Erweiterung des NMR-Versuchs im F-Praktikum um eine ...
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RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM<br />
<strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> <strong>NMR</strong>-<strong>Versuchs</strong><br />
<strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong><br />
<strong>um</strong> <strong>eine</strong> computergesteuerte Steuerung<br />
Bachelorarbeit <strong>im</strong> Studiengang „Bachelor of Science“<br />
<strong>im</strong> Fach Physik<br />
Institut für Exper<strong>im</strong>entalphysik I<br />
Arbeitsgruppe Polarisiertes Target
<strong>Erweiterung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>NMR</strong>-<strong>Versuchs</strong> <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong><br />
<strong>um</strong> <strong>eine</strong> computergesteuerte<br />
Steuerung<br />
Bachelorarbeit <strong>im</strong> Studiengang<br />
„Bachelor of Science“<br />
<strong>im</strong> Fach Physik<br />
An der Fakultät für Physik und Astronomie<br />
der<br />
Ruhr-Universität Boch<strong>um</strong><br />
von<br />
Stefan Schweer<br />
aus<br />
Boch<strong>um</strong><br />
Wintersemester 2011/12<br />
Betreut durch Prof. Dr. Werner Meyer
Zusammenfassung<br />
Der „<strong>NMR</strong>“-Versuch <strong>im</strong> Fortgeschrittenen-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> soll Studierenden <strong>eine</strong>n Einblick in<br />
das Verfahren der gepulsten <strong>NMR</strong> bieten.<br />
Das <strong>NMR</strong>-Gerät der Firma Teachspin verwendet <strong>eine</strong>n Permanentmagneten <strong>des</strong>sen Magnetfeldinhomogenitäten<br />
durch vier Gradientenspulen kompensiert werden müssen <strong>um</strong><br />
verwertbare Ergebnisse zu erreichen. Die Opt<strong>im</strong>ierung der Gradientenspulen ist allerdings<br />
sehr zeitaufwändig und nicht <strong>im</strong>mer reproduzierbar. Diese Bachelor-Arbeit behandelt daher<br />
die Umsetzung <strong>eine</strong>r computergestützen Anpassung dieser Feldgradienten.<br />
Da sich die Gradientenspulen <strong>des</strong> Gerätes nicht extern steuern ließen wurde die Steuerelektronik<br />
<strong>des</strong> Gerätes so modifiziert dass sich <strong>eine</strong> externe Endstufe an die Gradientenspulen<br />
anschließen lässt. Die Endstufe muss dabei best<strong>im</strong>mte Parameter erfüllen, so dass<br />
diese extra für diesen Zweck entwickelt wurde. Angesprochen wird diese wieder<strong>um</strong> über<br />
<strong>eine</strong> National Instr<strong>um</strong>ents DAQ-MX 6343 USB-Schnittstelle. Auf diese Weise können die<br />
Gradienten nun durch ein Labview-Programm geregelt werden.
Inhaltsverzeichnis<br />
i<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung 1<br />
1 Physikalische Grundlagen 2<br />
1.1 Der Dreh<strong>im</strong>puls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.2 Magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.3 Magnetisches Spinmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.4 Der Spin <strong>im</strong> Einfluss externer Magnetfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.4.1 Präzession und Larmorfrequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.4.2 Zeeman-Aufspaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 7<br />
2.1 Die <strong>NMR</strong> Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.2 Magnetisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.3 Bloch Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.4 Relaxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.5 Das mitrotierende Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 14<br />
3.1 Continuous Wave <strong>NMR</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
3.2 Gepulste <strong>NMR</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
3.2.1 Der Anregungspuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
3.2.2 Freier Induktionszerfall FID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
3.2.3 Die Fourier-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
4 <strong>NMR</strong>-Versuch <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> 19<br />
4.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.1.1 Teachspin PS2-A p/cw-<strong>NMR</strong> Spektrometer . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.2 Bisheriger Homogenisierungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 22<br />
5.1 Elektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
5.1.1 Signalverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
5.2 Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
5.2.1 Allgem<strong>eine</strong>s zu Labview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
5.2.2 Programm zur Homogenisierung der Feldgradienten . . . . . . . . 29<br />
Fazit<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Literaturverzeichnis<br />
Danksagung<br />
i<br />
ii<br />
iii<br />
iv
Einführung 1<br />
Einführung<br />
Magnetische Resonanz bezeichnet allgemein die resonante Anregung von Übergängen<br />
zwischen Energieniveaus <strong>eine</strong>s Kern- oder Elektronenensembles. Resonanz bedeutet in<br />
diesem Fall, dass die Apparatur abgest<strong>im</strong>mt ist auf die Präzessions-Frequenz der magnetischen<br />
Momente, der sogenannten Larmorfrequenz die sich be<strong>im</strong> Anlegen <strong>eine</strong>s externen<br />
Magnetfel<strong>des</strong> ausbildet. Ein großer Vorteil <strong>des</strong> Resonanz-Falles ist, dass die Auflösung sehr<br />
fein ist. Somit lässt sich mit dieser Methode ein sehr guter Aufschluss über die Prozesse<br />
auf atomarer Ebene gewinnen, somit gewährt diese Methode <strong>eine</strong>n guten Einblick in die<br />
Prozesse auf atomarer Ebene,und lässt Rückschlüsse auf die Probenbeschaffenheit in <strong>eine</strong>r<br />
Präzision wie mit ka<strong>um</strong> <strong>eine</strong>r anderen Methode zu. Wegen dieser Vorteile wird die <strong>NMR</strong>-<br />
Spektroskopie heutzutage bei Chemikern, Biologen und Physikern, aber auch in anderen<br />
wissenschaftlichen und technischen Disziplinen häufig eingesetzt.<br />
Aufgrund der großen Verbreitung <strong>des</strong> Verfahrens sollten auch Studierende der Physik während<br />
ihres Studi<strong>um</strong>s Bekanntschaft mit dieser Methode der Strukturaufklärung machen.<br />
Zudem führt die Vorbereitung <strong>des</strong> Versuches zu <strong>eine</strong>m vertieften Verständnis der quantenmechanischen<br />
Grundlagen.<br />
In dieser Arbeit werden kurz die physikalischen Grundlagen der <strong>NMR</strong>-Spektroskopie erläutert<br />
<strong>um</strong> dann auf die Schwierigkeiten der Abst<strong>im</strong>mung <strong>des</strong> Gerätes und der damit einhergehenden<br />
Motivation, diese zu Automatisieren, einzugehen. Darauf folgend wird kurz<br />
auf die Entwicklungs<strong>um</strong>gebung Labview und das Platinen-Design mit der CAD-Software<br />
Eagle eingegangen. Im Anschluss wird die erarbeitete Lösung vorgestellt, sowie die Einflüsse<br />
auf die Messergebnisse betrachtet.
1 Physikalische Grundlagen 2<br />
1 Physikalische Grundlagen<br />
In diesem Kapitel werden kurz die für das Verständnis dieser Arbeit wichtigen physikalischen<br />
Grundlagen u.a. aus der Kernphysik, der Elektrodynamik sowie der Quantenmechanik<br />
wiederholt.<br />
1.1 Der Dreh<strong>im</strong>puls<br />
Im Gegensatz zur klassischen Mechanik, in welcher der Dreh<strong>im</strong>puls ⃗ L durch das Kreuzprodukt<br />
der Vektoren ⃗p und ⃗r gegeben ist,<br />
⃗L = ⃗r × ⃗p (1.1)<br />
wird in der Quantenmechanik ein „dreh<strong>im</strong>pulsartiger“<br />
Zustand durch Quantenzahlen beschrieben. Diese Quantenzahlen<br />
sind z<strong>um</strong> Einen die Dreh<strong>im</strong>pulsquantenzahl<br />
j, die mit dem Betrag verknüpft ist, und z<strong>um</strong> Anderen<br />
die magnetische Quantenzahl m j als Orientierungsangabe<br />
bezüglich <strong>eine</strong>r Vorzugsrichtung (<strong>im</strong> Allgem<strong>eine</strong>n die<br />
Richtung <strong>des</strong> externen Magnetfel<strong>des</strong>).<br />
Die Quantenzahl j kann nur definierte ganz-(0,1,2,...) oder<br />
halbzahlige ( 1, 3 ,...) Werte annehmen, sie unterliegt <strong>eine</strong>r<br />
Quantelung. Durch Anwendung <strong>des</strong> Dreh<strong>im</strong>pulsope-<br />
2 2<br />
rators Ĵ 2 erhält man den Eigenwert <strong>des</strong> jeweiligen Zustan<strong>des</strong><br />
der <strong>des</strong>sen absolute Größe repräsentiert:<br />
j z<br />
2<br />
<br />
0<br />
−<br />
−2<br />
⃗j<br />
m j<br />
2<br />
1<br />
0<br />
−1<br />
−2<br />
Abb. 1.1: Dreh<strong>im</strong>puls in<br />
z-Richtung<br />
Ĵ 2 |jm j 〉 = 2 j(j + 1)|jm j 〉 (1.2)<br />
Da der Eigenwert gleich dem Betragsquadrat <strong>des</strong> Dreh<strong>im</strong>pulses ist ergibt sich für den Betrag<br />
von ⃗j :<br />
|⃗j| = √ j(j + 1) (1.3)<br />
Die häufig verwendeten Begriffe wie z.B. „Spin- 1 -Teilchen“ beziehen sich hierbei nicht auf<br />
2<br />
den Betrag <strong>des</strong> Spins bzw. Eigendreh<strong>im</strong>pulses <strong>des</strong> Teilchens sondern auf <strong>des</strong>sen max<strong>im</strong>ale<br />
z-Komponente.<br />
Die Quantenzahl m j gibt den Anteil <strong>des</strong> Dreh<strong>im</strong>pulses in <strong>eine</strong> best<strong>im</strong>mte Vorzugsrichtung<br />
(<strong>im</strong> Allgem<strong>eine</strong>n die positive z-Achse) an. Analog zu Gl. (1.2) folgt durch Anwenden <strong>des</strong><br />
Operators Ĵz folgende Eigenwertgleichung:<br />
Ĵ z |jm j 〉 = m j |jm j 〉 (1.4)<br />
⇒ j z = m j (1.5)
1 Physikalische Grundlagen 3<br />
Da die magnetische Quantenzahl m j nur Werte <strong>im</strong> Intervall [−j, j] mit ∆m j = ±1 annehmen<br />
kann, gibt es 2j + 1 mögliche Einstellungen der Projektion <strong>des</strong> Dreh<strong>im</strong>pulses auf die<br />
z-Achse, diese sind in Abb. 1.1 veranschaulicht.<br />
Eine genauere Erläuterung der quantenmechanischen Betrachtung ist in [Schwabl, 2005]<br />
zu finden.<br />
1.2 Magnetisches Moment<br />
So wie in der Elektrodynamik durch den Bahndreh<strong>im</strong>puls ⃗ L <strong>eine</strong>s geladenen Teilchens <strong>im</strong>mer<br />
auch ein magnetisches Dipolmoment ⃗µ induziert wird, zeigt sich, dass dies analog für<br />
den Spin <strong>eine</strong>s Teilchens gilt.<br />
Im Bohrschen Atommodell besteht ein H-Atom aus <strong>eine</strong>m Kern und <strong>eine</strong>m auf <strong>eine</strong>r Kreisbahn<br />
<strong>um</strong> diesen rotierenden Elektron, dieses System lässt sich über das Modell <strong>eine</strong>r geschlossenen<br />
Leiterschleife darstellen.<br />
In diesem Modell ergibt sich dann das magnetische Moment ⃗µ durch Multiplikation <strong>des</strong><br />
Kreisstromes I mit der eingeschlossenen Fläche A ( ⃗ A = A · d ⃗ f, gerichtete Fläche) aus der<br />
nachfolgenden einfachen Rechnung:<br />
⃗µ = I · ⃗A (1.6)<br />
Durch die Rotation <strong>des</strong> Elektrons <strong>um</strong> den Kern wird<br />
der Kreisstrom I <strong>im</strong> Rand der Fläche A erzeugt:<br />
⃗µ<br />
I = p t = −eω 2π<br />
(1.7)<br />
Dabei ist ω die Kreisfrequenz der Rotation und e die<br />
Elementarladung. Die eingeschlossene Fläche, die für<br />
die Berechnung <strong>des</strong> magnetischen Momentes notwendig<br />
ist, berechnet sich wie aus der klassischen Mechanik<br />
bekannt:<br />
e −<br />
⃗r<br />
A<br />
⃗p<br />
| L| ⃗ = |⃗r × ⃗p| = mωr 2 (1.8)<br />
A = πr 2 = − πL<br />
(1.9)<br />
mω<br />
Für Elektronen der Masse m e folgt daraus ein magnetisches<br />
Moment von:<br />
⃗µ = −I · ⃗A = − e<br />
2m e<br />
⃗ L = −<br />
µ B<br />
⃗ L (1.10)<br />
⃗L<br />
Abb. 1.2: Elektron<br />
<strong>im</strong> Bohrschen<br />
Atommodell<br />
Die Verwendung <strong>des</strong> Bohrsches Magneton µ B =<br />
e<br />
2m e<br />
ist allgemein üblich und findet sich in den gängigen Lehrbüchern wieder. Der Betrag <strong>des</strong><br />
magnetischen Momentes verhält sich proportional zu dem <strong>des</strong> Bahndreh<strong>im</strong>pulses L, ⃗ der<br />
Vektor ist allerdings durch die negative Ladung antiparallel zu diesem ausgerichtet. Dieser<br />
geometrische Sachverhalt wird durch (Abb. 1.2) veranschaulicht.
