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Gemeindebrief - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

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Evangelisch-<br />

Lutherische<br />

Geme<strong>in</strong>de Rom<br />

<strong>Geme<strong>in</strong>debrief</strong><br />

Dezember-Januar-Februar 2012/13<br />

Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong> gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und e<strong>in</strong> gutes neues Jahr!


„Mache dich auf und werde licht;<br />

denn de<strong>in</strong> Licht kommt“ (Jes 60,1)<br />

Weihnachten bewegt die Menschen – zunächst Maria und Josef, die aus<br />

Nazareth aufbrechen und nach Bethlehem gehen; dann die Hirten auf dem<br />

Felde, die durch die Verkündigung der Engel <strong>in</strong> Bewegung gesetzt werden<br />

und mitten <strong>in</strong> der Nacht zum Stall laufen, und schließlich die Heiligen Drei<br />

Könige, die e<strong>in</strong>en ganz besonderen Stern am Himmel entdecken und sich<br />

von ihm den Weg zu dem neuen König zeigen lassen.<br />

Weihnachten bewegt die Menschen – der Düsseldorfer Maler Peter Janssen<br />

(1844-1908) hat diese Weihnachts-Bewegung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großformatigen<br />

Ölbild gemalt. Die drei Könige sitzen <strong>in</strong> ihren prunkvollen Kleidern auf<br />

ihren Pferden und blicken zum Himmel. Der Sternenschweif lässt nur<br />

erahnen, was sie sehen. Aber deutlich ist: Der helle Glanz des Lichtes <strong>in</strong> der<br />

Ferne zieht die drei <strong>in</strong> den Bann und zeigt ihnen die Richtung ihrer Reise.<br />

Das Besondere und Anregende <strong>in</strong> diesem Bild liegt dar<strong>in</strong>, dass die drei<br />

Könige nicht alle<strong>in</strong> unterwegs s<strong>in</strong>d. Im Gegenteil. Viele Menschen folgen<br />

ihnen. Auch sie haben erkannt, dass dieser Stern e<strong>in</strong>e tiefere Bedeutung hat,<br />

dass er ihnen e<strong>in</strong>en verheißungsvollen Weg weist.<br />

Peter Janssen hat die Leute – ihre Kleidung, ihre Gestik und Mimik –<br />

detailliert dargestellt. Das Gemälde lädt dazu e<strong>in</strong>, genauer auf die Menschen<br />

zuschauen und wahrzunehmen, was sie beim Sehen des Sternes bewegt.<br />

Weihnachten bewegt die Menschen - Da s<strong>in</strong>d zum Beispiel gleich h<strong>in</strong>ter den<br />

drei Königen zwei Mönche mit ihren braunen Kapuzen zu erkennen. E<strong>in</strong>er<br />

von ihnen hält sich die Augen zu, sche<strong>in</strong>t den Lichtglanz nicht ertragen zu<br />

können. Vielleicht spürt er die Heiligkeit, die von dem Licht ausgeht und<br />

hält sich nicht für würdig, dem Licht entgegen zu gehen.<br />

2


E<strong>in</strong> Handwerker <strong>in</strong> der Bildmitte mit se<strong>in</strong>er Schürze und dem Arbeitshemd<br />

dagegen kann es kaum fassen, was er sieht. Er schlägt die Hände zusammen,<br />

als wollte er sagen: „Endlich, endlich ist es soweit!“<br />

Wieder e<strong>in</strong> anderer mitten <strong>in</strong> der Menschenmenge hebt die Hände mit<br />

se<strong>in</strong>en Fesseln hoch, streckt sie dem Himmel entgegen und br<strong>in</strong>gt so se<strong>in</strong>e<br />

Sehnsucht nach Freiheit zum Ausdruck.<br />

E<strong>in</strong>ige Frauen gehen s<strong>in</strong>gend und betend den Weg umgeben von Armen,<br />

Alten und Kranken. Wer nicht kann, dem wird geholfen.<br />

Dem Stern nachfolgen – so möchte das Bild vielleicht sagen – das geht nur<br />

geme<strong>in</strong>sam und mite<strong>in</strong>ander!<br />

E<strong>in</strong> Mädchen an der Spitze des Zuges blickt zurück. Sie schaut uns direkt<br />

an und sche<strong>in</strong>t uns zurufen zu wollen: Steht auch Ihr auf, setzt Euch <strong>in</strong><br />

Bewegung, folgt mit uns dem Stern und lasst Euch zum neugeborenen<br />

König führen.<br />

„Mache dich auf und werde licht; denn de<strong>in</strong> Licht kommt“ - Genau darum geht es<br />

<strong>in</strong> der Adventszeit, dass wir uns von Gottes Kommen bewegen lassen und<br />

wie die Heiligen Drei Könige und die Menschen <strong>in</strong> dem Gemälde von Peter<br />

Janssen dem Stern folgen, der uns den Weg zum Stall von Bethlehem weist.<br />

Wo wir das tun, da wird aus der äußeren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Bewegung, da gel<strong>in</strong>gt<br />

der Wechsel vom Rennen zur Ruhe, vom Tun zum Lassen, vom Planen<br />

zum Meditieren. Wo wir diesem Stern folgen, da kommen wir am Heiligen<br />

Abend tatsächlich im Stall von Bethlehem an und werden dort das Licht<br />

f<strong>in</strong>den, dass „der Welt e<strong>in</strong> neuen Sche<strong>in</strong> gibt und uns zu K<strong>in</strong>dern des Lichts<br />

macht“ (Mart<strong>in</strong> Luther).<br />

Möge Weihnachten Sie <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne bewegen! Und möge es für Sie e<strong>in</strong><br />

gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> gutes Neues Jahr.<br />

Ihr Pfarrer Dr. Jens-Mart<strong>in</strong> Kruse<br />

3


Aus dem Geme<strong>in</strong>deleben<br />

Manchmal ist das Geme<strong>in</strong>deleben voller Überraschungen. So erhielten wir<br />

<strong>in</strong> diesen Tagen folgenden Brief aus Dänemark:<br />

„Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

anbei sende ich Ihnen e<strong>in</strong> Buch aus dem Bestand Ihrer Bibliothek zurück, welches me<strong>in</strong>e<br />

Mutter im Rahmen ihrer Dissertation <strong>in</strong> den 1960er Jahren bei e<strong>in</strong>em Studienaufenthalt<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de versehentlich vergaß, zurück zu stellen. Beim Aufräumen ihrer<br />

Wohnung fand sich das Exemplar nun wieder und ich hoffe, dass es se<strong>in</strong>en rechten Platz<br />

<strong>in</strong> Ihren Regalen baldmöglichst wieder f<strong>in</strong>den wird. Ich bitte dabei stellvertretend, die<br />

überschrittene Leihfrist von etwa 45 Jahren mit Nachsicht zu behandeln und verbleibe<br />

mit herzlichen Grüßen aus Dänemark“ .<br />

Bei dem nun wieder vorhandenen Buch handelt es sich um e<strong>in</strong> Exemplar<br />

der „Liturgie wie sie als Nachtrag zur Kirchen-Agende des Jahres 1822<br />

zum Gebrauch für die Königlich Preußische evangelische Gesandtschafts-<br />

Kapelle zu Rom bewilligt worden ist“, die im Jahr 1828 erschienen ist. Wir<br />

danken dem Sohn für die ehrliche Rücksendung, wundern uns über die<br />

lange Ausleihe und freuen uns sehr, dass dieses für unsere Geme<strong>in</strong>de so<br />

wertvolle und wichtige Buch nun wieder <strong>in</strong> unserer Bibliothek steht.<br />

Nicht so überraschend wie diese Post, aber auch nicht selbstverständlich,<br />

sondern überaus erfreulich ist es, dass unser Geme<strong>in</strong>deleben nach der<br />

Sommerpause wieder mit e<strong>in</strong>er Vielzahl schöner Gottesdienste und<br />

Veranstaltungen gestartet ist.<br />

Alle Geme<strong>in</strong>degruppe haben wieder begonnen. Neue Menschen s<strong>in</strong>d dazu<br />

gekommen, über die wir uns genauso freuen wie über die seit vielen Jahren<br />

vertrauten Gesichter. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe von drei Konfirmanden hat sich<br />

gebildet und ist nun fleißig und mit viel Elan auf dem Weg zur<br />

Konfirmation. Die Nachbarschaften treffen sich wieder und diskutieren<br />

angeregt über <strong>in</strong>teressante Themen. Die italienisch-sprachige Gruppe ist<br />

mit der <strong>in</strong>tensiven Lektüre von Luthers Schrift „Von der Freiheit e<strong>in</strong>es<br />

Christenmenschen“ beschäftigt.<br />

Presse, Rundfunk und Fernsehen nehmen von unserem Geme<strong>in</strong>deleben<br />

Kenntnis und fragen nach unser Sicht der Ökumene. Der Chor probt<br />

4


fleißig und hat sich wie immer e<strong>in</strong> anspruchsvolles Programm<br />

vorgenommen. Im Frauenvere<strong>in</strong> haben bald die Vorbereitungen für den<br />

Basar begonnen. E<strong>in</strong>e Jugendgruppe ist im Entstehen. Die Teams vom<br />

Obdachlosen-Frühstück und vom Orsacchiotto s<strong>in</strong>d stark engagiert. Die<br />

Zahl der K<strong>in</strong>der, die am K<strong>in</strong>dergottesdienst teilnehmen, wächst und<br />

wächst... und wir feiern viel festliche und fröhliche Gottesdienste.<br />

Wie den Begrüßungsgottesdienst<br />

am 15. September zum Thema<br />

„Me<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gslied im<br />

Gesangbuch“.<br />

Die Kantorei Marienfelde/ Berl<strong>in</strong><br />

hat den Gottesdienst musikalisch<br />

mitgestaltet und dank des Kantors<br />

Herrn Seifried haben wir die<br />

Liebl<strong>in</strong>gslieder nicht nur sichtbar<br />

gemacht, sondern auch auswendig<br />

mite<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>gen können.<br />

E<strong>in</strong>en Sonntag später war Professor Dr. Zimmerl<strong>in</strong>g aus Leipzig bei uns<br />

im Gottesdienst zu Gast und hat e<strong>in</strong>e<br />

anregende Predigt über Dietrich<br />

Bonhoeffer und se<strong>in</strong> Lied „Von guten<br />

Mächten“ gehalten.<br />

Beim Familiengottesdienst zum<br />

Erntedankfest haben wir den Schatz<br />

entdeckt, der im Senfkorn verborgen<br />

liegt, im großen Kreis mite<strong>in</strong>ander<br />

Abendmahl gefeiert und im Anschluss<br />

an den Gottesdienst die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

beim Suppenessen fortgesetzt. Alles<br />

war so gut organisiert und vorbereitet,<br />

dass auch drei überraschenderweise<br />

anwesende Gästegruppen satt<br />

geworden s<strong>in</strong>d.<br />

5


E<strong>in</strong> besonders e<strong>in</strong>drückliches Ereignis war der zweite ELKI-Kirchentag,<br />

der vom 12.-14. Oktober zum Thema „Reformation und Musik“ <strong>in</strong> Rom<br />

stattgefunden hat. Nach dem Abend der Begegnung am Freitag und dem<br />

<strong>in</strong>tensiven Probentag mit dem Kirchenmusiker Jochen Arnold<br />

(Hildesheim) am Sonnabend gab es dann am Abend die erste Nacht der<br />

Kirchenmusik <strong>in</strong> unserer Christuskirche – e<strong>in</strong>e Art Mit-mach-Konzert,<br />

dessen Programm aus dem Angebot der Workshops erwachsen ist. So<br />

wurde sehr schön deutlich, welche Begabungen <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d und wie viel möglich ist, wenn wir unsere Fähigkeiten<br />

zusammenbr<strong>in</strong>gen.<br />

Zum Abschluss des<br />

E L K I - K i r c h e n t a g e s<br />

haben wir e<strong>in</strong>en großen<br />

Festgottesdienst mit viel<br />

Musik gefeiert. Bischof<br />

Gerhard Ulrich<br />

(Schleswig), der extra für<br />

uns e<strong>in</strong>e Reise nach<br />

Slowenien unterbrochen<br />

hatte und mit se<strong>in</strong>er Frau<br />

nach Rom gekommen<br />

war, erfreute alle mit<br />

se<strong>in</strong>er lebendigen und sehr gehaltvollen Predigt zur Bedeutung des S<strong>in</strong>gens.<br />

Im Mittelpunkt unseres Geme<strong>in</strong>detages<br />

am 26. Oktober stand e<strong>in</strong> Vortrag von<br />

Professor Theodor Dieter vom Institut<br />

für Ökumenische Forschung des<br />

Lutherischen Weltbundes zur<br />

Bedeutung des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils aus evangelischer Sicht.<br />

Bei diesem <strong>in</strong>tellektuell sehr<br />

anspruchsvollen Vortrag, zu dem auch<br />

viele Freunde aus der Ökumene gekommen waren, wurde sehr deutlich,<br />

6


wie unsere Perspektive e<strong>in</strong>en wichtigen und notwendigen Beitrag zum<br />

ökumenischen Dialog mit der römisch-katholischen Kirche leisten kann.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Professor Dieter<br />

und Monsignore Türk vom<br />

E<strong>in</strong>heitsrat haben wir am<br />

Sonntag, den 28. Oktober 2012,<br />

unseren diesjährigen<br />

Gottesdienst<br />

zum<br />

Reformationsfest gefeiert – e<strong>in</strong><br />

wirklich bewegendes<br />

ökumenisches Erlebnis!<br />

Monsignore Türk legte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Predigt die Seligpreisungen Jesu aus und zeigte manche Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

im Verständnis der reformatorischen Theologie auf, die e<strong>in</strong>en Weg nach<br />

vorn eröffnen. Und unser Chor unter Leitung von Lorenzo Macrì<br />

bee<strong>in</strong>druckte durch Passagen aus Bachs Kantate „E<strong>in</strong> feste Burg“.<br />

Im Anschluss an diesen Gottesdienst entfaltete Livia Mazzanti das Thema<br />

des Tages <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr gut besuchten Orgel-Mat<strong>in</strong>ee <strong>in</strong> musikalischen<br />

Variationen zur Reformation. Am Abend war ich schließlich noch<br />

e<strong>in</strong>geladen, <strong>in</strong> der anglikanischen Kirche All Sa<strong>in</strong>ts aus Anlass des<br />

Kirchweihfestes zu predigen. E<strong>in</strong> wirklich ökumenischer Reformationstag!<br />

In diesen Kontext gehört auch die erneute E<strong>in</strong>ladung von Pater<br />

Hagenkord, dem Chefredakteur der deutschen Sektion von Radio Vaticana,<br />

die Sonntagsbetrachtungen im November zu halten. Ebenso der<br />

ökumenische Gottesdienst mit Kard<strong>in</strong>al Koch <strong>in</strong> der Kirche der<br />

Brigitt<strong>in</strong>en-Schwestern an der Piazza Farnese am 6. November <strong>in</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung daran, dass die schwedischen Lutheraner seit 40 Jahren ihre<br />

Gottesdienste <strong>in</strong> der Kathar<strong>in</strong>a-Kapelle feiern dürfen. Weiter e<strong>in</strong> Vortrag<br />

über Franziskus von Assisi, den ich auf E<strong>in</strong>ladung der Klarissenen im<br />

Kloster S. Urbano am 8. November gehalten habe. Wie auch e<strong>in</strong><br />

Abendessen zu dem Rektor Brandmayr und Kurat Heidenreich die<br />

Religionslehrer und den neuen Schulleiter der DSR,<br />

7


Dr. Michael Szewcyk, am 13. November e<strong>in</strong>geladen hatten. Alles kle<strong>in</strong>e<br />

Zeichen der gut funktionierende und lebendigen Ökumene <strong>in</strong> Rom.<br />

E<strong>in</strong>e wunderbare Überraschung war die zahlreiche Beteiligung von<br />

K<strong>in</strong>dern und ihren Eltern am Laternenumzug zum Mart<strong>in</strong>sfest. Gut 60<br />

K<strong>in</strong>der und 30 Erwachsene trafen sich am 16. November und zogen mit<br />

ihren Laternen von der Via Toscana über die Via Veneto – die Autofahrer<br />

im Abendverkehr waren so erfreut oder so erstaunt, das beim Überqueren<br />

der Straßen nicht e<strong>in</strong>mal gehupt wurde – <strong>in</strong> die Villa Borghese. Beim Largo<br />

di Siena wurde die Mart<strong>in</strong>slegende von K<strong>in</strong>dern gelesen, zwei Reiter der<br />

Carabienieri mit ihren Pferden ließen das historische Geschehen lebendig<br />

werden und e<strong>in</strong>e Vielzahl von Mart<strong>in</strong>sgänsen, die Randi Kle<strong>in</strong>jung selber<br />

gebacken hatte, wurden mite<strong>in</strong>ander geteilt. Der stimmungsvolle<br />

Laternenumzug klang mit e<strong>in</strong>em fröhlichen geme<strong>in</strong>samen Abendessen im<br />

Geme<strong>in</strong>desaal aus.<br />

Nun riecht es im Geme<strong>in</strong>dehaus wieder nach Tannengrün – e<strong>in</strong><br />

untrügliches Zeichen dafür, dass die Vorbereitung für unseren<br />

Geme<strong>in</strong>debasar beg<strong>in</strong>nt... und dann schon bald das neue Kirchenjahr mit<br />

der Advents- und Weihnachtszeit und den vielen schönen, anregenden<br />

und oft überraschenden Veranstaltungen und Gottesdiensten und<br />

Begegnungen <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de.<br />

Mit herzlichen Grüßen,<br />

Ihr Pfarrer Dr. Jens-Mart<strong>in</strong> Kruse<br />

8


Herzlichen Dank!<br />

Was macht eigentlich unseren Basar <strong>in</strong> jedem Jahr zu e<strong>in</strong>em so besonders<br />

schönen Ereignis? Jeder, der den Basar erlebt hat, wird da se<strong>in</strong>e eigene<br />

Antwort haben. Für mich gehört dazu <strong>in</strong> besonderer Weise der E<strong>in</strong>satz,<br />

die Begeisterung, die Liebe, mit der unser Basar vorbereitet wird.<br />

Immer wieder neu ist es bee<strong>in</strong>druckend zu erleben, wie viel Zeit, Arbeit,<br />

Spenden, Planungen, Sorgfalt und Kreativität jeder e<strong>in</strong>zelne für den Basar<br />

unserer Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong>vestiert.<br />

Vieles geschieht dabei weitgehend im Verborgenen, im Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

genauso wie zuhause <strong>in</strong> den Küchen und Kellern der Geme<strong>in</strong>demitglieder.<br />

