Gemeindebrief Version 1 - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

Römische Bindungen
Am 24. Juni 2012, am Johannistag, nahmen mein Mann und ich an einem
sehr lebendigen und eindrucksvollen Gottesdienst der evangelischlutherischen
Gemeinde Rom in der Christuskirche teil. Im Anschluss folgten
wir der Einladung in den Pfarrgarten, fühlten uns angenommen in diesem
Kreis und führten vielfältige Gespräche.
Warum waren wir in diesen warmen Sommertagen aus dem heimatlichen
Marburg nach Rom gereist? Ich hatte diesen Ort gewählt, um hier meinen
70. Geburtstag zu feiern.
Denn meinen Mann und mich bindet so vieles an diese Stadt, geistige
Interessen, berufliche Tätigkeiten. Und am Anfang stand ein gemeinsames
Studienjahr an der römischen Universität La Sapienza 1963/64. Aus dieser
Zeit stammt auch die erste Begegnung mit der Kirche und Gemeinde der
Christuskirche.
Damals hätten wir auch einen Schriftsteller und Dichter kennenlernen
können, der, im moselländischen Dhrontal geboren, nach den
entbehrungsreichen Jahren in Positano, den Jahren des Erfolgs in Unkel am
Rhein, seit 1961 in Rom wohnte: Stefan Andres. Doch diese Beziehung
entstand erst später, als ich im Zusammenhang mit kirchengeschichtlichen
Studien auf den Roman hingewiesen wurde, in dessen Mittelpunkt Andres
den Literaten und christlichen Bischof Synesios von Kyrene gestellt hatte.
Diese faszinierende Gestalt der Spätantike beschäftigte Andres schon lange
Jahre, bis er Wege der Darstellung fand und sich ganz dieser Arbeit widmen
konnte. 1970 starb Andres im Zusammenhang mit einer Operation; der
Roman erschien im folgenden Jahr unter dem Titel „Die Versuchung des
Synesios“. Die italienische Übersetzung „La tentazione di Sinesio“ folgte
1993.
Rom als Zentrum europäischer Kultur war der bewusst gewählte Ort für
den Christen, Europäer und Weltbürger Stefan Andres, hier hat er Leben
und Werk vollenden dürfen.
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