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Technische Universität München<br />

Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt<br />

Lehrstuhl für Astronomische und Physikalische Geodäsie<br />

Univ.-Prof. Dr. techn. Mag. rer. nat. Roland Pail<br />

Konzept einer zukünftigen Schwerefeldmission:<br />

GNSS-LEO-Tracking<br />

Elisabeth Reußner<br />

Bachelor's Thesis<br />

Bearbeitung: 15. 04. 2013 - 22. 07. 2013<br />

Studiengang:<br />

Betreuer:<br />

Geodäsie und Geoinformation (Bachelor)<br />

Univ.-Prof. Dr. techn. Mag. rer. nat. Roland Pail<br />

Dipl.-Ing. Michael Murböck<br />

2013


Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Arbeit wird ein Konzept einer möglichen zukünftigen Erdschwerefeldmission<br />

untersucht, das auf der μm-genauen Distanzmessung zwischen Global Navigation Satellite System<br />

(GNSS)-Satelliten (Global Positioning System (GPS) und Galileo) und „Low Earth Orbitern“ (LEOs)<br />

beruht. Hierbei werden zunächst numerische Simulationen durchgeführt und analysiert, bei welchen<br />

stets ein LEO geflogen wird und jeweils in der Anzahl der GNSS-Satelliten und deren Bahnen variiert<br />

wird. Im Zuge dessen werden jeweils Satellitenkonstellationen betrachtet, die entweder nur GPSoder<br />

nur Galileo-Satelliten enthalten. Außerdem werden Unterschiede in der<br />

Beobachtungsgeometrie untersucht, die das Sichtspektrum des LEOs in Bezug auf die GNSS-<br />

Satelliten betreffen. Die Ergebnisse der Simulationen zeigen, dass bei jeweils gleicher Anzahl der<br />

GNSS-Satelliten, gleichem Sichtspektrum des LEOs und identischer Wahl der aufsteigenden<br />

Bahnknoten sowie der mittleren Anomalie sich zum Teil markante Unterschiede zwischen<br />

Konzepten mit GPS-Satelliten und denen mit Galileo-Satelliten erkennen lassen.<br />

Darüber hinaus werden im Zuge numerischer Simulationen ausgewählte Varianten des GNSS-LEO-<br />

Missionskonzepts, die zunächst nur für Beobachtungen des statischen Erdschwerefelds untersucht<br />

und für weitere Untersuchungen als geeignet befunden wurden, auf das zeitvariable Schwerefeld<br />

angewendet und deren Leistungsfähigkeit untersucht. Das verwendete zeitvariable Schwerefeld<br />

enthält Einflüsse der Atmosphäre, der Ozeane, der Hydrologie, der Eismassen und der festen Erde.<br />

Hierbei werden Untersuchungen in Bezug auf die Anzahl der geflogenen LEOs sowie Variationen<br />

im Hinblick auf die Länge der Beobachtungszeit vorgenommen, um die zeitliche Auflösung der sich<br />

ergebenden Beobachtungskonfiguration signifikant zu erhöhen. Die Ergebnisse dieser Simulationen<br />

zeigen, dass bei jeweils gleicher Anzahl der LEOs, aber unterschiedlichen aufsteigenden Knoten<br />

zum Startzeitpunkt der Simulationen unterschiedliche Ergebnisse auftreten.<br />

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das GNSS-LEO-Missionskonzept eine<br />

erfolgversprechende Alternative für eine zukünftige Satelliten-Schwerefeldmission darstellt.<br />

2


Abstract<br />

In this thesis a concept of a future earth gravity field mission, that is based on inter-satellite distance<br />

measurements with μm precision between GNSS satellites (GPS and Galileo) and „Low Earth<br />

Orbiters“ (LEOs), is investigated. In this case at first numerical simulations are carried out and<br />

analysed, for which one LEO is flown and the number of GNSS satellites and their orbits is varied<br />

respectively. In the course of this case study, satellite constellations either containing only GPS or<br />

only Galileo satellites are considered. Moreover differences of the constellation geometry regarding<br />

the field of view of the LEO with respect to the GNSS satellites are investigated. The results of the<br />

simulations show, that with the same number of satellites, the same field of view of the LEOs and<br />

identical choice of the ascending node as well as the mean anomaly partly considerable differences<br />

between the concepts with GPS satellites and those with Galileo satellites occur.<br />

Furthermore, in the case of numerical simulations selected variants of the GNSS-LEO-mission<br />

concept, which first have been only investigated for observations of the static earth gravity field and<br />

have been qualified to be appropriate for further investigations, are applied to the time variable<br />

gravity field, and their capability is investigated. The used time variable gravity field contains<br />

influences of atmosphere, oceans, hydrology, ice masses and solid earth. In this case investigations<br />

regarding the number of the flown LEOs as well as variations with respect to the length of the<br />

observation time are undertaken for raising significantly the temporal resolution of the observation<br />

configuration. The results of these simulations show that for the same number of LEOs, but different<br />

ascending nodes at the simulation’s starting time different results appear.<br />

The results indicate the GNSS-LEO-mission concept to be a promising alternative for a future<br />

satellite gravity field mission.<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung ……………….………………...…...………………………………………………... 2<br />

Abstract ……………………..……..………………………………………………………………………... 3<br />

Inhaltsverzeichnis …..…………..………………………..………………………………………………… 4<br />

Abkürzungsverzeichnis …………………………………………………………………………………..... 5<br />

1 Einführung ……………………………………………………………………………………………….... 6<br />

2 Theoretische Grundlagen satellitengestützter Schwerefeldmessung ………………………….…… 8<br />

2.1 Mathematische Grundlagen des Erdschwerefelds …………………………………………….…. 8<br />

2.2 Bisherige satellitengestützte Schwerefeldmissionen ……………………………………..…….. 10<br />

2.3 Geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen …………………………….……………… 13<br />

2.4 Die GETRIS Mission ……………………………………………………………………………….. 15<br />

3 Missionssimulator und Datengrundlagen …………………………………………………………..… 17<br />

3.1 Durchführung mit dem Missionssimulator ……………………………………………………...... 17<br />

3.2 Verwendete Erdschwerefeldmodelle …………………………………………………………...… 19<br />

3.3 Verwendete Satellitenbahnen ……………………………………………………………………... 21<br />

4 Die Methode des GNSS-LEO-Trackings ……………………………………………………………… 23<br />

5 Übersicht der durchgeführten Simulationen ………………………………………………………….. 26<br />

5.1 Simulationen im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage ……………………………...……… 26<br />

5.2 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage ………...……… 29<br />

5.3 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage …………………. 30<br />

6 Ergebnisse ………………………………………………………………………………………………. 31<br />

6.1 Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld …………………………….…. 31<br />

6.2 Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld …………………………….. 38<br />

6.3 Diskussion der Simulationen im statischen Erdschwerefeld ………………………………..….. 45<br />

6.4 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld ………………………………… 48<br />

6.5 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für wenige Tage …………….. 57<br />

7 Abschließende Betrachtungen ……………………………………………………………………...…. 65<br />

7.1 Abschließende Diskussion der Ergebnisse ………………………………………………………. 65<br />

7.2 Ausblick …………………………………………………………………………………………….... 67<br />

Literaturverzeichnis …………………………………………………………………………………….…. 69<br />

Eidesstattliche Erklärung ……………………………………………………………………………….… 71<br />

4


Abkürzungsverzeichnis<br />

CHAMP<br />

e.motion<br />

GEO<br />

GETRIS<br />

GGOS<br />

GNSS<br />

GOCE<br />

GPS<br />

GRACE<br />

LEO<br />

LOS<br />

SGG<br />

SST-hl<br />

SST-ll<br />

Challanging Minisatellite Payload<br />

Earth System Mass Transport Mission<br />

Geostationärer Satellit<br />

Geodesy and Time Reference in Space<br />

Global Geodetic Observing System<br />

Global Navigation Satellite System<br />

Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer<br />

Global Positioning System<br />

Gravity Recovery And Climate Experiment<br />

Low Earth Orbiter<br />

Line of Sight<br />

Satellite gravity gradiometry<br />

High-low satellite-to-satellite tracking<br />

Low-low satellite-to-satellite tracking<br />

5


1 Einführung<br />

Die Methoden der Geodäsie bieten ein breites Spektrum globaler Erdbeobachtungssysteme, das<br />

zur Sicherheit der Menschen und der Ressourcen der Erde beiträgt und somit den Bedürfnissen der<br />

Gesellschaft dient. Dies gilt zum Beispiel in Bezug auf den Schutz vor Naturkatastrophen [Sahagian<br />

et al., (2009)]. Eine gute und vor allem homogen über die Erde verteilte Kenntnis des globalen<br />

Erdschwerefelds ist für viele wissenschaftliche Disziplinen, wie beispielsweise Glaziologie und<br />

Hydrologie, von Bedeutung. Zum einen spiegelt es die inhomogene Massenverteilung im Erdinneren<br />

wieder. Zum anderen dient das Geoid in vielen Anwendungen als Bezugs- oder Referenzfläche, wie<br />

beispielsweise bei der Definition von Höhensystemen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der vor allem<br />

auch das zeitvariable Schwerefeld betrifft, ist, dass die Messungen zeitlicher Veränderungen des<br />

Erdschwerefelds Aussagen über Massentransportprozesse im System Erde zulassen. Dies kann<br />

durch Satelliten-Schwerefeldmissionen erreicht werden. Nach dem Erfolg bisheriger Missionen, wie<br />

GRACE („Gravity Recovery And Climate Experiment“) und GOCE („Gravity Field and Steady-State<br />

Ocean Circulation Explorer“), werden nun neuartige Missionskonzepte entwickelt, um auch in<br />

Zukunft die zeitlichen Veränderungen des Schwerefeldes der Erde und somit Massentransporte im<br />

System Erde zu erkunden.<br />

Neben vielen anderen stellt die GETRIS Mission („Geodesy and Time Reference in Space“) [Schlie,<br />

2012] eine mögliche erfolgsversprechende zukünftige Satelliten-Schwerefeldmission dar. Während<br />

das GRACE-Konzept auf der Distanzmessung zwischen zwei niedrig fliegenden Satelliten beruht,<br />

basiert das Konzept der GETRIS Mission auf der Distanzmessung zwischen geostationären<br />

Satelliten (GEOs) und niedrig fliegenden Satelliten (LEOs). In dieser Arbeit soll das GERTIS<br />

Konzept dahingehend adaptiert werden, dass die GEOs durch GNSS Satelliten (GPS und Galileo)<br />

ersetzt werden. Somit werden hier hochgenaue Distanzmessungen zwischen GNSS Satelliten und<br />

LEOs numerisch simuliert und analysiert. Diese Distanzmessungen erfolgen durch ein Zwei-Wege-<br />

Messsystem mit μm-Genauigkeit. Nachdem zuerst Simulationen nur im statischen Schwerefeld<br />

durchgeführt werden, zielt die Untersuchung der Simulationsergebnisse im Weiteren darauf ab, die<br />

Leistungsfähigkeit des GNSS-LEO-Missionskonzepts für die Messung zeitvariabler Signale des<br />

Schwerefelds, die zum Beispiel durch den globalen Wasserkreislauf hervorgerufen werden, zu<br />

untersuchen.<br />

Für die Untersuchungen werden closed-loop Simulationen mit einem Repeat Orbit der LEOs von 27<br />

Tagen mit einem Missionssimulator durchgeführt. Neben den Orbitbahnen werden in diesen<br />

Missionssimulator ein statisches Erdschwerefeld und je nach Simulation auch ein zeitvariables<br />

Erdschwerefeld eingelesen. Die Beobachtungsgröße im Simulator, der mit Methoden der<br />

Ausgleichungsrechnung arbeitet, sind Beschleunigungsdifferenzen entlang der Line-of-Sight (LOS)<br />

zwischen den LEOs und den GNSS Satelliten. In Bezug auf die Beobachtungsgenauigkeit wird ein<br />

GRACE-ähnliches Fehlerniveau angenommen. Für die Analyse der Leistungsfähigkeit der jeweils<br />

getesteten Konstellation sind vor allem die in der Simulation geschätzten Koeffizienten für die<br />

Darstellung des Potentials der Erde als sphärisch harmonische Reihe von Interesse. Anhand der<br />

Differenzen zwischen den Eingabewerten und den in der Simulation geschätzten Ergebnissen kann<br />

darauf geschlossen werden, in welchem Maße sich die getestete Variante als zukünftige<br />

Erdschwerefeldmission eignet.<br />

6


Zur Darstellung der Untersuchungsergebnisse wurde folgender Aufbau der Arbeit gewählt:<br />

Kapitel 2 beinhaltet den theoretischen Hintergrund dieser Arbeit. Neben den mathematischen<br />

Grundlagen der Schwerefeldmessung werden hier bisher durchgeführte sowie einige mögliche<br />

zukünftige Satelliten-Schwerefeldmissionen erläutert. Bei den mathematischen Grundlagen ist vor<br />

allem die Darstellung des Schwerefelds durch Kugelflächenfunktionen von Interesse für diese Arbeit.<br />

In Bezug auf mögliche zukünftige Satelliten-Schwerefeldmissionen liegt hier ein besonderes<br />

Augenmerk auf der GETRIS Mission.<br />

Kapitel 3 beschreibt die Eingangssituation dieser Arbeit. Hier wird der verwendete Missionssimulator<br />

vorgestellt. Außerdem sind dort die verwendeten Erdschwerefeldmodelle und die verwendeten<br />

Satellitenbahnen beschrieben.<br />

Kapitel 4 stellt das Prinzip des GNSS-LEO-Trackings vor. Hierbei geht es insbesondere um die<br />

Frage der Sichtverbindung der LEOs und GNSS Satelliten zueinander.<br />

Kapitel 5 gibt einen Überblick über die durchgeführten Simulationen, die in dieser Arbeit vorgestellt<br />

werden.<br />

Kapitel 6 stellt die Ergebnisse der Simulationen vor und beinhaltet eine erste Interpretation der<br />

Resultate. Hierbei werden zunächst die Varianten betrachtet, die nur im statischen Erdschwerefeld<br />

simuliert wurden. Anschließend werden diejenigen analysiert, die im statischen und zeitvariablen<br />

Erdschwerefeld simuliert wurden. Abschließend erfolgt eine Betrachtung von Simulationen, die sich<br />

jeweils nur über einen Zeitraum von fünf Tagen erstrecken.<br />

Kapitel 7 befasst sich zum einen mit der abschließenden Diskussion der Untersuchungsergebnisse<br />

und gibt zum andern einen Ausblick auf mögliche andere Untersuchungsaspekte des GNSS-LEO-<br />

Missionskonzepts, die hier nicht untersucht werden.<br />

7


2 Theoretische Grundlagen satellitengestützter Schwerefeldmessung<br />

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der satellitengestützten<br />

Schwerefeldmessung in kurzer Form behandelt. Kapitel 2.1 befasst sich mit den mathematischen<br />

Grundlagen des Erdschwerefelds. Hier ist für die spätere Arbeit vor allem die Darstellung mittels<br />

Kugelflächenfunktionen von Interesse. Die wichtigsten Informationen zu den bisher durchgeführten<br />

satellitengestützten Schwerefeldmission CHAMP (Challanging Minisatellite Payload), GRACE und<br />

GOCE werden in Kapitel 2.2 dargestellt. Anschließend stellt Kapitel 2.3 einige wenige geplante<br />

Erdschwerefeldmissionen vor. Kapitel 2.4 geht anschließend im Speziellen auf die GETRIS Mission<br />

als eine mögliche zukünftige satellitengestützte Erdschwerefeldmission ein.<br />

2.1 Mathematische Grundlagen des Erdschwerefelds<br />

Als erstes soll hier eine kurze Einführung in die Darstellung des Erdschwerefelds mittels<br />

Kugelflächenfunktionen gegeben werden. Für eine ausführliche Herleitung sei hier auf Hoffmann-<br />

Wellenhof & Moritz [2005] und Torge [2003] verwiesen. Im Folgenden werden nur ausgewählte<br />

Formeln vorgestellt.<br />

Ausgangspunkt ist das Newtonsche Gravitationsgesetz<br />

F = G m 1m 2<br />

l 2 (1)<br />

mit F als resultierender Kraft [m kg s −2 ], G = 6,6742 ∙ 10 −11 m 3 kg −1 s −2 als Gravitationskonstante,<br />

m 1 und m 2 als Massen zweier Massenpunkte [kg] und l als Abstand der beiden Massenpunkte [m].<br />

Wenn man nun die Erde als System infinitesimal kleiner Massen betrachtet, lässt sich das<br />

Gravitationspotential der Erde als Volumenelement über alle Massen im sogenannten Newton<br />