Da werden Kuchen und Plätzchen gebacken, Marmelade e<strong>in</strong>gekocht, Berge<br />

von Bücherstapeln begutachtet, säckeweise Kleidung sortiert, K<strong>in</strong>derspiele<br />

auf ihre Vollständigkeit überprüft, altes Geschirr geputzt und Schmuck<br />

geschätzt, Kerzen verdrahtet und Adventskränze gebunden, dosenweise<br />

Erbsensuppe transportiert, Flugtickets gebucht und Unterkünfte reserviert,<br />

Brezeln bei der NATO <strong>in</strong> Neapel bestellt, Weißwürstchen und süßer Senf<br />

aus Deutschland geliefert, Weihnachtsgebäck verpackt und Sahne<br />

geschlagen, Konfirmanden und Jugendliche verkaufen Tombolalose,<br />

italienische Schulklassen erleben mit staunenden Blicken e<strong>in</strong> Stück<br />

deutsche Kultur mitten <strong>in</strong> Rom, die deutschen Botschaften und große<br />

Firmen wie Lufthansa und Mercedes Benz und das Hotel Victoria<br />

unterstützen uns großzügig und vieles, vieles mehr...<br />

Und <strong>in</strong> dem, was da entsteht, wächst und vertieft sich zugleich die<br />

Geme<strong>in</strong>schaft und das Mite<strong>in</strong>ander zwischen den Menschen unserer<br />

Geme<strong>in</strong>de. Manche haben sich lange nicht gesehen, wir tauschen uns aus,<br />

erzählen, was wir <strong>in</strong> der vergangenen Zeit erlebt haben und hören, wie es<br />

anderen ergangen ist.<br />

9


Spürbar wird, was nach Paulus e<strong>in</strong> Kennzeichnen der Geme<strong>in</strong>de Jesu ist<br />

„Es s<strong>in</strong>d verschiedene Gaben; aber es ist e<strong>in</strong> Geist.“ (1. Kor 12,4)<br />

Erfüllt von diesem Geist engagieren sich Menschen aus allen<br />

Geme<strong>in</strong>degruppen für<br />

unseren Basar, tragen und<br />

prägen ihn, vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> dem<br />

Ziel, dass unsere Gäste e<strong>in</strong><br />

schönes und attraktives<br />

Angebot vorf<strong>in</strong>den und so<br />

durch die E<strong>in</strong>nahmen die<br />

sozialen Aktivitäten unserer<br />

Geme<strong>in</strong>de weiter unterstützt<br />

werden können.<br />

10<br />

Dieses Engagement so vieler<br />

Menschen für unseren Basar<br />

ist bee<strong>in</strong>druckend und<br />

großartig!<br />

Durch jeden e<strong>in</strong>zelnen und<br />

durch die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

untere<strong>in</strong>ander ist wieder e<strong>in</strong><br />

wunderbarer Basar<br />

entstanden! Von ganzem Herzen möchten wir uns daher bei allen<br />

bedanken, die mit ihrem E<strong>in</strong>satz, ihren Spenden, ihrer Unterstützung, ihrer<br />

Freude, ihrer Tatkraft und ihrer Gelassenheit zum Gel<strong>in</strong>gen des Basars<br />

beigetragen haben. Sie geben unserer Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> wirklich schönes<br />

Gesicht!<br />

Am Mittwoch, den 12. Dezember 2012, s<strong>in</strong>d Sie alle ganz herzlich zum<br />

Dankeschön-Kaffee für den Basar und zur Weihnachtsfeier des<br />

Frauenvere<strong>in</strong>s um 16.00 Uhr im Geme<strong>in</strong>dehaus e<strong>in</strong>geladen.<br />

Pfarrer Dr. Kruse


Kulturtapete?<br />

- Über den Umgang mit Basar-Büchern<br />

Du könntest eigentlich me<strong>in</strong>e Aufgabe mal übernehmen, sagte mir bei<br />

ihrem Abschied aus Rom e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>, die jahrelang die Bücherabteilung<br />

unseres Basars organisiert hatte. Also übernahm ich, ahnungslos und<br />

zuversichtlich, und es war me<strong>in</strong> Glück, daß sich andere Freund<strong>in</strong>nen<br />

dazufanden, jede mit e<strong>in</strong>er speziellen Bücherbegabung. Lang ist das her,<br />

e<strong>in</strong> anregendes, gewichtiges (<strong>in</strong> Bücher-Kilos), melancholisches – und<br />

herzwärmendes Geschäft. Wir brauchten immer mehr Platz im Geme<strong>in</strong>de-<br />

Keller für immer mehr zunehmende Bücherstapel – und entwickelten<br />

immer weniger Skrupel im Entsorgen: Gut erhalten? Interessant? Liest das<br />

noch wer? Papiertonne?<br />

Schöne Funde gab es: die geliebten K<strong>in</strong>derbücher kehrten wieder. In<br />

altmodischer Fraktur gedruckt? Jedes vernünftige K<strong>in</strong>d heute hat doch<br />

schon e<strong>in</strong>mal versucht, Geheimschriften zu erf<strong>in</strong>den: Fraktur ist viel leichter<br />

herauszukriegen als jede Geheimschrift! Und nicht zu vergessen: e<strong>in</strong> Basar<br />

ist auch dazu gut, daß man mite<strong>in</strong>ander Sorgen und Freuden teile, sie<br />

mite<strong>in</strong>ander verarbeite. Was dann erwirtschaftet wird, geht <strong>in</strong> die Diakonie,<br />

Fall für Fall.<br />

Liegt es bei den Büchern daran, daß allmählich die Kultur des Lesens<br />

abnimmt zugunsten der Kultur des (Fern-)Sehens? Daß man sich bloß<br />

amüsieren, entspannen – aber nicht mehr er<strong>in</strong>nern mag? Die zahllosen<br />

Bücher wären am Ende nur noch Kulturtapete, nur hübsche altmodische<br />

Möbel an der Wand. E<strong>in</strong>mal gab es die vielen Taschenbücher auf<br />

angegilbten holzhaltigen Papieren der Nachkriegszeit, die damals große<br />

Literatur vermittelten – aber re<strong>in</strong> als Buch nicht lange dauern konnten.<br />

Nach vielen Jahren reiben wir uns nun die Augen: S<strong>in</strong>d jüngere Helfer <strong>in</strong><br />

Sicht? Was geschieht, wenn wir mal nicht mehr können? fragt sich so<br />

mancher: im Hilfsvere<strong>in</strong>, im Frauenvere<strong>in</strong>, ja selbst im<br />

Geme<strong>in</strong>devorstand, <strong>in</strong> der Synode – überall da, wo jetzt all die munteren<br />

Sechzig-, Siebzig-, Achtzigjährigen noch am Werk s<strong>in</strong>d.<br />

11


Bloßer Zeitvertreib – wie die vielgenannten frommen Strickkränzchen<br />

vergangener Jahrhunderte – ist das eigentlich nicht. ’Me<strong>in</strong>e Zeit gehört mir’,<br />

nur mir? In e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de kann man sich auf viele Arten betätigen, es<br />

muß nicht gerade im Bücherkeller se<strong>in</strong>. Aber der E<strong>in</strong>stieg wäre da nicht<br />

schlecht, und er nähme uns Älteren e<strong>in</strong>e große Last von den Schultern.<br />

Jüngere müssen natürlich ihre Familien- und Berufspflichten organisieren,<br />

das war früher vielleicht (?) anders. Aber wenn sich neue<br />

Geme<strong>in</strong>demitglieder <strong>in</strong> neuen diakonischen Aufgaben engagieren, dann<br />

müßte sich doch auch für die schon existierenden Aufgaben etwas tun<br />

lassen.<br />

In diesem Jahr haben wir mehr Bücher ausgeschieden als je zuvor. Das<br />

schlechte Gewissen sitzt uns dabei immer noch im Nacken. Unterdessen<br />

warten Unmengen neuer, aktueller Bücher auf ihre Leser. Es wäre schön,<br />

wenn sie, wenn wir dabei nicht alle<strong>in</strong> gelassen würden!<br />

Doris Esch<br />

12


Am Vorabend des Advent<br />

spiel mir das lied vom leben<br />

denn es kommt e<strong>in</strong> Schiff<br />

voller Hoffnung<br />

der himmel reißt auf<br />

und e<strong>in</strong>er sagt: siehe<br />

ich mache alles neu<br />

Leise summe ich vor mich h<strong>in</strong>, als ich auf den Dachboden steige. Schön ist<br />

es, nun wieder die altvertrauten Adventslieder im S<strong>in</strong>n zu haben. Noch ist<br />

es novemberlich kahl bei uns, doch nach den stillen Wochen hole ich heute<br />

die Kiste mit unserem Adventsschmuck herunter: Zuoberst liegt die kle<strong>in</strong>e<br />

schwedische Lucia, die ich nach e<strong>in</strong>em Konzert geschenkt bekam.<br />

Den hölzernen Adventskranz mit Elchen haben wir von e<strong>in</strong>em Urlaub <strong>in</strong><br />

Dänemark mitgebracht. Jedes Jahr zerbricht e<strong>in</strong> Geweih, und so richtig<br />

hübsch ist er eigentlich auch nicht. Doch me<strong>in</strong> Herz hängt an ihm, ich werde<br />

ihn noch e<strong>in</strong>mal flicken. Schon morgen kann dann die erste Kerze auf ihm<br />

leuchten.<br />

Vorsichtig nehme ich den schlichten Engel, den e<strong>in</strong> Freund gebastelt hat,<br />

aus se<strong>in</strong>em Karton. Jedes Stück schenkt mir Er<strong>in</strong>nerungen, jedes lässt die<br />

Vorfreude wachsen. 24 Tage Zeit. Weihnachten kann ich nicht schnell<br />

bestellen, nur erwarten. Und versuchen, <strong>in</strong> den Adventswochen weiter zu<br />

sehen und genauer h<strong>in</strong>zuhören als sonst. Mir nicht nur für die Erledigungen<br />

Zeit zu nehmen, sondern auch für die Verheißungen. Ich stelle den leeren<br />

Stall auf.<br />

Inken Christiansen<br />

Gedicht, Text und Bild s<strong>in</strong>d dem Kalender Der Andere Advent entnommen. Sie können ihn<br />

im Geme<strong>in</strong>debüro für 10,00 Euro erwerben.<br />

13


Unter dem Stern -<br />

Adventsandachten im Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

Wieder wollen wir die<br />

Adventszeit <strong>in</strong> unserer<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de ganz bewusst<br />

begehen und erleben.<br />

Den Weg durch diese Zeit weist<br />

uns der Stern, e<strong>in</strong> Herrnhuter<br />

Stern, unter dem wir uns an<br />

jedem Mittwoch <strong>in</strong> der<br />

Adventszeit (5.12., 12.12.,<br />

19.12.) um 18.30 Uhr im<br />

Geme<strong>in</strong>dehaus versammeln<br />

wollen, um dort für e<strong>in</strong> paar<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong>nezuhalten, e<strong>in</strong>en<br />

kurzen Text oder e<strong>in</strong> Gedicht<br />

zum Advent zu hören,<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> Lied zu s<strong>in</strong>gen,<br />

e<strong>in</strong> Gebet zu sprechen und uns<br />

auf Weihnachten zu freuen.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

14


Santa Lucia-Feier <strong>in</strong> der Christuskirche<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr feiert die Geme<strong>in</strong>de der schwedischen Lutheraner <strong>in</strong><br />

Rom wieder das traditionelle Lucia-Fest <strong>in</strong> unserer Kirche. Die Feier f<strong>in</strong>det<br />

am Sonnabend, den 8. Dezember 2012, um 18.00 Uhr <strong>in</strong> der<br />

Christuskirche (Via Sicilia 70) statt und unsere Geme<strong>in</strong>de ist herzlich<br />

e<strong>in</strong>geladen, daran teilzunehmen.<br />

Als Brauch <strong>in</strong> der Adventszeit ist das Luciafest vor allem <strong>in</strong> Schweden<br />

verbreitet. Zu diesem Fest gehört das Tragen von weißen Gewändern und<br />

Kerzen, der Verzehr von traditionellem Safrangebäck (lussekatter), das<br />

S<strong>in</strong>gen von Lucialiedern und die Wahl e<strong>in</strong>er örtlichen Lucia.<br />

Die Feierlichkeiten beg<strong>in</strong>nen meist am<br />

Morgen <strong>in</strong> der Familie und setzen sich <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dergärten, Schulen und am<br />

Arbeitsplatz fort. E<strong>in</strong> Mädchen, <strong>in</strong> der<br />

Familie traditionell die älteste Tochter,<br />

spielt die Lucia. Sie trägt e<strong>in</strong> weißes<br />

Gewand, e<strong>in</strong> rotes Band um die Taille<br />

und e<strong>in</strong>en Kranz mit Kerzen auf dem<br />

Kopf. Ihr folgen oft weitere Mädchen,<br />

die Kerzen <strong>in</strong> den Händen halten, sowie manchmal auch Sternenknaben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Prozession.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

15


Stadtspaziergänge<br />

In den Stadtspaziergängen br<strong>in</strong>gen uns ausgewiesene Kenner aus den<br />

wissenschaftlichen Instituten und Kirchen besondere Orte,<br />

Ausgrabungsstätten, Gebäude, Bilder etc. näher und erklären sie.<br />

Di, 4.12.<br />

„Vermeer – Il secolo d'oro dell'arte olandese“<br />

Besuch der Ausstellung <strong>in</strong> den Scuderie del Quir<strong>in</strong>ale<br />

mit Frau Dörte Schmidt<br />

17.30 Uhr<br />

E<strong>in</strong>tritt: 10.00 Euro<br />

Fr, 14.12. „Die Bibliotheca Hertziana“<br />

Besichtigung des Neubaus<br />

unter Leitung von Frau Brigitte Secchi<br />

Via Gregoriana, 28.<br />

15.00 Uhr<br />

16


Christmette am 24. Dezember 2012<br />

"Das ewig Licht geht da here<strong>in</strong>,<br />

gibt der Welt e<strong>in</strong>' neuen Sche<strong>in</strong>"<br />

(EG 23,4)<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr wollen wir<br />

wieder um 23.00 Uhr e<strong>in</strong>e<br />

Christmette <strong>in</strong> der Christuskirche<br />

feiern.<br />

E<strong>in</strong> Gottesdienst <strong>in</strong> italienischer<br />

Sprache mit dem Licht der Kerzen,<br />

viel Musik und Texten aus Bibel<br />

und Literatur zur Heiligen Nacht,<br />

dieser e<strong>in</strong>en, dieser besonderen<br />

Nacht, <strong>in</strong> der sich alles verändert<br />

hat und die heilig heißt, weil das<br />

Heil <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Krippe im<br />

Stall von Bethlehem Gestalt<br />

angenommen hat.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

17


Zum 1. Advent<br />

Zweitausend Jahre kommst du schon,<br />

Daß Fried und Freud auf Erden sei;<br />

Und immer geht de<strong>in</strong> Jahr vorbei,<br />

Und immer sprach die Welt dir Hohn.<br />

Spielt immer noch ihr altes Spiel,<br />

Dr<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er um den andern lost.<br />

Du gehst vorbei, blickst ernst und still<br />

Und sprichst und lächelst: „Seid getrost.<br />

Wenn F<strong>in</strong>sternis euch r<strong>in</strong>gs umstellt,<br />

Da jeder Steig und Stern gebricht:<br />

Noch führt e<strong>in</strong> Weg aus Licht <strong>in</strong> Licht.<br />

Ich b<strong>in</strong>s's. Ich überwand die Welt.“<br />

Rudolf Alexander Schröder<br />

18


XVIII Edizione del festival MUSICOMETA<br />

“Nel nome di Albert Schweitzer – ommagio al Gran Docteur”<br />

(con musiche di<br />

Johann Sebastian Bach e<br />

Mario Castelnuovo-Tedesco)<br />

all'<br />

organo – Livia Mazzanti<br />

Mercoledi 26 dicembre 2012,<br />

alle ore 21.00,<br />

<strong>Chiesa</strong> di Cristo,<br />

Via Sicilia 70.<br />

19


Johann Crüger (9. April 1598 – 23. Februar 1662)<br />

Manchmal beflügelt die Begegnung zweier Menschen ihr Können,<br />

motiviert sie zu gesteigerter Kreativität und führt sie zu produktiven<br />

Sternstunden. E<strong>in</strong>e solche Sternstunde kirchenmusikalischer Art liegt<br />

<strong>in</strong> dem Zusammentreffen von Johann Crüger und Paul Gerhardt im<br />

Berl<strong>in</strong> des 17. Jahrhunderts.<br />

Im Jahre 1657 wird der fünfzig jährige<br />

Gerhardt an die Nikolaikirche berufen.<br />

Dort ist Crüger, neun Jahre älter, schon<br />

seit 1622 als Kirchenmusiker tätig. Fünf<br />

Jahre der beruflichen Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d dem Kantor und dem Pfarrer<br />

geschenkt. Kennengelernt haben sie sich<br />

schon früher, vielleicht 1643, als Gerhardt<br />

wohl erstmalig nach Berl<strong>in</strong> kam. Doch<br />

wie kam der Musiker dazu, sich mit der<br />

Vertonung von Liedtexten e<strong>in</strong>en<br />

unvergänglichen Namen zu machen?<br />

Wie sah se<strong>in</strong> Lebensweg aus?<br />

Crüger wird <strong>in</strong> Groß Breesen im heutigen Guben geboren, das damals<br />

zu Böhmen gehört. Nach dem Besuch der Late<strong>in</strong>schule begibt er sich<br />

als 15-jähriger auf Wanderschaft. E<strong>in</strong> weiterh<strong>in</strong> lernender, suchender<br />

junger Mann, der se<strong>in</strong>e Berufung und se<strong>in</strong>en Beruf zu erspüren hat, so<br />

stelle ich mir Crüger wenige Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen<br />

Krieges vor. Sorau, Breslau, Olmütz (Jesuitenkolleg), Regensburg<br />

(»Poetenschule«) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Orte, an denen er sich aufhält.<br />

In der Stadt an der Donau begegnet er der modernen Musik<br />

Giovanni Gabrielis, dessen Schüler Paul Homberger Crügers Lehrer<br />

wird. Weiter zieht Crüger durch Österreich und Ungarn,<br />

20


wo er sich e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> Preßburg aufhält, durch Mähren und erneut durch<br />

Böhmen nach Freiberg <strong>in</strong> Sachsen.<br />

Zwei Jahre des Reisens liegen h<strong>in</strong>ter ihm, als er 1615 wohl erstmalig Berl<strong>in</strong><br />

betritt. Weitere Reisejahre folgen. Für e<strong>in</strong> Theologiestudium zieht er <strong>in</strong> die<br />

lutherische Hochburg Wittenberg. Se<strong>in</strong>e guten musikalischen Kenntnisse<br />

verschaffen ihm aber bereits 1622 die Berufung nach Berl<strong>in</strong>. Als Kantor an<br />

der Nicolaikirche ist er zugleich Lehrer, und zwar am landesweit berühmten<br />

Gymnasium Zum Grauen Kloster. Pädagogik und Kirchenmusik, auch<br />

heute e<strong>in</strong>e wieder neu bedachte Komb<strong>in</strong>ation für den Kantorenberuf.<br />

