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Technische Universität München<br />
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt<br />
Lehrstuhl für Astronomische und Physikalische Geodäsie<br />
Univ.-Prof. Dr. techn. Mag. rer. nat. Roland Pail<br />
Konzept einer zukünftigen Schwerefeldmission:<br />
GNSS-LEO-Tracking<br />
Elisabeth Reußner<br />
Bachelor's Thesis<br />
Bearbeitung: 15. 04. 2013 - 22. 07. 2013<br />
Studiengang:<br />
Betreuer:<br />
Geodäsie und Geoinformation (Bachelor)<br />
Univ.-Prof. Dr. techn. Mag. rer. nat. Roland Pail<br />
Dipl.-Ing. Michael Murböck<br />
2013
Zusammenfassung<br />
In der vorliegenden Arbeit wird ein Konzept einer möglichen zukünftigen Erdschwerefeldmission<br />
untersucht, das auf der μm-genauen Distanzmessung zwischen Global Navigation Satellite System<br />
(GNSS)-Satelliten (Global Positioning System (GPS) und Galileo) und „Low Earth Orbitern“ (LEOs)<br />
beruht. Hierbei werden zunächst numerische Simulationen durchgeführt und analysiert, bei welchen<br />
stets ein LEO geflogen wird und jeweils in der Anzahl der GNSS-Satelliten und deren Bahnen variiert<br />
wird. Im Zuge dessen werden jeweils Satellitenkonstellationen betrachtet, die entweder nur GPSoder<br />
nur Galileo-Satelliten enthalten. Außerdem werden Unterschiede in der<br />
Beobachtungsgeometrie untersucht, die das Sichtspektrum des LEOs in Bezug auf die GNSS-<br />
Satelliten betreffen. Die Ergebnisse der Simulationen zeigen, dass bei jeweils gleicher Anzahl der<br />
GNSS-Satelliten, gleichem Sichtspektrum des LEOs und identischer Wahl der aufsteigenden<br />
Bahnknoten sowie der mittleren Anomalie sich zum Teil markante Unterschiede zwischen<br />
Konzepten mit GPS-Satelliten und denen mit Galileo-Satelliten erkennen lassen.<br />
Darüber hinaus werden im Zuge numerischer Simulationen ausgewählte Varianten des GNSS-LEO-<br />
Missionskonzepts, die zunächst nur für Beobachtungen des statischen Erdschwerefelds untersucht<br />
und für weitere Untersuchungen als geeignet befunden wurden, auf das zeitvariable Schwerefeld<br />
angewendet und deren Leistungsfähigkeit untersucht. Das verwendete zeitvariable Schwerefeld<br />
enthält Einflüsse der Atmosphäre, der Ozeane, der Hydrologie, der Eismassen und der festen Erde.<br />
Hierbei werden Untersuchungen in Bezug auf die Anzahl der geflogenen LEOs sowie Variationen<br />
im Hinblick auf die Länge der Beobachtungszeit vorgenommen, um die zeitliche Auflösung der sich<br />
ergebenden Beobachtungskonfiguration signifikant zu erhöhen. Die Ergebnisse dieser Simulationen<br />
zeigen, dass bei jeweils gleicher Anzahl der LEOs, aber unterschiedlichen aufsteigenden Knoten<br />
zum Startzeitpunkt der Simulationen unterschiedliche Ergebnisse auftreten.<br />
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das GNSS-LEO-Missionskonzept eine<br />
erfolgversprechende Alternative für eine zukünftige Satelliten-Schwerefeldmission darstellt.<br />
2
Abstract<br />
In this thesis a concept of a future earth gravity field mission, that is based on inter-satellite distance<br />
measurements with μm precision between GNSS satellites (GPS and Galileo) and „Low Earth<br />
Orbiters“ (LEOs), is investigated. In this case at first numerical simulations are carried out and<br />
analysed, for which one LEO is flown and the number of GNSS satellites and their orbits is varied<br />
respectively. In the course of this case study, satellite constellations either containing only GPS or<br />
only Galileo satellites are considered. Moreover differences of the constellation geometry regarding<br />
the field of view of the LEO with respect to the GNSS satellites are investigated. The results of the<br />
simulations show, that with the same number of satellites, the same field of view of the LEOs and<br />
identical choice of the ascending node as well as the mean anomaly partly considerable differences<br />
between the concepts with GPS satellites and those with Galileo satellites occur.<br />
Furthermore, in the case of numerical simulations selected variants of the GNSS-LEO-mission<br />
concept, which first have been only investigated for observations of the static earth gravity field and<br />
have been qualified to be appropriate for further investigations, are applied to the time variable<br />
gravity field, and their capability is investigated. The used time variable gravity field contains<br />
influences of atmosphere, oceans, hydrology, ice masses and solid earth. In this case investigations<br />
regarding the number of the flown LEOs as well as variations with respect to the length of the<br />
observation time are undertaken for raising significantly the temporal resolution of the observation<br />
configuration. The results of these simulations show that for the same number of LEOs, but different<br />
ascending nodes at the simulation’s starting time different results appear.<br />
The results indicate the GNSS-LEO-mission concept to be a promising alternative for a future<br />
satellite gravity field mission.<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Zusammenfassung ……………….………………...…...………………………………………………... 2<br />
Abstract ……………………..……..………………………………………………………………………... 3<br />
Inhaltsverzeichnis …..…………..………………………..………………………………………………… 4<br />
Abkürzungsverzeichnis …………………………………………………………………………………..... 5<br />
1 Einführung ……………………………………………………………………………………………….... 6<br />
2 Theoretische Grundlagen satellitengestützter Schwerefeldmessung ………………………….…… 8<br />
2.1 Mathematische Grundlagen des Erdschwerefelds …………………………………………….…. 8<br />
2.2 Bisherige satellitengestützte Schwerefeldmissionen ……………………………………..…….. 10<br />
2.3 Geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen …………………………….……………… 13<br />
2.4 Die GETRIS Mission ……………………………………………………………………………….. 15<br />
3 Missionssimulator und Datengrundlagen …………………………………………………………..… 17<br />
3.1 Durchführung mit dem Missionssimulator ……………………………………………………...... 17<br />
3.2 Verwendete Erdschwerefeldmodelle …………………………………………………………...… 19<br />
3.3 Verwendete Satellitenbahnen ……………………………………………………………………... 21<br />
4 Die Methode des GNSS-LEO-Trackings ……………………………………………………………… 23<br />
5 Übersicht der durchgeführten Simulationen ………………………………………………………….. 26<br />
5.1 Simulationen im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage ……………………………...……… 26<br />
5.2 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage ………...……… 29<br />
5.3 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage …………………. 30<br />
6 Ergebnisse ………………………………………………………………………………………………. 31<br />
6.1 Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld …………………………….…. 31<br />
6.2 Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld …………………………….. 38<br />
6.3 Diskussion der Simulationen im statischen Erdschwerefeld ………………………………..….. 45<br />
6.4 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld ………………………………… 48<br />
6.5 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für wenige Tage …………….. 57<br />
7 Abschließende Betrachtungen ……………………………………………………………………...…. 65<br />
7.1 Abschließende Diskussion der Ergebnisse ………………………………………………………. 65<br />
7.2 Ausblick …………………………………………………………………………………………….... 67<br />
Literaturverzeichnis …………………………………………………………………………………….…. 69<br />
Eidesstattliche Erklärung ……………………………………………………………………………….… 71<br />
4
Abkürzungsverzeichnis<br />
CHAMP<br />
e.motion<br />
GEO<br />
GETRIS<br />
GGOS<br />
GNSS<br />
GOCE<br />
GPS<br />
GRACE<br />
LEO<br />
LOS<br />
SGG<br />
SST-hl<br />
SST-ll<br />
Challanging Minisatellite Payload<br />
Earth System Mass Transport Mission<br />
Geostationärer Satellit<br />
Geodesy and Time Reference in Space<br />
Global Geodetic Observing System<br />
Global Navigation Satellite System<br />
Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer<br />
Global Positioning System<br />
Gravity Recovery And Climate Experiment<br />
Low Earth Orbiter<br />
Line of Sight<br />
Satellite gravity gradiometry<br />
High-low satellite-to-satellite tracking<br />
Low-low satellite-to-satellite tracking<br />
5
1 Einführung<br />
Die Methoden der Geodäsie bieten ein breites Spektrum globaler Erdbeobachtungssysteme, das<br />
zur Sicherheit der Menschen und der Ressourcen der Erde beiträgt und somit den Bedürfnissen der<br />
Gesellschaft dient. Dies gilt zum Beispiel in Bezug auf den Schutz vor Naturkatastrophen [Sahagian<br />
et al., (2009)]. Eine gute und vor allem homogen über die Erde verteilte Kenntnis des globalen<br />
Erdschwerefelds ist für viele wissenschaftliche Disziplinen, wie beispielsweise Glaziologie und<br />
Hydrologie, von Bedeutung. Zum einen spiegelt es die inhomogene Massenverteilung im Erdinneren<br />
wieder. Zum anderen dient das Geoid in vielen Anwendungen als Bezugs- oder Referenzfläche, wie<br />
beispielsweise bei der Definition von Höhensystemen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der vor allem<br />
auch das zeitvariable Schwerefeld betrifft, ist, dass die Messungen zeitlicher Veränderungen des<br />
Erdschwerefelds Aussagen über Massentransportprozesse im System Erde zulassen. Dies kann<br />
durch Satelliten-Schwerefeldmissionen erreicht werden. Nach dem Erfolg bisheriger Missionen, wie<br />
GRACE („Gravity Recovery And Climate Experiment“) und GOCE („Gravity Field and Steady-State<br />
Ocean Circulation Explorer“), werden nun neuartige Missionskonzepte entwickelt, um auch in<br />
Zukunft die zeitlichen Veränderungen des Schwerefeldes der Erde und somit Massentransporte im<br />
System Erde zu erkunden.<br />
Neben vielen anderen stellt die GETRIS Mission („Geodesy and Time Reference in Space“) [Schlie,<br />
2012] eine mögliche erfolgsversprechende zukünftige Satelliten-Schwerefeldmission dar. Während<br />
das GRACE-Konzept auf der Distanzmessung zwischen zwei niedrig fliegenden Satelliten beruht,<br />
basiert das Konzept der GETRIS Mission auf der Distanzmessung zwischen geostationären<br />
Satelliten (GEOs) und niedrig fliegenden Satelliten (LEOs). In dieser Arbeit soll das GERTIS<br />
Konzept dahingehend adaptiert werden, dass die GEOs durch GNSS Satelliten (GPS und Galileo)<br />
ersetzt werden. Somit werden hier hochgenaue Distanzmessungen zwischen GNSS Satelliten und<br />
LEOs numerisch simuliert und analysiert. Diese Distanzmessungen erfolgen durch ein Zwei-Wege-<br />
Messsystem mit μm-Genauigkeit. Nachdem zuerst Simulationen nur im statischen Schwerefeld<br />
durchgeführt werden, zielt die Untersuchung der Simulationsergebnisse im Weiteren darauf ab, die<br />
Leistungsfähigkeit des GNSS-LEO-Missionskonzepts für die Messung zeitvariabler Signale des<br />
Schwerefelds, die zum Beispiel durch den globalen Wasserkreislauf hervorgerufen werden, zu<br />
untersuchen.<br />
Für die Untersuchungen werden closed-loop Simulationen mit einem Repeat Orbit der LEOs von 27<br />
Tagen mit einem Missionssimulator durchgeführt. Neben den Orbitbahnen werden in diesen<br />
Missionssimulator ein statisches Erdschwerefeld und je nach Simulation auch ein zeitvariables<br />
Erdschwerefeld eingelesen. Die Beobachtungsgröße im Simulator, der mit Methoden der<br />
Ausgleichungsrechnung arbeitet, sind Beschleunigungsdifferenzen entlang der Line-of-Sight (LOS)<br />
zwischen den LEOs und den GNSS Satelliten. In Bezug auf die Beobachtungsgenauigkeit wird ein<br />
GRACE-ähnliches Fehlerniveau angenommen. Für die Analyse der Leistungsfähigkeit der jeweils<br />
getesteten Konstellation sind vor allem die in der Simulation geschätzten Koeffizienten für die<br />
Darstellung des Potentials der Erde als sphärisch harmonische Reihe von Interesse. Anhand der<br />
Differenzen zwischen den Eingabewerten und den in der Simulation geschätzten Ergebnissen kann<br />
darauf geschlossen werden, in welchem Maße sich die getestete Variante als zukünftige<br />
Erdschwerefeldmission eignet.<br />
6
Zur Darstellung der Untersuchungsergebnisse wurde folgender Aufbau der Arbeit gewählt:<br />
Kapitel 2 beinhaltet den theoretischen Hintergrund dieser Arbeit. Neben den mathematischen<br />
Grundlagen der Schwerefeldmessung werden hier bisher durchgeführte sowie einige mögliche<br />
zukünftige Satelliten-Schwerefeldmissionen erläutert. Bei den mathematischen Grundlagen ist vor<br />
allem die Darstellung des Schwerefelds durch Kugelflächenfunktionen von Interesse für diese Arbeit.<br />
In Bezug auf mögliche zukünftige Satelliten-Schwerefeldmissionen liegt hier ein besonderes<br />
Augenmerk auf der GETRIS Mission.<br />
Kapitel 3 beschreibt die Eingangssituation dieser Arbeit. Hier wird der verwendete Missionssimulator<br />
vorgestellt. Außerdem sind dort die verwendeten Erdschwerefeldmodelle und die verwendeten<br />
Satellitenbahnen beschrieben.<br />
Kapitel 4 stellt das Prinzip des GNSS-LEO-Trackings vor. Hierbei geht es insbesondere um die<br />
Frage der Sichtverbindung der LEOs und GNSS Satelliten zueinander.<br />
Kapitel 5 gibt einen Überblick über die durchgeführten Simulationen, die in dieser Arbeit vorgestellt<br />
werden.<br />
Kapitel 6 stellt die Ergebnisse der Simulationen vor und beinhaltet eine erste Interpretation der<br />
Resultate. Hierbei werden zunächst die Varianten betrachtet, die nur im statischen Erdschwerefeld<br />
simuliert wurden. Anschließend werden diejenigen analysiert, die im statischen und zeitvariablen<br />
Erdschwerefeld simuliert wurden. Abschließend erfolgt eine Betrachtung von Simulationen, die sich<br />
jeweils nur über einen Zeitraum von fünf Tagen erstrecken.<br />
Kapitel 7 befasst sich zum einen mit der abschließenden Diskussion der Untersuchungsergebnisse<br />
und gibt zum andern einen Ausblick auf mögliche andere Untersuchungsaspekte des GNSS-LEO-<br />
Missionskonzepts, die hier nicht untersucht werden.<br />
7
2 Theoretische Grundlagen satellitengestützter Schwerefeldmessung<br />
In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der satellitengestützten<br />
Schwerefeldmessung in kurzer Form behandelt. Kapitel 2.1 befasst sich mit den mathematischen<br />
Grundlagen des Erdschwerefelds. Hier ist für die spätere Arbeit vor allem die Darstellung mittels<br />
Kugelflächenfunktionen von Interesse. Die wichtigsten Informationen zu den bisher durchgeführten<br />
satellitengestützten Schwerefeldmission CHAMP (Challanging Minisatellite Payload), GRACE und<br />
GOCE werden in Kapitel 2.2 dargestellt. Anschließend stellt Kapitel 2.3 einige wenige geplante<br />
Erdschwerefeldmissionen vor. Kapitel 2.4 geht anschließend im Speziellen auf die GETRIS Mission<br />
als eine mögliche zukünftige satellitengestützte Erdschwerefeldmission ein.<br />
2.1 Mathematische Grundlagen des Erdschwerefelds<br />
Als erstes soll hier eine kurze Einführung in die Darstellung des Erdschwerefelds mittels<br />
Kugelflächenfunktionen gegeben werden. Für eine ausführliche Herleitung sei hier auf Hoffmann-<br />
Wellenhof & Moritz [2005] und Torge [2003] verwiesen. Im Folgenden werden nur ausgewählte<br />
Formeln vorgestellt.<br />
Ausgangspunkt ist das Newtonsche Gravitationsgesetz<br />
F = G m 1m 2<br />
l 2 (1)<br />
mit F als resultierender Kraft [m kg s −2 ], G = 6,6742 ∙ 10 −11 m 3 kg −1 s −2 als Gravitationskonstante,<br />
m 1 und m 2 als Massen zweier Massenpunkte [kg] und l als Abstand der beiden Massenpunkte [m].<br />
Wenn man nun die Erde als System infinitesimal kleiner Massen betrachtet, lässt sich das<br />