Intergral darstellen<br />

V = G ∭<br />

v<br />

dm l<br />

= G ∭ ρ l dv v<br />

(2)<br />

mit V als Gravitationspotential der Erde [m 2 s −2 ], dm als Massenelement [kg], l als Abstand zwischen<br />

einem gewählten Aufpunkt und einem Massenelement dm [m], ρ als Dichte eines Massenelements<br />

dm [kgm −3 ] und dv als Volumenelement [m 3 ].<br />

Schließlich erhält man das Gravitationspotential der Erde in Darstellung einer sphärisch<br />

harmonischen Reihe mit sphärischen Koordinaten (mit Radius r, Kobreite θ und Länge λ)<br />

V(r, θ, λ) = GM ∑ N max<br />

R (R r )n+1<br />

n<br />

n=0<br />

∑m=0<br />

P̅nm (cos θ)<br />

[C̅<br />

nm cos(mλ) + S̅nm sin(mλ)] (3)<br />

mit M als Masse der Erde [kg], R als mittleren Erdradius [m], P̅nm als vollständig normierte<br />

Legendrepolynome vom Grad n und Ordnung m und {C̅nm; S̅nm } als korrespondierende vollständig<br />

8


normierte Kugelfunktionskoeffizienten. Letztere gilt es mittels der Messungen der<br />

satellitengestützten Erdschwerefeldmissionen zu ermitteln.<br />

Dabei kann der Term ( R r )n+1 als Tiefpassoperator im Spektralbereich interpretiert werden, der die<br />

Fehlerfortpflanzung mit zunehmender Orbithöhe repräsentiert [Rummel & Pail, 2011]. Daher ist aus<br />

diesem Gesichtspunkt eine möglichst niedrige Flughöhe für eine Mission zu wählen, um die<br />

Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Andererseits steigt mit abnehmender Flughöhe der Luftwiderstand<br />

exponentiell. Es sollten also die Amplituden der hohen Frequenzen durch einen Filter mit Hochpass-<br />

Charakteristik verstärkt werden. Deshalb ist es gewünscht, die höheren Ableitungen des Potentials<br />

im Satellitenniveau zu betrachten.<br />

Die erste Ableitung des Schwerepotentials in radialer Richtung lautet<br />

∂V n<br />

∂r<br />

= − n+1<br />

r V n (4)<br />

und die zweite Ableitung des Schwerepotentials in radialer Richtung lautet<br />

Dabei stellen die Terme − n+1<br />

r<br />

∂ 2 V n<br />

∂r 2<br />

= (n+1)(n+2)<br />

r 2 V n (5)<br />

und (n+1)(n+2)<br />

r 2 Filterfaktoren im Spektralbereich dar.<br />

Eine Übersicht über die Anwendung unterschiedlicher Filteroperatoren stellt das Meissl-Rummel-<br />

Schema (siehe Abbildung 1) dar, das mit dem Störpotential als tatsächliche Beobachtungsgröße<br />

arbeitet.<br />

Abbildung 1: Meissl-Rummel-Schema [Pail, 2011]<br />

9


Nachdem die mathematischen Grundlagen des Erdschwerefelds erläutert wurden, soll in den<br />

folgenden Abschnitten auf bisherige und geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />

eingegangen werden.<br />

2.2 Bisherige satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />

Dieser Abschnitt soll einen kurzen Überblick über die bisherigen satellitengestützten<br />

Schwerefeldmissionen CHAMP, GRACE und GOCE geben.<br />

CHAMP<br />

CHAMP (Challenging Minisatellite Payload) startete im Jahr 2000 und war die erste<br />

Satellitenmission, deren Hauptaufgabe es war, das Erdschwerefeld zu messen [Pail, 2013]. Das<br />

Prinzip von CHAMP beruht auf der 3D-Distanzmessung zwischen dem Low Earth Orbiter und den<br />

höher fliegenden GPS-Satelliten. Hierzu war der LEO unter anderem mit einem GPS-Empfänger<br />

ausgestattet. Außerdem besaß er ein Akzelerometer zur Erfassung der auf den Satelliten<br />

einwirkenden nicht-gravitativen Störbeschleunigungen. Dieses Verfahren bezeichnet man als highlow<br />

satellite-to-satellite tracking (SST-hl) und ist in Abbildung 2 dargestellt. Die geometrische<br />

Abweichung der realen Satellitenbahn von einer Referenzbahn ist in diesem Fall die<br />

Beobachtungsgröße. Somit wird also die unregelmäßige Bahn des Satelliten beobachtet. Die<br />

gemessene Differenz kann man schließlich auf die Störbeschleunigung zurückführen [Rummel &<br />

Pail, 2011].<br />

Abbildung 2: CHAMP Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />

10


Die wichtigsten Missionsparameter waren [Rummel & Pail, 2011]:<br />

nahezu kreisförmiger (e < 0,004) und polarer (i = 87°) Orbit<br />

projektierte Missionsdauer: 5 Jahre (tatsächlich: 10 Jahre)<br />

Anfangshöhe: 454 km, Orbithöhe während der Mission abnehmend<br />

Die Missionsziele waren [Hofmann-Wellenhof & Moritz, 2005]:<br />

Messung des globalen Schwerefelds<br />

Messung des globalen Magnetfelds<br />

Atmosphärenmodellierung (Ionosphäre und Troposphäre)<br />

GRACE<br />

Im Jahr 2002 startete die GRACE-Mission (Gravity Recovery And Climate Experiment), die aus zwei<br />

baugleichen LEOs besteht, wobei einer der beiden dem anderem in einem Abstand von ca. 200 km<br />

auf derselben Bahnspur folgt [Rummel & Pail, 2011]. Neben dem SST-hl basiert das GRACE<br />

Messprinzip auf der Distanzmessung zwischen den beiden LEOs. Die Messung des Abstands<br />

zwischen dem GRACE-Paar erfolgt über ein K-Band-Mikrowellen-System [Pail, 2013]. Dieses<br />

Beobachtungsverfahren wird als low-low satellite-to-satellite tracking (SST-ll) bezeichnet und ist in<br />

Abbildung 3 dargestellt. Dabei befinden sich in beiden LEOs Beschleunigungsmesser zur<br />

Eliminierung nicht-gravitativer Kräfte. Dieses Konzept ermöglicht die Bestimmung der niedrigen und<br />

mittleren Grade des Gravitationsfelds mit sehr hoher Genauigkeit. So können nicht nur Informationen<br />

über das statische Schwerefeld, sondern auch über langwellige zeitliche Veränderungen, wie<br />

periodische Signale und Massentrends, abgeleitet werden [Rummel & Pail, 2011].<br />

Abbildung 3: GRACE Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />

11


Die wichtigsten Missionsparameter sind [Rummel & Pail, 2011]:<br />

nahezu kreisförmiger (e < 0,005) und polarer (i = 89°) Orbit<br />

projektierte Missionsdauer: 5 Jahre; voraussichtlich bis 2014<br />

Anfangshöhe: ca. 450 km, Orbithöhe während der Mission abnehmend<br />

Die Missionsziele sind [Rummel & Pail, 2011]:<br />

Statisches Schwerefeld der Erde<br />

Zeitliche Variationen des Schwerefelds der Erde<br />

Atmosphärenmodellierung<br />

Der Start einer nahezu baugleichen GRACE follow-on Mission ist für August 2017 geplant.<br />

GOCE<br />

Die GOCE (Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer) Mission startete im Jahr<br />

2009 und basiert neben dem SST-hl-Konzept auf dem sogenannten satellite gravity gradiometry<br />

(SGG) Verfahren. Dabei wird die Basislinie zwischen zwei Beschleunigungsmessern derart verkürzt,<br />

dass sie sich in einem einzigen Satelliten befinden. Im Gegensatz zum SST-ll Konzept werden hier<br />

differentielle Beschleunigungen, also die 2. Ableitungen des Gravitationspotentials V, gemessen<br />

[Rummel & Pail, 2011]. Abbildung 4 stellt dieses Messprinzip graphisch dar. Entscheidend für dieses<br />

Messkonzept ist, dass sich der Satellit bzw. dessen Massenschwerpunkt im sogenannten „dragfree“-Zustand<br />

befindet. Das bedeutet, dass alle nicht-konservativen Kräfte mit Hilfe von Schubdüsen<br />

in-situ korrigiert werden, so dass sich der Satellit im freien Fall um die Erde befindet.<br />

Die wichtigsten Missionsparameter sind:<br />

nahezu kreisförmiger (e < 0,0035) und sonnensynchroner (i ≈ 96,5°) Orbit<br />

projektierte Missionsdauer: 2Jahre; tatsächliche Missionsdauer voraussichtlich bis Oktober<br />

2013<br />

konstante Orbithöhe von ca. 255 km; 61-Tage-Wiederholorbit; Absenkung um bis zu 30 km<br />

in der letzten Missionsphase<br />

Die Missionsziele sind [Hofmann-Wellenhof & Moritz, 2005]:<br />

Bestimmung von Schwereanomalien mit einer Genauigkeit von 1 mGal<br />

Bestimmung von Geoidhöhen mit einer Genauigkeit von 1-2 cm<br />

Erreichen dieser Ergebnisse bei einer räumlichen Auflösung besser als 100 km<br />

12


Abbildung 4: GOCE Messprinzip [Rummel & Pail, 2011]<br />

Während in diesem Kapitel bisher durchgeführte Missionen behandelt wurden, geht es im nächsten<br />

Abschnitt um geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen.<br />

2.3 Geplante satellitengestützte Schwerefeldmissionen<br />

Nachdem im vorangegangenen Kapitel bisher durchgeführte Schwerefeldmissionen vorgestellt<br />

wurden, werden in diesem Kapitel einige Konzepte für mögliche zukünftige Missionen kurz<br />

vorgestellt. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die geplante Mission GRACE Follow-on<br />

hingewiesen. Da das Hauptproblem bei den Schwerefeldern aus GRACE Daten die starken Streifen<br />

entlang der Flugrichtung sind, bemüht man sich bei zukünftigen Missionen mit zwei Satelliten darum,<br />

dies zu beheben, indem die relative Lage der Satelliten zueinander während des Flugs verändert<br />

wird [Schlie, 2012].<br />

13


e.motion<br />

Beim e.motion (Earth System Mass Transport Mission) Konzept fliegen zwei Satelliten auf einer fast<br />

polaren Bahn, wobei diese leicht um die Polachse gedreht sind. Dies stellt ein sogenanntes Pendel-<br />

Konzept dar, bei dem die beiden Satelliten relativ zueinander eine Pendelbewegung quer zur<br />

Flugrichtung vollführen. Abbildung 5 veranschaulicht dieses Konzept [Panet et al., 2012].<br />

Abbildung 5: Konzept der e.motion Mission [Panet et al., 2012]<br />

Cartwheel<br />

Cartwheel bezeichnet eine Formation von zwei oder mehreren Satelliten, die sich ähnlich wie ein<br />

Wagenrad um ihren gemeinsamen Schwerpunkt drehen [Wiese et al. 2009 in Schlie, 2012]. Dieses<br />

Konzept stellt hohe Ansprüche an die Bahnkontrolle und die Lageregelung der Satelliten. Abbildung<br />

6 veranschaulicht dieses Prinzip.<br />

Abbildung 6: Cartwheel Formationen [Wiese et al., 2009 in Schlie, 2012]<br />

14


Bender-Design<br />

Einen weiteren Ansatz einer Schwerefeldmission, das sogenannte „temporal aliasing“ in<br />

ökonomischer Art und Weise zu reduzieren, bietet dieses Verfahren, das mehrere Satellitenpaare<br />

zu einer gemeinsamen Lösung verbindet. Dabei fliegt eines der beiden Satellitenpaare mit einer<br />

niedrigeren Inklination, um so zusätzlich die Ost-West Information zu verbessern. Außerdem wird<br />

hierbei die Anzahl der Beobachtungen erhöht und die Streifenbildung in den Lösungen verringert<br />

[Bender et al., 2008 in Wiese et al., 2011].<br />

Der nachfolgende Abschnitt beschäftigt sich nun mit dem Konzept einer zukünftigen<br />

Schwerefeldmission, das als Vorlage für diese Arbeit dient.<br />

2.4 Die GETRIS Mission<br />

Nachdem nun einige mögliche zukünftige Schwerefeldmissionen angesprochen wurden, soll nun die<br />

GETRIS Mission betrachtet werden. Die hier aufgeführten Informationen stammen aus dem<br />

„Technical Proposal“ zur Mission (GETRIS 2011) und sind von Schlie [2012] entnommen, soweit sie<br />

nicht anders gekennzeichnet sind.<br />

Die Intention der GETRIS (Geodesy and Time Reference in Space) Mission ist die Schaffung einer<br />

Orts- und Zeitreferenz im Weltraum. Die Mission ist also nicht primär für die Schwerefeldbestimmung<br />

gedacht, sondern zur Realisierung eines Zeit- und Ortsreferenzrahmens für andere<br />

Satellitenmissionen und geodätische Raumverfahren durch geostationäre Satelliten. Die<br />

geostationären Satelliten stellen ihre Position und ein Zeitsignal anderen Satelliten und Benutzern<br />

auf der Erde zur Verfügung. Die Ziele der Mission lassen sich in folgenden beiden Punkten<br />

zusammenfassen:<br />

„Ein genaues weltraum-basiertes geodätisches Bezugssystem mit Navigationsunterstützung<br />

für LEO Satelliten bereit zu stellen“<br />

„Eine hochgenaue Zeit- und Frequenzreferenz für Benutzer am Boden und im Weltraum zur<br />

Verfügung zu stellen“<br />

Somit würde eine gute Ergänzung zum bestehenden globalen geodätischen Beobachtungssystem<br />

(GGOS) geschaffen.<br />

Das Grundprinzip der Schwerefeldmessung besteht hier nun im Tracking zwischen den<br />

geostationären Satelliten (GEOs) und einem oder mehreren LEOs. In diesem Fall könnte man von<br />

einem extremen SST-hl Verfahren sprechen, da die Distanzen hier erheblich größer sind als bei<br />

einer Distanzmessung zwischen einem GNSS-Satelliten und einem LEO. Für die Realisierung<br />

dieses Konzepts sind mindestens zwei GEOs nötig, damit der LEO stets eine „Sichtverbindung“ zu<br />

einem GEO hat. Abbildung 7 stellt eine mögliche GETRIS Konfiguration vor.<br />

Mittels hochgenauer Entfernungsmessung wird die Abweichung der nominellen Bahn des LEOs von<br />

seiner tatsächlichen ermittelt und so durch Zurückführen auf die Störbeschleunigung das<br />

Schwerefeld der Erde berechnet. In diesem Zusammenhang hat Schlie [2012] gezeigt, dass das<br />

Schwerefeld besser bestimmt werden kann, weil der Messung zwischen GEO und LEO die<br />

Intersatelliten-Distanzmessung primär in radialer Richtung durchgeführt wird.<br />

15


Abbildung 7: Mögliche GETRIS Konfiguration [Schlie, 2012]<br />

Ziel dieser Arbeit ist es nun, dieses Missionskonzept, das eine Erfolg versprechende mögliche<br />

zukünftige satellitengestützte Erdschwerefeldmission darstellt, dahingehend zu adaptieren, dass an<br />

Stelle von Distanzmessungen zwischen GEOs und LEOs Distanzmessungen zwischen GNSS<br />

Satelliten und LEOs Beobachtungsgrößen des Missionskonzepts sind.<br />

Im nun folgenden Kapitel soll unter anderem auf den Missionssimulator eingegangen werden, mit<br />

dem sowohl Simulationen für die GETIRS Mission durch Schlie [2012] als auch die Simulationen für<br />

die Methode des GNSS-LEO-Trackings durchgeführt wurden. Darüber hinaus werden auch die für<br />

die Simulation erforderlichen Datengrundlagen besprochen.<br />

16


3 Missionssimulator und Datengrundlage<br />

In diesem Kapitel wird zunächst im Abschnitt 3.1 der Missionssimulator erläutert, mit dem die<br />

numerischen Simulationen für das GNSS-LEO-Tracking Konzept durchgeführt wurden. Kapitel 3.2<br />

stellt das verwendete statische und zeitvariable Schwerefeld vor. Anschließend wird in Abschnitt 3.3<br />

noch auf die verwendeten Satellitenbahnen eingegangen.<br />

3.1 Durchführung mit dem Missionssimulator<br />

Die Methode des GNSS-LEO-Trackings wird in einer closed-loop Simulation simuliert. Hierzu wird<br />

der vorhandene Missionssimulator (Pail, Mayerhofer, 2009) eingesetzt, der mit dem Prinzip einer<br />

closed-loop Simulation arbeitet. Dabei wird ein Eingangsschwerefeld in das Programm eingelesen<br />

und am Ende der Simulation erhält man ein Ausgabeschwerefeld. Anhand der Differenz zwischen<br />

dem Eingangsschwerefeld und dem ausgegebenen Schwerefeld lassen sich Rückschlüsse auf die<br />

