29.12.2013 Aufrufe

Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd - entsteht die ...

Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd - entsteht die ...

Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd - entsteht die ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

264 K. Ammann<br />

3.1. 18. JAHRHUNDERT<br />

1 a: Ein Aufsatz von M. A. Cappeler (1751), Stadtphysicus in Luzern, den <strong>die</strong>ser in J. G. Altmanns „Versuch einer<br />

Historischen <strong>und</strong> Physischen Beschreibung der Helvetischen Eisbergen“ 1751 veröffentlichte, trägt den Titel: „Von den<br />

Gletschern auf dem Grimselberg, <strong>und</strong> denen alldorten sich befindenden Crystall-Gruben“. Er liefert <strong>für</strong> das<br />

Grimselgebiet Seite 141 wertvolle Hinweise:<br />

„....dass das Eis in den Tälern alle Jahre zunehme. Die angränzenden Wallisser, welche in <strong>die</strong>ser Gegend <strong>die</strong> Berge mit Vieh<br />

besetzen, beklagten sich sehr, wie das seit etwelcher Zeit <strong>die</strong> Eisberge so angewachsen <strong>und</strong> zugenommen, dass viele schöne <strong>und</strong> fette<br />

Wäyden, <strong>die</strong> sich in <strong>die</strong>sen Gegenden bef<strong>und</strong>en, nun mit Eis bedecket wären, <strong>und</strong> sie auch desswegen wären gezwungen gewesen,<br />

ihre Viehe-Hütten weiter zu setzen, <strong>und</strong> ich besinne mich an einen Umstand, den sie mir erzehlet, <strong>und</strong> der <strong>die</strong>ses bekräftiget; sie<br />

zeigten mir, wie an etwelchen Orten eine grosse Anzahl von den sogenannten Lerchenbäumen gestanden, <strong>die</strong> aber von dem<br />

anruckenden Eis wären umgestossen <strong>und</strong> endlich bedecket worden.“<br />

Schon damals wurde <strong>die</strong> Oberaaralp als einzige des heute bernischen Grimselgebietes seit mindestens 320 Jahren von<br />

Wallisern bestoßen. Die von Cappeler zitierten Walliser Hirten bezogen ihre Beschreibung somit eventuell auf <strong>die</strong><br />

Oberaaralp. Auch wenn dem nicht so wäre: <strong>die</strong> Aussagen der Hirten bleiben trotzdem wertvoll. Wir dürfen daraus<br />

entnehmen, daß damals eine Vorstoßbewegung <strong>die</strong> Aaregletscher erfaßt hatte, <strong>die</strong> zu Hochständen führte, wie sie seit<br />

längerer Zeit zum ersten Male wieder erreicht wurden. Cappeler mußte <strong>die</strong>se Reise bald nach der im Jahre 1719<br />

erfolgten Entdeckung der berühmten Kristallgruben am Zinggenstock NE-Hang (Koordinaten 663 370/156 750//2260<br />

m) durch <strong>die</strong> vier Brüder Moor unternommen haben:<br />

„...dass schon vor einer geraumen Zeit, da ich <strong>die</strong> grosse Crystallgrube an dem Grimselberg besucht....“ <strong>und</strong>: „Als ich vernommen,<br />

dass in dem Grimselberg eine grosse Crystallgrube wäre gef<strong>und</strong>en worden, in deren man eine grosse Menge von kleinen <strong>und</strong> grossen<br />

Stücken des zierlichsten Crystalles entdecket hätte, so entschlosse ich mich alsobald <strong>die</strong>se Reise zu unternehmen....“<br />

Wir können also als Zeitpunkt der Überlieferung der Aussagen <strong>die</strong>ser Walliser Hirten an Cappeler <strong>die</strong> Jahre nach 1720<br />

annehmen. Es ist sinnlos, sich genauer festlegen zu wollen, müssen wir doch auch bedenken, daß besagte Kristallgrube<br />

von der „Zinggischen Societet“ bis ins Jahr 1737 ausgebeutet wurde (Stalder, 1964). Es folgt aus dem allem, daß ein<br />

erster Bericht zu einem großen Vorstoß der Aaregletscher auf ein Datum vor 1720 hinweist.<br />

1 b: Eine weitere Quelle aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert stellen <strong>die</strong> Reisebeschreibungen von H.-B. de Saussure (1786) dar. Im<br />

Band 3 der Ausgabe von 1786 beschreibt er ausführlich eine Exkursion vom 10. bis 11. Juli 1783 in <strong>die</strong> Oberaar. Im<br />

Paragraphen 1700, S. 266 schreibt er beim Anblick des Oberaargletschers:<br />

„On a fait des peintures effrayantes des abords de ce glacier; cependant rien ne m'eut été plus facile que de décendre dans une plaine<br />

caillouteuse qui me séparoit de son pied, & de remonter de là sur ce même glacier ; mais cette marche ne me promettoit rien d'interessant.<br />

“<br />

Nach dem Sprachverständnis jener Zeit zu urteilen, hatte de Saussure wohl mit dem Wort „peintures“ auf bloße<br />

(mündliche ?) Beschreibungen <strong>die</strong>ses Gletschers hinweisen wollen. Jedenfalls ergaben Nachforschungen in der<br />

Bibliothèque Publique et Universitaire in Genf, wo der Nachlaß de Saussures aufbewahrt wird, keine näheren Hinweise,<br />

namentlich auch nicht <strong>die</strong> drei Manuskripte (Bleistiftnotizen, 1. Niederschrift: Notes de voyage <strong>und</strong> Reinschrift) zu den<br />

Voyages dans les Alpes.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!