Gravitationspotential der Erde als Volumenelement über alle Massen im sogenannten Newton<br />
Intergral darstellen<br />
V = G ∭<br />
v<br />
dm l<br />
= G ∭ ρ l dv v<br />
(2)<br />
mit V als Gravitationspotential der Erde [m 2 s −2 ], dm als Massenelement [kg], l als Abstand zwischen<br />
einem gewählten Aufpunkt und einem Massenelement dm [m], ρ als Dichte eines Massenelements<br />
dm [kgm −3 ] und dv als Volumenelement [m 3 ].<br />
Schließlich erhält man das Gravitationspotential der Erde in Darstellung einer sphärisch<br />
harmonischen Reihe mit sphärischen Koordinaten (mit Radius r, Kobreite θ und Länge λ)<br />
V(r, θ, λ) = GM ∑ N max<br />
R (R r )n+1<br />
n<br />
n=0<br />
∑m=0<br />
P̅nm (cos θ)<br />
[C̅<br />
nm cos(mλ) + S̅nm sin(mλ)] (3)<br />
mit M als Masse der Erde [kg], R als mittleren Erdradius [m], P̅nm als vollständig normierte<br />
Legendrepolynome vom Grad n und Ordnung m und {C̅nm; S̅nm } als korrespondierende vollständig<br />
8
normierte Kugelfunktionskoeffizienten. Letztere gilt es mittels der Messungen der<br />
satellitengestützten Erdschwerefeldmissionen zu ermitteln.<br />
Dabei kann der Term ( R r )n+1 als Tiefpassoperator im Spektralbereich interpretiert werden, der die<br />
Fehlerfortpflanzung mit zunehmender Orbithöhe repräsentiert [Rummel & Pail, 2011]. Daher ist aus<br />
diesem Gesichtspunkt eine möglichst niedrige Flughöhe für eine Mission zu wählen, um die<br />
Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Andererseits steigt mit abnehmender Flughöhe der Luftwiderstand<br />
exponentiell. Es sollten also die Amplituden der hohen Frequenzen durch einen Filter mit Hochpass-<br />
Charakteristik verstärkt werden. Deshalb ist es gewünscht, die höheren Ableitungen des Potentials<br />
im Satellitenniveau zu betrachten.<br />
Die erste Ableitung des Schwerepotentials in radialer Richtung lautet<br />
∂V n<br />
∂r<br />
= − n+1<br />
r V n (4)<br />
und die zweite Ableitung des Schwerepotentials in radialer Richtung lautet<br />
Dabei stellen die Terme − n+1<br />
r<br />
∂ 2 V n<br />
∂r 2<br />
= (n+1)(n+2)<br />
r 2 V n (5)<br />
und (n+1)(n+2)<br />
r 2 Filterfaktoren im Spektralbereich dar.<br />
Eine Übersicht über die Anwendung unterschiedlicher Filteroperatoren stellt das Meissl-Rummel-<br />
Schema (siehe Abbildung 1) dar, das mit dem Störpotential als tatsächliche Beobachtungsgröße<br />
arbeitet.<br />
Abbildung 1: Meissl-Rummel-Schema [Pail, 2011]<br />
9
Nachdem die mathematischen Grundlagen des Erdschwerefelds erläutert wurden, soll in den<br />
folgenden Abschnitten auf bisherige und geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />
eingegangen werden.<br />
2.2 Bisherige satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />
Dieser Abschnitt soll einen kurzen Überblick über die bisherigen satellitengestützten<br />
Schwerefeldmissionen CHAMP, GRACE und GOCE geben.<br />
CHAMP<br />
CHAMP (Challenging Minisatellite Payload) startete im Jahr 2000 und war die erste<br />
Satellitenmission, deren Hauptaufgabe es war, das Erdschwerefeld zu messen [Pail, 2013]. Das<br />
Prinzip von CHAMP beruht auf der 3D-Distanzmessung zwischen dem Low Earth Orbiter und den<br />
höher fliegenden GPS-Satelliten. Hierzu war der LEO unter anderem mit einem GPS-Empfänger<br />
ausgestattet. Außerdem besaß er ein Akzelerometer zur Erfassung der auf den Satelliten<br />
einwirkenden nicht-gravitativen Störbeschleunigungen. Dieses Verfahren bezeichnet man als highlow<br />
satellite-to-satellite tracking (SST-hl) und ist in Abbildung 2 dargestellt. Die geometrische<br />
Abweichung der realen Satellitenbahn von einer Referenzbahn ist in diesem Fall die<br />
Beobachtungsgröße. Somit wird also die unregelmäßige Bahn des Satelliten beobachtet. Die<br />
gemessene Differenz kann man schließlich auf die Störbeschleunigung zurückführen [Rummel &<br />
Pail, 2011].<br />
Abbildung 2: CHAMP Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />
10
Die wichtigsten Missionsparameter waren [Rummel & Pail, 2011]:<br />
nahezu kreisförmiger (e < 0,004) und polarer (i = 87°) Orbit<br />
projektierte Missionsdauer: 5 Jahre (tatsächlich: 10 Jahre)<br />
Anfangshöhe: 454 km, Orbithöhe während der Mission abnehmend<br />
Die Missionsziele waren [Hofmann-Wellenhof & Moritz, 2005]:<br />
Messung des globalen Schwerefelds<br />
Messung des globalen Magnetfelds<br />
Atmosphärenmodellierung (Ionosphäre und Troposphäre)<br />
GRACE<br />
Im Jahr 2002 startete die GRACE-Mission (Gravity Recovery And Climate Experiment), die aus zwei<br />
baugleichen LEOs besteht, wobei einer der beiden dem anderem in einem Abstand von ca. 200 km<br />
auf derselben Bahnspur folgt [Rummel & Pail, 2011]. Neben dem SST-hl basiert das GRACE<br />
Messprinzip auf der Distanzmessung zwischen den beiden LEOs. Die Messung des Abstands<br />
zwischen dem GRACE-Paar erfolgt über ein K-Band-Mikrowellen-System [Pail, 2013]. Dieses<br />
Beobachtungsverfahren wird als low-low satellite-to-satellite tracking (SST-ll) bezeichnet und ist in<br />
Abbildung 3 dargestellt. Dabei befinden sich in beiden LEOs Beschleunigungsmesser zur<br />
Eliminierung nicht-gravitativer Kräfte. Dieses Konzept ermöglicht die Bestimmung der niedrigen und<br />
mittleren Grade des Gravitationsfelds mit sehr hoher Genauigkeit. So können nicht nur Informationen<br />
über das statische Schwerefeld, sondern auch über langwellige zeitliche Veränderungen, wie<br />
periodische Signale und Massentrends, abgeleitet werden [Rummel & Pail, 2011].<br />
Abbildung 3: GRACE Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />
11
Die wichtigsten Missionsparameter sind [Rummel & Pail, 2011]:<br />
nahezu kreisförmiger (e < 0,005) und polarer (i = 89°) Orbit<br />
projektierte Missionsdauer: 5 Jahre; voraussichtlich bis 2014<br />
Anfangshöhe: ca. 450 km, Orbithöhe während der Mission abnehmend<br />
Die Missionsziele sind [Rummel & Pail, 2011]:<br />
Statisches Schwerefeld der Erde<br />
Zeitliche Variationen des Schwerefelds der Erde<br />
Atmosphärenmodellierung<br />
Der Start einer nahezu baugleichen GRACE follow-on Mission ist für August 2017 geplant.<br />
GOCE<br />
Die GOCE (Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer) Mission startete im Jahr<br />
2009 und basiert neben dem SST-hl-Konzept auf dem sogenannten satellite gravity gradiometry<br />
(SGG) Verfahren. Dabei wird die Basislinie zwischen zwei Beschleunigungsmessern derart verkürzt,<br />
dass sie sich in einem einzigen Satelliten befinden. Im Gegensatz zum SST-ll Konzept werden hier<br />
differentielle Beschleunigungen, also die 2. Ableitungen des Gravitationspotentials V, gemessen<br />
[Rummel & Pail, 2011]. Abbildung 4 stellt dieses Messprinzip graphisch dar. Entscheidend für dieses<br />
Messkonzept ist, dass sich der Satellit bzw. dessen Massenschwerpunkt im sogenannten „dragfree“-Zustand<br />
befindet. Das bedeutet, dass alle nicht-konservativen Kräfte mit Hilfe von Schubdüsen<br />
in-situ korrigiert werden, so dass sich der Satellit im freien Fall um die Erde befindet.<br />
Die wichtigsten Missionsparameter sind:<br />
nahezu kreisförmiger (e < 0,0035) und sonnensynchroner (i ≈ 96,5°) Orbit<br />
projektierte Missionsdauer: 2Jahre; tatsächliche Missionsdauer voraussichtlich bis Oktober<br />
2013<br />
konstante Orbithöhe von ca. 255 km; 61-Tage-Wiederholorbit; Absenkung um bis zu 30 km<br />
in der letzten Missionsphase<br />
Die Missionsziele sind [Hofmann-Wellenhof & Moritz, 2005]:<br />
Bestimmung von Schwereanomalien mit einer Genauigkeit von 1 mGal<br />
Bestimmung von Geoidhöhen mit einer Genauigkeit von 1-2 cm<br />
Erreichen dieser Ergebnisse bei einer räumlichen Auflösung besser als 100 km<br />
12
Abbildung 4: GOCE Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />
Während in diesem Kapitel bisher durchgeführte Missionen behandelt wurden, geht es im nächsten<br />
Abschnitt um geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen.<br />
2.3 Geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />
Nachdem im vorangegangenen Kapitel bisher durchgeführte Schwerefeldmissionen vorgestellt<br />
wurden, werden in diesem Kapitel einige Konzepte für mögliche zukünftige Missionen kurz<br />
vorgestellt. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die geplante Mission GRACE Follow-on<br />
hingewiesen. Da das Hauptproblem bei den Schwerefeldern aus GRACE Daten die starken Streifen<br />
entlang der Flugrichtung sind, bemüht man sich bei zukünftigen Missionen mit zwei Satelliten darum,<br />
dies zu beheben, indem die relative Lage der Satelliten zueinander während des Flugs verändert<br />
wird [Schlie, 2012].<br />
13
e.motion<br />
Beim e.motion (Earth System Mass Transport Mission) Konzept fliegen zwei Satelliten auf einer fast<br />
polaren Bahn, wobei diese leicht um die Polachse gedreht sind. Dies stellt ein sogenanntes Pendel-<br />
Konzept dar, bei dem die beiden Satelliten relativ zueinander eine Pendelbewegung quer zur<br />
Flugrichtung vollführen. Abbildung 5 veranschaulicht dieses Konzept [Panet et al., 2012].<br />
Abbildung 5: Konzept der e.motion Mission [Panet et al., 2012]<br />
Cartwheel<br />
Cartwheel bezeichnet eine Formation von zwei oder mehreren Satelliten, die sich ähnlich wie ein<br />
Wagenrad um ihren gemeinsamen Schwerpunkt drehen [Wiese et al. 2009 in Schlie, 2012]. Dieses<br />
Konzept stellt hohe Ansprüche an die Bahnkontrolle und die Lageregelung der Satelliten. Abbildung<br />
6 veranschaulicht dieses Prinzip.<br />
Abbildung 6: Cartwheel Formationen [Wiese et al., 2009 in Schlie, 2012]<br />
14
Bender-Design<br />
Einen weiteren Ansatz einer Schwerefeldmission, das sogenannte „temporal aliasing“ in<br />
ökonomischer Art und Weise zu reduzieren, bietet dieses Verfahren, das mehrere Satellitenpaare<br />
zu einer gemeinsamen Lösung verbindet. Dabei fliegt eines der beiden Satellitenpaare mit einer<br />
niedrigeren Inklination, um so zusätzlich die Ost-West Information zu verbessern. Außerdem wird<br />
hierbei die Anzahl der Beobachtungen erhöht und die Streifenbildung in den Lösungen verringert<br />
[Bender et al., 2008 in Wiese et al., 2011].<br />
Der nachfolgende Abschnitt beschäftigt sich nun mit dem Konzept einer zukünftigen<br />
Schwerefeldmission, das als Vorlage für diese Arbeit dient.<br />
2.4 Die GETRIS Mission<br />
Nachdem nun einige mögliche zukünftige Schwerefeldmissionen angesprochen wurden, soll nun die<br />
GETRIS Mission betrachtet werden. Die hier aufgeführten Informationen stammen aus dem<br />
„Technical Proposal“ zur Mission (GETRIS 2011) und sind von Schlie [2012] entnommen, soweit sie<br />
nicht anders gekennzeichnet sind.<br />
Die Intention der GETRIS (Geodesy and Time Reference in Space) Mission ist die Schaffung einer<br />
Orts- und Zeitreferenz im Weltraum. Die Mission ist also nicht primär für die Schwerefeldbestimmung<br />
gedacht, sondern zur Realisierung eines Zeit- und Ortsreferenzrahmens für andere<br />
Satellitenmissionen und geodätische Raumverfahren durch geostationäre Satelliten. Die<br />
geostationären Satelliten stellen ihre Position und ein Zeitsignal anderen Satelliten und Benutzern<br />
auf der Erde zur Verfügung. Die Ziele der Mission lassen sich in folgenden beiden Punkten<br />
zusammenfassen:<br />
„Ein genaues weltraum-basiertes geodätisches Bezugssystem mit Navigationsunterstützung<br />
für LEO Satelliten bereit zu stellen“<br />
„Eine hochgenaue Zeit- und Frequenzreferenz für Benutzer am Boden und im Weltraum zur<br />
Verfügung zu stellen“<br />
Somit würde eine gute Ergänzung zum bestehenden globalen geodätischen Beobachtungssystem<br />
(GGOS) geschaffen.<br />
Das Grundprinzip der Schwerefeldmessung besteht hier nun im Tracking zwischen den<br />
geostationären Satelliten (GEOs) und einem oder mehreren LEOs. In diesem Fall könnte man von<br />
einem extremen SST-hl Verfahren sprechen, da die Distanzen hier erheblich größer sind als bei<br />
einer Distanzmessung zwischen einem GNSS-Satelliten und einem LEO. Für die Realisierung<br />
dieses Konzepts sind mindestens zwei GEOs nötig, damit der LEO stets eine „Sichtverbindung“ zu<br />
einem GEO hat. Abbildung 7 stellt eine mögliche GETRIS Konfiguration vor.<br />
Mittels hochgenauer Entfernungsmessung wird die Abweichung der nominellen Bahn des LEOs von<br />
seiner tatsächlichen ermittelt und so durch Zurückführen auf die Störbeschleunigung das<br />
Schwerefeld der Erde berechnet. In diesem Zusammenhang hat Schlie [2012] gezeigt, dass das<br />
Schwerefeld besser bestimmt werden kann, weil der Messung zwischen GEO und LEO die<br />
Intersatelliten-Distanzmessung primär in radialer Richtung durchgeführt wird.<br />
15
Abbildung 7: Mögliche GETRIS Konfiguration [Schlie, 2012]<br />
Ziel dieser Arbeit ist es nun, dieses Missionskonzept, das eine Erfolg versprechende mögliche<br />
zukünftige satellitengestützte Erdschwerefeldmission darstellt, dahingehend zu adaptieren, dass an<br />
Stelle von Distanzmessungen zwischen GEOs und LEOs Distanzmessungen zwischen GNSS<br />
Satelliten und LEOs Beobachtungsgrößen des Missionskonzepts sind.<br />
Im nun folgenden Kapitel soll unter anderem auf den Missionssimulator eingegangen werden, mit<br />
dem sowohl Simulationen für die GETIRS Mission durch Schlie [2012] als auch die Simulationen für<br />
die Methode des GNSS-LEO-Trackings durchgeführt wurden. Darüber hinaus werden auch die für<br />
die Simulation erforderlichen Datengrundlagen besprochen.<br />
16
3 Missionssimulator und Datengrundlage<br />
In diesem Kapitel wird zunächst im Abschnitt 3.1 der Missionssimulator erläutert, mit dem die<br />
numerischen Simulationen für das GNSS-LEO-Tracking Konzept durchgeführt wurden. Kapitel 3.2<br />
stellt das verwendete statische und zeitvariable Schwerefeld vor. Anschließend wird in Abschnitt 3.3<br />
noch auf die verwendeten Satellitenbahnen eingegangen.<br />
3.1 Durchführung mit dem Missionssimulator<br />
Die Methode des GNSS-LEO-Trackings wird in einer closed-loop Simulation simuliert. Hierzu wird<br />
der vorhandene Missionssimulator (Pail, Mayerhofer, 2009) eingesetzt, der mit dem Prinzip einer<br />
closed-loop Simulation arbeitet. Dabei wird ein Eingangsschwerefeld in das Programm eingelesen<br />
und am Ende der Simulation erhält man ein Ausgabeschwerefeld. Anhand der Differenz zwischen<br />
dem Eingangsschwerefeld und dem ausgegebenen Schwerefeld lassen sich Rückschlüsse auf die<br />
Leistungsfähigkeit der simulierten Mission ziehen. Abbildung 8 stellt die Funktionsweise des<br />
Simulators, die im Weiteren erläutert werden soll, graphisch dar.<br />
Abbildung 8: Funktionsweise des Missionssimulators [Schlie, 2012]<br />
17
Die Satellitenorbits werden zusammen mit einem statischen Erdschwerefeld und je nach Simulation<br />
auch mit einem zeitvariablen Erdschwerefeld eingelesen. Bei den Satellitenorbits handelt es sich<br />
jeweils um zwei Datensätze (ein „Satellitenpaar“), die die Positionen eines LEOs und eines GNSS<br />
Satelliten beinhalten zu Zeitpunkten, an denen Sichtverbindung entlang der Sichtlinie (LOS) besteht<br />
und keine Trennung eben dieser auf Grund der Erde, die sich gegebenenfalls entlang der LOS<br />
zwischen den beiden Satelliten befindet. Die Problematik der Überprüfung der Sichtverbindung wird<br />
in Kapitel 4 weitergehend besprochen. Zusätzlich werden pro Satellitenpaar eine Rauschzeitreihe<br />
