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8 Hingeschaut<br />

Im Namen der Menschlichkeit<br />

FsF – Freunde statt Fremde e. V.<br />

Immer mehr Flüchtlinge drängen nach Europa, hoffen<br />

bei uns Sicherheit und ein friedvolles Leben zu finden.<br />

Dies war auch der Anlass, mit Herrn Peinze über<br />

die derzeitige Flüchtlingssituation zu sprechen. Er ist<br />

stellvertretender Vorsitzender von „FsF – Freunde<br />

statt Fremde e. V.“<br />

Der Verein ist ein offener Kreis ehrenamtlicher MitbürgerInnen,<br />

welche sich seit gut einem Jahr für ein<br />

besseres Miteinander zwischen den zur Zeit 42 Asylbewerbern<br />

in der Flüchtlingsunterkunft Forst und den<br />

Menschen hier engagieren und damit sehr erfolgreich<br />

sind. Neben regelmäßigen Treffen bringt sich jedes Mitglied<br />

nach eigenen Fähigkeiten und Wünschen ein.<br />

Interview<br />

Herr Peinze, wie hilft Ihr Verein z. B. konkret in Forst?<br />

» Momentan gibt es vier regelmäßige Angebote in<br />

Forst:<br />

– einen Alphabetisierungskurs für die, welche noch<br />

nie eine Schule besucht haben bzw. nur die arabische<br />

und nicht die lateinische Schrift beherrschen<br />

– einen Deutschkurs für diejenigen, die lesen, schreiben<br />

und Englisch können<br />

– eine Schreibkramgruppe – sie gibt Hilfestellung bei<br />

schriftlichen Herausforderungen u. a. mit den Behörden<br />

– alle 14 Tage bei Kaffee und Kuchen treffen sich<br />

Asylbewerber und Helfer, um sich näher kennenzulernen,<br />

sich auszutauschen, Fragen zu beantworten. «<br />

Mitte Oktober sind nun die ersten Flüchtlinge auch bei<br />

uns in <strong>Lindenberg</strong> angekommen. Und bis Ende des Jahres<br />

werden im ganzen Landkreis Lindau noch mehr als 50<br />

erwartet. Neu ist, dass nun der Landkreis und nicht mehr<br />

die Regierung von Schwaben für diese Menschen zuständig<br />

ist. Bringen Sie sich, der Verein FsF, hier ebenfalls<br />

mit ein?<br />

» Natürlich, soweit es eben möglich ist. Auch arbeiten<br />

wir mit dem Landratsamt zusammen. Jedoch können<br />

wir nicht alles stemmen, wir sind jetzt schon an unsere<br />

Grenzen gekommen. Unser Betreuungsgebiet wird<br />

sich auf den näheren Umkreis von Forst und <strong>Lindenberg</strong><br />

begrenzen. Und dazu brauchen wir dringend<br />

noch mehr Helfer. «<br />

Wie viele sind Sie momentan?<br />

» Beim letzten Treffen waren wir 14 Personen. Davon<br />

sind fünf bis sechs Personen auf Aktivposten,<br />

welche auch den Überblick haben. Die anderen sind<br />

abrufbereit z. B. für Fahrdienste zum Arzt, zu Behörden,<br />

Krankenkassen, Job-Center u.v.m. «<br />

Im „Der Westallgäuer“ bat Landrat Elmar Stegmann<br />

am 10. Oktober nochmals die Bevölkerung, leer stehenden<br />

Wohnraum für die neuen Flüchtlinge zur Verfügung<br />

zu stellen. Ist dies noch aktuell?<br />

» Ja – unbedingt!!! Fast die Hälfte der Bewohner<br />

von Forst dürfte ausziehen. Sie sind keine Asylbewerber<br />

mehr, sondern als Flüchtlinge mit einem vorläufigen<br />

Bleiberecht von zwei bis drei Jahren anerkannt.<br />

Und für die neuen Asylbewerber werden dringend<br />

Wohnungen gesucht, da die Gemeinschaftsunterkünfte<br />

in Lindau und Scheidegg voll belegt sind. Wir stehen den<br />

Vermietern zur Seite, wenn es Fragen oder Probleme mit<br />

ihren Mietern gibt. Der Verein wäre Ansprechpartner<br />

für beide und würde vermitteln und erklären. «<br />

Bei der Gründung des Vereins FsF haben Sie gesagt:<br />

„Wir haben es in der Hand, die Menschen spüren zu<br />

lassen, ihr seid angekommen.“ Was kann jeder von<br />

uns tun, um diesem Satz gerecht zu werden?<br />

» Sie brauchen Ansprechpartner, wenn sie nicht mehr<br />

weiter wissen, die sie beraten in Rechtsfragen, sie zum<br />

Arzt fahren. Menschen, die ihnen helfen bei den Kleinigkeiten<br />

des Alltags in einem für sie noch fremden<br />

Land, sie sozusagen an die Hand nehmen. Sie brauchen<br />

Menschen, die ihnen ehrenamtlich Deutsch beibringen.<br />

Wir können ihnen die Möglichkeit geben, an<br />

unserem Leben hier teilzunehmen, indem wir sie einladen,<br />

z. B. in Vereinen mitzumachen, bei Festen mitzufeiern.<br />

Sie wollen wahrgenommen werden, dazu<br />

gehören, sozusagen öffentlich auftreten. Gehen wir auf<br />

diese Menschen zu, reden wir mit ihnen, auch wenn<br />

es Sprachprobleme gibt. Lassen wir sie einfach „mit<br />

leben“ unter uns. Heißen wir sie willkommen. Solche<br />

Begegnungen können sehr bereichernd für uns sein. «<br />

<br />

<br />

Das Interview führte Christine Wagner

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