Ludwig Thoma Komödie in drei Akten Personen: Fritz ... - act-n-arts
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Beermann: Wo? Wir haben nur <strong>in</strong> der Küche Feuer! Wenn ich es verstecke, muß ich immer wieder h<strong>in</strong>laufen und<br />
schauen, ob es noch da ist. Nur wenn ich es bei mir trage, fühle ich mich e<strong>in</strong> wenig sicher. Aber ich habe das Gefühl, als<br />
wenn es mir aus der Tasche herauswächst. Und der Polizei muß es doch fehlen!<br />
Hauser: Reißen Sie das Blatt heraus, auf dem Ihr Name steht, und schicken Sie es anonym zurück!<br />
Beermann: Das geht nicht; ich stehe zu oft dar<strong>in</strong>.<br />
Hauser: T...ja!<br />
Beermann: Was soll ich tun, wenn mich die Polizei nach dem Buch frägt?<br />
Hauser: Da gibt es nur e<strong>in</strong>s. Sie wissen nichts.<br />
Beermann: Aber es liegt auf der Hand, daß ich es habe!<br />
Hauser: Jetzt müssen Sie fest bleiben. Kriechen Sie um Gottes willen nicht auf den Leim, daß man durch e<strong>in</strong> Geständnis<br />
se<strong>in</strong>e Sache besser macht! Man hört e<strong>in</strong>e elektrische Kl<strong>in</strong>gel stark und anhaltend läuten.<br />
Beermann fährt erschrocken auf: Da! Haben Sie gehört?<br />
Hauser: Es wird e<strong>in</strong> Besuch se<strong>in</strong>.<br />
Beermann: Um die Zeit kommt ke<strong>in</strong> Besuch. Nimmt hastig das Tagebuch. Wo stecke ich das verdammte D<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>? Er<br />
zieht e<strong>in</strong>en Band aus dem Bücherregal und will das Tagebuch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>legen, zögert wieder und stellt den Band zurück.<br />
Herrgott, wo stecke ich's h<strong>in</strong>?<br />
Hauser: Geben Sie's mir! Beermann gibt es ihm, und Hauser steckt das Buch <strong>in</strong> die Brusttasche. Bei mir sucht's<br />
niemand.<br />
Beermann: Ich bitte, bleiben Sie bei mir!<br />
Hauser: Wenn Ihnen e<strong>in</strong> Gefallen damit geschieht. Aber Mann Gottes, nehmen Sie sich zusammen! Wenn jetzt wirklich<br />
die Polizei käme, Sie zittern ja! Es klopft.<br />
Beermann keuchend: Still! Es klopft noch e<strong>in</strong>mal Here<strong>in</strong>! Betty kommt von l<strong>in</strong>ks und gibt Herrn Beermann e<strong>in</strong>e<br />
Visitenkarte.<br />
Betty: Der Herr möchte Sie dr<strong>in</strong>gend sprechen.<br />
Beermann: nimmt mit zitternder Hand die Karte und liest vor: Professor Wasner. Er atmet hörbar auf, dann sagt er mit<br />
kräftiger Stimme: Ich lasse bitten. Betty ab.<br />
Beermann: So lebe ich seit sechs Stunden.<br />
Hauser gibt Beermann die Hand: Seien Sie stark, teurer Freund! Und wenn man wirklich an Sie kommt, dann lügen Sie<br />
darauf los! Talent haben Sie ja! Guten Abend! Ab nach l<strong>in</strong>ks. Unter der Türe stößt er auf Wasner, den er grüßt.<br />
Sechste Szene<br />
Wasner trägt e<strong>in</strong>e Peler<strong>in</strong>e; das rechte Ende malerisch um die l<strong>in</strong>ke Schulter geworfen. In der Hand hält er e<strong>in</strong>en großen<br />
Schlapphut. Das Haar hängt ihm <strong>in</strong> die Stirne; der blonde Bart wallt auf die Brust.<br />
Wasner: Ich komme <strong>in</strong> der merkwürdigsten Sache, <strong>in</strong> der jemals e<strong>in</strong> Mann zum andern gekommen ist.<br />
Beermann sehr nervös: Muß es heute se<strong>in</strong>, Herr Professor?<br />
Wasner: Die Umstände zw<strong>in</strong>gen mich, diese Frage zu bejahen.<br />
Beermann: Aber es ist schon so spät!<br />
Wasner: Ich gebe zu, daß die Stunde als ungeeignet ersche<strong>in</strong>en kann. Dessenungeachtet muß ich Sie bitten, mich<br />
anzuhören.<br />
Beermann setzt sich an den Schreibtisch und drückt e<strong>in</strong> Taschentuch an die Stirne. Wasner spricht stehend weiter.<br />
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