Strategie Österreich & CEE - RCB

Albanien
Albanien an der Türschwelle der EU
• Wirtschaftswachstum deutlich unter Potenzial
• Schwache Binnennachfrage durch geringe Auslandsüberweisungen und wirtschaftliche Krisen bei den Handelspartnern
• Leitzins auf dem historischen niedrigen Niveau von 4,0 %
• EU-Kandidatenstatus könnte wahrscheinlich im Oktober 2012 gewährt werden
Reales BIP (% p.a.)
8
6
4
2
0
Quelle: Thomson Reuters, Raiffeisen RESEARCH
Leistungsbilanz und FDI
-16
-14
-12
-10
-8
-6
-4
-2
0
2008
2008
2009
2009
2010
2010
2011
2011
Reales BIP (% p.a.)
2012e
2012e
Leistungsbilanz (% des BIP)
Prognose
2013f
2013f
Industrieproduktion (% p.a.)
2014f
12
11
10
9
8
7
6
5
4
Ausl. Direktinvestitionen (% des BIP, r. S.)
Quelle: Thomson Reuters, Raiffeisen RESEARCH
Prognose
2014f
Die albanische Wirtschaft verzeichnete in Q1 2012 infolge der gestiegenen Unsicherheit
im Ausland und der schwachen Binnennachfrage, die die privaten Investitionen
und den Privatkonsum belastete, ein negatives Wachstum von 0,2 %.
Die albanischen Wachstumsfaktoren waren vor der Krise hauptsächlich die Überweisungen
der Emigranten und die gestiegene Binnennachfrage. Ein Einbruch
bei diesen Faktoren dürfte 2012 zu einer Verringerung des BIP-Wachstums auf
2 % p.a. führen. Mittelfristig wird sich diese Struktur jedoch ändern und die
externe Nachfrage zum wichtigsten Antriebsmotor werden, nachdem die Investitionen
in die Transport- und Energie-Infrastruktur allmählich zu greifen beginnen.
Die Geldsendungen der Auslandsalbaner werden infolge der Krise in den Aufenthaltsländern
längerfristig zurückgehen. Kurzfristig ist es jedoch aufgrund der
Unsicherheiten in den Gastgeberländern sogar zu gesteigerten Überweisungen
in das albanische Bankensystem gekommen. Die Wirtschaftskrise bei den wichtigsten
Handelspartnern, namentlich in Griechenland und in Italien, hatte einen
moderat negativen Einfluss auf den Exportsektor und die Wirtschaft insgesamt.
Der Handel mit Griechenland und Italien wird schrittweise durch andere Länder
ersetzt, beispielsweise die Türkei, Spanien und die Schweiz.
Die politische Lage stellt sich seit den allgemeinen Wahlen des Jahres 2009 als
gespannt dar. Dies hat die Regierung unter anderem daran gehindert, die dringend
benötigten Reformen für eine Integration des Landes in die EU zu implementieren.
Seit dem Ende des parlamentarischen Boykotts durch die größte Oppositionspartei
(SP) Ende 2011 konnten indessen erhebliche Fortschritte erzielt und
notwendige Gesetzesänderungen, die einer 3/5-Zustimmung bedurften, auf den
Weg gebracht werden. Im Oktober 2012 könnte Albanien EU-Kandidatenstatus
erlangen, möglicherweise wird die weitere Entwicklung allerdings von ordnungsgemäßen
Wahlen im Juni 2013 abhängig sein.
Joan Canaj
Wirtschaftsindikatoren und Prognosen
2008 2009 2010 2011 2012e 2013f 2014f
Nominelles BIP (Mrd. EUR) 8,9 8,8 9,4 9,8 10,2 10,8 11,5
Reales BIP (% p.a.) 7,8 3,3 3,9 3,1 2,0 3,0 4,0
Industrieproduktion (% p.a.) 4,5 1,0 2,0 3,0 3,0 3,0 3,0
Arbeitslosenquote (Durchschn., %) 12,8 13,0 13,5 14,0 13,8 13,7 13,6
Bruttoindustrielöhne (% p.a.) 4,0 4,0 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0
Produzentenpreise (Durchschn., % p.a.) 6,5 5,0 4,0 3,0 3,0 3,5 4,0
Verbraucherpreise (Durchschn., % p.a.) 3,4 5,0 4,0 3,5 2,3 2,5 3,0
Verbraucherpreise (Dez., % p.a.) 2,2 3,5 3,5 1,7 2,5 2,8 3,1
Konsol. Budgetsaldo (% des BIP) -5,5 -7,0 -5,7 -3,5 -3,5 -3,0 -3,0
Öffentliche Verschuldung (% des BIP) 54,8 59,5 59,5 59,4 58,9 58,9 58,5
Leistungsbilanz (% des BIP) -15,8 -15,6 -10,3 -11,3 -10,8 -9,1 -9,2
Offizielle Devisenreserven (Mrd. EUR) 1,7 1,6 1,9 1,9 1,9 1,9 1,9
Bruttoauslandsverschuldung (% des BIP) 19,2 22,5 23,5 23,6 24,5 23,9 26,1
EUR/ALL (Jahresdurchschnitt) 122,8 132,1 137,8 140,3 139,7 138,5 138,3
USD/ALL (Jahresdurchschnitt) 83,5 94,7 103,9 100,8 106,8 104,7 104,4
Quelle: Thomson Reuters, Raiffeisen RESEARCH
30 4. Quartal 2012