Gewichtige theoretische Schriften publiziert Crüger ebenso wie<br />

Kompositionen für die Praxis an St. Nicolai. ...<br />

Das Gesangbuch allerd<strong>in</strong>gs, das mit Crügers Namen unauslöschlich<br />

verbunden bleiben wird, ist die Praxis pietatis melica, die bis Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts fast fünfzig Auflagen erlebt. In ihr f<strong>in</strong>den sich nach und nach<br />

die über siebzig Melodien Crügers, unter anderem 'Wie soll ich dich<br />

empfangen', 'Auf, auf, me<strong>in</strong> Herz, mit Freuden', 'Schmücke dich, o liebe<br />

Seele', 'Nun danket all und br<strong>in</strong>get Ehr', 'Jesu, me<strong>in</strong>e Freude' und 'Lobet<br />

den Herren alle, die ihn ehren'.<br />

Crüger muss beliebt und anerkannt gewesen se<strong>in</strong>, der Stadt zugewandt, den<br />

Freuden des Lebens nicht abgeneigt, auch wenn die strengen Gesichtszüge,<br />

die wir <strong>in</strong> den Porträts sehen, wohl manche se<strong>in</strong>er 19 K<strong>in</strong>der von Zeit zu<br />

Zeit gefürchtet haben müssen. Der wahrsche<strong>in</strong>lich bedeutendste<br />

Melodienschöpfer des evangelischen Kirchenliedes seit der<br />

Reformationszeit stirbt 1662 im Alter von 63 Jahren und wird an se<strong>in</strong>em<br />

ehemaligen Wirkungsort, <strong>in</strong> der Nicolaikirche, bestattet.<br />

Christian F<strong>in</strong>ke (Kirchenmusiker, Berl<strong>in</strong>)<br />

(Quelle: EKD-Magaz<strong>in</strong> „Reformation und Musik“, S. 26)<br />

21


Römische Früchte zum „Jahr der Kirchenmusik“<br />

Im Rahmen der Lutherdekade wird im Jahr 2012 <strong>in</strong> den evangelischen<br />

Kirchen das Jahr der Kirchenmusik begangen, mit e<strong>in</strong>er Vielzahl an<br />

Konzerten, Ausstellungen und Publikationen. Dabei kam mehrmals die<br />

Sprache auf Rom, meist ohne dass der eigentliche Zusammenhang, nämlich<br />

mit der hiesigen evangelischen Geme<strong>in</strong>de, wahrgenommen wurde.<br />

Zuerst ist an Otto Nicolai (1810-1849) zu er<strong>in</strong>nern, den heute fast<br />

vergessenen Kirchenkomponisten, der höchstens noch durch se<strong>in</strong>e Oper<br />

„Die lustigen Weiber von W<strong>in</strong>dsor“ bekannt ist. Nicolais Karriere begann<br />

<strong>in</strong> Rom! Nach se<strong>in</strong>er Ausbildung an der S<strong>in</strong>g-Akademie zu Berl<strong>in</strong> und dem<br />

Kgl. Institut für Kirchenmusik hatte er 1834-1836 die Organistenstelle an<br />

der Gesandtschaftskapelle <strong>in</strong>ne.<br />

Der Gesandte Bunsen vermittelte ihm den Kontakt zur Sixt<strong>in</strong>ischen<br />

Kapelle und ihrem damals hochgerühmten Meister Giuseppe Ba<strong>in</strong>i, der<br />

ihm beim Studium der Werke Palestr<strong>in</strong>as und anderer Klassiker behilflich<br />

war.<br />

Diese Erfahrung setzte Nicolai sofort um, <strong>in</strong>dem er für die<br />

Gesandtschaftskapelle e<strong>in</strong>ige Psalmen vertonte. Se<strong>in</strong> persönliches und von<br />

ihm kommentiertes Exemplar der „Kapitol<strong>in</strong>ischen Liturgie“ von 1828 ist<br />

übrigens erhalten geblieben (Kopie <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>debibliothek).<br />

E<strong>in</strong>e schöne CD mit Psalmen, u.a. für die Friedenskirche <strong>in</strong> Potsdam<br />

komponiert, also für den königlichen Gönner auch der römischen Kapelle,<br />

ist dieses Jahr bei Carus erschienen und kenntnisreich kommentiert.<br />

Die wichtigste Ausstellung zum Jahr der Kirchenmusik wurde vom 22.<br />

April bis 23. September 2012 <strong>in</strong> den Franckeschen Stiftungen <strong>in</strong> Halle a.<br />

d. Saale gezeigt, wo e<strong>in</strong> weiter Bogen vom Spätmittelalter bis heute<br />

gespannt wurde.<br />

22


Unter den Gesangbüchern des 19. Jahrhunderts wurde Bunsens<br />

„Allgeme<strong>in</strong>es evangelisches Gesang- und Gebetbuch“ <strong>in</strong> der Auflage von<br />

1871 präsentiert und zwar als wichtiges „Modell e<strong>in</strong>es hymnologischen<br />

Reformwegs für den praktischen Gebrauch“ gewürdigt, aber es wird leider<br />

überhaupt nicht auf se<strong>in</strong>e Entstehungsumstände e<strong>in</strong>gegangen: Dass es<br />

nämlich <strong>in</strong> Rom unter unsäglichen Mühen entstand, weil alles Material,<br />

ältere deutsche Gesangbücher, per Diplomatenpost <strong>in</strong> das päpstliche Rom<br />

geschmuggelt werden musste.<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy wird natürlich ausführlich gewürdigt, auch<br />

se<strong>in</strong> Aufenthalt <strong>in</strong> der Ewigen Stadt 1831 erwähnt. Immerh<strong>in</strong> besuchte er<br />

auch das Kloster S. Maria del Popolo, „wo Luther gewohnt hat, und sich<br />

damals von dem tollen Treiben der Herren überzeugte“. Doch der<br />

Zusammenhang, dass nämlich Bunsen den jungen Musiker als Stipendiaten<br />

für se<strong>in</strong>e Kapelle eigens hergeholt hatte, bleibt verborgen.<br />

Dass ausgerechnet Rom e<strong>in</strong> wichtiger Ort für protestantische<br />

Kirchenmusik ist, ist e<strong>in</strong>e für viele überraschende Erkenntnis. Es wäre<br />

schön, wenn dies wirklich auch weith<strong>in</strong> zur Kenntnis genommen würde.<br />

Professor Dr. Jürgen Krüger<br />

- Cordula Timm-Hartmann (Hrsg.): „Weil sie die Seelen fröhlich macht<br />

…“. Protestantische Musikkultur seit Mart<strong>in</strong> Luther; Halle 2012<br />

- Otto Nicolai: Psalmen. Kammerchor Stuttgart, Leitung Frieder Bernius<br />

(CD mit Booklet); Carus 83.299<br />

23


Chor-Workshop vom 22-24. Februar 2013<br />

Vom 22.-24. Februar 2013 f<strong>in</strong>det<br />

im Geme<strong>in</strong>dehaus, Via Toscana<br />

wieder e<strong>in</strong> Chor-Workshop mit<br />

dem Kirchenmusikdirektor<br />

He<strong>in</strong>z-Hermann Grube aus<br />

Lübbecke/Westfalen statt.<br />

Der Workshop beg<strong>in</strong>nt am<br />

Freitagabend mit e<strong>in</strong>em<br />

Chorauftakt von 19.30-21.30 Uhr.<br />

Am Sonnabend werden wir den<br />

ganzen Tag von 9.30-18.00 Uhr<br />

zusammen se<strong>in</strong> – mit Mittagessen<br />

im Geme<strong>in</strong>desaal. Am Sonntag<br />

treffen wir uns um 9.00 Uhr zur<br />

Probe und gestalten dann den<br />

Gottesdienst mit.<br />

Die Teilnahme steht allen Interessierten <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb der<br />

Geme<strong>in</strong>de offen. Für die Planung des Mittagessens am Sonnabend ist es<br />

hilfreich, wenn Sie sich zum Chor-Workshop im Geme<strong>in</strong>debüro (Tel.<br />

06.4817519) anmelden.<br />

24


Konzert der Stille – Concerto del silenzio<br />

Musik – Sprache – Architektur – Stille<br />

In Ihrem Term<strong>in</strong>kalender bitte vormerken: Unsere Kirchengeme<strong>in</strong>de wird<br />

Anfang März 2013 e<strong>in</strong> ganz besonders anregendes und spannendes<br />

Kulturprojekt anbieten:<br />

Am 2. und 3. März 2013 wird erstmals <strong>in</strong> Italien das „Konzert der Stille“<br />

aufgeführt werden, dessen Konzeption von dem <strong>in</strong>ternational<br />

renommierten Komponisten und Flötisten Helge Burggrabe stammt.<br />

Bei dem „Konzert der Stille“ handelt es sich um e<strong>in</strong> Gesamtkunstwerk aus<br />

Licht, Rezitation und Musik. Auf der Suche nach unterschiedlichen Facetten<br />

der Stille verb<strong>in</strong>det das Konzertprogramm lyrische Texte mit der virtuosen<br />

Gregorianik e<strong>in</strong>er Hildegard von B<strong>in</strong>gen und mit neuen Kompositionen<br />

und Improvisationen von Helge Burggrabe.<br />

Ziel ist es, die Grenze zwischen Stille und Klang, aber auch die Fülle und<br />

Lebendigkeit von Stille erlebbar zu machen. Entdeckt werden soll e<strong>in</strong>e<br />

Stille, die mehr ist als nur die Abwesenheit von Geräuschen.<br />

Dabei kommt dem Raum e<strong>in</strong>e große Bedeutung zu: Die Künstler werden<br />

den gesamten Kirchenraum – das Pantheon und die Christuskirche – mit<br />

e<strong>in</strong>beziehen, ändern ihre Spielpositionen und ermöglichen so dem<br />

Publikum e<strong>in</strong> besonders akustisches Raumerleben.<br />

Die Architektursprache wird durch e<strong>in</strong>e dezent e<strong>in</strong>gesetzte Lichtkunst<br />

unterstützt, so dass auch auf visueller Ebene e<strong>in</strong>e Homage an die beiden<br />

Kirchenbauten entsteht, die ganz neue und überraschende Sichtweisen<br />

ermöglichen wird.<br />

Es wird e<strong>in</strong>e italienisch-sprachige Aufführung des „Konzertes der Stille“<br />

im Pantheon und e<strong>in</strong>e deutsch-sprachige Aufführung <strong>in</strong> unserer<br />

Christuskirche geben. Die genauen Zeiten der beiden Konzerte werden<br />

noch bekannt gegeben.<br />

Wer auf diese ungewöhnliche Projekt neugierig geworden ist und sich im<br />

Vorfeld noch weiter <strong>in</strong>formieren möchte, f<strong>in</strong>det auf der Homepage von<br />

Helge Burggrabe (www.burggrabe.de) Bilder und Kritiken zu den bisherigen<br />

Aufführungen.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

25


Zum 2. Advent<br />

„Es steht e<strong>in</strong> Regenbogen<br />

In schwarzer Mitternacht;<br />

Es kommt e<strong>in</strong> Stern gezogen,<br />

Der blickt uns an und lacht.<br />

E<strong>in</strong> Licht beg<strong>in</strong>nt zu prangen<br />

Recht <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>sternis;<br />

Das macht, wo wir gegangen,<br />

Uns Weg und Steg gewiß.<br />

Ihr Wandrer, nehmt zu S<strong>in</strong>nen,<br />

Woh<strong>in</strong> der Stern euch führt;<br />

Er läßt uns bald gew<strong>in</strong>nen<br />

Die liebe Herbergstür.<br />

Das Licht dr<strong>in</strong>gt durch die Spalten;<br />

Klopft an, ihr dürft's getraun,<br />

Und sprecht mit Händefalten:<br />

Laßt uns das K<strong>in</strong>dle<strong>in</strong> schaun.<br />

Es kommt e<strong>in</strong> Stern gezogen,<br />

Macht Gottes Freude kund:<br />

Se<strong>in</strong> Friede spannt den Bogen<br />

Ums dunkle Erdenrund.“<br />

Rudolf Alexander Schröder<br />

26


Gebetswoche für die E<strong>in</strong>heit der Christen 2013<br />

Die Gebetswoche für die E<strong>in</strong>heit der Christen steht dieses Mal unter dem<br />

Thema „Mit Gott gehen“ und bezieht sich auf e<strong>in</strong>en Text des Propheten<br />

Micha (Kapitel 6,6-8).<br />

Ausgesucht und vorbereitet wurde das Thema der Gebetswoche 2013 und<br />

die Liturgie für die ökumenischen Gottesdienste von der Christlichen<br />

Studierendenbewegung Indiens.<br />

Zu allen Gottesdiensten und Veranstaltungen <strong>in</strong> der Gebetswoche s<strong>in</strong>d Sie<br />

herzlich e<strong>in</strong>geladen. Bitte merken Sie sich folgende Term<strong>in</strong>e bereits vor:<br />

So, 13.1.<br />

Fr, 18.1.<br />

So, 20.1.<br />

Di, 22.1.<br />

Fr, 25.1.<br />

18.30 Uhr Ökumenische Vesper <strong>in</strong> der Kirche des<br />

Collegium Germanicum-Hungaricum<br />

Predigt: Rektor Brandmayr<br />

19.00 Uhr Culto ecumenico delle Chiese<br />

evangeliche di Roma Comunità nella <strong>Chiesa</strong><br />

valdese di Via IV novembre.<br />

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst, Predigt:<br />

Erzbischof Kari Mäk<strong>in</strong>en (Turku, F<strong>in</strong>nland)<br />

18.00 Uhr Ökumenisches Gebet der SAE<br />

18.30 Uhr Veglia Ecumenica Diocesana <strong>in</strong> der<br />

Parrocchia San Barnaba, Via dei Geografi 15<br />

17.30 Uhr Ökumenische Vesper <strong>in</strong> der Basilika<br />

San Paolo fuori le Mura<br />

Achten Sie bitte im Januar auf das ausliegende Programm mit weiteren<br />

Gottesdiensten und Veranstaltungen zur Gebetswoche für die E<strong>in</strong>heit der<br />

Christen.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

27


Geme<strong>in</strong>devorträge zum<br />

Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

Zur Er<strong>in</strong>nerung an das Zweite Vatikanische Konzil gehört <strong>in</strong> ökumenischer<br />

Perspektive wesentlich und grundlegend die Er<strong>in</strong>nerung an die nichtkatholischen<br />

Konzilsbeobachter.<br />

Durch ihre beobachtende Teilnahme und teilnehmende Beobachtung<br />

haben sie den ökumenischen Dialog bereits vor dem offiziellen Dialog auf<br />

dem Konzil praktiziert und damit e<strong>in</strong>en tatkräftigen Anfang gesetzt.<br />

An diesen wichtigen Beitrag der Konzilsbeobachter zum Zweiten<br />

Vatikanischen Konzil und für die Ökumene, der heute oft übersehen wird,<br />

wollen wir mit zwei Geme<strong>in</strong>deveranstaltungen er<strong>in</strong>nern.<br />

(1) Im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung steht das Wirken des<br />

Heidelberger Theologieprofessors Dr. Edmund Schl<strong>in</strong>k, der für die EKD<br />

als Beobachter am Konzil teilgenommen.<br />

Um se<strong>in</strong>e Person und se<strong>in</strong>e Tätigkeit als Konzilsbeobachter näher<br />

kennenzulernen, haben wir Frau Dr. Margarethe Hopf (Bonn) zu e<strong>in</strong>em<br />

Vortrag zum Thema e<strong>in</strong>geladen:<br />

„Edmund Schl<strong>in</strong>k. Osservatore<br />

Romano für die EKD“<br />

am Sonnabend,<br />

den 12. Januar 2013,<br />

um 19.30 Uhr,<br />

im Geme<strong>in</strong>deshaus,<br />

Via Toscana 7.<br />

28


Frau Dr. Hopf ist wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> an der Evangelisch-<br />

Theologischen Fakultät der Rhe<strong>in</strong>ischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

Bonn und arbeitet derzeit an e<strong>in</strong>er kirchenhistorischen Habilitationsschrift<br />

über Edmund Schl<strong>in</strong>k als Konzilsbeobachter.<br />

(2) In der zweiten Veranstaltung wird Pfarrer i.R. Dr. Wolfgang<br />

Dietzfelb<strong>in</strong>ger (Nürnberg) über se<strong>in</strong>e Erlebnisse und E<strong>in</strong>drücke vom<br />

Konzil erzählen. Herr Dietzfelb<strong>in</strong>ger war im Jahre 1963 als Vikar <strong>in</strong><br />

unserer Geme<strong>in</strong>de tätig. Nach der Berufung von Pfarrer Hess<strong>in</strong>g zum<br />

Super<strong>in</strong>tendenten versah er die Vakanz der Pfarrstelle bis zur Ankunft<br />

von Pfarrer Sander. Danach unterstützte er Professor Dr. Schl<strong>in</strong>k <strong>in</strong> der<br />

Arbeit als Konzilsbeobachter.<br />

Pfarrer Dietzfelb<strong>in</strong>ger ist somit e<strong>in</strong> evangelischer Zeitzeuge des Zweiten<br />

Vatikanischen Konzils, der sowohl unsere Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> der Konzilszeit<br />

als auch das Konzil von <strong>in</strong>nen erlebt hat.<br />

Es ist daher für uns e<strong>in</strong>e besondere Freude, ihn und se<strong>in</strong>e Frau wieder <strong>in</strong><br />

unserer Geme<strong>in</strong>de begrüßen zu dürfen, und so die Möglichkeit zu<br />

bekommen, von e<strong>in</strong>em Zeitzeugen aus unserer Geme<strong>in</strong>de zu erfahren,<br />

wie er als evangelischer Theologe das Zweite Vatikanische Konzil<br />

wahrgenommen hat.<br />

Der Gesprächsabend mit Pfarrer Dr. Dietzfelb<strong>in</strong>ger f<strong>in</strong>det statt am<br />

Mittwoch, den 27. Februar 20123<br />

um 19.30 Uhr,<br />

im Geme<strong>in</strong>deshaus, Via Toscana 7.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

