht-arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong> Arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong> Nicht-arme <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />
Wohlergehen 23,6 % 46,4 % 15,1 % 47,5 %<br />
Benachteiligung 40,3 % 39,8 % 46,5 % 41,9 %<br />
Multiple Deprivation 36,1 % 13,7 % 38,4 % 10,6 %<br />
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
Armut führt nicht zwangsläufig zu Bee<strong>in</strong>trächtigungen. Negative<br />
Folgen für die <strong>K<strong>in</strong>der</strong> s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Automatismus, sondern e<strong>in</strong> massives<br />
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