1 Physikalische Grundlagen 4<br />
1.3 Magnetisches Spinmoment<br />
Da es sich bei dem Teilchenspin ⃗s der Quantenmechanik veranschaulicht <strong>um</strong> <strong>eine</strong>n „intrinsischen<br />
Dreh<strong>im</strong>puls“ handelt, wird durch diesen ein sogenanntes „magnetisches Spinmoment“⃗µ<br />
erzeugt, welches proportional zu ⃗s ist.<br />
Be<strong>im</strong> Elektron lässt sich daher z<strong>um</strong> Beispiel folgen<strong>des</strong> magnetisches Spinmoment analog<br />
z<strong>um</strong> Bohrschen Atommodell berechnen:<br />
e<br />
⃗µ = −g s ⃗s = − g sµ B<br />
2m e ⃗s = γ s⃗s (1.11)<br />
γ s = |⃗µ s|<br />
|⃗s|<br />
⃗µ B = e<br />
2m e<br />
(Bohrsches Magneton) (1.12)<br />
= gsµ B<br />
<br />
(Gyromagnetisches Verhältnis Elektron) (1.13)<br />
Das gyromagnetische Moment ⃗γ s ist dabei der Proportionalitätsfaktor zwischen magnetischem<br />
Moment und dem Teilchenspin.<br />
Eine in der Literatur oft genutzte alternative Darstellung ist die über den Landé -Faktor g s ,<br />
kurz g-Faktor. Dieser Faktor gibt die Abweichung der quantenmechanischen Betrachtung<br />
<strong>des</strong> magnetischen Spinmoments ⃗µ z<strong>um</strong> Wert <strong>des</strong> klassischen magnetischen Moments bei<br />
gleichem Dreh<strong>im</strong>puls an. Er ist <strong>eine</strong> teilchenspezifische Größe die sich meist nur exper<strong>im</strong>entell<br />
best<strong>im</strong>men lässt (z.B. Elektron g s = 2, 0023).<br />
Lediglich der Wert für das Elektron ließ sich mittlerweile auch mit Hilfe der Quantenelektrodynamik<br />
und der Dirac-Theorie theoretisch herleiten.<br />
Im Fall <strong>des</strong> Kernspins gilt Ähnliches, hier koppeln allerdings<br />
die Spins der Teilchen (Protonen, Neutronen) z<strong>um</strong> gesamten<br />
Kernspin ⃗ I. Zu dieser Problematik kommt erschwerend<br />
hinzu dass die komplette Substruktur der Nukleonen<br />
aus Gluonen, Valenz- und Seequarks berücksichtigt werden<br />
muss. Der momentane Kenntnisstand reicht noch nicht aus<br />
<strong>um</strong> theoretische Werte vorhersagen zu können, so dass deren<br />
Werte exper<strong>im</strong>enteller Natur sind. Wie das Bohrsche Magneton<br />
bei den Elektronen gibt es für Kerne das sogenannte<br />
Kernmagneton µ K :<br />
µ K = e<br />
2m p<br />
⃗s = gmu K<br />
⃗ I<br />
<br />
(1.14)<br />
Der Zahlenwert dieses Kernmagnetons ist aufgrund <strong>des</strong> Verhältnisses<br />
zwischen Elektronen- und Protonenmasse mp<br />
m e<br />
ca.<br />
2000-fach kl<strong>eine</strong>r als der <strong>des</strong> Bohrschen Magnetons. Damit<br />
best<strong>im</strong>mt sich das magnetische Spinmoment <strong>eine</strong>s Protons<br />
zu:<br />
⃗µ I = gµ K<br />
I<br />
⃗ = γI ⃗ (1.15)<br />
m j = j<br />
⃗µ<br />
⃗j<br />
µ z =: µ · µ K<br />
Abb. 1.3: z-Komponente<br />
magnetisches<br />
Moment<br />
Wie zuvor be<strong>im</strong> Spin ist auch hier mit dem „magnetischen Moment“ µ die max<strong>im</strong>ale z-<br />
Komponente von ⃗µ in Einheiten von µ K bzw. µ K gemeint:<br />
µ = max(µ z)<br />
µ K<br />
(1.16)<br />
Dieser Sachverhalt soll durch Abb. 1.3 verdeutlicht werden, <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong> Übersicht über exper<strong>im</strong>entelle<br />
Werte für g-Faktoren und magnetische Momente verschiedener Teilchen ist<br />
in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
1 Physikalische Grundlagen 5<br />
Tab. 1.1: g-Faktoren und magnetische Momente verschiedener Teilchen<br />
Teilchen Spin µ z , max g-Faktor<br />
1<br />
p<br />
1<br />
n<br />
2,7929 µ<br />
2 K 5,58857<br />
-1,9130 µ<br />
2 K -3,8261<br />
d 1 0,8574 µ K 0,8574<br />
e − 1 1,0012 µ<br />
2 B 2,0023<br />
1.4 Der Spin <strong>im</strong> Einfluss externer Magnetfelder<br />
Da Teilchen mit Spin, wie <strong>im</strong> vorherigen Abschnitt gezeigt, magnetische Momente aufweisen,<br />
sind sie auch anfällig für Einflüsse äußerer Magnetfelder. Die dabei auftretenden<br />
Effekte werden <strong>im</strong> nächsten Abschnitt kurz erläutert.<br />
1.4.1 Präzession und Larmorfrequenz<br />
Ähnlich wie bei <strong>eine</strong>m Kreisel <strong>des</strong>sen Drehachse nicht mit s<strong>eine</strong>m Dreh<strong>im</strong>puls übereinst<strong>im</strong>mt,<br />
übt ein externes Magnetfeld, <strong>des</strong>sen Richtung nicht mit dem Spin ⃗ I <strong>des</strong> Teilchens<br />
übereinst<strong>im</strong>mt, <strong>eine</strong> Kraft auf dieses aus und bewirkt so <strong>eine</strong> Präzessionsbewegung <strong>um</strong> das<br />
Magnetfeld (siehe Abb. 1.4). Dieser Vorgang lässt sich erklären in dem man sich das auf das<br />
Teilchen wirkende Drehmoment ⃗ T genauer ansieht:<br />
⃗T = ⃗µ × ⃗ B (1.17)<br />
| T ⃗ | = | ˙⃗ |dL|<br />
⃗ L| =<br />
dt<br />
= L sin ϑ dϕ<br />
}{{}<br />
dt<br />
=:ω<br />
(1.18)<br />
(1.19)<br />
d ⃗ L<br />
⃗T<br />
dϕ<br />
⃗µ<br />
ω L<br />
⃗B<br />
Betrachtet man nun die Gleichungen Gl. (1.17 - 1.19)<br />
sieht man dass für die Larmorfrequenz genannte Präzessionsfrequenz<br />
ω L := ω <strong>des</strong> magnetischen Momentes<br />
untenstehende Gleichung gilt:<br />
θ<br />
⃗L<br />
| ⃗ T | = |⃗µ|B sin ϑ (1.20)<br />
⇒ Lω L = |⃗µ|B (1.21)<br />
⇔ ω L = |⃗µ|B<br />
L<br />
= gµ B,K<br />
B (1.22)<br />
<br />
Abb. 1.4: Präzession<br />
<strong>des</strong> magnetischen<br />
Kernmoments<br />
Demnach ist die Larmorfrequenz unabhängig von m j<br />
somit also auch unabhängig vom Winkel zwischen Teilchenspin und dem ⃗ B-Feld. Unterschiede<br />
in der Präzessionsrichtung werden durch unterschiedliche Vorzeichen der Landé<br />
-Faktoren erzeugt. Hierbei gilt zu beachten dass die Vektoren ⃗ω L und ⃗ B entweder parallel<br />
(g < 0) oder antiparallel (g > 0)zueinander stehen (siehe Abb. 1.4). Da bei der Kernen Spin<br />
und das magnetisches Moment parallel zueinander stehen (g > 0), sind ⃗ B und ⃗ω L also
1 Physikalische Grundlagen 6<br />
antiparallel.<br />
1.4.2 Zeeman-Aufspaltung<br />
Beobachtet man <strong>eine</strong> spezielle Spektrallinie <strong>eine</strong>s Atoms ohne externes Magnetfeld, so sieht<br />
man nur <strong>eine</strong> einzige Linie, also nur <strong>eine</strong> einzige Wellenlänge. Bei <strong>eine</strong>m angelegten externen<br />
Magnetfeld sieht man jedoch mehrere Spektrallinien. Grund dafür ist die Abhängigkeit<br />
der potentiellen Energie <strong>eine</strong>s magnetischen Moments ⃗µ von der Stärke <strong>des</strong> äusseren<br />
Fel<strong>des</strong>. Diese ist gegeben durch die Gleichung:<br />
E = −⃗µ · ⃗B = −γ ⃗ J · ⃗B =<br />
{ gµB<br />
⃗s · ⃗B, für Elektronen<br />
− gµ K<br />
⃗ I · ⃗B, für Kerne<br />
(1.23)<br />
E<br />
Spin- 1 2 -Kerne<br />
m = − 1 2<br />
m = 1 2<br />
B = 0 B > 0<br />
Bei <strong>eine</strong>m Magnetfeld in z-Richtung ( B ⃗ = B⃗e z )<br />
folgt aus dem Skalarprodukt, dass nur die<br />
z-Komponente <strong>des</strong> magnetischen Momentes <strong>eine</strong>n<br />
Beitrag zur Energie leistet.<br />
Die z-Komponente ist dabei durch die magnetische<br />
Quantenzahl m j best<strong>im</strong>mt, Gl. 1.23 lässt sich somit wie<br />
folgt ausdrücken:<br />
{<br />
gµ B m j B, für Elektronen<br />
E =<br />
(1.24)<br />
−gµ K m j B, für Kerne<br />
Abb. 1.5: Aufspaltung der Energieniveaus<br />
Durch die m j -Abhängigkeit der Energie wird die ursprüngliche<br />
Entartung der m j -Zustände aufgehoben<br />
und es entstehen 2j + 1 verschiedene Zeeman-Niveaus<br />
mit den durch Gl. (1.24) best<strong>im</strong>mten Energien E. Diese<br />
Aufspaltung ist in Abb. 1.5 veranschaulicht. Die Energiedifferenz ∆E zwischen benachbarten<br />
Energieniveaus berechnet sich zu:<br />
∆E = |(E(m + 1) − E(m))| = gµ K,B B<br />
oder : ∆E = ω L = hν L<br />
(1.25a)<br />