29


Zum 3. Advent<br />

„Kommt alle bei Nacht,<br />

Das Ränzel gemacht,<br />

Die Felder und Wälder s<strong>in</strong>d weiß:<br />

Nehmt warmes Gewand<br />

Und den Stecken zur Hand,<br />

Es gilt e<strong>in</strong>e fröhliche Reis.<br />

Der Weg ist wohl kalt,<br />

Und es w<strong>in</strong>det im Wald,<br />

Doch das Ziel ist nimmermehr weit.<br />

Schaut droben den Stern:<br />

Der soll euch gewährn<br />

Das himmlische Botengeleit.<br />

Bald seht ihr e<strong>in</strong> Licht,<br />

Und nahet ihr dicht,<br />

So wißt ihr das Ende zur Hand.<br />

Die Herberg ist schlecht,<br />

Doch die Gäste s<strong>in</strong>d recht:<br />

Gott hat sie euch selber gesandt.<br />

Zur fröhlichen Reis<br />

S<strong>in</strong>gt Kyrieleis,<br />

Da darf euch im F<strong>in</strong>stern nicht graun.<br />

Auf, schleunet den Tritt,<br />

E<strong>in</strong> jeder geht mit:<br />

Wer wollte den Heiland nicht schaun!“<br />

Rudolf Alexander Schröder<br />

30


K<strong>in</strong>dergottesdienst <strong>in</strong> der Christuskirche<br />

Wir treffen uns <strong>in</strong> der<br />

Regel e<strong>in</strong>- bis zweimal im Monat, sonntags um 10.00 Uhr <strong>in</strong> der Kirche.<br />

Nach dem ersten Lied ziehen die K<strong>in</strong>der<br />

zum K<strong>in</strong>dergottesdienst <strong>in</strong> den<br />

Geme<strong>in</strong>desaal.<br />

Alle K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d herzlich e<strong>in</strong>geladen!<br />

Wir s<strong>in</strong>gen, beten, spielen zusammen.<br />

Das KiGo-Team bereitet e<strong>in</strong> Thema oder<br />

e<strong>in</strong>e Geschichte vor, um die es geht.<br />

Lasst Euch überraschen!<br />

Die nächsten Term<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d:<br />

2.12. 10.00 Uhr Familiengottesdienst zum 1. Advent<br />

Vorbereitung des Krippenspiels:<br />

9.12. (2. Advent); Sonnabend, den 22.12., um 11.00 Uhr<br />

23.12. 10.00 Uhr Familienkirche mit Schmücken des<br />

Weihnachtsbaumes; anschließend Krippenspiel-Probe<br />

24.12. 15.30 Uhr Christvesper mit Krippenspiel<br />

KiGo-Term<strong>in</strong>e im Neuen Jahr:<br />

20. Januar, 3. Februar, 24. Februar, 17. März 2013<br />

Wir freuen uns auf Euch!<br />

Euer K<strong>in</strong>dergottesdienstteam<br />

31


Alle Jahre wieder kommt das Christusk<strong>in</strong>d...<br />

Der Dezmber kommt näher, die Adventskalender stehen<br />

bereit, so langsam wird es kälter und schon bald<br />

wird die erste Kerze am Adventskranz<br />

angezündet. Und wieder muss man sich<br />

bewusst werden, dass es bei dem großen<br />

Weihnachtsfest, auf das wir uns jetzt schon<br />

freuen nicht nur um Geschenke,<br />

Lebkuchen, den Weihnachtsmann und<br />

e<strong>in</strong> schönes Familienfest geht.<br />

Wir feiern am Weihnachtsfest nämlich,<br />

dass Gott se<strong>in</strong>en Sohn zu uns auf die<br />

Welt geschickt hat. Damit dieser Sohn,<br />

Jesus, uns e<strong>in</strong> Licht <strong>in</strong> unserem Leben<br />

se<strong>in</strong> kann. Freuen wir uns, dass Gott uns so<br />

lieb hat, dass er uns se<strong>in</strong>en Sohn schenkt!<br />

Und? Könnt ihr auch die<br />

Adventsrätsel lösen?<br />

32


Jugendtreffen von Taizé <strong>in</strong> Rom<br />

Das 35. Europäische<br />

Jugendtreffen<br />

der<br />

ökumenischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

von Taizé f<strong>in</strong>det zum<br />

Jahreswechsel <strong>in</strong> Rom statt.<br />

Vom 28. Dezember 2012 bis<br />

zum 2. Januar 2013 werden<br />

Zehntausende Teilnehmer<br />

zwischen 17 und 35 Jahren zu e<strong>in</strong>er neuen Etappe des „Pilgerweges des<br />

Vertrauens auf der Erde“ <strong>in</strong> Rom erwartet.<br />

Das erste Jugendtreffen gab es 1978 <strong>in</strong> Paris. Seitdem wird die<br />

Veranstaltung jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er europäischen Großstadt abgehalten. Die<br />

Bruderschaft von Taizé wurde 1940 von dem reformierten Theologen<br />

Roger Schutz gegründet, der für se<strong>in</strong>en unermüdlichen E<strong>in</strong>satz für die<br />

Ökumene und den Frieden hohe Auszeichnungen erhielt. Schutz kam im<br />

Jahre 2005 wenige Monate nach se<strong>in</strong>em 90. Geburtstag bei e<strong>in</strong>em<br />

Messerattentat ums Leben.<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

33


Gottesdienste und Musik<br />

<strong>in</strong> der Christuskirche, Via Sicilia 70<br />

Unsere Gottesdienste beg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Regel 10 Uhr und werden <strong>in</strong><br />

deutscher Sprache gehalten. Extra angegeben s<strong>in</strong>d die culti <strong>in</strong> l<strong>in</strong>gua italiana (I) und<br />

der K<strong>in</strong>dergottesdienst (KiGo).<br />

2. Dez. 10.00 Uhr Familiengottesdienst zum 1. Advent<br />

mit anschließendem Adventslieder-S<strong>in</strong>gen<br />

KiGo-Team, P. Dr.<br />

Kruse, Lorenzo Macrì<br />

9. Dez. 10.00 Uhr Musikalischer Gottesdienst mit<br />

unserem Chor und dem Chor der Geme<strong>in</strong>de<br />

Neapel (KiGo)<br />

16.30 Uhr Concerto e Culto con santa cena <strong>in</strong><br />

P. Dr. Kruse<br />

P. Dr. Kruse<br />

l<strong>in</strong>gua italiana (I)<br />

16. Dez. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst P. Dr. Kruse<br />

23. Dez. 10.00 Familiengottesdienst mit Adventsliedern<br />

und dem Schmücken des Weihnachtsbaumes<br />

P. Dr. Kruse<br />

24. Dez. 15.30 Uhr Christvesper mit Krippenspiel<br />

17.00 Uhr Christvesper<br />

23.00 Uhr Christmette (<strong>in</strong> l<strong>in</strong>gua italiana) (I)<br />

KiGo-Team,<br />

P. Dr. Kruse<br />

P. Dr. Kruse<br />

P. Dr. Kruse<br />

26. Dez. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst P. Dr. Kruse<br />

30. Dez. 10.00 Uhr Predigtgottesdienst P. Dr. Kruse<br />

31. Dez. 18.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst zum<br />

Jahresabschluss<br />

P. Dr. Kruse<br />

6. Jan. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst P. Dr. Kruse<br />

13. Jan. 10.00 Uhr Predigtgottesdienst<br />

16.30 Uhr Concerto e Culto con santa cena <strong>in</strong><br />

l<strong>in</strong>gua italiana (I)<br />

18.30 Uhr Ökumenische Vesper mit dem<br />

Collegium der Germanicum et Hungaricum und<br />

der Kirchengeme<strong>in</strong>de Santa Maria dell’Anima <strong>in</strong><br />

der Kollegskirche des Germanicums<br />

P. Dr. Kruse<br />

P. Dr. Kruse<br />

34


20. Jan. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst (KiGo)<br />

mit e<strong>in</strong>er Delegation der f<strong>in</strong>nischen Kirchen und<br />

Chor<br />

Liturgie: P. Dr. Kruse<br />

Predigt: Erzbischof Kari<br />

Mäk<strong>in</strong>en (Turku)<br />

25. Jan. 17.30 Uhr Ökumenische Vesper <strong>in</strong> der Basilika<br />

San Paolo fuori le Mura zum Abschluss der<br />

Gebetswoche für die E<strong>in</strong>heit der Christen<br />

27. Jan. 10.00 Uhr Predigtgottesdienst (D+I) P. Dr. Kruse<br />

3. Feb. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst (KiGo) P. Dr. Kruse<br />

10. Feb. 10.00 Uhr Predigtgottesdienst<br />

P. Dr. Kruse<br />

16.30 Uhr Concerto e Culto con santa cena <strong>in</strong><br />

l<strong>in</strong>gua italiana (I)<br />

17. Feb. 10.00 Uhr Predigtgottesdienst PK Anna Belli<br />

24. Feb. 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst mit<br />

Chorworkshop (H.-H. Grube) (D+I) (KiGo)<br />

P. Dr. Kruse<br />

3. März 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst P. Dr. Kruse<br />

10. März 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst<br />

16.30 Uhr Concerto e Culto con santa cena <strong>in</strong><br />

l<strong>in</strong>gua italiana (I)<br />

17. März 10.00 Uhr Predigtgottesdienst (KiGo)<br />

Anschließend Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />

24. März 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst<br />

Mit Studierenden der Humboldt-Universität Berl<strong>in</strong><br />

PK Katja Krummacher<br />

PK Anna Belli<br />

P. Dr. Kruse<br />

Liturgie: P. Dr. Kruse<br />

Predigt: Professor Dr.<br />

Jens Schröter (Berl<strong>in</strong>)<br />

35


Das II. Vatikanische Konzil und die Ökumene – Folge 2<br />

„Die evangelisch-lutherische Kirchengeme<strong>in</strong>de,<br />

die Konzilsbeobachter und das<br />

Ökumenismusdekret“<br />

1. Die evangelisch-lutherische Kirchengeme<strong>in</strong>de und das Konzil<br />

Die Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst<br />

Johannes XXIII. wurde auch <strong>in</strong> der evangelischen Kirche mit großem<br />

Interesse aufgenommen.<br />

Der dänische Theologieprofessor Kristen E. Skydsgaard erklärte: „Es kann<br />

für evangelische Christen nicht unwichtig se<strong>in</strong>, was <strong>in</strong> der römisch-katholischen Kirche<br />

vor sich geht. Die Zeit der Isolierung ist vorbei. Wir s<strong>in</strong>d uns heute mehr als frühere<br />

Geschlechter darüber im klaren, dass wir mite<strong>in</strong>ander leben müssen und auch nicht ohne<br />

e<strong>in</strong>ander leben können. Die ökumenische Bewegung hat uns den Blick für den anderen<br />

geöffnet und uns den Schmerz über die Spaltung der Christenheit neu <strong>in</strong> die Herzen<br />

geprägt, gerade auch, wenn wir das Zeugnis für die Wahrheit auszurichten haben.“<br />

(Konzil und Evangelium, S. 5)<br />

Die Konzilsankündigung löste e<strong>in</strong>e lebhafte Diskussion über die Frage nach<br />

dem Wesen e<strong>in</strong>es Konzils und die zu verhandelnden Themen aus. Sie wurde<br />

<strong>in</strong>nerhalb der evangelischen Kirche als Impuls zum Nachdenken über das<br />

eigene Kirchese<strong>in</strong> aufgenommen und verstanden als E<strong>in</strong>ladung zur<br />

geme<strong>in</strong>samen Suche nach der E<strong>in</strong>heit der Christenheit. Diese evangelischen<br />

Beiträge – u.a. von Edmund Schl<strong>in</strong>k, Peter Me<strong>in</strong>hold, Ernst K<strong>in</strong>der, Peter<br />

Brunner, Oscar Cullmann, Jaroslav Pelikan, George A. L<strong>in</strong>dbeck, Kristen<br />

E. Skydsgaard, Hermann Dietzfelb<strong>in</strong>ger, - s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> heute oft übersehener,<br />

gleichwohl aber <strong>in</strong>teressanter und wichtiger Bestandteil der Geschichte<br />

des II. Vatikanischen Konzils.<br />

Sie zeugen nicht nur von der <strong>in</strong>tensiven evangelischen Beschäftigung mit<br />

dem Konzil, sondern enthalten grundlegende theologische Klärungen,<br />

die vielfach ihre Bedeutung für die Ökumene bis heute nicht verloren<br />

haben.<br />

36


Aus den Monatsbriefen, die damals an die Geme<strong>in</strong>demitglieder versandt<br />

wurden, lassen sich folgende Berührungspunkte mit dem Zweiten<br />

Vatikanischen Konzil <strong>in</strong> unserer Kirchengeme<strong>in</strong>de entnehmen:<br />

- Den Anfang machte am 19. April 1961 e<strong>in</strong> Vortrag von Professor<br />

Wolfgang Sucker (Darmstadt) zum Thema „Das Konzil des Papstes<br />

und wir Evangelischen“.<br />

- Am Sonntag nach der Konzilseröffnung, am 14. Oktober 1962<br />

predigte der evangelische Konzilsbeobachter Professor Edmund<br />

Schl<strong>in</strong>k <strong>in</strong> der Christuskirche. Am 1. Advent 1963 feierte die<br />

Geme<strong>in</strong>de noch e<strong>in</strong>mal Gottesdienst mir Professor Schl<strong>in</strong>k.<br />

- Im Jahr 1963 war Wolfgang Dietzfelb<strong>in</strong>ger als Vikar <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de tätig. Nach der Berufung von Pfarrer Hess<strong>in</strong>g zum<br />

Super<strong>in</strong>tendenten versah er die Vakanz der Pfarrstelle bis zur<br />

Ankunft von Pfarrer Sander. Danach unterstützte er Professor<br />

Schl<strong>in</strong>k als Konzilsbeobachter.<br />

- Zweimal (3. Juni 1962 und 17. November 1963) predigte auch<br />

Gottfried Maron <strong>in</strong> der Christuskirche, der das Konzil für das<br />

Konfessionskundliche Institut Bensheim beobachtete und<br />

wöchentlich <strong>in</strong> „Briefen aus Rom“ über das Konzil berichtete.<br />

2. Römische Begegnungen im Zeichen der Ökumene<br />

Die Teilnahme von nicht-katholischen Beobachtern am Konzil war e<strong>in</strong><br />

kirchengeschichtliches Novum, das für das Konzil und die Ökumene von<br />

entscheidender Bedeutung war.<br />

Damals gab es noch ke<strong>in</strong>e offiziellen Beziehungen und theologischen<br />

Dialoge zwischen den Kirchen. Durch ihre beobachtende Teilnahme und<br />

teilnehmende Beobachtung haben die Konzilsbeobachter den Dialog<br />

bereits vor dem offiziellen Dialog auf dem Konzil praktiziert und damit<br />

e<strong>in</strong>en tatkräftigen Anfang gesetzt.<br />

37


In e<strong>in</strong>er Interpretation des Ökumenismusdekrets hat Kard<strong>in</strong>al Bea<br />

resümiert: „Die Gegenwart nichtkatholischer Beobachter <strong>in</strong> der Konzilsaula, beim<br />

Gebet und bei allen Diskussionen, die ihnen <strong>in</strong> die Hand gegebenen Entwürfe<br />

('Schemata'), die mannigfaltigen Kontakte und Aussprachen mit den Konzilsvätern,<br />

auch außerhalb der Konzilsaula, haben … e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zum<br />

Zustandekommen der ökumenischen Ausrichtung des Konzils und damit zum<br />

Zustandekommen des Ökumenismusdekrets geliefert.“ (Bea, Ökumenismus, S. 250)<br />

Und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit dem Evangelischen Pressedienst sagte<br />

Kard<strong>in</strong>al Bea: „Das Ökumenismus-Dekret selbst ist e<strong>in</strong> konkreter schriftlicher<br />

Niederschlag all dieser Erfahrungen, die selbst me<strong>in</strong>es Erachtens viel wichtiger s<strong>in</strong>d<br />

und fruchtbarer se<strong>in</strong> werden als das Dekret – wiewohl selbstverständlich auch dieses<br />

unumgänglich notwendig ist.“ (Jaeger, Konzilsdekret, S. 243)<br />

Während des Konzils gab es nicht nur viele Begegnungen zwischen den<br />

nicht-katholischen Konzilsbeobachtern und den Konzilsvätern, sondern<br />

auch mit den Päpsten.<br />

Bereits zwei Tage nach der<br />

Konzilseröffnung, am<br />

Abend des 13. Oktober<br />

1962, empf<strong>in</strong>g Papst<br />

Johannes XXIII. die<br />

Konzilsbeobachter zu e<strong>in</strong>er<br />

Audienz.<br />

Kard<strong>in</strong>al Bea stellte dabei<br />

dem Papst die Beobachter<br />

vor und sagte: „Dass das<br />

Verlangen nach der E<strong>in</strong>heit<br />

lebendig und tätig ist <strong>in</strong> den<br />

Geme<strong>in</strong>schaften, die uns mit so großer christlicher Liebe Beobachter schicken wollten,<br />

dafür ist die Versammlung dieses Abends bei Eurer Heiligkeit e<strong>in</strong> herrlicher und<br />

e<strong>in</strong>zigartiger Beweis.“ (Bea, Ökumenismus, S. 78)<br />

38


Der Papst vertraute den Beobachtern an, welchen E<strong>in</strong>druck ihre<br />

Anwesenheit bei der Eröffnungsfeier des Konzils auf ihn selbst gemacht<br />

hat. Zwar sei er während der Feier auf se<strong>in</strong>e Pflicht des Augenblicks bedacht<br />

gewesen sei, „sich zu sammeln, zu beten und dem Herrn zu danken“, fügte dann<br />

aber an: „Dennoch schweifte me<strong>in</strong> Blick von Zeit zu Zeit zu den unzähligen Söhnen<br />

und Brüdern. Und sobald er auf Ihrer Gruppe, auf jedem e<strong>in</strong>zelnen von Ihnen haften<br />

blieb, fand ich <strong>in</strong> Ihrer Anwesenheit e<strong>in</strong>en Grund des Trostes.“ (Bea, Ökumenismus,<br />

S. 80).<br />

Zwei Tage nach der Audienz bei Papst<br />

Johannes XXIII. gab das<br />

E<strong>in</strong>heitssekretariat am 15. Oktober<br />

1962 im Hotel Columbus e<strong>in</strong>en<br />

Empfang zu Ehren der Beobachter<br />

und Gäste, um ihnen Gelegenheit zu<br />

bieten, mit den Mitgliedern und<br />

Beratern des Sekretariats und auch<br />

untere<strong>in</strong>ander selbst zusammenzutreffen.<br />

Kard<strong>in</strong>al Bea begann se<strong>in</strong>e Begrüßungsrede mit den Worten:<br />

„Me<strong>in</strong>e lieben Brüder <strong>in</strong> Christus! Anstelle e<strong>in</strong>er langen Aufzählung Ihrer Titel, die<br />

ich selbstverständlich respektiere, erlauben Sie mir, Sie mit den e<strong>in</strong>fachen und so tiefen<br />

Worten anzureden: Me<strong>in</strong>e Brüder <strong>in</strong> Christus! Dieser Titel taucht uns sofort <strong>in</strong> das tiefe<br />

Bewusstse<strong>in</strong> von der unvergleichlichen Gnade der Taufe, die unzerstörbare Bande<br />

geschaffen hat. Sie s<strong>in</strong>d stärker als alles, was uns trennt.“ (Bea, Ökumenismus, S. 82).<br />

