Download als PDF-Datei (2,1 MB) - Die Linkspartei - Die Linke
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die Delegierten an der Basis auf der<br />
Grundlage von Sachanträgen an den<br />
Kongress gewählt. Jedes Mitglied kann<br />
einen solchen Antrag initiieren. Um die<br />
Anträge sammeln sich Unterstützer/<br />
innen. Aus deren Mitte werden dann<br />
die Delegierten entsprechend dem<br />
bei der Abstimmung über den Antrag<br />
an der Basis erzielten Stimmenanteil<br />
zum Kongress entsandt. Ebenso setzt<br />
sich der auf dem Kongress gewählte<br />
81-köpfige BE-Vorstand aus den Einreichern<br />
der Leitanträge zusammen.<br />
Einen Leitantrag auf dem Kongress<br />
kann wiederum jedes Parteimitglied<br />
initiieren und Unterzeichner/innen dafür<br />
sammeln. Wer akzeptiert wird, entscheiden<br />
der oder die Initiator/innen.<br />
Über die Anträge selber und über die<br />
Zusammensetzung des Leitungsgremiums<br />
der Partei wird auf dem Kongress<br />
allerdings getrennt abgestimmt.<br />
Der siegreiche Leitantrag erhält 91 Prozent<br />
der Delegiertenstimmen, der Gegenantrag<br />
acht Prozent. Nach dem heftigen<br />
Für und Wider in der Diskussion<br />
kommt dieses eindeutige Ergebnis<br />
überraschend.<br />
Das Dokument mit dem Titel »Der<br />
Linksblock <strong>als</strong> sozialistische Alternative«<br />
umreißt eine in sich geschlossene<br />
Strategie der Partei in der Innen- und<br />
Außenpolitik. Es enthält eine interessante<br />
Analyse der internationalen Entwicklung<br />
mit scharfer Stoßrichtung gegen<br />
die Weltmachtpolitik der USA. Der<br />
BE bekennt sich eindeutig zu einer proeuropäischen<br />
Orientierung und wendet<br />
sich gegen den Rückzug ins Nationale,<br />
der auch von manchen <strong>Linke</strong>n favorisiert<br />
wird. Er sieht die EU kritischer <strong>als</strong><br />
die PDS. <strong>Die</strong> europäische Verfassung<br />
lehnt er vor allem deshalb ab, weil sie<br />
die meisten Grundrechte missachte<br />
oder abbaue, die in den Verfassungen<br />
vieler Mitgliedsländer enthalten sind,<br />
weil sie in der Wirtschafts- und Verteidigungspolitik<br />
die bisherigen negativen<br />
Tendenzen der EU-Politik konstitutionell<br />
festschreibe und weil damit ein<br />
institutioneller Rahmen gesetzt werde,<br />
in dem die Gesetzesinitiative ausschließliches<br />
Recht der Kommission<br />
und des Rates sei. Der BE plant zahlreiche<br />
Aktivitäten im Vorfeld des Referendums<br />
in Portugal im Herbst. (Der Leitantrag<br />
erscheint in deutscher Übersetzung<br />
in Heft 2/2005 von »PDS International«.)<br />
Zur wichtigsten politischen Streitfrage<br />
wird unerwartet der weitere Umgang<br />
mit der Partei der Europäischen <strong>Linke</strong>n.<br />
Das Projekt selbst und die Mitarbeit<br />
des BE <strong>als</strong> Beobachter zieht niemand<br />
in Zweifel. Aber gegen die im Leitantrag<br />
formulierte Absicht, auf dem EL-Kongress<br />
im Herbst die Vollmitgliedschaft<br />
zu beantragen, werden beträchtliche<br />
Einwände laut:<br />
■ <strong>Die</strong> Mitgliedschaft weiß noch zu wenig<br />
über die EL.<br />
■ In der EL sind rekonvertierte Stalinisten,<br />
die die aufstrebende Neue <strong>Linke</strong><br />
für sich vereinnahmen wollen.<br />
■ Man möchte nicht in einer Partei<br />
sein mit Fausto Bertinotti, der die Beteiligung<br />
an einer Regierung von Prodi<br />
anstrebt, einem der Hauptverantwortlichen<br />
für die neoliberale EU.<br />
■ Viele der bisherigen Freunde des BE<br />
in Europa, die in der Europäischen Antikapitalistischen<br />
<strong>Linke</strong>n (EAKL) zusammenarbeiten,<br />
stehen kritisch zur EL –<br />
von denen könnte sich der BE durch eine<br />
Mitgliedschaft isolieren.<br />
Gegen die lautstark auftretenden<br />
Kritiker wenden sich einige angesehene<br />
Personen des BE mit kurzen, aber<br />