(1.25b)<br />
Wird dem System nun Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung (<strong>im</strong> Fall der<br />
<strong>NMR</strong> Hochfrequenz oder Radiofrequenz) zugeführt (entzogen), können Übergänge der<br />
Frequenz ω L zwischen den einzelnen Zeeman-Niveaus angeregt werden.
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 7<br />
2 Grundlagen der kernmagnetischen<br />
Resonanz<br />
Erste Versuche zur Kern- bzw. Elektronenspinresonanz wurden 1944 von Isidor Isaac Rabi<br />
mit <strong>eine</strong>r modifizierten Stern-Gerlach-Apparatur durchgeführt [Rabi, 2011]. Er beobachtete<br />
dabei, dass <strong>eine</strong>r der Halbstrahlen verschwand, wenn man auf ihn mit Hilfe <strong>eine</strong>r Spule<br />
ein elektromagnetisches Wechselfeld, <strong>des</strong>sen Frequenz der Larmorfrequenz der Strahlteilchen<br />
entspricht, einstrahlte.<br />
Die ersten Veröffentlichungen über <strong>NMR</strong> 1 -Exper<strong>im</strong>ente in flüssiger unf fester Phase erfolgten<br />
1946 unabhängig voneinander durch F. Bloch [1946] (theoretisch) und Purcell u. a.<br />
[1946] (exper<strong>im</strong>entell), die Purcell-Methode wird dabei sogar heute noch verwendet.<br />
2.1 Die <strong>NMR</strong> Spektroskopie<br />
Bei der <strong>NMR</strong> wird ein Probenhalter mit der zu überprüfenden Probe in ein starkes Magnetfeld<br />
geführt, die Kernspins der Teilchen präzedieren dabei <strong>um</strong> die Richtung <strong>des</strong> externen<br />
Fel<strong>des</strong> (siehe 1.4.1).<br />
Mit <strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n zusätzlichen Spule erzeugt man jetzt<br />
ein senkrecht z<strong>um</strong> Haltefeld B ⃗ 0 oszillieren<strong>des</strong> Magnetfeld<br />
B ⃗ HF . Die Oszillationsfrequenz entspricht dabei<br />
genau der Larmorfrequenz ω L der Teilchen. Durch<br />
diese Hochfrequenzstrahlung werden Übergänge zwischen<br />
den Zeeman-Niveaus angeregt. Die ursprünglich<br />
entlang <strong>des</strong> Haltefel<strong>des</strong> ausgerichtete Magnetisierung<br />
der Probe wird <strong>um</strong> <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Winkel ausgelenkt.<br />
Diese Auslenkung wieder<strong>um</strong> bewirkt <strong>eine</strong><br />
Präzessionsbewegung der Magnetisierung M ⃗ <strong>um</strong> die<br />
Richtung <strong>des</strong> Haltefel<strong>des</strong>. Die Anteile von M ⃗ senkrecht<br />
zu B ⃗ 0 induzieren in der Messspule <strong>eine</strong> Wechselspannung.<br />
HF-Zufuhr und Detektion<br />
der Resonanz<br />
Magnet<br />
⃗B HF<br />
⃗B 0<br />
Abb. 2.1: <strong>NMR</strong> Anordnung<br />
Führt man <strong>eine</strong> Fourier-Transformation <strong>des</strong> gemessenen<br />
(FID) Signals aus erhält man das <strong>NMR</strong>-Spektr<strong>um</strong><br />
der Probe. Die Struktur <strong>des</strong> Spektr<strong>um</strong>s gibt dabei Aufschluss auf Art und Umgebung der<br />
Kerne.<br />
1 Nuclear Magnetic Resonance
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 8<br />
2.2 Magnetisierung<br />
Die Magnetisierung ⃗ M <strong>eine</strong>s Teilchenensembles wird durch die S<strong>um</strong>me der magnetischen<br />
Momente ⃗µ <strong>im</strong> Probenvol<strong>um</strong>en V erzeugt.<br />
⃗M =<br />
N∑<br />
i<br />
⃗µ i<br />
V<br />
(2.1)<br />
Im Fall <strong>des</strong> thermischen Gleichgewichtes lässt sich die<br />
Besetzung der verschiedenen Zeeman-Niveaus mit <strong>eine</strong>r<br />
Boltzmann-Verteilung beschreiben:<br />
M 0<br />
m = 1 2<br />
B 0<br />
m = − 1 2<br />
P (m I ) ∝ e −Emag(m I)/k B T<br />
(2.2)<br />
Durch die unterschiedlichen Besetzungen der Niveaus<br />
entsteht <strong>eine</strong> Nettopolarisation <strong>des</strong> Kernensembles.<br />
〈I z 〉 =<br />
I∑<br />
m I =−I<br />
I∑<br />
m I e −Emag(m I)/k B T<br />
e −Emag(m I)/k B T<br />
m I =−I<br />
(2.3)<br />
Diese Nettopolarisation erzeugt <strong>eine</strong> Nettomagnetisierung<br />
der Teilchen.<br />
Abb. 2.2: Magnetisierung<br />
in Feldrichtung<br />
Da bei Ra<strong>um</strong>temperatur E mag (m I ) < k B T gilt lässt sich die Gleichung unter Berücksichtigung<br />
von (Gl. 1.24) und Entwicklung der Exponentialfunktion auf diese Gestalt bringen:<br />
〈I z 〉 =<br />
I∑<br />
m I =−1<br />
I∑<br />
m I =−1<br />
m I (1 + γm I B 0 /k B T )<br />
(1 + γm I B 0 /k B T )<br />
(2.4)<br />
Mit weiteren Vereinfachungen führt dies letzendlich zu folgender Gleichung:<br />
〈I z 〉 = γB ∑<br />
0 M<br />
2<br />
I<br />
k B T (2I + 1) = γ2 I(I + 1)B 0<br />
3k B T<br />
(2.5)<br />
Der Kernspin ist mit dem Dipolmoment verknüpft und erzeugt ein Magnetfeld, es entsteht<br />
also insgesamt <strong>eine</strong> Magnetisierung in Richtung <strong>des</strong> ⃗ B-Fel<strong>des</strong>.<br />
Der Erwartungswert M z der Magnetisierung berechnet sich demnach aus der zuvor best<strong>im</strong>mten<br />
Polarisation, die verkürzt mit Hilfe der Kernspindichte n dargestellt wird.<br />
M z =<br />
n∑<br />
i<br />
µ z,i<br />
V = nγ〈I z〉 (2.6)<br />
Setzt man in diese Gleichung nun Gl. (2.4) ein erhält man <strong>eine</strong>n Ausdruck für die Magnetisierung<br />
in Feldrichtung <strong>im</strong> thermischem Gleichgewicht<br />
M 0 = nγ2 2 I(I + 1)<br />
B 0 (2.7)<br />
3k B T
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 9<br />
Ähnliches gilt natürlich auch für die Magnetisierung der Elektronen in diesem Ensemble<br />
2 .<br />
2.3 Bloch Gleichungen<br />
Felix Bloch stellte in s<strong>eine</strong>r Veröffentlichung Bloch [1946] ein System von drei gekoppelten<br />
Differentialgleichungen auf mit dem sich die Bewegung makroskopischer Magnetisierung<br />
<strong>im</strong> Magnetfeld beschreiben lässt.<br />
Dieses Gleichungssystem geht aus von der Präzessionsbewegung<br />
<strong>eine</strong>s einzelnen magnetischen Momentes <strong>im</strong><br />
Einfluss <strong>eine</strong>s äußeren Magnetfel<strong>des</strong> aus, wie in Gl. (1.24)<br />
hergeleitet.<br />
d ⃗ L<br />
dt = ⃗ T = ⃗µ × ⃗ B (2.8)<br />
Mit den Beziehungen ⃗µ = γ ⃗ I und ⃗ L = ⃗ I ergibt sich für<br />
das magnetische Moment:<br />
B 1 (−ω)<br />
⃗B HF<br />
y<br />
x<br />
˙⃗µ = γ(⃗µ × ⃗ B) (2.9)<br />
Der Magnetisierungsvektor ⃗ M entspricht dabei <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
∑ ⃗µ, die zeitliche Ableitung ist also:<br />
B 1 (ω)<br />
y<br />
B 1 (−ω)<br />
˙⃗M = γ( ⃗ M × ⃗ B) (2.10)<br />
Die einzelnen magnetischen Momente ⃗µ können zwar<br />
nur quantisierte Werte annehmen, die Magnetisierung<br />
<strong>eine</strong>s Ensembles von Teilchen kann allerdings beliebige<br />
Ausrichtungen einnehmen.<br />
Wie in Abschnitt 2.1 bereits angesprochen, wird nun<br />
zur Anregung der Kerne ein Hochfrequenzfeld senkrecht<br />
z<strong>um</strong> äußeren Magnetfeld in der Gestalt<br />
⃗ BHF<br />
x<br />
B 1 (ω)<br />
Abb. 2.3: HF-Feld<br />
⃗B HF = 2 ⃗ B 1 cos ωt (2.11)<br />
angelegt, es tritt <strong>eine</strong> Präzession auf. Um diese Präzession<br />
zu erklären betrachtet man zunächst das oszillierende (HF-)Feld etwas genauer (siehe<br />
Abb. 2.3).<br />
Dabei fällt auf, dass sich ein solches Feld in zwei entgegengesetzt rotierende Magnetfelder<br />
gleicher Kreisfrequenz zerlegen lässt.<br />
⎛ ⎞ ⎛<br />
⎞<br />
B 1 cos ωt B 1 cos(−ωt)<br />
⃗B HF = ⎝−B 1 sin ωt⎠ + ⎝−B 1 sin(−ωt) ⎠ (2.12)<br />
0<br />
0<br />
Da −ω weitab der Resonanz liegt, lässt sich diese Frequenz vernachlässigen und das Feld<br />
kann somit als in der xy-Ebene rotierend betrachtet werden.<br />
2 Analog zur Kernspinresonanz (engl: „Nuclear Magnetic Resonance“, kurz <strong>NMR</strong>) gibt es auch die sogenannte<br />
Elektronenspinresonanz (ESR) bei dieser wird dann die Resonanz der Elektronen gemessen.