mit weißem Rauschen und ein entsprechender Filter eingelesen, damit realistische Ergebnisse<br />
erzielt werden können. Am Ende des numerischen Simulationsprozesses erhält man geschätzte<br />
Schwerefeldkoeffizienten sowie deren zugehörige formale Fehler. Der Simulationsprozess<br />
beinhaltet eine sphärisch harmonische Analyse, bei der ausgehend von den Beobachtungen der<br />
Satelliten die Koeffizienten des Schwerefelds bestimmt werden. Da hierbei die Anzahl der zu<br />
schätzenden Koeffizienten deutlich geringer ist als die der Beobachtungen, geschieht dies mittels<br />
einer Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate, dem sogenannten Gaus-Markov-<br />
Modell [Schlie, 2012]. Für weitere Informationen zur Funktionsweise des Schätzverfahrens nach<br />
der Methode der kleinsten Quadrate sei an dieser Stelle auf Niemeier [2008] verwiesen. Abbildung<br />
9 veranschaulicht, wie anhand der geschätzten Koeffizienten Rückschlüsse auf die<br />
Leistungsfähigkeit der simulierten Mission gezogen werden können.<br />
Abbildung 9: Durchführungsprinzip der Arbeit [Schlie, 2012]<br />
Für den Fall, dass kein zeitvariables Schwerefeld in den Simulator eingelesen wird, genügt es die in<br />
der Graphik rot hinterlegten Schritte durchzuführen. Dabei wird von dem in der Simulation<br />
18
geschätzten Schwerefeld das Eingangsschwerefeld abgezogen. Anschließend lassen sich anhand<br />
von Analysen der Koeffizientendifferenzen, der mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient und<br />
der Geoidhöhendifferenzen oder auch anderen Darstellungsarten Aussagen in Bezug auf die<br />
Leistungsfähigkeit der simulierten Mission treffen. Im Falle, dass zusätzlich noch zeitlich variable<br />
Schwerefelder eingelesen werden, muss das Mittel dieser Schwerefelder ebenfalls von den<br />
geschätzten Koeffizienten abgezogen werden. Dies entspricht den blau hinterlegten Schritten in der<br />
Graphik. Für die hier durchgeführten Simulationen wurde ein zeitlich variables Erdschwerefeld mit<br />
einer Auflösung von sechs Stunden verwendet (siehe Kapitel 3.2).<br />
Für weitere Informationen zum Missionssimulator sowie zur verwendeten Konfigurationsdatei sei an<br />
dieser Stelle auf Schlie [2012] verwiesen. Die Konfigurationsdatei dient dazu, dass der Benutzer mit<br />
ihr die wichtigsten Variablen deklariert sowie die Pfade zu den Eingabe – und Ausgabedaten festlegt.<br />
Außerdem wird dort bestimmt, welche Beobachtungsart simuliert werden soll. In dieser Arbeit<br />
werden die Messungen als Beschleunigungsdifferenzen entlang der LOS ausgewertet.<br />
Da nun die Funktionsweise des Missionssimulators geklärt wurde, beschäftigen sich die beiden<br />
folgenden Kapitel mit den Eingangsdaten für diesen.<br />
3.2 Verwendete Erdschwerefeldmodelle<br />
In diesem Abschnitt werden sowohl das in den Simulationen verwendete statische<br />
Erdschwerefeldmodell als auch das zeitvariable Erdschwerefeldmodell besprochen.<br />
Das statische Eingangsschwerefeld<br />
Als statisches Eingangsschwerefeld wird das GO_CONS_GCF_2_TIM_R4 Modell [Pail et al., 2011]<br />
verwendet. An dessen Erstellung waren das Institut für Theoretische Geodäsie und<br />
Satellitengeodäsie der Technischen Universität Graz, das Institut für Geodäsie und Geoinformation<br />
der Universität Bonn und das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der<br />
Technischen Universität München beteiligt. Als Methode für die Prozessierung wurde hier die Timewise<br />
Methode verwendet, die versucht, das ausgegebene Modell möglichst realistisch an die<br />
stochastischen Eigenschaften der Eingangsdaten anzupassen. In diesem Modell stehen<br />
Koeffizienten bis zu maximalem Grad und maximaler Ordnung 250 zur Verfügung. Als<br />
zugrundeliegende Schwerefeldmission dient hier ausschließlich die GOCE Mission. Die Periode der<br />
Datenerhebung erstreckt sich vom 01.11.2009 bis zum 19.06.2012; also über ca. 26,5 Monate<br />
[ICGEM, 2013]. In dieser Arbeit werden aus diesem Schwerefeld nur Koeffizienten bis Grad und<br />
Ordnung 60 verwendet, um somit die Rechenlaufzeit der Simulationen zu verkürzen. Abbildung 10<br />
zeigt die Geoidhöhen des verwendeten statischen Eingangsschwerefelds.<br />
19
Abbildung 10: Geoidhöhen des GO_CONS_GCF_2_TIM_R4 Modells in Metern<br />
Das zeitvariable Erdschwerefeld<br />
Das für diese Arbeit verwendete zeitvariable Erdschwerefeld beinhaltet Einflüsse der Atmosphäre,<br />
der Ozeane, der Hydrologie, der Eismassen und der festen Erde und stammt aus dem ESA Projekt,<br />
das das Monitoring und die Modellierung individueller Ursachen von Massenverteilungen und<br />
Massentransporte im System Erde unter Verwendung von Satelliten behandelt [Gruber et al., 2011].<br />
An dessen Erstellung waren das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der<br />
Technischen Universität München, das Glaziologische Zentrum der Universität Bristol, der Lehrstuhl<br />
für physikalische Geographie der Universität Utrecht, das Deutsche GeoForschungsZentrum<br />
Potsdam, die Universität Luxembourg und das Institut für Erdbeobachtung und Weltraumsysteme<br />
der Technischen Universität Delft beteiligt. Dabei wurden die verschiedenen Datensätze zunächst<br />
entsprechend ihrer jeweiligen Eigenheiten prozessiert und anschließend miteinander kombiniert.<br />
Ziel war es dabei, ein möglichst realistisches zeitvariables Erdschwerefeld zu berechnen, das für<br />
Simulationen verwendet werden kann. Die Koeffizienten liegen hier bis zu einem maximalen Grad<br />
und einer maximalen Ordnung von 180 vor. Ein Datensatz an Koeffizienten beinhaltet das mittlere<br />
Signal eines sechs Stunden Intervalls. Da bei den Simulationen für diese Arbeit als Startzeitpunkt<br />
für die Missionen der 01.01.2001 und ein Zeitraum von 27 Tagen gewählt wurde, müssen die<br />
entsprechenden Datensätze (also 4*27 Datensätze) in den Simulator eingelesen werden. Das<br />
zeitvariable Signal einer Beobachtungsepoche wird durch lineare Interpolation ermittelt. Wie beim<br />
statischen Schwerefeld werden hier auch nur die Koeffizienten bis Grad und Ordnung 60 verwendet.<br />
20
Nachdem nun die verwendeten Erdschwerefelder betrachtet wurden, soll im Folgenden auf die<br />
verwendeten Satellitenbahnen eingegangen werden.<br />
3.3 Verwendete Satellitenbahnen<br />
Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die verwendeten Satellitenbahnen sowie deren<br />
zugehörigen Bahnparameter.<br />
Die Position eines Satelliten kann vereinfacht durch determinierte Keplerelemente beschrieben<br />
werden. Darauf soll hier jedoch nicht eingegangen werden, sondern es sei auf Hofmann-Wellenhof<br />
et al. [2008] verwiesen. Da auf die Satelliten aber permanent Kräfte von außen wirken, verändern<br />
sich auch die Bahnelemente ständig. Somit kann die Satellitenbewegung als Keplerbewegung mit<br />
zeitveränderlichen Bahnelementen interpretiert werden. Um diesen Einfluss der<br />
Störbeschleunigungen in der Bewegungsgleichung der Satellitenbahnen Rechnung zu tragen, führt<br />
man die oskulierenden sowie die mittleren Bahnelemente ein [Rothacher & Hugentobler, 2008]. Für<br />
die Simulationen in dieser Arbeit werden derartige Bahnstörungen nicht berücksichtigt und daher<br />
nur nominelle Keplerelemente verwendet. Die Orbitbahnen sind als kreisförmig angenommen<br />
(Exzentrizität e = 0). Aus diesen werden jeweils die Positionen der Satelliten im Abstand von zehn<br />
Sekunden berechnet (10 Sekunden Sampling). Für die Erde ist ein Radius von 6378136,3 m<br />
angenommen.<br />
Die für die jeweiligen Satellitentypen verwendeten Bahnparameter führen Tabelle 1, Tabelle 2 und<br />
Tabelle 3 auf:<br />
GPS Satelliten [Rothacher et al., 2012]:<br />
Bahnhöhe über der Erde<br />
20200 km<br />
Umläufe/Sterntag 2/1<br />
Inklination 55°<br />
Anzahl der Bahnebenen 6<br />
Abstand der Bahnen zueinander 60°<br />
Tabelle 1: Bahnparameter der GPS Satelliten<br />
Galileo Satelliten [Rothacher et al., 2012]:<br />
Bahnhöhe über der Erde<br />
23200 km<br />
Umläufe/Sterntag 17/10<br />
Inklination 56°<br />
Anzahl der Bahnebenen 3<br />
Abstand der Bahnen zueinander 120°<br />
Tabelle 2: Bahnparameter der Galileo Satelliten<br />
21
Niedrig fliegende Satelliten mit Repeat Orbit (LEOs) [Schlie, 2012]:<br />
Bahnhöhe über der Erde<br />
470 km<br />
Anzahl der Umläufe 413<br />
Anzahle der Sterntage 27<br />
Inklination 89°<br />
Tabelle 3: Bahnparameter der LEO<br />
Bei der Generierung der Satellitenorbits wird zuerst der Orbit des LEOs im 10 Sekunden Sampling<br />
erzeugt. Dieser besitzt einen Repeat Orbit mit einer Bodenspur auf der Erde, die sich nach 27 Tagen<br />
wiederholt. Es werden also im Abstand von 10 Sekunden mittels der aufgeführten Bahnparameter<br />
die jeweiligen Positionen des LEOs für einen gesamten Zeitraum von 27 Tagen berechnet. Als<br />
nächstes werden die Positionen der GNSS Satelliten nach dem gleichen Verfahren ermittelt, so dass<br />
sie von den Zeitpunkten der Positionsbestimmung her denen des LEOs entsprechen. Für den Fall,<br />
dass Simulationen mit mehreren LEOs durchgeführt werden, ist dies für die weiteren LEOs analog<br />
zu berechnen. Anschließend wird für jeden Zeitpunkt überprüft, ob eine Beobachtung entlang der<br />
LOS möglich ist (siehe Kapitel 4). Schließlich entstehen als Eingabedaten für den Missionssimulator<br />
für jede mögliche Kombination von LEOs und GNSS Satelliten („Satellitenpaar“) je zwei Matrizen,<br />
die Uhrzeit und zugehörige Position des Satelliten beinhalten für den Fall, dass eine Beobachtung<br />
zum anderen Satelliten des entsprechenden Satellitenpaares möglich ist, sowie eine<br />
Rauschzeitreihe mit weißem Rauschen mit identischer Datenlänge.<br />
Die Methode des GNSS-LEO-Trackings wird nun im nachfolgenden Kapitel erklärt.<br />
22
4 Die Methode des GNSS-LEO-Trackings<br />
Das nun folgende Kapitel befasst sich mit der Methode des GNSS-LEO-Trackings und der daraus<br />
resultierenden Notwendigkeit der Überprüfung der Sichtverbindung zwischen dem GNSS Satelliten<br />
und dem LEO.<br />
Beim GNSS-LEO-Tracking wird die Distanz zwischen einem niedrig fliegenden Low Earth Orbiter<br />
(LEO) und einem höher fliegenden GNSS Satelliten (in dieser Arbeit: GPS oder Galileo) gemessen.<br />
Als Messsystem wird hier ein Zwei-Wege Mikrowellenmesssystem angenommen. Die Art des<br />
Messsystems spielt jedoch bei den hier durchgeführten Simulationen keine Rolle und soll daher nicht<br />
weiter erläutert werde. Außerdem werden hier keine Spezialfälle wie Satellitenausfälle und<br />
Satellitenmanöver berücksichtigt.<br />
Bei diesen Simulationen werden die Messungen als Beschleunigungsdifferenzen ∆b LOS (t) entlang<br />
der LOS ausgewertet. Die LOS entspricht dem Differenzvektor zwischen den Ortsvektoren zweier<br />
Satelliten. Die Beschleunigungen, die die Satelliten jeweils erfahren, werden dabei auf die LOS<br />
projiziert und voneinander abgezogen. Dies führt zu folgender Beobachtungsgleichung:<br />
∆b LOS (t) = 〈a A (t), LOS A (t)〉 − 〈a B (t), LOS B (t)〉 (6)<br />
dabei stehen die Indizes A und B hier dafür, dass die Vektoren in den jeweiligen lokalen<br />
nordorientierten Koordinatensystemen der Satelliten mit Ursprung im Schwerpunkt des Satelliten<br />
ausgedrückt werden. a A (t) und a B (t) sind die Beschleunigungsvektoren für die Beschleunigungen,<br />
die jeweils auf die Satelliten A und B wirken, und LOS A (t) und LOS B (t) bezeichnet die normierten<br />
Vektoren der LOS, die beide identische Orientierung besitzen.<br />
Nachdem die Satellitenpositionen mittels der im Kapitel 3.3 vorgestellten Orbitparameter im 10<br />
Sekunden Sampling berechnet wurden, muss vor der Simulation geprüft werden, ob eine<br />
Beobachtungsmessung zwischen einem LEO und einem GNSS Satelliten möglich ist. Vereinfacht<br />
gesagt bedeutet das: es muss geprüft werden, ob Sichtverbindung zwischen den Satelliten eines<br />
Satellitenpaars besteht. Diese Überprüfung soll im Folgenden anhand von Abbildung 11 erläutert<br />
werden.<br />
Abbildung 11: GNSS Satellit und LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum<br />
23
Hier wird angenommen, dass weder das Sichtspektrum des GNSS Satelliten noch das des LEOs<br />
eingeschränkt sind. Das bedeutet, dass sowohl der GNSS Satellit als auch der LEO in jede<br />
Raumrichtung sehen können. Maßgebend für die Entscheidung, ob Sichtverbindung zwischen den<br />
beiden Satelliten besteht oder nicht, sind die Winkel φ max und φ GNSS,LEO am Erdmittelpunkt im<br />
Dreieck, das vom GNSS Satelliten, dem LEO und dem Erdmittelpunkt aufgespannt wird. Es gilt<br />
folgendes Entscheidungskriterium: Falls φ GNSS,LEO ≤ φ max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ φ max sehen<br />
die beiden Satelliten einander, sonst nicht. φ max lässt sich wie folgt ermitteln:<br />
Winkel am GNSS Satelliten:<br />
Winkel φ GNSS am Erdmittelpunkt:<br />
Winkel am LEO:<br />
Winkel φ LEO am Erdmittelpunkt:<br />
Und so folgt schließlich:<br />
Der Winkel φ GNSS,LEO lässt sich berechnen durch:<br />
sin δ GNSS = ρ Erde<br />
ρ GNSS<br />
∙ sin 90° (7)<br />
φ GNSS = 180° − 90° − δ GNSS (8)<br />
sin δ LEO = ρ Erde<br />
ρ LEO<br />
∙ sin 90° (9)<br />
φ LEO = 180° − 90° − δ LEO (10)<br />
φ max = φ GNSS + φ LEO (11)<br />
cos φ GNSS,LEO =<br />
ρ⃗ GNSS ∙ ρ⃗ LEO<br />
|ρ⃗ GNSS | ∙ |ρ⃗ LEO |<br />
(12)<br />
Obiger Test muss für jedes Satellitenpaar zu jedem Zeitpunkt durchgeführt werden. Nur falls<br />
Sichtverbindung besteht, werden die entsprechenden Zeitpunkte sowie die zugehörigen Positionen<br />
im erdfesten System in der jeweiligen Datenmatrix eingetragen. Die anderen Werte werden<br />
verworfen.<br />
Eine andere Variante der Sichtbarkeitsverhältnisse zwischen GNSS Satelliten und LEO ist, dass<br />
zwar der GNSS Satellit in jeden Raumwinkel sehen kann, aber es dem LEO nur unter einem<br />
bestimmten Elevationswinkel (α LEO ) möglich ist, in den Raum zu blicken. Abbildung 12<br />
veranschaulicht diesen Sachverhalt.<br />
24
Zusätzlich zu obigem Test muss eine weitere Überprüfung durchgeführt werden: Falls φ GNSS,LEO ≤<br />
φ max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ φ max und φ GNSS,LEO ≤ α max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ α max ,<br />
sehen die beiden Satelliten einander, sonst nicht. Hier wird also α max als zusätzliches<br />
Entscheidungskriterium eingeführt. α max lässt sich bei gegebenem Elevationswinkel α LEO folgender<br />
maßen berechnen:<br />
Für den Winkel α GNSS am GNSS Satelliten gilt:<br />
Abbildung 12: LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum<br />
sin α GNSS = ρ LEO<br />
ρ GNSS<br />
∙ sin(180° − α LEO ) (13)<br />
Und so folgt:<br />
α max = 180° − (180° − α LEO ) − α GNSS (14)<br />
Analog zu obigem Test muss dieses Entscheidungskriterium für jedes Satellitenpaar zu jedem<br />
Zeitpunkt zusätzlich überprüft werden.<br />
In dieser Arbeit wird bei Simulationen unter den Bedingungen der hier als zweites beschriebenen<br />
Variante stets ein Zenitwinkel von α LEO = 75° angenommen wird. Dies entspricht einem<br />
Elevationswinkel von 15°.<br />
Da das Messsignal, aus dem die Distanz zwischen den beiden Satelliten ermittelt werden soll, beim<br />
Durchqueren der Erdatmosphäre zu stark beeinträchtigt würde, um verwendbare Beobachtungen<br />
zu erzeugen, wird noch ein Sicherheitsbereich von 200 km um die Erde herum eingeführt. Bei der<br />
