Demografische Entwicklung in Herdecke - Stadt Herdecke
Demografische Entwicklung in Herdecke - Stadt Herdecke
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<strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
© bluedesign - Fotolia.com<br />
Demografie bericht<br />
2013<br />
<strong>Entwicklung</strong>en - Perspektiven
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>leitung 3<br />
<strong>Demografische</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 6<br />
Geme<strong>in</strong>dedaten im Überblick 7<br />
Bevölkerungsentwicklung bis 2011 8<br />
Natürliche Bevölkerungsbewegung 9<br />
Zu- und Abwanderungen 10<br />
Bevölkerungsstruktur 12<br />
Zusammenfassung 15<br />
Kommunale Zukunftsaktivitäten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 16<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklung und Umwelt 17<br />
<strong>Stadt</strong>teile <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 18<br />
Wohnsituation 22<br />
Leben im Alter 26<br />
Wohnen im Alter 28<br />
Betreuungs- und Pflegesituation 31<br />
Wirtschafts- und Arbeitsmarkt 35<br />
K<strong>in</strong>der, Jugend, Familie und Sport 40<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten, K<strong>in</strong>derbetreuung 40<br />
Spielräume 42<br />
Angebote für Jugendliche 43<br />
Sport 43<br />
Bildung und Schule 48<br />
Bürgerschaftliches Engagement, Zivilgesellschaft 50<br />
Resümee 55<br />
2
E<strong>in</strong>leitung<br />
Im Mai 2012 g<strong>in</strong>g diese Meldung durch die Presse: Das auf W<strong>in</strong>deln spezialisierte<br />
japanische Unternehmen Unicharm verkündete, es habe im vorausgegangenen<br />
Geschäftsjahr erstmals mehr W<strong>in</strong>deln für Erwachsene als für Babys verkauft.<br />
Diese Meldung mag im ersten Moment zum Schmunzeln anregen, doch der<br />
H<strong>in</strong>tergrund ist e<strong>in</strong> viel ernsterer. Nicht nur <strong>in</strong> Japan, sondern auch <strong>in</strong> etlichen anderen<br />
Industrieländern wächst die Überalterung rasant. Auch Deutschlands<br />
Bevölkerungsentwicklung der letzten 100 Jahre lässt das Bild e<strong>in</strong>es Tannenbaums<br />
entstehen, der unten nicht mehr wachsen will. Zum Vergleich ist die Bevölkerungsentwicklung<br />
von 1910 dargestellt (klassischer Tannenbaum):<br />
Abb. 1: Altersstruktur <strong>in</strong> Deutschland 1910 und 2010<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Das dafür verwendete Schlagwort heißt „<strong>Demografische</strong>r Wandel“ und führt<br />
mittlerweile nicht mehr nur zu oberflächlichen Diskussionen <strong>in</strong> allen Teilen unserer<br />
Gesellschaft. Denn es betrifft jeden. Und die ersten Veränderungen s<strong>in</strong>d schon deutlich<br />
spürbar.<br />
Die Hauptursachen für den <strong>Demografische</strong>n Wandel s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>länglich bekannt:<br />
Niedrige Geburtenrate, steigende Lebenserwartung und s<strong>in</strong>kende Wanderungsgew<strong>in</strong>ne<br />
führen zu den ebenso bekannten Folgen, wie E<strong>in</strong>wohnerrückgang, Alterung<br />
der Gesellschaft und zunehmende ethnische Vielfalt. Die <strong>Entwicklung</strong> ist nicht mehr<br />
aufzuhalten: Bis zum Jahr 2050 prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung <strong>in</strong> Deutschland<br />
3
e<strong>in</strong>en Rückgang der Bevölkerung um 16 Prozent, zugleich werden Durchschnittsalter<br />
und Lebenserwartung deutlich ansteigen. In absehbarer Zeit kommen auf e<strong>in</strong>en<br />
arbeitenden Menschen zwei Rentner; gleichzeitig werden 1/3 weniger K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche <strong>in</strong> Deutschland leben.<br />
Betroffen s<strong>in</strong>d die Wirtschaft genauso wie Infrastruktur, Wohnungsbestand und die<br />
Bereiche öffentlicher Dase<strong>in</strong>svorsorge. Wirtschaftsunternehmen müssen sich <strong>in</strong><br />
Zukunft sowohl mit e<strong>in</strong>em erheblichen Fachkräftemangel (schon alle<strong>in</strong> aus Gründen<br />
mangelnden Nachwuchses), als auch mit e<strong>in</strong>er immer älter werdenden Belegschaft<br />
und deren neuen Ansprüchen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />
Die Städte und Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d gefordert, sich den Veränderungen sowohl im<br />
H<strong>in</strong>blick auf die Auslastung bestehender Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen, als auch auf die<br />
Anforderungen an zusätzliche Infrastrukturleistungen zu stellen. Sehr viele Kommunen<br />
haben daher <strong>in</strong> den letzten Jahren Demografieberichte erstellt, um die Gestaltung des<br />
<strong>Demografische</strong>n Wandels auf alle politischen Aktivitäten und Fachplanungen<br />
auszudehnen und die Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren. Auch die<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> wird mit dem vorliegenden Bericht diesen Weg begehen.<br />
Aufgrund der <strong>in</strong> vielen vorliegenden Berichten häufig genug zitierten und erklärten<br />
Details der bundesdeutschen Bevölkerungsentwicklung hat sich dieser Bericht bewusst<br />
auf die Situation <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> konzentriert - denn der Demografiebericht soll der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Herdecke</strong> mit aktuellen und aussagekräftigen Informationen über die demografische,<br />
soziale und wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong> sowie über den aktuellen Stand der<br />
Versorgung ihrer Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger mit öffentlicher und privater Infrastruktur<br />
dienen. Für diese Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Lösungsalternativen zum <strong>Demografische</strong>n<br />
Wandel gibt es ke<strong>in</strong>e Patentrezepte. Vielmehr s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e akzeptierte Umsetzung die<br />
Beachtung der lokalen Besonderheiten und die Mitnahme der Bewohner <strong>in</strong> ihren<br />
<strong>in</strong>dividuellen Quartieren unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung.<br />
Zur besseren E<strong>in</strong>ordnung der relativen Stellung und Perspektiven der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teilen des Berichts je nach Datenlage e<strong>in</strong>e vergleichende<br />
Betrachtung mit benachbarten Kommunen vorgenommen; damit können die Stärken<br />
und Schwächen <strong>Herdecke</strong>s fundierter dargestellt und die Richtung der weiteren<br />
Profilierung aufgezeigt werden. Somit versteht sich dieser Demografiebericht <strong>in</strong> erster<br />
4
L<strong>in</strong>ie als Orientierungshilfe zum Nachschlagen für die tägliche Praxis und als<br />
Entscheidungshilfe für die Akteure <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de.<br />
In diesem Zusammenhang wurden Befragungen <strong>in</strong> Verwaltung und Bürgerschaft<br />
durchgeführt, die <strong>in</strong> den Bericht e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d. So soll deutlich werden, dass<br />
<strong>Herdecke</strong> mit Blick auf se<strong>in</strong>e stetig schrumpfende E<strong>in</strong>wohnerzahl seit 1993 nicht nur<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Schwerpunkt gesetzt hat. <strong>Herdecke</strong> wollte bisher weder nur als<br />
Schlafstadt oder Seniorenstadt gelten, noch durch überproportionalen Wohnungsbau<br />
ausschließlich junge Familien anlocken. Vielmehr gilt es, den schon seit längerem<br />
e<strong>in</strong>geschlagenen Weg fortzusetzen, <strong>in</strong> den ausgewählten Aktivitätsbereichen die<br />
Stärken der <strong>Stadt</strong> auszubauen und Defizite wo möglich abzubauen, damit im<br />
Wettbewerb der Kommunen um E<strong>in</strong>wohner klar Stellung bezogen werden kann. Der<br />
<strong>Demografische</strong> Wandel wird die Aufgabe e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de zukünftig dah<strong>in</strong> gehend<br />
verändern, nicht mehr nur mit Bereitstellung der allgeme<strong>in</strong>en Dase<strong>in</strong>svorsorge zu<br />
dienen, sondern e<strong>in</strong>e Anpassung und Spezialisierung zum Nutzen und Wohl der<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftlichem Konsens und zur Erhaltung e<strong>in</strong>er<br />
lebenswerten <strong>Stadt</strong> zu erreichen. <strong>Herdecke</strong> br<strong>in</strong>gt dafür gute Voraussetzungen mit.<br />
5
<strong>Demografische</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Zahlreiche Statistiken s<strong>in</strong>d für die Kommunen <strong>in</strong> Deutschland erhältlich.<br />
Die Auswertungen für diesen Bericht wurden im Wesentlichen aus der<br />
Landesdatenbank NRW (www.it.nrw.de) sowie den zugänglichen Daten des E<strong>in</strong>wohnermeldeamts<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> generiert. Auch die Bertelsmann Stiftung stellt <strong>in</strong> ihrer<br />
Reihe „Wegweiser Kommune“ (www.wegweiser-kommune.de) statistische Daten zur Verfügung,<br />
die zur Darstellung von Zusammenfassungen und Prognosen verwenden werden.<br />
Im Folgenden werden fast ausschließlich die aktuellen Daten der Landesdatenbank<br />
NRW zum Stichtag 31.12.2011 heran gezogen. Aufgrund dieser Fokussierung ist auf die<br />
sich immer wiederholenden Quellenangaben verzichtet worden. Nur dort, wo andere<br />
Quellen verwendet wurden, s<strong>in</strong>d diese direkt angegeben.<br />
Während der Zusammenstellung dieses Berichts wurden im Mai 2013 die Zahlen des<br />
Zensus 2011 für den gleichen Stichtag (31.12.2011) veröffentlicht. Für <strong>Herdecke</strong><br />
weichen e<strong>in</strong>ige Ergebnisse des Zensus von den hier verwendeten Zahlen der<br />
Landesdatenbank ab, wobei die Ursachen dafür noch nicht abschließend geklärt s<strong>in</strong>d.<br />
Da jedoch die Differenzen <strong>in</strong> den Zahlenwerken der beiden Erhebungen ke<strong>in</strong>en<br />
direkten E<strong>in</strong>fluss auf die wesentlichen Aussagen und Schlussfolgerungen dieses<br />
Demografieberichts haben, wird der Zensus 2011 erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Fortschreibung<br />
dieses Berichts e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />
Die Daten der Landesdatenbank NRW s<strong>in</strong>d nun auch die Basis für den ersten Überblick<br />
der wichtigsten Kennzahlen der <strong>Stadt</strong>:<br />
6
<strong>Herdecke</strong>s Geme<strong>in</strong>dedaten im Überblick…<br />
E<strong>in</strong>heit<br />
Anzahl<br />
Fläche<br />
Fläche <strong>in</strong>sgesamt 2011 km² 22,4<br />
Bevölkerung<br />
Zensus 2011<br />
(veröffentlicht 05/2013)<br />
Bevölkerung Ende 2011 22.909 Anz. 24.210<br />
Bevölkerungsdichte 1.023 EW/km² 1.081<br />
Geburtenüberschuss / -defizit 2011 Anz. - 171<br />
Wanderungsgew<strong>in</strong>n / -verlust 2011 Anz. - 46<br />
Bevölkerungszu / -abnahme 2011 Anz. - 217<br />
Wohnen<br />
Wohngebäude 2011 4.849 Anz. 4.759<br />
Wohnungen 2011 12.308 Anz. 12.222<br />
Bildung<br />
K<strong>in</strong>dergartenplätze belegt 2011 Anz. 666<br />
Schüler an allg. bildenden Schulen <strong>in</strong>sges. 2011/2012 Anz. 2.381<br />
an Grundschulen Anz. 782<br />
an Hauptschulen Anz. 119<br />
an Förderschulen (im Bereich Grund/Hauptschule) Anz. 115<br />
an Realschulen Anz. 386<br />
an Gymnasien Anz. 979<br />
Beschäftigte und Arbeitsmarkt<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2011 Anz. 5.940<br />
Pendlersaldo 2011 Anz. - 2.374<br />
Arbeitslose <strong>in</strong>sgesamt 2011 Anz. 659<br />
Verkehr<br />
Kfz-Bestand 2011 Anz. 16.655<br />
Straßenverkehrsunfälle (pol. erfasst) 2011 Anz. 61<br />
Verunglückte Personen 2011 Anz. 53<br />
7
Bevölkerungsentwicklung<br />
Zur Bewertung der Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> ist e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die jüngere<br />
Vergangenheit unumgänglich. E<strong>in</strong>deutige Veränderungen haben sich <strong>in</strong>nerhalb der<br />
letzten 30 Jahre e<strong>in</strong>gestellt und ermöglichen nach ihrer Auswertung e<strong>in</strong>e Prognose für<br />
die zukünftige Bevölkerungserwartung.<br />
Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung <strong>Herdecke</strong> 1981-2011<br />
27.000<br />
26.500<br />
26.000<br />
25.500<br />
25.000<br />
24.500<br />
24.000<br />
23.500<br />
23.000<br />
Die Bevölkerungszahl der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> wuchs stetig bis Anfang der 90er-Jahre.<br />
Hauptursachen waren die langjährige <strong>Stadt</strong>teilentwicklung <strong>in</strong> Westende sowie e<strong>in</strong>e<br />
damit verbundene, überproportional starke Zuwanderungswelle bis Ende der 80er. Der<br />
Scheitelpunkt war 1993 mit 26.488 E<strong>in</strong>wohnern erreicht. Seitdem fällt die Bevölkerungszahl<br />
<strong>in</strong> den letzten 20 Jahren langsamer, aber ebenso stetig bis heute fast auf das<br />
Niveau von 1981 (+101 E<strong>in</strong>wohner). Auffallend ist dabei die rasant zunehmende<br />
Beschleunigung des Rückgangs ab 2005.<br />
Dennoch verlief die <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> im betrachteten Zeitraum im<br />
Vergleich mit den umliegenden Geme<strong>in</strong>den noch positiv:<br />
Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung 1981-2011 im Vergleich<br />
<strong>Herdecke</strong> + 0,4 %<br />
Wetter (Ruhr) - 5,6 %<br />
Witten - 7,3 %<br />
Hagen - 13,6 %<br />
Dortmund - 4,1 %<br />
8
Natürliche Bevölkerungsbewegung<br />
Diese verme<strong>in</strong>tlich günstigere Stellung <strong>Herdecke</strong>s im Vergleich darf jedoch nicht über<br />
die tatsächlichen Ursachen des Bevölkerungsschwunds der letzten 20 Jahre auch <strong>in</strong><br />
unserer <strong>Stadt</strong> h<strong>in</strong>wegtäuschen. Hier ist zuerst die natürliche Veränderung der<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahlen durch Geburten und Sterbefälle zu berücksichtigen.<br />
Abb. 4: Geburten und Sterbefälle <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 1991-2011<br />
Anzahl der Geburten<br />
Sterbefälle<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />
Lagen Geburten und Sterbefälle Anfang der 90er-Jahre noch relativ nah beie<strong>in</strong>ander,<br />
so driften Sie bis heute deutlich ause<strong>in</strong>ander, hervorgerufen durch e<strong>in</strong>en überdurchschnittlichen<br />
Rückgang der Geburten von 258 (1991) auf 134 (2011) um fast die Hälfte.<br />
Die Anzahl der Todesfälle dagegen stieg leicht im gleichen Zeitraum um 1,1%.<br />
Abb. 5: Salden der Geburten und Sterbefälle <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 1991-2011<br />
Saldo Geburten - Sterbefälle<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
-75<br />
-100<br />
-125<br />
-150<br />
-175<br />
