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Die völkerrechtliche Haftung - MEK

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<strong>Die</strong> Frage, wie die Zurechnung bei solchen Handlungen<br />

vorkommen kann, wurde zuerst von Anzilotti geprüft. 2 Nach ihm<br />

gelten diese Handlungen, auch wenn sie ein völkerrechtlich<br />

geschütztes Interesse verletzen, nur für Privathandlungen. Ihre<br />

<strong>völkerrechtliche</strong> Wirkung ist die Begründung einer Verpflichtung<br />

für den Staat: der Staat muss diese Handlungen verhindern oder<br />

bestrafen. Erfüllt der Staat diese Verpflichtung, kann er nicht zur<br />

Verantwortung gezogen werden. <strong>Die</strong> <strong>Haftung</strong> tritt ein, wenn der<br />

Staat diese Verpflichtung nicht erfüllt. <strong>Die</strong> Rechtsgrundlage der<br />

<strong>Haftung</strong> ist aber in solchen Fällen nicht die territoriale oder<br />

persönliche Handlung, sondern das von bestimmten Staatsorganen<br />

begangene Unterlassen. <strong>Die</strong> Zurechnung ist bei diesem<br />

Unterlassen festzustellen.<br />

Strupp fügt noch zu, dass dieses Unterlassen schuldhaft<br />

(vorsätzlich oder fahrlässig) sein muss. 3<br />

Gegen diese Ansicht entwickelte sich eine andere Auffassung,<br />

deren Hauptvertreter Oppenheim ist. 4 Auch Oppenheim stellt fest,<br />

dass der Staat die völkerrechtswidrigen Handlungen seiner<br />

Angehörigen oder der auf seinem Gebiete sich aufhaltenden<br />

Personen verhindern oder bestrafen muss. <strong>Die</strong>se Forderung des<br />

Völkerrechts stellt aber den Staat vor besondere Schwierigkeiten.<br />

Es kann nicht erwartet werden, dass der Staat alle solche<br />

Handlungen schon in den Zeiten der Vorbereitung wahrnehme, in<br />

manchen Fällen auch, dass er sie bestrafe. Das staatliche Unterlassen<br />

kommt daher nicht in Betracht, sonst würde die <strong>Haftung</strong><br />

sehr oft von dem Staate überhaupt nicht getragen werden, obwohl<br />

das rechtsverletzende Ergebnis zustande gekommen ist. In<br />

solchen Fällen tritt daher eine stellvertretende <strong>Haftung</strong> ein. <strong>Die</strong><br />

stellvertretende <strong>Haftung</strong> tritt im Augenblick, wenn die Handlung<br />

begangen wurde, ipso facto ein. <strong>Die</strong> Zurechnung ist daher nicht<br />

notwendig. <strong>Die</strong> Folgen der stellvertretenden <strong>Haftung</strong> sind<br />

2 Anzilotti, S. 382. ff. Schön, S. 39.<br />

3 Strupp, Delikt, S. 102. ff. Règles, S. 564<br />

4 Oppenheim, S. 285.

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