Überprüfung der Sichtbarkeit entspricht dies einer Vergrößerung des Erdradius um 200 km. Weitere<br />
Einflüsse durch die Atmosphäre werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.<br />
Eine Übersicht über die durchgeführten Simulationen gibt das nächste Kapitel.<br />
25
5 Übersicht der durchgeführten Simulationen<br />
Bevor die Simulationsergebnisse selbst vorgestellt werden, soll in diesem Kapitel ein Überblick über<br />
die durchgeführten Simulationen gegeben werden.<br />
Zunächst lassen sich die Simulationen in drei Gruppen unterteilen: Simulationen im statischen<br />
Erdschwerefeld über 27 Tage, Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27<br />
Tage sowie Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage. Diese<br />
Gruppen werden nun nacheinander vorgestellt.<br />
5.1 Simulationen im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />
In dieser Gruppe wird nur ein statisches Erdschwerefeld in den Simulator eingelesen. Außerdem<br />
wird bei dieser Simulationsreihe immer nur ein LEO verwendet und die Anzahl der GNSS Satelliten<br />
variiert. Die Startposition des LEOs liegt bei jeder Simulation bei einem aufsteigenden Knoten von<br />
0° und einer mittleren Anomalie von 0°. Im Simulationszeitraum beschreibt der LEO genau einen<br />
Repeat Orbit (siehe Kapitel 3.3). Es werden entweder GPS oder Galileo Satelliten verwendet.<br />
Konstellationen, die beide GNSS-Typen gleichzeitig enthalten, werden nicht simuliert. Die<br />
Simulationen im statischen Erdschwerefeld lassen sich zum einen unterteilen in Simulationen mit<br />
GPS Satelliten und einem LEO sowie Simulationen mit Galileo Satelliten und einem LEO. Zum<br />
anderen ist eine Einteilung in Simulationen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs (siehe<br />
Kapitel 4, erste Variante) sowie Simulationen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs (siehe<br />
Kapitel 4, zweite Variante) möglich.<br />
Tabelle 4 führt die Simulationen zeilenweise auf, die mit GPS Satelliten durchgeführt wurden:<br />
Name der Variante in<br />
dieser Arbeit<br />
Anzahl der<br />
Satellitenbahnen der<br />
GNSS Satelliten<br />
Anzahl der<br />
verwendeten GNSS<br />
Satelliten<br />
Art des<br />
Sichtspektrums des<br />
LEOs<br />
2GPS_1_1_U 1 2 uneingeschränkt<br />
2GPS_1_1_E 1 2 eingeschränkt<br />
3GPS_1_1_U 1 3 uneingeschränkt<br />
3GPS_1_1_E 1 3 eingeschränkt<br />
3GPS_3_1_U 3 3 uneingeschränkt<br />
3GPS_3_1_E 3 3 eingeschränkt<br />
6GPS_6_1_U 6 6 uneingeschränkt<br />
6GPS_6_1_E 6 6 eingeschränkt<br />
Tabelle 4: Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld über 27 Tagen<br />
Bei den vergebenen Namen für die Varianten bezeichnet die erste Zahl im Variantennamen die<br />
Anzahl der verwendeten GNSS Satelliten, die zweite Zahl die Anzahl der Bahnen und die dritte die<br />
der LEOs. U steht für uneingeschränktes Sichtspektrum des LEOs und E für eingeschränktes<br />
Sichtspektrum des LEOs.<br />
26
Bei den Simulationen mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn starten die Satelliten an den in Tabelle<br />
5 aufgeführten Positionen:<br />
Aufsteigender Knoten der<br />
Bahn<br />
Mittlere Anomalie des<br />
Satelliten<br />
Satellit 1 0° 0°<br />
Satellit 2 0° 180°<br />
Tabelle 5: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit zwei GNSS Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
Erdschwerfeld über 27 Tage<br />
Bei den Simulationen mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn starten die Satelliten an den in Tabelle<br />
6 aufgeführten Positionen:<br />
Aufsteigender Knoten der<br />
Bahn<br />
Mittlere Anomalie des<br />
Satelliten<br />
Satellit 1 0° 0°<br />
Satellit 2 0° 120°<br />
Satellit 3 0° 240°<br />
Tabelle 6: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
Erdschwerfeld über 27 Tage<br />
Bei den Simulationen mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen starten die Satelliten an den in Tabelle<br />
7 aufgeführten Positionen:<br />
Aufsteigender Knoten der<br />
Bahn<br />
Mittlere Anomalie des<br />
Satelliten<br />
Satellit 1 0° 0°<br />
Satellit 2 120° 120°<br />
Satellit 3 240° 240°<br />
Tabelle 7: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit drei GNSS Satelliten auf drei Bahnen im statischen<br />
Erdschwerfeld über 27 Tage<br />
27
Bei den Simulationen mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen starten die Satelliten an den in<br />
Tabelle 8 aufgeführten Positionen:<br />
Aufsteigender Knoten der<br />
Bahn<br />
Mittlere Anomalie des<br />
Satelliten<br />
Satellit 1 0° 0°<br />
Satellit 2 60° 60°<br />
Satellit 3 120° 120°<br />
Satellit 4 180° 180°<br />
Satellit 5 240° 240°<br />
Satellit 6 300° 300°<br />
Tabelle 8: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit sechs GNSS Satelliten auf sechs Bahnen im<br />
statischen Erdschwerfeld über 27 Tage<br />
Tabelle 9 führt die Simulationen zeilenweise auf, die mit Galileo Satelliten durchgeführt wurden:<br />
Name der Variante in<br />
dieser Arbeit<br />
Anzahl der<br />
Satellitenbahnen der<br />
GNSS Satelliten<br />
Anzahl der<br />
verwendeten GNSS<br />
Satelliten<br />
Art des<br />
Sichtspektrums des<br />
LEOs<br />
2Galileo_1_1_U 1 2 Uneingeschränkt<br />
2Galileo_1_1_E 1 2 Eingeschränkt<br />
3Galileo_1_1_U 1 3 Uneingeschränkt<br />
3Galileo_1_1_E 1 3 Eingeschränkt<br />
3Galileo_3_1_U 3 3 Uneingeschränkt<br />
3Galileo_3_1_E 3 3 Eingeschränkt<br />
6Galileo_6_1_U 3 6 Uneingeschränkt<br />
6Galileo_6_1_E 3 6 Eingeschränkt<br />
Tabelle 9: Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld über 27 Tagen<br />
Bei den Simulationen mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen starten die Satelliten an den in<br />
Tabelle 10 aufgeführten Positionen:<br />
Aufsteigender Knoten der<br />
Bahn<br />
Mittlere Anomalie des<br />
Satelliten<br />
Satellit 1 0° 0°<br />
Satellit 2 0° 180°<br />
Satellit 3 120° 120°<br />
Satellit 4 120° 300°<br />
Satellit 5 240° 60°<br />
Satellit 6 240° 240°<br />
Tabelle 10: Startpositionen der Galileo Satelliten bei Simulationen mit sechs GNSS Satelliten auf drei Bahnen im<br />
statischen Erdschwerfeld über 27 Tage<br />
28
In den übrigen Simulationen mit Galileo Satelliten sind die Startpositionen identisch mit den analog<br />
durchgeführten Varianten mit GPS Satelliten.<br />
Zusätzlich zu den oben aufgeführten Varianten wird als Referenzszenario eine Simulation mit einem<br />
GRACE Paar durchgeführt. Die Parameter für diese beiden Satelliten entsprechen denen des LEOs<br />
(siehe Kapitel 3.3). Der erste GRACE Satellit startet an derselben Position wie der LEO in den hier<br />
vorgestellten Simulationen. Der zweite GRACE Satellit beginnt seinen Umlauf 200 km hinter dem<br />
ersten.<br />
5.2 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />
In dieser Gruppe werden nur noch Galileo Satelliten für die Simulationen verwendet. Es handelt sich<br />
dabei um Varianten mit drei Satelliten entweder auf einer Bahn oder auf drei verschiedenen Bahnen.<br />
Bei beiden Varianten werden jeweils Variationen in Bezug auf die Anzahl der LEOs sowie auf die<br />
Startpositionen der LEOs vorgenommen. Simulationen werden entweder mit einem LEO oder mit<br />
zwei oder drei LEOs durchgeführt. Alle LEOs beginnen ihren Umlauf jeweils bei einer mittleren<br />
Anomalie von 0° und besitzen eingeschränktes Sichtspektrum.<br />
Falls nur ein LEO verwendet wird, startet dieser mit einem aufsteigenden Knoten von 0° (Namen der<br />
Varianten in dieser Arbeit: 3Galileo_1_1_EV, 3Galileo_3_1_EV; V zeigt an, dass hier zusätzlich ein<br />
zeitvariables Erdschwerefeld hinzugezogen wurde).<br />
Tabelle 11 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />
Verwendung von zwei LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />
3Galileo_1_2_1EV, 3Galileo_1_2_2EV, 3Galileo_3_1_1EV, 3Galileo_3_2_2EV; die Zahl vor dem<br />
Kürzel EV bezeichnet die jeweilige Variante):<br />
Variante 1 Variante 2<br />
LEO 1 0° 0°<br />
LEO 2 90° 180°<br />
Tabelle 11: Simulationen mit zwei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />
Tabelle 12 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />
Verwendung von drei LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />
3Galileo_1_3_1EV, 3Galileo_1_3_2EV, 3Galileo_3_3_1EV, 3Galileo_3_3_2EV):<br />
Variante 1 Variante 2<br />
LEO 1 0° 0°<br />
LEO 2 60° 120°<br />
LEO 3 120° 240°<br />
Tabelle 12: Simulationen mit drei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />
29
Auch in dieser Gruppe wird zusätzlich eine Simulation mit einem GRACE Paar durchgeführt. Die<br />
Parameter hierfür stimmen mit denen von oben überein.<br />
5.3 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage<br />
In dieser Gruppe werden lediglich Varianten betrachtet, bei denen sich drei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn befinden. Im Vergleich zu vorher erstrecken sich nun die Simulationen nur noch über<br />
einen Zeitraum von fünf Tagen. Hier werden wieder Variationen in Bezug auf die Zahl der LEOs als<br />
auch auf die Startpositionen der LEOs vorgenommen. Es werden Simulationen entweder mit einem<br />
LEO oder mit zwei oder drei oder fünf LEOs durchgeführt. Bei jeder Variante besitzen wieder alle<br />
LEOs eine mittlere Anomalie von 0° und eingeschränktes Sichtspektrum.<br />
Bei den Varianten mit einem LEO oder zwei oder drei LEOs sind die aufsteigenden Knoten der LEOs<br />
beim Start der Simulation identisch mit denen, die zuvor bereits für Missionen mit 27 Tage<br />
Simulationslaufzeit verwendet wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit: 3Galileo_1_1_EV5,<br />
3Galileo_1_2_1EV5, 3Galileo_1_1_2EV5, 3Galileo_1_3_1EV5, 3Galileo_1_3_2EV5; die Endung 5<br />
zeigt an, dass es sich um Simulationen über einen Zeitraum von 5 Tagen handelt).<br />
Tabelle 13 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />
Verwendung von fünf LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />
3Galileo_1_5_1EV5, 3Galileo_1_5_2EV5).<br />
Variante 1 Variante 2<br />
LEO 1 0° 0°<br />
LEO 2 36° 72°<br />
LEO 3 72° 144°<br />
LEO 4 108° 216°<br />
LEO 5 144° 288°<br />
Tabelle 13: Simulationen mit fünf LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage<br />
Die Ergebnisse der hier aufgeführten Simulationen werden im nachfolgenden Kapitel vorgestellt.<br />
30
6 Ergebnisse<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Simulationen des GNSS-LEO-Tracking Verfahrens<br />
vorgestellt. Kapitel 6.1 behandelt die Ergebnisse aus den Simulationen mit GPS Satelliten im<br />
statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. Die Resultate aus den Simulationen mit Galileo Satelliten<br />
im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage werden im Kapitel 6.2 gezeigt. Abschnitt 6.3 zieht einen<br />
Vergleich zwischen den Ergebnissen aus Kapitel 6.1 und Kapitel 6.2. Die Auswertung der<br />
Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage wird im Abschnitt 6.4<br />
dargestellt. Kapitel 6.5 stellt die Ergebnisse der Varianten im statischen und zeitvariablen<br />
Erdschwerefeld über 5 Tage vor.<br />
Aussagen über die Leistungsfähigkeit der simulierten Missionen können anhand der Differenzen<br />
zwischen dem Eingangsschwerefeld und dem aus der Simulation resultierenden Schwerefeld<br />
getroffen werden. Dies wird hier durch Koeffizientendifferenzen, mittlere Amplituden je Grad n und<br />
je Koeffizient, Geoidhöhendifferenzen und Histogramme veranschaulicht. Die Ergebnisse werden<br />
nun im Einzelnen besprochen.<br />
6.1 Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der simulierten Missionen mit GPS Satelliten im statischen<br />
Erdschwerefeld vorgestellt, die sich über einen Zeitraum von 27 Tagen erstrecken. Alle acht<br />
Varianten sind in Kapitel 5 in Tabelle 4 aufgeführt.<br />
Als erstes werden die Koeffizientendifferenzen der acht Simulationen vorgestellt und untereinander<br />
verglichen. In Abbildung 13 werden diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum<br />
des LEOs dargestellt und in Abbildung 14 diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
Abbildung 13b (Variante 3GPS_1_1_U) zeigt, dass vor allem die zonalen und nahen-zonalen<br />
Koeffizienten in den niederen Graden besonders gut geschätzt werden können. Die Differenzen sind<br />
in den niederen Graden geringer als in den hohen Graden. Bei dieser Variante steigen die<br />
Differenzen ab Grad 40 deutlich an. Im Vergleich hierzu sind bei der Variante 2GPS_1_1_U die<br />
Koeffizientendifferenzen größer, aber dennoch gut geschätzt. Dies liegt daran, dass in beiden<br />
Varianten stets Sichtverbindung zwischen einem GNSS und dem LEO besteht und bei der<br />
3GPS_1_1_U Variante mehr Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO<br />
vorgenommen werden. Außerdem sind bei Varianten mit zwei GNSS Satelliten auf einer Bahn im<br />
Vergleich zu Varianten mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn weniger Zeitpunkte vorhanden, in<br />
denen der LEO von zwei GNSS Satelliten gesehen wird. Im Vergleich von Abbildung 13b zu<br />
Abbildung 13c ist zu erkennen, dass beide Varianten in der Leistungsfähigkeit ähnlich sind. Die<br />
Koeffizientendifferenzen in den niederen Graden sind bei der 3GPS_3_1_U Variante ein wenig<br />
höher. Die Variante 6GPS_6_1_U liefert eindeutig die besten Resultate, da hier auch die meisten<br />
Beobachtungen vorhanden sind.<br />
31
Abbildung 13: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />
mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS<br />
Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
Abbildung 14: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />
mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS<br />
Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
32
Bei Variante 3GPS_1_1_E werden die Koeffizienten zwar schlechter geschätzt als bei der<br />
3GPS_1_1_U Mission, aber immer noch zufriedenstellend. Generell lässt sich sagen, dass die<br />
Koeffizienten bei den Simulationen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs schlechter<br />
geschätzt werden als bei denen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Der Grund dafür<br />
liegt in der geringeren Anzahl an Beobachtungen bei den Varianten mit eingeschränktem<br />
Sichtspektrum des LEOs. Es fällt auf, dass die Mission 2GPS_1_1_E im Vergleich zu den anderen<br />
deutlich schlechtere Ergebnisse liefert und daher nicht für weitergehende Untersuchungen<br />
verwendet werden sollte. Aus denselben Gründen wie oben liefert auch hier die Simulation mit sechs<br />
GPS Satelliten auf sechs Bahnen die besten Resultate. Gerade die Koeffizienten in den niederen<br />
Graden werden hier sehr gut geschätzt. Die Ergebnisse der 3GPS_3_1_E Variante sind etwas<br />
schlechter als die der 3GPS_1_1_E Variante, jedoch trotzdem zufriedenstellend.<br />
Als nächstes sollen für diese Varianten die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />
betrachtet werden. Der Grund dafür, dass die Mittel je Grad n betrachtet werden liegt darin, dass<br />
der Grad n mit der räumlichen Auflösung korreliert ist. Diese Grad RMS a n lassen sich berechnen<br />
durch:<br />
a n = √ 1<br />
2 ∙ n + 1 ∑ (C̅ 2<br />
mn + S̅<br />
n<br />
m=0<br />
mn<br />
2 )<br />
Abbildung 15 zeigt diese für die Missionen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />
