Gemeindebrief - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

Professor Oscar Cullmann (Basel, Paris) urteilte deshalb, dass das Dekret,
„nicht ein bloßer Text, sondern eine ökumenische Tat“ sei. „Hier handelt es sich
tatsächlich um mehr als um eine geöffnete Tür. Hier befinden wir uns auf Neuland. Nie
hat ein offizielles katholisches Dokument in dieser Weise von den nichtkatholischen
Christen gesprochen.“ (MD 15 (1964), S. 102)
Gleichzeitig ist zu beachten, dass die ekklesiologische Grundlage für das
Ökumenismus-Dekret die Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ bildet.
Die dort festgehaltenen Prinzipien, nach denen die Kirche Jesu Christi
allein in der römisch-katholischen Kirche verwirklicht sei, bilden den
Rahmen und die Grenze für alle Ausführungen zur Ökumene.
Indem das Konzil beides zugleich sagt – zum einen: nur in der römischkatholischen
Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen,
und zum anderen: auch außerhalb des Gefüges der römisch-katholischen
Kirche gibt es „Elemente“ von
Kirchlichkeit – hat es sich „ein
gewaltiges Problem aufgeladen“. Denn, so
legt Professor Theodor Dieter dar,
„diese Aporie drängt die katholische Kirche
zur ökumenischen Bewegung und begrenzt
zugleich ihre Offenheit.“
(MD 6(2004), S. 107)
Von Bedeutung für die Ökumene sind
nicht nur die Konzilstexte, sondern
auch das Konzilsgeschehen, dessen
Impulse ebenso weiterwirken wie die
Texte. Hier hat die Anwesenheit und
die Mitarbeit der nicht-katholischen
Konzilsbeobachter bereits auf dem
Konzil eine grundlegende Veränderung der kirchlichen Wirklichkeit bewirkt.
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