Weiterbildungsbeteiligung nach Lebensalter - ibw
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<strong>ibw</strong>-Mitteilungen, 4. Quartal 2004, Dr. Arthur Schneeberger<br />
die „fluid intelligence“ oder „native mental ability“ mit<br />
dem Alter an Stärke verliert.<br />
Aus der Bevölkerungsumfrage „Life-style 2002“ ergibt<br />
sich ein Bild, das in Richtung einer Polarisierung bei<br />
älteren Erwerbspersonen zu interpretieren sein dürfte,<br />
wenn man <strong>nach</strong> den persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten<br />
im Beruf fragt. Am weitesten reicht die<br />
Spannweite der Antworten bei den über 60-Jährigen in<br />
der Erhebung von 2002: Während 32 Prozent die Behauptung<br />
„Meine berufliche Tätigkeit bietet gute Möglichkeiten<br />
zur Kreativität und persönlichen Entfaltung“<br />
für sehr zutreffend hielten, machten 35 Prozent hierzu<br />
„keine Angabe“. Auffällig (wenn auch durch Verbleibspräferenzen<br />
erklärbar) ist, dass der Anteil derer, die im<br />
Beruf hohe kreative Entfaltungsmöglichkeiten nannten,<br />
mit dem Alter zunimmt.<br />
TABELLE 6:<br />
Persönliche Entfaltungsmöglichkeiten in der beruflichen Tätigkeit <strong>nach</strong> <strong>Lebensalter</strong>;<br />
über 15jährige Wohnbevölkerung, 2002; in Zeilenprozenten<br />
<strong>Lebensalter</strong><br />
Meine berufliche Tätigkeit bietet gute Möglichkeiten zur Kreativität<br />
und persönlichen Entfaltung<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
Eher<br />
zutreffend<br />
eher wenig gar nicht Keine<br />
Angabe<br />
20 – 29 (n=627) 24 35 30 7 4<br />
30 – 39 (n=894) 25 33 27 11 3<br />
40 – 49 (n=722) 28 36 22 7 6<br />
50 – 59 (n=630) 31 31 17 5 16<br />
60 und älter (n=1.042) 32 22 7 4 35<br />
gesamt (n=4.200) 28 31 20 7 14<br />
Quelle: Fessel-GfK, Lifestyle-Studie 2002<br />
Internationaler Vergleich: Motivation<br />
als Ansatzpunkt<br />
Der Rückgang der <strong>Weiterbildungsbeteiligung</strong> bei den<br />
über 50-Jährigen ist international zu beobachten und<br />
keine österreichische Besonderheit. Es gibt in allen<br />
Ländern eine sinkende Kurve der <strong>Weiterbildungsbeteiligung</strong>.<br />
Durch den Schwerpunkt auf Erstausbildung<br />
unterscheidet sich Österreich aber von den Ländern mit<br />
Spitzenwerten bei der <strong>Weiterbildungsbeteiligung</strong> (Finnland,<br />
Dänemark, Schweden).<br />
Während wir bei der Jugendausbildung und –<br />
beschäftigung durchwegs im Spitzenfeld bei europäischen<br />
Vergleichen liegen, trifft dies auf die Beschäftigung<br />
älterer Erwerbspersonen und die <strong>Weiterbildungsbeteiligung</strong><br />
nicht zu. Zweifellos darf man komparative<br />
Statistiken nicht überbewerten, da man bei hochaggregierten<br />
Daten die Zusammensetzung und die Hintergründe<br />
oft nicht ausreichend kennt. Außerdem ist<br />
eine Betrachtung von Aus- und Weiterbildung ohne<br />
Berücksichtigung der Effekte am Arbeitsmarkt nicht<br />
wirklich aussagefähig. Trotzdem ist die Verlängerung<br />
6<br />
und Verbreiterung der Beteiligung an Weiterbildung ein<br />
wichtiges Ziel der Bildungs- und Beschäftigungspolitik.<br />
Während schwache Lese- und Rechenfähigkeiten bei<br />
Pflichtschulabsolventen – nicht zuletzt in Folge der<br />
Rezeption und Diskussion der PISA-2000-Ergebnisse –<br />
Reaktionen ausgelöst haben, hat die Frage <strong>nach</strong> den<br />
Basisqualifikationen Erwachsener immer noch Tabu-<br />
Charakter. Man wird nicht nur von 15 Prozent, wie bei<br />
Jugendlichen, sondern eher von 30 Prozent Erwachsenen<br />
mit schwachen Basisqualifikationen ausgehen<br />
müssen. Der Prüfbericht der OECD zur Erwachsenenbildung<br />
in Österreich, der insgesamt zur beruflichen<br />
Weiterbildung durchaus positiv ausgefallen ist,<br />
hat für die Zukunft insbesondere die Förderung der<br />
Basisqualifikationen bei „bildungsfernen“ Erwachsenen<br />
empfohlen 5 .<br />
Als zumindest heuristisch relevanter Anhaltspunkt kann<br />
gelten, dass jene Länder, die eine Kultur hoher und<br />
anhaltender <strong>Weiterbildungsbeteiligung</strong> aufweisen, auch<br />
5 OECD: Thematic Review on Adult Learning - Austria,<br />
Country Note, Paris, June 2004, S. 25, 38.