Leistungsfähigkeit der simulierten Mission ziehen. Abbildung 8 stellt die Funktionsweise des<br />

Simulators, die im Weiteren erläutert werden soll, graphisch dar.<br />

Abbildung 8: Funktionsweise des Missionssimulators [Schlie, 2012]<br />

17


Die Satellitenorbits werden zusammen mit einem statischen Erdschwerefeld und je nach Simulation<br />

auch mit einem zeitvariablen Erdschwerefeld eingelesen. Bei den Satellitenorbits handelt es sich<br />

jeweils um zwei Datensätze (ein „Satellitenpaar“), die die Positionen eines LEOs und eines GNSS<br />

Satelliten beinhalten zu Zeitpunkten, an denen Sichtverbindung entlang der Sichtlinie (LOS) besteht<br />

und keine Trennung eben dieser auf Grund der Erde, die sich gegebenenfalls entlang der LOS<br />

zwischen den beiden Satelliten befindet. Die Problematik der Überprüfung der Sichtverbindung wird<br />

in Kapitel 4 weitergehend besprochen. Zusätzlich werden pro Satellitenpaar eine Rauschzeitreihe<br />

mit weißem Rauschen und ein entsprechender Filter eingelesen, damit realistische Ergebnisse<br />

erzielt werden können. Am Ende des numerischen Simulationsprozesses erhält man geschätzte<br />

Schwerefeldkoeffizienten sowie deren zugehörige formale Fehler. Der Simulationsprozess<br />

beinhaltet eine sphärisch harmonische Analyse, bei der ausgehend von den Beobachtungen der<br />

Satelliten die Koeffizienten des Schwerefelds bestimmt werden. Da hierbei die Anzahl der zu<br />

schätzenden Koeffizienten deutlich geringer ist als die der Beobachtungen, geschieht dies mittels<br />

einer Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate, dem sogenannten Gaus-Markov-<br />

Modell [Schlie, 2012]. Für weitere Informationen zur Funktionsweise des Schätzverfahrens nach<br />

der Methode der kleinsten Quadrate sei an dieser Stelle auf Niemeier [2008] verwiesen. Abbildung<br />

9 veranschaulicht, wie anhand der geschätzten Koeffizienten Rückschlüsse auf die<br />

Leistungsfähigkeit der simulierten Mission gezogen werden können.<br />

Abbildung 9: Durchführungsprinzip der Arbeit [Schlie, 2012]<br />

Für den Fall, dass kein zeitvariables Schwerefeld in den Simulator eingelesen wird, genügt es die in<br />

der Graphik rot hinterlegten Schritte durchzuführen. Dabei wird von dem in der Simulation<br />

18


geschätzten Schwerefeld das Eingangsschwerefeld abgezogen. Anschließend lassen sich anhand<br />

von Analysen der Koeffizientendifferenzen, der mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient und<br />

der Geoidhöhendifferenzen oder auch anderen Darstellungsarten Aussagen in Bezug auf die<br />

Leistungsfähigkeit der simulierten Mission treffen. Im Falle, dass zusätzlich noch zeitlich variable<br />

Schwerefelder eingelesen werden, muss das Mittel dieser Schwerefelder ebenfalls von den<br />

geschätzten Koeffizienten abgezogen werden. Dies entspricht den blau hinterlegten Schritten in der<br />

Graphik. Für die hier durchgeführten Simulationen wurde ein zeitlich variables Erdschwerefeld mit<br />

einer Auflösung von sechs Stunden verwendet (siehe Kapitel 3.2).<br />

Für weitere Informationen zum Missionssimulator sowie zur verwendeten Konfigurationsdatei sei an<br />

dieser Stelle auf Schlie [2012] verwiesen. Die Konfigurationsdatei dient dazu, dass der Benutzer mit<br />

ihr die wichtigsten Variablen deklariert sowie die Pfade zu den Eingabe – und Ausgabedaten festlegt.<br />

Außerdem wird dort bestimmt, welche Beobachtungsart simuliert werden soll. In dieser Arbeit<br />

werden die Messungen als Beschleunigungsdifferenzen entlang der LOS ausgewertet.<br />

Da nun die Funktionsweise des Missionssimulators geklärt wurde, beschäftigen sich die beiden<br />

folgenden Kapitel mit den Eingangsdaten für diesen.<br />

3.2 Verwendete Erdschwerefeldmodelle<br />

In diesem Abschnitt werden sowohl das in den Simulationen verwendete statische<br />

Erdschwerefeldmodell als auch das zeitvariable Erdschwerefeldmodell besprochen.<br />

Das statische Eingangsschwerefeld<br />

Als statisches Eingangsschwerefeld wird das GO_CONS_GCF_2_TIM_R4 Modell [Pail et al., 2011]<br />

verwendet. An dessen Erstellung waren das Institut für Theoretische Geodäsie und<br />

Satellitengeodäsie der Technischen Universität Graz, das Institut für Geodäsie und Geoinformation<br />

der Universität Bonn und das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der<br />

Technischen Universität München beteiligt. Als Methode für die Prozessierung wurde hier die Timewise<br />

Methode verwendet, die versucht, das ausgegebene Modell möglichst realistisch an die<br />

stochastischen Eigenschaften der Eingangsdaten anzupassen. In diesem Modell stehen<br />

Koeffizienten bis zu maximalem Grad und maximaler Ordnung 250 zur Verfügung. Als<br />

zugrundeliegende Schwerefeldmission dient hier ausschließlich die GOCE Mission. Die Periode der<br />

Datenerhebung erstreckt sich vom 01.11.2009 bis zum 19.06.2012; also über ca. 26,5 Monate<br />

[ICGEM, 2013]. In dieser Arbeit werden aus diesem Schwerefeld nur Koeffizienten bis Grad und<br />

Ordnung 60 verwendet, um somit die Rechenlaufzeit der Simulationen zu verkürzen. Abbildung 10<br />

zeigt die Geoidhöhen des verwendeten statischen Eingangsschwerefelds.<br />

19


Abbildung 10: Geoidhöhen des GO_CONS_GCF_2_TIM_R4 Modells in Metern<br />

Das zeitvariable Erdschwerefeld<br />

Das für diese Arbeit verwendete zeitvariable Erdschwerefeld beinhaltet Einflüsse der Atmosphäre,<br />

der Ozeane, der Hydrologie, der Eismassen und der festen Erde und stammt aus dem ESA Projekt,<br />

das das Monitoring und die Modellierung individueller Ursachen von Massenverteilungen und<br />

Massentransporte im System Erde unter Verwendung von Satelliten behandelt [Gruber et al., 2011].<br />

An dessen Erstellung waren das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der<br />

Technischen Universität München, das Glaziologische Zentrum der Universität Bristol, der Lehrstuhl<br />

für physikalische Geographie der Universität Utrecht, das Deutsche GeoForschungsZentrum<br />

Potsdam, die Universität Luxembourg und das Institut für Erdbeobachtung und Weltraumsysteme<br />

der Technischen Universität Delft beteiligt. Dabei wurden die verschiedenen Datensätze zunächst<br />

entsprechend ihrer jeweiligen Eigenheiten prozessiert und anschließend miteinander kombiniert.<br />

Ziel war es dabei, ein möglichst realistisches zeitvariables Erdschwerefeld zu berechnen, das für<br />

Simulationen verwendet werden kann. Die Koeffizienten liegen hier bis zu einem maximalen Grad<br />

und einer maximalen Ordnung von 180 vor. Ein Datensatz an Koeffizienten beinhaltet das mittlere<br />

Signal eines sechs Stunden Intervalls. Da bei den Simulationen für diese Arbeit als Startzeitpunkt<br />

für die Missionen der 01.01.2001 und ein Zeitraum von 27 Tagen gewählt wurde, müssen die<br />

entsprechenden Datensätze (also 4*27 Datensätze) in den Simulator eingelesen werden. Das<br />

zeitvariable Signal einer Beobachtungsepoche wird durch lineare Interpolation ermittelt. Wie beim<br />

statischen Schwerefeld werden hier auch nur die Koeffizienten bis Grad und Ordnung 60 verwendet.<br />

20


Nachdem nun die verwendeten Erdschwerefelder betrachtet wurden, soll im Folgenden auf die<br />

verwendeten Satellitenbahnen eingegangen werden.<br />

3.3 Verwendete Satellitenbahnen<br />

Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die verwendeten Satellitenbahnen sowie deren<br />

zugehörigen Bahnparameter.<br />

Die Position eines Satelliten kann vereinfacht durch determinierte Keplerelemente beschrieben<br />

werden. Darauf soll hier jedoch nicht eingegangen werden, sondern es sei auf Hofmann-Wellenhof<br />

et al. [2008] verwiesen. Da auf die Satelliten aber permanent Kräfte von außen wirken, verändern<br />

sich auch die Bahnelemente ständig. Somit kann die Satellitenbewegung als Keplerbewegung mit<br />

zeitveränderlichen Bahnelementen interpretiert werden. Um diesen Einfluss der<br />

Störbeschleunigungen in der Bewegungsgleichung der Satellitenbahnen Rechnung zu tragen, führt<br />

man die oskulierenden sowie die mittleren Bahnelemente ein [Rothacher & Hugentobler, 2008]. Für<br />

die Simulationen in dieser Arbeit werden derartige Bahnstörungen nicht berücksichtigt und daher<br />

nur nominelle Keplerelemente verwendet. Die Orbitbahnen sind als kreisförmig angenommen<br />

(Exzentrizität e = 0). Aus diesen werden jeweils die Positionen der Satelliten im Abstand von zehn<br />

Sekunden berechnet (10 Sekunden Sampling). Für die Erde ist ein Radius von 6378136,3 m<br />

angenommen.<br />

Die für die jeweiligen Satellitentypen verwendeten Bahnparameter führen Tabelle 1, Tabelle 2 und<br />

Tabelle 3 auf:<br />

GPS Satelliten [Rothacher et al., 2012]:<br />

Bahnhöhe über der Erde<br />

20200 km<br />

Umläufe/Sterntag 2/1<br />

Inklination 55°<br />

Anzahl der Bahnebenen 6<br />

Abstand der Bahnen zueinander 60°<br />

Tabelle 1: Bahnparameter der GPS Satelliten<br />

Galileo Satelliten [Rothacher et al., 2012]:<br />

Bahnhöhe über der Erde<br />

23200 km<br />

Umläufe/Sterntag 17/10<br />

Inklination 56°<br />

Anzahl der Bahnebenen 3<br />

Abstand der Bahnen zueinander 120°<br />

Tabelle 2: Bahnparameter der Galileo Satelliten<br />

21


Niedrig fliegende Satelliten mit Repeat Orbit (LEOs) [Schlie, 2012]:<br />

Bahnhöhe über der Erde<br />

470 km<br />

Anzahl der Umläufe 413<br />

Anzahle der Sterntage 27<br />

Inklination 89°<br />

Tabelle 3: Bahnparameter der LEO<br />

Bei der Generierung der Satellitenorbits wird zuerst der Orbit des LEOs im 10 Sekunden Sampling<br />

erzeugt. Dieser besitzt einen Repeat Orbit mit einer Bodenspur auf der Erde, die sich nach 27 Tagen<br />

wiederholt. Es werden also im Abstand von 10 Sekunden mittels der aufgeführten Bahnparameter<br />

die jeweiligen Positionen des LEOs für einen gesamten Zeitraum von 27 Tagen berechnet. Als<br />

nächstes werden die Positionen der GNSS Satelliten nach dem gleichen Verfahren ermittelt, so dass<br />

sie von den Zeitpunkten der Positionsbestimmung her denen des LEOs entsprechen. Für den Fall,<br />

dass Simulationen mit mehreren LEOs durchgeführt werden, ist dies für die weiteren LEOs analog<br />

zu berechnen. Anschließend wird für jeden Zeitpunkt überprüft, ob eine Beobachtung entlang der<br />

LOS möglich ist (siehe Kapitel 4). Schließlich entstehen als Eingabedaten für den Missionssimulator<br />

für jede mögliche Kombination von LEOs und GNSS Satelliten („Satellitenpaar“) je zwei Matrizen,<br />

die Uhrzeit und zugehörige Position des Satelliten beinhalten für den Fall, dass eine Beobachtung<br />

zum anderen Satelliten des entsprechenden Satellitenpaares möglich ist, sowie eine<br />

Rauschzeitreihe mit weißem Rauschen mit identischer Datenlänge.<br />

Die Methode des GNSS-LEO-Trackings wird nun im nachfolgenden Kapitel erklärt.<br />

22


4 Die Methode des GNSS-LEO-Trackings<br />

Das nun folgende Kapitel befasst sich mit der Methode des GNSS-LEO-Trackings und der daraus<br />

resultierenden Notwendigkeit der Überprüfung der Sichtverbindung zwischen dem GNSS Satelliten<br />

und dem LEO.<br />

Beim GNSS-LEO-Tracking wird die Distanz zwischen einem niedrig fliegenden Low Earth Orbiter<br />

(LEO) und einem höher fliegenden GNSS Satelliten (in dieser Arbeit: GPS oder Galileo) gemessen.<br />

Als Messsystem wird hier ein Zwei-Wege Mikrowellenmesssystem angenommen. Die Art des<br />

Messsystems spielt jedoch bei den hier durchgeführten Simulationen keine Rolle und soll daher nicht<br />

weiter erläutert werde. Außerdem werden hier keine Spezialfälle wie Satellitenausfälle und<br />

Satellitenmanöver berücksichtigt.<br />

Bei diesen Simulationen werden die Messungen als Beschleunigungsdifferenzen ∆b LOS (t) entlang<br />

der LOS ausgewertet. Die LOS entspricht dem Differenzvektor zwischen den Ortsvektoren zweier<br />

Satelliten. Die Beschleunigungen, die die Satelliten jeweils erfahren, werden dabei auf die LOS<br />

projiziert und voneinander abgezogen. Dies führt zu folgender Beobachtungsgleichung:<br />

∆b LOS (t) = 〈a A (t), LOS A (t)〉 − 〈a B (t), LOS B (t)〉 (6)<br />

dabei stehen die Indizes A und B hier dafür, dass die Vektoren in den jeweiligen lokalen<br />

nordorientierten Koordinatensystemen der Satelliten mit Ursprung im Schwerpunkt des Satelliten<br />

ausgedrückt werden. a A (t) und a B (t) sind die Beschleunigungsvektoren für die Beschleunigungen,<br />

die jeweils auf die Satelliten A und B wirken, und LOS A (t) und LOS B (t) bezeichnet die normierten<br />

Vektoren der LOS, die beide identische Orientierung besitzen.<br />

Nachdem die Satellitenpositionen mittels der im Kapitel 3.3 vorgestellten Orbitparameter im 10<br />

Sekunden Sampling berechnet wurden, muss vor der Simulation geprüft werden, ob eine<br />

Beobachtungsmessung zwischen einem LEO und einem GNSS Satelliten möglich ist. Vereinfacht<br />

gesagt bedeutet das: es muss geprüft werden, ob Sichtverbindung zwischen den Satelliten eines<br />

Satellitenpaars besteht. Diese Überprüfung soll im Folgenden anhand von Abbildung 11 erläutert<br />

werden.<br />

Abbildung 11: GNSS Satellit und LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum<br />

23


Hier wird angenommen, dass weder das Sichtspektrum des GNSS Satelliten noch das des LEOs<br />

eingeschränkt sind. Das bedeutet, dass sowohl der GNSS Satellit als auch der LEO in jede<br />

Raumrichtung sehen können. Maßgebend für die Entscheidung, ob Sichtverbindung zwischen den<br />

beiden Satelliten besteht oder nicht, sind die Winkel φ max und φ GNSS,LEO am Erdmittelpunkt im<br />

Dreieck, das vom GNSS Satelliten, dem LEO und dem Erdmittelpunkt aufgespannt wird. Es gilt<br />

folgendes Entscheidungskriterium: Falls φ GNSS,LEO ≤ φ max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ φ max sehen<br />

die beiden Satelliten einander, sonst nicht. φ max lässt sich wie folgt ermitteln:<br />

Winkel am GNSS Satelliten:<br />

Winkel φ GNSS am Erdmittelpunkt:<br />

Winkel am LEO:<br />

Winkel φ LEO am Erdmittelpunkt:<br />

Und so folgt schließlich:<br />

Der Winkel φ GNSS,LEO lässt sich berechnen durch:<br />

sin δ GNSS = ρ Erde<br />

ρ GNSS<br />

∙ sin 90° (7)<br />

φ GNSS = 180° − 90° − δ GNSS (8)<br />

sin δ LEO = ρ Erde<br />

ρ LEO<br />

∙ sin 90° (9)<br />

φ LEO = 180° − 90° − δ LEO (10)<br />

φ max = φ GNSS + φ LEO (11)<br />

cos φ GNSS,LEO =<br />

ρ⃗ GNSS ∙ ρ⃗ LEO<br />

|ρ⃗ GNSS | ∙ |ρ⃗ LEO |<br />

(12)<br />

Obiger Test muss für jedes Satellitenpaar zu jedem Zeitpunkt durchgeführt werden. Nur falls<br />