Dann bat Kard<strong>in</strong>al Bea die Beobachter um Vertrauen und Offenheit: „Ich<br />

bitte Sie, uns ihr volles Vertrauen zu schenken und uns ganz freimütig, besonders<br />

während der vom Sekretariat eigens für Sie veranstalteten Zusammenkünfte, alles zu<br />

sagen, was Ihnen missfällt, uns Ihre kritischen Feststellungen, Ihre Anregungen und<br />

Ihre Wünsche mitzuteilen. Selbstverständlich kann ich Ihnen nicht versprechen, dass ich<br />

für jedes Problem e<strong>in</strong>e Lösung f<strong>in</strong>de. Doch versichere ich Ihnen, dass wir Ihnen für Ihr<br />

Vertrauen Dank wissen und dass wir uns anstrengen werden, alles ehrlich <strong>in</strong> Christus<br />

zu erwägen und nach Kräften alles zu tun, was jetzt oder <strong>in</strong> Zukunft möglich ist.“ (Bea,<br />

Ökumenismus, S. 84)<br />

39


„Eure Em<strong>in</strong>enz! Gestatten Sie mir, Ihnen im Namen der Beobachter und Gäste unser<br />

aller aufrichten Dank auszusprechen für die so freundliche Aufnahme, die Sie uns<br />

bereiten. Wir denken dabei nicht nur an den Empfang <strong>in</strong> dieser Stunde, sondern an alles<br />

Entgegenkommen und alle Hilfe, die Sie und die Mitarbeiter Ihres Sekretariats, besonders<br />

Monsignore Willebrandts, e<strong>in</strong>em jeden von uns vom ersten Augenblick an haben zuteil<br />

werden lassen.“<br />

Schl<strong>in</strong>k wies dann auf die Veränderung h<strong>in</strong>, die durch das Konzil e<strong>in</strong>geleitet<br />

wird: „Die Begegnungen mit der römisch-katholischen Kirche waren bisher fast nur auf<br />

Begegnungen zwischen e<strong>in</strong>zelnen Personen oder kle<strong>in</strong>en Kreisen beschränkt. Dass die<br />

Begegnung hier auf dem Konzil nunmehr e<strong>in</strong>en offiziellen Charakter hat, empf<strong>in</strong>den wir<br />

als e<strong>in</strong>en großen Fortschritt, und wir s<strong>in</strong>d uns dabei bewusst, dass es ke<strong>in</strong>eswegs<br />

selbstverständlich ist, dass uns dieselben Schemata übergeben werden, die den<br />

Konzilsvätern vorliegen, und dass uns Eure Em<strong>in</strong>enz auch die Möglichkeit geben, unsere<br />

Gedanken zu diesen Schemata auszusprechen. Wir wissen, dass wir diese Möglichkeit<br />

Se<strong>in</strong>er Heiligkeit, dem Papste selbst, verdanken, der durch die Initiative se<strong>in</strong>es Herzens<br />

e<strong>in</strong>e neue Atmosphäre der Offenheit gegenüber den nichtrömischen Kirchen herbeigeführt<br />

hat.“ (Bea, Ökumenismus, S 85).<br />

Das Konzil war für die Beobachter mit <strong>in</strong>tensiver Arbeit verbunden: dem<br />

Studium der vielen Vorlagen, der Teilnahme an den Generalkongregationen,<br />

den Kontakten und dem Gedankenaustausch mit den Konzilsvätern, dem<br />

Bemühen, dem von den eigenen Kirchen erhaltenen Auftrag gerecht zu<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche veranstaltete das E<strong>in</strong>heitssekretariat e<strong>in</strong> Treffen der<br />

Konzilsbeobachter und Gäste, bei dem diese untere<strong>in</strong>ander die Vorlagen<br />

und Entwürfe diskutierten, die gerade <strong>in</strong> der Konzilsaula zur Diskussion<br />

standen. Dabei erklärte <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Konzilsvater oder e<strong>in</strong> Peritus die<br />

Geschichte des Dokuments und se<strong>in</strong>en genauen S<strong>in</strong>n. Dann wurde die<br />

Diskussion eröffnet. Wie Kard<strong>in</strong>al Bea berichtet, äußerten die Beobachter<br />

40


„ihre Zweifel, kritische Bemerkungen und Schwierigkeiten. Verschiedene Mitglieder des<br />

Sekretariats oder andere Sachverständige suchten diese Zweifel zu klären. Die Beobachter<br />

fanden diese Versammlungen für ihre besondere Situation und Mentalität sehr geeignet<br />

und ausserordentlich nützlich.“ (Bea, Ökumenismus, S. 67).<br />

Manche Gesichtspunkte, die hier zur Sprache kamen, wirkten sich dann<br />

auch auf die Diskussionen <strong>in</strong> der Konzilsaula aus.<br />

(Bild: Fotosammlung Fliedner Kulturstiftung)<br />

Professor Schl<strong>in</strong>k, der an allen vier Sitzungsperioden als Beobachter der<br />

EKD am Konzil teilnahm, wohnte <strong>in</strong> dieser Zeit im Diakonissenenhaus<br />

<strong>in</strong> der Via Alessandro Farnese, genauso wie Dr. Lukas Vischer vom<br />

Ökumenischen Rat der Kirchen <strong>in</strong> Genf und Professor N. Nissiotis.<br />

41


Zu den außergewöhnlichen Ereignissen, die während der Konzilszeit im<br />

Diakonissenhaus stattfanden, gehörte e<strong>in</strong> Empfang für 40 deutsche,<br />

römisch-katholische Bischöfe, zu dem Professor Schl<strong>in</strong>k e<strong>in</strong>geladen hatte<br />

und e<strong>in</strong> Essen für Kard<strong>in</strong>al Bea.<br />

Mitten im Konzil, am 3. Juni 1963, starb Papst Johannes XXIII. Nach den<br />

Bestimmungen des Kirchenrechtes war damit das Konzil suspendiert. Viele<br />

fragten sich besorgt: Wird der neue Papst das Konzil fortsetzen oder wird<br />

er die Fenster wieder schließen, die se<strong>in</strong> Vorgänger geöffnet hat?<br />

Am 21. Juni 1963 g<strong>in</strong>g der Erzbischof von Mailand, Kard<strong>in</strong>al Mont<strong>in</strong>i, aus<br />

der Wahl als Papst Paul VI. hervor. Schon am Tag nach se<strong>in</strong>er Wahl<br />

kündigte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rundfunkbotschaft an, dass er das Konzil fortsetzen<br />

werde. In den folgenden Jahren wird Papst Paul VI. ganz eigene,<br />

wegweisende Akzente – wie zum Beispiel die Begegnung mit dem<br />

ökumenischen Patriarch<br />

Athenagoras <strong>in</strong> Jerusalem am 5.<br />

Januar 1964 – setzen, mit denen<br />

er die Ökumene förderte.<br />

Am 29. September 1963<br />

eröffnete Papst Paul VI. die<br />

zweite Tagungsperiode des<br />

Konzils. In se<strong>in</strong>er<br />

Eröffnungsansprache begrüßte<br />

er auch die Beobachter: „Wir<br />

entbieten Ihnen Unseren herzlichen Gruß. Wir danken Ihnen, dass Sie gekommen<br />

s<strong>in</strong>d. Durch Sie senden Wir unsere Botschaft als Ausdruck Unserer väterlichen und<br />

brüderlichen Liebe an die ehrwürdigen christlichen Geme<strong>in</strong>schaften, deren Stelle Sie hier<br />

vertreten.“ Sodann fährt der Papst ergriffen fort: „Unsere Stimme zittert, Unser<br />

Herz bebt, weil ihre Gegenwart für Uns e<strong>in</strong> unaussprechlicher Trost und e<strong>in</strong>e große<br />

Hoffnung ist, gleichwie ihre lange Trennung Uns zutiefst schmerzt.“<br />

42


Dann bittet der Papst um Verzeihung für die Schuld der römischkatholischen<br />

Kirche an der Trennung der Christenheit: „Wenn uns e<strong>in</strong>e<br />

Schuld an dieser Trennung zuzuschreiben ist, so bitten wir demütig um Verzeihung<br />

und bitten auch die Brüder um Vergebung, wenn sie sich von uns verletzt fühlen. Was<br />

Uns betrifft, s<strong>in</strong>d Wir bereit, der Kirche zugefügtes Unrecht zu verzeihen und den<br />

großen Schmerz ob der langen Zwietracht und Trennung zu vergessen. Möge der<br />

himmlische Vater diese Unsere Erklärung gnädig annehmen und zwischen uns allen<br />

den wahren, brüderlichen Frieden wiederherstellen.“<br />

(Bea, Ökumenismus, S. 100)<br />

Wie im Vorjahr schlossen sich an die Eröffnung e<strong>in</strong>e Audienz der<br />

Beobachter bei Papst Paul VI. am 17. Oktober 1963 und e<strong>in</strong> Empfang<br />

durch das E<strong>in</strong>heitssekretariat an. An zwei Stellen gab es wichtige<br />

Veränderungen. Zum e<strong>in</strong>em fand die Audienz nicht mehr im<br />

Konsistoriumssaal statt, sondern <strong>in</strong> der Privatbibliothek des Papstes. Paul<br />

VI. hob diese Veränderung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede hervor und gab ihr folgend<br />

Deutung: „Man kann diesem Umstand e<strong>in</strong>en symbolischen Wert geben, nämlich den,<br />

dass es Unser Wunsch ist, Sie nicht nur an der Schwelle Unseres Hauses, sondern im<br />

Herzen Unseres persönlichen Lebensraumes zu empfangen.“ (Bea, Ökumenismus, S.<br />

140).<br />

Zum anderen durfte mit dem dänischen Theologieprofessor Kristen<br />

Skydsgaard, der für den Lutherischen Weltbund <strong>in</strong> Rom war, erstmals e<strong>in</strong><br />

Konzilsbeobachter im Namen se<strong>in</strong>er Kollegen direkt e<strong>in</strong> Grußwort an<br />

den Papst richten. Professor Skydsgaard gab se<strong>in</strong>er Ansprache das Thema<br />

„Heilsgeschichtliche Selbstprüfung der Kirche“ und regte an, man möge<br />

sich mit größerer Sorgfalt dem Studium der Heilsgeschichte widmen:<br />

43


„Es sei mir gestattet, <strong>in</strong> dieser Beziehung auf e<strong>in</strong>e Tatsache h<strong>in</strong>zuweisen, die mir äußerst<br />

wichtig ersche<strong>in</strong>t: Ich denke an die Rolle e<strong>in</strong>er biblischen Theologie, die sich auf das<br />

Studium der Heilsgeschichte im Alten wie im Neuen Testament konzentriert. Je weiter<br />

wir im Verständnis der verborgenen und paradoxen Geschichte des Volkes Gottes<br />

vorankommen, desto mehr beg<strong>in</strong>nen wir auch wahrhaft die Kirche Jesu Christi <strong>in</strong> ihrem<br />

Geheimnis, <strong>in</strong> ihrer historischen Existenz und <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>heit zugleich zu verstehen.“<br />

(Bea, Ökumenismus, S. 138)<br />

Papst Paul VI. g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ansprach unmittelbar auf die Anregung von<br />

Professor Skydsgaard e<strong>in</strong>, die auf die Heilsgeschichte konzentrierte<br />

biblische Theologie zu pflegen, und sagte: „Sie haben uns <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />

E<strong>in</strong>fälle anvertraut, die wir nicht achtlos beiseite schieben wollen. Der von Ihnen<br />

gewünschten E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er konkreten und geschichtlichen Theologie, die sich auf die<br />

Heilsgeschichte konzentriert, möchten Wir Unsererseits gerne zustimmen, und die<br />

Anregung verdient, so sche<strong>in</strong>t Uns, gründlich geprüft und vertieft zu werden.“ (Bea,<br />

Ökumenismus, S. 104). Aus diesem Vorschlag g<strong>in</strong>g dann das Institut für<br />

Höhere Theologische Studien <strong>in</strong> Tantur bei Jerusalem hervor, das zwischen<br />

1967 und 1972 gebaut wurde.<br />

Auch die dritte Tagungsperiode des Konzils 1964 begann für die<br />

Beobachter mit e<strong>in</strong>er Audienz beim Papst und e<strong>in</strong>em Empfang des<br />

E<strong>in</strong>heitssekretariats. Dieses Mal fand die Audienz <strong>in</strong> der Sixt<strong>in</strong>ischen<br />

Kapelle statt. Kard<strong>in</strong>al Bea stellte die Gäste dem Papst vor und erklärte,<br />

dass der Empfang der Beobachter durch den Papst e<strong>in</strong> Ereignis darstelle,<br />

das „schon be<strong>in</strong>ahe zur Gewohnheit geworden sei und allen e<strong>in</strong>e tiefe Freude und e<strong>in</strong><br />

Erlebnis <strong>in</strong> Christus verschaffe – e<strong>in</strong> Erlebnis, das gewiss ke<strong>in</strong>er von uns im Rahmen<br />

der mühsamen Konzilsarbeit missen möchte.“ (Bea, Ökumenismus, S. 185).<br />

Als am 22. Oktober 1964 das E<strong>in</strong>heitssekretariat zu Ehren der Beobachter<br />

im „Foyer Unitas“ e<strong>in</strong>en Empfang gab, war über die ersten drei Kapitel<br />

des Entwurfs über den Ökumenismus bereits abgestimmt worden.<br />

44


Kard<strong>in</strong>al Bea nutzt die Gelegenheit, um den Beitrag der Beobachter zu<br />

unterstreichen: „Die Tatsache, dass dieses Abstimmungsergebnis sozusagen mit<br />

moralischer E<strong>in</strong>stimmigkeit erreicht wurde, ist e<strong>in</strong> Grund zu tiefer Freude und großer<br />

Hoffnung. (…)<br />

Dieses Abstimmungsergebnis ist zugleich auch e<strong>in</strong> Zeugnis für den Beitrag, den die<br />

nichtkatholischen Beobachter zum Konzil geleistet haben. Ich zögere wirklich nicht, zu<br />

behaupten, dass Sie zu diesem Ergebnis entscheidend beigetragen haben. Gewiss haben<br />

Sie den Entwurf nicht ausgearbeitet und weder an se<strong>in</strong>er Diskussion noch an se<strong>in</strong>er<br />

Abstimmung unmittelbar teilgenommen. Doch Ihre Anwesenheit <strong>in</strong> der<br />

Konzilsversammlung und Ihre Teilnahme an den Arbeiten durch Gebet und Studium<br />

haben das Problem der Spaltung der Christen den Konzilsvätern lebendig und<br />

unübersehbar vor Augen gestellt. Die zahlreichen täglichen Kontakte zwischen<br />

Vergleicht man dieses Dekret mit den vorkonziliaren Äußerungen und der<br />

Haltung der römischen Kirche gegenüber den anderen Kirchen, dann wird<br />

deutlich, dass das Zweite Vatikanische Konzil e<strong>in</strong>e entscheidende Wende<br />

bedeutet.<br />

Ihnen und sehr vielen Konzilsvätern haben uns e<strong>in</strong>erseits unsere schon existierende E<strong>in</strong>heit<br />

<strong>in</strong> Christus, andererseits die dogmatische Wunde unserer Trennung tiefer spüren lassen.<br />

Diese ganze Erfahrung hat dazu geführt, dass unter dem Wehen des göttlichen Geistes<br />

Christi e<strong>in</strong> tiefes Bewusstse<strong>in</strong> des großen Problems und unserer sehr schweren, allen<br />

geme<strong>in</strong>samen Verantwortung vor Christus und vor der Menschheit und als Folge die<br />

Entschlossenheit erwachte, uns von Grund auf für die E<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>zusetzen. All das hat<br />

dann im Entwurf über den Ökumenismus se<strong>in</strong>en greifbaren Ausdruck gefunden.“ (Bea,<br />

Ökumenismus, S. 245f)<br />

3. Das Ökumenismusdekret<br />

Am 21. November 1964 – am Ende der dritten Tagungsperiode - wurde<br />

das Dekret über den Ökumenismus „Unitatis red<strong>in</strong>tegratio“ feierlich<br />

verkündigt. 2137 Konzilsväter hatten dem Dekret – bei nur 11 Ne<strong>in</strong>-<br />

Stimmen - nach zweijähriger Diskussion zugestimmt. Das<br />

Ökumenismusdekret besteht aus e<strong>in</strong>em Vorwort und drei Kapiteln.<br />

45


Im Vorwort werden als Ausgangspunkte für das Dekret zwei Tatsachen<br />

angeführt: erstens das Ärgernis, das <strong>in</strong> der Spaltung der Christen besteht,<br />

und zweitens die Gnade der ökumenischen Bewegung. Auf dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund der dogmatischen Konstitution über die Kirche will daher<br />

das Konzil mit dem Ökumenismusdekret den römisch-katholischen<br />

Christen Wege aufzeigen, wie sie an der weltumfassenden ökumenischen<br />

Bewegung teilnehmen können.<br />

(1) Im ersten Kapitel wird unter der Überschrift „Die katholischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien des Ökumenismus“ <strong>in</strong> drei Artikeln (2-4) die ekklesiologische<br />

Grundlage gelegt, auf welcher die römisch-katholische Kirche <strong>in</strong> das<br />

ökumenische Gespräch e<strong>in</strong>zutreten gedenkt.<br />

Das Konzil versteht unter ökumenischer Bewegung alle Tätigkeiten und<br />

Vorhaben, die gemäß den verschiedenen Gegebenheiten der Kirchen<br />

und den Chancen der Zeit der Förderung der christlichen E<strong>in</strong>heit<br />

dienen. Ziel ist die vollkommene E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Christus.<br />

(2) Das zweite Kapitel (Artikel 5-12) handelt von der praktischen<br />

Verwirklichung des ökumenischen Anliegens im Allgeme<strong>in</strong>en, genauer:<br />

von den Forderungen, die römisch-katholische Christen zu beherzigen<br />

haben, wenn sie sich <strong>in</strong>s ökumenische Gespräch begeben.<br />

Der Grundgedanke ist folgender: Nachdem die Christen sich des<br />

geme<strong>in</strong>samen christlichen Erbes bewusst geworden s<strong>in</strong>d, das sie schon<br />

jetzt verb<strong>in</strong>det, sollen sie diese schon bestehende, unvollendete, aber reale<br />

E<strong>in</strong>heit besser kundgeben <strong>in</strong> den verschiedenen Arten geme<strong>in</strong>samen Betens<br />

und Handelns sowie des Dialogs über Glaubensfragen. Dr<strong>in</strong>gend empfiehlt<br />

das Konzil das Gebet für die E<strong>in</strong>heit der Christen. Zusammen mit der<br />

Bekehrung und Erneuerung des Lebens bildet es die „Seele“ der<br />

ökumenischen Bewegung..<br />

46


Von dem ganzen zweiten Kapitel sagt der evangelische Konzilsbeobachter<br />

Professor Edmund Schl<strong>in</strong>k: „Es enthält <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>drücklichen Schlichtheit se<strong>in</strong>er<br />