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 10<br />
Die Kernspins rotieren linkshändig <strong>um</strong> die Richtung von B ⃗ 0 also <strong>im</strong> Uhrzeigersinn in der<br />
xy-Ebene (siehe Abschnitt 1.4.1). Um <strong>eine</strong> Anregung zu bewirken wird der Rotationssinn<br />
<strong>des</strong> B ⃗ 1 -Fel<strong>des</strong> entsprechend gewählt, es ergibt sich daher aus der Überlagerung der beiden<br />
Felder:<br />
⎛ ⎞<br />
B 1 cos ωt<br />
⃗B = ⎝−B 1 sin ωt⎠ (2.13)<br />
B 0<br />
Wenn man das Kreuzprodukt aus Gl. (2.10) nun ausführt und das ⃗ B-Feld (Gl. 2.13) in dieses<br />
einsetzt, erhält man ein System aus 3 gekoppelten Differentialgleichungen, den sogenannten<br />
Bloch-Gleichungen:<br />
Ṁ x = γ(M y B 0 + M z B 1 sin ωt)<br />
Ṁ y = −γ(M x B 0 − M z B 1 cos ωt)<br />
Ṁ z = −γ(M x B 1 sin ωt + M y B 1 cos ω)<br />
(2.14a)<br />
(2.14b)<br />
(2.14c)<br />
Mit diesen Gleichungen hat man nun also <strong>eine</strong> Beschreibung der Präzessionsbewegung<br />
<strong>des</strong> Magnetisierungsvektors <strong>eine</strong>s Spin-Ensembles.<br />
Dabei führen sogenannte Relaxationsprozesse dazu, dass die Auslenkung der Magnetisierung<br />
z<strong>um</strong> Gleichgewichtszustand hin abklingt.<br />
2.4 Relaxation<br />
Es gibt verschiedene Prozesse die dafür sorgen dass die Präzession relaxiert, dazu betrachtet<br />
man zunächst die Magnetisierung <strong>im</strong> thermischen Gleichgewicht:<br />
M z = M 0 , M x,y = M ⊥ = 0 (2.15)<br />
Wird die Magnetisierung nun aus dem Gleichgewicht gebracht kehrt sie exponentiell in<br />
den Ausgangszustand zurück. Für die longitudinale und die transversale Magnetisierung<br />
gilt dabei folgen<strong>des</strong>:<br />
dM z<br />
dt<br />
dM ⊥<br />
dt<br />
= M 0 − M z<br />
T 1<br />
= − M ⊥<br />
T 2<br />
(2.16a)<br />
(2.16b)<br />
Dabei nennt man die Zeitkonstante T 1 longitudinale Relaxationszeit, diese steht für die Zeit<br />
in der das System durch Umbesetzung der m 1 -Niveaus in den TE 3 -Zustand relaxiert. Da<br />
bei diesem Vorgang die freigesetzte Energie an das Gitter abgegeben wird nennt man die<br />
Zeit auch Spin-Gitter-Relaxationszeit.<br />
Die zweite transversale-Relaxationszeit T 2 beschreibt die Dauer in der die Präzession aller<br />
magnetischen Moment in Phasenkohärenz bleibt. Die einzelnen magnetischen Momente<br />
erfahren durch Spin-Spin-Wechselwirkungen leicht unterschiedlich lokale Felder, sie präzedieren<br />
<strong>des</strong>wegen unterschiedlich schnell und geraten außer Phase. Daher heißt diese<br />
3 TE steht für Thermal-Equilibri<strong>um</strong> (thermisches Gleichgewicht)
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 11<br />
Zeitkonstante auch Spin-Spin-Relaxationszeit.<br />
In realen Versuchen treten noch zusätzliche Effekte auf die ebenfalls die Relaxationszeit<br />
beeinflussen, unter anderem systembedingte Inhomogenitäten <strong>des</strong> Magnetfel<strong>des</strong>, Gitterdefekte<br />
bei Festkörpern, Dipol-Wechselwirkungen oder Hyperfeinstrukturaufspaltung [siehe<br />
Heckmann, 2004].<br />
Die aus diesen Effekten resultierende Zeit T ′ 2 wird meist mit der Spin-Spin-Relaxationzeit<br />
T 2 zur Zeit T ∗ 2 zusammengefasst 4 :<br />
1<br />
T ∗ 2<br />
:= 1 T 2<br />
+ 1 T ′ 2<br />
Die Werte werden exper<strong>im</strong>entell aus der gemessenen Linienbreite best<strong>im</strong>mt.<br />
(2.17)<br />
Da die Kombination der Effekte <strong>eine</strong>r Faltung der jeweiligen Spektren entspricht wird sie<br />
über die S<strong>um</strong>me der Kehrwerte berechnet. Für ausschließlich lorentz- oder gaußförmige<br />
Verteilungen ist dies exakt, für andere Verteilungen in guter Näherung <strong>eine</strong> Addition der<br />
Halbwertsbreiten die ihrerseits reziprok zu den entsprechenden Relaxationszeiten sind. Im<br />
weiteren Verlauf wird aber nur noch T 2 benutzt, dieses versteht sich ab jetzt als die aus der<br />
Linienbreite best<strong>im</strong>mte, effektive Relaxationszeit.<br />
Betrachtet man mit diesen Erkenntnissen erneut das Differentialgleichungssystem (Gl.<br />
2.14), ergeben sich die Bloch-Gleichungen für das Laborsystem in ihrer üblichen Form:<br />
Ṁ x = γ(M y B 0 + M z B 1 sin ωt) − M x<br />
T 2<br />
Ṁ y = −γ(M x B 0 − M z B 1 cos ωt) − M y<br />
T 2<br />
Ṁ z = −γ(M x B 1 sin ωt + M Y B 1 cos ωt) + M 0 − M z<br />
T 1<br />
(2.18a)<br />
(2.18b)<br />
(2.18c)<br />
Den Effekt, der durch das Hochfrequenzfeld auf die Magnetisierung ausgeübt wird kann<br />
man leichter verstehen wenn man das System aus <strong>eine</strong>m mitrotierenden Bezugssystem<br />
betrachtet, in dem die Hochfrequenzkomponente in Ruhe ist.<br />
2.5 Das mitrotierende Bezugssystem<br />
Das mitdrehende Bezugssystem rotiert bezüglich <strong>des</strong> Laborsystems mit der Frequenz ω<br />
synchron zur Hochfrequenz <strong>um</strong> die z-Achse. Der Übergang in das rotierende System geschieht<br />
über folgende Koordinatentransformation:<br />
(<br />
d ⃗ F<br />
dt<br />
)<br />
Lab<br />
=<br />
(<br />
d ⃗ F<br />
dt<br />
)<br />
Rot<br />
+ ⃗ω × ⃗ F (2.19)<br />
Die Rotation <strong>des</strong> neuen Bezugssystem z<strong>um</strong> Laborsystem ist dabei durch ⃗ω = −ω⃗e z beschrieben,<br />
in unserem Fall gilt also:<br />
⎛ ⎞<br />
ωM ′ y<br />
4 Eine theoretische Herleitung findet sich in [Aleksandrov, 1966]<br />
⃗ω × M ⃗ ′ = ⎝−ωM x<br />
′ ⎠ (2.20)<br />
0
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 12<br />
Transformiert man auch das B ⃗ -Feld in das rotierende System erhält man:<br />
⎛ ⎞<br />
B 1<br />
⃗B ′ = ⎝ 0 ⎠ (2.21)<br />
B 0<br />
Für die Bewegungsgleichung der Magnetisierung (GL. 2.10) ohne die Relaxationsterme gilt<br />
nach der Transformation:<br />
d ⃗ M ′<br />
dt<br />
(<br />
= γ ⃗M ′ × B ⃗ )<br />
′ −<br />
(ω × M ⃗ )<br />
′<br />
⎛<br />
⎞<br />
= γ<br />
⎜<br />
⃗M ′ ×<br />
⎝<br />
[<br />
⃗B ′ + ⃗ω γ<br />
} {{ }<br />
⃗B eff<br />
]<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛ ⎞<br />
B 1<br />
⃗B eff := ⎝ 0 ⎠<br />
∣ B 0 − B ω<br />
(2.22)<br />
z, z ′ ⃗ B1<br />
⃗ Beff<br />
⃗B 0<br />
⃗ Bω<br />
z, z ′<br />
x ′<br />
x ′<br />
(a) Effektives Magnetfeld B ⃗ eff<br />
M ⃗<br />
Beff ⃗<br />
⃗B 1<br />
−y ′<br />
(b) Präzession der Magnetisierung <strong>um</strong> B ⃗ eff nahe<br />
der Resonanz<br />
Abb. 2.4: Betrachtung <strong>im</strong> rotierenden Koordinatensystem<br />
Im rotierenden Bezugssystem wirkt also wegen (⃗ω ⇃↾ ⃗ B 0 ) ein Drehmoment auf die Magnetisierung<br />
⃗ M der Wirkung von ⃗ B 0 entgegen 5 . Das hier eingeführte Hilfsfeld ⃗ B ω ist kein<br />
reelles Magnetfeld, es wurde nur eingeführt da die Koordinatentransformation <strong>eine</strong> ähnliche<br />