Sichtverbindung besteht, werden die entsprechenden Zeitpunkte sowie die zugehörigen Positionen<br />

im erdfesten System in der jeweiligen Datenmatrix eingetragen. Die anderen Werte werden<br />

verworfen.<br />

Eine andere Variante der Sichtbarkeitsverhältnisse zwischen GNSS Satelliten und LEO ist, dass<br />

zwar der GNSS Satellit in jeden Raumwinkel sehen kann, aber es dem LEO nur unter einem<br />

bestimmten Elevationswinkel (α LEO ) möglich ist, in den Raum zu blicken. Abbildung 12<br />

veranschaulicht diesen Sachverhalt.<br />

24


Zusätzlich zu obigem Test muss eine weitere Überprüfung durchgeführt werden: Falls φ GNSS,LEO ≤<br />

φ max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ φ max und φ GNSS,LEO ≤ α max oder 360° − φ GNSS,LEO ≤ α max ,<br />

sehen die beiden Satelliten einander, sonst nicht. Hier wird also α max als zusätzliches<br />

Entscheidungskriterium eingeführt. α max lässt sich bei gegebenem Elevationswinkel α LEO folgender<br />

maßen berechnen:<br />

Für den Winkel α GNSS am GNSS Satelliten gilt:<br />

Abbildung 12: LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum<br />

sin α GNSS = ρ LEO<br />

ρ GNSS<br />

∙ sin(180° − α LEO ) (13)<br />

Und so folgt:<br />

α max = 180° − (180° − α LEO ) − α GNSS (14)<br />

Analog zu obigem Test muss dieses Entscheidungskriterium für jedes Satellitenpaar zu jedem<br />

Zeitpunkt zusätzlich überprüft werden.<br />

In dieser Arbeit wird bei Simulationen unter den Bedingungen der hier als zweites beschriebenen<br />

Variante stets ein Zenitwinkel von α LEO = 75° angenommen wird. Dies entspricht einem<br />

Elevationswinkel von 15°.<br />

Da das Messsignal, aus dem die Distanz zwischen den beiden Satelliten ermittelt werden soll, beim<br />

Durchqueren der Erdatmosphäre zu stark beeinträchtigt würde, um verwendbare Beobachtungen<br />

zu erzeugen, wird noch ein Sicherheitsbereich von 200 km um die Erde herum eingeführt. Bei der<br />

Überprüfung der Sichtbarkeit entspricht dies einer Vergrößerung des Erdradius um 200 km. Weitere<br />

Einflüsse durch die Atmosphäre werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.<br />

Eine Übersicht über die durchgeführten Simulationen gibt das nächste Kapitel.<br />

25


5 Übersicht der durchgeführten Simulationen<br />

Bevor die Simulationsergebnisse selbst vorgestellt werden, soll in diesem Kapitel ein Überblick über<br />

die durchgeführten Simulationen gegeben werden.<br />

Zunächst lassen sich die Simulationen in drei Gruppen unterteilen: Simulationen im statischen<br />

Erdschwerefeld über 27 Tage, Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27<br />

Tage sowie Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage. Diese<br />

Gruppen werden nun nacheinander vorgestellt.<br />

5.1 Simulationen im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />

In dieser Gruppe wird nur ein statisches Erdschwerefeld in den Simulator eingelesen. Außerdem<br />

wird bei dieser Simulationsreihe immer nur ein LEO verwendet und die Anzahl der GNSS Satelliten<br />

variiert. Die Startposition des LEOs liegt bei jeder Simulation bei einem aufsteigenden Knoten von<br />

0° und einer mittleren Anomalie von 0°. Im Simulationszeitraum beschreibt der LEO genau einen<br />

Repeat Orbit (siehe Kapitel 3.3). Es werden entweder GPS oder Galileo Satelliten verwendet.<br />

Konstellationen, die beide GNSS-Typen gleichzeitig enthalten, werden nicht simuliert. Die<br />

Simulationen im statischen Erdschwerefeld lassen sich zum einen unterteilen in Simulationen mit<br />

GPS Satelliten und einem LEO sowie Simulationen mit Galileo Satelliten und einem LEO. Zum<br />

anderen ist eine Einteilung in Simulationen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs (siehe<br />

Kapitel 4, erste Variante) sowie Simulationen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs (siehe<br />

Kapitel 4, zweite Variante) möglich.<br />

Tabelle 4 führt die Simulationen zeilenweise auf, die mit GPS Satelliten durchgeführt wurden:<br />

Name der Variante in<br />

dieser Arbeit<br />

Anzahl der<br />

Satellitenbahnen der<br />

GNSS Satelliten<br />

Anzahl der<br />

verwendeten GNSS<br />

Satelliten<br />

Art des<br />

Sichtspektrums des<br />

LEOs<br />

2GPS_1_1_U 1 2 uneingeschränkt<br />

2GPS_1_1_E 1 2 eingeschränkt<br />

3GPS_1_1_U 1 3 uneingeschränkt<br />

3GPS_1_1_E 1 3 eingeschränkt<br />

3GPS_3_1_U 3 3 uneingeschränkt<br />

3GPS_3_1_E 3 3 eingeschränkt<br />

6GPS_6_1_U 6 6 uneingeschränkt<br />

6GPS_6_1_E 6 6 eingeschränkt<br />

Tabelle 4: Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld über 27 Tagen<br />

Bei den vergebenen Namen für die Varianten bezeichnet die erste Zahl im Variantennamen die<br />

Anzahl der verwendeten GNSS Satelliten, die zweite Zahl die Anzahl der Bahnen und die dritte die<br />

der LEOs. U steht für uneingeschränktes Sichtspektrum des LEOs und E für eingeschränktes<br />

Sichtspektrum des LEOs.<br />

26


Bei den Simulationen mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn starten die Satelliten an den in Tabelle<br />

5 aufgeführten Positionen:<br />

Aufsteigender Knoten der<br />

Bahn<br />

Mittlere Anomalie des<br />

Satelliten<br />

Satellit 1 0° 0°<br />

Satellit 2 0° 180°<br />

Tabelle 5: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit zwei GNSS Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

Erdschwerfeld über 27 Tage<br />

Bei den Simulationen mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn starten die Satelliten an den in Tabelle<br />

6 aufgeführten Positionen:<br />

Aufsteigender Knoten der<br />

Bahn<br />

Mittlere Anomalie des<br />

Satelliten<br />

Satellit 1 0° 0°<br />

Satellit 2 0° 120°<br />

Satellit 3 0° 240°<br />

Tabelle 6: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

Erdschwerfeld über 27 Tage<br />

Bei den Simulationen mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen starten die Satelliten an den in Tabelle<br />

7 aufgeführten Positionen:<br />

Aufsteigender Knoten der<br />

Bahn<br />

Mittlere Anomalie des<br />

Satelliten<br />

Satellit 1 0° 0°<br />

Satellit 2 120° 120°<br />

Satellit 3 240° 240°<br />

Tabelle 7: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit drei GNSS Satelliten auf drei Bahnen im statischen<br />

Erdschwerfeld über 27 Tage<br />

27


Bei den Simulationen mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen starten die Satelliten an den in<br />

Tabelle 8 aufgeführten Positionen:<br />

Aufsteigender Knoten der<br />

Bahn<br />

Mittlere Anomalie des<br />

Satelliten<br />

Satellit 1 0° 0°<br />

Satellit 2 60° 60°<br />

Satellit 3 120° 120°<br />

Satellit 4 180° 180°<br />

Satellit 5 240° 240°<br />

Satellit 6 300° 300°<br />

Tabelle 8: Startpositionen der GPS Satelliten bei Simulationen mit sechs GNSS Satelliten auf sechs Bahnen im<br />

statischen Erdschwerfeld über 27 Tage<br />

Tabelle 9 führt die Simulationen zeilenweise auf, die mit Galileo Satelliten durchgeführt wurden:<br />

Name der Variante in<br />

dieser Arbeit<br />

Anzahl der<br />

Satellitenbahnen der<br />

GNSS Satelliten<br />

Anzahl der<br />

verwendeten GNSS<br />

Satelliten<br />

Art des<br />

Sichtspektrums des<br />

LEOs<br />

2Galileo_1_1_U 1 2 Uneingeschränkt<br />

2Galileo_1_1_E 1 2 Eingeschränkt<br />

3Galileo_1_1_U 1 3 Uneingeschränkt<br />

3Galileo_1_1_E 1 3 Eingeschränkt<br />

3Galileo_3_1_U 3 3 Uneingeschränkt<br />

3Galileo_3_1_E 3 3 Eingeschränkt<br />

6Galileo_6_1_U 3 6 Uneingeschränkt<br />

6Galileo_6_1_E 3 6 Eingeschränkt<br />

Tabelle 9: Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld über 27 Tagen<br />

Bei den Simulationen mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen starten die Satelliten an den in<br />

Tabelle 10 aufgeführten Positionen:<br />

Aufsteigender Knoten der<br />

Bahn<br />

Mittlere Anomalie des<br />

Satelliten<br />

Satellit 1 0° 0°<br />

Satellit 2 0° 180°<br />

Satellit 3 120° 120°<br />

Satellit 4 120° 300°<br />

Satellit 5 240° 60°<br />

Satellit 6 240° 240°<br />

Tabelle 10: Startpositionen der Galileo Satelliten bei Simulationen mit sechs GNSS Satelliten auf drei Bahnen im<br />

statischen Erdschwerfeld über 27 Tage<br />

28


In den übrigen Simulationen mit Galileo Satelliten sind die Startpositionen identisch mit den analog<br />

durchgeführten Varianten mit GPS Satelliten.<br />

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Varianten wird als Referenzszenario eine Simulation mit einem<br />

GRACE Paar durchgeführt. Die Parameter für diese beiden Satelliten entsprechen denen des LEOs<br />

(siehe Kapitel 3.3). Der erste GRACE Satellit startet an derselben Position wie der LEO in den hier<br />

vorgestellten Simulationen. Der zweite GRACE Satellit beginnt seinen Umlauf 200 km hinter dem<br />

ersten.<br />

5.2 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />

In dieser Gruppe werden nur noch Galileo Satelliten für die Simulationen verwendet. Es handelt sich<br />

dabei um Varianten mit drei Satelliten entweder auf einer Bahn oder auf drei verschiedenen Bahnen.<br />

Bei beiden Varianten werden jeweils Variationen in Bezug auf die Anzahl der LEOs sowie auf die<br />

Startpositionen der LEOs vorgenommen. Simulationen werden entweder mit einem LEO oder mit<br />

zwei oder drei LEOs durchgeführt. Alle LEOs beginnen ihren Umlauf jeweils bei einer mittleren<br />

Anomalie von 0° und besitzen eingeschränktes Sichtspektrum.<br />

Falls nur ein LEO verwendet wird, startet dieser mit einem aufsteigenden Knoten von 0° (Namen der<br />

Varianten in dieser Arbeit: 3Galileo_1_1_EV, 3Galileo_3_1_EV; V zeigt an, dass hier zusätzlich ein<br />

zeitvariables Erdschwerefeld hinzugezogen wurde).<br />

Tabelle 11 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />

Verwendung von zwei LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />

3Galileo_1_2_1EV, 3Galileo_1_2_2EV, 3Galileo_3_1_1EV, 3Galileo_3_2_2EV; die Zahl vor dem<br />

Kürzel EV bezeichnet die jeweilige Variante):<br />

Variante 1 Variante 2<br />

LEO 1 0° 0°<br />

LEO 2 90° 180°<br />

Tabelle 11: Simulationen mit zwei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />

Tabelle 12 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />

Verwendung von drei LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />

3Galileo_1_3_1EV, 3Galileo_1_3_2EV, 3Galileo_3_3_1EV, 3Galileo_3_3_2EV):<br />

Variante 1 Variante 2<br />

LEO 1 0° 0°<br />

LEO 2 60° 120°<br />

LEO 3 120° 240°<br />

Tabelle 12: Simulationen mit drei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage<br />

29


Auch in dieser Gruppe wird zusätzlich eine Simulation mit einem GRACE Paar durchgeführt. Die<br />

Parameter hierfür stimmen mit denen von oben überein.<br />

5.3 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage<br />

In dieser Gruppe werden lediglich Varianten betrachtet, bei denen sich drei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn befinden. Im Vergleich zu vorher erstrecken sich nun die Simulationen nur noch über<br />

einen Zeitraum von fünf Tagen. Hier werden wieder Variationen in Bezug auf die Zahl der LEOs als<br />

auch auf die Startpositionen der LEOs vorgenommen. Es werden Simulationen entweder mit einem<br />

LEO oder mit zwei oder drei oder fünf LEOs durchgeführt. Bei jeder Variante besitzen wieder alle<br />

LEOs eine mittlere Anomalie von 0° und eingeschränktes Sichtspektrum.<br />

Bei den Varianten mit einem LEO oder zwei oder drei LEOs sind die aufsteigenden Knoten der LEOs<br />

beim Start der Simulation identisch mit denen, die zuvor bereits für Missionen mit 27 Tage<br />

Simulationslaufzeit verwendet wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit: 3Galileo_1_1_EV5,<br />

3Galileo_1_2_1EV5, 3Galileo_1_1_2EV5, 3Galileo_1_3_1EV5, 3Galileo_1_3_2EV5; die Endung 5<br />

zeigt an, dass es sich um Simulationen über einen Zeitraum von 5 Tagen handelt).<br />

Tabelle 13 gibt eine Übersicht über die aufsteigenden Knoten der zwei Varianten, die unter<br />

Verwendung von fünf LEOs simuliert wurden (Namen der Varianten in dieser Arbeit:<br />

3Galileo_1_5_1EV5, 3Galileo_1_5_2EV5).<br />

Variante 1 Variante 2<br />

LEO 1 0° 0°<br />

LEO 2 36° 72°<br />

LEO 3 72° 144°<br />

LEO 4 108° 216°<br />

LEO 5 144° 288°<br />

Tabelle 13: Simulationen mit fünf LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 5 Tage<br />

Die Ergebnisse der hier aufgeführten Simulationen werden im nachfolgenden Kapitel vorgestellt.<br />

30


6 Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Simulationen des GNSS-LEO-Tracking Verfahrens<br />

vorgestellt. Kapitel 6.1 behandelt die Ergebnisse aus den Simulationen mit GPS Satelliten im<br />

statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. Die Resultate aus den Simulationen mit Galileo Satelliten<br />

im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage werden im Kapitel 6.2 gezeigt. Abschnitt 6.3 zieht einen<br />

Vergleich zwischen den Ergebnissen aus Kapitel 6.1 und Kapitel 6.2. Die Auswertung der<br />

Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld über 27 Tage wird im Abschnitt 6.4<br />

dargestellt. Kapitel 6.5 stellt die Ergebnisse der Varianten im statischen und zeitvariablen<br />

Erdschwerefeld über 5 Tage vor.<br />

Aussagen über die Leistungsfähigkeit der simulierten Missionen können anhand der Differenzen<br />

zwischen dem Eingangsschwerefeld und dem aus der Simulation resultierenden Schwerefeld<br />

getroffen werden. Dies wird hier durch Koeffizientendifferenzen, mittlere Amplituden je Grad n und<br />

je Koeffizient, Geoidhöhendifferenzen und Histogramme veranschaulicht. Die Ergebnisse werden<br />

nun im Einzelnen besprochen.<br />

6.1 Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der simulierten Missionen mit GPS Satelliten im statischen<br />

Erdschwerefeld vorgestellt, die sich über einen Zeitraum von 27 Tagen erstrecken. Alle acht<br />

Varianten sind in Kapitel 5 in Tabelle 4 aufgeführt.<br />

Als erstes werden die Koeffizientendifferenzen der acht Simulationen vorgestellt und untereinander<br />

verglichen. In Abbildung 13 werden diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum<br />

des LEOs dargestellt und in Abbildung 14 diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

Abbildung 13b (Variante 3GPS_1_1_U) zeigt, dass vor allem die zonalen und nahen-zonalen<br />

Koeffizienten in den niederen Graden besonders gut geschätzt werden können. Die Differenzen sind<br />

in den niederen Graden geringer als in den hohen Graden. Bei dieser Variante steigen die<br />

Differenzen ab Grad 40 deutlich an. Im Vergleich hierzu sind bei der Variante 2GPS_1_1_U die<br />