Weisungen die ökumenisch am weitesten führenden Ausführungen dieses Dekretes...<br />

Die Anweisungen dieses Kapitels s<strong>in</strong>d zwar an die Glieder der römischen Kirche<br />

gerichtet, aber sie s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>es Erachtens <strong>in</strong> allem Wesentlichen ebenso von anderen<br />

Kirchen anzuerkennen und zu beherzigen. Denn sie formulieren <strong>in</strong> der Tat das, was<br />

im Verkehr der getrennten Brüder mite<strong>in</strong>ander als erstes nottut... Wenn diese<br />

Grundsätze ökumenischen Verhaltens sich <strong>in</strong> der Praxis durchsetzen, so darf man<br />

davon erwarten, dass auf beiden Seiten der Kirchengrenzen manche längst hart und<br />

unfruchtbar gewordene Scholle neu aufgebrochen wird.“ (Dialog unterwegs, S. 206)<br />

(3) Das dritte Kapitel (Artikel 13-24) unternimmt dann unter der<br />

Überschrift „Die vom römischen apostolischen Stuhl getrennten<br />

Kirchen und kirchlichen Geme<strong>in</strong>schaften“ die Anwendung auf den<br />

ökumenischen Dialog mit den getrennten Kirchen, wobei unterschieden<br />

wird zwischen den mit Rom nicht-unierten Ostkirchen (Artikel 14-18)<br />

und den Kirchen, die unmittelbar oder mittelbar aus der Reformation<br />

hervorgegangen s<strong>in</strong>d (Artikel 19-24).<br />

Die Bewertung und E<strong>in</strong>schätzung des Ökumenismusdekretes ist<br />

vielschichtig.<br />

Die römisch-katholische Kirche tut nun, was sie bisher strikt abgelehnt<br />

hatte. Sie begibt sich bewusst <strong>in</strong> die ökumenische Bewegung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, die<br />

außerhalb ihrer selbst entstanden ist. Es setzt sich e<strong>in</strong>e neue Haltung den<br />

getrennten christlichen Geschwistern und ihren Kirchen gegenüber durch.<br />

Das Ökumenismusdekret br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e behutsame Öffnung zu den nichtkatholischen<br />

Kirchen und kann nun bei ihnen „Elemente“ kirchlicher<br />

Wirklichkeit anerkennen.<br />

47


Professor Oscar Cullmann (Basel, Paris) urteilte deshalb, dass das Dekret,<br />

„nicht e<strong>in</strong> bloßer Text, sondern e<strong>in</strong>e ökumenische Tat“ sei. „Hier handelt es sich<br />

tatsächlich um mehr als um e<strong>in</strong>e geöffnete Tür. Hier bef<strong>in</strong>den wir uns auf Neuland. Nie<br />

hat e<strong>in</strong> offizielles katholisches Dokument <strong>in</strong> dieser Weise von den nichtkatholischen<br />

Christen gesprochen.“ (MD 15 (1964), S. 102)<br />

Gleichzeitig ist zu beachten, dass die ekklesiologische Grundlage für das<br />

Ökumenismus-Dekret die Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ bildet.<br />

Die dort festgehaltenen Pr<strong>in</strong>zipien, nach denen die Kirche Jesu Christi<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der römisch-katholischen Kirche verwirklicht sei, bilden den<br />

Rahmen und die Grenze für alle Ausführungen zur Ökumene.<br />

Indem das Konzil beides zugleich sagt – zum e<strong>in</strong>en: nur <strong>in</strong> der römischkatholischen<br />

Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen,<br />

und zum anderen: auch außerhalb des Gefüges der römisch-katholischen<br />

Kirche gibt es „Elemente“ von<br />

Kirchlichkeit – hat es sich „e<strong>in</strong><br />

gewaltiges Problem aufgeladen“. Denn, so<br />

legt Professor Theodor Dieter dar,<br />

„diese Aporie drängt die katholische Kirche<br />

zur ökumenischen Bewegung und begrenzt<br />

zugleich ihre Offenheit.“<br />

(MD 6(2004), S. 107)<br />

Von Bedeutung für die Ökumene s<strong>in</strong>d<br />

nicht nur die Konzilstexte, sondern<br />

auch das Konzilsgeschehen, dessen<br />

Impulse ebenso weiterwirken wie die<br />

Texte. Hier hat die Anwesenheit und<br />

die Mitarbeit der nicht-katholischen<br />

Konzilsbeobachter bereits auf dem<br />

Konzil e<strong>in</strong>e grundlegende Veränderung der kirchlichen Wirklichkeit bewirkt.<br />

48


In den vier Sitzungsperioden des Konzils, zusammengerechnet e<strong>in</strong> ganzes<br />

Jahr, trafen sich tagtäglich Konzilsväter und Periti mit den Beobachtern<br />

und Gästen „im Gebet, <strong>in</strong> der Arbeit, im Austausch der Ansichten“ (Bea, Weg, S.<br />

13) und praktizierten erstmals e<strong>in</strong>e „Ökumene des Lebens“.<br />

Im nächsten <strong>Geme<strong>in</strong>debrief</strong> folgt der letzte und dritte Teil der Serie „Das<br />

II. Vatikanischen Konzil und die Ökumene“ unter dem Titel „Der<br />

Abschluss des Konzils“.<br />

Kard<strong>in</strong>al Bea beschreibt diesen E<strong>in</strong>fluss, den die Beobachter auf die<br />

Konzilsväter ausübten, mit folgenden Worten: „Wir dürfen nicht vergessen,<br />

dass e<strong>in</strong>e beträchtliche Mehrheit der Konzilsväter unter dem E<strong>in</strong>fluss vielfältiger<br />

konkreter Umstände auf dem Konzil tatsächlich zum ersten Mal Gelegenheit hatte,<br />

sich der Wirklichkeit der schmerzlichen Spaltung der Christenheit gegenübergestellt zu<br />

sehen. Das geschah auf folgende Weise: Bekanntlich nahmen die Beobachter <strong>in</strong> der<br />

Konzilsaula e<strong>in</strong>en zentralen Platz vor dem Tisch des Präsidiums und der Moderatoren<br />

e<strong>in</strong>. Unter dem E<strong>in</strong>druck der Anwesenheit solcher Gäste mussten die Konzilsväter sich<br />

sagen: Diese Männer vertreten mehrere hundert Millionen von Christen der ganzen<br />

Welt; sie s<strong>in</strong>d hier mit uns zusammen, beten mit uns und nehmen an der heiligen Messe<br />

teil; sie wurden feierlich vom Papst begrüßt, s<strong>in</strong>d getauft, glauben an Christus, lieben<br />

ihn, wollen für ihn Zeugnis ablegen und für ihn arbeiten. Warum s<strong>in</strong>d sie dann von<br />

uns getrennt? Was für Folgen hat diese Trennung für die allgeme<strong>in</strong>e Lage der<br />

Christenheit und der Welt?“ (Bea, Weg, S. 10f).<br />

So lässt sich das Konzil mit den Worten des orthodoxen Professor Nissiotis<br />

als „e<strong>in</strong>e Schule ökumenischer Erziehung für die 2500 Bischöfe“ bezeichnen, die<br />

nicht nur mit den brennenden Problemen ihrer eigenen Kirche rangen, sondern gleichzeitig<br />

über das Leben anderer Kirchen und über deren Probleme <strong>in</strong>formiert wurden“<br />

(Orthodoxe, S. 175).<br />

Dabei war sich Kard<strong>in</strong>al Bea im Klaren darüber, dass dies alles, was auf<br />

dem Konzil h<strong>in</strong>sichtlich der Ökumene geleistet wurde, „bloß e<strong>in</strong> Anfang e<strong>in</strong>es<br />

langen und mühsamen Weges“ war, „der, voll von turmhohen H<strong>in</strong>dernissen, noch vor<br />

uns liegt. Aber verglichen mit der Lage vor der Konzilsankündigung, ist es doch e<strong>in</strong><br />

hochbedeutsamer und erfreulicher Anfang, der voller Verheißung für die Zukunft ist.“<br />

(Schmidt, Bea, S. 581)<br />

Pfarrer Dr. Kruse<br />

49


Gespräch mit dem Basler Konzilsgast Prof. Oscar<br />

Cullmann<br />

Dr. Alfred Labhart, der seit vielen Jahren zu unserer Geme<strong>in</strong>de gehört, war Anfang<br />

der 1960er Jahre mit e<strong>in</strong>em Stipendium für mediz<strong>in</strong>historische Studien nach Rom<br />

gekommen, wurde dann Journalist u.a. der Basler National-Zeitung und hat <strong>in</strong> dieser<br />

Funktion das Zweite Vatikanische Konzil <strong>in</strong>tensiv verfolgt und kommentiert. Etwas<br />

von den Themen und der besonderen Atmosphäre der Konzilszeit kommt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Interview zum Ausdruck, dass Herr Labhart mit dem Konzilsgast Professor Dr.<br />

Cullmann <strong>in</strong> Rom im Oktober 1963 geführt hat. Mit freundlicher Genehmigung von<br />

Herrn Labhart dürfen wie dieses Interview hier ebenso wiedergeben wie den<br />

handgeschriebenen Antwortbrief von Professor Cullmann an Herrn Labhart.<br />

Konzilsbetrieb bei den Waldensern<br />

Kürzlich habe ich mich <strong>in</strong>s Haus der römischen Waldenserfakultät begeben,<br />

wo der Basler Konzilsgast Prof. Oscar Cullmann zurzeit haust. In den<br />

Korridoren ist mir e<strong>in</strong>e hier sonst ungewöhnliche Spannung aufgefallen:<br />

Professoren und Studenten, Hausdiener und Mägde „klebten“ gleicherweise<br />

an den Fenstern, um mitzuerleben, wie der „berühmte Professor aus der<br />

Schweiz“ im palmenbestandenen Hof von der Television <strong>in</strong>terviewt wurde.<br />

Geduldig, langsam, e<strong>in</strong>drücklich hat der Gelehrte Er<strong>in</strong>nerung an Johannes<br />

XXIII. und Beobachtungen aus der zweiten Konzilsperiode dargelegt.<br />

Von den Waldensern haben wir erfahren, dass Tag für Tag mehrere<br />

Journalisten den Basler Theologen bedrängen. Neben der<br />

„Massenkommunikation“ nehme ihn nicht weniger die <strong>in</strong>dividuelle<br />

„Kommunikation“ mit Konzilsmitgliedern <strong>in</strong> Anspruch. Leuchten der<br />

Kirchenversammlung – m<strong>in</strong>destens die „reformistischen“ - wetteifern<br />

mite<strong>in</strong>ander, ihn zum Essen zu bitten und zu Ausflügen „<strong>in</strong> die Umgebung<br />

von Rom“. Sie alle möchten während se<strong>in</strong>es „Gastspiels“ mit ihm<br />

Gedankenaustausch pflegen: Kard<strong>in</strong>al Bea, die Kard<strong>in</strong>alsmoderatoren<br />

Suenens und Döpfner, die bekannten Konzilstheologen Congar und<br />

Daniélou... Kaum e<strong>in</strong>e Türe im Vatikan bleibt ihm verschlossen.<br />

50


Neben dem Konzilsbetrieb arbeitet Prof. Cullmann an e<strong>in</strong>em neuen Werk,<br />

das nicht zuletzt <strong>in</strong> der Aula der Peterskirche mit Ungeduld erwartet werde.<br />

Da verstehe es sich von selbst, dass er oft schon morgens um 3 Uhr se<strong>in</strong>e<br />

Arbeit aufnehme.<br />

Begegnung im schlichten Speisesaal<br />

Ich hätte es kaum gewagt, e<strong>in</strong>en<br />

solchen Mann um e<strong>in</strong> Gespräch<br />

zu bitten, ohne mich vorher mit<br />

se<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Gedankenwelt näher beschäftigt<br />

zu haben, hätte mich nicht Prof.<br />

Cullmann <strong>in</strong> gemütlichem<br />

Elsässerdialekt so liebenswürdig<br />

begrüsst, dass se<strong>in</strong>e<br />

Gelehrsamkeit und se<strong>in</strong><br />

belastendes Pensum mit e<strong>in</strong>em<br />

Mal nicht mehr im Vordergrund<br />

standen. In heiterer<br />

Selbstverständlichkeit hat er sich<br />

im franziskanisch schlichten<br />

Speisesaal der „<strong>Chiesa</strong> dei Poveri“<br />

der Waldenser an e<strong>in</strong>en<br />

wachstuchüberzogenen Tisch mir<br />

gegenüber gesetzt. Ich habe es als<br />

wohltuend empfunden, zur<br />

Abwechslung weder e<strong>in</strong>e „Exzellenz“, noch e<strong>in</strong>e „Em<strong>in</strong>enz“ zum<br />

prom<strong>in</strong>enten Gesprächspartner zu haben, sondern „bloss“ e<strong>in</strong>en<br />

Theologen im zivilen Gewand. An Ehrfurcht hat es mir auch so nicht<br />

gefehlt: das „freie Charisma“ se<strong>in</strong>es „Magisteriums“ ist mir nicht<br />

entgangen.<br />

51


Prof. Cullmann und die Waldenser<br />

„Me<strong>in</strong>e Beziehungen zur römischen Waldenserfakultät s<strong>in</strong>d nicht von heute“, hat der<br />

Basler Theologe festgestellt. „Sie gehen auf jenen Romaufenthalt zurück, bei dem<br />

ich mir – dank e<strong>in</strong>er Sondererlaubnis seitens des Vorstehers der Vatikanischen<br />

Bibliothek, Kard<strong>in</strong>al Tisserant – über den Gang der archäologischen Ausgrabungen<br />

auf der Suche nach dem Petrusgrab Rechenschaft geben wollte.“ (Zur Zeit vernimmt<br />

man mit Staunen, dass der Papst neben e<strong>in</strong>er römischen Archäolog<strong>in</strong> –<br />

e<strong>in</strong>er Jugendfreund<strong>in</strong> Mont<strong>in</strong>is – ausgerechnet den Protestanten Cullmann<br />

zur Mitarbeit an e<strong>in</strong>er Publikation über das Petrusgrab verpflichtet habe,<br />

die an die Konzilsväter verteilt werden soll.)<br />

„Me<strong>in</strong>e Forschungen über den Apostelfürsten habe mich hierhergeführt.“ - „Schon<br />

damals habe ich versucht, zur Förderung der Waldenserfakultät beizutragen durch den<br />

Ausbau ihrer Bibliothek und ihres Lehrbetriebs. Seither doziere ich während me<strong>in</strong>er<br />

Semesterferien regelmäßig bei ihnen. Heute schreiben sich für manche Vorlesungen sogar<br />

mehr katholische als Waldenserzuhörer e<strong>in</strong>. Die Beziehungen der Waldenser zu den<br />

Katholiken haben sich erfreulich verbessert. Ihr Rektor ist sogar vom Papst empfangen<br />

worden -, vielleicht als erster Waldenser seit Petrus Valdus.“<br />

Audienzen bei 3 Päpsten<br />

„Haben Sie bei diesen Bemühungen auf das Verständnis e<strong>in</strong>flussreicher<br />

katholischer Freunde zählen dürfen?“<br />

„Allen voran habe ich den damaligen Rektor des Päpstlichen Bibel<strong>in</strong>stituts, August<br />

Bea, zu erwähnen, den ich von se<strong>in</strong>er Heidelberger Dozentenzeit her wohl gekannt hatte<br />

und der uns Nichtkatholiken beim Vaticanum II bekanntlich ex officio zur Seite steht.<br />

Rector Bea hat mir je e<strong>in</strong>e Privataudienz bei Pius XII. und bei Johannes XXIII.<br />

vermittelt. Papst Pacelli hat die Basler Theologenfakultät als die beste – protestantische<br />

– bezeichnet. Für me<strong>in</strong>e Petrus-Forschung hat er lebhaftes Interesse bekundet und mir<br />

für me<strong>in</strong>e Werke den Segen erteilt. Me<strong>in</strong>e Theologie wäre also vom Segen Pius' XII.<br />

begleitet“, fügt der Gelehrte schmunzelnd h<strong>in</strong>zu.<br />

„Hat auch Johannes XXIII. sich für Ihre Untersuchungen <strong>in</strong>teressiert?<br />

„Es sche<strong>in</strong>t mir, dass er me<strong>in</strong> Petrusbuch zum Teil gelesen hat: „Matthäus 16!“<br />

52


(„Du bist Petrus“), hat er mir befriedigt zugelächelt. Doch sche<strong>in</strong>t mir, dass er nur<br />

e<strong>in</strong>en Gesichtspunkt me<strong>in</strong>er Untersuchung zur Kenntnis genommen hat. Im übrigen ist<br />

bei dieser Begegnung durchaus nicht die Theologie im Vordergrund gestanden. E<strong>in</strong><br />

wirkliches Gespräch ist schon deswegen nicht möglich geworden, weil Papst Roncalli<br />

mich nicht hat zum Wort kommen lassen, sondern e<strong>in</strong>en liebevollen väterlich gütigen<br />

Monolog geführt hat.“<br />

„Trifft es zu, dass Sie auch den jetzigen Papst persönlich kennen? Ich habe<br />

vor wenigen Tagen vernommen, Paul VI. habe bei der Audienz für<br />

nichtkatholische Konzilsteilnehmer ausdrücklich gewünscht, dass Sie für<br />

die Er<strong>in</strong>nerungsphotographie unmittelbar neben ihn zu stehen kommen,<br />

'parce que j'ai l'honneur de le connaître personellement'. Nachher soll er<br />

sich von Ihnen – gleichsam zur Auszeichnung vor Ihren Kollegen – mit<br />

e<strong>in</strong>em Händedruck verabschiedet haben.“<br />

„So hat es sich <strong>in</strong> der Tat zugetragen. Hätten me<strong>in</strong>e Kollegen nicht so deutlich beobachten<br />

können, dass die Initiative vom Papst ausgegangen ist, so hätte ich als anmassend<br />

ersche<strong>in</strong>en müssen.“<br />

„Darf ich erfahren, wie sich Ihre persönliche Bekanntschaft mit Papst Paul<br />

entwickelt hat?“<br />

„Der damalige Kard<strong>in</strong>al Mont<strong>in</strong>i hat sich gegen Ende der ersten Konzilsperiode nach<br />

der Beobachtertribüne begeben, um mich zu begrüssen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Wohnung im<br />

Vatikan zum Abendessen zu bitten. Zum Dank für me<strong>in</strong>e „Christologie“ hat er mir<br />

bei jener Gelegenheit e<strong>in</strong> bronzenes Kruzifix überreicht. In e<strong>in</strong>em ausgiebigen, lebendigen<br />

Gespräch haben wir uns über zahlreiche theologische Fragen unterhalten und manche<br />

geme<strong>in</strong>samen Anliegen entdeckt: die Christologie, die heilsgeschichtliche Theologie und<br />

die Oekumene – um nur die wichtigsten zu nennen. Der damalige Erzbischof von<br />