Wirkung wie die <strong>eine</strong>s Magnetfel<strong>des</strong> auf die Magnetisierung ausübt.<br />
In der Nähe <strong>des</strong> Resonanzfalles (ω = ω N ) 6 verschwindet der z-Anteil <strong>des</strong> ⃗ B eff -Fel<strong>des</strong> fast<br />
vollständig, es bleibt somit überwiegend der B 1 -Anteil in x ′ -Richtung. Die Präzession der<br />
Magnetisierung findet nun also <strong>um</strong> das effektive Magnetfeld B eff statt, die Magnetisierung<br />
klappt in Richtung der y ′ z-Ebene (Abb. 2.4).<br />
5 Dieses Drehmoment ist ähnlich wie bei der Coriolis-Kraft auf der Erde nur ein „Scheindrehmoment“<br />
6 ω N = gµ K<br />
<br />
B 0 = γ , Larmorfrequenz der Nukleonen
2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 13<br />
Sind ω und ω N in Resonanz, zeigt ⃗ B eff vollständig in x ′ -Richtung, die Magnetisierung ⃗ M ′<br />
präzediert also in der y ′ z-Ebene, dies kann man auch als Oszillation der Magnetisierung<br />
zwischen positiver und negativer z-Richtung betrachten. Mit der Magnetisierung oszillieren<br />
natürlich auch die einzelnen magnetischen Momente der Kerne, was nur durch permanente<br />
Übergänge zwischen den m j -Niveaus möglich ist. St<strong>im</strong>mt also die Energie <strong>des</strong><br />
eingestrahlten HF-Fel<strong>des</strong> mit der Energiedifferenz zwischen den durch das <strong>um</strong>gebende<br />
Magnetfeld erzeugten Zeeman-Niveaus überein, werden Übergänge zwischen diesen hervorgerufen.<br />
Transformiert man nun noch die Bloch Gleichungen in das mitrotierende Bezugssystem,<br />
ergibt sich das folgende Gleichungssystem:<br />
Ṁ ′ x = (γB 0 − ω)M ′ y<br />
− M ′ x<br />
T 2<br />
Ṁ ′ y = −(γB 0 − ω)M ′ x+γB 1 M ′ z − M ′ y<br />
T 2<br />
Ṁ ′ z =<br />
} {{ }<br />
(1)<br />
− B 1 M ′ y<br />
} {{ }<br />
(2)<br />
− M ′ z − M 0<br />
T 1<br />
} {{ }<br />
(3)<br />
(2.23a)<br />
(2.23b)<br />
(2.23c)<br />
Dabei kann man die Gleichungen in drei Segmente unterteilen [Heß, 2005]:<br />
1. Präzession der Magnetisierung M ⃗ ′ <strong>um</strong> den verbliebenen z-Anteil <strong>des</strong> Magnetfel<strong>des</strong><br />
2. Bewegung <strong>um</strong> die x ′ -Achse<br />
3. Relaxationsprozess<br />
Mittlerweile werden die Bloch-Gleichungen nicht nur benutzt <strong>um</strong> die magnetische Resonanz<br />
zu beschreiben, Feynman, Vernon und Helwarth zeigten, dass beliebige quantenmechanische<br />
Zweiniveausysteme wie Spin- 1 -Systeme mit den Bloch-Gleichungen beschrieben<br />
werden können [Feynman u. a.,<br />
2<br />
1957].
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 14<br />
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre<br />
Unterschiede<br />
Mit den in Kapitel 2 beschriebenen Grundlagen werden in diesem Kapitel die beiden meist<br />
verwendeten <strong>NMR</strong>-Methoden vorgestellt.<br />
Diese beiden Methoden funktionieren recht unterschiedlich und haben jeweils verschiedene<br />
Vor- und Nachteile.<br />
Bei der cw-<strong>NMR</strong> 1 wird bei konstanter HF-Einstrahlung entweder das Magnetfeld-Feld oder<br />
das HF-Feld durch die Resonanz gefahren, bei der p-<strong>NMR</strong> 2 dagegen werden bei konstantem<br />
B-Feld kurze HF-Pulse eingestrahlt.<br />
3.1 Continuous Wave <strong>NMR</strong><br />
Da das Hochfahren <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> <strong>im</strong> Verhältnis zu T 2 sehr langsam geschieht, lässt sich das<br />
System als in jedem Punkt <strong>im</strong> Gleichgewicht betrachten.<br />
Im Fall der Resonanz verändert sich die Magnetisierung der Probe und damit die Induktivität<br />
der Spule. Diese Änderung der Induktivität wieder<strong>um</strong> erzeugt <strong>eine</strong> Leistungsänderung<br />
<strong>des</strong> aus der Spule und Kapazitäten bestehenden Schwingkreises. Aus der Messung der<br />
Leistungsänderung erhält man nun das gewünschte Signal.<br />
Da die Leistung der verwendeten HF-Strahlung sehr gering ist, wird die Magnetisierung<br />
der Probe ka<strong>um</strong> beeinflusst, es wird daher z<strong>um</strong> Beispiel bei der Polarisationsmessung <strong>des</strong><br />
polarisierten Targets eingesetzt [Reicherz, 1994].<br />
1 continuous wave <strong>NMR</strong><br />
2 pulsed-<strong>NMR</strong>
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 15<br />
3.2 Gepulste <strong>NMR</strong><br />
Bei der gepulsten <strong>NMR</strong> wird, anders als bei der cw-<strong>NMR</strong>, nicht die jeweilige Leistungsaufnahme<br />
<strong>des</strong> Systems gemessen, man kippt vielmehr die Magnetisierung über <strong>eine</strong>n HF-<br />
Puls B HF teilweise in die xy-Ebene (siehe Kapitel 2).<br />
Daraufhin untersucht man die transversale Magnetisierung M ⊥ durch Messung der in der<br />
Spule induzierten Spannung, aus ihrem Verlauf ergibt sich das <strong>NMR</strong>-Spektr<strong>um</strong>. Dieses<br />
Verfahren lässt sich in drei Vorgänge unterteilen:<br />
Puls zur Anregung<br />
Signalaufnahme<br />
Signalauswertung<br />
Die einzelnen Vorgänge werden <strong>im</strong> Folgenden genauer betrachtet.<br />
3.2.1 Der Anregungspuls<br />
Durch den Anregungspuls wird die Magnetisierung, wie zuvor erwähnt, <strong>um</strong> den Winkel θ<br />
aus ihrer ursprünglichen Richtung ausgelenkt. Für diesen Winkel zwischen ursprünglicher<br />
und aus dem Puls resultierender Magnetisierung gilt nun:<br />
∫<br />
θ =<br />
ω B1 dt = γ<br />
∫T P<br />
0<br />
B 1 (t)dt = γ B HF<br />
2 T P (3.1)<br />
Wie bereits in Abschnitt 2.4 kurz angesprochen, sind die Larmorfrequenzen der Kerne auf<br />
Grund von Inhomogenitäten leicht unterschiedlich, die <strong>NMR</strong>-Linie ist dadurch also verbreitert.<br />
Um nun trotzdem in allen Kernen Übergänge zu erzeugen muß das Frequenzspektr<strong>um</strong><br />
<strong>des</strong> Anregungspulses ebenfalls aufgeweitet werden, dabei gibt es zwei gebräuchliche<br />
Methoden:<br />
Z<strong>um</strong> Einen die automatische Verbreiterung <strong>des</strong> Frequenzspektr<strong>um</strong>s durch den sehr kurzen<br />
Puls T P ≈ 1 − 5µs:<br />
Man betrachte ein HF-Signal mit folgender Signalform (z.B. Spannung):<br />
u(t) = Ξ(T P , t) · u 0 e iΩt (3.2)<br />
Mit der Heavyside-Funktion ξ(T P , t), deren Werte gegeben sind durch:<br />
{<br />
1 fr|t| ≤ T P<br />
ξ(T P , t) =<br />
2<br />
0 sonst<br />
(3.3)
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 16<br />
Berechnet man nun die Fourier-Transformation dieser Funktion erhält man für das Frequenzspektr<strong>um</strong>:<br />
− T P<br />
∫ 2<br />
∫−∞<br />
û(ω) = u(t) · e −iωt dt = A 0 e −(Ω−ω)t dt (3.4a)<br />
∞<br />
T P2<br />