Koeffizientendifferenzen größer, aber dennoch gut geschätzt. Dies liegt daran, dass in beiden<br />

Varianten stets Sichtverbindung zwischen einem GNSS und dem LEO besteht und bei der<br />

3GPS_1_1_U Variante mehr Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO<br />

vorgenommen werden. Außerdem sind bei Varianten mit zwei GNSS Satelliten auf einer Bahn im<br />

Vergleich zu Varianten mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn weniger Zeitpunkte vorhanden, in<br />

denen der LEO von zwei GNSS Satelliten gesehen wird. Im Vergleich von Abbildung 13b zu<br />

Abbildung 13c ist zu erkennen, dass beide Varianten in der Leistungsfähigkeit ähnlich sind. Die<br />

Koeffizientendifferenzen in den niederen Graden sind bei der 3GPS_3_1_U Variante ein wenig<br />

höher. Die Variante 6GPS_6_1_U liefert eindeutig die besten Resultate, da hier auch die meisten<br />

Beobachtungen vorhanden sind.<br />

31


Abbildung 13: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />

mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS<br />

Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

Abbildung 14: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />

mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS<br />

Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

32


Bei Variante 3GPS_1_1_E werden die Koeffizienten zwar schlechter geschätzt als bei der<br />

3GPS_1_1_U Mission, aber immer noch zufriedenstellend. Generell lässt sich sagen, dass die<br />

Koeffizienten bei den Simulationen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs schlechter<br />

geschätzt werden als bei denen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Der Grund dafür<br />

liegt in der geringeren Anzahl an Beobachtungen bei den Varianten mit eingeschränktem<br />

Sichtspektrum des LEOs. Es fällt auf, dass die Mission 2GPS_1_1_E im Vergleich zu den anderen<br />

deutlich schlechtere Ergebnisse liefert und daher nicht für weitergehende Untersuchungen<br />

verwendet werden sollte. Aus denselben Gründen wie oben liefert auch hier die Simulation mit sechs<br />

GPS Satelliten auf sechs Bahnen die besten Resultate. Gerade die Koeffizienten in den niederen<br />

Graden werden hier sehr gut geschätzt. Die Ergebnisse der 3GPS_3_1_E Variante sind etwas<br />

schlechter als die der 3GPS_1_1_E Variante, jedoch trotzdem zufriedenstellend.<br />

Als nächstes sollen für diese Varianten die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />

betrachtet werden. Der Grund dafür, dass die Mittel je Grad n betrachtet werden liegt darin, dass<br />

der Grad n mit der räumlichen Auflösung korreliert ist. Diese Grad RMS a n lassen sich berechnen<br />

durch:<br />

a n = √ 1<br />

2 ∙ n + 1 ∑ (C̅ 2<br />

mn + S̅<br />

n<br />

m=0<br />

mn<br />

2 )<br />

Abbildung 15 zeigt diese für die Missionen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />

Abbildung 16 für diese mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

Abbildung 15: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem<br />

LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />

Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei<br />

GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

33


Abbildung 16: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem<br />

LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />

Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei<br />

GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

Aus Abbildung 15 ist erkennbar, dass in den dort aufgeführten vier Varianten ungefähr die gleichen<br />

Werte angenommen werden. In jedem Fall sinkt zunächst der Kurvenverlauf, bevor er dann mit<br />

zunehmendem Grad n ansteigt. Der Grund für den Anstieg liegt darin, dass der Satellit in einer<br />

gewissen Höhe von der Erde entfernt ist und daher die Signale der höheren Grade schlechter<br />

geschätzt werden können. Bei der 2GPS_1_1_U Variante ist der Verlauf der Kurve der formalen<br />

Fehler (blaue Kurve) und der Verlauf der Kurve der Differenz zwischen ausgegebenem Schwerefeld<br />

und Eingangsschwerefeld (rote Kurve) annähernd gleich. Die formalen Fehler werden im Rahmen<br />

der Ausgleichungsrechnung aus der Diagonalen der inversen Normalgleichungsmatrix berechnet<br />

und sind unter anderem von der Geometrie abhängig. In den anderen drei Fällen liegt die Kurve der<br />

Schwerefelddifferenzen über der der formalen Fehler. Auch hier zeigt sich, dass die Variante<br />

6GPS_6_1_U die besten Ergebnisse liefert. Die schwarze Kurve entspricht den mittleren Amplituden<br />

je Grad n und je Koeffizient des Eingangsschwerefelds. Da bei der Simulation immer dasselbe<br />

Eingangsschwerefeld verwendet wurde, sind diese schwarzen Kurven in allen Darstellungen<br />

identisch. Die Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn liefert geringfügig bessere Werte als<br />

diejenige mit drei GPS Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />

In Abbildung 16 fällt wieder besonders die Variante 2GPS_1_1_E auf. Die Kurvenverläufe<br />

unterscheiden sich in diesem Fall deutlich von denen der übrigen Konfigurationen. Zum einen fallen<br />

die Kurven der Schwerefelddifferenzen sowie der formalen Fehler am Ende zum Grad 60 hin ab.<br />

Zum anderen ist die Kurve der Schwerefelddifferenzen an sich nicht so glatt wie in den anderen<br />

Fällen. Generell sind hier die Werte deutlich höher als bei den übrigen Varianten. Die Werte sind<br />

bei diesen Simulationen etwas größer als bei denen mit uneingeschränktem Sichtspektrum des<br />

LEOs, was wiederum auf die geringere Anzahl an Beobachtungen zurückzuführen ist. Auch hier<br />

34


liefert die 6GPS_6_1_E Mission die besten Resultate. Der Grund dafür liegt hier ebenfalls darin,<br />

dass mehr Beobachtungen eingehen. In Bezug auf die Varianten mit drei GPS Satelliten lässt sich<br />

sagen, dass diejenige, bei der die Satelliten nur auf einer Satellitenbahnebene positioniert sind,<br />

etwas bessere Resultate liefert.<br />

Nun werden die Geoidhöhendifferenzen, die aus diesen Simulationen resultieren, betrachtet. Diese<br />

werden mittels der Koeffizientendifferenzen von aus der Simulation jeweils ausgegebenem<br />

Schwerefeld und dem Eingangsschwerefeld ermittelt. Abbildung 17 zeigt diese für die Missionen mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 18 für die mit eingeschränktem<br />

Sichtspektrum des LEOs.<br />

Alle vier in Abbildung 17 dargestellten Geoidhöhendifferenzbilder zeigen zufällige Verteilung der<br />

Werte. Wie erwartet, liefert die 2GPS_1_1_U Variante die schlechtesten und die 6GPS_6_1_U<br />

Variante die besten Ergebnisse. Im Vergleich zur 3GPS_3_1_U Mission weist die 3GPS_1_1_U<br />

Mission höher Differenzwerte in den polaren Regionen auf. In den übrigen Breitengraden ist das<br />

Auftreten der Muster der Differenzwerte ähnlich.<br />

In den Abbildungen 18b - 18d sind die Differenzwerte zufällig verteilt. Erneut liefert die Variante<br />

2GPS_1_1_E die schlechtesten und die Variante 6GPS_6_1_E die besten Resultate (Erklärung:<br />

siehe oben). Hier zeigen sich jedoch wieder deutliche Unterschiede bei der 2GPS_1_1_E Mission<br />

im Vergleich zu den anderen. Die Werte sind um drei Größenordnungen schlechter. Besonders<br />

auffällig sind die vier großen, äquatorsymmetrischen Bereiche. Die Variante mit drei GPS Satelliten<br />

auf drei verschiedenen Bahnen liefert etwas schlechtere Ergebnisse als die mit drei GPS Satelliten<br />

auf einer Bahn. Bei der 3GPS_3_1_E Variante gibt es mehr Gebiete mit extremen Werten, so dass<br />

hier die 3GPS_1_1_E Mission ein besseres Ergebnisbild liefert.<br />

Tabelle 14 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus Abbildung 17 und Abbildung 18 sowie die jeweilige Anzahl an<br />

Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />

Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />

2GPS_1_1_U 0,4459 ∙ 10 −3 237682<br />

2GPS_1_1_E 53,2939 ∙ 10 −3 148322<br />

3GPS_1_1_U 0,3703 ∙ 10 −3 356530<br />

3GPS_1_1_E 0,4192 ∙ 10 −3 222487<br />

3GPS_3_1_U 0,3809 ∙ 10 −3 358440<br />

3GPS_3_1_E 0,5247 ∙ 10 −3 175632<br />

6GPS_6_1_U 0,2771 ∙ 10 −3 716797<br />

6GPS_6_1_E 0,3688 ∙ 10 −3 352534<br />

Tabelle 14: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />

Beobachtungen für Simulationen mit GPS Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />

35


Abbildung 17: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf<br />

einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />

Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

Abbildung 18: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit GPS Satelliten und einem LEO mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer<br />

Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante<br />

mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

36


Abschließend werden Histogramme betrachtet, die für 1°x1°-Gitter die Häufigkeit der Position des<br />

LEOs über der Erde im Fall einer möglichen Sichtverbindung darstellen. Abbildung 19<br />

veranschaulicht dies für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />

Abbildung 20 für Varianten mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

Abbildung 19: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit GPS Satelliten<br />

und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />

Darstellung. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c)<br />

Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

Abbildung 19 zeigt, dass im Fall der unbeschränkten Sichtbarkeit des LEOs die Beobachtungen<br />

global verteilt sind und dass im diesem Fall die Gitterzellen der Erde abgedeckt werden. Bei den<br />

Varianten mit drei GPS Satelliten lassen sich auffällige Muster erkennen. Bei der 2GPS_1_1_U<br />

Variante werden hier im Vergleich zu den anderen die wenigsten Beobachtungen vorgenommen.<br />

Dies zeigt, dass die Anzahl der Beobachtungen und die Qualität der erzielten Ergebnisse<br />

miteinander korreliert sind. Analog lässt sich dies für die Variante 6GPS_6_1_U sagen, deren<br />

Histogramm zeigt, dass dort die meisten Beobachtungen vorgenommen werden. Bei jeder Variante<br />

lässt sich eine gewisse Regelmäßigkeit in den Mustern erkennen.<br />

Abbildung 20a zeigt vier große äquatorsymmetrische Gebiete, in denen über der Erde keine<br />

Beobachtungen vorgenommen werden. Vergleicht man dies mit dem dazugehörigen Bild der<br />

Geoidhöhendifferenzen, so stellt man fest, dass diese Gebiete dieselben sind, in denen auch die<br />

Geoidhöhendifferenzen auffällig hoch sind. Auch Abbildung 20c weist vier kleinere Gebiete auf, über<br />

denen keine Beobachtungen vorhanden sind. Auch diese sind im Bild der Geoidhöhendifferenzen<br />

wiederzuerkennen. Bei der Variante 3GPS_1_1_E sind im Vergleich zu den anderen die<br />

Beobachtungen am gleichmäßigsten verteilt. Die Mission 6GPS_6_1_E weist ebenfalls ein<br />

37


Abbildung 20: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit GPS Satelliten<br />

und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />

Darstellung. a) Variante mit zwei GPS Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei GPS Satelliten auf einer Bahn. c)<br />

Variante mit drei GPS Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs GPS Satelliten auf sechs Bahnen<br />

markantes Muster auf. Wie zu erwarten werden hier, im Vergleich zu den anderen in Abbildung 20<br />

dargestellten Varianten, die meisten Beobachtungen vorgenommen. Auch hier sind alle<br />

entstehenden Muster regelmäßig.<br />

Insgesamt lässt sich sagen, dass alle Varianten mit GPS Satelliten, bis auf die 2GPS_1_1_E<br />

Variante, gute Ergebnisse im statischen Erdschwerefeld liefern.<br />

Als nächstes werden die Varianten im statischen Erdschwerfeld mit Galileo Satelliten analysiert.<br />

6.2 Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld<br />

Nachdem die Ergebnisse für die Simulationen mit GPS Satelliten vorgestellt worden sind, behandelt<br />

dieses Kapitel die Resultate der simulierten Missionen mit Galileo Satelliten und einem LEO im<br />

statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. Die betreffenden acht Varianten sind in Kapitel 5 in Tabelle<br />

9 aufgeführt.<br />

Es wird wieder begonnen mit dem Vergleich der Koeffizientendifferenzen der acht Missionen.<br />

Abbildung 21 stellt diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs vor und<br />

Abbildung 22 diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

38


Abbildung 21: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />

mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo<br />

Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

Abbildung 22: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a) Variante<br />

mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo<br />

Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

39


Abbildung 21b (Variante 3Galileo_1_1_U) zeigt, dass die zonalen und sektoriellen Koeffizienten in<br />

den niederen Graden sehr gut geschätzt werden können. Aber auch die Resultate für die tesseralen<br />

Koeffizienten sind hier gut. Mit höherem Grad nehmen die Differenzen zu. Im Vergleich hierzu sind<br />

die Koeffizientendifferenzen bei der 3Galileo_3_1_U Mission insgesamt etwas schlechter, aber<br />

immer noch ähnlich. Aufgrund vergleichsweise weniger Beobachtungen sind die Differenzen bei der<br />

2Galileo_1_1_U Variante höher. Hier fällt auch auf, dass in den niedersten Graden hohe Werte<br />

angenommen werden. Die 6Galileo_3_1_U Mission weist hier die geringsten<br />

Koeffizientendifferenzen auf, was darauf zurückzuführen ist, dass dort die größte Anzahl an<br />

Beobachtungen vorkommt.<br />

Generell lässt sich über Abbildung 22 im Vergleich zu Abbildung 21 sagen, dass die<br />

Koeffizientendifferenzen für den Fall, dass der LEO ein eingeschränktes Sichtspektrum besitzt,<br />

insgesamt größer sind. Dies liegt daran, dass beim eingeschränkten Sichtspektrum des LEOs<br />

weiniger Beobachtungen vorgenommen werden als bei der analogen Variante mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Wie erwartet, liefert die 2Galileo_1_1_E Variante die<br />

schlechtesten und die 6Galiloe_3_1_E Variante die besten Ergebnisse. Der Grund dafür liegt in der<br />

Anzahl der jeweiligen Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO im<br />

Simulationszeitraum. Vergleicht man die beiden Varianten mit jeweils drei Galileo Satelliten, so<br />

zeigen diese ähnliche Resultate. Bei der 3Galileo_1_1_E Variante werden die Koeffizienten<br />

vergleichsweise etwas besser geschätzt.<br />

Als nächstes sollen für diese Varianten die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />

betrachtet werden (zur Berechnung siehe Kapitel 6.1). Abbildung 23 zeigt diese für die simulierten<br />

Missionen mit uneingeschränkten Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 24 für die mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

Abbildung 23: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem<br />

LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />

Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit<br />

drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

40


Abbildung 24: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem<br />

LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer Darstellung. a)<br />

Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit<br />

drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

Bei allen vier in Abbildung 23 dargestellten Varianten sinken der Kurvenverläufe der formalen Fehler<br />

(blaue Kurve) und der Differenzen zwischen dem nach der Simulation ausgegebenem<br />

Erdschwerefeld und dem Eingangsschwerefeld (rote Kurve) zunächst, bevor sie dann kontinuierlich<br />

ansteigen. Bei der 2Galileo_1_1_U Variante liegen die beiden Kurven übereinander. Bei den beiden<br />

simulierten Missionen mit drei Galileo Satelliten sind die formalen Fehler geringfügig niedriger als<br />

die Differenzen der Schwerefelder. Bei der 6Galileo_3_1_U ist der Abstand zwischen den beiden<br />

Kurven vergleichsweise am größten. Darüber hinaus zeigt sich auch wieder, dass im Vergleich zu<br />

den übrigen dargestellten Missionen die 6Galileo_3_1_U Variante die besten und die<br />

2Galileo_1_1_U Variante die schlechtesten Ergebnisse liefert. Die Begründung hierfür liegt erneut<br />

in der Anzahl der in die Simulation eingehenden Beobachtungen. Die Varianten mit drei Galileo<br />

Satelliten liefern hier annähernd gleiche Werte. Die 3Galileo_1_1_U Mission liefert etwas bessere<br />

Werte. Die schwarze Kurve entspricht der Amplitude des Eingangsschwerefeldes.<br />

Im Vergleich der in Abbildung 24 dargestellten Varianten untereinander lassen sich analog dieselben<br />

Aussagen treffen wie bei den in Abbildung 23 dargestellten Varianten. Im Allgemeinen kann man<br />

auch hier wieder sehen, dass die simulierten Missionen mit eingeschränktem Sichtspektrum des<br />

LEOs etwas schlechtere Werte liefern als die jeweils korrespondierenden simulierten Missionen mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. Die Begründung hierfür liegt wiederum in der<br />

geringeren Anzahl an Beobachtungen zwischen den GNSS Satelliten und dem LEO, die in die<br />

