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Wunderwerk Wald - Tipps für Pflanzenfreunde - Bayern 1 - 16.11.2013

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<strong>Bayern</strong> 1 – <strong>Tipps</strong> <strong>für</strong> <strong>Pflanzenfreunde</strong> <strong>16.11.2013</strong><br />

Ach, du schöner bayerischer <strong>Wald</strong> …<br />

Laut Gesetz haben wir in Deutschland das Privileg, dass uns niemand den Zutritt zum <strong>Wald</strong><br />

verwehren darf. Was wir auch gerne nutzen, denn im <strong>Wald</strong> lässt es sich gut spazieren<br />

gehen, Sauerstoff tanken, Ruhe finden, Natur erleben. Letzteres mal mehr, mal weniger. Das<br />

kommt nämlich ganz darauf an, welchen <strong>Wald</strong> man vor sich hat.<br />

<strong>Wald</strong> ist nicht gleich <strong>Wald</strong><br />

Ein <strong>Wald</strong> ist viel mehr als bloß eine Ansammlung von Bäumen. Erst wenn Bäume so<br />

zahlreich und dicht beieinander stehen, dass sich dadurch ein <strong>Wald</strong>klima ergibt, spricht der<br />

Ökologe von einem <strong>Wald</strong>. Im <strong>Wald</strong> weht der Wind schwächer, ist die Sonneneinstrahlung<br />

geringer, ist die Luft kühler und feuchter als draußen auf dem Feld. Binsenweisheit, das<br />

merkt man schließlich. Ein Park mit locker angeordneten Bäumen ist demnach kein <strong>Wald</strong>.<br />

Zudem stellt ein <strong>Wald</strong> ein komplexes Ökosystem dar, in dem viele Lebewesen eine<br />

Gemeinschaft bilden.<br />

Land der Buchen<br />

Je nach Klima bilden sich unterschiedliche <strong>Wald</strong>formen heraus. In Deutschland wäre fast<br />

das gesamte Land von <strong>Wald</strong> bedeckt, wenn es den Menschen nicht gäbe. Und dieser <strong>Wald</strong><br />

würde vorwiegend, nämlich zu drei Vierteln, von einer Baumart geprägt: der Rotbuche.<br />

Buchenwälder sind eindrucksvolle Wälder. Mit ihren hohen, silbergrauen Stämmen und<br />

dichten Kronen erwecken sie den Eindruck von geheiligten Hallen, als sei man in einer<br />

gotischen Kirche.<br />

Mitteleuropa, Deutschland, aber speziell auch <strong>Bayern</strong> dürfen sich glücklich schätzen, solche<br />

auf der Welt einzigartigen Wälder zu haben. Die UNESCO hat die alten Buchenwälder ins<br />

Weltkulturerbe aufgenommen. In <strong>Bayern</strong> findet man solche alten Buchenwälder zum Beispiel<br />

im Steigerwald, im Spessart oder im Bayerischen <strong>Wald</strong>. Um sie in all ihrer Vielfalt, mitsamt<br />

den alten Bäumen, der bunten Pflanzenwelt, der besonderen Tiere und auch den Pilzen zu<br />

schützen, möchte man sogar einige dieser Wälder in Franken in einen Nationalpark<br />

aufnehmen.<br />

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Ist es nicht ein besonderes Erlebnis, durch einen Buchenwald zu spazieren? Jetzt im Herbst<br />

lichtet sich das Dach, die Blätter leuchten erst golden, später rot. Sie liegen als dicker, weich<br />

federnder Teppich am Boden. Es gibt Bäume jeden Alters zu bewundern, vom kleinen<br />

Sämling bis zum mächtigen Baumveteran. Dazwischen Esche, Ahorn, Eiche, Linde oder<br />

Tannen. Oft wimmelt es von Pilzen, darunter so ausgefallene Arten wie der Igelstachelbart.<br />

Ein Bilderbuch-, ein Märchenwald.<br />

Nutzwald<br />

Mehrheitlich sieht der <strong>Wald</strong> bei uns allerdings anders aus. Erst einmal ist die <strong>Wald</strong>fläche auf<br />

ein Drittel der ursprünglichen Fläche geschrumpft. Das heißt, nur noch 30 Prozent des<br />

Landes ist überhaupt von <strong>Wald</strong> bestanden. Laubwald ist davon wiederum nur noch ein<br />

Drittel, soll heißen, dass nur auf elf Prozent unseres Landes Laubwald steht und nur vier<br />

Prozent Buchen wachsen. Der Rest? Vorwiegend artenarmer Fichtenwald – ein Holzacker,<br />

wie ihn viele nennen.<br />

Wirtschaftswald folgt ganz anderen Grundsätzen als ein Naturwald. Hier sind alle Bäume<br />

gleichaltrig, weil zu gleicher Zeit gepflanzt. Sie stehen in Reih und Glied, Krone an Krone,<br />

alle gleich hoch. Und dürfen gar nicht in Würde alt werden. Fichten werden gewöhnlich<br />

schon nach 80 Jahren gefällt. Ein monotoner Fichtenwald, der nach Sturmkatastrophen und<br />

Borkenkäferplagen heutzutage zunehmend durch Mischwald ersetzt wird, wirkt abweisend,<br />

kalt und dunkel. Es gibt keine Lücken, durch die das Himmelsblau hindurch blitzt. Es gibt<br />

keinen Blütenreigen, wenn im Frühling durch kahles Geäst die Sonne den Boden wärmt. Es<br />

gibt keine Laubstreu, in der es vor Leben nur so wimmelt.<br />

„Willst du, dass deine Enkel fluchen, pflanze Buchen, Buchen, Buchen!“ heißt ein alter<br />

<strong>Wald</strong>bauernspruch. Anders als die schnellwüchsige Fichte werden Buchen erst nach 120 bis<br />

160 Jahren hiebreif. Schon deshalb haben <strong>Wald</strong>bauern und Forst auf schnellwüchsige<br />

Baumarten gesetzt, sind die Buchenwälder verdrängt worden. Alte Buchen gibt es nur noch<br />

wenige in unseren Wäldern, auf weniger als 0,3 Prozent der <strong>Wald</strong>fläche stehen Buchen, die<br />

mehr als 160 Jahre zählen. Umso mehr ein Grund, diese zu erhalten.<br />

Karin Greiner<br />

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