Festschrift 20 Jahre (2003) - Grüner Kreis
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Die Behandlung von Sucht und seelischer<br />
Erkrankung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />
Seit Bestehen des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />
<strong>Kreis</strong>“ wurden immer auch PatientInnen<br />
behandelt, die neben ihrer Suchterkrankung<br />
behandlungsbedürftige andere<br />
seelische Erkrankungen aufwiesen. PatientInnen<br />
mit dieser Doppelproblematik<br />
(Komorbidität/Doppeldiagnose) haben<br />
zumeist zusätzlich Symptome einer schizophrenen<br />
oder depressiven Erkrankung,<br />
einer Angststörung oder einer schweren<br />
Persönlichkeitsstörung.<br />
Unter dem Druck einer landesweiten<br />
Unterversorgung von PatientInnen mit<br />
Doppeldiagnosen sowie der erfolgreichen,<br />
bereits praktizierten Integration<br />
dieser PatientInnengruppe im Verein<br />
„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde 1997 begonnen,<br />
ein für diese Behandlungsgruppe<br />
differenziertes Therapieprogramm am<br />
Marienhof zu erarbeiten.<br />
Dieses Programm wurde im Laufe der<br />
letzten <strong>Jahre</strong> modifiziert und immer mehr<br />
den Erfordernissen dieser als schwierig<br />
zu behandeln geltenden PatientInnen<br />
angepasst. Im Laufe der Zeit erfolgte eine<br />
erfolgreiche Integration einzelner DoppeldiagnosepatientInnen<br />
in das bereits<br />
etablierte Behandlungsprogramm.<br />
Nach medizinischen und psychologischen<br />
Voruntersuchungen und<br />
erfolgreicher Entgiftungsbehandlung<br />
können PatientInnen, die kein Risiko der<br />
Selbst- oder Fremdgefährdung aufweisen,<br />
freiwillig in dieses Behandlungsangebot<br />
aufgenommen werden. Aktuell befinden<br />
sich 15 bis 18 PatientInnen mit einer<br />
Doppeldiagnose über einen Zeitraum<br />
von mindestens 18 Monaten in stationärer<br />
Behandlung.<br />
Vier Behandlungsbereiche sind<br />
Schwerpunkt der therapeutischen Arbeit:<br />
Förderung der Motivation zur Behandlung,<br />
Suchtproblematik, Psychische<br />
Störung sowie Doppelproblematik. PatientInnen<br />
der Doppeldiagnose-Einheit<br />
stehen ergänzend zum soziotherapeutischen<br />
Programm einer therapeutischen<br />
Gemeinschaft folgende Behandlungsangebote<br />
zur Verfügung:<br />
- Informationsgruppe über Symptome,<br />
Entstehung, Verlauf, Behandlung und<br />
Prognose bei substanzgebundenem<br />
Suchtverhalten und seelischer Erkrankung<br />
- Psychotherapeutische Kleingruppen<br />
und Einzeltherapien zur speziellen<br />
Krankheitsbewältigung<br />
- Mal- und Kunsttherapie<br />
- Familienarbeit<br />
- Progressive Muskelentspannung nach<br />
Jacobson<br />
- Bewegungstraining<br />
- Psychiatrische und Pharmakotherapeutische<br />
Behandlung<br />
Um PatientInnen mit einer Doppeldiagnose<br />
nach Abschluss der Therapie eine<br />
weiterführende Stabilisierung und Reintegration<br />
außerhalb der therapeutischen<br />
Gemeinschaft zu ermöglichen, stellt<br />
deren Nachbetreuung einen zentralen<br />
Punkt der Therapie dar. Dieser PatientInnengruppe<br />
stehen neben den allgemeinen<br />
Nachbetreuungsmöglichkeiten<br />
innerhalb des Vereins bei einem positiven<br />
Therapieverlauf zusätzlich AMS Förderungsprogramme<br />
mit einer schrittweisen<br />
Loslösung aus dem stationären Setting<br />
zur Verfügung. In Niederösterreich<br />
wurde speziell für diese PatientInnengruppe<br />
die Möglichkeit der Nachbetreuung<br />
durch das „Mobile Betreuungssystem“<br />
entwickelt. Dieses beinhaltet neben<br />
der Integration in eine der Tageswerkstätten<br />
des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ sozialpädagogische<br />
Betreuung im eigenen Wohnbereich<br />
außerhalb der Therapieeinrichtung, eine<br />
kontinuierliche fachärztliche Behandlung,<br />
die regelmäßige Abstinenzkontrolle<br />
und Fortsetzung der Psychotherapie.<br />
Der integrative Ansatz in der Behandlung<br />
von suchterkrankten PatientInnen<br />
mit einer zusätzlichen seelischen Erkrankung<br />
in eine therapeutische Gemeinschaft<br />
erwies sich in den letzten fünf<br />
<strong>Jahre</strong>n für die psychische Stabilisierung,<br />
soziale Reintegration und die Rückfallsvermeidung<br />
in die Sucht als äußerst<br />
erfolgreich. Dies zeigt sich insbesondere<br />
darin, dass ehemalige DoppeldiagnosepatientInnen<br />
neben ihrer neu aufgebauten<br />
Autonomie eine intensive Bindung<br />
zum Marienhof erhalten.<br />
Text: Mag. Birgit Kramer, Psychotherapeutin,<br />
Doz. Dr. Kurt Meszaros, Facharzt für<br />
Psychiatrie, Psychotherapeut<br />
Foto: Mag. Birgit Kramer<br />
Seite 27 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“