= A )<br />
0<br />
(e i(Ω−ω) T P<br />
2 − e −i(Ω−ω) T P<br />
2 (3.4b)<br />
i(Ω − ω<br />
sin ( )<br />
(Ω − ω) T P<br />
= 2A 2<br />
0 (3.4c)<br />
Ω − ω<br />
Die Energiedichte, also die Energie dE pro Frequenzintervall dω ergibt sich zu:<br />
(<br />
dE<br />
dω = 2P ( )) RF sin (Ω − ω)<br />
T 2 P2<br />
(3.5)<br />
π Ω − ω<br />
Mit der Leistung P RF <strong>des</strong> Radiofrequenzpulses.<br />
Die max<strong>im</strong>ale Energiedichte <strong>des</strong> Pulses liegt nun bei Ω.<br />
dE<br />
dω (Ω) = P RF TP<br />
2<br />
2π<br />
Damit ist die Halbwertsbreite <strong>des</strong> Hauptmax<strong>im</strong><strong>um</strong>s gegeben durch:<br />
Γ ω =<br />
5, 566<br />
T P<br />
bzw. Γ ν =<br />
(3.6)<br />
8, 886<br />
T P<br />
(3.7)<br />
Die Halbwertszeit verhält sich antiproportional zur Pulszeit, je kürzer der Puls also ist,<br />
<strong>des</strong>to größer ist die Verbreiterung <strong>des</strong> Frequenzspektr<strong>um</strong>s (siehe Abb. 3.1).<br />
Als zweite Möglichkeit kann man die Grundschwingung der Frequenz ω mit <strong>eine</strong>r Sinus-<br />
Cardinalis-Funktion modulieren:<br />
sinc(x) = sinx<br />
x<br />
Prinzipiell erfüllen beide Möglichkeiten die Anforderung ein verbreitertes Anregungsspektr<strong>um</strong><br />
zu liefern, es wird jedoch meist die erste verwendet, da mit der zweiten häufig ein<br />
starkes Rauschen einhergeht.<br />
(3.8)<br />
3.2.2 Freier Induktionszerfall FID<br />
Das Auslenken der Magnetisierung von der z-Achse weg erzeugt <strong>eine</strong> transversale Komponente<br />
der Magnetisierung M ⊥ , die nach Ende <strong>des</strong> Pulses <strong>um</strong> die Magnetfeldachse präzediert.<br />
M ⊥ = M ⊥,0 · (sin(ωt)⃗e x + cos(ωt)⃗e y ) (3.9)<br />
Für kl<strong>eine</strong> Auslenkungen ist die transversale Magnetisierung proportional zur ursprünglichen<br />
Magnetisierung in Feldrichtung:<br />
M ⊥ = M z sin(θ) kl<strong>eine</strong> θ<br />
−−−−→ M ⊥<br />
M z<br />
= θ (3.10)
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 17<br />
Abb. 3.1: Verbreiterung <strong>des</strong> Frequenzspektr<strong>um</strong>s<br />
Bisher wurden die Relaxationsprozesse noch nicht berücksichtigt,auf sie wird <strong>im</strong> Weiteren<br />
noch eingegangen.<br />
Das Wechselfeld der Magnetisierung verursacht <strong>eine</strong>n magnetischen Fluss.<br />
B ⊥ = µ 0 M ⊥ (3.11)<br />
Betrachtet man nun <strong>eine</strong> Empfängerspule in der yz-Ebene, so trägt zur induzierten Spannung<br />
nur die x-Komponente der Magnetisierung bei.<br />
∫<br />
∂B<br />
U ind = −<br />
∂t dF<br />
F<br />
= −µ 0<br />
∫<br />
F<br />
∂M x<br />
dF (3.12)<br />
∂t<br />
= −µ 0 F ω cos(ωt)M ⊥,0<br />
Die Spannung die in der Spule induziert wird entspricht also <strong>im</strong> Wesentlichen dem Betrag<br />
der Transversalmagnetisierung gefaltet mit <strong>eine</strong>m Kosinus-Signal. Wenn man nun zusätzlich<br />
zur Präzssionsbewegung noch die Relaxationsprozesse betrachtet<br />
dM ⊥<br />
dt<br />
= − M − ⊥<br />
T 2<br />
(3.13)<br />
und in die komplexe Schreibweise wechselt, so gilt für das FID-Signal:<br />
U F ID = U 0 e iω N t · e − 1<br />
T 2<br />
= U 0 e<br />
(<br />
iω N −<br />
)t<br />
1<br />
T 2<br />
(3.14)<br />
Das so beschriebene Signal ist lediglich für <strong>eine</strong> Frequenz die idealisierte Form <strong>eine</strong>s FID-<br />
Signals,es ist aber gut geeignet <strong>um</strong> zu zeigen,wie das FID-Signal in das <strong>NMR</strong>-Spektr<strong>um</strong><br />
überführt wird.
3 Methoden der <strong>NMR</strong> und ihre Unterschiede 18<br />
3.2.3 Die Fourier-Transformation<br />
Das Überführen von U F ID in das Spektr<strong>um</strong> funktioniert nun mittels <strong>eine</strong>r Fourier-Transformation<br />
U F ID (t) ↦−→ ÛF ID(ω) =<br />
∫ ∞<br />
U 0 e (iω N − 1<br />
T 2<br />
)t · e −iωt<br />
=<br />
0<br />
−U 0<br />
i(ω N − ω) − 1 T 2<br />
= −U 0(i(ω N − ω) + 1 T 2<br />
)<br />
−(ω N − ω) 2 − 1 T 2<br />
=<br />
U 0<br />
1<br />
T 2<br />
(ω N − ω) 2 + 1 T 2<br />
} {{ }<br />
RE(ÛF ID(ω)))<br />
+i U 0(ω N − ω)<br />
(<br />
ω N − ω) 2 + 1<br />
T 2 2<br />
} {{ }<br />
IM(ÛF ID(ω))<br />
(3.15)<br />
Der Realteil dieser Gleichung ist dabei dem absorbtiven, der Imaginärteil dem dispersiven<br />
Signalanteil zugeordnet. An der Gleichung sieht man dass das Absorptionssignal die Form<br />
<strong>eine</strong>r Lorentzkurve ann<strong>im</strong>mt (siehe Abb. 3.2) 3 .<br />
(a) Dispersionssignal <strong>des</strong> leichten Mineralöls<br />
(b) Absorbtionssignal von Butanol<br />
Abb. 3.2: Absorptions und Dispersionssignal<br />
Die Halbwertszeit Γ <strong>des</strong> absorbtiven Signalanteil ist durch die transversale Relaxationszeit<br />
T 2 best<strong>im</strong>mt:<br />
Γ ω = 2 T 2<br />
bzw. Γ ν = 1<br />
πT 2<br />
(3.16)<br />
Ein solches absorbtives Signal wird auch benutzt <strong>um</strong> die Homogenität <strong>des</strong> Magnetfel<strong>des</strong><br />
zu opt<strong>im</strong>ieren (mehr dazu unter 5.2).<br />
3 mehr zu diesen Signalen siehe [Schmidt, 2010]
4 <strong>NMR</strong>-Versuch <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> 19<br />
4 <strong>NMR</strong>-Versuch <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong><br />
Der Fortgeschrittenen-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong>s Versuch 306<br />
„Gepulste Nukleonen-Resonanz-Spektroskopie p<strong>NMR</strong>“ behandelt p<strong>NMR</strong>-Untersuchungen<br />
verschiedener Stoffe <strong>um</strong> Studierenden die Grundlagen <strong>des</strong> Kernspins und der <strong>NMR</strong>-Spektroskopie<br />
nahezubringen.<br />
4.1 Aufbau<br />
Für diesen Versuch wird ein PS2-A p/cw-<strong>NMR</strong> Spektrometer der Firma Techspin verwendet.<br />
Zur Messung der Signale wird an diesem ein Oszilloskop angeschlossen.<br />
4.1.1 Teachspin PS2-A p/cw-<strong>NMR</strong> Spektrometer<br />
Das Gerät setzt sich aus drei Bauteilen zusammen, dem Permanentmagneten mit eingebautem,<br />
regelbaren Hochfrequenzschwingkreis, dem PS2-Controller für die Temperatur und<br />
Gradientensteuerung und dem Mainframe der wieder<strong>um</strong> aus vier Funktionsmodulen und<br />
der Stromversorgung besteht, diese sind in <strong>eine</strong>m 19”-Gehäuse untergebracht. Die Span-<br />
Abb. 4.1: Vereinfachte Darstellung <strong>des</strong> <strong>Versuchs</strong>aufbaus<br />
nung die durch die Spinpräzession in der Spule induziert wird ist sehr gering, <strong>um</strong> das<br />
Signal auf dem Oszilloskop sichtbar machen zu können wird diese Spannung <strong>im</strong> Receiver<br />
verstärkt (siehe Abb. 4.1).