Abbildung 16 für diese mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
Abbildung 15: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem<br />
LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />
Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei<br />
GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
33
Abbildung 16: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem<br />
LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />
Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei<br />
GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
Aus Abbildung 15 ist erkennbar, dass in den dort aufgeführten vier Varianten ungefähr die gleichen<br />
Werte angenommen werden. In jedem Fall sinkt zunächst der Kurvenverlauf, bevor er dann mit<br />
zunehmendem Grad n ansteigt. Der Grund für den Anstieg liegt darin, dass der Satellit in einer<br />
gewissen Höhe von der Erde entfernt ist und daher die Signale der höheren Grade schlechter<br />
geschätzt werden können. Bei der 2GPS_1_1_U Variante ist der Verlauf der Kurve der formalen<br />
Fehler (blaue Kurve) und der Verlauf der Kurve der Differenz zwischen ausgegebenem Schwerefeld<br />
und Eingangsschwerefeld (rote Kurve) annähernd gleich. Die formalen Fehler werden im Rahmen<br />
der Ausgleichungsrechnung aus der Diagonalen der inversen Normalgleichungsmatrix berechnet<br />
und sind unter anderem von der Geometrie abhängig. In den anderen drei Fällen liegt die Kurve der<br />
Schwerefelddifferenzen über der der formalen Fehler. Auch hier zeigt sich, dass die Variante<br />
6GPS_6_1_U die besten Ergebnisse liefert. Die schwarze Kurve entspricht den mittleren Amplituden<br />
je Grad n und je Koeffizient des Eingangsschwerefelds. Da bei der Simulation immer dasselbe<br />
Eingangsschwerefeld verwendet wurde, sind diese schwarzen Kurven in allen Darstellungen<br />
identisch. Die Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn liefert geringfügig bessere Werte als<br />
diejenige mit drei GPS Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />
In Abbildung 16 fällt wieder besonders die Variante 2GPS_1_1_E auf. Die Kurvenverläufe<br />
unterscheiden sich in diesem Fall deutlich von denen der übrigen Konfigurationen. Zum einen fallen<br />
die Kurven der Schwerefelddifferenzen sowie der formalen Fehler am Ende zum Grad 60 hin ab.<br />
Zum anderen ist die Kurve der Schwerefelddifferenzen an sich nicht so glatt wie in den anderen<br />
Fällen. Generell sind hier die Werte deutlich höher als bei den übrigen Varianten. Die Werte sind<br />
bei diesen Simulationen etwas größer als bei denen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des<br />
LEOs, was wiederum auf die geringere Anzahl an Beobachtungen zurückzuführen ist. Auch hier<br />
34
liefert die 6GPS_6_1_E Mission die besten Resultate. Der Grund dafür liegt hier ebenfalls darin,<br />
dass mehr Beobachtungen eingehen. In Bezug auf die Varianten mit drei GPS Satelliten lässt sich<br />
sagen, dass diejenige, bei der die Satelliten nur auf einer Satellitenbahnebene positioniert sind,<br />
etwas bessere Resultate liefert.<br />
Nun werden die Geoidhöhendifferenzen, die aus diesen Simulationen resultieren, betrachtet. Diese<br />
werden mittels der Koeffizientendifferenzen von aus der Simulation jeweils ausgegebenem<br />
Schwerefeld und dem Eingangsschwerefeld ermittelt. Abbildung 17 zeigt diese für die Missionen mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 18 für die mit eingeschränktem<br />
Sichtspektrum des LEOs.<br />
Alle vier in Abbildung 17 dargestellten Geoidhöhendifferenzbilder zeigen zufällige Verteilung der<br />
Werte. Wie erwartet, liefert die 2GPS_1_1_U Variante die schlechtesten und die 6GPS_6_1_U<br />
Variante die besten Ergebnisse. Im Vergleich zur 3GPS_3_1_U Mission weist die 3GPS_1_1_U<br />
Mission höher Differenzwerte in den polaren Regionen auf. In den übrigen Breitengraden ist das<br />
Auftreten der Muster der Differenzwerte ähnlich.<br />
In den Abbildungen 18b - 18d sind die Differenzwerte zufällig verteilt. Erneut liefert die Variante<br />
2GPS_1_1_E die schlechtesten und die Variante 6GPS_6_1_E die besten Resultate (Erklärung:<br />
siehe oben). Hier zeigen sich jedoch wieder deutliche Unterschiede bei der 2GPS_1_1_E Mission<br />
im Vergleich zu den anderen. Die Werte sind um drei Größenordnungen schlechter. Besonders<br />
auffällig sind die vier großen, äquatorsymmetrischen Bereiche. Die Variante mit drei GPS Satelliten<br />
auf drei verschiedenen Bahnen liefert etwas schlechtere Ergebnisse als die mit drei GPS Satelliten<br />
auf einer Bahn. Bei der 3GPS_3_1_E Variante gibt es mehr Gebiete mit extremen Werten, so dass<br />
hier die 3GPS_1_1_E Mission ein besseres Ergebnisbild liefert.<br />
Tabelle 14 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus Abbildung 17 und Abbildung 18 sowie die jeweilige Anzahl an<br />
Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />
Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />
2GPS_1_1_U 0,4459 ∙ 10 −3 237682<br />
2GPS_1_1_E 53,2939 ∙ 10 −3 148322<br />
3GPS_1_1_U 0,3703 ∙ 10 −3 356530<br />
3GPS_1_1_E 0,4192 ∙ 10 −3 222487<br />
3GPS_3_1_U 0,3809 ∙ 10 −3 358440<br />
3GPS_3_1_E 0,5247 ∙ 10 −3 175632<br />
6GPS_6_1_U 0,2771 ∙ 10 −3 716797<br />
6GPS_6_1_E 0,3688 ∙ 10 −3 352534<br />
Tabelle 14: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />
Beobachtungen für Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />
35
Abbildung 17: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf<br />
einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />
Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
Abbildung 18: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer<br />
Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante<br />
mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
36
Abschließend werden Histogramme betrachtet, die für 1°x1°-Gitter die Häufigkeit der Position des<br />
LEOs über der Erde im Fall einer möglichen Sichtverbindung darstellen. Abbildung 19<br />
veranschaulicht dies für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />
Abbildung 20 für Varianten mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
Abbildung 19: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit GPS Satelliten<br />
und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />
Darstellung. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c)<br />
Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
Abbildung 19 zeigt, dass im Fall der unbeschränkten Sichtbarkeit des LEOs die Beobachtungen<br />
global verteilt sind und dass im diesem Fall die Gitterzellen der Erde abgedeckt werden. Bei den<br />
Varianten mit drei GPS Satelliten lassen sich auffällige Muster erkennen. Bei der 2GPS_1_1_U<br />
Variante werden hier im Vergleich zu den anderen die wenigsten Beobachtungen vorgenommen.<br />
Dies zeigt, dass die Anzahl der Beobachtungen und die Qualität der erzielten Ergebnisse<br />
miteinander korreliert sind. Analog lässt sich dies für die Variante 6GPS_6_1_U sagen, deren<br />
Histogramm zeigt, dass dort die meisten Beobachtungen vorgenommen werden. Bei jeder Variante<br />
lässt sich eine gewisse Regelmäßigkeit in den Mustern erkennen.<br />
Abbildung 20a zeigt vier große äquatorsymmetrische Gebiete, in denen über der Erde keine<br />
Beobachtungen vorgenommen werden. Vergleicht man dies mit dem dazugehörigen Bild der<br />
Geoidhöhendifferenzen, so stellt man fest, dass diese Gebiete dieselben sind, in denen auch die<br />
Geoidhöhendifferenzen auffällig hoch sind. Auch Abbildung 20c weist vier kleinere Gebiete auf, über<br />
denen keine Beobachtungen vorhanden sind. Auch diese sind im Bild der Geoidhöhendifferenzen<br />
wiederzuerkennen. Bei der Variante 3GPS_1_1_E sind im Vergleich zu den anderen die<br />
Beobachtungen am gleichmäßigsten verteilt. Die Mission 6GPS_6_1_E weist ebenfalls ein<br />
37
Abbildung 20: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit GPS Satelliten<br />
und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />
Darstellung. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c)<br />
Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />
markantes Muster auf. Wie zu erwarten werden hier, im Vergleich zu den anderen in Abbildung 20<br />
dargestellten Varianten, die meisten Beobachtungen vorgenommen. Auch hier sind alle<br />
entstehenden Muster regelmäßig.<br />
Insgesamt lässt sich sagen, dass alle Varianten mit GPS Satelliten, bis auf die 2GPS_1_1_E<br />
Variante, gute Ergebnisse im statischen Erdschwerefeld liefern.<br />
Als nächstes werden die Varianten im statischen Erdschwerfeld mit Galileo Satelliten analysiert.<br />
6.2 Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld<br />
Nachdem die Ergebnisse für die Simulationen mit GPS Satelliten vorgestellt worden sind, behandelt<br />
dieses Kapitel die Resultate der simulierten Missionen mit Galileo Satelliten und einem LEO im<br />
statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. Die betreffenden acht Varianten sind in Kapitel 5 in Tabelle<br />
9 aufgeführt.<br />
Es wird wieder begonnen mit dem Vergleich der Koeffizientendifferenzen der acht Missionen.<br />
Abbildung 21 stellt diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs vor und<br />
Abbildung 22 diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
38
Abbildung 21: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />
mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo<br />
Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
Abbildung 22: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />
mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo<br />
Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
39
Abbildung 21b (Variante 3Galileo_1_1_U) zeigt, dass die zonalen und sektoriellen Koeffizienten in<br />
den niederen Graden sehr gut geschätzt werden können. Aber auch die Resultate für die tesseralen<br />
Koeffizienten sind hier gut. Mit höherem Grad nehmen die Differenzen zu. Im Vergleich hierzu sind<br />
die Koeffizientendifferenzen bei der 3Galileo_3_1_U Mission insgesamt etwas schlechter, aber<br />
immer noch ähnlich. Aufgrund vergleichsweise weniger Beobachtungen sind die Differenzen bei der<br />
2Galileo_1_1_U Variante höher. Hier fällt auch auf, dass in den niedersten Graden hohe Werte<br />
angenommen werden. Die 6Galileo_3_1_U Mission weist hier die geringsten<br />
Koeffizientendifferenzen auf, was darauf zurückzuführen ist, dass dort die größte Anzahl an<br />
Beobachtungen vorkommt.<br />
Generell lässt sich über Abbildung 22 im Vergleich zu Abbildung 21 sagen, dass die<br />
Koeffizientendifferenzen für den Fall, dass der LEO ein eingeschränktes Sichtspektrum besitzt,<br />
insgesamt größer sind. Dies liegt daran, dass beim eingeschränkten Sichtspektrum des LEOs<br />
weiniger Beobachtungen vorgenommen werden als bei der analogen Variante mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Wie erwartet, liefert die 2Galileo_1_1_E Variante die<br />
schlechtesten und die 6Galiloe_3_1_E Variante die besten Ergebnisse. Der Grund dafür liegt in der<br />
Anzahl der jeweiligen Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO im<br />
Simulationszeitraum. Vergleicht man die beiden Varianten mit jeweils drei Galileo Satelliten, so<br />
zeigen diese ähnliche Resultate. Bei der 3Galileo_1_1_E Variante werden die Koeffizienten<br />
vergleichsweise etwas besser geschätzt.<br />
Als nächstes sollen für diese Varianten die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />
betrachtet werden (zur Berechnung siehe Kapitel 6.1). Abbildung 23 zeigt diese für die simulierten<br />
Missionen mit uneingeschränkten Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 24 für die mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
Abbildung 23: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem<br />
LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />
Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit<br />
drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
40
Abbildung 24: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem<br />
LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />
Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit<br />
drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
Bei allen vier in Abbildung 23 dargestellten Varianten sinken der Kurvenverläufe der formalen Fehler<br />
(blaue Kurve) und der Differenzen zwischen dem nach der Simulation ausgegebenem<br />
Erdschwerefeld und dem Eingangsschwerefeld (rote Kurve) zunächst, bevor sie dann kontinuierlich<br />
ansteigen. Bei der 2Galileo_1_1_U Variante liegen die beiden Kurven übereinander. Bei den beiden<br />
simulierten Missionen mit drei Galileo Satelliten sind die formalen Fehler geringfügig niedriger als<br />
die Differenzen der Schwerefelder. Bei der 6Galileo_3_1_U ist der Abstand zwischen den beiden<br />
Kurven vergleichsweise am größten. Darüber hinaus zeigt sich auch wieder, dass im Vergleich zu<br />
den übrigen dargestellten Missionen die 6Galileo_3_1_U Variante die besten und die<br />
2Galileo_1_1_U Variante die schlechtesten Ergebnisse liefert. Die Begründung hierfür liegt erneut<br />
in der Anzahl der in die Simulation eingehenden Beobachtungen. Die Varianten mit drei Galileo<br />
Satelliten liefern hier annähernd gleiche Werte. Die 3Galileo_1_1_U Mission liefert etwas bessere<br />
Werte. Die schwarze Kurve entspricht der Amplitude des Eingangsschwerefeldes.<br />
Im Vergleich der in Abbildung 24 dargestellten Varianten untereinander lassen sich analog dieselben<br />
Aussagen treffen wie bei den in Abbildung 23 dargestellten Varianten. Im Allgemeinen kann man<br />
auch hier wieder sehen, dass die simulierten Missionen mit eingeschränktem Sichtspektrum des<br />
LEOs etwas schlechtere Werte liefern als die jeweils korrespondierenden simulierten Missionen mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Die Begründung hierfür liegt wiederum in der<br />
geringeren Anzahl an Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO, die in die<br />
Simulation eingehen. Auch die Aussagen, die sich aus Abbildung 24 in Bezug auf die Kurvenverläufe<br />
der formalen Fehler und der der Schwerefelddifferenzen für die jeweiligen Varianten treffen lassen<br />
können, sind analog zu denen der korrespondierenden simulierten Missionen mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
41
Abbildung 25: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />
Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
Abbildung 26: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />
Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
42
Nun sollen die Geoidhöhendifferenzen für die simulierten Missionen mit Galileo Satelliten im<br />
statischen Erdschwerefeld betrachtet werden. Abbildung 25 zeigt diese für die Varianten mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 26 diejenigen mit eingeschränktem<br />
Sichtspektrum des LEOs.<br />
Tabelle 16 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus den Abbildungen 25 und 26 sowie die jeweilige Anzahl an<br />
Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />
Variante RMS [m] Anzahl an Beobachtungen<br />
2Galileo_1_1_U 0,4413 ∙ 10 −3 241832<br />
2Galileo_1_1_E 0,4949 ∙ 10 −3 153187<br />
3Galileo_1_1_U 0,3446 ∙ 10 −3 362727<br />
3Galileo_1_1_E 0,4413 ∙ 10 −3 229765<br />
3Galileo_3_1_U 0,3780 ∙ 10 −3 366123<br />