Simulation eingehen. Auch die Aussagen, die sich aus Abbildung 24 in Bezug auf die Kurvenverläufe<br />

der formalen Fehler und der der Schwerefelddifferenzen für die jeweiligen Varianten treffen lassen<br />

können, sind analog zu denen der korrespondierenden simulierten Missionen mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

41


Abbildung 25: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />

Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

Abbildung 26: Geoidhöhendifferenzen in Metern der Simulationsergebnisse mit Galileo Satelliten und einem LEO mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d)<br />

Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

42


Nun sollen die Geoidhöhendifferenzen für die simulierten Missionen mit Galileo Satelliten im<br />

statischen Erdschwerefeld betrachtet werden. Abbildung 25 zeigt diese für die Varianten mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 26 diejenigen mit eingeschränktem<br />

Sichtspektrum des LEOs.<br />

Tabelle 16 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus den Abbildungen 25 und 26 sowie die jeweilige Anzahl an<br />

Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />

Variante RMS [m] Anzahl an Beobachtungen<br />

2Galileo_1_1_U 0,4413 ∙ 10 −3 241832<br />

2Galileo_1_1_E 0,4949 ∙ 10 −3 153187<br />

3Galileo_1_1_U 0,3446 ∙ 10 −3 362727<br />

3Galileo_1_1_E 0,4413 ∙ 10 −3 229765<br />

3Galileo_3_1_U 0,3780 ∙ 10 −3 366123<br />

3Galileo_3_1_E 0,4949 ∙ 10 −3 187729<br />

6Galileo_3_1_U 0,2839 ∙ 10 −3 732440<br />

6Galileo_3_1_E 0,3537 ∙ 10 −3 368670<br />

Tabelle 15: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />

Beobachtungen für Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />

Tabelle 16 zeigt nochmals, dass aus den bereits mehrfach genannten Gründen die Varianten mit<br />

eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs schlechtere Resultate liefern als diejenigen mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs. In allen acht Varianten zeigen die Werte der<br />

Geoidhöhendifferenzen zufällige Verteilung. Wie schon zuvor, weisen auch hier die Varianten mit<br />

zwei Galileo Satelliten jeweils die schlechtesten und diejenigen mit sechs Galileo Satelliten die<br />

besten Ergebnisse auf. In Bezug auf die Missionen mit drei Galileo Satelliten lässt sich sagen, dass<br />

diejenige, bei der sich die GNSS Satelliten auf einer Bahn befinden, etwas bessere Ergebnisse<br />

liefert.<br />

Abschließend sollen noch die Histogramme betrachtet werden, die für 1°x1°-Gitter die Häufigkeit der<br />

Position des LEOs über der Erde im Fall einer möglichen Sichtverbindung darstellen. Abbildung 27<br />

zeigt diese für die Varianten mit uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und Abbildung 28 für<br />

diejenigen mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

Aus den Abbildungen 27 und 28 lässt sich erkennen, dass bei allen hier aufgeführten Varianten die<br />

Beobachtungen gleichmäßig global verteilt sind und keine markanten Muster zu erkennen sind. Bei<br />

den Varianten mit eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs sind jedoch regelmäßige Lücken<br />

(weiße Stellen) in den Beobachtungen zu erkennen. Dennoch kann man auch hier von einer guten<br />

globalen Abdeckung sprechen. Probleme würden hier nur bei einem wesentlich höheren Grad der<br />

Reihenentwicklung entstehen. Hier ist nun auch graphisch dargestellt, dass bei diesen Varianten die<br />

Anzahl an Beobachtungen geringer ist als bei den analogen simulierten Missionen mit<br />

uneingeschränktem Sichtspektrum des LEOs.<br />

43


Abbildung 27: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit Galileo Satelliten<br />

und einem LEO mit uneingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />

Darstellung. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c)<br />

Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

Abbildung 28: Histogramm der Positionen des LEOs über der Erde bei den Simulationsergebnissen mit Galileo Satelliten<br />

und einem LEO mit eingeschränktem Sichtspektrum im statischen Erdschwerefeld über 27 Tage in logarithmischer<br />

Darstellung. a) Variante mit zwei Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn. c)<br />

Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei Bahnen. d) Variante mit sechs Galileo Satelliten auf drei Bahnen<br />

44


Abschließend lässt sich sagen, dass alle Varianten mit Galileo Satelliten zufriedenstellende<br />

Ergebnisse für Simulationen im statischen Erdschwerefeld liefern.<br />

Bevor nun Simulationen in statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld betrachtet werden, sollen im<br />

folgenden Kapitel sämtliche simulierte Missionen im statischen Erdschwerefeld abschließend<br />

diskutiert werden.<br />

6.3 Diskussion der Simulationen im statischen Erdschwerefeld<br />

In diesem Kapitel sollen die Varianten mit GPS Satelliten und die mit Galileo Satelliten im statischen<br />

Erdschwerefeld verglichen werden. Dies geschieht zum einen dadurch, dass die Missionen mit den<br />

verschiedenen GNSS miteinander verglichen werden und zum anderen dadurch, dass ein Vergleich<br />

zu einem GRACE-Paar gezogen wird.<br />

Abbildung 29 und Abbildung 30 zeigen die Resultate für ein GRACE Paar im statischen<br />

Erdschwerefeld.<br />

Abbildung 29a zeigt, dass bei GRACE die<br />

zonalen und nahen-zonalen Koeffizienten gut<br />

geschätzt werden können. Die tesseralen und<br />

sektoriellen Koeffizienten sind hingegen nicht so<br />

gut geschätzt. Die Missionen des GNSS-LEO-<br />

Trackings (bis auf Variante 2GPS_1_1_E) liefern<br />

hier deutlich bessere Ergebnisse.<br />

Abbildung 29b stellt die für die GRACE Mission<br />

typischen Nord-Süd verlaufenden Streifen dar,<br />

deren Ursache hier in der relativen Position der<br />

beiden LEOs während der Mission und damit in<br />

der Intersatelliten-Distanzmessung stets entlang<br />

der Flugrichtung der Satelliten liegt. Der globale<br />

quadratische Mittelwert dieser<br />

Geoidhöhendifferenzen liegt bei dieser Mission<br />

bei 2,6069 ∙ 10 −3 Metern und ist damit höher als<br />

in den Missionen des GNSS-LEO-Trackings<br />

(Ausnahme: Variante 2GPS_1_1_E). In diesem<br />

Fall werden im Simulationszeitraum 232555<br />

Beobachtungen vorgenommen.<br />

Abbildung 29: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar<br />

im statischen Erdschwerefeld. a) Koeffizientendifferenzen<br />

in logarithmischer Darstellung. b) Geoidhöhendifferenzen<br />

in Metern<br />

45


Abbildung 30: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar im<br />

statischen Erdschwerefeld. a) mittlere Amplituden je Grad n<br />

und je Koeffizient in logarithmischer Darstellung.<br />

b) Histogramm der Positionen der LEOs über der Erde<br />

Abbildung 30a ist zu entnehmen, dass bei den<br />

mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient<br />

die Kurvenverläufe der formalen Fehler (blaue<br />

Kurve) und der Differenzen zwischen den aus<br />

der Simulation ausgegebenen Koeffizienten und<br />

den Eingangskoeffizienten (rote Kurve) eng<br />

beieinander liegen. Teilweise verläuft die blaue<br />

Kurve sogar über der roten Kurve. Dies war bei<br />

den Simulationen der GNSS-LEO-Tracking-<br />

Methode nicht zu sehen. Die Werte sind hier im<br />

Fall des GRACE Paares erneut höher als bei<br />

den anderen bisher besprochenen Missionen<br />

(Ausnahme: Variante 2GPS_1_1_E).<br />

Dass beim GRACE Paar die Beobachtungen gut<br />

global verteilt sind, ist aus Abbildung 30d zu<br />

entnehmen. Diese lässt auch ein gewisses<br />

regelmäßiges Muster erkennen. Der Grund<br />

dafür, dass es bei dieser Variante so viele<br />

Beobachtungen gibt, liegt darin, dass die beiden<br />

LEOs ständig Sichtkontakt zueinander haben,<br />

da sie nur in einem relativ geringen Abstand<br />

zueinander fliegen.<br />

Generell lässt sich sagen, dass die bisher<br />

besprochenen Missionen des GNSS-LEO-<br />

Trackings (Ausnahme: Varianten 2GPS_1_1_E) bessere Resultate im statischen Erdschwerefeld<br />

liefern als ein GRACE Paar.<br />

Der Vergleich zwischen den Varianten mit GPS Satelliten und denen mit Galileo Satelliten erfolgt<br />

hier für die Varianten mit drei GNSS Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs und<br />

gilt für die übrigen korrespondierenden Varianten analog.<br />

Hierzu werden zunächst die mittleren Amplituden je Grand n und je Koeffizient betrachtet, die in<br />

Abbildung 31 gegenübergestellt sind.<br />

Aus Abbildung 31 lässt sich direkt erkennen, dass die Varianten mit drei GNSS Satelliten auf einer<br />

Bahn geringfügig bessere Resultate liefern als diejenigen mit drei GNSS Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen. Dies ist vor allem in den hohen Graden erkennbar. Im Vergleich der<br />

analogen Varianten von GPS und Galileo kann man kaum Unterschiede sehen. Bei den<br />

Konstellationen mit drei Satelliten auf drei Bahnen ist noch eher zu sehen, dass die Variante mit<br />

Galileo Satelliten in sehr geringem Umfang bessere Ergebnisse liefert.<br />

46


Abbildung 31: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient im logarithmischer Darstellung für die Varianten mit 3 GNSS<br />

Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs<br />

In Bezug auf die Geoidhöhendifferenzen lässt sich sagen, dass bei allen simulierten Missionen<br />

zufällig verteilte Werte resultieren und ähnliche Ergebnisse zu sehen sind. Auch die<br />

Koeffizientendifferenzen zeichnen ein ähnliches Bild.<br />

Der Vergleich der Histogramme zeigt Unterschiede. Bei den simulierten Missionen mit drei Satelliten<br />

auf drei Bahnen sind zwar in beiden Fällen Lücken zu erkennen, aber diese sind bei der Verwendung<br />

von Galileo Satelliten deutlich kleiner. Darüber hinaus fällt auf, dass bei den Simulationen mit GPS<br />

Satelliten die Histogramme sehr markante Muster zeigen. Ein möglicher Grund könnte darin liegen,<br />

dass sich die Konfiguration der GPS Satelliten über einem Bodenpunkt jeden Tag wiederholt. Bei<br />

den Galileo Satelliten ist dies erst nach zehn Tagen der Fall.<br />

Für Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld werden nur noch mögliche<br />

Missionen mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen<br />

Bahnen analysiert. Denn diese Varianten liefern gute Ergebnisse, sind besser als die Varianten mit<br />

zwei GNSS Satelliten und wahrscheinlicher realisierbar als Varianten mit sechs Satelliten. Letztere<br />

liefern bessere Ergebnisse, weil die Anzahl an Beobachtungen höher ist. Dies lässt sich jedoch auch<br />

durch Hinzuziehen weiterer LEOs erzielen. Außerdem besitzen die im Folgenden verwendeten<br />

LEOs alle nur noch ein eingeschränktes Sichtspektrum, da dies in Bezug auf die Realisierbarkeit als<br />

wahrscheinlicher anzunehmen ist.<br />

Die resultierenden Ergebnisse aus diesen Simulationen werden im folgenden Kapitel vorgestellt.<br />

47


6.4 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Simulationen im statischen und zeitvariablen<br />

Erdschwerefeld, die sich über einen Zeitraum von 27 Tagen erstrecken, vorgestellt. Die Varianten<br />

verwenden drei Galileo Satelliten und LEOs mit eingeschränktem Sichtspektrum. Die Galileo<br />

Satelliten befinden sich entweder auf einer Bahn oder auf drei verschiedenen Bahnen. Die<br />

Variationen beziehen sich hier auf die Anzahl der LEOs sowie auf die aufsteigenden Knoten der<br />

LEOs. Es werden Missionen mit einem LEO, zwei oder drei LEOs simuliert.<br />

Abbildung 32 zeigt für den betrachteten Zeitraum die aufgrund des zeitlich variablen<br />

Erdschwerefelds resultierenden mittleren Geoidhöhen.<br />

Abbildung 32: mittlere Geoidhöhen in Metern verursacht durch das zeitlich variable Erdschwerefeld im<br />

Simulationszeitraum von 27 Tagen<br />

Besonders auffällig in Abbildung 32 ist das Minimum in der Mitte Afrikas bei ca. – 5 cm. Zudem fällt<br />

ein Bereich in Südamerika auf, der eine Geoidhöhenänderung von bis zu ± 2 cm erfährt. In den<br />

meisten Gebieten liegen die Änderungen in einem Bereich von unter ± 1cm.<br />

Zunächst werden die Resultate für ein GRACE Paar betrachtet, die in Abbildung 33 und Abbildung<br />

34 veranschaulicht werden.<br />

48


Abbildung 33: Simulationsergebnisse für ein GRACE Paar<br />

im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld.<br />

a) Koeffizientendifferenzen in logarithmischer Darstellung.<br />

b) Geoidhöhendifferenzen in Metern<br />

Abbildung 34: mittlere Amplituden je Grad n und je<br />

Koeffizient für ein GRACE Paar im statischen und<br />

zeitvariablem Erdschwerefeld<br />

Auch hier zeigt die Darstellung der<br />

Koeffizientendifferenzen, dass die zonalen und<br />

nahen-zonalen Koeffizienten gut geschätzt<br />

werden können. Die Resultate der tesseralen<br />

und sektoriellen Koeffizienten sind schlechter.<br />

Abbildung 33b zeigt wiederum die typischen<br />

Nord-Süd-Streifen. Neben der anisotropen<br />

Fehlerstruktur aufgrund der Distanzbeobachtung<br />

ausschließlich entlang der Flugrichtung<br />

entstehen diese nun auch aufgrund des<br />

„temporal aliasing“. Anhand der angewendeten<br />

Skala lässt sich bereits erkennen, dass durch<br />

das Hinzuziehen des zeitlich variablen<br />

Erdschwerefelds die Geoidhöhendifferenzen<br />

deutlich größer werden. Der globale<br />

quadratische Mittelwert der<br />

Geoidhöhendifferenzen beträgt 4,4823 ∙ 10 −3<br />

Meter bei dieser Simulation. In Abbildung 34<br />

zeigt die rote Kurve die mittleren Amplituden je<br />

Grad n und je Koeffizient für die geschätzten<br />

Koeffizienten aus der Simulation im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld abzüglich der<br />

statischen und mittleren zeitvariablen<br />

Eingangsschwerefelder. Man kann sehen, dass<br />

diese Kurve und die Kurve der formalen Fehler<br />

aus der Simulation im statischen und<br />

zeitvariablen Erdschwerefeld eng beieinander<br />

bzw. teilweise übereinander liegen. Von<br />

Interesse ist in der Darstellung der mittleren<br />

Amplituden je Grad n und je Koeffizient bei<br />

Simulationen mit zeitlich variablem<br />

Erdschwerefeld noch der Schnittpunkt der hier rot<br />

eingezeichneten Kurve (mittlere Amplituden je<br />

Grad n und je Koeffizient für die geschätzten<br />

Koeffizienten aus der Simulation in statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld abzüglich der<br />

statischen und mittleren zeitvariablen<br />

Eingangsschwerefelder) und der hier grün<br />

eingezeichneten Kurve (mittlere Amplitude je<br />

Grad n und je Koeffizient für das zeitvariable<br />

Eingangsschwerefeld). Bis zu diesem Punkt<br />

können durch die simulierten Missionen die<br />

Koeffizienten zufriedenstellend geschätzt<br />

werden. Danach sind die Störeinflüsse zu groß,<br />

49


um die Signale zur Ermittlung der Koeffizientenwerte heraus zu filtern. Denn ab diesem Schnittpunkt<br />

sind die Fehler gleich oder größer als das eigentliche Signal. Dieser Schnittpunkt liegt hier ca. bei<br />

Grad 29. Das Histogramm und die Anzahl an vorgenommenen Beobachtungen sind hier natürlich<br />

identisch mit denen in der Simulation im statischen Erdschwerefeld, da LEOs, Orbits der LEOs und<br />

der Simulationszeitraum gleich sind.<br />

Nun werden die Ergebnisse der Missionen des GNSS-LEO-Trackings vorgestellt. Dabei werden<br />

zunächst die aus den Simulationen resultierenden Koeffizientendifferenzen betrachtet. Diese sind in<br />

Abbildung 35, Abbildung 36 und Abbildung 37 dargestellt.<br />

Die drei Abbildungen zeigen, dass die Koeffizienten mit zunehmender Anzahl der LEOs besser<br />

ermittelt werden können. Der Grund dafür liegt darin, dass mit steigender Anzahl der LEOs mehr<br />