-200<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />
9
Die Salden aus (plus)Geburten (m<strong>in</strong>us)Sterbefällen ergeben <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Jahr e<strong>in</strong>en<br />
Geburtenüberschuss (vgl. Abb. 5). Wird nun die Gesamtsumme aus den jährlichen<br />
Salden von Geburten und Todesfällen gebildet, hat die <strong>Herdecke</strong>r Bevölkerung durch<br />
natürliche Veränderung um 1.804 E<strong>in</strong>wohner abgenommen. Im Vergleich dazu sank<br />
die Bevölkerung absolut um 2.023 von 26.233 (1991) E<strong>in</strong>wohner auf 24.210 (2011).<br />
Zu- und Abwanderungen<br />
Neben der natürlichen Bevölkerungsbewegung zeigt die nächste Betrachtung der<br />
Wanderungsbewegungen <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> im Trend e<strong>in</strong> ähnliches Bild:<br />
Abb. 6: Zuzüge und Fortzüge <strong>in</strong> absoluten Zahlen <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 1991-2011<br />
Zuzüge<br />
Fortzüge<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />
1993 enden die hohen Zuzüge nach <strong>Herdecke</strong> und der höchste Bevölkerungsstand wird<br />
erreicht. In den folgenden Jahren gleichen sich die Wanderungsbewegungen gegenüber<br />
Geburten und Sterbefällen (vgl. Abb. 5) immer wieder noch aus. Sie bewegen sich<br />
dabei auf e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Niveau von jährlich im Mittel 12% der E<strong>in</strong>wohner,<br />
<strong>in</strong> der Tendenz aber seit Ende der 90er-Jahre absolut fallend.<br />
Die Differenzierung der E<strong>in</strong>wohnerentwicklung <strong>in</strong> natürliche und wanderungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Bevölkerungsbewegung zeigt <strong>in</strong> Abb. 7, dass der E<strong>in</strong>wohnerzuwachs bis 1993 und den<br />
frühen 2000er Jahren fast ausschließlich auf Wanderungsgew<strong>in</strong>ne zurückzuführen war<br />
und die natürliche <strong>Entwicklung</strong> (als Saldo aus Geburten und Sterbefällen) wenig<br />
10
E<strong>in</strong>fluss genommen hat. Zum Ende des Beobachtungszeitraums ab 2005, führen<br />
Wanderungsverluste und natürliche Verluste (immer weniger Geburten) geme<strong>in</strong>sam<br />
zum Bevölkerungsrückgang, wobei die natürlichen Verluste deutlich überwiegen.<br />
Abb. 7: Komponenten der Bevölkerungsbewegung <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 1991-2011<br />
300<br />
Wanderungssaldo natürlicher Saldo Gesamtsaldo<br />
200<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />
Im Ergebnis ist die natürliche Bevölkerungsbewegung mit 89,2 % hauptursächlich für<br />
den kont<strong>in</strong>uierlichen Rückgang der E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> seit 1991. Die gleichbleibend<br />
hohe Sterbeziffer wurde <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der letzten 20 Jahre durch entsprechende<br />
Geburten ausgeglichen. Seit 2005 addieren sich dazu noch die regelmäßigen Wanderungsverluste,<br />
die seitdem ebenfalls nicht mehr e<strong>in</strong>en positiven Wert erreicht haben.<br />
Das bedeutet, dass mehr Menschen aus <strong>Herdecke</strong> weg ziehen, als die <strong>Stadt</strong> Neubürger<br />
begrüßen kann.<br />
Trotz dieser klaren Aussagen soll zur Ursachenforschung mit den folgenden Grafiken<br />
die Bevölkerungsstruktur sowie die Wanderungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Altersgruppen mit<br />
Daten aus den Jahren 2003 bis 2011 differenziert betrachtet werden.<br />
11
Bevölkerungsstruktur<br />
Zum 31.12.2011 lebten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 24.210 Menschen, darunter 52,5 % Frauen und<br />
47,5 % Männer. Die aktuelle Verteilung der Altersgruppen lässt sich an der sog. „Altersbzw.<br />
Bevölkerungspyramide“ anschaulich darstellen:<br />
Abb. 8<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Kommune, 2013<br />
Bei erster Betrachtung fällt sofort <strong>in</strong>s Auge, dass auch für <strong>Herdecke</strong> das Bild der<br />
Pyramide schon sehr von e<strong>in</strong>em pilzähnlichen Gebilde abgelöst wird: Die Anteile der<br />
älteren Bevölkerungsgruppen wachsen, die jungen kommen nicht mehr nach. So stellt<br />
sich das Bild <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 2011 dar:<br />
Aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen sowie der Kriegsopfer im Zweiten<br />
Weltkrieg ist e<strong>in</strong> Frauenüberhang bei den über 70-Jährigen deutlich erkennbar. Der<br />
E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> der Gruppe der etwa 67-Jährigen kam durch die ger<strong>in</strong>gen Geburten<br />
während des Zweiten Weltkriegs. Anschießend wuchs auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> die<br />
Bevölkerung der heute 40 bis 55-Jährigen auf die stärkste Altersgruppe an, ausgelöst<br />
durch Wiederaufbau mit „Wirtschaftswunder“ und „Babyboom“.<br />
12
Nach dem „Babyboom“ kam der „Pillenknick“: Die Altersgruppe der 20 bis 40-Jährigen<br />
lässt e<strong>in</strong> regelrechtes E<strong>in</strong>schnüren der Bevölkerung erkennen. Dazu beigetragen hat<br />
nicht nur der Gebrauch von Verhütungsmitteln, sondern auch e<strong>in</strong> verändertes<br />
Rollenbewusstse<strong>in</strong> von Frauen. Dass dieses Pilzgebilde <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten<br />
nach oben auswachsen wird, steht heute schon fest. Damit der Pilz aber nicht<br />
umknickt, wird von vielen die Frage gestellt, wie die Basis wieder verbreitert werden<br />
kann.<br />
Wenn oben schon aufgezeigt wurde, dass fehlende Geburten sowohl an dem<br />
Bevölkerungsverlust, als auch an der dünnen Basis der Altersgruppen <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
maßgeblich beteiligt s<strong>in</strong>d, so sollen im Folgenden die Altersgruppen mit ihren<br />
jeweiligen Wanderungsmotivationen noch näher beleuchtet werden.<br />
Abb. 9: Wanderungsmobilität nach Altersgruppen<br />
Wanderungssalden <strong>Herdecke</strong>, 2003 – 2011, nach Alter<br />
Bildungswanderer<br />
Familienwanderer<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Kommune, 2013<br />
Allgeme<strong>in</strong> konzentriert sich Wanderungsmobilität auf jüngere Altersgruppen und<br />
nimmt mit zunehmendem Alter ab. E<strong>in</strong> erster im Lebenszyklus maßgeblicher Grund für<br />
e<strong>in</strong>en Ortswechsel ist zum e<strong>in</strong>en der E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die berufliche oder hochschulische<br />
Ausbildung, zum anderen der Berufse<strong>in</strong>stieg bzw. e<strong>in</strong> Arbeitsplatzwechsel (= sog.<br />
„Bildungswanderung“). Weitere Ortswechsel erfolgen nach der beruflichen Konsolidierung<br />
häufig als „wohnungsbed<strong>in</strong>gte Nahwanderungen“, d.h. aus den benachbarten<br />
Geme<strong>in</strong>den - meist im Umkreis von weniger als 50 km (= sog. „Familienwanderung“).<br />
13
Typische Wanderungsmuster für vergleichbare Geme<strong>in</strong>den wie <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d folglich<br />
Verluste bei sehr jungen Erwachsenen (Abb. 9, grauer Balken, 18-25 Jahre), die mit<br />
dem Auszug aus dem Elternhaus gleich auch die Geme<strong>in</strong>de verlassen sowie Gew<strong>in</strong>ne<br />
durch den Zuzug von jungen Familien bzw. Familiengründern (Abb. 9, gelber Balken,<br />
26-45 Jahre) aus dem regionalen Umfeld.<br />
Für <strong>Herdecke</strong> hat sich allerd<strong>in</strong>gs der Umfang beider Ströme <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren stark verändert: Die Verluste bei den Berufse<strong>in</strong>stiegs- und Bildungswanderern<br />
s<strong>in</strong>d vergleichsweise stark gestiegen und die Gew<strong>in</strong>ne bei den Familienwanderungen<br />
darüber h<strong>in</strong>aus noch deutlich gefallen. Daraus resultiert die noch weitere Abnahme<br />
der absoluten Bevölkerungszahl zu den natürlichen Bewegungen.<br />
Fazit: Die jungen Menschen, die <strong>Herdecke</strong> verlassen haben, f<strong>in</strong>den kaum <strong>in</strong> die <strong>Stadt</strong><br />
zurück – ursächlich vor allem wegen des allgeme<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlich gestiegenen Anteils<br />
an entfernt studierenden Jugendlichen (die danach ihren Berufsstart auch außerhalb<br />
<strong>Herdecke</strong>s f<strong>in</strong>den) gegenüber den beruflich Auszubildenden im näheren Umland.<br />
Weiterh<strong>in</strong> werden junge Familien, die potentiell mit K<strong>in</strong>dern die Bevölkerung stärken,<br />
seltener <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> sesshaft; wobei dafür die Gründe sehr vielschichtig s<strong>in</strong>d und<br />
weiter unten im Bericht noch thematisiert werden sollen (vgl. S.23 ff.).<br />
Aus dieser sich veränderten Wanderungsmobilität erklärt sich der rasante Anstieg der<br />
Altersgruppe der 65 bis 79-Jährigen auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>. Im Vergleich der letzten neun<br />
Jahre mit den Nachbargeme<strong>in</strong>den schert <strong>Herdecke</strong> <strong>in</strong>des als e<strong>in</strong>zige <strong>Stadt</strong> deutlich aus:<br />
Abb. 10: Anteil der 65 bis 79-Jährigen Bevölkerung 2003-2011<br />
%<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
14<br />
Anteil der 65- bis 79-Jährigen (<strong>in</strong> %)<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
<strong>Herdecke</strong><br />
Wetter (Ruhr)<br />
Witten<br />
Hagen<br />
Dortmund<br />
Während sich <strong>in</strong> den Umlandgeme<strong>in</strong>den seit ca. 2006 der Anteil der 65-79-Jährigen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Bereich von 15,2 bis 16,8% stabilisierte, stieg im Zeitraum von 2003 bis 2011<br />
14
dieser Bevölkerungsanteil <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> vom niedrigsten Wert mit 14,3 % auf 18,3%,<br />
und damit dem höchsten Anteil <strong>in</strong> allen Vergleichskommunen.<br />
Ähnlich - aber nicht ganz so stark - verhält sich das Bild bei den unter 18-Jährigen <strong>in</strong><br />
den verglichenen Geme<strong>in</strong>den:<br />
Abb. 11: Anteil der unter 18-Jährigen Bevölkerung 2003-2011<br />
%<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
14<br />
Anteil der unter 18-Jährigen (<strong>in</strong> %)<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
<strong>Herdecke</strong><br />
Wetter (Ruhr)<br />
Witten<br />
Hagen<br />
Dortmund<br />
Hier hatte <strong>Herdecke</strong> <strong>in</strong> der jüngeren Vergangenheit schon immer e<strong>in</strong>e relativ niedrige<br />
Quote. Auch wenn alle Nachbargeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren stetig an den unter<br />
18-Jährigen verloren haben, fiel <strong>Herdecke</strong> jedoch deutlich gegenüber den umliegenden<br />
Städten mit 14,4 % auf den tiefsten Wert <strong>in</strong> 2011. Den höchsten Anteil Jugendlicher im<br />
selben Jahr verzeichnet Hagen mit 16,7%.<br />
Zusammenfassung der demografischen <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Die demografische <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> ist <strong>in</strong> der längerfristigen Rückschau der<br />
letzten drei Jahrzehnte mit den umliegenden Städten und Geme<strong>in</strong>den vergleichbar.<br />
Trotzdem nahm die Dynamik des Bevölkerungsrückgangs <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> seit Anfang der<br />
90er-Jahre vergleichsweise rasanter zu als bei den direkten Nachbarn. Das bedeutet<br />
für die Zukunft <strong>Herdecke</strong>s mittelfristig, dass die <strong>Stadt</strong> durch e<strong>in</strong>en überproportionalen<br />
Verlust von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen und e<strong>in</strong> ebenso starkes Anwachsen des Anteils<br />
der über 70-Jährigen gekennzeichnet se<strong>in</strong> wird. Ebenso hat <strong>Herdecke</strong> auch h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Wanderungssalden seit 2005 regelmäßig negative Werte verbucht, die sich zu der<br />
abnehmenden, natürlichen Bevölkerungsentwicklung h<strong>in</strong>zu addieren.<br />
Daher ist kurzfristig nicht mit e<strong>in</strong>er Verbesserung des <strong>Demografische</strong>n Wandels <strong>in</strong><br />
<strong>Herdecke</strong> zu rechnen.<br />
15
Kommunale Zukunftsaktivitäten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Dieser Demografiebericht reiht sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e immer länger werdende Liste vergleichbarer<br />
Berichte mit vergleichbaren Inhalten e<strong>in</strong>. Dabei fällt auf, dass sich die<br />
statistischen Aufarbeitungen der demografischen <strong>Entwicklung</strong> sehr ähneln, dagegen<br />
die Benennung möglicher Aktivitäten mit ihren Schwerpunktsetzungen häufig vone<strong>in</strong>ander<br />
abweichen.<br />
Dadurch, dass demografische <strong>Entwicklung</strong>en fast alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Lebens berühren, überschneiden sich auch zwangsläufig die Maßnahmen, die <strong>in</strong> den<br />
ausgewählten Feldern ergriffen werden sollen. Zu den Maßnahmen werden dann<br />
häufig viele „Handlungsempfehlungen“ gegeben, die <strong>in</strong> ihrer Umsetzung weder<br />
organisatorisch, noch mit den Möglichkeiten der Kommunalverwaltung alle<strong>in</strong> kaum<br />
zu schaffen s<strong>in</strong>d.<br />
Die folgende Übersicht stellt diese Felder auch für <strong>Herdecke</strong> dar; es wird jedoch<br />
versucht, für jedes Thema nach Beschreibung des Ist-Zustands e<strong>in</strong>ige, auch durchführbare<br />
Anregungen für zukünftige Aktivitäten zu benennen, darüber h<strong>in</strong>aus aber nach<br />
jedem Abschnitt den freien Raum zu lassen, um eigene Ideen niederschreiben zu<br />
können. Damit soll e<strong>in</strong> möglichst breiter Dialog mit allen Interessierten und denen,<br />
die sich aktiv e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen wollen, erreicht werden.<br />
16
<strong>Stadt</strong>entwicklung und Umwelt<br />
Um bestmöglich mit dem <strong>Demografische</strong>n Wandel und se<strong>in</strong>en Folgen für die <strong>Stadt</strong><br />
umzugehen, reicht es nicht aus, die <strong>Stadt</strong> <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit zu betrachten.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong> ist nie e<strong>in</strong> homogenes Gebilde. Sie besteht aus e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teilen und<br />
Quartieren, die sich z.B. <strong>in</strong> ihrer Lage zur Innenstadt, <strong>in</strong> ihrer Topografie und<br />
Erreichbarkeit aber auch <strong>in</strong> ihrer Bevölkerungszusammensetzung, Alter des <strong>Stadt</strong>teils,<br />
vorhandene Infrastruktur, usw., unterscheiden.<br />
Aus diesen Gründen ist es wichtig, bei der Beschreibung des <strong>Demografische</strong>n Wandels<br />