Mailand gehört wohl zu den wenigen Kard<strong>in</strong>älen, die me<strong>in</strong>e wichtigsten Werke gelesen<br />

und verarbeitet haben.“<br />

„Damit war aber unser Gespräch nicht abgebrochen. Zu me<strong>in</strong>er freudigen Überraschung<br />

hat mich anfangs dieses Jahres dieser handgeschriebene Brief Mont<strong>in</strong>is aus Mailand<br />

erreicht“, berichtet Prof. Cullmann unter H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong> Schreiben, das er<br />

mir zur E<strong>in</strong>sichtnahme übergibt.<br />

53


„Am letzten Tag der ökumenischen Gebetswoche – am 25. Januar, dem Tag der<br />

Bekehrung des Apostels Paulus – hat er unserer Gespräche <strong>in</strong> christlicher Brüderlichkeit<br />

gedacht.“<br />

Ich b<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckt von der gleichsam liturgischen Vorwegnahme des<br />

Papstnamens Paul im Datum; noch mehr von der echten Anteilnahme des<br />

Kard<strong>in</strong>als am Gedeihen des neuesten Werkes des protestantischen<br />

Gelehrten und von der Ehrfurcht, welche Mont<strong>in</strong>i bekundet „für die Liebe<br />

zu Christus, welche Sie, verehrter Herr Professor, und Ihre Werke<br />

ausstrahlen“ - se<strong>in</strong>e Achtung vor dem „getrennten Bruder“, welcher mit<br />

dazu beigetragen hat, „das geme<strong>in</strong>same religiöse Erbe“ zu bewahren und<br />

„zum Teil gut zu entfalten“, wie sich der Papst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Programmrede<br />

allgeme<strong>in</strong> ausgedrückt hat. Dieser Blick <strong>in</strong> die Privatkorrespondenz<br />

entkräftet allfällige Zweifel, ob h<strong>in</strong>ter Mont<strong>in</strong>is blendender Rhetorik, wie<br />

sie uns <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Papstreden begegnet, nicht vielleicht die Empf<strong>in</strong>dung<br />

nachstehe.<br />

Prof. Cullmann legt mir noch e<strong>in</strong> Dokument vor: den Dankesbrief Pauls<br />

VI. für die Gratulation zur Papstwahl. Datiert vom 8. Juli dieses Jahres, ist<br />

dieses Schreiben zwar kalligraphiert (mit Ausnahme der Unterschrift), zeigt<br />

aber <strong>in</strong>haltlich denselben persönlichen und demütigen Charakter.<br />

Zur Persönlichkeit Pauls VI.<br />

„Mir sche<strong>in</strong>t, dass die Handschrift dieses Papstes weitgehend se<strong>in</strong> Wesen widerspiegelt“,<br />

bemerkt me<strong>in</strong> Gesprächspartner.<br />

Ich werfe e<strong>in</strong>: „Die Handschrift e<strong>in</strong>es Musterschülers also?“<br />

„Nicht allzu weit daneben“, führt Prof. Cullmann fort, „das Geniale spr<strong>in</strong>gt aus<br />

se<strong>in</strong>en Zeilen weniger hervor als die Klarheit, die Abwesenheit von jedem Bluff. Bei<br />

Mont<strong>in</strong>i weiss die Welt, woran sie ist. Er macht ihr nichts vor. Das Schriftbild tut<br />

ferner se<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n für die Form kund, se<strong>in</strong>e massvolle Ausgeglichenheit, se<strong>in</strong>e Sensibilität<br />

und Präzision.“<br />

54


„Wie beurteilen Sie Papst Mont<strong>in</strong>i auf Grund Ihrer persönlichen Begegnung<br />

und beim Vergleich mit se<strong>in</strong>en Vorgängern?“ wende ich mich wieder an<br />

den „Konzilsgast“.<br />

„Papst Paul ist freilich bei weitem nicht so spontan herzlich und väterlich wie Papst<br />

Roncalli. Doch strahlt er mehr menschliche Wärme aus als Pius XII. Von Natur ist<br />

Paul VI. wohl eher scheu und wenig leutselig. Doch spürt man, wie ernsthaft er sich um<br />

den Zugang zu den Mitmenschen bemüht.“<br />

„Wie wirkt sich der Pontifikatswechsel auf das Konzil aus?“<br />

„Johannes XXIII. war der Prophet; Paul VI. ist der Theologe! Dementsprechend zeigen<br />

die beiden Sessionen e<strong>in</strong>en verschiedenen Stil: Die erste hat sich eher leidenschaftlich<br />

dramatisch abgespielt, während die zweite ruhiger und systematischer verläuft. Dies ergibt<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs auch aus der Tatsache, dass sich die Peripetie des Konzils schon im<br />

Vorjahr ereignet hat. Nicht zufällig erzählt man sich jetzt nur noch selten Konzilswitze<br />

über die „Konservativen“; sie haben ihre Aktualität e<strong>in</strong>gebüsst. Bis heute hat Papst<br />

Mont<strong>in</strong>i sich Neuerungen gegenüber ausnahmslos aufgeschlossen gezeigt. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob er sich da und dort doch zu Konzessionen an die Konservativen<br />

herbeilassen wird, deren Stimmen an se<strong>in</strong>er Wahl immerh<strong>in</strong> entscheidend beteiligt gewesen<br />

s<strong>in</strong>d.“<br />

Audienz für nichtkatholische Beobachter<br />

„Vor wenigen Tagen hat Papst Paul VI. die nichtkatholischen<br />

Konzilsteilnehmer empfangen. Ist Ihnen, Herr Professor Cullmann, e<strong>in</strong><br />

Unterschied <strong>in</strong> der Atmosphäre beim Vergleich mit dem Vorjahr<br />

aufgefallen?“<br />

„Bei der jetzigen Audienz war die Stimmung entschieden gelöster. Wir Nichtkatholiken<br />

s<strong>in</strong>d im Vatikan ke<strong>in</strong>e Fremdl<strong>in</strong>ge mehr. Auch untere<strong>in</strong>ander haben wir uns besser<br />

kennengelernt. Endlich haben organisatorische Neuerungen Pauls VI. sich auch bei<br />

dieser Gelegenheit taktisch bewährt und se<strong>in</strong>e Schüchternheit mehr als ausgeglichen:<br />

Unter Verzicht auf das Gefolge aus der 'Päpstlichen Familie' hat er uns zusammen<br />

mit Kard<strong>in</strong>al Bea durchaus privat und <strong>in</strong>tim empfangen; ausserdem hat er sich die<br />

Ansprache des Vertreters der Beobachter, Prof. Skydsgaard, vom Lutherischen<br />

Weltbund aus Kopenhagen e<strong>in</strong>ige Tage vor der Audienz vorlegen lassen, damit se<strong>in</strong>e<br />

Antwort wirklich e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>em Dialog darstellen konnte.<br />

55


So ist Paul VI., nachdem er zunächst die <strong>in</strong> der Programmrede entwickelten<br />

ökumenischen Gesichtspunkte samt se<strong>in</strong>er Bitte um Verzeihung an die „getrennten<br />

Brüder“ noch e<strong>in</strong>mal aufgenommen hatte, auf Skydsgaard Worte e<strong>in</strong>gegangen. Dabei<br />

hat er besonders dessen Anregung zur Gründung e<strong>in</strong>es Heilsgeschichtlichen Instituts<br />

lebhaft unterstützt. Nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Vater Unser, welches der Papst zwar<br />

<strong>in</strong> Late<strong>in</strong>, die Nichtkatholiken aber auf se<strong>in</strong>e Anregung h<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Volkssprachen<br />

gebetet haben, s<strong>in</strong>d wir verabschiedet worden.“<br />

„Heilsgeschichtliche Theologie“<br />

„Im Unterschied zu jenen Beobachtern, die e<strong>in</strong>e nichtkatholische Kirche<br />

im Konzil vertreten, s<strong>in</strong>d Sie, Herr Prof. Cullmann, als Gast zugegen –<br />

unmissverständlich wegen Ihrer Verdienste um e<strong>in</strong>e Theologie, die auch<br />

von katholischer Seite hochgeschätzt wird, und die zweifelsohne <strong>in</strong><br />

Beziehung steht zu den pastoralen und ökumenischen Anliegen des<br />

Konzils. Nicht zufällig erfährt man, Paul VI. habe im Gespräch zugegeben,<br />

der christologische Teil se<strong>in</strong>er Programmrede sei wesentlich von Ihnen<br />

<strong>in</strong>spiriert worden; nicht zufällig trifft man Ihren Namen schon seit<br />

Konzilsbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> zahlreichen Pressekonferenzen und theologischen<br />

Studienzirkeln des Konzils auf Schritt und Tritt an. Fachleute beobachten<br />

mehr und mehr, wie sehr Ihre Forschungen sogar <strong>in</strong> den Konzilsvoten<br />

ihren Niederschlag f<strong>in</strong>den. - Ich er<strong>in</strong>nere mich, wie im Vorjahr anlässlich<br />

der Offenbarungsdiskussion viel von der 'Formgeschichtlichen<br />

Bibelexegese' die Rede war, zu der Sie mit den Anstoss gegeben haben.<br />

Diese geschichtsfreundliche Interpretationsmethode hängt zusammen mit<br />

Ihrer 'Heilsgeschichtlichen Theologie', von der <strong>in</strong> der Audienz für die<br />

Nichtkatholiken die Rede war. Darf ich Sie bitten, mir anzudeuten, wor<strong>in</strong><br />

der Kern dieser Theologie besteht?“<br />

„Nach me<strong>in</strong>er Überzeugung“, belehrt mich Prof. Cullmann, „vollzieht sich die<br />

Heilsgeschichte auch <strong>in</strong> der Gegenwart; ja, sie ereignet sich ununterbrochen während der<br />

gesamten Menschheitsgeschichte. Während sie allerd<strong>in</strong>gs von der Schöpfung bis zur Zeit<br />

Abrahams die gesamte Menschheit gleicherweise erfasst, bedeutet die Erwählung des<br />

Volkes der Juden als Volk Gottes e<strong>in</strong>e Spezialisierung: die Zuweisung e<strong>in</strong>er<br />

Sondermission an dieses 'erwählte Volk', was aber nicht mit e<strong>in</strong>er Priviligierung zum<br />

Heil verwechselt werden darf. Später erfährt die Heilsgeschichte ihre Verdichtung und<br />

Zentrierung <strong>in</strong> der Person Christi.<br />

56


Nach ihm werden, ausgehend vom Kreis der Apostel, divergierend zunehmend breitere<br />

'Karawanen' der Menschheit, zahlreichere 'Pilger', <strong>in</strong> die Heilsgeschichte e<strong>in</strong>bezogen,<br />

bis schliesslich bei Christi Wiederkunft eschatologisch wieder wie im Beg<strong>in</strong>n die ganze<br />

Menschheit an der Heilsgeschichte teilnimmt. Die Entscheidungsschlacht ist mit Christus<br />

gewonnen, pflege ich me<strong>in</strong>en Studenten zu sagen, bis zur Wiederkunft Christi haben<br />

wir uns aber noch zu gedulden und zu bewähren.“<br />

„Damit stehen Sie also im Gegensatz etwa zur Bultmann'schen Theologie,<br />

welche die Heilsgeschichte aussergeschichtlich, mythisch, transzendent<br />

auffasst und <strong>in</strong> der Gegenwart nur die punktuelle, existentielle<br />

Entscheidung, das Heilsereignis im Augenblick gelten lässt!? Die pastorale<br />

Bedeutung ihrer heilsgeschichtlichen Theologie ist e<strong>in</strong>leuchtend und wird<br />

ja auch von vielen Konzilsvätern berücksichtigt. Wor<strong>in</strong> unterscheidet sich<br />

aber die katholische Auffassung?“<br />

„Die Überzeugung von der Heilsgeschichte, die sich während der ganzen Weltgeschichte<br />

weitervollzieht, könnte zwar jeder Christ teilen. E<strong>in</strong> grundsätzlicher Unterschied lässt<br />

sich aber nicht überbrücken: die katholische Kirche glaubt, durch ihr 'Magisterium'<br />

festzulegen, wo sich jeweils <strong>in</strong> der Geschichte die Heilsgeschichte ereignet. Die Protestanten<br />

h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d der Ansicht, nur auf Grund der jeweiligen Interpretation der Propheten<br />

und Apostel e<strong>in</strong>e Richtschnur zu f<strong>in</strong>den für die Abgrenzung von Christ und Antichrist.<br />

Beispielsweise wird e<strong>in</strong> Protestant nur auf diesem Wege Anhaltspunkte dafür gew<strong>in</strong>nen,<br />

dass Hitler dem Reich des Antichrist angehören könnte.“<br />

Solidarität statt Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

„Unser Gespräch zeigt mir von neuem, wie sehr die realistische Warnung<br />

Pauls VI. vor e<strong>in</strong>em naiv-optimistischen Oekumenismus gerechtfertigt ist.<br />

Als Mittelpunkt der unüberw<strong>in</strong>dbaren Gegensätze zeigt sich immer wieder<br />

die Petrus-Frage. Daher etwa die Bemerkung e<strong>in</strong>es orthodoxen<br />

Beoabchters, das Vaticanum II bedeutet für ihn nicht mehr als die<br />

Lokalsynode e<strong>in</strong>es orientalischen Patriarchen. Christus habe nie gesagt, der<br />

Bischof von Rom solle der Nachfolge von Petrus se<strong>in</strong>.“<br />

„'Tu es Petrus! (Du bist Petrus), il l'a quand-même dit', hat mir letzth<strong>in</strong> der Vertreter<br />

der koptischen Kirche <strong>in</strong> der Peterskirche zugeflüstert und h<strong>in</strong>aufgewiesen auf die<br />

Kuppelrundschrift.<br />

57


'Ja', habe ich ihm erwidert, 'aber er hat es zu Petrus, dem Augenzeugen, persönlich<br />

gesagt, nicht zu se<strong>in</strong>em Nachfolger. Nirgends steht geschrieben, dass für die Bischöfe<br />

gelten solle, was für die Apostel gegolten hat.' Sie er<strong>in</strong>nern sich vielleicht“, wendet sich<br />

Prof. Cullmann an mich, „dass vor kurzem ausgerechnet der erzkonservative<br />

Kard<strong>in</strong>al Ruff<strong>in</strong>i fast wörtlich diese me<strong>in</strong>e Aussage im Konzil formuliert hat – es war<br />

das e<strong>in</strong>zige Mal, dass ich mit ihm e<strong>in</strong>verstanden gewesen b<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Argument war e<strong>in</strong><br />

zweischneidiges Schwert: Ruff<strong>in</strong>i hat versucht, es zur Abschwächung der 'Kollegialität<br />

des Episkopats' e<strong>in</strong>zusetzen, ohne dabei zu bedenken, dass er damit gleichzeitig den<br />

Protestanten ihre grundsätzliche Kritik an der Lehre von der Nachfolge bestätigt.“<br />

„So hat die Petrusfrage Ihnen, Herr Professor, e<strong>in</strong>st die Türen des Vatikans<br />

geöffnet, und dieselbe Frage verschliesst sie Ihnen auch heute noch im<br />

letzten S<strong>in</strong>ne. - Jedenfalls stelle ich fest, dass Sie die Aussichten für e<strong>in</strong>e<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung nach wie vor pessimistisch betrachten oder besser –<br />

realistisch würdigen.“<br />

„Nach menschlichem Ermessen ist die Wiedervere<strong>in</strong>igung von Protestanten und<br />

Katholiken, 'ex def<strong>in</strong>itione' ausgeschlossen; jene von Orthodoxen und Katholiken wird<br />

das Vaticanum II bestimmt nicht erreichen und sche<strong>in</strong>t auch auf lange Sicht als höchst<br />

unwahrsche<strong>in</strong>lich. Obschon viele Protestanten sich den Katholiken psychologisch<br />

verwandter fühlen als den Orthodoxen werden sie wohl tatsächlich den Orthodoxen eher<br />

näherkommen als den Katholiken. In dieser Lage habe ich e<strong>in</strong>e Oekumenische Kollekte<br />

vorgeschlagen (und auch mit Paul VI. besprochen): An e<strong>in</strong>em bestimmten Sonntag<br />

sollten Protestanten und Katholiken sich wechselseitig Kollekten spenden. Dadurch<br />

würde der Oekumenismus nicht mehr bloss die Angelegenheit e<strong>in</strong>er Elite bleiben, sondern<br />

bei vielen Gläubigen anschaulich verwurzelt. In Er<strong>in</strong>nerung an frühchristliche<br />

Verhältnisse und die Tempelsteuer der Diaspora-Juden würde <strong>in</strong> zeitgemäßer<br />

Abwandlung e<strong>in</strong> sichtbares Zeichen aufgerichtet für die unsichtbar bestehende E<strong>in</strong>heit<br />

aller Christen. An die Stelle der Wiedervere<strong>in</strong>igung müsste die Solidarität der gesamten<br />

Christenheit treten.“<br />

(Quelle: National-Zeitung Basel, Nr. 496, Sonntag, den 27. Oktober 1963)<br />

Rom, d. 1. Nov. 1963<br />

42 Via Pietro Cossa<br />

58


Sehr geehrter Herr – ja ich sehe auf Ihrer Visitenkarte, Sie wollen nicht<br />

„Herr Dr.“ genannt werden, also: sehr geehrter, lieber Herr Labhart,<br />

Für die freundliche Zusendung Ihrer Artikels herzlichen Dank!<br />

Und herzlichen Dank, wie Sie ihn geschrieben haben. Ich f<strong>in</strong>de ihn,<br />

abgesehen davon, dass Sie mich wirklich zu sehr gelobt haben,<br />

ausgezeichnet, sowohl journalistisch als sachlich. Dazu mit fe<strong>in</strong>er Ironie<br />

gesüßt. Selten b<strong>in</strong> ich mit der Wiedergabe e<strong>in</strong>es Interviews so zufrieden<br />

gewesen, u. nie s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e theologischen Ausführungen von e<strong>in</strong>em<br />

Nichttheologen so richtig verstanden, „nachgedacht“ u. für e<strong>in</strong> weiteres<br />

