Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd - entsteht die ...
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280 K. Ammann<br />
Sicher trifft Kinzl das richtige Alter <strong>für</strong> den Wall 1 <strong>und</strong> reflektiert auch über den unterschiedlichen Besiedlungszustand<br />
<strong>die</strong>ses Walles.<br />
Anhangweise sei erwähnt, daß sich <strong>die</strong> bisher angeführten brauchbaren Quellen aus einem grösseren gesichteten<br />
Material herauskristallisierten: So konnten verschiedene Quellen nicht oder noch nicht zur genaueren Auswertung<br />
herangezogen werden, weil sie entweder zu vage oder vorläufig zu wenig genau datiert sind. Drei Beispiele seien<br />
angeführt:<br />
1. F. W. Delkeskamp (1794-1872) schuf 1830-1835 ( ? ) neun Blätter eines „Malerischen Reliefs des klassischen<br />
Bodens der Schweiz“. Nach der Natur aufgenommen, gezeichnet <strong>und</strong> ra<strong>die</strong>rt von F. W. D. In Aquatinta vollendet von<br />
Franz Hegi <strong>und</strong> J. G. Spörlin. Durch <strong>die</strong> schwierige Vogelschauperspektive etwas verzerrt, ist der Oberaargletscher<br />
übertrieben gross gezeichnet. Nähme man <strong>die</strong> gestochen scharfe Darstellung des Oberaargletschers <strong>für</strong> richtig, hätte er<br />
damals ein Stadium erreicht, das <strong>die</strong> Zungenspitze weit östlich über den Fuß des grossen Sidelhornes hinausgeführt<br />
hätte. Dagegen sprechen aber schon <strong>die</strong> geomorphologischen Bef<strong>und</strong>e. Zahlreiche Originalskizzen zu <strong>die</strong>sem Werk <strong>und</strong><br />
vor allem zu einer späteren, unvollendet gebliebenen Ausgabe eines „Malerischen Reliefs der Schweizer- <strong>und</strong><br />
angrenzenden Alpen“ befinden sich in Privatsammlungen in Bern <strong>und</strong> in St. Gallen, es fanden sich aber hier wie dort<br />
keine Darstellungen des Oberaargletschers.<br />
2. Johann Rudolf Dill (1808-1848) hinterliess ein lithographiertes, <strong>und</strong>atiertes Panorama vom kleinen Sidelhorn aus.<br />
Es dürfte schätzungsweise einen sehr hohen Gletscherstand wiedergeben <strong>und</strong> somit aus den 1840er Jahren stammen<br />
(Kartensammlung der Zentralbibliothek Zürich).<br />
3. Franz Schmid (1796-1851) zeichnete ebenfalls vom kleinen Sidelhorn aus ein Panorama, von dem <strong>und</strong>atierte,<br />
handkolorierte <strong>und</strong> nichtkolorierte Lithographien existieren. Dieser bedeutende Panoramist betonte stark <strong>die</strong><br />
Vogelschauperspektive, dadurch wirkt der Oberaargletscher langgestreckt <strong>und</strong> mächtig. Schmid dürfte aber, auch wenn<br />
man <strong>die</strong> perspektivische Übertreibung in Rechnung stellt, dennoch ein grosses Stadium des Oberaargletschers<br />
festgehalten haben, eventuell markierte er durch eine Doppellinie ein kleines Gletschervorfeld, was auf einen bereits<br />
erfolgten Rückzug nach dem Vorstoss um 1840 hindeuten würde (Bibliothek des SAC Bern <strong>und</strong> Zentralbibliothek<br />
Zürich). VgI. auch A. Heim (1915) <strong>und</strong> Maurer (1915).<br />
4. ZUSAMMENFASSUNG DER BISHER BEKANNTGEWORDENEN<br />
HISTORISCHEN SCHWANKUNGEN DES OBERAARGLETSCHERS<br />
Vgl. dazu <strong>die</strong> Tabelle Abb. 19, in der <strong>die</strong> Interpretation der Quellen aus Kapitel 3 grafisch zusammengefasst wurden:<br />
vor 1720<br />
seit mindestens einigen Jahrh<strong>und</strong>erten wenigstens in seiner Endphase Maximal<br />
vortoss ( ? ). Höchstens bis etwa zu den heutigen Wällen 3 (ev. bis 2)<br />
reichend.Vermutlich Bildung der Wälle Wa <strong>und</strong> Wb.<br />
? bis 1783 bis ? Rückzug unbekannten Ausmaßes ?<br />
1786-1789 relativ niedriger Gletscherstand: Zungenende im Bereich zwischen den heutigen<br />
Wällen 4 <strong>und</strong> 3, eventuell näher 3<br />
1806 relativ niedriger Gletscherstand<br />
? bis 1828/29 bis (ununterbrochene ?) Vorstoßperiode. Spätestens einige 1835 bis 1838/39 Jahre vor<br />
1828 Maximalvorstoß seit längerer Zeit. Vorläufiger Halt des Vorstoßes 1839/40.<br />
Einige Jahre vor 1828: Zerstörung der Wälle Wa <strong>und</strong> Wb.