und se<strong>in</strong>er Folgen für e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong> auch die kle<strong>in</strong>räumige <strong>Entwicklung</strong> genau <strong>in</strong><br />
Augensche<strong>in</strong> zu nehmen. Nur so können teilraumspezifische Probleme, die mit dem<br />
<strong>Demografische</strong>n Wandel auf e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong> zukommen, genau identifiziert und daraus<br />
konkrete Zukunftsaktivitäten für die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teile und das damit verbundene<br />
kommunale Handeln abgeleitet werden.<br />
So bedeutet z.B. e<strong>in</strong> gesamtstädtischer Geburtenrückgang nicht automatisch, dass <strong>in</strong><br />
allen <strong>Stadt</strong>teilen immer weniger K<strong>in</strong>der leben. Dies hat wiederum zur Folge, dass es <strong>in</strong><br />
manchen <strong>Stadt</strong>teilen durchaus s<strong>in</strong>nvoll ist, das Bildungsangebot zu reduzieren, um die<br />
knappen vorhandenen Mittel besonders <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen zu <strong>in</strong>vestieren, <strong>in</strong> denen<br />
trotz <strong>Demografische</strong>n Wandels vergleichsweise viele K<strong>in</strong>der leben.<br />
Die Aufteilung der <strong>Herdecke</strong>r <strong>Stadt</strong>teile, wie sie <strong>in</strong> diesem Bericht verwendet wird,<br />
orientiert sich an vorhandenen Landschafts- und Siedlungsstrukturen. Aber auch<br />
Tatsachen, wie e<strong>in</strong> ausgeprägtes Eigenleben mit eigenen Sportvere<strong>in</strong>en oder<br />
parteipolitischen Ortsverbänden werden bei der E<strong>in</strong>teilung der <strong>Stadt</strong>teile<br />
berücksichtigt.<br />
Als wichtigste räumliche Zäsuren, die sowohl das Landschaftsbild, als auch die Siedlungsstruktur<br />
<strong>Herdecke</strong>s geprägt haben, s<strong>in</strong>d vor allem die Bundes- und Landstraßen zu<br />
sehen. So verlaufen die Grenzen der <strong>Stadt</strong>teile <strong>in</strong> der folgenden Übersicht (Abb. 12)<br />
alle entlang dieser Straßen. Nur als Grenze zwischen „Altstadt“ und „Nacken“ dient e<strong>in</strong><br />
Teil der Eisenbahnstrecke Dortmund-Hagen.<br />
17
Abb. 12: <strong>Stadt</strong>teile <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Aufgrund der genannten Gegebenheiten <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> lässt sich e<strong>in</strong>e Aufteilung <strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>sgesamt 6 <strong>Stadt</strong>teile vornehmen. (In den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teilen s<strong>in</strong>d die zusammenhängenden<br />
Wohnsiedlungsausdehnungen farblich heller dargestellt.)<br />
Zum Bereich <strong>Herdecke</strong>-<strong>Stadt</strong> zählen:<br />
<br />
<br />
<br />
Herrentisch / Sonnenste<strong>in</strong><br />
Altstadt (Innenstadt)<br />
Nacken<br />
Zum Bereich Ende gehören:<br />
Westende / Kirchende<br />
Schnee / Semberg / Schraberg<br />
Ahlenberg<br />
Die wichtigste räumliche Trennung <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> zeigt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von Süd/West nach<br />
Nord/Ost laufenden L<strong>in</strong>ie (Ender Talstraße Wittbräucker Straße), die <strong>Herdecke</strong> nicht<br />
nur topografisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en südlichen und nördlichen Teil trennt. Diese Teilung beruht<br />
auch auf historischen Wurzeln. Der südliche Teil – mit langsam gewachsener<br />
<strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er Siedlung an der Ruhr bis h<strong>in</strong> zur heutigen Kle<strong>in</strong>stadt – stand<br />
Jahrhunderte lang dem landwirtschaftlich geprägten nördlichen Teil (<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit<br />
„Ende“ genannt) mit e<strong>in</strong>em Dorfkern (Kirchende) und den umliegenden Höfen<br />
gegenüber. Die E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dung von Ende erfolgte 1939.<br />
18
Erhebliche Bautätigkeiten setzten im südlichen Teil nach dem zweiten Weltkrieg e<strong>in</strong><br />
(Sonnenste<strong>in</strong>/Herrentisch <strong>in</strong> den 50er- und 60er-Jahren, Nacken: 60er-/70er-Jahre).<br />
Jedoch erst die starken Siedlungstätigkeiten im nördlichen Teil ab Ende 60er-Jahre,<br />
<strong>in</strong>sbesondere mit den massiven Verdichtungen <strong>in</strong> Westende bis zu ihrem Zenit Anfang<br />
der 90-Jahre führten dazu, dass heute im nördlichen Teil <strong>Herdecke</strong>s mehr E<strong>in</strong>wohner<br />
leben (2010: 13.630 E<strong>in</strong>wohner), als <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> selbst mit ihren Quartieren Nacken,<br />
Herrentisch, Sonnenste<strong>in</strong> und Altstadt (2010: 10.241 E<strong>in</strong>wohner).<br />
Abb. 13: E<strong>in</strong>wohnerzahlen 2010 <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen<br />
3.926 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 16,4 %<br />
1.870 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 7,8 %<br />
7.834 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 32,8 %<br />
3.731 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 15,6 %<br />
2.819 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 11,9 %<br />
3.691 E<strong>in</strong>wohner<br />
= 15,5 %<br />
Quelle: E<strong>in</strong>wohnermeldedaten <strong>Herdecke</strong> 2010, eigene Darstellung<br />
Der <strong>Stadt</strong>teil Westende und Kirchende zusammen hat mit 7.834 Bewohnern die<br />
meisten E<strong>in</strong>wohner aller sechs <strong>Stadt</strong>teile. Insgesamt leben dort fast 33 % der<br />
<strong>Herdecke</strong>r Bürger. Erst mit großem Abstand folgen die anderen <strong>Stadt</strong>teile. Dabei fallen<br />
Altstadt und Ahlenberg durch die wenigsten E<strong>in</strong>wohner im <strong>Stadt</strong>gebiet auf. Am<br />
Ahlenberg leben nur 7,8 % der <strong>Herdecke</strong>r Bevölkerung.<br />
Um herauszuf<strong>in</strong>den, welche <strong>Stadt</strong>teile <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren stärker bzw. weniger<br />
Veränderungen erfahren haben, ist an dieser Stelle e<strong>in</strong> Vergleich mit der Verteilung<br />
der E<strong>in</strong>wohner am 31.12.2000 aufschlussreich.<br />
19
Abb. 14: E<strong>in</strong>wohnerzahlen 2000 und 2010 im Vergleich<br />
8.500<br />
6.500<br />
4.500<br />
2.500<br />
500<br />
2000<br />
2010<br />
Quelle: E<strong>in</strong>wohnermeldedaten <strong>Herdecke</strong> 2010, eigene Darstellung<br />
Im Vergleich fällt auf, dass die Altstadt relativ die meisten Bewohner verloren hat.<br />
Während die Altstadt 2010 am zweitwenigsten E<strong>in</strong>wohner aufweist, stellte sie noch 10<br />
Jahre vorher den <strong>Stadt</strong>teil mit den zweitmeisten E<strong>in</strong>wohnern dar. Lediglich<br />
Herrentisch/ Sonnenste<strong>in</strong> und Nacken konnten <strong>in</strong> der ersten 2000er Dekade e<strong>in</strong>en<br />
Zuwachs an Bewohnern erzielen. Alle anderen <strong>Stadt</strong>teile mussten<br />
Bevölkerungsverluste h<strong>in</strong>nehmen. Die folgende Tabelle stellt die Verluste und Gew<strong>in</strong>ne<br />
an Bewohnern mit absoluten Zahlen zusammen.<br />
Abb. 15: E<strong>in</strong>wohner Verluste/Gew<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen von 2000 bis 2010<br />
<strong>Stadt</strong>teil<br />
Verlust /Gew<strong>in</strong>n<br />
absolut<br />
Verlust /Gew<strong>in</strong>n<br />
<strong>in</strong> %<br />
Altstadt - 1.258 - 30,9 %<br />
Herrentisch/ Sonnenste<strong>in</strong> + 270 + 7,2 %<br />
Nacken + 156 + 4,4 %<br />
Westende / Kirchende - 526 - 6,3 %<br />
Schnee / Semberg / Schraberg - 85 - 2,2 %<br />
Ahlenberg - 239 - 11,4 %<br />
Quelle: E<strong>in</strong>wohnermeldedaten <strong>Herdecke</strong> 2010, eigene Darstellung<br />
20
Die hervorstechend hohen Verluste im <strong>Stadt</strong>teil Altstadt/Innenstadt werden mit den<br />
absoluten Zahlen bestätigt. Sie betrugen von 2000 bis 2010 mehr als 1.200 Bewohner,<br />
was <strong>in</strong> dem Quartier e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>wohnerrückgang von fast 31 % entspricht.<br />
Betrachtet man nun die Anteile der jungen, mittleren und älteren Generation <strong>in</strong> den<br />
<strong>Stadt</strong>teilen, so erkennt man die <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten gewachsene<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Quartieren <strong>in</strong> der heutigen Altersstruktur wieder:<br />
Abb. 16: Altersstruktur <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen 2010<br />
Anteile von Altersgruppen<br />
<strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen<br />
unter 18-Jährige 18- bis unter 60-Jährige ab 60-Jährige<br />
39,9% 40,2% 38,5% 35,1% 35,7% 33,5%<br />
47,1% 45,8% 47,8% 49,2% 48,6% 49,5%<br />
13,0% 14,0% 13,7% 15,7% 15,7% 17,0%<br />
Quelle: E<strong>in</strong>wohnermeldedaten <strong>Herdecke</strong> 2010, eigene Darstellung<br />
Wie schon dargestellt, entwickelten sich die massiven Bautätigkeiten im gesamten<br />
Ender Raum rund 20 Jahre später, als die Siedlungsausdehnung <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>-<strong>Stadt</strong>. So<br />
ist heute <strong>in</strong> den Ender Quartieren der Anteil sowohl der jüngeren, als auch der<br />
mittleren Generation ca. 3 % höher als <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>-<strong>Stadt</strong>. Umgekehrt ist der Anteil der<br />
über 60-Jährigen <strong>in</strong> ruhrnahen <strong>Stadt</strong>teilen bis zu 5% höher als im Ender Raum. Da seit<br />
Anfang der 90er-Jahre kaum noch nennenswerte größere Neubaugebiete <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
zur Verfügung stehen, altert die Bevölkerung nun im Bestand gleichmäßig wie die<br />
<strong>Stadt</strong>teile.<br />
21
Die letzten größeren Ansiedlungen entstanden auch nur im nördlichen Teil der <strong>Stadt</strong>:<br />
In Mitte der 90er-Jahre im <strong>Stadt</strong>teil Ahlenberg am Oberen und Unteren Ahlenbergweg<br />
(sog. „Berke-Häuser“), im Zeitraum 1996/97 im Baugebiet „Zur Schultenwiese“ am<br />
Westender Weg sowie von 1998 bis 2000 mit der „Gartensiedlung Westende“ am<br />
Huser Feld. Ansonsten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> lediglich kle<strong>in</strong>ere Baugebiete (wie „Zur alten<br />
Schule“) und Straßenzüge fertig gestellt sowie bestehende Baulücken geschlossen<br />
worden.<br />
Während der Zusammenstellung dieses Berichts steht 2013 die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> kurz<br />
davor, nach e<strong>in</strong>er langjährigen <strong>Entwicklung</strong>sphase e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Privateigentum stehendes<br />
Neubaugelände für ca. 200 Wohne<strong>in</strong>heiten ausweisen: An der Ruhr - direkt angrenzend<br />
an die <strong>Herdecke</strong>r Innenstadt - erfährt e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er verlassenen Industriebrache<br />
e<strong>in</strong>e Umnutzung zum Wohnen. Gleichzeitig beabsichtigt die <strong>Stadt</strong> auf e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Gelände am Bahnhof <strong>in</strong> Kooperation mit der ortsansässigen <strong>Herdecke</strong>r Geme<strong>in</strong>nützigen<br />
Wohnungsgesellschaft (www.hgwg-herdecke.de) e<strong>in</strong> Mehrgenerationenprojekt<br />
mit ca. 50 Wohne<strong>in</strong>heiten zu realisieren. Darüber h<strong>in</strong>aus wird auf demselben Gelände<br />
noch Platz für ca. 10 E<strong>in</strong>familienhäuser zur Verfügung stehen.<br />
Wenn nun die aktuelle Bevölkerungsstruktur mit der e<strong>in</strong>gangs beschriebenen<br />
Bevölkerungsentwicklung zusammen geführt wird, zeigt sich für <strong>Herdecke</strong> das Bild<br />
e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de, die seit ca. 20 Jahren auf e<strong>in</strong>em hohen Wohnstandard verharrt, dabei<br />
durch fehlende Geburten regelmäßig und deutlich an E<strong>in</strong>wohnern verliert, dazu <strong>in</strong> den<br />
letzten 10 Jahren die Abwanderungen durch Zuzüge nicht mehr ausgleichen kann und<br />
mit ihrer ortsfesten Bevölkerung <strong>in</strong> allen <strong>Stadt</strong>teilen stetig altert.<br />
Der „Durchschnitts-<strong>Herdecke</strong>r“ ist heute 47,5 Jahre alt und wird laut der<br />
Bertelsmann-Stiftung „Wegweiser Kommune“ im Jahr 2030 im Mittel 55,2 Jahre alt<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Wohnsituation <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Trotz stetig abnehmender Bevölkerung ist <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> der Wohngebäudebestand <strong>in</strong><br />
den letzten 10 Jahren dennoch leicht gestiegen.<br />
Gab es 2000 <strong>in</strong>sgesamt 4.546 Wohngebäude, stieg die Zahl bis 2011 um 4,7% auf<br />
4.759 mit <strong>in</strong>sges. 1,07 Mio. m² Wohnfläche. Die Wohnfläche pro Person stieg im<br />
selben Zeitraum von 39,3 m² auf 44,2 m², während sich die Haushaltsgröße von 2,19<br />
22
auf 1,98 Personen verkle<strong>in</strong>erte. Diese <strong>Entwicklung</strong> liegt zum e<strong>in</strong>en an der Zunahme<br />
von S<strong>in</strong>glehaushalten und zum anderen an e<strong>in</strong>em steigenden Anteil älterer Menschen,<br />
die trotz familiärer Veränderungen – wie Auszug der K<strong>in</strong>der oder Tod des Partners – <strong>in</strong><br />
ihrer großen Wohnung oder großem Haus bleiben wollen. Die Folge ist auch für<br />
<strong>Herdecke</strong>, dass trotz abnehmender Bevölkerung die Zahl der Haushalte zunehmen<br />
wird, während die durchschnittliche Haushaltsgröße weiter abnimmt.<br />
Die Erwartungen des NRW-M<strong>in</strong>isteriums für Bauen und Verkehr gehen davon aus,<br />
dass der künftige Bedarf an Wohnungen weniger von der E<strong>in</strong>wohnerzahl als von der<br />
Zahl der Haushalte abhängig se<strong>in</strong> wird, denn Wohnungen werden von Haushalten<br />
nachgefragt. So werden sich <strong>in</strong>sbesondere Bedarfe bei der Wohnungsmodernisierung<br />
und beim Ersatzneubau für nicht mehr marktgängige Wohnungen ergeben. Damit<br />
besteht auch ohne Ausweisung von neuen Bauflächen die Möglichkeit, sich den sich<br />
ändernden Nachfragen und Wohnbedürfnissen anzupassen.<br />
Dennoch wird aufgrund zunehmender Haushaltsauflösungen durch Sterbefälle oder<br />
Umzüge <strong>in</strong> Alten- und Pflegeheime vielerorts e<strong>in</strong> deutlich erhöhtes Bestandsangebot<br />
berechnet, das die Gesamtnachfrage (aufgrund der schrumpfenden Zahl der am<br />
meisten Eigentum bildenden Gruppe der 30-45-Jährigen) übersteigt.<br />
Damit werden für viele Regionen s<strong>in</strong>kende Verkaufs- bzw. Kaufpreise für E<strong>in</strong>- und<br />
Zweifamilienhäuser prognostiziert.<br />
