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Ludwig Thoma Komödie in drei Akten Personen: Fritz ... - act-n-arts

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Frau Beermann: Das s<strong>in</strong>d prächtige Worte, und ich würde mich auch bedanken, wenn me<strong>in</strong> Junge so e<strong>in</strong> Tugendheld<br />

würde!<br />

Beermann: L<strong>in</strong>a, dir verbiete ich ganz e<strong>in</strong>fach, so was zu sagen.<br />

Frau Beermann: Wirklich?<br />

Beermann: Von Frau Lund weiß man, daß sie freigeistig ist, aber du brauchst dir das nicht anzugewöhnen.<br />

Frau Beermann: Ich nehme nicht so schnell Gewohnheiten an wie du.<br />

Hauser zu Beermann: Nur nicht aufregen! Sie müssen als Politiker erlauben, daß man se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung sagt.<br />

Wasner: Und dann sage ich als Lehrer der Jugend: ich wünsche von Herzen, sie möge auch fernerh<strong>in</strong>, und sie möge<br />

immer mehr ihre Ideale bei hochges<strong>in</strong>nten Männern suchen, und nicht <strong>in</strong> dunkeln Gassen!<br />

Bolland: Und nicht <strong>in</strong> dunkeln Gassen, me<strong>in</strong>e Damen!<br />

Frau Lund: Aber auch nicht dort, Herr Kommerzienrat, wo man dem natürlichen Empf<strong>in</strong>den das Schamtuch wegreißt und<br />

ihm jeden heimlichen Reiz nimmt.<br />

Wasner grimmig: Den Reiz wollen wir allerd<strong>in</strong>gs nehmen.<br />

Frau Lund: Sie verstehen es gut. In Ihren Versammlungen herrscht e<strong>in</strong> Ton, der alle Zartheit aus der Welt br<strong>in</strong>gt.<br />

Wasner: Es liegt nicht <strong>in</strong> unserm Volkscharakter, gewisse D<strong>in</strong>ge zu beschönigen.<br />

Frau Lund: Warum sagt man Volkscharakter für schlechte Manieren?<br />

Wasner: Weil es deutsch ist, e<strong>in</strong>e Sache beim rechten Namen zu nennen.<br />

Beermann aufstehend: Fangen wir lieber mit unseren Skat an! Wir kommen doch zu ke<strong>in</strong>em Resultat.<br />

Bolland: Weil eben hier zwei verschiedene Weltanschauungen aufe<strong>in</strong>anderstoßen.<br />

Beermann geht nach l<strong>in</strong>ks an den Spieltisch, holt aus der Schublade e<strong>in</strong> Spiel Karten und nimmt die Enveloppe ab.<br />

Beermann: Es ist immer das Alte. Man soll nicht mit Frauen streiten, weil man nie recht bekommt.<br />

Er setzt sich an den Spieltisch. Bolland ist aufgestanden und setzt sich neben ihn.<br />

Frau Lund lacht: Das war wieder recht aus dem Bürgerherzen gesprochen.<br />

Wasner: Ich möchte das Thema nicht noch e<strong>in</strong>mal berühren; aber wenn Sie vielleicht den E<strong>in</strong>druck gewonnen haben,<br />

daß ich <strong>in</strong> dieser Sache e<strong>in</strong>seitig urteile, so gebe ich Ihnen das sofort zu.<br />

Beermann ruft: Kommen Sie doch, Herr Professor!<br />

Wasner gegen den Spieltisch: Sofort. Zu den andern: Ich gebe es mit Stolz zu, daß ich e<strong>in</strong>seitig b<strong>in</strong>, denn für mich gibt<br />

es nur die e<strong>in</strong>e Frage: Wie nütze ich me<strong>in</strong>em Volke?<br />

Bolland ruft: Herr Professor!<br />

Wasner gegen den Spieltisch: Im Moment! Zu den andern: Das gibt für mich den Ausschlag. Das Mark unseres Volkes<br />

erhalten, und dar<strong>in</strong> weiß ich mich sicher gegen alle Sche<strong>in</strong>gründe; denn dieses Streben ist zum m<strong>in</strong>desten...<br />

Beermann laut: Aber lieber Wasner!<br />

Wasner unbeirrt fortfahrend. Denn dieses Streben ist zum m<strong>in</strong>desten national.<br />

Hauser: Wollen Sie nicht lieber Skat spielen?<br />

Wasner geht zum Spieltisch: Es erübrigt mir noch, um Entschuldigung zu bitten, falls ich etwas schroff gewesen se<strong>in</strong><br />

sollte. Setzt sich.<br />

Bolland: Sie geben, Herr Professor.<br />

Wasner mischt die Karten und spricht dabei: Für mich gibt es nur e<strong>in</strong> Ideal. Das Tacitus e<strong>in</strong>st bei unserm Volke gefunden<br />

hat. Quamquam severa illic matrimonia nec ullam morum partem magis laudaveris. Läßt abheben und gibt. Die eheliche<br />

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