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Bayern nach der Landtagswahl - Bayerischer Rundfunk

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Manuskript<br />

Der <strong>Bayern</strong>kommentar<br />

Der starke Horst und die neue CSU<br />

Von Ernest Lang<br />

Redaktion Landespolitik<br />

Samstag, 21. September 2013<br />

11.50 Uhr in <strong>der</strong> <strong>Bayern</strong>chronik<br />

<strong>Bayern</strong> 2-Hörerservice<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Rundfunk</strong>, 80300 München<br />

Service-Nr.: 0 18 01 / 10 20 33 (Der Anruf<br />

kostet 4 Cent/Min. aus dem deutschen<br />

Festnetz / Mobilfunk max. 42 Cent/Min.)<br />

Fax: 089/5900-3862<br />

service@bayern2.de<br />

www.bayern2.de<br />

Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum<br />

privaten Gebrauch verwendet werden.<br />

Jede an<strong>der</strong>e Verwendung o<strong>der</strong> Veröffentlichung ist nur in Absprache<br />

mit dem Bayerischen <strong>Rundfunk</strong> möglich!<br />

© <strong>Bayerischer</strong> <strong>Rundfunk</strong> 2013<br />

Seite 1


Von diesem Gaul kommt er nicht mehr herunter: Wir bekommen ein Heimatministerium.<br />

Punkt. Auch wenn so manches Schwergewicht in <strong>der</strong> CSU deswegen die Augen rollt. Nach<br />

<strong>der</strong> gewonnenen Wahl muss Ministerpräsident Seehofer sein Versprechen einlösen. Aber<br />

welche Zuständigkeiten wird dieses Haus haben? Innenminister Herrmann, ein<br />

Schwergewicht im Kabinett, verzog bisher immer nur geschmerzt das Gesicht, wenn die<br />

Rede auf Seehofers weiß-blaues Traumministerium kam. Denn Heimat findet sich in <strong>der</strong><br />

Kommunalpolitik wie<strong>der</strong>. Die Zuständigkeit für die Städte, Landkreise und Gemeinden ist<br />

eine <strong>der</strong> Kernkompetenzen des Innenministers. Sie aus dem Ministerium herauszulösen,<br />

käme einer Revolution gleich. Heimat spiegelt sich aber auch in den Trachtenvereinen<br />

wi<strong>der</strong>, in den Blaskapellen und den Theatern. Zuständig hier: Das<br />

Wissenschaftsministerium. Heimat, das sind die Wirthäuser, Kirchen und die prächtige<br />

Landschaft – aber auch die Überalterung mancher Regionen, die Abwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jungen<br />

Leute. Das Arbeitsfeld <strong>der</strong> Landesplanung. Zuständig ist <strong>der</strong> Wirtschaftsminister. Zur<br />

Heimat gehört auch die Dorferneuerung. Zuständig: Das Landwirtschaftsministerium.<br />

Heimat – das ist ein emotionaler Begriff. In <strong>der</strong> praktischen Politik sind fast alle viele<br />

Ressorts irgendwie damit befasst. Wenn Seehofer diesem Ministerium nicht nur die<br />

Zuständigkeit für Folklore geben will, muss er aus an<strong>der</strong>en Ministerien wichtige Abteilungen<br />

herausschneiden. Und das wird den Betroffenen weh tun. Wesentlich sinnvoller ist es da<br />

schon, die Energiepolitik in einem eigenen Ministerium zu bündeln. Es ist vor allem bei <strong>der</strong><br />

Energiewende ist viel Sand ins Getriebe gekommen, weil in <strong>Bayern</strong> die Zuständigkeit und<br />

damit auch die Verantwortung auf mehrere Ministerien verteilt ist.<br />

Als Seehofer vor fünf Jahren die Berliner Bühne verließ, um als Notnagel das Amt des<br />

Ministerpräsidenten zu übernehmen, hatte er wenig Einblick in die Landespolitik. Deswegen<br />

musste er sich damals auf den Rat an<strong>der</strong>er verlassen. Das neue Kabinett wird seine<br />

Handschrift tragen. Durch einen an<strong>der</strong>en Ressortzuschnitt hat Seehofer die Chance, die<br />

Aufgaben im Kabinett so zu verteilen, dass aus <strong>der</strong> CSU tatsächlich die von ihm verkündete<br />

neue CSU wird. Das Personal für einen solchen Aufbruch drängt ohnehin <strong>nach</strong> vorne. In<br />

<strong>der</strong> Gruppe junger Abgeordneter, die vor fünf Jahren neu in den Landtag einzog, haben<br />

einige sehr rasch Profil gewonnen. Da Seehofer auf keinen Koalitionspartner Rücksicht<br />

nehmen muss, hat er bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Posten freie Hand. Und obwohl die Fraktion<br />

ihren Vorsitzenden selbst wählt, wird Seehofer auch diese Position mit jemanden besetzen,<br />

auf dessen Loyalität er sich hun<strong>der</strong>tprozentig verlassen kann. Denn die Aktionseinheit<br />

zwischen CSU-Fraktion und Staatsregierung funktioniert nur, wenn <strong>der</strong> Fraktionschef dem<br />

Ministerpräsidenten mit seiner Truppe im Landtag den Rücken frei hält. Deswegen ist es<br />

wahrscheinlicher, dass Seehofer den ehrgeizigen Sö<strong>der</strong> lieber in die Kabinettsdisziplin<br />

einbindet, als ihm die Fraktion als Spielwiese zu überlassen – mit <strong>der</strong> Möglichkeit des<br />

Fraktionschefs sich dadurch zu profilieren, dass gelegentlich die eigenen Minister und <strong>der</strong><br />

Ministerpräsident von einer selbstbewussten Fraktion gequält werden.<br />

Seehofer hat die CSU wie<strong>der</strong> zur absoluten Mehrheit geführt. Die Partei ist dafür dankbar<br />

und er hat freie Hand. Der Ministerpräsident entscheidet, wer welche Posten in <strong>der</strong><br />

Staatsregierung und in <strong>der</strong> CSU bekommt. Trifft er jetzt Fehlentscheidungen, dann legt er<br />

die Saat für eine Nie<strong>der</strong>lage bei <strong>der</strong> nächsten Wahl – so wie Stoiber <strong>nach</strong> seinem großen<br />

Sieg im Jahr 2003. Aber das weiß Seehofer auch. Es wird sich zeigen, ob seine Partei auf<br />

dem Teppich bleibt o<strong>der</strong> diejenigen das Bild <strong>der</strong> CSU dominieren, die jetzt vor lauter Kraft<br />

kaum laufen können. Denn das wäre keine neue CSU.<br />

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