(aus: „Wohnen ohne Barrieren – Komfort für alle“, Broschüre des MBWSV , 3. Aufl. 2010)<br />
Der Wohngebäudebestand <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> weist 2011 e<strong>in</strong>en hohen Anteil an E<strong>in</strong>- und<br />
Zweifamilienhäusern auf:<br />
Abb. 17: Wohngebäudestruktur 2011<br />
Aufteilung Wohngebäude 2011<br />
26,1%<br />
26,4%<br />
47,5%<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
Zweifamilienhäuser<br />
Mehrfamilienhäuser<br />
23
Fast dreiviertel aller Wohngebäude <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>- oder Zweifamilienhäuser.<br />
Das restliche gute Viertel belegt der Geschosswohnungsbau. Weiterh<strong>in</strong> zeigt sich,<br />
dass die oben bereits erwähnte Wohnfläche pro Person von 44,2 m² im Vergleich<br />
mit den umliegenden Geme<strong>in</strong>den die mit Abstand höchste ist.<br />
Abb. 18: Wohnflächenvergleich 2011<br />
46<br />
44<br />
42<br />
40<br />
38<br />
36<br />
44,2<br />
Wohnfläche/Pers. (m²)<br />
42,5 42<br />
41,1<br />
40,1<br />
39,4<br />
Wohnfläche/Pers. (m²)<br />
Beide Indikatoren verdeutlichen für <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong>e Wohngebäudesituation, die vorwiegend<br />
durch Eigenheime geprägt ist, welche vergleichsweise großzügig geplant und<br />
gebaut wurden.<br />
Viele der Eigenheime werden nach dem Tod der letzten Bewohner von den<br />
Erben verkauft, weil jene schon lange aus <strong>Herdecke</strong> fort gezogen s<strong>in</strong>d, oder e<strong>in</strong>e Eigennutzung<br />
nicht <strong>in</strong> ihren Lebensplan passt. Die nur mit ger<strong>in</strong>gen Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
bebauten, relativ großen Grundstücke sollen nach Vorstellung ihrer Verkäufer jedoch<br />
e<strong>in</strong>en Kaufpreis erzielen, der den Nachfragen von sanierungswilligen Familien nicht<br />
entspricht. Dabei werden die heute notwendigen Kosten für e<strong>in</strong>e energetische und<br />
substantielle Wohnraumsanierung <strong>in</strong>cl. Umbauten von den jetzigen Eigentümern der<br />
<strong>in</strong>zwischen 40 bis 50 Jahre alten Gebäude meist nicht berücksichtigt, bzw. durch das<br />
„Mitaltern“ im eigenen Wohnhaus als nicht erheblich e<strong>in</strong>gestuft. Somit klaffen <strong>in</strong><br />
diesem Wohnungssegment des E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhausbestandes die Vorstellungen<br />
von Anbietern und Nachfragenden <strong>in</strong>zwischen deutlich ause<strong>in</strong>ander.<br />
Diese Situation kann auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong> Hemmnis darstellen, das den Zuzug von<br />
jungen Familien aufgrund von fehlendem, bezahlbarem Wohnraum erschwert.<br />
24
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich <strong>Stadt</strong>entwicklung und Umwelt<br />
Schlagwort „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“: Die <strong>Stadt</strong> sollte mit kompakten<br />
Siedlungsstrukturen durch Nachverdichtung und Modernisierung im Bestand ihre<br />
städtebauliche Zielvorstellung formulieren.<br />
Um den Zuzug <strong>in</strong> die <strong>Stadt</strong> aktiv zu forcieren, sollten Maßnahmen, wie die Aufstellung e<strong>in</strong>es<br />
Baulückenkatasters oder die Erarbeitung von alternativen Konzepten , wie z.B. „Altes Haus<br />
sucht junge Familien“, ergriffen werden.<br />
Im Rahmen der Bauleitplanung s<strong>in</strong>d die Festsetzungen <strong>in</strong> den Bebauungsplänen - so weit<br />
möglich - so zu formulieren, dass barrierefreie Wohnhäuser errichtet werden können.<br />
Es s<strong>in</strong>d zukunftsfähige Nutzungskonzepte für freiwerdende öffentliche Objekte (Schulen,<br />
etc.) zu entwickeln.<br />
Die langfristige Gestaltung „demografiefester Quartiere“ benötigt e<strong>in</strong>e ausgewogene<br />
Mischung aus alten und jungen Bewohner, die nur mit passenden Wohnformen an den<br />
richtigen Standorten sowie mit Schaffung geeigneter Marktbed<strong>in</strong>gungen zu erreichen ist.<br />
Die wohnortnahe Versorgung ist auch <strong>in</strong> den Ortsteilen zu gewährleisten, dabei s<strong>in</strong>d<br />
alternative Ansätze zu untersuchen (Mobile Nahversorgung, Genossenschaftsladen).<br />
(Eigene Ideen)<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
25
Leben im Alter<br />
Wie aus den bisher vorgestellten Zahlen bereits sichtbar geworden ist, wird der Anteil<br />
der älteren Menschen (über 65 Jahre) <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> laut Bertelsmann Stiftung<br />
von 24,1 % im Jahr 2011 voraussichtlich auf 34,9 % im Jahr 2030 deutlich steigen;<br />
dar<strong>in</strong> wird sich die Gruppe der über 80-Jährigen von heute 5,8 % auf 11,3 % fast<br />
verdoppeln. Auch der Vergleich mit den umliegenden Städten wird der überdurchschnittliche<br />
Anteil an Hochbetagten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> <strong>in</strong> naher Zukunft deutlich.<br />
Abb. 19: <strong>Entwicklung</strong> der über 80-Jährigen Bevölkerung im Vergleich<br />
11,5<br />
10,5<br />
9,5<br />
8,5<br />
7,5<br />
6,5<br />
5,5<br />
<strong>Entwicklung</strong> der über 80-Jährigen (<strong>in</strong> %)<br />
<strong>Herdecke</strong><br />
Wetter<br />
Witten<br />
Hagen<br />
Dortmund<br />
2010 2030<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Kommune, 2013<br />
Neben der schon beschriebenen, relativ hohen Sesshaftigkeit der über 45–Jährigen,<br />
f<strong>in</strong>det sich hier<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weitere Erklärung, warum das Durchschnittsalter <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> bis<br />
2030 auf über 55 Jahre ansteigen wird. Ebenso werden hier 2030 deutlich mehr ältere<br />
Menschen leben, als K<strong>in</strong>der und Jugendliche unter 18 Jahren (11,6 %).<br />
Trotz e<strong>in</strong>er Angleichung der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern wird die<br />
Mehrheit der älteren Menschen weiblich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Zunahme zeichnet sich vor allem<br />
bei den über 75-Jährigen ab.<br />
Mit der gestiegenen Lebenserwartung haben Menschen nach dem Ausscheiden aus<br />
dem Erwerbsleben heute und auch <strong>in</strong> Zukunft noch e<strong>in</strong>en längeren Lebensabschnitt<br />
vor sich, als dies <strong>in</strong> den vorherigen Generationen der Fall war. Die längere Lebenszeit<br />
geht - wenn auch nicht <strong>in</strong> allen Fällen - mit e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>n an Lebensqualität sowie an<br />
„gesunden“ Jahren e<strong>in</strong>her. Diesen Lebensabschnitt wollen die Menschen s<strong>in</strong>nvoll und<br />
aktiv gestalten, denn sie haben heutzutage auch e<strong>in</strong> anderes Selbstbild als ihre<br />
26
Vorfahren. Die Potentiale der Älteren gilt es wahrzunehmen und <strong>in</strong> die sozialen Netzwerke<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Das e<strong>in</strong>seitig vermittelte Bild der Werbe<strong>in</strong>dustrie mit ausschließlich vitalen und<br />
lebensfrohen Alten stimmt genauso wenig, wie Vorstellungen von überwiegend<br />
dementen oder pflegebedürftigen Alten. Jedoch wird es durch die tatsächlichen<br />
Lebenslagen Differenzierungen <strong>in</strong> „junge Alte“ und „gesunde Alte“, genauso wie <strong>in</strong><br />
„arme Alte“ und „kranke Alte“ geben.<br />
Nach aktuellen Prognosen wird das Rentenniveau zukünftig niedriger se<strong>in</strong> als dies<br />
heute der Fall ist. Auch <strong>in</strong> Zukunft wird Altersarmut überwiegend Frauen treffen.<br />
Im Vergleich mit den Nachbarstädten fällt auf, dass die Altersarmut <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> (noch)<br />
auf niedrigster Stufe liegt.<br />
Abb. 20: Altersarmut 2008-2011 im Vergleich<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
4,6<br />
Altersarmut im Vergleich (<strong>in</strong> %)<br />
4,9<br />
3,5 3,6<br />
3,1<br />
2,8<br />
2,0 2,2<br />
1,4 1,5<br />
2008 2009 2010 2011<br />
<strong>Herdecke</strong><br />
Wetter (Ruhr)<br />
Witten<br />
Hagen<br />
Dortmund<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Kommune, 2013<br />
Individuelle Vorsorge für das Alter wird zukünftig nicht nur aus e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen,<br />
sondern gerade auch aus gesundheitlicher und sozialer Vorsorge bestehen. Sie besteht<br />
vor allem <strong>in</strong> der Zunahme von Aktivitäten und Interessen, aus Zeit für Bildung und<br />
Kultur, der Pflege von Freundschaften und sozialen Netzwerken sowie aus bürgerschaftlichem<br />
Engagement.<br />
Im Zeitraum von Ende 2009 bis Anfang 2010 wurden 100 <strong>Herdecke</strong>r Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
Bürger befragt, die 55 Jahre und älter s<strong>in</strong>d. 61 % der Befragten waren Frauen, 39%<br />
Männer. (Alle hier im Bericht e<strong>in</strong>geflossenen Befragungen der <strong>Herdecke</strong>r Bürgerschaft<br />
27
können zwar nicht als repräsentativ gewertet werden, sie zeigen <strong>in</strong>des <strong>in</strong> ihren<br />
Bereichen klar die <strong>Entwicklung</strong>strends, die durch die Betroffenen thematisiert werden).<br />
Mit 86 % lebt die überwiegende Mehrzahl der Befragten bereits länger als 15 Jahre<br />
<strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>. Nur 5 % s<strong>in</strong>d erst <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren nach <strong>Herdecke</strong> gezogen. Es ist<br />
also davon auszugehen, dass der größte Teil dieser Altersgruppe sogar schon sehr<br />
lange <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> wohnt und tief <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebensumfeld verwurzelt ist. Dass „ihr“<br />
<strong>Herdecke</strong> die Bedürfnisse der 55-Jährigen und Älteren gut zu erfüllen versteht, lässt<br />
sich auch daran ablesen, dass 95 % der Befragten auch zukünftig <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> leben<br />
wollen. Gründe, die bei dem e<strong>in</strong>en oder anderen für e<strong>in</strong>en Umzug sprechen würden,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der Umzug zu Verwandten (v.a. zu den eigenen K<strong>in</strong>dern), aber auch<br />
vere<strong>in</strong>zelt fehlende Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>, wie Geschäfte, Cafés und<br />
Kneipen.<br />
Wohnen im Alter<br />
Insgesamt leben 68 % der Befragten mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er weiteren Person zusammen<br />
(Lebenspartner, K<strong>in</strong>der, Verwandte, nicht verwandte Personen). 1/3 der Befragten lebt<br />
alle<strong>in</strong>e. Von allen Befragten leben 64 % im selbstgenutzten Eigentum.<br />
Mit der Frage, wie das eigene Wohnen im Alter aussehen kann, haben sich bereits<br />
80 % der Befragten beschäftigt. E<strong>in</strong>e Mehrheit von 58 % der Befragten kann sich<br />
durchaus vorstellen, z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage für betreutes Wohnen zu leben. 14 % lehnen<br />
dies generell ab, 28 % können es sich eventuell vorstellen.<br />
Die wichtigsten Vorteile aus Sicht der Befragten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er betreuten Wohne<strong>in</strong>richtung<br />
s<strong>in</strong>d u.a. Hilfe im Alltag, Kontaktmöglichkeiten und mediz<strong>in</strong>ische Versorgung.<br />
Abb. 21: Vorteile betreuter Wohne<strong>in</strong>richtungen (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Hilfe im Alltag<br />
Med. Versorgung<br />
Kontaktmöglichkeiten<br />
Sonstiges<br />
64<br />
11<br />
59<br />
80<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
28
Die Personen wurden ebenfalls danach befragt, was gegen das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
betreuten Wohne<strong>in</strong>richtung spricht. Am häufigsten wurden folgende Gründe genannt:<br />
Kosten für die Betreuungse<strong>in</strong>richtung, Aufgabe des Eigentums und Aufgabe der<br />
Selbständigkeit. Hier zeigen sich deutlich die Ängste und die Unsicherheiten der<br />
Befragten, die durch Informationen und Aufklärungen reflektiert werden können.<br />
Abb. 22: Nachteile betreuter Wohne<strong>in</strong>richtungen (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Aufgabe der<br />
Selbstständigkeit<br />
Aufgabe des<br />
Eigentums<br />
38<br />
6<br />
28<br />
Kosten der<br />
E<strong>in</strong>richtung<br />
Sonstiges<br />
35<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Außerdem wurde <strong>in</strong> der Umfrage nachgefragt, welche Eigenschaften unbed<strong>in</strong>gt zu<br />
e<strong>in</strong>er „altengerechten“ Wohnung, bzw. zu e<strong>in</strong>em „altengerechten“ Wohnumfeld gehören<br />
sollten. Die Antworten zeigt die folgende Abbildung:<br />
Abb. 23: Qualitäten e<strong>in</strong>es „altengerechten“ Wohnumfeldes (Mehrfachnennungen möglich)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
78<br />
66 63<br />
82 74 79<br />
64<br />
54 54<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Als wichtigste Anliegen wurde von den Befragten ausreichende E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten,<br />
gute Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen Nahverkehr und Barrierefreiheit genannt.<br />
29
Unter „Sonstiges“ wünschten sich die Befragten vor allem, die Erreichbarkeit der<br />
(Freizeit-) Angebote <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> zu verbessern.<br />
Neben den Fragen zu altengerechten Wohne<strong>in</strong>richtungen wurden auch Fragen zu<br />
anderen Formen des Wohnens im Alter gestellt. So können es sich 30 % der Befragten<br />
vorstellen, mit ihrer Familie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrgenerationenhaus zu leben. 44 % lehnen<br />
dies strikt ab und 3 % wohnen bereits mit ihren Nachkommen unter e<strong>in</strong>em Dach.<br />
Deutlich mehr Menschen (47 %) können sich jedoch vorstellen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrgenerationenhaus<br />
ohne ihre eigene Familie zu leben. 28 % der Befragten können sich<br />
dagegen e<strong>in</strong>e solche Wohnform nicht vorstellen.<br />
Auf die Frage, ob bei alltäglichen Aufgaben gelegentlich Unterstützung von Nöten<br />
wäre, antworteten 61 % der Befragten mit e<strong>in</strong>em klaren Ne<strong>in</strong>. Die restlichen Befragten<br />
wären durchaus bereit, Hilfen anzunehmen, z.B. beim Putzen (22 %), bei kle<strong>in</strong>eren<br />
Reparaturen im Haushalt (15 %), beim E<strong>in</strong>kaufen (4 %) und beim Kochen (4%). Bei<br />
Behördenangelegenheiten wünschten sich 12 % e<strong>in</strong>e Unterstützung.<br />
Während 61 % der Befragten angaben, selbst ke<strong>in</strong>e Unterstützung im Alltag zu<br />
benötigen, könnten sich dagegen 52 % der Befragten vorstellen, ihrerseits selbst hilfebedürftige,<br />
