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Das Fachmagazin für Handel und Handwerk September 2013

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| Zum titel |<br />

Europäischer EPD-Austausch durch ECO-Platform<br />

Barrieren abbauen <strong>und</strong> Weichen stellen<br />

I Institut<br />

Bauen <strong>und</strong> Umwelt I<br />

EPD – diese drei Buchstaben<br />

stehen in engem Zusammenhang<br />

mit der Nachhaltigkeit<br />

von Gebäuden. EPDs (Environmental<br />

Product Declarations, zu<br />

Deutsch: Umweltproduktdeklarationen)<br />

beschreiben die Umweltwirkungen<br />

von Bauprodukten<br />

vom Herstellungsprozess<br />

bis zum Nutzungsende <strong>und</strong> dienen<br />

als Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> Gebäudebewertungssysteme<br />

(z.B. BNB oder DGNB). Am<br />

4. Juni dieses Jahres erfolgte<br />

die Gründung der »ECO-<br />

Platform« mit Sitz in Brüssel.<br />

<strong>Das</strong> Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt<br />

e.V. (IBU) ist ein branchenunabhängiger<br />

Programmhalter <strong>für</strong><br />

EPDs in Deutschland <strong>und</strong> gehört<br />

zu den Gründungsmitgliedern<br />

– ebenso wie die EPD-Programmhalter<br />

aus Schweden,<br />

Norwegen, Großbritannien,<br />

Frankreich, Spanien, Polen,<br />

Portugal, Slowenien <strong>und</strong> den<br />

Niederlanden. Der europäische<br />

Baustoffverband CPE (ehem.<br />

CEPMC) ist zudem mit einer<br />

Stimme vertreten.<br />

Wir wollten wissen, was es<br />

mit der »ECO-Platform« auf<br />

sich hat <strong>und</strong> sprachen hierzu<br />

mit drei Experten: Mit Dr. Burkhart<br />

Lehmann, dem neuen Geschäftsführer<br />

des IBU, mit Dr.<br />

Eva Schmincke, der Leiterin der<br />

Produktsektion CEN/TC 350,<br />

<strong>und</strong> mit Christian Donath, dem<br />

Managing Director der ECO-<br />

Platform.<br />

Baustoff-Partner:<br />

Herr Dr. Lehmann, Umweltproduktdeklarationen<br />

gewinnen immer<br />

mehr an Bedeutung, was auch an<br />

der Gründung der ECO-Platform<br />

deutlich wird. Woran liegt das?<br />

Dr. Burkhart Lehmann: Weltweit<br />

werden die Ressourcen<br />

immer knapper. <strong>Das</strong> betrifft vor<br />

allem das Öl, aber auch andere<br />

wichtige Rohstoffe. Wir werden<br />

IBU<br />

künftig noch bewusster mit den<br />

Ressourcen <strong>und</strong> der Umwelt<br />

umgehen müssen. Es gilt, die<br />

jeweiligen Umweltwirkungen<br />

<strong>und</strong> Ressourcenverbräuche zunächst<br />

sichtbar zu machen. Nur<br />

dann können wir dazulernen<br />

<strong>und</strong> besser werden. In EPDs<br />

werden die wichtigen Informationen<br />

zu Verbräuchen <strong>und</strong> Umweltwirkungen<br />

gegeben, ohne<br />

dass das Produkt bewertet<br />

wird. <strong>Das</strong> ist bei Bauprodukten<br />

ohne Berücksichtigung der Nutzung<br />

auch nicht möglich. Bauprodukte<br />

sind da genauer zu<br />

betrachten.<br />

Baustoff-Partner: Was ist denn an<br />

Bauprodukten anders?<br />

Lehmann: Anders als die meisten<br />

Produkte werden Bauprodukte<br />

im Zusammenspiel mit<br />

vielen anderen Baustoffen in<br />

Gebäuden eingesetzt. Eine objektive<br />

Bewertung in Bezug auf<br />