3Galileo_3_1_E 0,4949 ∙ 10 −3 187729<br />
6Galileo_3_1_U 0,2839 ∙ 10 −3 732440<br />
6Galileo_3_1_E 0,3537 ∙ 10 −3 368670<br />
Tabelle 15: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />
Beobachtungen für Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />
Tabelle 16 zeigt nochmals, dass aus den bereits mehrfach genannten Gründen die Varianten mit<br />
eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs schlechtere Resultate liefern als diejenigen mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. In allen acht Varianten zeigen die Werte der<br />
Geoidhöhendifferenzen zufällige Verteilung. Wie schon zuvor, weisen auch hier die Varianten mit<br />
zwei Galileo Satelliten jeweils die schlechtesten und diejenigen mit sechs Galileo Satelliten die<br />
besten Ergebnisse auf. In Bezug auf die Missionen mit drei Galileo Satelliten lässt sich sagen, dass<br />
diejenige, bei der sich die GNSS Satelliten auf einer Bahn befinden, etwas bessere Ergebnisse<br />
liefert.<br />
Abschließend sollen noch die Histogramme betrachtet werden, die für 1°x1°-Gitter die Häufigkeit der<br />
Position des LEOs über der Erde im Fall einer möglichen Sichtverbindung darstellen. Abbildung 27<br />
zeigt diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 28 für<br />
diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
Aus den Abbildungen 27 und 28 lässt sich erkennen, dass bei allen hier aufgeführten Varianten die<br />
Beobachtungen gleichmäßig global verteilt sind und keine markanten Muster zu erkennen sind. Bei<br />
den Varianten mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs sind jedoch regelmäßige Lücken<br />
(weiße Stellen) in den Beobachtungen zu erkennen. Dennoch kann man auch hier von einer guten<br />
globalen Abdeckung sprechen. Probleme würden hier nur bei einem wesentlich höheren Grad der<br />
Reihenentwicklung entstehen. Hier ist nun auch graphisch dargestellt, dass bei diesen Varianten die<br />
Anzahl an Beobachtungen geringer ist als bei den analogen simulierten Missionen mit<br />
uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />
43
Abbildung 27: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit Galileo Satelliten<br />
und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />
Darstellung. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c)<br />
Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
Abbildung 28: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit Galileo Satelliten<br />
und einem LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />
Darstellung. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c)<br />
Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />
44
Abschließend lässt sich sagen, dass alle Varianten mit Galileo Satelliten zufriedenstellende<br />
Ergebnisse für Simulationen im statischen Erdschwerefeld liefern.<br />
Bevor nun Simulationen in statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld betrachtet werden, sollen im<br />
folgenden Kapitel sämtliche simulierte Missionen im statischen Erdschwerefeld abschließend<br />
diskutiert werden.<br />
6.3 Diskussion der Simulationen im statischen Erdschwerefeld<br />
In diesem Kapitel sollen die Varianten mit GPS Satelliten und die mit Galileo Satelliten im statischen<br />
Erdschwerefeld verglichen werden. Dies geschieht zum einen dadurch, dass die Missionen mit den<br />
verschiedenen GNSS miteinander verglichen werden und zum anderen dadurch, dass ein Vergleich<br />
zu einem GRACE-Paar gezogen wird.<br />
Abbildung 29 und Abbildung 30 zeigen die Resultate für ein GRACE Paar im statischen<br />
Erdschwerefeld.<br />
Abbildung 29a zeigt, dass bei GRACE die<br />
zonalen und nahen-zonalen Koeffizienten gut<br />
geschätzt werden können. Die tesseralen und<br />
sektoriellen Koeffizienten sind hingegen nicht so<br />
gut geschätzt. Die Missionen des GNSS-LEO-<br />
Trackings (bis auf Variante 2GPS_1_1_E) liefern<br />
hier deutlich bessere Ergebnisse.<br />
Abbildung 29b stellt die für die GRACE Mission<br />
typischen Nord-Süd verlaufenden Streifen dar,<br />
deren Ursache hier in der relativen Position der<br />
beiden LEOs während der Mission und damit in<br />
der Intersatelliten-Distanzmessung stets entlang<br />
der Flugrichtung der Satelliten liegt. Der globale<br />
quadratische Mittelwert dieser<br />
Geoidhöhendifferenzen liegt bei dieser Mission<br />
bei 2,6069 ∙ 10 −3 Metern und ist damit höher als<br />
in den Missionen des GNSS-LEO-Trackings<br />
(Ausnahme: Variante 2GPS_1_1_E). In diesem<br />
Fall werden im Simulationszeitraum 232555<br />
Beobachtungen vorgenommen.<br />
Abbildung 29: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar<br />
im statischen Erdschwerefeld. a) Koeffizientendifferenzen<br />
in logarithmischer Darstellung. b) Geoidhöhendifferenzen<br />
in Metern<br />
45
Abbildung 30: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar im<br />
statischen Erdschwerefeld. a) mittlere Amplituden je Grad n<br />
und je Koeffizient in logarithmischer Darstellung.<br />
b) Histogramm der Positionen der LEOs über der Erde<br />
Abbildung 30a ist zu entnehmen, dass bei den<br />
mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />
die Kurvenverläufe der formalen Fehler (blaue<br />
Kurve) und der Differenzen zwischen den aus<br />
der Simulation ausgegebenen Koeffizienten und<br />
den Eingangskoeffizienten (rote Kurve) eng<br />
beieinander liegen. Teilweise verläuft die blaue<br />
Kurve sogar über der roten Kurve. Dies war bei<br />
den Simulationen der GNSS-LEO-Tracking-<br />
Methode nicht zu sehen. Die Werte sind hier im<br />
Fall des GRACE Paares erneut höher als bei<br />
den anderen bisher besprochenen Missionen<br />
(Ausnahme: Variante 2GPS_1_1_E).<br />
Dass beim GRACE Paar die Beobachtungen gut<br />
global verteilt sind, ist aus Abbildung 30d zu<br />
entnehmen. Diese lässt auch ein gewisses<br />
regelmäßiges Muster erkennen. Der Grund<br />
dafür, dass es bei dieser Variante so viele<br />
Beobachtungen gibt, liegt darin, dass die beiden<br />
LEOs ständig Sichtkontakt zueinander haben,<br />
da sie nur in einem relativ geringen Abstand<br />
zueinander fliegen.<br />
Generell lässt sich sagen, dass die bisher<br />
besprochenen Missionen des GNSS-LEO-<br />
Trackings (Ausnahme: Varianten 2GPS_1_1_E) bessere Resultate im statischen Erdschwerefeld<br />
liefern als ein GRACE Paar.<br />
Der Vergleich zwischen den Varianten mit GPS Satelliten und denen mit Galileo Satelliten erfolgt<br />
hier für die Varianten mit drei GNSS Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />
gilt für die übrigen korrespondierenden Varianten analog.<br />
Hierzu werden zunächst die mittleren Amplituden je Grand n und je Koeffizient betrachtet, die in<br />
Abbildung 31 gegenübergestellt sind.<br />
Aus Abbildung 31 lässt sich direkt erkennen, dass die Varianten mit drei GNSS Satelliten auf einer<br />
Bahn geringfügig bessere Resultate liefern als diejenigen mit drei GNSS Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen. Dies ist vor allem in den hohen Graden erkennbar. Im Vergleich der<br />
analogen Varianten von GPS und Galileo kann man kaum Unterschiede sehen. Bei den<br />
Konstellationen mit drei Satelliten auf drei Bahnen ist noch eher zu sehen, dass die Variante mit<br />
Galileo Satelliten in sehr geringem Umfang bessere Ergebnisse liefert.<br />
46
Abbildung 31: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient im logarithmischer Darstellung für die Varianten mit 3 GNSS<br />
Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs<br />
In Bezug auf die Geoidhöhendifferenzen lässt sich sagen, dass bei allen simulierten Missionen<br />
zufällig verteilte Werte resultieren und ähnliche Ergebnisse zu sehen sind. Auch die<br />
Koeffizientendifferenzen zeichnen ein ähnliches Bild.<br />
Der Vergleich der Histogramme zeigt Unterschiede. Bei den simulierten Missionen mit drei Satelliten<br />
auf drei Bahnen sind zwar in beiden Fällen Lücken zu erkennen, aber diese sind bei der Verwendung<br />
von Galileo Satelliten deutlich kleiner. Darüber hinaus fällt auf, dass bei den Simulationen mit GPS<br />
Satelliten die Histogramme sehr markante Muster zeigen. Ein möglicher Grund könnte darin liegen,<br />
dass sich die Konfiguration der GPS Satelliten über einem Bodenpunkt jeden Tag wiederholt. Bei<br />
den Galileo Satelliten ist dies erst nach zehn Tagen der Fall.<br />
Für Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld werden nur noch mögliche<br />
Missionen mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen<br />
Bahnen analysiert. Denn diese Varianten liefern gute Ergebnisse, sind besser als die Varianten mit<br />
zwei GNSS Satelliten und wahrscheinlicher realisierbar als Varianten mit sechs Satelliten. Letztere<br />
liefern bessere Ergebnisse, weil die Anzahl an Beobachtungen höher ist. Dies lässt sich jedoch auch<br />
durch Hinzuziehen weiterer LEOs erzielen. Außerdem besitzen die im Folgenden verwendeten<br />
LEOs alle nur noch ein eingeschränktes Sichtspektrum, da dies in Bezug auf die Realisierbarkeit als<br />
wahrscheinlicher anzunehmen ist.<br />
Die resultierenden Ergebnisse aus diesen Simulationen werden im folgenden Kapitel vorgestellt.<br />
47
6.4 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Simulationen im statischen und zeitvariablen<br />
Erdschwerefeld, die sich über einen Zeitraum von 27 Tagen erstrecken, vorgestellt. Die Varianten<br />
verwenden drei Galileo Satelliten und LEOs mit eingeschränktem Sichtspektrum. Die Galileo<br />
Satelliten befinden sich entweder auf einer Bahn oder auf drei verschiedenen Bahnen. Die<br />
Variationen beziehen sich hier auf die Anzahl der LEOs sowie auf die aufsteigenden Knoten der<br />
LEOs. Es werden Missionen mit einem LEO, zwei oder drei LEOs simuliert.<br />
Abbildung 32 zeigt für den betrachteten Zeitraum die aufgrund des zeitlich variablen<br />
Erdschwerefelds resultierenden mittleren Geoidhöhen.<br />
Abbildung 32: mittlere Geoidhöhen in Metern verursacht durch das zeitlich variable Erdschwerefeld im<br />
Simulationszeitraum von 27 Tagen<br />
Besonders auffällig in Abbildung 32 ist das Minimum in der Mitte Afrikas bei ca. – 5 cm. Zudem fällt<br />
ein Bereich in Südamerika auf, der eine Geoidhöhenänderung von bis zu ± 2 cm erfährt. In den<br />
meisten Gebieten liegen die Änderungen in einem Bereich von unter ± 1cm.<br />
Zunächst werden die Resultate für ein GRACE Paar betrachtet, die in Abbildung 33 und Abbildung<br />
34 veranschaulicht werden.<br />
48
Abbildung 33: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar<br />
im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld.<br />
a) Koeffizientendifferenzen in logarithmischer Darstellung.<br />
b) Geoidhöhendifferenzen in Metern<br />
Abbildung 34: mittlere Amplituden je Grad n und je<br />
Koeffizient für ein GRACE Paar im statischen und<br />
zeitvariablem Erdschwerefeld<br />
Auch hier zeigt die Darstellung der<br />
Koeffizientendifferenzen, dass die zonalen und<br />
nahen-zonalen Koeffizienten gut geschätzt<br />
werden können. Die Resultate der tesseralen<br />
und sektoriellen Koeffizienten sind schlechter.<br />
Abbildung 33b zeigt wiederum die typischen<br />
Nord-Süd-Streifen. Neben der anisotropen<br />
Fehlerstruktur aufgrund der Distanzbeobachtung<br />
ausschließlich entlang der Flugrichtung<br />
entstehen diese nun auch aufgrund des<br />
„temporal aliasing“. Anhand der angewendeten<br />
Skala lässt sich bereits erkennen, dass durch<br />
das Hinzuziehen des zeitlich variablen<br />
Erdschwerefelds die Geoidhöhendifferenzen<br />
deutlich größer werden. Der globale<br />
quadratische Mittelwert der<br />
Geoidhöhendifferenzen beträgt 4,4823 ∙ 10 −3<br />
Meter bei dieser Simulation. In Abbildung 34<br />
zeigt die rote Kurve die mittleren Amplituden je<br />
Grad n und je Koeffizient für die geschätzten<br />
Koeffizienten aus der Simulation im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld abzüglich der<br />
statischen und mittleren zeitvariablen<br />
Eingangsschwerefelder. Man kann sehen, dass<br />
diese Kurve und die Kurve der formalen Fehler<br />
aus der Simulation im statischen und<br />
zeitvariablen Erdschwerefeld eng beieinander<br />
bzw. teilweise übereinander liegen. Von<br />
Interesse ist in der Darstellung der mittleren<br />
Amplituden je Grad n und je Koeffizient bei<br />
Simulationen mit zeitlich variablem<br />
Erdschwerefeld noch der Schnittpunkt der hier rot<br />
eingezeichneten Kurve (mittlere Amplituden je<br />
Grad n und je Koeffizient für die geschätzten<br />
Koeffizienten aus der Simulation in statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld abzüglich der<br />
statischen und mittleren zeitvariablen<br />
Eingangsschwerefelder) und der hier grün<br />
eingezeichneten Kurve (mittlere Amplitude je<br />
Grad n und je Koeffizient für das zeitvariable<br />
Eingangsschwerefeld). Bis zu diesem Punkt<br />
können durch die simulierten Missionen die<br />
Koeffizienten zufriedenstellend geschätzt<br />
werden. Danach sind die Störeinflüsse zu groß,<br />
49
um die Signale zur Ermittlung der Koeffizientenwerte heraus zu filtern. Denn ab diesem Schnittpunkt<br />
sind die Fehler gleich oder größer als das eigentliche Signal. Dieser Schnittpunkt liegt hier ca. bei<br />
Grad 29. Das Histogramm und die Anzahl an vorgenommenen Beobachtungen sind hier natürlich<br />
identisch mit denen in der Simulation im statischen Erdschwerefeld, da LEOs, Orbits der LEOs und<br />
der Simulationszeitraum gleich sind.<br />
Nun werden die Ergebnisse der Missionen des GNSS-LEO-Trackings vorgestellt. Dabei werden<br />
zunächst die aus den Simulationen resultierenden Koeffizientendifferenzen betrachtet. Diese sind in<br />
Abbildung 35, Abbildung 36 und Abbildung 37 dargestellt.<br />
Die drei Abbildungen zeigen, dass die Koeffizienten mit zunehmender Anzahl der LEOs besser<br />
ermittelt werden können. Der Grund dafür liegt darin, dass mit steigender Anzahl der LEOs mehr<br />
Beobachtungen in die Simulation eingehen. Vergleicht man die beiden Varianten mit einem LEO<br />
untereinander, so kann man erkennen, dass die simulierte Mission mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen höhere Koeffizientendifferenzen liefert. Bei Ordnung 16 und 32 fallen hier<br />
markante rote Streifen auf. Diese entsprechen den Vielfachen der Umläufe eines LEOs um die Erde<br />
pro Tag. Im anderen Fall tritt dieser Effekt nicht hervor.<br />
Bei den Varianten mit zwei LEOs fällt dieser Effekt vor allem bei der Mission mit drei Galileo Satelliten<br />
auf drei verschiedenen Bahnen mit LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zu<br />
Simulationsbeginn (Variante 3_3_2_1EV) auf. Auch 3_1_2_1EV und 3_3_2_2EV zeigen leichte<br />
Anzeichen hierfür. Bei den Varianten mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn (3_1_2_1EV,<br />
3_1_2_2EV) zeigt sich vor allem bei den zonalen Koeffizienten, dass diese bessere Ergebnisse<br />
erzielen als die anderen beiden. In Bezug auf die Variationen der aufsteigenden Knoten der LEOs<br />
lässt sich sagen, dass sich leicht unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen.<br />
Bei den Koeffizientendifferenzen in den Fällen mit drei LEOs zeigen vor allem die Varianten mit drei<br />
Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen den oben beschriebenen Effekt in der Ordnung 16.<br />