4 <strong>NMR</strong>-Versuch <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> 20<br />
Receiver<br />
Dies geschieht durch <strong>eine</strong>n fest eingestellten „low ratio noise amplifier“ (LNA), dieser<br />
rauscharme Vestärker kann <strong>eine</strong> Verstärkung von ca. 20dB erzeugen, der Rauschabstand<br />
beträgt 2,5dB.<br />
Das verstärkte Signal lässt sich nun durch <strong>eine</strong>n weiteren, variabel einstellbaren, Verstärker<br />
über den gain-Knopf zwischen 0 und 80 dB Verstärkung regeln. Hinter diesen Verstärker<br />
ist ein Bandpass Filter geschaltet, der das Signal von störenden Frequenzen außerhalb der<br />
Resonanz zu säubern.<br />
Der Frequenzbereich dieses Bandpass-Filters lässt sich entweder auf die Larmorfrequenz<br />
von Protonen oder Fluorkernen einstellen. Das Signal wird danach auf folgende signalverändernde<br />
Ausgänge geleitet:<br />
RF Out: hier liegt <strong>eine</strong> gepufferte Version <strong>des</strong> Signals an<br />
Env Out: an diesem Ausgang wird das Signal durch <strong>eine</strong>n Einhüllenden- und <strong>eine</strong>n<br />
Phasensensitiven-Detektor geführt.<br />
Der Einhüllenden-Detektor „klappt“ die negativen Werte der Schwingung in den positiven<br />
Bereich und legt dann <strong>eine</strong> einhüllende Kurve über diese rein positiven Signale.<br />
Diese Einhüllende wird am Env Out ausgegeben.<br />
I/Q Out: Am I Out liegt das Produkt <strong>des</strong> Ref In und dem Signal, an Q Out das Produkt<br />
<strong>des</strong> durch den Phase Splitter <strong>um</strong> 90 ◦ gedrehten Ref In und dem Signal.<br />
Synthesizer<br />
Der Synthesizer erzeugt die Radiofrequenz die für die Anregung der Spins benötigt wird.<br />
Er kann Frequenzen in <strong>eine</strong>m Bereich von 1 MHZ bis zu 30 MHz ausgeben.<br />
Im Allgem<strong>eine</strong>n werden <strong>im</strong> Laufe <strong>des</strong> <strong>Versuchs</strong> jedoch nur Frequenzen in <strong>eine</strong>m schmalen<br />
Bereich <strong>um</strong> 21MHz benutzt Einstellen lassen sich folgende Parameter, wobei für die p<strong>NMR</strong><br />
vor allem der erste Wert von Bedeutung ist.<br />
F: Frequenz der Hochfrequenzstrahlung<br />
P: die relative Phase <strong>des</strong> Referenzsignals<br />
A: Amplitude <strong>des</strong> CW RF Signals<br />
S: Sweep der Radiofrequenz<br />
Pulse Programmer<br />
Der Pulse Programmer bietet folgende Einstellmöglichkeiten der Puls-Parameter:
4 <strong>NMR</strong>-Versuch <strong>im</strong> F-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> 21<br />
A: Länge <strong>des</strong> ersten Pulses<br />
B: Länge <strong>des</strong> zweiten Pulses<br />
τ: Zeit zwischen den Pulsen<br />
N: Anzahl der nach A folgenden Pulse<br />
P: Periodendauer <strong>eine</strong>s gesamten Pulsdurchlaufs (Zeit zwischen den einzelnen Pulsen)<br />
4.2 Bisheriger Homogenisierungsablauf<br />
Der verwendete Permanentmagnet weist wie alle realen Magneten Feldinhomogenitäten<br />
auf. Diese müssen, <strong>um</strong> verwertbare Signale zu erhalten mit Hilfe der verstellbaren Gradientenspulen<br />
<strong>im</strong> Bereich der Probe kompensiert werden.<br />
Für diesen Vorgang wird nach der in [Wiesche, 2009] beschriebenen Methode gearbeitet:<br />
Die Module sind dabei wie folgt miteinander zu verbinden:<br />
Blanking In (Receiver) - Blanking Out (Pulse Programmer)<br />
Ref In (Receiver) - Ref Out (Synthesizer)<br />
I und Env Out (Receiver) - Oszilloskop (Channel 1 und 2)<br />
Pulse In I und Q (Synthesizer) - Pulse Out I und Q (Pulse Programmer)<br />
Pulsed RF In (Receiver) - Pulsed RF Out (Synthesizer)<br />
Sync Out (Pulse Programmer) - ext. Trigger (Oszilloskop)<br />
Nun wird am Synthesizer <strong>eine</strong> Frequenz von F c =<br />
21, 6MHz eingestellt, der Bandpassfilter auf p (Protonen)<br />
und die Verstärkung auf 75% Die Pulse Länge<br />
A LEN wird am Pulse Programmer auf 5, 50µs mit <strong>eine</strong>r<br />
Periode von 0, 1−1s eingestellt. Man bringt nun die<br />
sogenannte Pickup Probe in die Apparatur ein und Justiert<br />
die Kapazitäten <strong>des</strong> Schwingkreises. Danach wird<br />
die Temperaturkontrolle <strong>des</strong> PS2-Controllers eingestellt<br />
und die Regelkreise geschlossen.<br />
Abb. 4.2: Max<strong>im</strong>ales FID Signal<br />
Jetzt ersetzt man die Pickup Probe durch ein Röhrchen<br />
mit leichtem Mineralöl und misst das FID-Signal. Die Feldgradienten sind opt<strong>im</strong>iert, wenn<br />
ein max<strong>im</strong>ales Signal anliegt (ca. 40V siehe Abb. 4.2).
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 22<br />
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus<br />
Um den <strong>im</strong> vorherigen Kapitel beschriebenen, teilweise langwierigen und schlecht reproduzierbaren<br />
Prozess zu vereinfachen wurde der Aufbau modifiziert. Die dabei vorgenommenen<br />
Änderungen werden in diesem Kapitel beschrieben.<br />
5.1 Elektronik<br />
Das TeachSpin PS2-A p/cw-<strong>NMR</strong> Spektrometer bietet ursprünglich k<strong>eine</strong> Möglichkeit die<br />
Spulen extern anzusteuern. Der PS2-Controller musste also modifiziert werden <strong>um</strong> dieses<br />
zuzulassen.<br />
Zuerst wurden dafür die originalen Kabel von den Drehpotentiometern zu den Verstärkerschaltkreisen<br />
durchtrennt und Kippschalter eingelötet <strong>um</strong> zwischen externer und interner<br />
Regelung <strong>um</strong>schalten zu können. Die Kippschalter wurden in die Frontplatte <strong>des</strong> PS2-<br />
Controllers integriert, die zuschaltbaren Eingänge befinden sich auf der Rückseite (siehe<br />
Abb. 5.1).<br />
An diese Eingänge kann nun die <strong>im</strong> nächsten Abschnitt beschriebene 4-Kanal Endstufe<br />
angeschlossen werden.<br />
(a) Rückansicht<br />
(b) Frontansicht<br />
Abb. 5.1: PS2-Controller nach der Modifikation<br />
5.1.1 Signalverstärker<br />
Die Gradientenspulen benötigen Ströme von bis zu 4 × 0, 5A, solche Stromstärken kann<br />
die verwendete USB-Schnittstellenkarte trotz aktiver Stromversorgung nicht liefern.<br />
Um die Spulen dennoch mit dem ausgewählten Gerät steuern zu können war es daher<br />
notwendig <strong>eine</strong> dafür angepasste Endstufe zu fertigen. Die entworfene Schaltung orientiert
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 23<br />
sich dabei größtenteils an der originalen Verstärkerschaltung <strong>des</strong> Gradienten-Controllers<br />
(siehe Abb. 5.2a), die verwendeten Bauteile weichen jedoch aus Gründen der Verfügbarkeit<br />
ab.<br />
Da auch die wichtigsten Teile, die Operationsverstärker OPA569 der Firma Texas Instr<strong>um</strong>ents,<br />
durch ähnliche Bauteile, TDA2050 der Firma STMicroelectronics N.V. ersetzt wurden,<br />
musste die Schaltung auf deren Eigenheiten abgest<strong>im</strong>mt werden. Die verwendeten<br />
Operationsverstärker wiesen in <strong>eine</strong>m ersten, ka<strong>um</strong> angepassten Entwurf der Schaltung,<br />
starke Eigenschwingungen und teilweise unvorhersehbares Schaltverhalten auf, daraufhin<br />
wurde die Schaltung entsprechend <strong>des</strong> Datenblattes der TDA2050 angepasst. In Abb. 5.2b<br />
ist die endgültige Schaltung zu sehen, diese ist in dem Gerät vierfach verbaut.<br />
(a) Auszug aus dem Schaltplan <strong>des</strong> Teach-<br />
Spin PS2-Controllers<br />
(b) angepasster Schaltplan<br />
Abb. 5.2: Operationsverstärker<br />
Der erste Prototyp der Schaltung mit drei Verstärkerkreisen wurde noch auf <strong>eine</strong>r Rasterlochkarte<br />
bestückt, be<strong>im</strong> Test mit <strong>eine</strong>m Rechtecksignal ohne angeschlossene Spulen zeigt<br />
sich noch ein leichtes Rauschen, sobald die Spulen jedoch angeschlossen werden sind die<br />
Signale wesentlich sauberer.<br />
Um die Qualität der Signale noch weiter zu verbessern wurde ein Platinenlayout mit der<br />
CAD-Software Eagle erstellt und anschließend produziert [CadSoft, 2011].
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 24<br />
Platinenlayout mit der CAD-Software Eagle<br />
Die CAD-Software Eagle ist ein Programm z<strong>um</strong> Erstellen von PCB-Layouts 1 . Zunächst erstellt<br />
man <strong>im</strong> sogenannten Schematics Editor den Schaltplan mit den gewünschten Bauteilen.<br />
Wechselt man nun in den Board Editor werden die ausgewählten Bauteile dem Schaltplan<br />
entsprechend platziert und mit sogenannten Airwires den Signalen folgend verbunden<br />
(Siehe Abb. 5.3). Um jetzt die benötigten Leiterbahnen zu erstellen wählt man das Tool z<strong>um</strong><br />
Leiterbahnzeichnen aus, klickt auf den Ursprung <strong>eine</strong>s Airwires und zieht die Leiterbahn<br />
bis z<strong>um</strong> gewünschten Endpunkt.<br />
Abb. 5.3: „Routen“ der Leiterbahnen<br />
Der Aufbau in Abb. 5.3 ist ein gutes Beispiel wie ein Layout nicht aussehen sollte.<br />
Es sind einige 90 ◦ Winkel 2 vorhanden, es gibt überflüssige Durchkontaktierungen, und Leiterbahnen<br />
sind unnötigerweise auf der Rückseite geroutet. Nach einigen Opt<strong>im</strong>ierungen<br />
macht das Layout <strong>eine</strong>n wesentlich aufgerä<strong>um</strong>teren Eindruck, es sind nur noch 45 ◦ -Winkel<br />
vorhanden, die Leiterbahnen sind komplett auf <strong>eine</strong>r Seite geroutet, und das Massepolygon<br />
erstreckt sich, bis auf die Freirä<strong>um</strong>e für die Bauteilkontaktierungen, über die gesamte Fläche<br />
der Rückseite (Abb. 5.4).<br />
Die Verlustleistung der Operationsverstärker führt zu <strong>eine</strong>r hohen Wärmeentwicklung,<br />
welche über zwei Kühlkörper an den Schmalseiten der Platine abgeführt wird. Untergebracht<br />
ist die fertige Platine samt Kühlkörpern in <strong>eine</strong>m 19”-Gehäuse (siehe Abb.5.5).<br />
Um unabhängig von zusätzlichen Geräten zu sein, sind auch zwei 60W-Netzteile mit jeweils<br />
15V Spannungsdifferenz und <strong>eine</strong>r max<strong>im</strong>alen Stromstärke von 4A <strong>im</strong> Gehäuse eingebaut.<br />
1 PCB (Printed Circuit Board) ist die englische Bezeichnung für Leiterplatten.<br />
2 in der Regel wird von 90 ◦ Winkeln abgeraten da diese wohl anfälliger als 45 ◦ -Winkel gegen mechanische<br />
Belastungen sind und außerdem bei Hochfrequenz zu Reflexionen führen können
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 25<br />
Abb. 5.4: fertiges PCB-Layout der Endstufe<br />