die Nachhaltigkeit kann nur auf<br />

der Gebäudeebene erfolgen.<br />

Sie berücksichtigt sowohl die<br />

Produktion der Ausgangsstoffe<br />

als auch die verschiedensten<br />

Wirkungen der Produkte<br />

im Laufe der Nutzungszeit in-<br />

Am 4. Juni dieses Jahres erfolgte die Gründung der »ECO-Platform«<br />

mit Sitz in Brüssel.<br />

nerhalb des Gebäudekontextes<br />

sowie die Verwendung bzw.<br />

Verwertung der Stoffe nach Nutzungsende.<br />

Für eine solche Bewertung<br />

braucht man glaubwürdige<br />

<strong>und</strong> korrekte, also belegte<br />

Daten. Die liefert die jeweilige<br />

EPD.<br />

Baustoff-Partner: Herr Donath, im<br />

Juni wurde die »ECO-Platform« gegründet.<br />

Wozu ist sie nötig?<br />

Christian Donath: Hintergr<strong>und</strong><br />

ist, dass die Produkte europaweit<br />

tätiger Baustoffhersteller<br />

mit ihren nationalen EPDs nicht<br />

auf anderen Märkten anerkannt<br />

werden. Daher müssen die Produzenten<br />

viele EPDs mit ähnlichem<br />

Inhalt vorhalten. Mit der<br />

gemeinsamen Plattform soll gewissermaßen<br />

ein Dach über die<br />

verschiedenen nationalen EPD-<br />

Programmhalter gespannt werden.<br />

Mit der ECO-Platform werden<br />

Barrieren abgebaut <strong>und</strong> die<br />

Weichen gestellt <strong>für</strong> eine gegenseitige<br />

Anerkennung einer<br />

europäischen Kern-EPD (European<br />

Core EPD) auf Basis der<br />

EN 15804 durch die jeweiligen<br />

nationalen EPD-Programmbetreiber.<br />

Baustoff-Partner: Wer ist an der<br />

ECO-Platform beteiligt <strong>und</strong> welche<br />

Vorteile bietet sie?<br />

Donath: Zunächst bringt die<br />

ECO-Platform die verschiedenen<br />

existierenden nationalen<br />

EPD-Programme zusammen.<br />

Dadurch kann man sich in Zukunft<br />

auf eine einheitliche Umsetzung<br />

der EPDs auf Basis der<br />

bestehenden europäischen <strong>und</strong><br />

internationalen Normen verständigen.<br />

Die EPD-Programme<br />

sprechen also mit einer<br />

Stimme. Neben den Programmhaltern<br />

sind verschiedene europäische<br />

Baustoff-Verbände,<br />

Green Building Councils bzw.<br />

Betreiber von Gebäudezertifizierungssystemen<br />

<strong>und</strong> Anbieter<br />

von Ökobilanzen Mitglieder.<br />

Alle nehmen aktiv in Arbeitsgruppen<br />

an der Gestaltung der<br />

Inhalte teil.<br />

Durch die Einbindung der<br />

Baustoff-Verbände ist sichergestellt,<br />

dass produktspezifisches<br />

Wissen <strong>und</strong> die Bedarfe der Industrie<br />

berücksichtigt werden.<br />

Green Building Councils <strong>und</strong><br />

vor allem Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme<br />

stützen sich in<br />

ihren Gebäude- bzw. Produktbewertungen<br />

zunehmend auf<br />

Informationen aus EPDs. Ökobilanzierer<br />

bringen praktische<br />

Erfahrungen aus der Umsetzung<br />

<strong>und</strong> Erstellung von EPDs<br />

mit ein.<br />

Wichtig ist darüber hinaus<br />

der enge Kontakt zu der europäischen<br />

Kommission, zu CEN <strong>und</strong><br />

vor allem zu den Produkt TCs.<br />

Für die Kommunikation gibt es<br />

eine eigene Arbeitsgruppe.<br />

8<br />

baustoff-partner.de 09/13

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