Lesepublikum so sachgemäss sogar weitergeführt worden. Herrlich auch<br />

Ihre Beschreibung der Atmosphäre der Waldenserfakultät!<br />

Übrigens habe ich auch schon Ihre früheren Konzilsartikel mit Genuss<br />

u. Zustimmung gelesen. Das ist wirklich beste Journalistik.<br />

In der Hoffnung, Sie wieder e<strong>in</strong>mal zu sehen, u. mit herzlichen Wünschen<br />

für Ihre weitere Tätigkeit b<strong>in</strong> ich<br />

Ihr Oscar Cullmann<br />

59


Zum 4. Advent-<br />

Weihnachtschoral<br />

„O Tochter Zion, zage nicht;<br />

Im dunklen Lande ward es licht,<br />

Die Schar der Heiden<br />

Kommt unverweilt und betet an:<br />

Der starke Hirt ist auf der Bahn,<br />

Se<strong>in</strong> Volk zu weiden.<br />

Der Stall, dr<strong>in</strong> er sich Raum gemacht,<br />

Hebt Leuchten an um Mitternacht<br />

Und glänzt vor Wonnen:<br />

Da schläft der Held, da blüht das Reis,<br />

Das sich erquickt verborgner Weis<br />

Aus Gottes Bronnen.<br />

Schau nicht die Mutter, nicht den Mann,<br />

Schau nur das K<strong>in</strong>d im Kripple<strong>in</strong> an;<br />

Da liegt de<strong>in</strong> Leben,<br />

Liegt de<strong>in</strong>es Lebens Vogt und Früst:<br />

Er darf, wenn du zum K<strong>in</strong>de wirst,<br />

Dir's wiedergeben.<br />

Wär so ke<strong>in</strong> Mensch voll Sünd und Zorn,<br />

Gott will, er werde neu geborn<br />

Und se<strong>in</strong> Ges<strong>in</strong>de.<br />

Wir wandelten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sternis;<br />

Nun freuet euch und seid gewiß<br />

Und glaubt dem K<strong>in</strong>de.“<br />

Rudolf Alexander Schröder<br />

60


Geme<strong>in</strong>dezugehörigkeit und Mitgliedsbeitrag<br />

Wir danken Ihnen von ganzem Herzen für e<strong>in</strong> besonders schönes und<br />

erlebnisreiches Geme<strong>in</strong>de-Jahr 2012 mit e<strong>in</strong>er Reihe von wunderbaren<br />

Höhepunkten – der Chorwork-Shop mit Hans Hermann Grube, das<br />

Brahms-Requiem unseres Chores, die Vorträge der Professoren Wenz<br />

und Markschies, der ZDF-Fernsehgottesdienst, die Konfirmation an<br />

Pf<strong>in</strong>gsten, den literarischen Gottesdienst mit Texten von Rudolf<br />

Alexander Schröder, den Begrüßungsgottesdienst zum Thema „Me<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gslied“, den Familiengottesdienst zum Erntedankfest, den<br />

Geme<strong>in</strong>detag mit Professor Dieter, den Reformationsgottesdienst mit<br />

Monsignore Türk, die vielen <strong>in</strong>teressanten Abende <strong>in</strong> den<br />

Nachbarschaften...<br />

Möglich ist so e<strong>in</strong> vielfältiges und qualitätsvolles Geme<strong>in</strong>deleben nur durch<br />

Sie alle, die Geme<strong>in</strong>demitglieder, die Sie sich <strong>in</strong> unserer Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

engagieren und uns unterstützen.<br />

Dafür sei Ihnen allen herzlich gedankt!<br />

Damit sich unser Geme<strong>in</strong>deleben auch weiterh<strong>in</strong> so gut entwickeln kann,<br />

bitten wir Sie um zwei D<strong>in</strong>ge:<br />

a) Werden Sie offiziell Mitglied <strong>in</strong> unserer Kirchengeme<strong>in</strong>de.<br />

Früher trat immer nur e<strong>in</strong>e Person pro Familie e<strong>in</strong>. Doch jedes e<strong>in</strong>zeln<br />

e<strong>in</strong>getragene Mitglied ist für die Bemessung unseres Anteils an den sog.<br />

OPM-Mitteln wichtig. Daher bitten wir auch Ehepartner und konfirmierte<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>zutreten.<br />

b) Wenn es Ihnen möglich ist, zahlen Sie Ihren Mitgliedsbeitrag.<br />

Die Summe pro Jahr und pro Mitglied beläuft sich auf 150,00 Euro.<br />

Ehepartner und Familien können sich diesen Beitrag teilen<br />

Wir danken Ihnen sehr und freuen uns auf weitere schöne und<br />

bereichernde Erfahrungen mit Ihnen <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de!<br />

Der Geme<strong>in</strong>devorstand<br />

61


Angebote unserer Geme<strong>in</strong>de<br />

‣ "Ökumene <strong>in</strong> Rom"<br />

In diesem Buch schildert wird erstmals die gelebte und gefeierte<br />

Ökumene <strong>in</strong> Rom aus der Perspektive der Evangelisch-<br />

Lutherischen Kirchengeme<strong>in</strong>de dargestellt. U.a. werden auch die<br />

Begegnungen mit Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI.<br />

dokumentiert. In der Geme<strong>in</strong>de verkaufen wir das Buch für 10,00<br />

Euro.<br />

‣ CD "Mendelssohn a Roma"<br />

Die CD enthält die Aufnahmen der beiden Orgelkonzerte, die wir<br />

am 20. und 22. Oktober 2009 <strong>in</strong> der Christuskirche im Rahmen<br />

der Reihe "Il viaggio di Mendelssohn" veranstaltet haben. Zu hören<br />

s<strong>in</strong>d an der Ste<strong>in</strong>meyer-Orgel unserer Kirche: Francesco F<strong>in</strong>otti<br />

(Padova) und Livia Mazzanti (Rom).<br />

Die CD kostet 10,00 Euro.<br />

‣ "Luthers Glocken <strong>in</strong> Rom. Das Schill<strong>in</strong>g-Geläut der Ev.-Luth.<br />

Christuskirche"<br />

In diesem kle<strong>in</strong>en Buch beschreibt Dr. Thümmel die Geschichte<br />

unserer Glocken und die Restaurierung des Geläuts. Das Buch<br />

kostet 5,00 Euro.<br />

‣ "Frauen schaffen Geme<strong>in</strong>schaft"<br />

Aus Anlass des 125-jährigen Bestehens unseres Frauenvere<strong>in</strong>s<br />

haben wir e<strong>in</strong>e Festschrift veröffentlicht, <strong>in</strong> der die Geschichte und<br />

Gegenwart des Frauenvere<strong>in</strong>s geschildert wird. Das Buch kostet<br />

10,00 Euro.<br />

‣ Das neue zweisprachige Gesangbuch der ELKI ist erschienen und<br />

kostet 25,00 Euro.<br />

‣ "Mite<strong>in</strong>ander.Insieme. 60 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirche <strong>in</strong><br />

Italien." In diesem deutsch-italienischen Buch, das anlässlich des<br />

60-jährigen Bestehens der ELKI im Jahre 2009 erschienen ist,<br />

stellen sich alle Geme<strong>in</strong>de der ELKI mit e<strong>in</strong>em kurzen Porträt vor.<br />

Alle Angebote können im Geme<strong>in</strong>debüro oder nach dem Gottesdienst<br />

erworben werden.<br />

62


Frauenvere<strong>in</strong><br />

Wir treffen uns jeden Mittwoch um 16.00 Uhr, im Geme<strong>in</strong>desaal.<br />

Gespräch und persönlicher Erfahrungsaustausch bei Kaffee und, wenn<br />

welcher mitgebracht wird, Kuchen s<strong>in</strong>d uns wichtig. Über Gäste und neu<br />

H<strong>in</strong>zukommende freuen wir uns immer! Im Dezember feiern wir mit<br />

allen BasarmitarbeiterInnen den Advent, und <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong><br />

vierzehntägigem Rhythmus haben wir Vorträge und Diskusionen zu<br />

verschiedenen Themen:<br />

12.12. Adventsfeier mit herzlicher E<strong>in</strong>ladung an alle, die sich mit uns<br />

auf Advent und Weihnachten e<strong>in</strong>stimmen möchten - und<br />

zugleich Dankeschönkaffee für alle Basarhelfer.<br />

19.12. Die frohe Botschaft e<strong>in</strong>mal anders. Vergnügliches<br />

Weihnachtsquiz. (Pfarrer Dr. Kruse)<br />

16.1. „Wir haben hier ke<strong>in</strong>e bleibende Stadt, sondern die zukünftige<br />

suchen wir.“ Die Jahreslosung. (Pfarrer Dr. Kruse)<br />

30.1. Bibelarbeit zum Weltgebetstag. (Anna V<strong>in</strong>atzer)<br />

20.2. Emil Nolde und se<strong>in</strong>e religiösen Bilder (Sab<strong>in</strong>e Kühne)<br />

27.2. Ich war fremd. Evanglisch <strong>in</strong> Frankreich. Länder<strong>in</strong>formationen<br />

<strong>in</strong> Vorbereitung auf den Weltgebetstag. (Katja Krummacher)<br />

13.3. Wie wir zu unseren Namen kamen. 1. Teil: Vornamen;<br />

römische Namensgebung. (Wiebke v. Levetzow)<br />

20.3. Wie wir zu unseren Namen kamen. 2. Teil: Familiennamen.<br />

(Wiebke v. Levetzow)<br />

Giornata Mondiale di Preghiera – Weltgebetstag<br />

“Ero straniero e mi accoglieste”<br />

Con una liturgia preparata dalle donne della Francia<br />

Venerdì 1 marzo 2012, ore 18.00<br />

<strong>Chiesa</strong> Valdese, Via IV Novembre 107<br />

63


“Ero straniero e mi accoglieste” –<br />

Der Weltgebetstag 2013<br />

Diesmal aus Frankreich<br />

Bereits 1929 wurde <strong>in</strong> methodistischen und lutherischen Geme<strong>in</strong>den im<br />

Elsass der Weltgebetstag gefeiert, später auch <strong>in</strong> der Heilsarmee . Ab den<br />

1960er Jahren breitete sich die Bewegung aus. Weitere Konfessionen wie<br />

z.B. die reformierte und die römisch-katholische kamen h<strong>in</strong>zu. Der<br />

Weltgebetstag belebt die Ökumene <strong>in</strong> Frankreich, wo Staat und<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>schaften streng getrennt s<strong>in</strong>d (Laizität). Nach<br />

Schätzungen gehören 62% der Bevölkerung der römisch-katholischen,<br />

2% der protestantischen Kirche an, 1% s<strong>in</strong>d jüdischen, 6%<br />

muslimischen Glaubens, 1% BuddhistInnen und 27% bezeichnen sich<br />

als nicht religiös.<br />

Grundfragen des diesjährigen Weltgebetstags-Gottesdienstes s<strong>in</strong>d : Wie<br />

kann jede und jeder e<strong>in</strong>zelne von uns zu e<strong>in</strong>er Kultur des Willkommens<br />

beitragen? Wie schätzt e<strong>in</strong>e Aufnahmegesellschaft wert, was Menschen<br />

aus e<strong>in</strong>em anderen Land, e<strong>in</strong>er anderen Kultur mitbr<strong>in</strong>gen? Wie gestalten<br />

wir unsere geme<strong>in</strong>samen Lebensbed<strong>in</strong>gungen so, dass alle, unabhängig<br />

von ihrer Herkunft, wahrgenommen, respektiert und willkommen s<strong>in</strong>d<br />

– überall auf der Welt!<br />

Wie seit vielen Jahren feiern wir diesen Gottesdienst <strong>in</strong> italienischer<br />

Sprache, zusammen mit Frauen und Männern aus den verschiedenen<br />

evangelischen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Rom und aus katholischen Geme<strong>in</strong>den,<br />

jedesmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Kirche, und <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>in</strong> der<br />

Waldenserkirche <strong>in</strong> Via IV Novembre.<br />

Katja Krummacher<br />

und aus dem deutschen Liturgieheft<br />

64


Herzliche E<strong>in</strong>ladung zum Geme<strong>in</strong>defrühstück<br />

In Zusammenarbeit mit dem Frauennetzwerk der ELKI (Mitglied der<br />

FDEI) laden wir wieder zu e<strong>in</strong>em Frühstück mit Thema <strong>in</strong> den<br />

Geme<strong>in</strong>desaal e<strong>in</strong>, am<br />

Freitag, 8. Februar 2013, 10.00 bis 13.00 Uhr:<br />

„Pensare, parlare, agire da donne: che vuol dire oggi?”<br />

Referent<strong>in</strong>: Gianna Urizio, presidente della FDEI – Federazione Donne<br />

Evangeliche <strong>in</strong> <strong>Italia</strong><br />

Le donne oggi: A che punto sono, nei diritti e nei modi di agire?<br />

Nella storia, spesso le donne hanno preso la parola, talvolta controcorrente rispetto alle<br />

loro società. E' successo nel Medioevo, nell'epoca della Riforma protestante e anche nel<br />

XIX secolo con il movimento delle suffragette, <strong>in</strong> buona parte protestanti. Anche il XX<br />

secolo è stato segnato dalle rivendicazioni delle donne. A quali conquiste ha portato?<br />

Quali conseguenze ha avuto nella cultura, nei comportamenti di tutti, uom<strong>in</strong>i e donne?<br />

E oggi, pensare, parlare ed agire da donne cosa vuole dire?<br />

Proviamo a fare un bilancio di un percorso non sempre facile, per valutare cambiamenti,<br />

passi avanti e passi <strong>in</strong>dietro, ma anche per riflettere sul bisogno di riprendere alcuni temi<br />

che negli ultimi anni sono stati dimenticati.<br />

In der Geschichte haben Frauen oft das Wort ergriffen, manches Mal gegen<br />

den Strom – so geschehen im Mittelalter, <strong>in</strong> der Reformationszeit und auch<br />

im 19. Jahrhundert mit den zu e<strong>in</strong>em guten Teil evangelischen Suffragetten.<br />

Auch das 20. Jahrhundert ist gekennzeichnet von den Forderungen der<br />

Frauen. Welche Errungenschaften haben sie erbracht? Welchen Folgen<br />

hatten sie <strong>in</strong> der Kultur, im Verhalten von Männern und Frauen? Und<br />

heute, was bedeutet es: als Frauen denken, reden und handeln?<br />

Wir versuchen, die Bilanz e<strong>in</strong>er nicht immer e<strong>in</strong>fachen Entwicklung zu<br />

ziehen, um Veränderungen, Fortschritte und Rückschritte zu bewerten aber<br />

auch über die Notwendigkeit nachzudenken, e<strong>in</strong>ige Themen<br />

wiederaufzugreifen, die <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> Vergessenheit geraten s<strong>in</strong>d.<br />

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Nachbarschaften<br />

Die Nachbarschaft trifft sich an jedem ersten Montag im Monat.<br />

Die Nachbarschaft trifft sich jeden zweiten Montag im Monat.<br />

Kontakt über Maria Alberti (Tel.: 06.5041443)<br />

Die Nachbarschaft trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat.<br />

Kontakt über das Geme<strong>in</strong>debüro (Tel.: 06.4817519)<br />

Die Italienische Gruppe trifft sich e<strong>in</strong>mal im Monat.<br />

Ansprechpartner<strong>in</strong>: Anna Belli (Tel.: 06.7915596)<br />

Ansprechpartner: Pfarrer Dr. Jens-Mart<strong>in</strong> Kruse (Tel.: 06.4817519)<br />

Trauungen<br />

Bjørnar Stenseth und Ann Krist<strong>in</strong> Knutson, 08.09.2012<br />

Thomas und Fabiana Proietti, 20.11.2012<br />

Haily Belle Weber, 26.08.2012<br />

Lèon Proietti, 20.11.2012<br />

Taufen<br />

Neu <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de begrüßen wir:<br />

Jakob Glaesser<br />

Elise Glaesser<br />

Stephanie Neumann<br />

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Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Geme<strong>in</strong>devorstand der<br />

Evangelisch-Lutherischen<br />

Geme<strong>in</strong>de Rom<br />

Redaktion und Layout:<br />

Pfarrer Dr. Jens-Mart<strong>in</strong> Kruse<br />

Freiwilliger Ron Scheffler<br />

Mitarbeiter:<br />

K. Krummacher<br />

M. Schulz<br />

D. Esch<br />

Professor Dr. Jürgen Krüger<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsweise:<br />

viermal im Jahr<br />

Auflage:<br />

600 Exemplare<br />

67


Evangelisch-Lutherische Kirchengeme<strong>in</strong>de Rom<br />

Der Geme<strong>in</strong>devorstand<br />

Bärbel Aiello, Vorsitzende baerbel.aiello@libero.it<br />

Via Sorelle Tetrazz<strong>in</strong>i 47/C <strong>in</strong>t. 603, 00139 Roma 06-43414841<br />

Anna Belli<br />

anna_belli2001@yahoo.it<br />

Via Gorizia 22, 00043 Ciamp<strong>in</strong>o 06-7915596<br />

Anke de Bernard<strong>in</strong>is anke.ho@libero.it<br />

Via Monti Parioli 49, 00197 Roma 06-3218885<br />

Christiane Bremer christiane.bremer11@gmail.com<br />

Via di Campo Marzo 12, 00186 Roma 06-68210661<br />

Dr. Philipp von Rummel, stellv. Vorsitzender rummel@rom.da<strong>in</strong>st.org<br />

Vicolo della Vaccarella, 13 00186 Roma 06-48881496<br />

Matthias Schopper,<br />

Via San Telesforo 9, 00165 Roma<br />

68<br />

matthias@webschopper.de<br />

Dr. Johannes Timpe<br />

johannes.timpe@tiscali.it<br />

Via della Lungara 18, 00165 Roma 06-4549289<br />

Gertrud Wiedmer<br />

gertrud.wiedmer@email.it<br />

Via Michele Cantone 4, 00166 Roma 06-6693290<br />

Das Pfarramt<br />

Pfarrer Dr. Jens-Mart<strong>in</strong> Kruse 06 – 481 7519<br />

Freiwilliger Ron Scheffler 06 – 481 7519<br />

Sozialdiakon<strong>in</strong> Katja Krummacher 06 – 474 6778<br />

Sekretär<strong>in</strong> Marion Schulz 06 – 481 7519<br />

Bürozeiten: Mo – Fr: 9 – 13 Uhr Fax: 06 – 4201 0417<br />

Postadresse:<br />

Via Toscana 7, 00187 Roma<br />

Webseite:<br />

www.ev-luth-geme<strong>in</strong>de-rom.org<br />

Facebook:<br />

Evangelische Kirchgeme<strong>in</strong>de Rom<br />

Email:<br />

roma@chiesaluterana.it<br />

Bankverb<strong>in</strong>dungen:<br />

- Deutsche Bank Pforzheim DE18 666 700 060 090059700 BIC: DEUT DE SM 666<br />

- Credito Bergamasco IT03 Q 03336 03200 0000 0000 2750 BIC: CREBIT 22089<br />

- Conto Corrente Postale IT24 Y 076 0103 2000 0009 6646 005 BIC: BPPIITRRXXX<br />

Kennwort: “Comunità <strong>Evangelica</strong> <strong>Luterana</strong> Roma”<br />

Druckerei:<br />

www.geme<strong>in</strong>debrief-<strong>in</strong>-farbe.de<br />

Wir s<strong>in</strong>d Mitglied der Ev.-Luth. Kirche <strong>in</strong> Italien (ELKI)<br />

www.chiesaluterana.it/de

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