Beobachtungen in die Simulation eingehen. Vergleicht man die beiden Varianten mit einem LEO<br />

untereinander, so kann man erkennen, dass die simulierte Mission mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen höhere Koeffizientendifferenzen liefert. Bei Ordnung 16 und 32 fallen hier<br />

markante rote Streifen auf. Diese entsprechen den Vielfachen der Umläufe eines LEOs um die Erde<br />

pro Tag. Im anderen Fall tritt dieser Effekt nicht hervor.<br />

Bei den Varianten mit zwei LEOs fällt dieser Effekt vor allem bei der Mission mit drei Galileo Satelliten<br />

auf drei verschiedenen Bahnen mit LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zu<br />

Simulationsbeginn (Variante 3_3_2_1EV) auf. Auch 3_1_2_1EV und 3_3_2_2EV zeigen leichte<br />

Anzeichen hierfür. Bei den Varianten mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn (3_1_2_1EV,<br />

3_1_2_2EV) zeigt sich vor allem bei den zonalen Koeffizienten, dass diese bessere Ergebnisse<br />

erzielen als die anderen beiden. In Bezug auf die Variationen der aufsteigenden Knoten der LEOs<br />

lässt sich sagen, dass sich leicht unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen.<br />

Bei den Koeffizientendifferenzen in den Fällen mit drei LEOs zeigen vor allem die Varianten mit drei<br />

Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen den oben beschriebenen Effekt in der Ordnung 16.<br />

Am stärksten ist dies bei der 3_3_3_1EV Mission ausgeprägt. Außerdem zeigt sich, dass in diesen<br />

vier Fällen die zonalen Koeffizienten in den niederen Graden besonders gut geschätzt werden<br />

können.<br />

Abbildung 35: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und einem LEO im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf einer Bahn. b)<br />

Variante mit 3 Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />

50


Abbildung 36: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />

LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />

Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante<br />

mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />

Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 37: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />

LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />

Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d)<br />

Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten<br />

zu Simulationsbeginn.<br />

51


Als zweites sollen nun die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient analysiert werden, die<br />

in Abbildung 38, Abbildung 39 und Abbildung 40 dargestellt werden.<br />

Auch in diesen Darstellungen zeigt sich, dass die Resultate mit zunehmender Anzahl an LEOs<br />

besser werden. Dabei ist die Verbesserung im Vergleich von einem LEO zu zwei LEOs größer (um<br />

den Faktor √2) als die im Vergleich von zwei LEOs zu drei LEOs (um den Faktor√3⁄ 2). Außerdem<br />

liegen in allen Fällen die roten über den blauen Kurven und die Kurven der formalen Fehler verlaufen<br />

stets glatter. Die roten Kurven zeigen jeweils in den niederen Graden unregelmäßigere Verläufe als<br />

bei den Missionen nur im statischen Erdschwerefeld.<br />

Abbildung 38: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />

einem LEO im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit 3 Galileo<br />

Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />

Abbildung 39: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />

zwei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo<br />

Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei<br />

Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />

c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />

Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180°<br />

aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />

52


Abbildung 40: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und<br />

drei LEOs im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo<br />

Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit<br />

drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum<br />

Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem<br />

Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°,<br />

120° und 240° aufsteigendem Knoten zu Simulationsbeginn.<br />

Betrachtet man die Schnittpunkte der roten und grünen Kurven, so kann man sagen, dass bei allen<br />

Varianten dieser Punkt zwischen Grad 40 und Grad 50 liegt. Je mehr LEOs eingesetzt werden, desto<br />

weiter schiebt sich dieser in die Richtung hoher Grade. Innerhalb der Varianten mit identischer<br />

Anzahl an LEOs lassen sich kaum markante Unterschiede erkennen.<br />

Nun werden die Geoidhöhendifferenzen betrachtet. Diese sind in Abbildung 41, Abbildung 42 und<br />

Abbildung 43 dargestellt.<br />

Abbildung 41: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und einem LEO im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit 3 Galileo Satelliten auf einer Bahn. b) Variante mit 3 Galileo<br />

Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen.<br />

53


Abbildung 42: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 90°<br />

aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und<br />

LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn<br />

und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 43: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in Metern. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 60°<br />

und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen<br />

Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei Galileo<br />

Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante mit<br />

drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zu<br />

Simulationsbeginn.<br />

54


Tabelle 17 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen (RMS) aus den Abbildungen 41, 42 und 43 sowie die jeweilige Anzahl an<br />

Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />

Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />

3_1_1_EV 4,0964 ∙ 10 −3 229765<br />

3_3_1_EV 4,1578 ∙ 10 −3 187729<br />

3_1_2_1EV 4,0487 ∙ 10 −3 459546<br />

3_3_2_1EV 3,8456 ∙ 10 −3 381496<br />

3_1_2_2EV 4,0313 ∙ 10 −3 459543<br />

3_3_2_2EV 4,1260 ∙ 10 −3 378816<br />

3_1_3_1EV 3,7618 ∙ 10 −3 574600<br />

3_3_3_1EV 3,7399 ∙ 10 −3 566509<br />

3_1_3_2EV 3,7518 ∙ 10 −3 563121<br />

3_3_3_2EV 3,7036 ∙ 10 −3 563121<br />

Tabelle 16: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />

Beobachtungen für Simulationen mit Galileo Satelliten im statischen Erdschwerefeld und einem LEO über 27 Tage<br />

Auch in diesen Darstellungen zeigt sich wieder insgesamt, dass mit zunehmender Anzahl an LEOs<br />

bessere Resultate erzielt werden. Die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen liegen alle in derselben Größenordnung. Die Tatsache, dass für die<br />

Darstellung der Geoidhöhendifferenzen aus den Simulationen mit statischem und zeitvariablem<br />

Erdschwerefeld ein größerer Wertebereich herangezogen werden muss, zeigt, dass hier insgesamt<br />

höhere Werte auftreten. Es ist also hier schwerer, die Koeffizienten zu ermitteln. Meistens sind die<br />

hier auftretenden Werte global fast einheitlich verteilt. Nur gelegentlich zeigen sich Extremwerte.<br />

In Bezug auf die Varianten mit einem LEO lässt sich sagen, dass die 3_3_1_EV Mission<br />

vergleichsweise schlechtere Resultate liefert. Gerade in den höheren Breitengraden treten hier<br />

größere Differenzwerte auf.<br />

Bei den Simulationsergebnissen mit zwei LEOs liefert die 3_3_2_1EV Variante die besten Resultate.<br />

Die Varianten 3_1_2_1EV und 3_3_2_2EV fallen vor allem durch kurze Streifen mit stark<br />

unterschiedlichen Werten in einem Gebiet im Pazifik auf. Bei der 3_1_2_2EV Mission lässt sich ein<br />

derartiges Muster nicht erkennen. Man kann anhand der vier Resultate sehen, dass nun die höheren<br />

Frequenzen deutlicher hervortreten und die langwelligen Fehler in den Hintergrund treten.<br />

Die Varianten mit drei LEOs sind vergleichsweise sehr ähnlich zueinander und weisen fast nur noch<br />

ähnliche Werte auf. Einflüsse aufgrund langwelliger Fehler sind hier nicht zu erkennen. Nur in den<br />

Missionsergebnissen mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn ist in einem kleinen Gebiet im Pazifik<br />

ein Muster mit extremalen Werten angedeutet. Die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen nehmen hier fast identische Werte an.<br />

Abschließend werden noch die Histogramme dieser Simulationsgruppe betrachtet. Diese werden in<br />

Abbildung 44 und Abbildung 45 graphisch dargestellt. Das Histogramm für die Variante 3_1_1_EV<br />

ist Abbildung 28b zu entnehmen und das für Varianten 3_3_1_EV Abbildung 28c.<br />

55


Abbildung 44: Histogramm der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und zwei LEOs im statischen und<br />

zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />

LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 90° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />

Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d) Variante<br />

mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0° und 180° aufsteigendem Knoten zum<br />

Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 45: Histogramm der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten und drei LEOs im statischen und<br />

zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und<br />

LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. b) Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei<br />

verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 60° und 120° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. c) Variante mit drei<br />

Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten zum Simulationsbeginn. d)<br />

Variante mit drei Galileo Satelliten auf drei verschiedenen Bahnen und LEOs bei 0°, 120° und 240° aufsteigendem Knoten<br />

zu Simulationsbeginn.<br />

56


Insgesamt lässt sich sagen, dass, wie Tabelle 17 zu entnehmen ist, in allen Fällen eine hohe Anzahl<br />

an Beobachtungen vorgenommen wird. Bei Varianten mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn<br />

werden im Vergleich zu den anderen analogen Varianten mehr Beobachtungen vorgenommen.<br />

Natürlich steigt die Anzahl der Beobachtungen mit der Anzahl der LEOs. Es lassen sich zwar<br />

gewisse linienförmige Muster in den Histogrammen erkennen. Diese sind aber wenig signifikant. Die<br />

Histogramme zeigen auch, dass die Beobachtungen global homogen verteilt sind. Dies<br />

korrespondiert mit den Darstellungen der Geoidhöhendifferenzen. Auffällig ist Abbildung 45d: dort<br />

gibt es meist sehr viele Beobachtungen; aber dazwischen befinden sich linienhafte Lücken. Dennoch<br />

gehen ausreichend viele Beobachtungen in die Schätzung der Koeffizienten ein, um gute Resultate<br />

zu erhalten.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jede dieser Missionen in dieser Gruppe<br />

zufriedenstellende Ergebnisse liefert und bessere Resultate erzielen kann als das vorgestellte<br />

GRACE Paar.<br />

Im folgenden Kapitel soll die Leistungsfähigkeit dieser Missionen für einen kürzeren<br />

Simulationszeitraum untersucht werden.<br />

6.5 Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für wenige<br />

Tage<br />

Nachdem gezeigt wurde, dass im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld die simulierten<br />

Missionen durchaus zufriedenstellende Resultate liefern, soll im Folgenden untersucht werden, wie<br />

leistungsfähig die Methode des GNSS-LEO-Trackings in einem Zeitraum von wenigen Tagen ist.<br />

Damit könnte eine wesentlich höhere zeitliche Auflösung der Schwerefeldabtastung erzielt werden.<br />

Daher wird für die Simulationen der Zeitraum auf fünf Tage verkürzt. In den hier untersuchten<br />

Missionen werden nur noch Varianten betrachtet, die drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und LEOs<br />

mit eingeschränktem Sichtspektrum besitzen. Dabei variieren die Missionen untereinander in Bezug<br />

auf die Anzahl der LEOs sowie die aufsteigenden Knoten. Die simulierten Missionen besitzen<br />

entweder einen LEO oder zwei oder drei oder fünf LEOs. Die Resultate werden nun wie in den<br />

vorangegangenen Kapiteln dargestellt und analysiert.<br />

Zu Beginn sind wieder die Koeffizientendifferenzen dargestellt, die in Abbildung 46 und Abbildung<br />

47 zu sehen sind.<br />

Auf den ersten Blick wirken die Darstellungen hier so, als würden sehr schlechte Ergebnisse erzielt<br />

werden. Man muss sich aber vor Augen halten, dass der Simulationszeitraum hier 22 Tage kürzer<br />

ist als in den vorangegangenen Tests und daher selbstverständlich vergleichsweise schlechtere<br />

Resultate auftreten. Für die Darstellung dieser Simulationen sind bewusst dieselben Wertebereiche<br />

wie in den vorangegangenen simulierten Missionen angewandt worden, um die Vergleichbarkeit<br />

besser zu gewährleisten. Natürlich werden auch hier wieder mit zunehmender Anzahl der LEOs die<br />

erhaltenen Resultate besser. In allen Abbildungen kann man sehen, dass die zonalen Koeffizienten<br />

am besten ermittelt werden können.<br />

57


Abbildung 46: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b) Variante mit zwei LEOs<br />

mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei<br />

0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 47: Koeffizientendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei<br />

0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 120° und 240° zu<br />

Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und 144° zu<br />

Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />

Simulationsbeginn.<br />

58


In den Abbildungen 47b und 47d kann man die in Kapitel 6.4 angesprochenen Streifen bei Ordnung<br />

16 leicht angedeutet sehen. Abbildung 47c zeigt in den niederen Graden zufriedenstellende Werte<br />

für die Koeffizienten. In allen Varianten sind die Koeffizienten mit hohem Grad und Ordnung am<br />

schlechtesten ermittelt. Im Vergleich der Varianten mit gleicher Anzahl an LEOs zueinander kann<br />

man keine markanten Unterschiede erkennen, die Aussagen zulassen würden, dass eine Variante<br />

besser wäre als eine andere.<br />

Die mittleren Amplituden je Grad n und je Koeffizient werden in den Abbildungen 48 und 49<br />

dargestellt.<br />

In allen Fällen liegen die Schnittpunkte der Kurven der zeitvariablen Erdschwerefeldsignale (grüne<br />

Kurve) und der Kurven der aus den Simulationen resultierenden Koeffizienten abzüglich der<br />

Koeffizienten des statischen Eingangsschwerefelds und der Koeffizienten des zeitvariablen<br />

Eingangsschwerefelds (rote Kurve) bei höheren Graden als bei der Simulation mit einem GRACE<br />

Paar nach 27 Tagen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld. Auch hier kann wieder bei den<br />

Missionen des GNSS-LEO-Trackings erkannt werden, dass mit zunehmender Anzahl der LEOs der<br />

markante Schnittpunkt in die höheren Grade wandert. In allen Varianten außer 3_1_5_2EV5 kann<br />

man eine Spitze im Verlauf der roten Kurve bei Grad 16 erkennen. Außerdem ist zu sehen, dass bei<br />

allen simulierten Missionen insgesamt ähnliche Werte resultieren. Natürlich merkt man auch hier<br />

einen Zusammenhang zwischen Anzahl der LEOs und erzielten Werten. Die Kurven der formalen<br />

Fehler (blaue Kurve) liegen in jedem Fall deutlich unter den roten Kurven.<br />

Abbildung 48: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b)<br />

Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit<br />

aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />

59


Abbildung 49: mittlere Amplituden je Grad n und je Koeffizient der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit<br />

aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten<br />

bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und<br />

144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />

Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 50: mittlere Geoidhöhen in Metern verursacht durch das zeitlich variable Erdschwerefeld im<br />

Simulationszeitraum von 5 Tagen<br />

60


Abbildung 51: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld. a) Variante mit einem LEO. b) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0°<br />

und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 52: Geoidhöhendifferenzen der Simulationsergebnisse mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn im statischen<br />

und zeitvariablen Erdschwerefeld. a) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu<br />

Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c)<br />

Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und 144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit<br />

fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu Simulationsbeginn.<br />

61


Die Veränderungen der Geoidhöhen aufgrund des zeitlich variablen Erdschwerefelds innerhalb der<br />

betrachteten fünf Tage zeigt Abbildung 50.<br />

Auf den ersten Blick sieht man, dass sich dieses Bild in Bezug auf Muster, Wertebereich und<br />

auffällige Stellen kaum von dem Bild der Veränderungen der Geoidhöhen aufgrund des zeitlich<br />

variablen Schwerefelds im Simulationszeitraum von 27 Tagen (Abbildung 32) unterscheidet.<br />

Lediglich ein dunkelroter Bereich im Norden Europas verändert sich. Dies ist vermutlich auf sich<br />

verändernde Einflüsse der Atmosphäre zurückzuführen. In den meisten Gebieten liegen die<br />

Änderungen in einem Bereich von unter ± 1cm.<br />

Die Abbildungen 51 und 52 zeigen die Geoidhöhendifferenzen für die Simulationen im Zeitraum von<br />

fünf Tagen.<br />

Tabelle 18 gibt eine Übersicht über die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen aus den Abbildungen 51 und 52 sowie die jeweilige Anzahl an<br />

Beobachtungen, die in die Lösung eingehen:<br />

Variante RMS [m] Anzahl der Beobachtungen<br />

3_1_1_EV5 4,4392 ∙ 10 −3 42922<br />

3_1_2_1EV5 3,8059 ∙ 10 −3 85862<br />

3_1_2_2EV5 3,7259 ∙ 10 −3 85746<br />

3_1_3_1EV5 3,4895 ∙ 10 −3 106862<br />

3_1_3_2EV5 3,5488 ∙ 10 −3 105306<br />

3_1_5_1EV5 3,2658 ∙ 10 −3 179812<br />

3_1_5_2EV5 3,3471 ∙ 10 −3 178353<br />

Tabelle 18: quadratische Mittelwerte der globalen Geoidhöhendifferenzen in Metern und Anzahl der vorgenommenen<br />

Beobachtungen für Simulationen mit einem Simulationszeitraum von fünf Tagen<br />