überzeugenden Beiträgen, die viel Beifall<br />
finden. Bertinotti und Rifondazione<br />
werden mit Verweis auf ihre wichtige<br />
Rolle für die sozialen Bewegungen<br />
in Italien und Europa, ihren Kampf gegen<br />
Berlusconi und den Irak-Krieg verteidigt.<br />
<strong>Die</strong> EL sei eine breit gefächerte<br />
Plattform, auf der man gegen Neoliberalismus<br />
und Krieg gut zusammenarbeiten<br />
könne. Das Zusammenwirken<br />
sei ein Gebot der Zukunft, Widerstand<br />
dagegen eine rückständige Position.<br />
<strong>Die</strong> Standingovations für den schließlich<br />
siegreichen Leitantrag sind eine<br />
eindeutige Bekundung: Der BE will<br />
Vollmitglied der EL werden.<br />
<strong>Die</strong> Debatte bestätigt den Eindruck,<br />
dass der Linksblock <strong>als</strong> aktive, junge,<br />
mit den sozialen Bewegungen eng<br />
verbundene Kraft ein Gewinn für die EL<br />
sein wird. Ein kurzfristiges Abnabeln<br />
von der EAKL ist nicht zu erwarten, dafür<br />
sorgen schon die entsprechenden<br />
Strukturen im BE selbst. Der Vertreter<br />
der Rot-Grünen Einheitsliste aus Dänemark,<br />
die ebenfalls in der EAKL mitarbeitet,<br />
spricht allerdings von Befürchtungen<br />
in seiner Partei, dass die EL mit<br />
ihren großen Mitgliedsparteien, mit ihren<br />
Erfahrungen und Ressourcen der<br />
EAKL bald den Rang ablaufen könnte.<br />
<strong>Die</strong> bilateralen Beziehungen der<br />
PDS zum BE werden sich entwickeln.<br />
Wir werden nun mit zwei <strong>Linkspartei</strong>en<br />
in Portugal zusammenarbeiten.<br />
Das traditionell freundschaftliche Verhältnis<br />
zur Portugiesischen KP soll das<br />
nicht beeinträchtigen. Das hat auch<br />
die bedauerliche Distanz der PKP zur<br />
EL bisher nicht getan. Auf dem Kongress<br />
des BE jedenfalls war Polemik<br />
gegen die PKP kein Thema.<br />
Dr. Helmut Ettinger ist Mitarbeiter<br />
im Bereich Internationale Arbeit beim<br />
Parteivorstand<br />
begeisternd<br />
BRIEFE<br />
Betr.: Disput Nr. 2/2005,<br />
Beitrag von Jens Jansen: »Wer hat<br />
den Braunen Peter?«<br />
Ich möchte mich bei Jens Jansen<br />
für sein Feuilleton »Wer hat den<br />
Braunen Peter?« ganz herzlich bedanken.<br />
Ich lese jedes seiner Feuilletons<br />
mit Gewinn, doch mit dem<br />
»Braunen Peter« hat er mich begeistert<br />
und mir – und sicher vielen<br />
Lesern – aus der Seele gesprochen.<br />
Ich kann nur sagen: Vielen<br />
Dank und weiter so!<br />
Jochen Tannigel, zur Zeit Agadir<br />
(Marokko)<br />
bewegend<br />
Natürlich wähle ich bei vorgezogenen<br />
Bundestagswahlen meine<br />
Partei, die PDS, der ich sehr verbunden<br />
bin und über die ich mich<br />
trotzdem auch öfter mal ärgere. Eine<br />
andere Partei, der ich meine<br />
Stimme geben könnte, sehe ich<br />
weit und breit nicht. Und da ich<br />
obendrein im Wahlkreis von Petra<br />
Pau wohne, muss ich auch über<br />
meine Erststimme überhaupt nicht<br />
nachdenken.<br />
Wir brauchen eine möglichst<br />
starke PDS-Fraktion – das wird<br />
viel Arbeit kosten. Und wir müssen<br />
möglichst vielen Menschen<br />
die Augen öffnen über den Inhalt<br />
der »rot«-grünen, schwarz-gelben<br />
und natürlicher auch braunen Losungen<br />
– auch das ist Arbeit, und<br />
nicht alle werden deshalb gleich<br />
PDS wählen. Menschen dazu zu<br />
bringen, über politische Zusammenhänge<br />
nachzudenken, sollte<br />
für Sozialisten immer zu den<br />
erstrebenswerten Zielen gehören.<br />
Machen wir uns nichts vor:<br />
Wahlprogramme lesen nur wenige<br />
Menschen (natürlich braucht man<br />
sie trotzdem!), wirksam sind vor allem<br />
logische, einleuchtende (und –<br />
wenn es geht – originell formulierte)<br />
Argumente zu den Problemen,<br />
die die Menschen bewegen. Und<br />
das wünsche ich uns allen in diesem<br />
Wahlkampf!<br />
Bernd Preußer, Berlin<br />
350 DISPUT Juni 2005