(a) Blick in das Gehäuse<br />
(b) Frontplatte mit Ein- und Ausgängen<br />
Abb. 5.5: Gehäuseaufbau der fertigen Endstufe
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 26<br />
5.2 Software<br />
Die Software zur Homogenisierung wurde mit dem graphischen Programmiersystem Labview<br />
3 entwickelt.<br />
In der Arbeitsgruppe „Polarisiertes Target“ wird dieses System häufig zur Entwicklung<br />
von Mess- und Steuerungsprogrammen eingesetzt, da sich zusammen mit den DAQmx-<br />
Schnittstellen, verhältnismäßig schnell lauffähige Programmteile zur Messung und Steuerung<br />
von Exper<strong>im</strong>enten erstellen lassen.<br />
5.2.1 Allgem<strong>eine</strong>s zu Labview<br />
Ursprünglich wurde Labview von National Instr<strong>um</strong>ents 1986 für Macintosh-Computer entwickelt,<br />
mittlerweile gibt es aber auch Windows und Linux Varianten. Es wird hauptsächlich<br />
in der Meß-, Regel- und Automatisierungstechnik eingesetzt.<br />
Die Programmierung geschieht nicht textbasiert wie bei anderen Programmiersprachen,<br />
sondern über <strong>eine</strong> graphische Oberfläche. Ein Programm teilt sich dabei zunächst in zwei<br />
Teile:<br />
dem Frontpanel, hier geschieht be<strong>im</strong> Programmablauf die Interaktion mit dem Benutzer,<br />
be<strong>im</strong> Programmieren kann hier die spätere Programmoberfläche gestaltet<br />
werden<br />
dem Blockdiagramm, hier wird das eigentliche Programm erstellt, bei Programmablauf<br />
ist dieses Fenster normalerweise nicht sichtbar.<br />
In Abb. 5.6 wird ein kl<strong>eine</strong>s Beispielprogrammes gezeigt. Das Programm zeigt <strong>im</strong> Ablauf<br />
Abb. 5.6: Labview Beispielprogramm<br />
zunächst nur <strong>eine</strong>n Knopf (“Drücken sie hier!“) und <strong>eine</strong> LED, drückt man den Knopf<br />
wird durch <strong>eine</strong> Ereignisstruktur ein Dialogfenster („Haben sie gut geschlafen?“) mit zwei<br />
3 Laboratory Virtual Instr<strong>um</strong>ental Engineering Workbench (Labview) Instr<strong>um</strong>ents
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 27<br />
Schaltköpfen („Ja“, „Nein“) geöffnet. Je nach Antwort erscheint nun, ausgelöst durch <strong>eine</strong><br />
Case-Struktur ein weiteres Dialogfenster mit <strong>eine</strong>m Knopf „Ebenso!“ oder „Ok, Gute Nacht“<br />
und der Ausgabe „Dann noch <strong>eine</strong>n schönen Tag!“ oder „Dann sollten sie schlafen gehen“.<br />
Zusätzlich wird nach Drücken von „OK, Gute Nacht“ die LED ausgeschaltet.<br />
In Labview sind viele „Bauteile“ selbst kl<strong>eine</strong> Programme. Auch ist es <strong>im</strong> Allgem<strong>eine</strong>n<br />
möglich eigene Programme als Baust<strong>eine</strong> aufzurufen. In Labview heißen Baust<strong>eine</strong> wie<br />
Programme Virtual Instr<strong>um</strong>ents (VI).<br />
Um den Überblick über ein Programm behalten zu können empfiehlt es sich, möglichst<br />
viele Funktionen in Sub-VIs zusammenzufassen und das Programm damit überschaubarer<br />
zu halten.<br />
Um Daten in (Sub-)VIs einzulesen oder aus ihnen auszugeben gibt es verschiedene Möglichkeiten:<br />
Z<strong>um</strong> Einen kann man <strong>im</strong> Frontpanel Ein- und Ausgänge mit Bedien- oder Anzeigeelementen<br />
verbinden, man kann Daten in Queues (Warteschlangen)<br />
schreiben <strong>um</strong> sie in anderen VIs auslesen zu können, es gibt aber auch die Möglichkeit<br />
lokale oder globale Variablen zu verwenden. Um <strong>eine</strong>n fehlerfreien Programmablauf zu<br />
erreichen sollte man bei der Verwendung dieser Variablen aber <strong>im</strong>mer darauf achten nicht<br />
den Datenfluss zu unterbrechen.
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 28<br />
5.2.2 Programm zur Homogenisierung der Feldgradienten<br />
Die Homogenisierung <strong>des</strong> Magnetfel<strong>des</strong> mit dem hier beschriebenen Programm basiert<br />
auf dem in 4.2 vorgestellten Verfahren. Die Kapazitäten <strong>des</strong> Schwingkreises lassen sich leider<br />
nur mechanisch regeln. S<strong>eine</strong> Justierung muss also weiterhin manuell erfolgen.<br />
Für die Homogenisierung <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> wird das Absorbtionssignal <strong>eine</strong>r Probe leichten Mineralöls<br />
gemessen, das Feld ist dann opt<strong>im</strong>al eingestellt wenn die Halbwertsbreite <strong>des</strong> Signals<br />
min<strong>im</strong>al ist. Der Programmablauf für jeden einzelnen Gradienten lässt sich wie folgt<br />
beschreiben:<br />
Auswahl der verwendeten Kanäle der DAQmx- Schnittstelle durch<br />
den Benutzer<br />
Initialisierung der folgender Parameter der Kanäle:<br />
◮ Leserate<br />
◮ Schreibrate<br />
◮ Anzahl der geschriebenen Samples (Ausgang)<br />
◮ Anzahl der zu lesenden Samples<br />
◮ Format <strong>des</strong> zu schreibenden Signals (z.B. einzelne Samples oder Signalverlauf)<br />
◮ Format <strong>des</strong> zu lesenden Signals<br />
Erzeugung <strong>eine</strong>s Triggers am Ausgang mit dem der Lesevorgang am Eingang ausgelöst<br />
wird<br />
synchrones Schreiben und Lesen (nach jedem vollständigen Signal wird die Spannung<br />
<strong>um</strong> <strong>eine</strong>n festen Wert erhöht)<br />
Schreiben <strong>des</strong> gemessenen Signals in <strong>eine</strong>n 2D-Array (Spalte: Signal, Zeile: Spannung<br />
am Ausgang)<br />
ermitteln <strong>des</strong> Max<strong>im</strong><strong>um</strong>s jeder Zeile<br />
ermitteln der Halbwertsbreite je<strong>des</strong> einzelnen Signals (Zeile)<br />
ermitteln der min<strong>im</strong>alen Halbwertsbreite aller Zeilen<br />
konstante Ausgabe der entsprechenden Spannung bis z<strong>um</strong> Beenden <strong>des</strong> Programmes<br />
Die Abschnitte zur konstanten Ausgabe der entsprechenden Spannungen sind z<strong>um</strong> Zeitpunkt<br />
der Anfertigung dieser Arbeit noch nicht <strong>im</strong>plementiert.<br />
Das Blockdiagramm <strong>des</strong> Programmes ist in Abb. 5.7 dargestellt:
5 <strong>Erweiterung</strong> <strong>des</strong> Aufbaus 29<br />
Abb. 5.7: Blockdiagramm <strong>des</strong> Programmes zur Magnetfeldhomogenisierung
Fazit<br />
i<br />
Fazit<br />
Die <strong>im</strong> Laufe dieser Bachelorarbeit gebaute Hardware und die entwickelte Software vereinfachen<br />
die Arbeit mit dem PS2-A p/cw-<strong>NMR</strong> Spektroskop, es ist daher wahrscheinlich,<br />
dass diese be<strong>im</strong> Fortgeschrittenen-<strong>Praktik<strong>um</strong></strong> eingesetzt werden können <strong>um</strong> die erzielbaren<br />
Ergebnisse zu verbessern, oder z<strong>um</strong>in<strong>des</strong>t die Durchführung <strong>des</strong> Versuches etwas zu<br />
vereinfachen. Es war mir leider nicht möglich in der Zeit der Anfertigung dieser Arbeit ein<br />
vollständiges, automatisch ablaufen<strong>des</strong> Programm zu entwickeln, die wichtigsten Schritte<br />
zur Umsetzung <strong>des</strong> gewünschten Ergebnisses sind jedoch getan.<br />
Es ist noch Folgen<strong>des</strong> zu tun:<br />
Automatisierung <strong>des</strong> Programmablaufs<br />
Gestaltung <strong>eine</strong>r verständlichen Bedienoberfläche<br />
leichte Veränderung der Schaltung <strong>um</strong> Beschädigung durch Bedienfehler auszuschließen<br />
(Spannungsteiler zur Reduzierung <strong>des</strong> Eingangssignals)<br />
evtl. automatische Steuerung <strong>des</strong> Pulses zur Aufnahme von MRT-Bildern
Abbildungsverzeichnis<br />
ii<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
1.1 Dreh<strong>im</strong>puls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.2 magn. Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.3 z-Komponente magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.4 Präzession . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.5 Aufspaltung der Energieniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2.1 <strong>NMR</strong> Anordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.2 Magnetisierung in Feldrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.3 HF-Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.4 Bild <strong>im</strong> mitrotierenden Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
3.1 Verbreiterung <strong>des</strong> Frequenzspektr<strong>um</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
3.2 Absorptions und Dispersionssignal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
4.1 Vereinfachte Darstellung <strong>des</strong> <strong>Versuchs</strong>aufbaus . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.2 Max<strong>im</strong>ales FID Signal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
5.1 PS2-Controller nach der Modifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
5.2 Operationsverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
5.3 „Routen“ der Leiterbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
5.4 fertiges PCB-Layout der Endstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
5.5 Gehäuseaufbau der fertigen Endstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
5.6 Labview Beispielprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
5.7 Blockdiagramm <strong>des</strong> Programmes zur Magnetfeldhomogenisierung . . . . . 30
Literaturverzeichnis<br />
iii<br />
Literaturverzeichnis<br />
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2009
Danksagung<br />
iv<br />
Danksagung<br />
Ich danke zuerst Prof. Dr. Werner Meyer für die Möglichkeit diese Arbeit anzufertigen.<br />
Desweiteren geht mein Dank an Dr. Gerhard Reicherz für die Hilfe bei der Umsetzung<br />
der Schaltung und geduldigen Beantwortung m<strong>eine</strong>r Fragen. Ebenfalls geht mein Dank<br />
an die restlichen Mitarbeiter der Arbeitsgruppe “Polarisiertes Target“, <strong>im</strong> Besonderen an<br />
Jonas Herick und Alexander Berlin für das Korrekturlesen und die Hilfe be<strong>im</strong> Verständnis<br />
mancher Fragen zu den physikalischen Grundlagen. Mein Besonderer Dank geht an<br />
Herrn Dipl. Ing Martin Schäfer, Herrn Richard Prust und Tobias Solowjew <strong>des</strong> Lehrstuhls<br />
für elektronische Schaltungstechnik für die kurzfristige Produktion m<strong>eine</strong>r Leiterplatte.<br />
Natürlich geht mein Dank auch an m<strong>eine</strong> Familie und m<strong>eine</strong> Freundin für die Unterstützung<br />
während dieser Arbeit.