Ludwig Thoma Komödie in drei Akten Personen: Fritz ... - act-n-arts
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Beermann: Stellen Sie sich me<strong>in</strong>e Situation vor! Ich weiß, daß ich dar<strong>in</strong> stehe; ich b<strong>in</strong> durch dieses verfluchte Buch<br />
e<strong>in</strong>fach ausgeliefert!<br />
Hauser: Ist es denn so sicher, daß Ihr Name dabei ist?<br />
Beermann laut: Ja!<br />
Hauser: Es wäre ja möglich, daß...<br />
Beermann: Es ist gar nichts möglich. Ich stehe dar<strong>in</strong>. Und da soll ich ruhig warten, wie ich ru<strong>in</strong>iert werde! Denn ich b<strong>in</strong><br />
ru<strong>in</strong>iert, wenn das bekannt wird. Denken Sie, ich als Kandidat für den Reichstag! Ich als Präsident des<br />
Sittlichkeitsvere<strong>in</strong>s. Das geht durch alle Zeitungen!<br />
Hauser: M-ja; es würde auffallen.<br />
Beermann aufspr<strong>in</strong>gend: Und dann die Folgen hier! In der Stadt! In der Familie! Ich b<strong>in</strong> ja e<strong>in</strong>fach erschossen! Herrgott,<br />
was habe ich mich geplagt, daß ich es diesem Menschen <strong>in</strong> der Polizei begreiflich mache, was er für e<strong>in</strong> Unheil anrichtet!<br />
Hauser erschrocken: Sie waren <strong>in</strong> der Polizei?<br />
Beermann: Natürlich war ich dort.<br />
Hauser: Und haben gebeichtet?<br />
Beermann: Ke<strong>in</strong>e Idee! Setzt sich wieder. Ich habe für die anderen geredet. Ich habe dem Menschen vorgestellt, daß er<br />
die konservativen Elemente bloßstellt, daß er den Staatsgedanken schädigt - aber! Schlägt mit der flachen Hand auf die<br />
Stirne. Da! das hat ja nur Paragraphen im Kopf!<br />
Hauser: Das Schreien hilft uns nicht, Beermann. Wir müssen ruhig überlegen. E<strong>in</strong>es ist zunächst wichtig. Noch ist das<br />
Buch nicht beim Staatsanwalt.<br />
Beermann: Ne<strong>in</strong>, da ist es nicht.<br />
Hauser: Und so lange es <strong>in</strong> der Polizei ist, gibt es Möglichkeiten.<br />
Beermann: In der Polizei ist es auch nicht.<br />
Hauser: Natürlich ist es dort. Wo soll es denn se<strong>in</strong>?<br />
Beermann auf se<strong>in</strong>e Brust deutend: Hier!<br />
Hauser verständnislos: Was?<br />
Beermann zieht das Tagebuch aus der Brusttasche und legt es auf den Rauchtisch: Hier ist es!<br />
Hauser: Das ist das berühmte Tagebuch der Frau Hauteville? Beermann nickt. Ja, wer hat Ihnen das gegeben?<br />
Beermann: Niemand. Ich hab' es mir genommen.<br />
Hauser: Ge...<br />
Beermann: ...stohlen.<br />
Hauser rückt se<strong>in</strong>en Stuhl zurück und bricht <strong>in</strong> lautes Gelächter aus: Das haben Sie getan? Lacht. Das... das ist flott!<br />
Jetzt habe ich Respekt vor Ihnen. Das hätt' ich Ihnen, weiß der Teufel, nicht zugetraut. Lacht und patscht sich auf die<br />
Knie.<br />
Beermann: Sie haben gut lachen, und ich schwitze vor Angst.<br />
Hauser: Zerstören Sie mir den E<strong>in</strong>druck nicht! Ich b<strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe daran, Sie zu bewundern. Lacht wieder. Ich muß Ihnen<br />
Abbitte leisten. Ich habe Sie für e<strong>in</strong>en schwabbeligen Bourgeois gehalten, und jetzt machen Sie das!<br />
Beermann: Geben Sie mir lieber e<strong>in</strong>en Rat! Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute ruhig, seit ich das Buch habe. Ich wollte es vernichten,<br />
aber wie? Wenn ich es zerreiße, kann man die Stücke f<strong>in</strong>den.<br />
Hauser: Verbrennen.<br />
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