Ludwig Thoma Komödie in drei Akten Personen: Fritz ... - act-n-arts
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Hauteville: Nichts.<br />
Ströbel: Traurig genug, wenn sich wirklich mal e<strong>in</strong> halbwegs anständiger Mensch zu Ihnen verirrt hat.<br />
Hauteville: Er kann das nur bedauern, weil er gestört wurde.<br />
Ströbel geht rasch an se<strong>in</strong>en Schreibtisch und sperrt e<strong>in</strong>e Schublade auf: Übrigens müssen Sie nicht glauben, daß wir<br />
Ihre Geständnisse brauchen! Er holt e<strong>in</strong> broschiertes Heft hervor, das die Form e<strong>in</strong>es ziemlich starken Schulheftes hat,<br />
und hält es triumphierend <strong>in</strong> die Höhe. Da! kennen Sie das?<br />
Hauteville ruhig; ohne Spur von Überraschung: Es sieht aus wie me<strong>in</strong> Tagebuch.<br />
Ströbel: Es ist Ihr Buch.<br />
Hauteville sehr ruhig: Der Schreibtisch war versperrt.<br />
Ströbel: Und ist aufgebrochen worden. Na? Was ist jetzt mit Ihrer Diskretion?<br />
Hauteville zuckt die Achseln: Ich habe sie gewahrt. E<strong>in</strong>en feuerfesten Geldschrank habe ich nicht.<br />
Ströbel höhnisch: Wollen Sie mir vielleicht den Namen zeigen? Hm?<br />
Hauteville: Welchen Namen?<br />
Ströbel: Den Herrn im Kleiderschrank.<br />
Hauteville lacht: Der steht wahrhaftig nicht dar<strong>in</strong>.<br />
Ströbel: Lassen Sie die Ausreden!<br />
Hauteville: Es gibt Herren, die man nicht <strong>in</strong>s Fremdenbuch schreibt, wenn sie <strong>in</strong>kognito reisen.<br />
Ströbel e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich: Hochstetter, ich habe den E<strong>in</strong>druck, daß Sie nicht gerade dumm s<strong>in</strong>d. Und ich glaube, daß Sie auf<br />
Ihre Gäste, auf das Tagebuch zeigend, gerne Rücksicht nehmen. Wenn Sie mir den Namen nicht sagen, lade ich die<br />
ganze Gesellschaft vor.<br />
Hauteville zuckt die Achseln: Ich kann Sie nicht daran h<strong>in</strong>dern.<br />
Ströbel: Wo bleibt da Ihre anständige Ges<strong>in</strong>nung?<br />
Hauteville: Ich habe das Buch nicht ausgeliefert. Von mir hätten Sie es nie bekommen. Aber daß es der Kommissär im<br />
Schreibtisch gefunden hat, ist mir ganz lieb.<br />
Ströbel: Me<strong>in</strong>en Sie?<br />
Hauteville: Sonst hätte er am Ende den Kleiderschrank untersucht.<br />
Ströbel: Jetzt ist me<strong>in</strong>e Geduld zu Ende. Er drückt auf e<strong>in</strong>e Glocke, die auf se<strong>in</strong>em Schreibtische steht. Ich kenne ke<strong>in</strong>e<br />
Rücksicht mehr. E<strong>in</strong> Schutzmann tritt e<strong>in</strong>. Führen Sie die Person ab! Schutzmann ab mit Hauteville. Ströbel setzt sich,<br />
rückt se<strong>in</strong>en Stuhl heftig an den Schreibtisch, wirft das Tagebuch darauf, nimmt andere Bücher und schlägt sie auf die<br />
Tischplatte; dabei spricht er mit sich selbst: E<strong>in</strong>e solche Frechheit! Un-er-hört! Reisacher blickt ihm verstohlen zu und<br />
vergnügt sich an der Aufregung. Es klopft.<br />
Ströbel streng: Here<strong>in</strong>!<br />
Fünfte Szene<br />
Beermann kommt hastig von l<strong>in</strong>ks. Er atmet schwer, hat e<strong>in</strong> Taschentuch <strong>in</strong> der Hand, mit dem er sich häufig die Stirne<br />
trocknet: B<strong>in</strong> ich hier endlich im richtigen Bureau? Man schickt mich im ganzen Haus herum. Holt Atem. Hoffentlich b<strong>in</strong><br />
ich jetzt im richtigen Bureau?<br />
Ströbel: Was wollen Sie?<br />
Beermann: Entschuldigen Sie, ich muß mich verschnaufen. Zweimal war ich im dritten Stockwerk und wieder im<br />
Parterre. Der Herr Präsident schickt mich weg, ich soll <strong>in</strong>s Zimmer 147. Dort sagt man, ich muß <strong>in</strong>s Zimmer 174.<br />
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