ältere Menschen zu unterstützen. Hier besteht e<strong>in</strong> hohes Potential an<br />
ehrenamtlicher, sozialer Mithilfe (vgl. unten auf der Seite „Seniorenbegleiter“).<br />
Die unterschiedlichen Freizeitangebote für Senioren <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> kennen 77 % der<br />
Befragten. Besonders die Angebote der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong>, der AWO, die kirchlichen<br />
Angebote sowie die reichhaltige Auswahl an Sportangeboten der <strong>Herdecke</strong>r Vere<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d bekannt. Trotz des relativ hohen Bekanntheitsgrades der Angebote werden sie<br />
nur von 38 % der Befragten regelmäßig genutzt.<br />
Weitere Angebote für das Leben im Alter <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> werden kont<strong>in</strong>uierlich entwickelt<br />
und ausgebaut. So wurde 2010 im Rahmen e<strong>in</strong>er Zukunftswerkstatt „Wie will ich <strong>in</strong><br />
<strong>Herdecke</strong> alt werden?“ vom <strong>Herdecke</strong>r Sozialamt das von der „Johanniter-Unfall-Hilfe“<br />
entwickelte Konzept „Seniorenbegleiter“ <strong>in</strong>itiiert. Hier soll gezielt durch speziell<br />
ausgebildete, ehrenamtliche Mitbürger(<strong>in</strong>nen) mit Lebenserfahrung der E<strong>in</strong>samkeit im<br />
Alter entgegengesteuert werden.<br />
30
Inzwischen (Stand 08/2013) haben sich 21 Seniorenbegleiter(<strong>in</strong>nen) erfolgreich<br />
ausbilden lassen. Damit kann dieser freiwillige Hilfedienst auch weiterh<strong>in</strong> die deutlich<br />
steigende Nachfrage [noch] decken.<br />
In <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d 12 Seniorengruppen, Altenclubs und Begegnungsstätten <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />
Trägerschaft sowie selbstverantwortlich aktiv.<br />
Betreuungs- und Pflegesituation<br />
Aufgrund der stark zunehmenden Anzahl älterer Menschen muss sich auch <strong>Herdecke</strong><br />
damit ause<strong>in</strong>andersetzen, die dadurch anwachsende Zahl von Pflegebedürftigen mit<br />
e<strong>in</strong>er ausreichenden Zahl an Dienstleistern und mit guter Qualität zu versorgen. Das<br />
<strong>in</strong>dividuelle Risiko, pflegebedürftig zu werden, hat sich zwar kaum verändert, aber<br />
alle<strong>in</strong> schon durch die längere Lebenszeit im Alter wird die Zahl der Pflegebedürftigen<br />
stark steigen. Das stellt sowohl die Gesellschaft, als auch die Familien vor große<br />
Herausforderungen, <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf die Betreuung und Versorgung ihrer<br />
pflegebedürftigen Mitmenschen.<br />
Die Prognosen zur <strong>Entwicklung</strong> der Pflegebedürftigkeit basieren auf e<strong>in</strong>em Status-Quo-<br />
Szenario, das auch im Pflegebericht 2010 des Ennepe-Ruhr-Kreises Anwendung f<strong>in</strong>det.<br />
(Pflegebericht 2010 des EN-Kreises, abgerufen 05/2013). Danach wird davon ausgegangen, dass<br />
sich die Pflegebedürftigkeit <strong>in</strong>nerhalb bestimmter Altersgruppen weiterh<strong>in</strong> so<br />
entwickeln wird, wie es sich derzeit anhand der Pflegestatistik ermitteln lässt. Die<br />
Altenhilfeplanung erfolgt durch den Ennepe-Ruhr-Kreis als Träger der Sozialhilfe.<br />
Für <strong>Herdecke</strong> wird sich demnach der Bedarf sowohl an stationären, als auch <strong>in</strong>sbesondere<br />
an ambulanten Pflegeplätzen merklich erhöhen, denn wie oben schon<br />
dargestellt (vgl. Abb. 19, S. 25), steigt die Anzahl der über 75-Jährigen <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> und<br />
damit auch die der Pflegebedürftigen über 75 Jahre bereits <strong>in</strong> naher Zukunft deutlich<br />
an. Da es immer besser gel<strong>in</strong>gt, gesundheitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong>s hohe Alter zu<br />
verschieben, steigt das Pflegerisiko vor allem ab dem neunten Lebensjahrzehnt.<br />
31
Pflege durch Familienangehörige<br />
Der größte Pflegedienst der Nation ist die Familie. Nach der aktuellen Pflegestatistik<br />
2011 des Statistischen Bundesamtes wird die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen<br />
zu Hause betreut, fast die Hälfte sogar ausschließlich durch Angehörige.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs geht der Anteil alter Menschen, deren Pflege nur auf dem Engagement von<br />
Angehörigen basiert, seit längerem spürbar zurück; gleichzeitig steigt die Nachfrage<br />
nach professioneller Hilfe stetig an. Dieser Trend wird sich vermutlich mit wachsender<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit fortsetzen. Zudem werden immer häufiger junge Menschen durch<br />
veränderte Paarbeziehungen sowie die Besonderheit von Patchwork-Familien mit<br />
mehreren gleichzeitig pflegebedürftigen alten Angehörigen konfrontiert.<br />
Die Menschen der Hochrisikogruppe für Pflegebedürftigkeit – d. h. die über 80-Jährigen<br />
(<strong>in</strong> der Regel Frauen) – leben zu mehr als zwei Dritteln alle<strong>in</strong>. Zudem setzt die<br />
Alterung der Bevölkerung selbst der familiären Pflege Grenzen, denn zukünftig werden<br />
pflegende Angehörige (wenn überhaupt vorhanden) selbst immer älter und damit<br />
gesundheitlich bee<strong>in</strong>trächtigt se<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> muss berücksichtigt werden, dass <strong>in</strong>sbesondere<br />
die pflegerischen Bedarfslagen zunehmen und die re<strong>in</strong> familiären Pflegemöglichkeiten<br />
vergleichsweise schnell an ihre Grenzen stoßen, wie etwa im Fall<br />
demenzieller Erkrankungen. Besonders hier sehen viele Fachleute deutlich Handlungsbedarf.<br />
Immer dann, wenn die Betroffenen die erforderlich werdenden Hilfen benötigen,<br />
bietet sich die Pflegeberatung der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> an, um <strong>in</strong> allen Fragen rund um die<br />
Pflege zu <strong>in</strong>formieren und zu beraten. Damit werden Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen von<br />
Pflegebedürftigen und/oder deren Angehörigen häufig überhaupt erst möglich, bzw.<br />
deutlich erleichtert.<br />
Versorgungssituation durch Pflegedienste<br />
In <strong>Herdecke</strong> wird das Pflegeangebot überwiegend vom Geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong><br />
für Soziale<strong>in</strong>richtungen <strong>Herdecke</strong> e.V. (kurz: GVS, www.gvs-herdecke.de)<br />
bereit gestellt. Da die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> ke<strong>in</strong>e eigenen Soziale<strong>in</strong>richtungen<br />
betreibt, fördert und begleitet sie den GVS bei Erbr<strong>in</strong>gung se<strong>in</strong>er sozialen<br />
Dienstleistungen und mit se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungen.<br />
32
Für den Bereich „Leben im Alter und Pflege“ gründete der GVS im Jahr 2012 die<br />
„GVS <strong>Herdecke</strong> Seniorendienste gGmbH“.<br />
Neben dem GVS gibt es noch weitere privatwirtschaftliche Pflegedienste. So ist zum<br />
Beispiel seit mehr als drei Jahrzehnten die „Familien und Krankenpflege e.V.“<br />
(www.familien-krankenpflege.com/pflege-herdecke.shtml) <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> als ambulanter Pflegedienstanbieter<br />
fest verankert. Die Adressen der Pflegedienstanbieter s<strong>in</strong>d auf der<br />
Homepage der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> (www.herdecke.de/familie-soziales) veröffentlicht.<br />
Insgesamt stehen zum 30.06.2013 <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> folgende stationäre, teilstationäre und<br />
ambulante Pflegeangebote zur Verfügung:<br />
Abb. 24: Pflegeangebote 2013 <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Angebot Anzahl Anbieter Plätze<br />
Vollstationäre Pflege, davon<br />
Pflegeheime 2 319 Belegung: 98-99%<br />
Kurzzeitpflege 2 21<br />
Teilstationäre Pflege, davon<br />
Tagespflege 1 10<br />
Nachtpflege - -<br />
Ambulante Pflegedienste 2<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d 2013 ke<strong>in</strong>e Nachtpflegeplätze vorhanden. Diese Situation wurde<br />
im Pflegebericht des EN-Kreises (vgl. S. 30) 2010 schon thematisiert und festgestellt,<br />
dass im gesamten Kreisgebiet ke<strong>in</strong>e Nachtpflegeplätze vorhanden seien. „Die<br />
Pflegeberatungsstellen melden jedoch e<strong>in</strong>e Nachfrage nach nächtlichen Betreuungsangeboten.<br />
Insofern ist hier e<strong>in</strong>e Angebotslücke zu verzeichnen, die nur schwierig zu<br />
schließen ist. S<strong>in</strong>nvoll wäre es, darüber nachzudenken, freie Kapazitäten <strong>in</strong> der<br />
stationären Altenpflege zur Nachtbetreuung anzubieten“ (Zitat aus dem Pflegebericht des<br />
EN-Kreises 2010).<br />
Die private „Familien und Krankenpflege e.V.“<br />
bietet derzeit <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Wohngruppe für 7 Demenzkranke an.<br />
33
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich Leben im Alter<br />
Stärkere Thematisierung und Ausweitung von Angeboten für Demenzkranke:<br />
Entlastungsangebote auf psychosozialer Ebene für Betroffene und Angehörige, um die<br />
Diagnose zu verarbeiten / Wohnangebote außerhalb der üblichen vollstationären<br />
Versorgung / freizeit-orientierte Geme<strong>in</strong>schaftsangebote / Demenzcafés<br />
Erweiterung des Projektes „Seniorenbegleiter“. Durch e<strong>in</strong>en stetig steigenden Bedarf<br />
werden mehr ehrenamtlich engagierte Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
Förderung der Nachbarschaft zur Begegnung, Schaffung von Kontakten und gegenseitiger<br />
Unterstützung.<br />
Ausbau des Angebots an Barriere freien und beh<strong>in</strong>dertengerechten Wohnungen, auch <strong>in</strong><br />
generationenübergreifenden Wohnformen.<br />
(Eigene Ideen)<br />
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__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
34
Wirtschafts- und Arbeitsmarkt<br />
<strong>Herdecke</strong> ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Wohnstandort. Die meisten erwerbstätigen Bewohner<br />
haben ihren Arbeitsplatz außerhalb der Geme<strong>in</strong>de. Dennoch setzt die wirtschaftliche<br />
<strong>Entwicklung</strong> wichtige Eckpunkte für die Handlungs- und Gestaltungsspielräume der<br />
Geme<strong>in</strong>de und gibt zudem Auskunft über ihre Standortqualität und die Innovationskraft<br />
der Wirtschaftsakteure.<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> liegt<br />
mit Stand 06/2012 bei 6.039, davon 2.684 männliche und 3.355 weibliche Beschäftigte.<br />
Als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort <strong>Herdecke</strong> werden 7.889<br />
angegeben (4.187 männlich, 3.702 weiblich). Damit erreicht die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e<br />
Arbeitsplatzzentralität von 0,77.<br />
Der Indikator ‚Arbeitsplatzzentralität’ misst die Bedeutung e<strong>in</strong>er <strong>Stadt</strong> als Arbeitsort.<br />
Er setzt die Anzahl der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Stadt</strong> arbeitenden Beschäftigten <strong>in</strong>s Verhältnis zu den<br />
dort wohnenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten:<br />
Ist der Wert über 1, so arbeiten mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
<strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong>, als dort wohnen. Die <strong>Stadt</strong> hat als Arbeitsort e<strong>in</strong>en Bedeutungsüberschuss<br />
und weist meist e<strong>in</strong>en positiven Pendlersaldo aus.<br />
E<strong>in</strong> Wert unter 1 zeigt, dass die <strong>Stadt</strong> dann als Arbeitsort e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Anziehungskraft hat und oft e<strong>in</strong>en negativen Pendlersaldo aufweist. Diese<br />
Kommunen besitzen dagegen meist e<strong>in</strong>e höhere Bedeutung als Wohnstandort.<br />
Der Vergleich mit den Nachbarkommunen zeigt, dass <strong>Herdecke</strong> die niedrigste<br />
Arbeitsplatzzentralität von allen aufweist:<br />
Abb. 25: Arbeitsplatzzentralität 2012 im Vergleich<br />
<strong>Herdecke</strong> Wetter Witten Hagen Dortmund<br />
06/2012 0,77 1,04 0,94 1,09 1,13<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (BAA)<br />
Der Saldo von m<strong>in</strong>us 2.374 für die Berufspendler <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> (5.462 E<strong>in</strong>pendler –<br />
7.836 Auspendler) untermauert die Zahl zur Arbeitsplatzzentralität.<br />
35
Anm.: Die Pendlerrechnung ist immer e<strong>in</strong>e Sekundärstatistik, welche nicht nur e<strong>in</strong>e,<br />
sondern mehrere unterschiedliche Quellen heranzieht (Bundesagentur für Arbeit [BAA],<br />
Personalstandstatistik, Mikrozensus) und damit mehr Berufsgruppen (wie z.B.<br />
Selbständige, Beamte, Freiberufler, mithelfende Familienangehörige), als nur die<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst. Daher s<strong>in</strong>d die absoluten Zahlen <strong>in</strong><br />
der Pendlerrechnung immer höher, als die der offizielle Arbeitsplatzstatistik der BAA.<br />
Sowohl die Arbeitsplatzzentralität, als auch der Pendlersaldo bestätigen die Bedeutung<br />
<strong>Herdecke</strong>s <strong>in</strong> ihrer Funktion als Wohnstandort; entsprechend hoch ist die Zahl der<br />
täglichen Berufsauspendler.<br />
Die folgende Betrachtung der Wirtschaftstruktur <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> zeigt, dass die<br />
Geme<strong>in</strong>de den sektoralen Strukturwandel vom produzierenden Gewerbe (=Sekundärer<br />
Sektor) zum Handels- und Dienstleistungsstandort (=Tertiärer Sektor) bisher <strong>in</strong> deutlich<br />
höherem Umfang vollzogen hat, als fast alle der umliegenden Kommunen. So liegt die<br />
kle<strong>in</strong>e Mittelstadt <strong>Herdecke</strong> mit e<strong>in</strong>em Anteil von 78,1 % im tertiären Sektor im<br />
Vergleich direkt h<strong>in</strong>ter der benachbarten Großstadt Dortmund mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />
80,7%.<br />
Abb. 26: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftbereichen 2011<br />
Beschäftigte<br />
absolut<br />
Primärer<br />
Sektor<br />
Anteile <strong>in</strong> Prozent<br />
Sekundärer<br />
Sektor<br />
Tertiärer<br />
Sektor<br />
<strong>Herdecke</strong> 6.039 0,1 21,8 78,1<br />
Wetter 10.036 0,3 52,3 47,4<br />
Witten 30.452 0,2 38,9 60,9<br />
Hagen 66.855 0,2 28,8 71,0<br />
Dortmund 204.782 0,0 19,3 80,7<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Kommune, 2013<br />
Die offizielle Arbeitsplatzstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BAA) liefert nur die<br />
Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Damit bleiben auch hier<br />
36
Selbständige, mithelfende Angehörige, ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte und Beamte unberücksichtigt<br />
(vgl. die Anmerkung zur Pendlerrechnung).<br />