Am stärksten ist dies bei der 3_3_3_1EV Mission ausgeprägt. Außerdem zeigt sich, dass in diesen<br />
vier Fällen die zonalen Koeffizienten in den niederen Graden besonders gut geschätzt werden<br />
können.<br />
Abbildung 35: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und einem LEO im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf einer Bahn. b)<br />
Variante mit 3 Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />
50
Abbildung 36: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />
LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />
Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante<br />
mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />
Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 37: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />
LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />
Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d)<br />
Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten<br />
zu Simulationsbeginn.<br />
51
Als zweites sollen nun die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient analysiert werden, die<br />
in Abbildung 38, Abbildung 39 und Abbildung 40 dargestellt werden.<br />
Auch in diesen Darstellungen zeigt sich, dass die Resultate mit zunehmender Anzahl an LEOs<br />
besser werden. Dabei ist die Verbesserung im Vergleich von einem LEO zu zwei LEOs größer (um<br />
den Faktor √2) als die im Vergleich von zwei LEOs zu drei LEOs (um den Faktor√3⁄ 2). Außerdem<br />
liegen in allen Fällen die roten über den blauen Kurven und die Kurven der formalen Fehler verlaufen<br />
stets glatter. Die roten Kurven zeigen jeweils in den niederen Graden unregelmäßigere Verläufe als<br />
bei den Missionen nur im statischen Erdschwerefeld.<br />
Abbildung 38: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />
einem LEO im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit 3 Galileo<br />
Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />
Abbildung 39: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />
zwei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo<br />
Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei<br />
Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />
c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />
Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180°<br />
aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />
52
Abbildung 40: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />
drei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo<br />
Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit<br />
drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum<br />
Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem<br />
Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°,<br />
120° und 240° aufsteigendem Knoten zu Simulationsbeginn.<br />
Betrachtet man die Schnittpunkte der roten und grünen Kurven, so kann man sagen, dass bei allen<br />
Varianten dieser Punkt zwischen Grad 40 und Grad 50 liegt. Je mehr LEOs eingesetzt werden, desto<br />
weiter schiebt sich dieser in die Richtung hoher Grade. Innerhalb der Varianten mit identischer<br />
Anzahl an LEOs lassen sich kaum markante Unterschiede erkennen.<br />
Nun werden die Geoidhöhendifferenzen betrachtet. Diese sind in Abbildung 41, Abbildung 42 und<br />
Abbildung 43 dargestellt.<br />
Abbildung 41: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und einem LEO im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit 3 Galileo<br />
Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />
53
Abbildung 42: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 90°<br />
aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und<br />
LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn<br />
und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 43: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 60°<br />
und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen<br />
Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo<br />
Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit<br />
drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zu<br />
Simulationsbeginn.<br />
54
Tabelle 17 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus den Abbildungen 41, 42 und 43 sowie die jeweilige Anzahl an<br />
Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />
Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />
3_1_1_EV 4,0964 ∙ 10 −3 229765<br />
3_3_1_EV 4,1578 ∙ 10 −3 187729<br />
3_1_2_1EV 4,0487 ∙ 10 −3 459546<br />
3_3_2_1EV 3,8456 ∙ 10 −3 381496<br />
3_1_2_2EV 4,0313 ∙ 10 −3 459543<br />
3_3_2_2EV 4,1260 ∙ 10 −3 378816<br />
3_1_3_1EV 3,7618 ∙ 10 −3 574600<br />
3_3_3_1EV 3,7399 ∙ 10 −3 566509<br />
3_1_3_2EV 3,7518 ∙ 10 −3 563121<br />
3_3_3_2EV 3,7036 ∙ 10 −3 563121<br />
Tabelle 16: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />
Beobachtungen für Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />
Auch in diesen Darstellungen zeigt sich wieder insgesamt, dass mit zunehmender Anzahl an LEOs<br />
bessere Resultate erzielt werden. Die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen liegen alle in derselben Größenordnung. Die Tatsache, dass für die<br />
Darstellung der Geoidhöhendifferenzen aus den Simulationen mit statischem und zeitvariablem<br />
Erdschwerefeld ein größerer Wertebereich herangezogen werden muss, zeigt, dass hier insgesamt<br />
höhere Werte auftreten. Es ist also hier schwerer, die Koeffizienten zu ermitteln. Meistens sind die<br />
hier auftretenden Werte global fast einheitlich verteilt. Nur gelegentlich zeigen sich Extremwerte.<br />
In Bezug auf die Varianten mit einem LEO lässt sich sagen, dass die 3_3_1_EV Mission<br />
vergleichsweise schlechtere Resultate liefert. Gerade in den höheren Breitengraden treten hier<br />
größere Differenzwerte auf.<br />
Bei den Simulationsergebnissen mit zwei LEOs liefert die 3_3_2_1EV Variante die besten Resultate.<br />
Die Varianten 3_1_2_1EV und 3_3_2_2EV fallen vor allem durch kurze Streifen mit stark<br />
unterschiedlichen Werten in einem Gebiet im Pazifik auf. Bei der 3_1_2_2EV Mission lässt sich ein<br />
derartiges Muster nicht erkennen. Man kann anhand der vier Resultate sehen, dass nun die höheren<br />
Frequenzen deutlicher hervortreten und die langwelligen Fehler in den Hintergrund treten.<br />
Die Varianten mit drei LEOs sind vergleichsweise sehr ähnlich zueinander und weisen fast nur noch<br />
ähnliche Werte auf. Einflüsse aufgrund langwelliger Fehler sind hier nicht zu erkennen. Nur in den<br />
Missionsergebnissen mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn ist in einem kleinen Gebiet im Pazifik<br />
ein Muster mit extremalen Werten angedeutet. Die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen nehmen hier fast identische Werte an.<br />
Abschließend werden noch die Histogramme dieser Simulationsgruppe betrachtet. Diese werden in<br />
Abbildung 44 und Abbildung 45 graphisch dargestellt. Das Histogramm für die Variante 3_1_1_EV<br />
ist Abbildung 28b zu entnehmen und das für Varianten 3_3_1_EV Abbildung 28c.<br />
55
Abbildung 44: Histogramm der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen und<br />
zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />
LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />
Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante<br />
mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />
Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 45: Histogramm der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen und<br />
zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />
LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />
verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />
Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d)<br />
Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten<br />
zu Simulationsbeginn.<br />
56
Insgesamt lässt sich sagen, dass, wie Tabelle 17 zu entnehmen ist, in allen Fällen eine hohe Anzahl<br />
an Beobachtungen vorgenommen wird. Bei Varianten mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn<br />
werden im Vergleich zu den anderen analogen Varianten mehr Beobachtungen vorgenommen.<br />
Natürlich steigt die Anzahl der Beobachtungen mit der Anzahl der LEOs. Es lassen sich zwar<br />
gewisse linienförmige Muster in den Histogrammen erkennen. Diese sind aber wenig signifikant. Die<br />
Histogramme zeigen auch, dass die Beobachtungen global homogen verteilt sind. Dies<br />
korrespondiert mit den Darstellungen der Geoidhöhendifferenzen. Auffällig ist Abbildung 45d: dort<br />
gibt es meist sehr viele Beobachtungen; aber dazwischen befinden sich linienhafte Lücken. Dennoch<br />
gehen ausreichend viele Beobachtungen in die Schätzung der Koeffizienten ein, um gute Resultate<br />
zu erhalten.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jede dieser Missionen in dieser Gruppe<br />
zufriedenstellende Ergebnisse liefert und bessere Resultate erzielen kann als das vorgestellte<br />
GRACE Paar.<br />
Im folgenden Kapitel soll die Leistungsfähigkeit dieser Missionen für einen kürzeren<br />
Simulationszeitraum untersucht werden.<br />
6.5 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für wenige<br />
Tage<br />
Nachdem gezeigt wurde, dass im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld die simulierten<br />
Missionen durchaus zufriedenstellende Resultate liefern, soll im Folgenden untersucht werden, wie<br />
leistungsfähig die Methode des GNSS-LEO-Trackings in einem Zeitraum von wenigen Tagen ist.<br />
Damit könnte eine wesentlich höhere zeitliche Auflösung der Schwerefeldabtastung erzielt werden.<br />
Daher wird für die Simulationen der Zeitraum auf fünf Tage verkürzt. In den hier untersuchten<br />
Missionen werden nur noch Varianten betrachtet, die drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs<br />
mit eingeschränktem Sichtspektrum besitzen. Dabei variieren die Missionen untereinander in Bezug<br />
auf die Anzahl der LEOs sowie die aufsteigenden Knoten. Die simulierten Missionen besitzen<br />
entweder einen LEO oder zwei oder drei oder fünf LEOs. Die Resultate werden nun wie in den<br />
vorangegangenen Kapiteln dargestellt und analysiert.<br />
Zu Beginn sind wieder die Koeffizientendifferenzen dargestellt, die in Abbildung 46 und Abbildung<br />
47 zu sehen sind.<br />
Auf den ersten Blick wirken die Darstellungen hier so, als würden sehr schlechte Ergebnisse erzielt<br />
werden. Man muss sich aber vor Augen halten, dass der Simulationszeitraum hier 22 Tage kürzer<br />
ist als in den vorangegangenen Tests und daher selbstverständlich vergleichsweise schlechtere<br />
Resultate auftreten. Für die Darstellung dieser Simulationen sind bewusst dieselben Wertebereiche<br />
wie in den vorangegangenen simulierten Missionen angewandt worden, um die Vergleichbarkeit<br />
besser zu gewährleisten. Natürlich werden auch hier wieder mit zunehmender Anzahl der LEOs die<br />
erhaltenen Resultate besser. In allen Abbildungen kann man sehen, dass die zonalen Koeffizienten<br />
am besten ermittelt werden können.<br />
57
Abbildung 46: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b) Variante mit zwei LEOs<br />
mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei<br />
0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 47: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei<br />
0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 120° und 240° zu<br />
Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und 144° zu<br />
Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />
Simulationsbeginn.<br />
58
In den Abbildungen 47b und 47d kann man die in Kapitel 6.4 angesprochenen Streifen bei Ordnung<br />
16 leicht angedeutet sehen. Abbildung 47c zeigt in den niederen Graden zufriedenstellende Werte<br />
für die Koeffizienten. In allen Varianten sind die Koeffizienten mit hohem Grad und Ordnung am<br />
schlechtesten ermittelt. Im Vergleich der Varianten mit gleicher Anzahl an LEOs zueinander kann<br />
man keine markanten Unterschiede erkennen, die Aussagen zulassen würden, dass eine Variante<br />
besser wäre als eine andere.<br />
Die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient werden in den Abbildungen 48 und 49<br />
dargestellt.<br />
In allen Fällen liegen die Schnittpunkte der Kurven der zeitvariablen Erdschwerefeldsignale (grüne<br />
Kurve) und der Kurven der aus den Simulationen resultierenden Koeffizienten abzüglich der<br />
Koeffizienten des statischen Eingangsschwerefelds und der Koeffizienten des zeitvariablen<br />
Eingangsschwerefelds (rote Kurve) bei höheren Graden als bei der Simulation mit einem GRACE<br />
Paar nach 27 Tagen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld. Auch hier kann wieder bei den<br />
Missionen des GNSS-LEO-Trackings erkannt werden, dass mit zunehmender Anzahl der LEOs der<br />
markante Schnittpunkt in die höheren Grade wandert. In allen Varianten außer 3_1_5_2EV5 kann<br />
man eine Spitze im Verlauf der roten Kurve bei Grad 16 erkennen. Außerdem ist zu sehen, dass bei<br />
allen simulierten Missionen insgesamt ähnliche Werte resultieren. Natürlich merkt man auch hier<br />
einen Zusammenhang zwischen Anzahl der LEOs und erzielten Werten. Die Kurven der formalen<br />
Fehler (blaue Kurve) liegen in jedem Fall deutlich unter den roten Kurven.<br />
Abbildung 48: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b)<br />
Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit<br />
aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />
59
Abbildung 49: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit<br />
aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten<br />
bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und<br />
144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />
Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 50: mittlere Geoidhöhen in Metern verursacht durch das zeitlich variable Erdschwerefeld im<br />
Simulationszeitraum von 5 Tagen<br />
60
Abbildung 51: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld. a) Variante mit einem LEO. b) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0°<br />
und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 52: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />
und zeitvariablen Erdschwerefeld. a) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu<br />
Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c)<br />
Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und 144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit<br />
fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu Simulationsbeginn.<br />
61
Die Veränderungen der Geoidhöhen aufgrund des zeitlich variablen Erdschwerefelds innerhalb der<br />
betrachteten fünf Tage zeigt Abbildung 50.<br />
Auf den ersten Blick sieht man, dass sich dieses Bild in Bezug auf Muster, Wertebereich und<br />
auffällige Stellen kaum von dem Bild der Veränderungen der Geoidhöhen aufgrund des zeitlich<br />
variablen Schwerefelds im Simulationszeitraum von 27 Tagen (Abbildung 32) unterscheidet.<br />
Lediglich ein dunkelroter Bereich im Norden Europas verändert sich. Dies ist vermutlich auf sich<br />
verändernde Einflüsse der Atmosphäre zurückzuführen. In den meisten Gebieten liegen die<br />
Änderungen in einem Bereich von unter ± 1cm.<br />