Variante 3_1_5_1EV5 liefert den besten Wert für die quadratischen Mittelwerte der globalen<br />

Geoidhöhendifferenzen. Auch die Darstellung der Geoidhöhendifferenzen für diese Mission zeigt<br />

vergleichsweise die besten Ergebniswerte. Lediglich in den polaren Regionen lassen sich geringe<br />

fleckige Flächen erkennen. In den übrigen Regionen sind die Differenzen homogen. Bei allen<br />

anderen Varianten gibt es markante Regionen mit extremalen Werten. Während diese Regionen<br />

bei der Variante mit einem LEO noch global und sehr häufig auftreten, sind sie bei den Varianten<br />

mit zwei LEOs schon deutlich reduziert. Diese werden mit zunehmender Anzahl der LEOs immer<br />

geringer. Bei den Varianten mit zwei LEOs fällt auf, dass sich die Bereiche mit den extremalen<br />

Werten entlang der Nordhalbkugel in einem Bereich bestimmter Breitengrade aneinander reihen. In<br />

Abbildung 52b sind Gebiete mit Extremwerten auch im Äquatorbereich zu sehen. Bei den Varianten<br />

mit fünf LEOs werden nur Werte im Bereich von ± 1cm angenommen.<br />

Abschließend zeigen die Abbildungen 53 und 54 die Histogramme der Missionen.<br />

62


Abbildung 52: Histogramme für die Positionen der LEOs über der Erde bei Simulationen mit drei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit einem LEO. b)<br />

Variante mit zwei LEOs mit aufsteigenden Knoten bei 0° und 90° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit zwei LEOs mit<br />

aufsteigenden Knoten bei 0° und 180° zu Simulationsbeginn.<br />

Abbildung 53: Histogramme für die Positionen der LEOs über der Erde bei Simulationen mit drei Galileo Satelliten auf<br />

einer Bahn im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld in logarithmischer Darstellung. a) Variante mit drei LEOs mit<br />

aufsteigendem Knoten bei 0°, 60° und 120° zu Simulationsbeginn. b) Variante mit drei LEOs mit aufsteigendem Knoten<br />

bei 0°, 120° und 240° zu Simulationsbeginn. c) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 36°, 72° 108° und<br />

144° zu Simulationsbeginn. d) Variante mit fünf LEOs mit aufsteigendem Knoten bei 0°, 72°, 144°, 216° und 288° zu<br />

Simulationsbeginn.<br />

63


Natürlich zeigen die Histogramme mit zunehmender Anzahl an LEOs mehr Werte, da auch mehr<br />

Beobachtungen durchgeführt wurden. In allen Fällen kann man sehen, dass die Beobachtungen<br />

homogen global verteilt sind. Dies korrespondiert mit den Darstellungen der Geoidhöhendifferenzen,<br />

in denen auch kaum Variationen in den Differenzwerten zu erkennen sind. Bei den Varianten mit<br />

zwei LEOs kann man schon von einer für die Verhältnisse guten globalen Verteilung sprechen. Bei<br />

den Missionen mit drei LEOs sind schon deutlich Positionen zu erkennen, an denen mehrmals<br />

Beobachtungen zu Stande kommen. Noch mehr Beobachtungen an mehreren Positionen werden<br />

bei den simulierten Missionen mit fünf LEOs vorgenommen. Dennoch sind hier noch deutlich<br />

Bereiche zu sehen, in denen keine Beobachtungen möglich sind. In Abbildung 53d kann man ganz<br />

leicht ein Muster mit Nord-Süd Streifen erkennen.<br />

Zusammenfassend lässt sich für diese Simulationsgruppe sagen, dass alle getesteten Varianten<br />

zufriedenstellende Ergebnisse liefern.<br />

64


7 Abschließende Betrachtungen<br />

Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Ergebnisse der Simulationen mit Hilfe von graphischen<br />

Darstellungen vorgestellt wurden, soll nun in Kapitel 7.1 ein Fazit über alle Simulationen gezogen<br />

werden. In Abschnitt 7.2 wird abschließend noch ein Ausblick gegeben, wie es mit den<br />

Untersuchungen der Methode des GNSS-LEO-Trackings weiter gehen könnte.<br />

7.1 Abschließende Diskussion der Ergebnisse<br />

In diesem Abschnitt soll die Arbeit abschließend betrachtet werden. Ziel dieser Arbeit war es, die<br />

Eignung des Konzepts des GNSS-LEO-Trackings als mögliche zukünftige Schwerefeldmission zu<br />

untersuchen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Untersuchung der Leistungsfähigkeit<br />

dieses Konzepts für die Messung des zeitvariablen Erdschwerefelds. Hierzu wird im Folgenden die<br />

Arbeit als Ganzes rekapituliert.<br />

In Kapitel 2 wurden die theoretischen Grundlagen der satellitengestützten Schwerefeldmessung<br />

vorgestellt. Zu diesen gehört zuerst die Darstellung des Potentials des Erdschwerefelds in sphärisch<br />

harmonischer Reihendarstellung, deren Koeffizienten {C̅nm, S̅nm} es anhand von Beobachtungen im<br />

Schwerefeld zu schätzen gilt. Diese Koeffizienten und deren zugehörige Genauigkeitswerte sind<br />

Bestandteile des Eingangsschwerefelds und des aus der Simulation resultierenden Schwerefelds.<br />

Somit können anhand der Differenzen der beiden Schwerefelder Rückschlüsse auf die<br />

Leistungsfähigkeit der simulierten Mission gezogen werden. Nach der Darstellung der<br />

mathematischen Grundlagen erfolgte eine Vorstellung bisher durchgeführter und geplanter<br />

möglicher Missionen. Hierbei ist vor allem die GETRIS Mission zu erwähnen, die als Vorlage für<br />

diese Arbeit dient. Sie beinhaltet ein Konzept des Trackings zwischen GEOs und LEOs.<br />

Der Missionssimulator und die Datengrundlagen wurden in Kapitel 3 erläutert. Der in dieser Arbeit<br />

verwendete Missionssimulator basiert auf der Methode der closed-loop Simulation, bei der<br />

schließlich die Leistungsfähigkeit der Mission anhand eines Vergleichs zwischen den in den<br />

Simulator eingelesenen Schwerefeldern und dem ausgegebenen Schwerefeld beurteilt werden<br />

kann. Außerdem wurden in diesem Kapitel die verwendeten Eingangsschwerefelder vorgestellt<br />

sowie die Annahmen bezüglich der Satellitenbahnen.<br />

Kapitel 4 stellte die Grundlagen des in dieser Arbeit untersuchten Konzepts des GNSS-LEO-<br />

Trackings für eine mögliche zukünftige satellitengestützte Schwerefeldmission dar. Ein zentraler<br />

Aspekt dieses Konzepts ist die Frage, wann eine Beobachtung zwischen einem LEO und einem<br />

GNSS Satelliten möglich ist. Hierbei werden zwei Fälle unterschieden. In einem Fall können sowohl<br />

der GNSS Satellit als auch der LEO theoretisch überall in den Raum sehen. Im anderen Fall besteht<br />

eine Einschränkung in Bezug auf das Sichtspektrum des LEOs. Für die in dieser Arbeit<br />

durchgeführten Simulationen wird ein Elevationswinkel von 15° bei Varianten mit eingeschränktem<br />

Sichtspektrum des LEOs angesetzt.<br />

Eine Übersicht über die in dieser Arbeit vorgestellten Simulationen wird in Kapitel 5 gegeben. Grob<br />

lassen sich die Simulationen in drei Gruppen einteilen: Simulationen im statischen Erdschwerefeld<br />

für einem Zeitraum von 27 Tagen, Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für<br />

65


einem Zeitraum von 27 Tagen und Simulationen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld für<br />

einem Zeitraum von 5 Tagen.<br />

In Kapitel 6 wurden die Ergebnisse der Simulationen vorgestellt. Bei den Simulationen im statischen<br />

Erdschwerefeld wurde stets ein LEO verwendet und die Art des Sichtspektrum des LEOs, der Typ<br />

der GNSS Satelliten, die Anzahl der GNSS Satelliten sowie der verwendeten Bahnen variiert. Dabei<br />

hat sich gezeigt, dass mit zunehmender Anzahl der GNSS Satelliten zunehmend bessere<br />

Ergebnisse erzielt werden können. Außerdem zeigte sich beim Vergleich der korrespondierenden<br />

Varianten, dass sich im Fall des uneingeschränkten Sichtspektrums des LEOs bessere Resultate<br />

erreichen lassen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass sich hinsichtlich der<br />

Bodenabdeckung zum Teil markante Unterschiede zwischen den Missionen mit GPS Satelliten und<br />

denen mit Galileo Satelliten erkennen lassen. Dies ist vor allem bei den Varianten mit jeweils zwei<br />

GNSS auf einer Bahn in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Fall. Ein Grund hierfür kann in den<br />

Umlaufzeiten der GNSS Satelliten liegen. Dies ist besonders beim Vergleich der Histogramme zu<br />

erkennen. Während bei Missionen mit Galileo Satelliten eine homogene globale Verteilung der<br />

Beobachtungen zu sehen ist, zeichnen sich bei Missionen mit GPS Satelliten sehr auffällige Muster<br />

ab. Zusätzlich konnte auch gezeigt werden, dass für eine gute Leistungsfähigkeit der Mission es<br />

nicht zwingend erforderlich ist, dass der LEO permanent Sichtverbindung zu einem GNSS Satelliten<br />

hat. Schließlich konnte unter Annahme von weißem Rauschen gezeigt werden, dass das<br />

Missionskonzept des GNSS-LEO-Trackings in fast allen Varianten bessere Resultate liefert als ein<br />

GRACE Paar mit gleicher Genauigkeitsannahme der Beobachtungen.<br />

Für die Untersuchungen im statischen und zeitvariablen Erdschwerefeld wurden nur noch Varianten<br />

mit drei Galileo Satelliten und eingeschränktem Sichtspektrum des LEOs verwendet, da diese im<br />

Vergleich zu den anderen simulierten Missionen am realistischsten für eine tatsächliche Umsetzung<br />

sind. In dieser Simulationsgruppe werden Variationen in der Anzahl der LEOs sowie in den<br />

aufsteigenden Knoten zu Beginn der Simulationen vorgenommen. Es zeigt sich, dass mit<br />

zunehmender Anzahl der LEOs die Leistungsfähigkeit der simulierten Mission steigt. Außerdem<br />

lässt sich erkennen, dass in allen analysierten Simulationsergebnissen die geschätzten Ergebnisse<br />

global homogen verteilt sind und keine Gebiete auf der Erde vorhanden sind, die besonders durch<br />

schlechte Werte auffallen. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse nicht darauf hin, dass bei<br />

Konfigurationen mit drei GNSS Satelliten auf einer Bahn enorm bessere Ergebnisse resultieren als<br />

bei Konfigurationen mit drei GNSS Satelliten auf drei unterschiedlichen Bahnen. Dennoch sind hier<br />

Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zu erkennen. Im Übrigen können Auffälligkeiten bei den<br />

Koeffizienten von Ordnungen, die einem Vielfachen der täglichen Anzahl der Umläufe des LEOs<br />

entsprechen, erkannt werden. Zusätzlich konnte wieder unter Annahme von weißem Rauschen<br />

gezeigt werden, dass alle hier untersuchten Varianten bessere Ergebnisse liefern als ein GRACE<br />

Paar mit gleicher Beobachtungsgenauigkeit.<br />

In der letzten Untersuchungsgruppe wurde der Untersuchungszeitraum im statischen und<br />

zeitvariablen Erdschwerefeld auf fünf Tage verkürzt und es wurden nur noch Simulationen mit drei<br />

Galileo Satelliten auf einer Bahn verwendet. Variationen wurden hier in Bezug auf die Anzahl der<br />

LEOs sowie auf die aufsteigenden Knoten zum Simulationsbeginn vorgenommen. Auch hier zeigt<br />

sich wieder, dass mit zunehmender Anzahl an LEOs bessere Resultate zu erzielen sind. Außerdem<br />

lassen sich auch wieder Auffälligkeiten in den Graden, die einem Vielfachen der täglichen Anzahl<br />

der Umläufe des LEOs pro Tag entsprechen, erkennen. Darüber hinaus kann aus den Ergebnissen<br />

bei gleicher Anzahl an LEOs, aber unterschiedlichen aufsteigenden Knoten zu Simulationsbeginn<br />

66


nicht auf Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der simulierten Mission geschlossen werden. Es<br />

kommt darauf an, welches Signal von welchem Satelliten registriert wird. Bei einem Missionskonzept<br />

mit drei Galileo Satelliten auf einer Bahn und fünf LEOs mit eingeschränktem Sichtspektrum von 15°<br />

Elevation kann man innerhalb von fünf Tagen ein homogen global gut geschätztes Erdschwerefeld<br />

erhalten, das keine Gebiete mit großen Fehlern enthält.<br />

7.2 Ausblick<br />

Der letzte Abschnitt dieser Arbeit befasst sich mit weitern Möglichkeiten der Untersuchung des<br />

GNSS-LEO-Trackings Missionskonzept. Denn vor einer Verwirklichung dieses Konzepts müssen<br />

noch weitere Analysen vorgenommen werden und einige in dieser Arbeit getroffene<br />

Vereinfachungen dürfen hierfür nicht aufrechterhalten werden.<br />

Dies gilt zum Beispiel für das Rauschen. In dieser Arbeitet wurde weißes Rauschen verwendet. Da<br />

aber in Wirklichkeit Beobachtungen miteinander korreliert sind, sollte, um noch realistischere<br />

Ergebnisse zu erhalten, farbiges Rauschen verwendet werden.<br />

Außerdem könnten Simulationen durchgeführt werden, bei denen die hier vereinfachten Annahmen<br />

bezüglich der Bahnparameter entfallen.<br />

In Bezug auf die verwendeten Satellitenkonfigurationen wären auch Varianten denkbar, die mehrere<br />

Typen von GNSS (zum Beispiel GPS und Galileo) gemeinsam beinhalten. Auch alternative<br />

Konfigurationen, die jeweils nur einen Typ von GNSS besitzt, wären denkbar. So könnte<br />

beispielsweise eine Untersuchung vorgenommen werden, die stets drei GNSS Satelliten betrachtet<br />

und in der Anzahl der Satelliten je Bahn sowie in den verwendeten Bahnen variiert. Natürlich könnten<br />

solche Untersuchungen analog in Bezug auf die LEOs durchgeführt werden.<br />

Darüber hinaus könnten die zeitlich variablen Signale, die in die Simulation eingehen, genauer<br />

studiert werden und somit im Anschluss daran genauere Analysen der Resultate vorgenommen<br />

werden. So könnten Aussagen darüber getroffen werden, welche Art von Signal sich auf welche<br />

Weise in den Ergebnissen wiederspiegelt.<br />

Auch das Einbeziehen von Einflüssen der Ozeangezeiten stellt eine Möglichkeit dar, realistischere<br />

Simulationsergebnisse zu erhalten und den Fehlereinfluss des „temporal aliasing“ näher zu<br />

studieren.<br />

Ein anderer möglicher Untersuchungsansatz wäre zu testen, wann das in dieser Arbeit untersuchte<br />

Konzept an seine Leistungsgrenzen stößt. Ein mögliches Vorgehen wäre dabei den<br />

Simulationszeitraum immer weiter zu verkürzen, bis die Koeffizienten derart schlecht geschätzt<br />

werden, dass sie keine Verwendung finden könnten.<br />

Schließlich könnte noch ein bedeutender Aspekt der satellitengestützten Erdschwerefeldmessung<br />

untersucht werden: die Höhe des LEOs. Umso näher der LEO an der Erde ist, umso besser können<br />

die Koeffizienten der höheren Grade geschätzt werden. Hier gilt es immer einen Kompromiss zu<br />

finden zwischen dem Wunsch, die Koeffizienten möglichst gut zu schätzten und den zunehmenden<br />

Kräften, die auf den LEO mit abnehmender Flughöhe wirken. Es wäre zu untersuchen, wie sich die<br />

Leistungsfähigkeit des GNSS-LEO-Trackings Missionskonzepts bei Variationen in der Höhe des<br />

LEOs ändert.<br />

67


Zum Abschluss lässt sich somit sagen, dass die Ergebnisse darauf schließen lassen, dass das<br />

GNSS-LEO-Missionskonzept eine erfolgversprechende Alternative für eine zukünftige Satelliten-<br />

Schwerefeldmission darstellt.<br />

68


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70


Eidesstattliche Erklärung mit Unterschrift<br />

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelor's Thesis, selbständig und ohne<br />

unzulässige fremde Hilfe angefertigt habe. Die verwendeten Literaturquellen sind im<br />

Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt.<br />

München, den 22.07.2013<br />

71

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