Dieser Umstand erklärt auch den äußerst ger<strong>in</strong>gen Anteil von sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im primären Sektor, welcher vor allem aus Forst- und<br />
Landwirtschaft und Urgew<strong>in</strong>nung (z.B. Fischerei) besteht.<br />
Insgesamt lassen diese Zahlen e<strong>in</strong>en klaren Trend <strong>in</strong> der Verteilung erkennen; sie<br />
müssen <strong>in</strong>des kritisch bewertet werden, da mehrere Berufsgruppen (Selbständige,<br />
etc.) ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Indes bestätigt die deutliche Mehrzahl von 3.355<br />
weiblichen Beschäftigen gegenüber 2.684 männlichen Beschäftigten am Arbeitsort<br />
<strong>Herdecke</strong> den hohen Anteil von 78,1 % an Beschäftigten im tertiären Arbeitssektor,<br />
welcher allgeme<strong>in</strong> als „Frauendomäne“ e<strong>in</strong>gestuft wird.<br />
Größter Arbeitgeber im <strong>Stadt</strong>gebiet <strong>Herdecke</strong>s ist das am Rand von Westende<br />
gelegene Geme<strong>in</strong>schaftskrankenhaus (www.geme<strong>in</strong>schaftskrankenhaus.de) mit gut 1.400<br />
Beschäftigten. Es arbeiten dort also fast 24 % aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>. Das Krankenhaus<br />
trägt damit wesentlich zur tertiären Ausrichtung<br />
der Wirtschaftsstruktur der Geme<strong>in</strong>de bei.<br />
In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Keimzelle der<br />
ersten deutschen nicht-staatlichen Universität Witten/<strong>Herdecke</strong> (www.uni-wh.de) bei<br />
engagierten Mitarbeitern des Geme<strong>in</strong>schaftskrankenhauses zu f<strong>in</strong>den ist. Heute ist das<br />
Krankenhaus kooperierende Kl<strong>in</strong>ik der Universität.<br />
Neben dem Krankenhaus ist die Ewald Dörken AG (www.doerken.de) als e<strong>in</strong>er<br />
der ältesten Produktionsbetriebe <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
der größte Arbeitgeber im sekundären Sektor<br />
mit zurzeit 700 Beschäftigten. Die Firma Dörken bekennt sich trotz <strong>in</strong>ternationaler<br />
Ausrichtung auch weiterh<strong>in</strong> zum Standort <strong>Herdecke</strong>.<br />
37
Ansonsten ist <strong>Herdecke</strong>s Arbeitswelt überwiegend von vielen kle<strong>in</strong>en und mittleren<br />
Betrieben geprägt. Insgesamt s<strong>in</strong>d zum 30.06.2013 <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> 1.544 Gewerbebetriebe<br />
gemeldet, davon 1.165 im Hauptgewerbe und 379 im Nebengewerbe. Unter<br />
diesen Betrieben gibt es nur sehr wenige Arbeitgeber, die mehr als 100 sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftige haben; diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden Tabelle<br />
aufgeführt:<br />
Abb. 27: Arbeitgeber mit mehr als 100 Beschäftigten 2013 <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Betrieb<br />
Anzahl Beschäftige<br />
überwiegend tätig<br />
im Wirtschaftssektor<br />
Geme<strong>in</strong>schaftskrankenhaus 1.442 3<br />
Dörken AG 700 2<br />
GVS 389 3<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
(<strong>in</strong>cl. Technische Betriebe)<br />
238 3<br />
Pharma-Zentrale 168 2<br />
<strong>Stadt</strong>sparkasse 101 3<br />
Hotel Zweibrücker Hof 100 3<br />
<strong>Herdecke</strong> verfügt über mehrere größere und kle<strong>in</strong>ere Gewerbegebiete mit e<strong>in</strong>er<br />
Gesamtfläche von ca. 92 Hektar. Die größeren zusammenhängenden Gewerbegebiete<br />
liegen <strong>in</strong> Ende („Loerfeld“ und „Gahlenfeld“) sowie <strong>in</strong> Ruhrnähe entlang der<br />
Wetterstraße. Alle Gewerbegebiete <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> haben <strong>in</strong>zwischen ihre maximale<br />
Flächenauslastung nahezu erreicht. Daher f<strong>in</strong>den kaum noch nennenswerte<br />
Gewerbezuzüge nach <strong>Herdecke</strong> statt.<br />
38
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich Wirtschafts- und Arbeitsmarkt<br />
Das Wirtschaftswachstum e<strong>in</strong>er Kommune generiert sich <strong>in</strong> der Regel zum größten Teil aus<br />
der Eigenentwicklung der ansässigen Unternehmen. Gute <strong>Entwicklung</strong>schancen entstehen<br />
durch e<strong>in</strong>e aktive Bestandspflege für die ansässigen Unternehmen. (Beispiel: zusätzliches<br />
Ausweisen von Mitarbeiterparkplätzen direkt am Dörken-Gelände)<br />
Mit e<strong>in</strong>er angemessenen Gewerbeflächenpolitik wird e<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />
positive Bevölkerungs- und Beschäftigtenentwicklung der <strong>Stadt</strong> geschaffen.<br />
(Eigene Ideen)<br />
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39
K<strong>in</strong>der, Jugend, Familie und Sport<br />
Seit 1993 ist die Anzahl der Geburten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> rückläufig. Als Indikator für die<br />
Attraktivität unserer Geme<strong>in</strong>de wird zunehmend bei der Wohnortwahl der weiche<br />
Standortfaktor der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
Angesichts der auch landesweit kont<strong>in</strong>uierlich s<strong>in</strong>kenden Zahlen potenzieller Familiengründer<br />
und der steigenden <strong>in</strong>terkommunalen Konkurrenz um junge Familien werden<br />
zum Ausbau dieses Standortfaktors <strong>in</strong> Zukunft größere Anstrengungen nötig se<strong>in</strong>.<br />
Die Profilierung als attraktiver Wohnort für Familien verlangt daher nicht nur, dass die<br />
Wohnumwelt lebenswert und k<strong>in</strong>derfreundlich ist, sondern auch, dass es hochwertige<br />
Bildungs- und Freizeitangebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche gibt. Zudem hängt sie<br />
zukünftig immer stärker auch davon ab, ob Alle<strong>in</strong>erziehende und Eltern mit e<strong>in</strong>em<br />
partnerschaftlichen Rollenverständnis die Möglichkeiten haben, durch qualifizierte<br />
und bedarfsgerechte K<strong>in</strong>derbetreuung entlastet zu werden.<br />
Mit der <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> hohen Erwerbsquote von Frauen (vgl. S. 37) wachsen auch hier die<br />
Anforderungen an die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf. Zukünftig wird somit das<br />
Wohnungsangebot alle<strong>in</strong> nicht mehr ausreichen, um Familien zur Zuwanderung zu<br />
motivieren; deren Wohnstandortwahl wird <strong>in</strong> größerem Maße auch von der Bildungsund<br />
Betreuungsqualität für ihre K<strong>in</strong>der abhängen.<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten, K<strong>in</strong>derbetreuung<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Umsetzung des bestehenden<br />
Rechtsanspruchs auf e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergartenplatz für K<strong>in</strong>der vom 3. Lebensjahr bis zum<br />
Schule<strong>in</strong>tritt, auch Betreuungsplätze für K<strong>in</strong>der unter drei Jahren zu schaffen (sog.<br />
„U3-Betreuung“).<br />
Das am 16.12.2008 <strong>in</strong> Kraft getretene K<strong>in</strong>derförderungsgesetz (KiföG) bildet hierzu den<br />
rechtlichen Rahmen. E<strong>in</strong> Schwerpunkt des KiföG ist der neue Rechtsanspruch ab dem<br />
01.08.2013 auf frühk<strong>in</strong>dliche Förderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung oder K<strong>in</strong>dertagespflege<br />
für K<strong>in</strong>der ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Der bereits bestehende<br />
Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergartenplatz für K<strong>in</strong>der ab Vollendung des dritten<br />
Lebensjahres bleibt daneben unverändert bestehen.<br />
40
In <strong>Herdecke</strong> gibt es 12 K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen, die sich durch e<strong>in</strong>e Trägervielfalt<br />
auszeichnen: Kath. und Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>den, Geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong> für<br />
Soziale<strong>in</strong>richtungen [GVS], Vere<strong>in</strong> zur Förderung der Waldorfpädagogik sowie e<strong>in</strong><br />
weiterer privater Träger. Die Verteilung der K<strong>in</strong>dertagesstätten lässt ke<strong>in</strong>en <strong>Stadt</strong>teil<br />
unberücksichtigt. So bef<strong>in</strong>den sich im <strong>Stadt</strong>teil Westende/Kirchende 5 K<strong>in</strong>dertagesstätten,<br />
1 im <strong>Stadt</strong>teil Schnee/Semberg/Schraberg, 1 auf dem Ahlenberg, 1 auf dem<br />
Nacken, 2 im <strong>Stadt</strong>teil Herrentisch/Sonnenste<strong>in</strong> und 2 <strong>in</strong> der Altstadt.<br />
Im K<strong>in</strong>dergartenjahr 2012/2013 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den <strong>Herdecke</strong>r K<strong>in</strong>dertagesstätten zum Stichtag<br />
30.06.2013 <strong>in</strong>sgesamt 650 Plätze vorhanden, davon 124 Plätze für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren<br />
und 526 Plätze für K<strong>in</strong>der über 3 Jahren bis zum Beg<strong>in</strong>n der Schulpflicht. Von<br />
diesen Plätzen s<strong>in</strong>d im Bereich „U3“ 125 Plätze, und im Bereich der der K<strong>in</strong>der über<br />
3 Jahren 531 Plätze belegt.<br />
Als weiteren Bauste<strong>in</strong> zur K<strong>in</strong>derbetreuung gibt es zum Stichtag 30.06.2013 <strong>in</strong><br />
<strong>Herdecke</strong> 24 Plätze bei 8 sog. „Tagesmüttern“. Aufgenommen werden dort K<strong>in</strong>der im<br />
Alter von 0 bis 13 Jahren; e<strong>in</strong>e Tagesmutter <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> beschränkt sich <strong>in</strong> der<br />
Aufnahme von 0 bis 6-Jährigen, 2 Tagesmütter nehmen nur 0 bis 3-Jährige auf. Von<br />
den 24 Plätzen waren 16 mit <strong>Herdecke</strong>r K<strong>in</strong>dern belegt, die übrigen mit K<strong>in</strong>dern aus<br />
benachbarten Städten. Die Auslastung beträgt zum Stichtag fast 100%, lediglich e<strong>in</strong><br />
Platz für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Alter von 0 bis 6 Jahren ist frei. Wartelisten für U3-Betreuung gibt<br />
es nicht, jedoch aber für e<strong>in</strong>e Betreuung nach dem K<strong>in</strong>dergarten oder der Schule<br />
(sog. „Randbetreuung“) sowie Bedarf für ältere K<strong>in</strong>der. Das Jugendamt verfolgt die<br />
Aufgabe, die Platzzahlen kont<strong>in</strong>uierlich den Bedarfen anzupassen.<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>derzahlen rückläufig. Darum ist damit zu rechnen, dass<br />
dadurch künftig Plätze <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten frei werden. Die frei werdenden Kapazitäten<br />
können für den Ausbau der K<strong>in</strong>derbetreuung (Ganztagsbetreuung, weitere<br />
Verlängerung der Betreuungszeiten und Krippenausbau) genutzt werden. Neben den<br />
Möglichkeiten von Umnutzungen s<strong>in</strong>d auch Erweiterungen von Betreuungsangeboten<br />
durch die sich ändernden Anforderungen und Nachfragen <strong>in</strong> stetigem Fluss.<br />
41
Spielräume<br />
In den Spielräumen (Spielplätze, Bolzplätze, Schulhöfe) sollen K<strong>in</strong>der soziale<br />
Erfahrungen sammeln können, grundlegende S<strong>in</strong>neserfahrungen machen und sich<br />
Freiräume und Abenteuermöglichkeiten erschließen.<br />
Ausgelöst durch die vorhandenen Spielraumplanungen wurden <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> Umstrukturierungen vorgenommen, um Spielplätze für entsprechende<br />
Altersgruppen <strong>in</strong>teressanter zu machen. Ebenso werden die vorhandenen<br />
Spielplätze im Rahmen der Unterhaltung sukzessive aktualisiert und an die neuen<br />
Nutzungsansprüche angepasst. Da <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> ke<strong>in</strong>e größeren<br />
Neubaugebiete entstanden s<strong>in</strong>d, mussten ke<strong>in</strong>e neuen Spielplätze erstellt werden.<br />
E<strong>in</strong>zige Ausnahme ist der Spielplatz im Baugebiet „Zur alten Schule“ im <strong>Stadt</strong>teil<br />
Ahlenberg.<br />
Im April 2013 wurde der Spielplatz „Marktgasse“ <strong>in</strong> der Altstadt mit neuen<br />
Spielgeräten unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>er altersübergreifenden Nutzung ausgestattet<br />
(„Mehrgenerationen-Spielplatz“).<br />
Für diesen Spielplatz hat sich<br />
e<strong>in</strong> Bürger ehrenamtlich als<br />
Spielplatzpate zur Verfügung gestellt,<br />
der die Belange und Bedürfnisse<br />
der K<strong>in</strong>der direkt vor Ort<br />
aufnimmt und sie an die Verwaltung<br />
weitergibt. Aufgrund e<strong>in</strong>es<br />
Beschlusses des Jugendhilfeausschusses<br />
sucht das Jugendamt<br />
Abb. 28: Eröffnung des Mehrgenerationen-Spielplatzes<br />
auch für die anderen Spielplätze <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> weitere Spielplatzpaten. Mittlerweile<br />
werden schon drei Plätze von ehrenamtlichen Paten betreut.<br />
Auch die Schulhöfe stehen <strong>in</strong> den Nachmittagsstunden für die Nutzung als<br />
K<strong>in</strong>derspielraum zur Verfügung und s<strong>in</strong>d zur Erhöhung der Attraktivität mit<br />
Spielgeräten und -elementen ausgestattet. E<strong>in</strong>ige Grundschulen konnten die<br />
Ausstattung mit Hilfe ihrer Schulvere<strong>in</strong>e noch weiter optimieren.<br />
42
Für ältere K<strong>in</strong>der und Jugendlichen s<strong>in</strong>d auf dem <strong>Stadt</strong>gebiet 5 Bolzplätze, e<strong>in</strong>e<br />
Kletterwand, e<strong>in</strong>e Skateranlage und e<strong>in</strong>e Halfpipe frei zugänglich.<br />
Angebote für Jugendliche<br />
Jugendliche f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong> differenziertes Freizeit- und außerschulisches<br />
Bildungsangebot. Die Schwerpunkte s<strong>in</strong>d im K<strong>in</strong>der- und Jugendförderplan der<br />
Kommune festgelegt, welcher nach dem K<strong>in</strong>der- und Jugendfördergesetz (KJHG) NRW<br />
vom Rat der <strong>Stadt</strong> für die Dauer e<strong>in</strong>er Wahlperiode verabschiedet wird. Hierbei<br />
werden die freien Träger der Jugendhilfe als gleichberechtigte Partner mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Der K<strong>in</strong>der- und Jugendförderplan der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> für den Zeitraum von 2009 bis<br />
2014 wurde von den Akteuren 2010 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe gem. §78 KJHG als<br />
Fortschreibung des bestehenden Plans erörtert und angenommen. Er wurde<br />
anschließend am 09.12.2010 vom <strong>Herdecke</strong>r <strong>Stadt</strong>rat (vorbehaltlich der F<strong>in</strong>anzierbarkeit<br />
im Rahmen der Gesamthaushalte) verabschiedet.<br />
Parallel zu dieser Entscheidung sollten die Beteiligten schon jetzt den für <strong>Herdecke</strong> laut<br />
der Bertelsmann Stiftung prognostizierten Rückgang von deutlich mehr als 30% bis<br />
2030 <strong>in</strong>nerhalb der 6- bis 18-Jährigen berücksichtigen und beg<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e neue<br />
