Galerien der Stadt Esslingen am Neckar Villa Merkel ... - Sonnendeck
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Die großflächigen aber unglaublich kleinteiligen<br />
Leinwände des Dave Bopp for<strong>der</strong>n vom<br />
Betrachter eine gehörige Portion Muse und<br />
unerschütterlichen Forschergeist. Was sich da<br />
auf 210 x 130 Zentimetern alles tummelt, ist in<br />
seinen einzelnen Details jeweils eine Rezension<br />
wert. Unzählige Geschichten über Universen,<br />
makroskopisch wie mikroskopisch zu<br />
lesen, verknüpft und geteilt durch Zellwände<br />
und Koronen, tun sich da auf. Das ges<strong>am</strong>te Bild<br />
Klon (2012) ist eine Metaerzählung, ein Epos.<br />
Wer über eine von Bopps Arbeiten spricht, muss<br />
sagen auf welchen Teilaspekt er sich bezieht. In<br />
<strong>der</strong> Mitte oben frisst ein Pottwal eine Auster,<br />
6 – POOL<br />
weiter rechts entspringt ein Fluss einer Höhle,<br />
in welcher sich es eine Tischgesellschaft aus zwei<br />
Personen gemütlich gemacht hat. Im Zentrum<br />
des magmatischen Werks scheint etwas heranzuwachsen:<br />
die gekrümmte Bohnenform weist auf<br />
ein Embryonalstadium hin, im Inneren scheint<br />
sich Festes von Flüssigem abzuscheiden. Doch<br />
noch ist es zu früh, um zu sagen, was daraus wird<br />
– ein Monster o<strong>der</strong> ein neuer Steve Jobs. Ein<br />
solcher Fluss immerwähren<strong>der</strong> Met<strong>am</strong>orphose<br />
organischer Formen und Unterformen durchzieht<br />
auch Dave Bopps Morgenrot (2011) wie die<br />
Milchstraße die Weiten des Raums. Das Weltall<br />
ist unermesslich, Bopp ist unermesslicher. RED<br />
Morgenrot, 2011, 125 x 70 cm, Acryl und Lack auf MDF-Platte<br />
Klon, 2012, 210 x 130 cm, Acryl und Lack auf MDF-Platte<br />
Blaue Ferne, 2012, 20 x 26 cm, Mischtechnik: Aquarell, Polychromfarbstifte, Bleistift<br />
Fabeltiere, Mischwesen, Geschlechtslose und<br />
Geschichtslose bevölkern die Bildnisse <strong>der</strong> Kerstin<br />
Dollhopf. Ihr Lebensraum ist den klassischen<br />
Elementen nach komplett: Es gibt eine Erde im<br />
unteren, einen Himmel im oberen Bildbereich,<br />
Sonnen und Planeten. Andeutungsweise erahnt<br />
man auch von Menschen geschaffene Bauwerke,<br />
eine Art D<strong>am</strong>m, ein Haus, ein C<strong>am</strong>panile, dem<br />
von Pisa nicht unähnlich. Die Farben sind mild, <strong>der</strong><br />
Auftrag verwaschen, die Grenzen zwischen einzelnen<br />
Farbflächen und Motiven neigen zum Fließen.<br />
Die Atmosphäre <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> ist verhalten fantastisch,<br />
ohne je ins Science Fiction-hafte o<strong>der</strong> Futuristische<br />
abzutauchen. Im Gegenteil, diese Motive sind auf-<br />
getaucht, aus einem See epischer Geschichten. Sie<br />
sind Träumen abgerungen, Einzelbil<strong>der</strong> einer ausufernden<br />
Bil<strong>der</strong>folge, die in Erinnerung geblieben<br />
sind, wie die Fetzen, die <strong>am</strong> Morgen, gleich nach<br />
dem Erwachen auf unserer Seele liegen, die wir<br />
sogleich als Teil einer Nachtwelt erkennen, zu <strong>der</strong>en<br />
Gänze wir aber keinen Zutritt haben. Dollhopfs<br />
Arbeiten enthalten weit mehr als man tatsächlich<br />
auf ihnen sieht. Sie vermitteln Anschluss an eine<br />
Welt, eine Universalerzählung, die eventuell in<br />
uns, vielleicht auch im Äther o<strong>der</strong> sonst wo steckt,<br />
die wir jedoch alle kennen und intuitiv erkennen.<br />
Diese Arbeiten sind Schleusen, sind Übergänge,<br />
sind geschaffen um anzudocken. RED<br />
POOL – 7<br />
Des Reiters Frauen, 2012, 20 x 28 cm, Mischtechnik<br />
Karnevalsköpfe, 2012, 30 x 40 cm, Mischtechnik