Die Abbildungen 51 und 52 zeigen die Geoidhöhendifferenzen für die Simulationen im Zeitraum von<br />
fünf Tagen.<br />
Tabelle 18 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen aus den Abbildungen 51 und 52 sowie die jeweilige Anzahl an<br />
Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />
Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />
3_1_1_EV5 4,4392 ∙ 10 −3 42922<br />
3_1_2_1EV5 3,8059 ∙ 10 −3 85862<br />
3_1_2_2EV5 3,7259 ∙ 10 −3 85746<br />
3_1_3_1EV5 3,4895 ∙ 10 −3 106862<br />
3_1_3_2EV5 3,5488 ∙ 10 −3 105306<br />
3_1_5_1EV5 3,2658 ∙ 10 −3 179812<br />
3_1_5_2EV5 3,3471 ∙ 10 −3 178353<br />
Tabelle 18: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />
Beobachtungen für Simulationen mit einem Simulationszeitraum von fünf Tagen<br />
Variante 3_1_5_1EV5 liefert den besten Wert für die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />
Geoidhöhendifferenzen. Auch die Darstellung der Geoidhöhendifferenzen für diese Mission zeigt<br />
vergleichsweise die besten Ergebniswerte. Lediglich in den polaren Regionen lassen sich geringe<br />
fleckige Flächen erkennen. In den übrigen Regionen sind die Differenzen homogen. Bei allen<br />
anderen Varianten gibt es markante Regionen mit extremalen Werten. Während diese Regionen<br />
bei der Variante mit einem LEO noch global und sehr häufig auftreten, sind sie bei den Varianten<br />
mit zwei LEOs schon deutlich reduziert. Diese werden mit zunehmender Anzahl der LEOs immer<br />
geringer. Bei den Varianten mit zwei LEOs fällt auf, dass sich die Bereiche mit den extremalen<br />
Werten entlang der Nordhalbkugel in einem Bereich bestimmter Breitengrade aneinander reihen. In<br />
Abbildung 52b sind Gebiete mit Extremwerten auch im Äquatorbereich zu sehen. Bei den Varianten<br />
mit fünf LEOs werden nur Werte im Bereich von ± 1cm angenommen.<br />
Abschließend zeigen die Abbildungen 53 und 54 die Histogramme der Missionen.<br />
62
Abbildung 52: Histogramme für die Positionen der LEOs über der Erde bei Simulationen mit drei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b)<br />
Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit<br />
aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />
Abbildung 53: Histogramme für die Positionen der LEOs über der Erde bei Simulationen mit drei Galileo Satelliten auf<br />
einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit<br />
aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten<br />
bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und<br />
144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />
Simulationsbeginn.<br />
63
Natürlich zeigen die Histogramme mit zunehmender Anzahl an LEOs mehr Werte, da auch mehr<br />
Beobachtungen durchgeführt wurden. In allen Fällen kann man sehen, dass die Beobachtungen<br />
homogen global verteilt sind. Dies korrespondiert mit den Darstellungen der Geoidhöhendifferenzen,<br />
in denen auch kaum Variationen in den Differenzwerten zu erkennen sind. Bei den Varianten mit<br />
zwei LEOs kann man schon von einer für die Verhältnisse guten globalen Verteilung sprechen. Bei<br />
den Missionen mit drei LEOs sind schon deutlich Positionen zu erkennen, an denen mehrmals<br />
Beobachtungen zu Stande kommen. Noch mehr Beobachtungen an mehreren Positionen werden<br />
bei den simulierten Missionen mit fünf LEOs vorgenommen. Dennoch sind hier noch deutlich<br />
Bereiche zu sehen, in denen keine Beobachtungen möglich sind. In Abbildung 53d kann man ganz<br />
leicht ein Muster mit Nord-Süd Streifen erkennen.<br />
Zusammenfassend lässt sich für diese Simulationsgruppe sagen, dass alle getesteten Varianten<br />
zufriedenstellende Ergebnisse liefern.<br />
64
7 Abschließende Betrachtungen<br />
Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Ergebnisse der Simulationen mit Hilfe von graphischen<br />
Darstellungen vorgestellt wurden, soll nun in Kapitel 7.1 ein Fazit über alle Simulationen gezogen<br />
werden. In Abschnitt 7.2 wird abschließend noch ein Ausblick gegeben, wie es mit den<br />
Untersuchungen der Methode des GNSS-LEO-Trackings weiter gehen könnte.<br />
7.1 Abschließende Diskussion der Ergebnisse<br />
In diesem Abschnitt soll die Arbeit abschließend betrachtet werden. Ziel dieser Arbeit war es, die<br />
Eignung des Konzepts des GNSS-LEO-Trackings als mögliche zukünftige Schwerefeldmission zu<br />
untersuchen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Untersuchung der Leistungsfähigkeit<br />
dieses Konzepts für die Messung des zeitvariablen Erdschwerefelds. Hierzu wird im Folgenden die<br />
Arbeit als Ganzes rekapituliert.<br />
In Kapitel 2 wurden die theoretischen Grundlagen der satellitengestützten Schwerefeldmessung<br />
vorgestellt. Zu diesen gehört zuerst die Darstellung des Potentials des Erdschwerefelds in sphärisch<br />
harmonischer Reihendarstellung, deren Koeffizienten {C̅nm, S̅nm} es anhand von Beobachtungen im<br />
Schwerefeld zu schätzen gilt. Diese Koeffizienten und deren zugehörige Genauigkeitswerte sind<br />
Bestandteile des Eingangsschwerefelds und des aus der Simulation resultierenden Schwerefelds.<br />
Somit können anhand der Differenzen der beiden Schwerefelder Rückschlüsse auf die<br />
Leistungsfähigkeit der simulierten Mission gezogen werden. Nach der Darstellung der<br />
mathematischen Grundlagen erfolgte eine Vorstellung bisher durchgeführter und geplanter<br />
möglicher Missionen. Hierbei ist vor allem die GETRIS Mission zu erwähnen, die als Vorlage für<br />
diese Arbeit dient. Sie beinhaltet ein Konzept des Trackings zwischen GEOs und LEOs.<br />
Der Missionssimulator und die Datengrundlagen wurden in Kapitel 3 erläutert. Der in dieser Arbeit<br />
verwendete Missionssimulator basiert auf der Methode der closed-loop Simulation, bei der<br />
schließlich die Leistungsfähigkeit der Mission anhand eines Vergleichs zwischen den in den<br />
Simulator eingelesenen Schwerefeldern und dem ausgegebenen Schwerefeld beurteilt werden<br />
kann. Außerdem wurden in diesem Kapitel die verwendeten Eingangsschwerefelder vorgestellt<br />
sowie die Annahmen bezüglich der Satellitenbahnen.<br />
Kapitel 4 stellte die Grundlagen des in dieser Arbeit untersuchten Konzepts des GNSS-LEO-<br />
Trackings für eine mögliche zukünftige satellitengestützte Schwerefeldmission dar. Ein zentraler<br />
Aspekt dieses Konzepts ist die Frage, wann eine Beobachtung zwischen einem LEO und einem<br />
GNSS Satelliten möglich ist. Hierbei werden zwei Fälle unterschieden. In einem Fall können sowohl<br />
der GNSS Satellit als auch der LEO theoretisch überall in den Raum sehen. Im anderen Fall besteht<br />
eine Einschränkung in Bezug auf das Sichtspektrum des LEOs. Für die in dieser Arbeit<br />
durchgeführten Simulationen wird ein Elevationswinkel von 15° bei Varianten mit eingeschränktem<br />
Sichtspektrum des LEOs angesetzt.<br />
Eine Übersicht über die in dieser Arbeit vorgestellten Simulationen wird in Kapitel 5 gegeben. Grob<br />
lassen sich die Simulationen in drei Gruppen einteilen: Simulationen im statischen Erdschwerefeld<br />
für einem Zeitraum von 27 Tagen, Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für<br />
65
einem Zeitraum von 27 Tagen und Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für<br />
einem Zeitraum von 5 Tagen.<br />
In Kapitel 6 wurden die Ergebnisse der Simulationen vorgestellt. Bei den Simulationen im statischen<br />
Erdschwerefeld wurde stets ein LEO verwendet und die Art des Sichtspektrum des LEOs, der Typ<br />
der GNSS Satelliten, die Anzahl der GNSS Satelliten sowie der verwendeten Bahnen variiert. Dabei<br />
hat sich gezeigt, dass mit zunehmender Anzahl der GNSS Satelliten zunehmend bessere<br />
Ergebnisse erzielt werden können. Außerdem zeigte sich beim Vergleich der korrespondierenden<br />
Varianten, dass sich im Fall des uneingeschränkten Sichtspektrums des LEOs bessere Resultate<br />
erreichen lassen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass sich hinsichtlich der<br />
Bodenabdeckung zum Teil markante Unterschiede zwischen den Missionen mit GPS Satelliten und<br />
denen mit Galileo Satelliten erkennen lassen. Dies ist vor allem bei den Varianten mit jeweils zwei<br />
GNSS auf einer Bahn in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Fall. Ein Grund hierfür kann in den<br />
Umlaufzeiten der GNSS Satelliten liegen. Dies ist besonders beim Vergleich der Histogramme zu<br />
erkennen. Während bei Missionen mit Galileo Satelliten eine homogene globale Verteilung der<br />
Beobachtungen zu sehen ist, zeichnen sich bei Missionen mit GPS Satelliten sehr auffällige Muster<br />
ab. Zusätzlich konnte auch gezeigt werden, dass für eine gute Leistungsfähigkeit der Mission es<br />
nicht zwingend erforderlich ist, dass der LEO permanent Sichtverbindung zu einem GNSS Satelliten<br />
hat. Schließlich konnte unter Annahme von weißem Rauschen gezeigt werden, dass das<br />
Missionskonzept des GNSS-LEO-Trackings in fast allen Varianten bessere Resultate liefert als ein<br />
GRACE Paar mit gleicher Genauigkeitsannahme der Beobachtungen.<br />
Für die Untersuchungen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld wurden nur noch Varianten<br />
mit drei Galileo Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs verwendet, da diese im<br />
Vergleich zu den anderen simulierten Missionen am realistischsten für eine tatsächliche Umsetzung<br />
sind. In dieser Simulationsgruppe werden Variationen in der Anzahl der LEOs sowie in den<br />
aufsteigenden Knoten zu Beginn der Simulationen vorgenommen. Es zeigt sich, dass mit<br />
zunehmender Anzahl der LEOs die Leistungsfähigkeit der simulierten Mission steigt. Außerdem<br />
lässt sich erkennen, dass in allen analysierten Simulationsergebnissen die geschätzten Ergebnisse<br />
global homogen verteilt sind und keine Gebiete auf der Erde vorhanden sind, die besonders durch<br />
schlechte Werte auffallen. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse nicht darauf hin, dass bei<br />
Konfigurationen mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn enorm bessere Ergebnisse resultieren als<br />
bei Konfigurationen mit drei GNSS Satelliten auf drei unterschiedlichen Bahnen. Dennoch sind hier<br />
Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zu erkennen. Im Übrigen können Auffälligkeiten bei den<br />
Koeffizienten von Ordnungen, die einem Vielfachen der täglichen Anzahl der Umläufe des LEOs<br />
entsprechen, erkannt werden. Zusätzlich konnte wieder unter Annahme von weißem Rauschen<br />
gezeigt werden, dass alle hier untersuchten Varianten bessere Ergebnisse liefern als ein GRACE<br />
Paar mit gleicher Beobachtungsgenauigkeit.<br />
In der letzten Untersuchungsgruppe wurde der Untersuchungszeitraum im statischen und<br />
zeitvariablen Erdschwerefeld auf fünf Tage verkürzt und es wurden nur noch Simulationen mit drei<br />
Galileo Satelliten auf einer Bahn verwendet. Variationen wurden hier in Bezug auf die Anzahl der<br />
LEOs sowie auf die aufsteigenden Knoten zum Simulationsbeginn vorgenommen. Auch hier zeigt<br />
sich wieder, dass mit zunehmender Anzahl an LEOs bessere Resultate zu erzielen sind. Außerdem<br />
lassen sich auch wieder Auffälligkeiten in den Graden, die einem Vielfachen der täglichen Anzahl<br />
der Umläufe des LEOs pro Tag entsprechen, erkennen. Darüber hinaus kann aus den Ergebnissen<br />
bei gleicher Anzahl an LEOs, aber unterschiedlichen aufsteigenden Knoten zu Simulationsbeginn<br />
66
nicht auf Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der simulierten Mission geschlossen werden. Es<br />
kommt darauf an, welches Signal von welchem Satelliten registriert wird. Bei einem Missionskonzept<br />
mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und fünf LEOs mit eingeschränktem Sichtspektrum von 15°<br />
Elevation kann man innerhalb von fünf Tagen ein homogen global gut geschätztes Erdschwerefeld<br />
erhalten, das keine Gebiete mit großen Fehlern enthält.<br />
7.2 Ausblick<br />
Der letzte Abschnitt dieser Arbeit befasst sich mit weitern Möglichkeiten der Untersuchung des<br />
GNSS-LEO-Trackings Missionskonzept. Denn vor einer Verwirklichung dieses Konzepts müssen<br />
noch weitere Analysen vorgenommen werden und einige in dieser Arbeit getroffene<br />
Vereinfachungen dürfen hierfür nicht aufrechterhalten werden.<br />
Dies gilt zum Beispiel für das Rauschen. In dieser Arbeitet wurde weißes Rauschen verwendet. Da<br />
aber in Wirklichkeit Beobachtungen miteinander korreliert sind, sollte, um noch realistischere<br />
Ergebnisse zu erhalten, farbiges Rauschen verwendet werden.<br />
Außerdem könnten Simulationen durchgeführt werden, bei denen die hier vereinfachten Annahmen<br />
bezüglich der Bahnparameter entfallen.<br />
In Bezug auf die verwendeten Satellitenkonfigurationen wären auch Varianten denkbar, die mehrere<br />
Typen von GNSS (zum Beispiel GPS und Galileo) gemeinsam beinhalten. Auch alternative<br />
Konfigurationen, die jeweils nur einen Typ von GNSS besitzt, wären denkbar. So könnte<br />
beispielsweise eine Untersuchung vorgenommen werden, die stets drei GNSS Satelliten betrachtet<br />
und in der Anzahl der Satelliten je Bahn sowie in den verwendeten Bahnen variiert. Natürlich könnten<br />
solche Untersuchungen analog in Bezug auf die LEOs durchgeführt werden.<br />
Darüber hinaus könnten die zeitlich variablen Signale, die in die Simulation eingehen, genauer<br />
studiert werden und somit im Anschluss daran genauere Analysen der Resultate vorgenommen<br />
werden. So könnten Aussagen darüber getroffen werden, welche Art von Signal sich auf welche<br />
Weise in den Ergebnissen wiederspiegelt.<br />
Auch das Einbeziehen von Einflüssen der Ozeangezeiten stellt eine Möglichkeit dar, realistischere<br />
Simulationsergebnisse zu erhalten und den Fehlereinfluss des „temporal aliasing“ näher zu<br />
studieren.<br />
Ein anderer möglicher Untersuchungsansatz wäre zu testen, wann das in dieser Arbeit untersuchte<br />
Konzept an seine Leistungsgrenzen stößt. Ein mögliches Vorgehen wäre dabei den<br />
Simulationszeitraum immer weiter zu verkürzen, bis die Koeffizienten derart schlecht geschätzt<br />
werden, dass sie keine Verwendung finden könnten.<br />
Schließlich könnte noch ein bedeutender Aspekt der satellitengestützten Erdschwerefeldmessung<br />
untersucht werden: die Höhe des LEOs. Umso näher der LEO an der Erde ist, umso besser können<br />
die Koeffizienten der höheren Grade geschätzt werden. Hier gilt es immer einen Kompromiss zu<br />
finden zwischen dem Wunsch, die Koeffizienten möglichst gut zu schätzten und den zunehmenden<br />
Kräften, die auf den LEO mit abnehmender Flughöhe wirken. Es wäre zu untersuchen, wie sich die<br />
Leistungsfähigkeit des GNSS-LEO-Trackings Missionskonzepts bei Variationen in der Höhe des<br />
LEOs ändert.<br />
67
Zum Abschluss lässt sich somit sagen, dass die Ergebnisse darauf schließen lassen, dass das<br />
GNSS-LEO-Missionskonzept eine erfolgversprechende Alternative für eine zukünftige Satelliten-<br />
Schwerefeldmission darstellt.<br />
68
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70
Eidesstattliche Erklärung mit Unterschrift<br />
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelor's Thesis, selbständig und ohne<br />
unzulässige fremde Hilfe angefertigt habe. Die verwendeten Literaturquellen sind im<br />
Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt.<br />
München, den 22.07.2013<br />
71