Schwerpunktsetzung anzustoßen. Der bestehende K<strong>in</strong>der- und Jugendförderplan hat<br />
dieses bereits - zum<strong>in</strong>dest mittelfristig - thematisiert.<br />
Sport<br />
In unserem täglichen Leben ist Sport e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil, da er nicht nur das<br />
Bedürfnis nach Bewegung und Spiel erfüllt, sondern wesentlich dazu beiträgt, die<br />
soziale Integration, die Gesundheit, die Prävention und die Leistungskraft der oder des<br />
E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> der Gesellschaft zu fördern; ebenso kann der Sport die Fähigkeiten<br />
stärken, sich durchzusetzen und gleichzeitig fair zu handeln. Alles Eigenschaften, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er immer schnelllebigeren Fortschrittswelt von hoher Wichtigkeit s<strong>in</strong>d. Sport<br />
vermittelt e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl, das <strong>in</strong> unserer heutigen Gesellschaft häufig schon<br />
fehlt und führt aus der Isolation, so dass Problemphasen e<strong>in</strong>facher überwunden<br />
43
werden können. Deshalb ist es umso wichtiger, auf den <strong>Demografische</strong>n Wandel<br />
auch im Bereich des Sports <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> zu reagieren und den zukünftigen Bedarf<br />
darauf h<strong>in</strong> anzupassen.<br />
Die reizvolle Lage an zwei Seen, die Wälder mit ausgedehnten Wanderwegen<br />
sowie das Freizeitgelände an der Ruhr bewegen e<strong>in</strong>en Großteil der <strong>Herdecke</strong>r<br />
Bevölkerung, sportlich aktiv zu se<strong>in</strong>, auch ohne e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> anzugehören. Ebenso<br />
zieht es viele Bewohner des Umlands zum Sport nach <strong>Herdecke</strong>.<br />
In diesem Umfeld bieten 40 Sportvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> rund 50 Sportarten <strong>in</strong><br />
allen Bereichen an. Dem <strong>Stadt</strong>sportverband <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d zurzeit 30 dieser Vere<strong>in</strong>e<br />
mit mehr als 7.200 Mitgliedern angeschlossen. Das entspricht e<strong>in</strong>em Organisationsgrad<br />
von knapp 30 % (Bundesdurchschnitt: ~ 33 %).<br />
Die Aufteilung <strong>in</strong> sportlich aktive Altersklassen verdeutlicht, dass <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> durchgängig<br />
Sport getrieben wird:<br />
Abb. 27: Altersverteilung der Sporttreibenden <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en 2012<br />
0 bis 6<br />
Jahre<br />
7 bis 14<br />
Jahre<br />
15 bis 18<br />
Jahre<br />
19 bis 26<br />
Jahre<br />
27 bis 40<br />
Jahre<br />
41 bis 60<br />
Jahre<br />
über 61<br />
Jahre<br />
337 1.334 556 649 748 2.071 1.572<br />
Quelle: KreisSportBund Ennepe-Ruhr e.V.<br />
Die <strong>Entwicklung</strong>en des <strong>Demografische</strong>n Wandels (Bevölkerungsschrumpfung, Rückgang<br />
an K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen sowie zunehmende Überalterung) werden auch vor<br />
dem Sport nicht halt machen und somit die ehrenamtlich organisierten Sportvere<strong>in</strong>e<br />
stark treffen. Daher muss <strong>in</strong> diesem Zusammenhang schon heute der Bestand der<br />
Sport<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> im H<strong>in</strong>blick auf die sich verändernden Nutzergruppen<br />
und –gewohnheiten <strong>in</strong>tensiv untersucht werden, um die notwendigen Veränderungen<br />
im Konsens mit allen Beteiligten durchführen zu können.<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendsport<br />
Die heute noch relativ hohe Anzahl der unter 18-Jährigen wird stark zurückgehen.<br />
Damit wird auch der vere<strong>in</strong>s- und sportartenübergreifende Wettbewerb um Nachwuchstalente<br />
verbunden se<strong>in</strong>; Mannschaftssportarten können schon heute teilweise<br />
kaum noch die erforderliche Zahl von Spielern stellen.<br />
44
Zusätzlich zu den absolut s<strong>in</strong>kenden Zahlen bereiten den Vere<strong>in</strong>en die schulischen <strong>Entwicklung</strong>en<br />
weitere Probleme. K<strong>in</strong>der verfügen über immer weniger Zeiten, um <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> Sport zu treiben. Gleichzeitig benötigen Vere<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Belegungszeiten für die Sporthallen, um <strong>in</strong> den Nachmittagszeiten die passenden<br />
Sportangebote entwickeln bzw. vorhalten zu können. Doch mit der Zunahme von<br />
Ganztagsschulen werden für die Vere<strong>in</strong>e durch vermehrte Schulnutzungen weitere<br />
Engpässe im Bereich von nachmittäglichen Hallennutzungen entstehen.<br />
Im Zuge der Veränderungen <strong>in</strong> der <strong>Herdecke</strong>r Schullandschaft sollen zukünftig<br />
verstärkt Kooperationen zwischen Schulen und Vere<strong>in</strong>en entstehen, von denen beiden<br />
Seiten Vorteile erwarten. Erste Gespräche darüber haben bereits stattgefunden.<br />
Familie und Sport<br />
Das Ausdünnen familiärer und verwandtschaftlicher Verhältnisse bzw. B<strong>in</strong>dungen gilt<br />
als weitere Auswirkung des <strong>Demografische</strong>n Wandels. Gleichzeitig wird der Alltag<br />
vieler Eltern von Arbeitsstress, Zeitnot und der Notwendigkeit beruflicher Mobilität<br />
geprägt. Deshalb verlässt die Altersgruppe der 30-50-Jährigen zunehmend die Vere<strong>in</strong>e<br />
und nimmt entsprechend häufig die Angebote kommerzieller Sport- und Fitnessanbieter<br />
<strong>in</strong> Anspruch. Für den Vere<strong>in</strong>ssport bedeutet dies, dass auch die Betreuung der<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendlichen immer schwieriger wird. Ehrenamtliche Aufgaben (Fahrdienste,<br />
Betreuungsleistungen, etc.) können immer weniger übernommen werden.<br />
Sport der Älteren<br />
Die Gruppe der über 60-Jährigen stellt <strong>in</strong> Zukunft auch für Vere<strong>in</strong>e das größte<br />
Wachstumspotenzial dar. Damit wird das Thema „Gesundheit im Alter“ e<strong>in</strong>en immer<br />
höheren Stellenwert e<strong>in</strong>nehmen und der Gesundheitssport an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
Als problematisch erweist sich hier allerd<strong>in</strong>gs, dass Männer häufig schwieriger Zugang<br />
zu gesundheitsorientierten Sportarten f<strong>in</strong>den, da für sie der <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>des- und<br />
Jungendzeit e<strong>in</strong>geübte Leistungs- und Wettkampfgedanke vielfach noch im Vordergrund<br />
steht. Frauen dagegen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zunehmendem Alter „gesundheitssportlich“<br />
aktiver. Sportformen mit hohem Frauenanteil haben auch die höheren Zuwächse zu<br />
verzeichnen. Auf diese <strong>Entwicklung</strong> stellen sich die <strong>Herdecke</strong>r Vere<strong>in</strong>e bereits heute<br />
mit Angeboten e<strong>in</strong>.<br />
45
Sportstätten und Bewegungsräume<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> werden sich die Sportstätten <strong>in</strong> Zukunft wandeln müssen. Ältere<br />
Menschen benötigen andere, vor allem<br />
aber kle<strong>in</strong>ere und anders ausgestattete<br />
Sportstätten – also weniger Wettkampfstätten.<br />
Nur mit Hilfe geeigneter Sportstätten und<br />
benutzerangepasster Verfügbarkeit wird sich<br />
e<strong>in</strong> bedürfnisgerechtes und f<strong>in</strong>anziell attraktives Sportangebot realisieren lassen,<br />
welches dann auch ausreichend nachgefragt wird.<br />
In <strong>Herdecke</strong> stehen derzeit folgende Sportanlagen zur Verfügung, welche sowohl von<br />
der <strong>Stadt</strong>verwaltung, als auch von den Vere<strong>in</strong>en betrieben werden:<br />
2 Kunstrasenplätze (davon 1 Leichtathletikanlage mit Kunststoff-Laufbahn)<br />
1 Naturrasenplatz mit Tennendecken-Laufbahn<br />
1 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsfeld mit Tennendecke<br />
3 Kle<strong>in</strong>spielfelder mit Kunststoffbelag<br />
2 M<strong>in</strong>ispielfelder mit Kunstrasen<br />
5 Sporthallen (davon 3 Dreifachsporthallen)<br />
1 R<strong>in</strong>gersporthalle<br />
1 Freizeit- und Spaßbad mit Beach-Volleyballfeld<br />
2 Kle<strong>in</strong>hallenbäder (davon 1 ausschließlich für die Schulen und Vere<strong>in</strong>e)<br />
3 Wassersportanlagen an der Ruhr (Rudern, Kanu, Segeln)<br />
3 Tennisanlagen (außen) mit <strong>in</strong>sgesamt 16 Spielfeldern<br />
1 Golfanlage mit 9 Löchern<br />
2 Schießsportanlagen<br />
3 Reitsportanlagen<br />
Von diesen Sportanlagen betreibt die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> 5 Sporthallen, 3 Sportplätze,<br />
die Kle<strong>in</strong>spiel- und M<strong>in</strong>ispielfelder sowie alle 3 Schwimmbäder.<br />
Weiterh<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>den sich auf dem <strong>Stadt</strong>gebiet:<br />
2 kommerziell betriebene Fitnessstudios<br />
1 kommerziell betriebene Tennishalle mit mehreren Spielfeldern<br />
46
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich K<strong>in</strong>der, Jugend, Familie und Sport<br />
Konzeptionelle Veränderungen durch räumliche Trennung der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />
Enge Zusammenarbeit von offener K<strong>in</strong>derarbeit, OGS und den Grundschulen.<br />
Jugendarbeit mit dem Charakter e<strong>in</strong>es Jugendcafés, mit erweiterten Öffnungszeiten und<br />
veränderten Schwerpunkten (Sport und Kultur, Tonstudio).<br />
Anpassung und Ausweitung der Infrastruktur für Sportangebote im Bereich<br />
„Sport der Älteren“.<br />
(Eigene Ideen)<br />
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___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
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47
Schule und Bildung<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> hält auf ihrem <strong>Stadt</strong>gebiet e<strong>in</strong> umfassendes Schulangebot <strong>in</strong> allen<br />
Schulstufen vor (4 Grundschulen, 1 Hauptschule, 1 Realschule, 1 Gymnasium,<br />
1 Förderschule im Verbund im der Nachbarstadt Wetter/Ruhr mit den Förderschwerpunkten<br />
“Lernen”, “Sprache” sowie “Emotionale und Soziale <strong>Entwicklung</strong>”).<br />
Die Schullandschaft <strong>Herdecke</strong>s soll sich zum Schuljahr 2014/2015 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilbereich<br />
deutlich ändern: Da die Hauptschule sowie e<strong>in</strong>e Grundschule mangels Anmeldezahlen<br />
auslaufen, hat der Rat der <strong>Stadt</strong> am 22. März 2012 beschlossen, dass sich die <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Herdecke</strong> am Schulversuch des M<strong>in</strong>isteriums für Schule und Weiterbildung des Landes<br />
NRW mit e<strong>in</strong>er Modellschule als e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Schule für die Jahrgänge 1 bis 10<br />
beteiligt. Sofern für diese so genannte „Primus-Schule“ die erforderlichen Anmeldezahlen<br />
vorliegen, sollen im Folgenden e<strong>in</strong>e weitere Grundschule und die Realschule<br />
aufgelöst und <strong>in</strong> der Primus-Schule zusammen geführt werden. Die Primus-Schule<br />
fände ihre Räumlichkeiten im gerade sanierten Komplex der benachbarten Haupt- und<br />
Realschule.<br />
Auch mit dieser Umstellung wäre die Kont<strong>in</strong>uität, für jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Schule anbieten zu können, gewahrt; das Schulangebot hätte sich dann mittelfristig <strong>in</strong><br />
3 Grundschulen, 1 Primus-Schule, 1 Gymnasium und 1 Förderschule geändert.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es <strong>in</strong> Kirchende die private Waldorf Förderschule “Altes<br />
Pfarrhaus” mit dem Förderschwerpunkt “Emotionale und Soziale <strong>Entwicklung</strong>”<br />
(www.altes-pfarrhaus.org).<br />
An allen Grundschulen gibt es das Betreuungsangebot der Offenen Ganztagsgrundschule<br />
im Primarbereich (OGS); ferner gibt es für K<strong>in</strong>der, die nicht am OGS teilnehmen,<br />
das Angebot e<strong>in</strong>er Betreuung bis mittags. Zwischen diesen beiden Angeboten können<br />
die Eltern frei wählen. An der Realschule und dem Gymnasium s<strong>in</strong>d sog. „pädagogische<br />
Übermittagsbetreuungen“ vorhanden.<br />
Im Rahmen der Betreuungsangebote werden an den Grundschulen den Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern auch warme, k<strong>in</strong>dgerechte Mittagsmahlzeiten angeboten. Für den<br />
Bereich der weiterführenden Schulen wurde 2010 e<strong>in</strong> eigenes Mensagebäude zur<br />
kalten und warmen Mittagsversorgung zentral im Schulzentrum (zwischen Haupt- und<br />
Realschule sowie Gymnasium) neu gebaut.<br />
48
Trotz der schwierigen Haushaltslage der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> s<strong>in</strong>d die jährlichen städtischen<br />
Aufwendungen im Schulbereich konstant gehalten worden. Damit s<strong>in</strong>d die <strong>Herdecke</strong>r<br />
Schulen für e<strong>in</strong>en modernen, zeitgemäßen Unterricht gut gerüstet.<br />
Neben dem Regelschulangebot gibt es Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung<br />
durch den Volkshochschul-Zweckverband Witten/Wetter/<strong>Herdecke</strong> (www.vhs-wwh.de).<br />
Weiterh<strong>in</strong> betreibt die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong>e Musikschule, die unterschiedlichste Kurse<br />
für alle Altersgruppen, sowohl für E<strong>in</strong>zelpersonen, als auch für Gruppen anbietet<br />
(www.herdecke.de/bildung-kultur/musikschule.html).<br />
Erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche<br />
Aufgaben im „Haus Ende“ e<strong>in</strong> Bildungszentrum als überörtliche<br />
E<strong>in</strong>richtung betreibt (bildungszentren.bafza.de/herdecke.html). Nach Auflösung der Zivildienstschule<br />
werden dort heute Sem<strong>in</strong>are hauptsächlich für Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst<br />
(BFD) angeboten.<br />
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich Schule und Bildung<br />
Mit der geplanten Errichtung e<strong>in</strong>er „Primus-Schule“ stellt sich die <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> auf den<br />
demografischen Wandel und die bald bevorstehende Schließung der Hauptschule e<strong>in</strong>.<br />
Kommen ausreichend Anmeldungen zustande, so gibt es auch zukünftig e<strong>in</strong> Schulangebot<br />
für alle <strong>Herdecke</strong>r K<strong>in</strong>der.<br />
Das nicht vorhersehbare Schulwahlverhalten von Eltern sowie der weitere demografische<br />
Rückgang der Schülerzahlen s<strong>in</strong>d für den Schulträger auch zukünftig große Herausforderungen.<br />
Die Nutzung vorhandener Gebäudekapazitäten muss daher auf e<strong>in</strong>e moderne und<br />
möglichst ausgeglichene Schulraumversorgung abgestimmt werden.<br />
Die Umsetzung der UN-Beh<strong>in</strong>dertenrechtskonvention sieht u.a. die Beschulung von<br />
beh<strong>in</strong>derten und nicht beh<strong>in</strong>derten Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Regelschulen<br />
vor. Das hat zur Folge, dass die hier noch bestehende Förderschule im Verbund mit der<br />
<strong>Stadt</strong> Wetter mittelfristig auslaufen wird. Dieser Prozess muss im Interesse der dort noch<br />
unterrichteten K<strong>in</strong>der sozialverträglich und behutsam begleitet werden.<br />
(Eigene Ideen)<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
49
Bürgerschaftliches Engagement, Zivilgesellschaft<br />
In nicht e<strong>in</strong>mal zwanzig Jahren werden <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> mehr Menschen zwischen 65 und<br />
85 Jahre alt se<strong>in</strong>, als zwischen 20 und 40 Jahren. Damit die Gesellschaft auch dann<br />
weiter funktioniert, müssen die vorhandenen Potenziale des bürgerschaftlichen<br />
Engagements gezielt gefördert und nachhaltig aktiviert werden. Denn e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>anderdriften<br />
der Gesellschaft kann nur durch e<strong>in</strong>en gesteigerten Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n, durch<br />
Förderung und Anerkennung von Werten wie Solidarität, Verantwortung und Mitgestalten<br />
vermieden werden.<br />
Wer sich freiwillig und unentgeltlich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt, tut dies <strong>in</strong> den unterschiedlichsten<br />
Bereichen und mit <strong>in</strong>dividueller Motivation. Bürgerschaftliches Engagement, Freiwilligenarbeit,<br />
Ehrenamt, Selbsthilfe – so unterschiedlich die Begriffe verwendet werden,<br />
so e<strong>in</strong>deutig ist jedoch immer deren Substanz. Die zahlreich geleisteten Aktivitäten<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er der wichtigsten zentralen Stützpfeiler unserer Gesellschaft. Die aktuellen<br />
<strong>Entwicklung</strong>en s<strong>in</strong>d hierbei ermutigend: Bürgerschaftliches Engagement erweist sich<br />
nicht als flüchtige Mode, sondern als Dauerbrenner mit Konjunktur.<br />
Laut des letzten Freiwilligensurveys (= Erhebung zum ehrenamtlichen Engagement) 2009<br />
für NRW setzen sich 35% der über 14-Jährigen Menschen freiwillig für ihr<br />
Geme<strong>in</strong>wesen e<strong>in</strong> und verwirklichen so die Vision e<strong>in</strong>er aktiven Bürgergesellschaft<br />
(www.engagiert.<strong>in</strong>.nrw.de/pdf/freiwilligensurvey_2009, abgerufen 06/2013). Dabei werden nicht<br />
nur die traditionellen, sondern <strong>in</strong>sbesondere auch <strong>in</strong>novative, ungewohnte Wege<br />
beschritten.<br />
Auch die <strong>Herdecke</strong>r Bürgerschaft zeigt sich nach dieser Tendenz sehr engagiert, was im<br />
Folgenden exemplarisch dargestellt werden soll. Diese Auswahl kann und will niemals<br />
vollständig se<strong>in</strong>; es soll jedoch erkennbar werden, wie sich immer mehr Bürger, aber<br />
auch Gewerbetreibende mit ihrer <strong>Stadt</strong> identifizieren, was letztendlich auch zum<br />
Mitmachen ermutigen soll.<br />
50
BürgerStiftung <strong>Herdecke</strong><br />
Im Jahr 2007 gründete sich, getragen von 150<br />
Stifter<strong>in</strong>nen und Stiftern, <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong>e Bürgerstiftung,<br />
um politisch, religiös und weltanschaulich<br />
unabhängig für das Geme<strong>in</strong>wohl ihrer <strong>Stadt</strong> tätig zu se<strong>in</strong>.<br />
Die „BürgerStiftung <strong>Herdecke</strong>“ (www.buergerstiftung-herdecke.de) engagiert sich als e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>nützige Organisation laut Ihrer Satzung mit Projektarbeit, dabei schwerpunktmäßig<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Denkmalspflege,<br />
Natur und Umweltschutz sowie Sport und Gesundheit. Mittlerweile (Stand: 08/2013)<br />
beteiligen sich 280 Stifter<strong>in</strong>nen und Stifter sowie 80 Ehrenamtliche <strong>in</strong> der praktischen<br />
Umsetzung der zahlreichen Projekte, die ausdrücklich im <strong>Stadt</strong>gebiet <strong>Herdecke</strong>s<br />
angesiedelt se<strong>in</strong> sollen.<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Ehrenamt<br />
Immer, wenn sich viele Menschen für e<strong>in</strong>e große Sache engagieren und es ständig<br />
mehr Menschen werden, die mitmachen wollen, fehlt recht schnell e<strong>in</strong>e Stelle, welche<br />
die unterschiedlichen Bedürfnisse „unter e<strong>in</strong>en Hut br<strong>in</strong>gt“. Viele Menschen, die<br />
ehrenamtlich tätig werden wollen, wissen nicht, an wen sie sich wenden können und<br />
wo ihr Engagement gebraucht wird. Auf der anderen Seite gibt es Institutionen,<br />
Vere<strong>in</strong>e und Verbände, die dr<strong>in</strong>gend Unterstützung suchen, oder die entdecken, dass<br />
sich e<strong>in</strong>e Aufgabe gut für e<strong>in</strong> Ehrenamt eignen könnte.<br />
Diese wichtige Aufgabe der<br />
„Zusammenführung“ übernimmt die<br />
Ehrenamt Koord<strong>in</strong>ierungsstelle <strong>Herdecke</strong><br />
(www.ehrenamt-herdecke.de). Getragen durch die BürgerStiftung <strong>Herdecke</strong> hat die<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle im Rathaus von der <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> e<strong>in</strong> Büro zur Verfügung<br />
gestellt bekommen und wird <strong>in</strong> vielen Belangen von der <strong>Stadt</strong>verwaltung unterstützt.<br />
Sie setzt sich aus ehrenamtlich aktiven Menschen zusammen und f<strong>in</strong>anziert sich aus<br />
Projektfördergeldern und Spenden. Die Ehrenamt Koord<strong>in</strong>ierungsstelle f<strong>in</strong>det für<br />
Jemanden, der sucht, e<strong>in</strong>e passende Lösung je nach Fähigkeiten, Möglichkeiten, Zeit<br />
51
oder Anforderung. Darüber h<strong>in</strong>aus entwickelt sie neue Aufgabenfelder für<br />
ehrenamtliche Tätigkeiten und unterstützt mit Rat und Tat.<br />
Bürgerbusvere<strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Der 13. Mai 2012 war e<strong>in</strong> guter Tag für den öffentlichen Personennahverkehr <strong>in</strong><br />
<strong>Herdecke</strong>. Da nahm der Bürgerbusvere<strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong> e.V. (www.buergerbus-herdecke.de)<br />
se<strong>in</strong>en Betrieb auf. Nach e<strong>in</strong>em langen Weg seit 2004 mit vielen Anlaufschwierigkeiten<br />
ist es e<strong>in</strong>er aktiven Gruppe <strong>Herdecke</strong>r Bürger gelungen, die Lücken im Netz des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs zu verr<strong>in</strong>gern: Dort, woh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong><br />
„normaler“ Bus fährt, dah<strong>in</strong> fährt der Bürgerbus. Der e<strong>in</strong>gesetzte,<br />
barrierefreie Kle<strong>in</strong>bus ist relativ wendig und passt genau <strong>in</strong> die schwierige<br />
topografische Situation <strong>Herdecke</strong>s; denn die <strong>Herdecke</strong>r leben <strong>in</strong> der<br />
Mehrzahl auf den Bergen: Herrentisch, Nacken, Schraberg – um nur drei von zehn zu<br />
nennen. Die Bürgerbusl<strong>in</strong>ien tragen diesem Umstand Rechnung und fahren die<br />
überwiegend älteren Fahrgäste h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> die <strong>Stadt</strong> und wieder zurück. Damit leisten<br />
die allesamt ehrenamtlich tätigen „Bürgerbussler“ auch e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur<br />
Mobilität im Alter <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>.<br />
Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung<br />
In e<strong>in</strong>em der ältesten und gleichzeitig dem größten <strong>Herdecke</strong>r Familienunternehmen<br />
– der heutigen Ewald Dörken AG – ist seit mehr als 25 Jahren e<strong>in</strong>e Stiftung<br />
beheimatet, die sich mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement immer auch dem<br />
Geme<strong>in</strong>wohl unserer <strong>Stadt</strong> und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
verpflichtet fühlt (www.doerken-stiftung.de). Seit ihrer Gründung<br />
1987 hat die Stiftung den Zweck, das Kulturleben zu<br />
fördern, <strong>in</strong>sbesondere das der Musik und der Musikerziehung.<br />
Obwohl die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung als private Institution<br />
ihren hauptsächlich kulturellen Stiftungszweck erfüllt, unterstützt sie seit ihrer<br />
Gründung immer wieder mit hohem E<strong>in</strong>satz bürgerschaftliche Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>Herdecke</strong>.<br />
52
Als herausragendes Beispiel soll hier die f<strong>in</strong>anzielle Grundausstattung der<br />
BürgerStiftung <strong>Herdecke</strong> mit 100.000 € genannt werden. Ohne die großzügigen Hilfen<br />
der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung wären viele Projekte im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
<strong>Herdecke</strong>s nicht umgesetzt.<br />
<strong>Stadt</strong>sparkasse <strong>Herdecke</strong><br />
Wenn zum Ende dieses Demografieberichts beispielhaft aktive Unterstützer des<br />
Geme<strong>in</strong>wesens unserer <strong>Stadt</strong> aufgeführt werden, darf hier das Engagement der<br />
<strong>Stadt</strong>sparkasse (www.sparkasse-herdecke.de) nicht vergessen werden. Als<br />
öffentlich-rechtliches Kredit<strong>in</strong>stitut hat die <strong>Stadt</strong>sparkasse seit jeher e<strong>in</strong>e<br />
besondere Stellung im <strong>Stadt</strong>gefüge, die sie durch jahrzehntelange,<br />
kont<strong>in</strong>uierliche Förderungen im Bereich des Sports, der Kultur und von sozialen<br />
Projekten bestätigt. Sie hat die <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>Herdecke</strong>s f<strong>in</strong>anziell wesentlich<br />
begleitet und stellt heute e<strong>in</strong>en wichtigen Wirtschaftsfaktor <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> dar.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierte und mitwirkende Bürgerschaft ist die wichtigste Voraussetzung für<br />
e<strong>in</strong>en demokratisch organisierten Staat. Die Bereitschaft, für das gesamte Geme<strong>in</strong>wohl<br />
oder für bestimmte Belange Verantwortung zu übernehmen, ist Grundlage unserer<br />
demokratischen Gesellschaft.<br />
Zum Dank für uneigennützig geleistete Dienste vergibt auch <strong>Herdecke</strong> ihren<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern regelmäßig die „Ehrenamtskarte“ (www.ehrensache.nrw.de).<br />
Sie ist e<strong>in</strong> Zeichen der Anerkennung für langjähriges und überdurchschnittliches<br />
bürgerschaftliches Engagement. Unabhängig von ihrem<br />
Wohnort erhalten Inhaber<strong>in</strong>nen und Inhaber der<br />
Ehrenamtskarte, aufgrund e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem<br />
Land und den beteiligten Städten und Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> ganz<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen Vergünstigungen <strong>in</strong> zahlreichen öffentlichen und privaten<br />
E<strong>in</strong>richtungen und bei unterschiedlichen Veranstaltungen.<br />
Die Kontaktadresse und Anträge zur Ehrenamtskarte f<strong>in</strong>den sich auf der Homepage der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong>.<br />
53
Zukunftsaktivitäten<br />
im Bereich Bürgerschaftliches Engagement, Zivilgesellschaft<br />
Es kann die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es „Bürgerhaushalt“ geprüft werden, bei dem Bürger<br />
vorschlagen, wofür Geld ausgegeben und wo es e<strong>in</strong>gespart werden soll.<br />
(Eigene Ideen)<br />
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_________________________________________________________________________<br />
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_________________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________________<br />
54
Resümee<br />
Die im Bericht dargestellten Zahlen machen deutlich, dass wir uns auf e<strong>in</strong>e gravierende<br />
Umschichtung der Altersstruktur und damit auf sich ändernde Bedürfnisse der<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger e<strong>in</strong>stellen müssen. Dies hat Folgen für nahezu jeden<br />
städtischen und gesellschaftlichen Bereich: Die Auslastung der K<strong>in</strong>dertagesstätten und<br />
Schulen, die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt, das Arbeitskräftepotential für die<br />
Unternehmen, die Betreuungs- und Pflegeangebote für Senioren, die Freizeitgestaltung,<br />
die technische Infrastruktur und nicht zuletzt die kommunalen F<strong>in</strong>anzen.<br />
Vom <strong>Demografische</strong>n Wandel wird somit jeder E<strong>in</strong>zelne von uns betroffen se<strong>in</strong>. Es ist<br />
wichtig, dass sich die politischen Entscheidungsträger dieser teils schon deutlich<br />
sichtbaren Problemlage noch <strong>in</strong>tensiver bewusst werden und dafür Sorge tragen, dass<br />
bei allen Zukunftsaktivitäten der <strong>Demografische</strong> Wandel vorrangig beachtet wird.<br />
Der Bericht hat den aktuellen Stand zusammengetragen; er kann und will ke<strong>in</strong>en<br />
Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern soll allen e<strong>in</strong> Ansporn se<strong>in</strong>, die<br />
dargestellten Fakten zu diskutieren und geeignete Maßnahmen anzustoßen, welche<br />
idealerweise geme<strong>in</strong>schaftlich getragen werden.<br />
Nur so werden sich die zukünftigen Herausforderungen zum Wohle der <strong>Herdecke</strong>r<br />
Bürgerschaft bewältigen lassen.<br />
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Die letzte Seite<br />
„Die demografische <strong>Entwicklung</strong> bleibt auch im Bäckerladen nicht ohne<br />
Folgen: E<strong>in</strong> Familienstück Streuselkuchen ist heute erheblich kle<strong>in</strong>er, als<br />
noch vor wenigen Jahren.“<br />
(Karl Werner Dickhöfer (*1938), Lehrer im Ruhestand)<br />
„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Paradebeispiel für Überalterung.“<br />
(Altkanzler Helmut Schmidt (damals 89) am 27.01. 2008 im Hamburger Thalia-Theater<br />
zu den Herausforderungen durch den demografischen Wandel)<br />
„Der Blick des Verstandes fängt an scharf zu werden,<br />
wenn der Blick der Augen an Schärfe verliert“<br />
(Platon)<br />
Impressum / Kontakt:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong><br />
Fachbereich Lokale Agenda & Demografie<br />
Redaktion: Rudolf Lüneborg<br />
Nierfeldstr. 4<br />
58313 <strong>Herdecke</strong><br />
E-Mail: LokaleAgenda21@herdecke.de<br />
Tel.: 02330 611-462<br />
Fax: 02330 611-15462<br />
Stand: August 2013<br />
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